Beiträge von Nordwin

    Dexter überlegte. Sollte er diese Präfektus-Variante einfach nutzen? Immerhin würde der Brief ganz sicher ankommen. Und er hätte noch Zeit, sich eine ordentliche Mahlzeit zu genehmigen, ehe er zurück reiten müsste. Andererseits würde er dann mit dem schlechten Gewissen leben, das er wegen dieser Sache haben würde. Er seufzte und kaufe auf der Unterlippe, während er dem Soldaten zuhörte bei der Wegbeschreibung. Bis auf eine halbe Stunde genau...hm, da würde er suchen müssen. Andererseits war eine halbe Legion auch nicht gerade schwer zu übersehen. Viele tausend Fußabdrücke veränderten die Landschaft. Dexter sah die Wache zweifelnd an. In Gedanken schrumpfte das saftige Steak auf eine Schal Pulsum zusammen, als er schließlich endgültig nickte. "Jaah...ich denke, ich werde das Lager aufsuchen." Immerhin hatte er keine Lust, ausgepeitscht zu werden, nur weil irgendetwas Unvorhersehbares mit diesem Brief - was immer auch darain stand - passierte. "Hab Dank für deine ausführliche Wegbeschreibung und das Angebot, aber es ist besser, wenn ich die Nachricht selbst übermittle. Einen schönen Tag wünsche ich noch", sagte Dexter und deutete eine Verbeugung an. Wenige Sekunden später hatte er den Rappen bereits herumgezwungen und befand sich auf dem Weg ins Feld, immer der Nase nach und mit der Beschreibung des Soldaten im Hinterkopf.




    NUNTIUS - GENS CLAUDIA

    Irgendwo zwischen den anderen saß ich - ein unbedeutender Sklave, der nicht mit großem Intellekt glänzte, dafür aber mit breiten Schultern und germanischen Händen. Diese Hände hielten einige Tafeln und schreiben hastig alles in Stichworten mit, was der Mann, der die Schule leitete, da vorn sagte. Ob er mit Cicero den Comes meinte? Ich hatte keinen blassen Schimmer und war zugleich froh, dass hier am Ende nicht ich eine Prüfung ablegen musste, sondern die Herrin dies wollte. Damit sie allerdings nicht unschicklich zwischen den ganzen Männern als einzige Frau auffiel, hatte sie mich gesandt. Gut, dass man mich nur mit der gesamten Familie in Verbindung brachte, immerhin hatte ich hier und dort Leibwächteraufgaben und nicht nur bei Epicharis. Stumm hockte ich in der Ecke und schrieb weiter.



    ....
    - Tzizeroh [strike]insistunierte[/strike] [strike]insistonsierte[/strike] [strike]instuni..[/strike] machte Reden zu nem Bild-Dungrituahl
    - In derr Schulä: Krammatig und Üpunghen, de-klamm-ma-zjon-es
    ....
    - [strike]seit[/strike] [strike]seid[/strike] seit Vespahsianuss leere Stüle für Rehtorigg
    ...
    - Tzizeroh held Pannegürikohn auf Tzesah
    ....

    Zitat

    Original von Marcus Aelius Callidus
    Callidus nickte.


    > Richte deiner Herrin aus, dass ich mich damit einverstanden erkläre. Nach Entrichtung des Geldes wirst du zugelassen und kannst deine Mitschriften deiner Herrin übergeben. <


    Ich nickte und deutete eine Verbeugung an. "Vielen Dank, Herr, im Namen meiner Herrin. Ich werde sie von deiner Zustimmung in Kenntnis setzen." Und damit verschwand ich, nicht ohne mich noch ein weiteres Mal zu verbeugen.

    Das Lächeln fiel dem jungen Dexter aus dem Gesicht, als er von einem auswärtigen Manöver hörte, in dem der Centurio scheinbar steckte. Seine Herrin hatte darauf bestanden, dass Dexter die Nachricht in persona abgeben und damit sichergehen würde, dass sie den Empfänger sie auch auf dem schnellstmöglichen Weg erreichte. Die Aussage der Wache allerdings stellte den Nuntius nun vor ein minderschweres Problem. Er schwieg einen Moment zu lange und sagte dann erst einmal "Äh...", während er noch hastig weiter überlegte und der Wache beständig auf das nicht mehr vorhandene Ohr starrte. Schließlich gab er sich einen Ruck und zwang sich, dem Soldaten wieder in die Augen zu sehen. "Also....der Bote wird auch ganz sicher den Brief heute noch zustellen? Meine Herrin nahm mir nämlich eigentlich das Versprechen ab, die Depesche persönlich zuzustellen... Hm, in die Unterkunft? Ah, nein, besser ist es, wenn die Nachricht ihn so schnell als möglich erreicht..... Ich nehme an, du darfst mir nicht sagen, wo sich das Feldlager befindet und wie ich dahin komme?" fragte er sicherheitshalber noch einmal nach. Dexter war der beste Bote, über den die Claudier verfügten. Das war er nicht umsonst geworden, daher ignorierte er ersteinmal die verlangende Hand des Soldaten und blinzelte diesen angestrengt an.




