Mit Spannung hatte Nikolaos Medeias Antwort erwartet. In diesen wenigen Augenblicken war er langsam aus dem kurzen, rauschhaften Zustand wieder in zu sich gekommen. Er spürte ein innerliches Zittern, wie eine plötzliche, starke Erschöpfung. Er hatte sich in seine Erzählung über den Mythos hineingesteigert, vielleicht zu sehr, wie er jetzt dachte, doch es schien ihm, als hätte die Atmosphäre des Ortes, an denen sie sich gerade aufhielten, das ihre dazu beigetragen.
Nun bemerkte er, dass Medeia ihn ansah, und er antwortete mit einem durchdringenden Blick aus seinen tiefbraunen Augen, die im gedämpften Licht des Hofes schimmerten wie das Wasser des Brunnens. Die Zeit, die ihm zu verstreichen schien, bis Medeia antwortete, war sehr lange. Solange versuchte er, ihrem Blick standzuhalten. Ihre grünen Augen kamen ihm auf einmal überirdisch vor. Nikolaos spürte, dass seine Wahrnehmung sich verändert hatte. Zuerst ließ es eine diffuse Angst in ihm aufsteigen, dann verblasste die Angst und wurde von einer euphoría überlagert, die ihn schwindelig werden ließ.
Diese Stimmung wurde von Medeias Worten schließlich durchbrochen und aufgelöst. Nikolaos brauchte eine Weile, bis er die Worte aufgenommen hatte und antworten konnte. "Es handelt sich dabei um eine Gruppe verschiedener Menschen, von denen ich nur sehr wenige kenne. Der Sohn des Vermieters meines Geschäftes, der Sohn ist selbst schon ein Greis, lud mich ein, daran teilzunehmen. Er wird einer jener sein, die den Ritus leiten und uns andere in die Mysterien einführen." Nikolaos Stimme war leise und ruhig. "Außer dir habe ich noch niemanden eingeladen*." Er sah gedankenverloren durch das Gewölbetor, durch das Nes sie geführt hatte. Dann setzte er wieder dazu an, das Gespräch weiterzuführen. "Der Ritus wird höchstens sechzig Teilnehmer haben. Wenn du noch jemanden weißt, den du für würdig hälst, kannst du ihn oder sie gewiss mitbringen." Er blickte Medeia an. "Da ich selbst den Zeitpunkt, an dem das Mysterium stattfinden wird, noch nicht weiß, kann ich ihn dir noch nicht mitteilen. Ich werde zu gegebener Zeit dort auf dich warten, wo du es wünschst, um dich zum Ort, an dem wir den Bakhos empfangen werden, zu führen."
* Das Symposion in Leonidas Haus, auf dem Nikolaos Leonidas und Timokrates einlädt, findet später statt, als unsere Begegnung in Rhakotis.