Endlich konnte er eine Antwort vernehmen.
“Ja? Was?“
Es war unverwechselbar die wie so oft gereizt klingende Stimme seines Eheweibes.
Beiträge von Aelia Paulina
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Ihre Regel war ausgeblieben!
Dafür konnte es mehr als nur einen Grund geben, aber Paulina war sich sicher, dass die Göttin Iuno es bewirkt hatte. Bestimmt war Iuno dabei, ihren Teil der Abmachung zu erfüllen. Das die Göttin dazu überhaupt Gelegenheit hatte, dafür hatte Paulina gesorgt. Denn sie war zu ihrem Ehemann gegangen und zwar an einem ihrer mutmaßlich empfänglichen Tage.
Waren das jetzt die Anzeichen dafür, dass ihr Tun mit Erfolg gekrönt wurde? Ihre Hoffnung war groß.
Ganz aufgeregt lief sie zum Tempel der Göttin Iuno. Nur zwei ihrer Mädchen begleiteten sie.Die ließ sie draußen in der Kälte warten, als sie das eher bescheidene und kleine Heiligtum betrat. Sie kniete vor dem Altar nieder und streckte die offenen Hände vor.
“O Iuno, du hast mich erhört. Ich bin guter Hoffnung, ich spüre es. Ich werde mein Versprechen einlösen, so wie ich es geschworen habe. Ich danke dir, Iuno. Ich danke dir... Ich danke dir...“
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Von ihrem ersten Erfolg beflügelt nahm sie rittlings auf dem Schoß ihres Mannes platz und vollendete das Werk. Sie hatte ohne Zweifel ein klares Ziel vor Augen, dem sie geradewegs entgegen strebte, ohne auch nur einmal abzuschweifen oder einen Umweg einzuschlagen. Worauf sie aus war? Alle, die mit den Eigenarten und Geheimnissen der menschlichen Natur bewandert sind und die näheren Umstände erahnen, oder sogar die Vorgeschichte dieser Nacht kennen, werden es erraten.
Als sie hatte, was sie wollte, stieg sie rasch wieder herunter. Sie schlüpfte in ihr Kleid, strich sich noch ein paar Falten zurecht und flötete zum Abschied ein sehr zufrieden wirkendes: “Gute Nacht.“
Gleich darauf war sie entschwunden, genau so schnell wie sie gekommen war. -
Paulina aber war offenkundig nicht an Zärtlichkeiten gelegen. Sie verlor keine Zeit, machte sich frei und legte auch ihren Mann bloß, zumindest soweit das nötig war. Gleich anschließend tat sie, was getan werden musste, um das von ihr gewünschte Ergebnis zu erreichen, wobei sie Lucianus vielmals versicherte, was für ein schöner Mann er sei, wie stark und kraftvoll, dass er ein wundervoller Liebhaber wäre und wie sehr es ihr gefalle, bei ihm zu sein. Sie bemühte sich sehr, seiner Männlichkeit zu schmeicheln, aber sie tat dies nicht nur mit Worten...
Und? Hatte sie Erfolg damit?
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Paulina lächelte zufrieden. Sie drehte sich noch einmal und ließ sich dann auf Lucianus' Lager fallen, näherte sich ihrem leider etwas spröden Mann wie ein Raubtier auf Beutezug, schmiegte sich an seine Schulter und gurrte: “Und? Gefällt dir vielleicht auch was in dem Kleid steckt?“
Mit dem Zeigefinger fuhr sie sanft über sein Kinn. -
Paulina lächelte vielsagend, ...und schwieg.
Statt einer Antwort stand sie auf, öffnete die keltisch anmutende Fibel, die ihren Überwurf am Hals zusammen hielt, und warf diesen mit einer schwungvollen und überraschend grazilen Bewegung ab. Er landete unbeachtet zu ihren Füßen.
Darunter trug sie das aufreizende, rote Kleid, dass mehr erahnen ließ, als es verbarg. Sie hatte es vor einiger Zeit in der Stadt gekauft, extra für den heutigen Zweck. Das hatte sie einige Sesterzen und noch mehr Nerven gekostet.