    NUNTIUS - GENS CLAUDIA

    [Blockierte Grafik: http://img80.imageshack.us/img80/1294/dexterog2.jpg]



    Dexter war geritten, als seien ihm wilde germanische Wölfe auf den Fersen gewesen. In einer Staubwolke verhielt er sein edles Ross und sprang regelrecht herunter von seinem Rappen. Dieser war mit seiner rot-goldenen Satteldecke mit dem bekannten Familienwappen darauf durchaus als claudisches Pferd zu erkennen. Dexter trat vor und grüßte die Wachen. "Salvete, ich habe eine eilige persönliche Botschaft für Centurio Flavius Aristides von meiner Herrin, Claudia Epicharis", ließ er verlauten.




    NUNTIUS - GENS CLAUDIA

    Kassandra erntete einen gespielt bösen Blick von mir, als sie so schadenfroh lachte. Sie wirkte verwirrt und irgendwie niedlich, daher konnte ich ihr gar nicht richtig böse sein. Böse gucken konnte ich trotzdem, aber nicht lange, weil Kassandra drängelte. Ich runzelte die Stirn und nickte. "Jaja, aber Geld brauchen wir noch...." Die Bemerkung mit der Gartenschere fand ich nicht so angenehm, aber sie hatte ja recht, also würden wir eine neue kaufen. Dhara war auch bald heran, und ging gleich auf die Einkäufe ein. Bei der Erwähnung des Stuhltauschs musste ich breit grinsen. Sie dachte wie ich, das war prima. "Hehe, sehr gut. Das wär ja mal was. Aber ich glaub nicht, dass wir so einen Stuhl auf dem Markt finden, ehrlich gesagt. Und wenn das raus kommt... Naja. Und ja, es gibt nen kleinen Park hier in der Nähe. Kommen wir auf dem Weg vorbei. He, Serenus...."


    Zehn Minuten später hatten wir die Villa verlassen.

    Mit zwei hübschen Frauen und einigem an Geld im Schlepptau war ich also auf dem Weg zu den Märkten. Wer konnte sich schon etwas besseres wünschen? Ich lief zwischenden beiden und musste mich zurückhalten, Dhara und Kassandra nicht jeweils einen Arm um die Schulter zu legen und wie ein stolzer Gockel einherzuschreiten. "So, die Damen, wohin zuerst?"

    Dhara war seltsam. Statt mal selbst zu reden, ließ sie das Kassandra machen. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass Kassandra für Dhara eine lebende Spielfigur war. Aber solange das Kassandra nicht störte.... Ich hörte der kurzen Erklärung zu und blinzelte überrascht. "Moment mal, ihr sollt einkaufen, was immer ihr wollt? Und ich soll mitkommen und aufpassen und tragen? Ha, tz. Das is ja mal nen Ding." Verdutzt sah ich von der Griechin zu Dhara und wieder zurück. Ich klopfte zweimal mit der flachen Hand auf den Stuhl. "Na wenn das so ist... Dann mal los." Auf den Stuhl stützend erhob ich mich, wobei das eben halb reparierte Stuhlbein neuerlich nachgab und der Stuhl zu Boden ging. Ich zog eine Grimasse. "Na prima. Ach, egal, mach ich nachher. Sagt mal, hat die Herrin auch gesagt, dass ich mir auch was kaufen darf?" fragte ich und schlug bereits den Weg zu Serenus, dem Maiordomus, ein.

    Zitat

    Original von Marcus Aelius Callidus
    Das war tatsächlich eine mehr als ungewöhnliche Anfrage, bei Callidus einen Augenblick nachdenklich in den Raum schaute.


    > Nun, ein Sklave, der an einem fortgeführten Kurs teilnehmen möchte, bräuchte eigentlich zunächst einen cursus res vulgares. Allerdings wünschst du, die Mitschriften deiner Herrin zu überbringen....hmmm
    Ich denke, ich kann deine Herrin für diesen Kurs eintragen, wenn sie dich schickt. Natürlich muss das Kursgeld entrichtet werden. Zahlte deine Herrin bereits für den Besuch eines cursus continuus? <


    Sim-Off:

    Sklaven können für eine Gebühr von 500 sz einen CRV besuchen. Danach können sie auch CCs besuchen, wobei die Entscheidung über die Aufnahme zum CC bei der Güte des Lehrers liegt und dem Ansehen des jeweiligen Herrn


    Der Mann schien kurz verwirrt, aber ich war ganz zuversichtlich, dass sich alles zum Wohlgefallen der Herrin klären würde. Bei den Worten sah ich erst erschrocken drein, dann schüttelte ich den Kopf. "Herr, um ehrlich zu sein, interessiert mich persönlich diese Vorlesung gar nicht recht. Es ist, wie gesagt, nur der Wunsch meiner Herrin, dem ich selbstverständlich nachkommen möchte. Die Kursgebühr wird sie umgehend entrichten lassen, wenn du ihr Anliegen gestattest." Hui, irgendwann würde ich noch zu Höchstformen auflaufen mit diesem komischen Latein. Auf germanisch wär das alles kein Problem gewesen, aber in der Römersprache war es definitiv eine Herausforderung.