Leichtfüßig drehte sie sich einmal um die eigene Achse.
“Und? Was sagst du? Gefällt es dir?“
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Die Sklavin zog sich umgehend zurück und überließ ihrer Herrin das Feld.
Paulina betrat das Gemach ihres Mannes mit langsamen Schritten. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie setzte sich auf die Bettkante und schlug die Beine übereinander, wobei der dunkle Stoff zur Seite fiel und ihr unbedecktes Knie entblößte. Sie sah Lucianus tief in die Augen, senkte dann mit deutlich gespielter Schüchternheit demonstrativ den Blick und sagte mit leiser Stimme: “Ich kann nicht schlafen. Was kann man da wohl tun?“
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Die junge Sklavin öffnete die Tür und betrat das Schlafgemach des Legatus Augusti. Der barsche Ton hatte sie sichtlich eingeschüchtert. Unsicher verbeugte sie sich und sagte mit leiser Stimme zaghaft:
“Verzeih mir, Herr. Aber die Herrin bittet, dich aufsuchen zu dürfen.“
Sie zögerte und dann fügte sie noch schnell hinzu:
“Oh, sie steht vor deiner Tür.“ -
Aelia Paulina fand es an der Zeit, wieder einmal ihren Ehemann aufzusuchen. Sehr häufig sahen sie sich nämlich nicht, was aber auch den Vorteil hatte, dass sie einander nicht auf die Nerven gehen konnten. Wenn sie sich von dieser Ehe Geborgenheit und Wärme versprochen hätte, dann wäre sie wohl bitter enttäuscht worden. Denn auch ein Jahr nach ihrer Hochzeit waren die beiden Eheleute noch immer nicht wirklich warm miteinander geworden. Aber Paulinas Interesse an ihrem Ehemann war sowieso anderer Natur, eher finanzieller.
Trotzdem musste etwas geschehen und zwar etwas ganz bestimmtes, damit Lucianus sie nicht irgendwann einfach überflüssig fand und sich scheiden ließ.Deshalb erschien Paulina an diesem Abend vor den Gemächern ihres Mannes. Sie trug einen weiten Überwurf aus dunklem Stoff. Eine junge Sklavin begleitete sie, weil Paulina jemanden brauchte, der für sie an die Tür klopfte.
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“Fein, hier ist er.“
Sie überreicht ihm den Brief und dabei berührte ihr Zeigefinger ganz kurz und wie zufällig seine Hand.
“Aber nicht trödeln, hörst du.“, sagte sie neckisch und lächelte.Sim-Off: Postgebühr zahle ich schon jetzt. Du kannst dich dann darauf berufen.
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“Phaeneas, mein lieber Phaeneas.“, schnurrte Paulina und schenkte dem Sklaven ein zauberhaftes Lächeln.
Sie hatte einen Narren an dem Bithynier gefressen – nur die Götter wussten warum.“Phaeneas, ich habe hier einen Brief. Er muss nach Rom. Willst du ihn wohl für mich zum Cursus Publicus bringen, ja?“
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Einladung zur Hochzeit Von
Tiberius Prudentius Balbus
und
Aelia VespaSalvete Vinicius Lucianus et Aelia Paulina,
Aelia Vespa und Tiberius Prudentius Balbus laden
am zehnten Tag vor den Kalenden des Oktobers
[22.09.] zur Feier ihrer Hochzeit in die Domus
Aeliana in Rom ein.Es wäre uns eine Freude und Ehre, wenn ihr dieses
Ereignis mit uns feiern würdet.
Wir bitten um eine kurze Benachrichtigung über
euer Kommen.Aelia Vespa
Tiberius Prudentius BalbusDiese Einladung hatte Aelia Paulina bekommen.
Aber sie würde nicht hin gehen! Natürlich nicht, was dachte die sich eigentlich? Das sie den weiten Weg bis Rom auf sich nehmen würde, wegen ihrer Hochzeit? Nein! Sie mochte ihre Verwandte Aelia Vespa nicht! Das Mädchen war eindeutig zu jung und zu hübsch!
Aber sie musste ihr eine Antwort schreiben. Das gehörte sich so.Also rief sie einen Sklaven, der lesen und schreiben konnte und diktierte ihm einen Brief:
An Aelia Vespa
Domus Aeliana, Palatinum
RomSalve Vespa, meine liebste Freundin!
Wie sehr ich mich für Dich freue. Was für eine herrliche Nachricht es ist, dass Du heiratest. Wie sehr ich Dich um diesen wundervollen Tag beneide. Ich würde viel dafür geben meine Hochzeit noch einmal erleben zu dürfen, und noch mehr, bei Deiner dabei sein zu können.
Leider geht das nicht. Meine Verpflichtungen halten mich hier in Germania Superior fest. Leider. Es tut mir so leid.
Ich wünsche Dir von ganzem Herzen das Allerbeste und liebe Grüße auch an Deinen Ehemann.Deine Aelia Paulina
MOGONTIACUM - ANTE DIEM VI KAL OCT DCCCLVIII A.U.C.
(26.9.2008/105 n.Chr.)Natürlich war das alles gelogen. Weder war Vespa ihre Freundin, noch beneidete sie das kleine blonde Ding um diesen Tag. Ihre eigene Hochzeit war schrecklich anstrengend gewesen und die Hochzeitsnacht... daran wollte sie gar nicht denken. Und überhaupt; welche Verpflichtungen?
Egal!Sie rief nach Phaeneas, damit er den Brief zum Cursus Publicus bringen würde: “Phaeeeeneeeas!“
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“CRINON, wo bist du, wenn man dich braucht?! Crinon, schaff mir dieses widerwärtige Subjekt aus den Augen!“
Eben noch hatte Paulina dem Sklaven ihre Gunst entzogen, und jetzt rief sie schon wieder nach ihm. Sie war manchmal ein wenig launisch.
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Zitat
Original von Crinon
[...]
Ein BettlerEin verwahrlostes Subjekt, das sich in den Straßenecken herumtrieb erkannte in der reichen Römerin samt Gefolge eine Chance sich etwas zum Lebensunterhalt zu ergattern: "Herrin, Herrin. Ein milde Gabe für einen ehemaligen Soldaten. Herrin, Herrin, bitte..."
Es durfte ernsthaft daran gezweifelt werden, dass dieser Mann jeh einer ehrlichen Arbeit nachgegangen war. Nicht desto Trotz kam er nun auf Paulina zu, in der Hoffnung er würde eine Kleinigkeit erhalten.
Bei Crinon hatten zwar schon bei dem flehentlichen Tonfall die Alarmglocken geschrillt, doch musste er sich erst nach vorne drängen um eingreifen zu können.
Das war zu viel!
Der Zwischenfall mit Crinon hatte Paulinas guter Laune ein jähes Ende gesetzt und nun das, kaum hatte sie das Kaufhaus verlassen und war auf die Straße getreten! Der Anblick des verwahrlosten Bettlers und der üble Geruch, der von ihm ausging taten ein Übriges. Der letzte Rest von Selbstbeherrschung blätterte von ihr ab wie der Putz von der Wand einer in die Jahre gekommenen Insula.“WAS?“, kreischte sie ebenso schrill, wie bei Crinon die Glocken läuteten.
“DU WAGST ES?! WAS FÄLLT DIR EIN MICH ANZUSPRECHEN? WEIßT DU DENN NICHT WER ICH BIN? WAS ERDREISTEST DU DICH!“Ihre erboste Stimme hallte laut über die Straße.
“SCHER DICH WEG, BEVOR ICH DICH WIE EINE VERLAUSTE RATTE ERSÄUFEN LASSE. DAS IST JA WIDERLICH! WEG, WEG MIT DIR, EKLIGES GESINDEL!“
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Paulinas Gesicht nahm eine bedrohlich rote Farbe an. Ihre Augen wurden zu zwei engen Schlitzen und ihr Mund ein harter, gerader Strich.
“Wie rührend du um mich besorgt bist.“, sagte sie schnippisch. “Dabei ist das gar nicht nötig. Phaeneas wird auf mich aufpassen.“
Sie lächelte ihrem neuen 'Liebling' zu. Doch das Lächeln gefror, als sie wieder zu Crinon sah.
“Aber ich habe es doch gewusst; auf euch Germanen ist kein Verlass. Ihr seid widerspenstig, unzuverlässig und faul! Ein nutzloses Volk!“Abrupt wandte sie sich noch einmal zu dem Verkäufer um.
“Willst du ihn haben? Nein? Geschenkt? Auch nicht? Nein, natürlich nicht!“
Das war natürlich etwas albern, denn Crinon gehörte ihr schließlich gar nicht.
Sie schaute aber auch schon wieder zu Phaeneas und sagte zu ihm: “Nimm du es.“Dann reckte sie das Kinn und stolzierte hinaus. Im Vorbeigehen murmelte sie Crinon zu: “Mit dir bin ich noch nicht fertig.“
Ihre Dienerinnen eilten ihr nach. -
“Mein Sklave nimmt die Sachen.“, sagte Paulina und zeigte dabei auf Crinon, auch wenn der streng genommen natürlich nicht IHR Sklave war, sondern der ihres Mannes und nur ausgeliehen (bzw. noch strenger genommen ihr 'Aufpasser' war).
Dann wies sie eine ihrer Dienerinnen an, den Verkäufer zu bezahlen, denn selbstverständlich trug sie ihr Geld nicht persönlich mit sich herum.
“Ein sehr schöner Laden ist das. Vielleicht komme ich einmal wieder.“
Sie war augenscheinlich recht zufrieden mit ihren Neuerwerbungen. -
Die Antwort des Verkäufers schmeichelte Paulina natürlich und stimmte sie ein wenig milde.
“So? Naja...“
Sie sah ihn abschätzig an und blickte dann zu Phaeneas, vielleicht in der irrigen Annahme, der könne ihr bei der Entscheidung helfen.
Schnell galt ihre Aufmerksamkeit aber wieder der Kette und dem Mann, der 250 Sesterzen dafür verlangte.
“Keine größere Ehre, ja?“ Sie seufzte theatralisch. “Also gut, ich nehme sie, und das Kleid auch.“ -
Phaeneas irrte sich, und zwar gründlich, denn Paulinas Reaktion war ungefähr das Gegenteil davon. Auf eine recht seltsame Art war sie nämlich sowohl verschwenderisch, als auch geizig. Bei ihr war das nur schienbar ein Widerspruch.
“Zweihundertfünfzig?!? Das ist aber ein stolzer Preis! Nein, dass ist fast schon unverschämt! Das Stück ist wirklich zauberhaft, aber zweihundertfünfzig? Du weißt wer ich bin, ja?“
Allem Anschein nach war sich die Ehefrau des Statthalters zum Feilschen nicht zu schade. Aber leider wirkte ihr empörter Ausbruch ein wenig einstudiert.
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“Oh ja, sie ist wundervoll.“
Paulina seufzte hingerissen.
Aber dann runzelte sie die Stirn (eigentlich etwas, was sie vermeiden wollte, denn sie hatte gehört, dass gäbe vorzeitig Falten).
“Was verlangst du dafür? Was soll sie kosten?“ -
“Oh!“, sagte Paulina und sah fasziniert auf das Geschmeide.
“Ich darf doch?“
Das war eigentlich keine Frage, denn schon strich sie mit dem Finger über eine Kette, die zweifellos aus Gold war.
“Die ist wirklich sehr schön.“
Sie liebte Schmuck.
“Ich muss sie probieren. Wenn du so freundlich wärst.“
Paulina drehte sich um und entblößte ihren Nacken, damit der Verkäufer ihr die Kette umlegen konnte. Mit Blick auf Gold, Silber und edlen Steinen vergaß sie manchmal die Etikette.