    Sim-Off:

    In Ordnung, danke für die Auskunft.


    Ouh, wenn der Mensch gewusst hätte, dass die Herrin die Tochter des verhassten Mannes war, der nur Probleme verursachte... Aber weder ich noch die Herrin wussten genaueres über diese Zwistigkeiten, daher ging ich vollkommen unvoreingenommen ins Gespräch. :]
    "Meine Herrin lässt fragen, ob es möglich wäre, an der anlaufenden Veranstaltung teilzunehmen, sie heißt....ähm.... De Arte Dicendi? Allerdings, nun, sie interessiert sich für die Veranstaltung, doch soll ich an ihrer statt herkommen und Mitschriften verfassen, sie würde sich als vermutlich einzige Frau zwischen Männern unwohl fühlen, zumal es doch unüblich ist, wenn sich eine Dame adeliger Herkunft für Rhetorik interessiert."
    So, die Katze war aus dem Sack. Natürlich hatte ich vorher alles auswendig gelernt, auf so einen Kauderwelsch kam ich schließlich nicht selbst.



    Sim-Off:

    Ich soll noch fragen, ob es inzwischen möglich ist, dass Sklaven den Res Vulgares ablegen und sich weiterbilden. Vor ein paar Wochen unter Aelias Leitung ging es nämlich noch nicht.

    Es musste schon fast Mitternacht sein, als ich den Raum betrat, in dem die Sklaven schliefen. Daher trat ich leise ein und schloss auch leise die Tür. Überall hörte ich gleichmäßiges Atmen, glaubte ich zumindest. Ich schlich zu meiner Pritsche und legte mich drauf, aber einschlafen konnte ich nicht. Ich hatte schon länger nicht mehr so viel Spaß gehabt wie heute. Dhara und Kassandra waren echt niedlich und eine prima Abwechslung. Irgendwo neben mir raschelte etwas. Stille. Erneutes Rscheln. "Pst?" fragte ich in die Dunkelheit. Vielleicht war da ja jemand wach. Oder es war eine Ratte oder so ein Katzenvieh....

    Bei Odin, das war aber eine schreckliche Stimme, die da versuchte zu singen... Musste wohl Dhara gehören. Naja, lag vielleicht an der Aussprache, vielleicht sollte ich mir mal was bapühloooh...naja, eben was auf ihrer Sprache vorsingen lassen, vielleicht hörte sich das ja besser an. Den Hammer ließ ich sinken, als ich hinter ihr auch Kassandra entdeckte. Ich grinste und lehnte mich lässig an die Wand. "Fegen wird er nicht mit einem Stuhl" antwortete ich Kassandra und grinste sie frech an. "Aber danke der Nachfrage, mir geht's gut. Und euch auch, scheint mir. Habt ihr denn nichts zu tun?" Die Antwort folgte auf dem Fuße: nein. "Ahja, scheinbar nicht. Was meinst du denn? Was ist wichtig, und was habt ihr vor? Hö?" fragte ich mit einem Stirnrunzeln und klopfte mit dem Zeigefingerknöchel an den Stuhl, der daraufhin gefährlich wackelte. Mistding. War vielleicht gar nicht mehr zu reparieren. Kein Wunder, was setzte sich da auch die fette Köchin drauf?

    Eine Kline und vorsorglich zwei Korbsessel schleppte ich nach draußen, inklusive einem Tisch. Was tat man nicht alles. Wenigstens hatte ich vorhin meinen Spaß gehabt, als Kassandra pitschnass davongestürmt war. Zweifelsohne würde sie sich früher oder später rächen, dachte ich mit einem Grinsen auf den Zügen, während ich schwitzend einen Korbsessel abstellte. Meine Fresse, die Dinger sahen gar nicht so schwer aus, waren es aber. Gutes Holz eben. Da rief plötzlich die Herrin. Ouh, und das hörte sich ganz und gar nicht nach einem Lob an. Schnell rückte ich den Blöden Sessel zurecht und huschte zu der Herrin. Hm, vielleicht würde sich Kassandra gar nicht mehr rächen brauchen, wenn Epicharis mit mir fertig war, weil es nichts mehr zum Rächen gab? Zerknirscht eilte ich ihr also entgegen. Sie stand bei dem Rosenbusch, wie konnte es auch anders sein... Ziemlich lädiert sah das Gestrüpp aus. Autsch, da war ich auf die Schere getreten, die wir achtlos liegen gelassen hatte. Verdammter Mist, nun war das Ding total verbogen... Ich tat so, als hätte ich nichts gesehen und kam gerade in dem Moment bei Epicharis und den anderen an, als der Hausherr eintrat. Sofort senkte ich in Demut den Kopf. Den Herrn durfte man nicht verärgern, der war nicht so lässig und cool wie Epicharis, sondern schnell mit der Hand. "Herr, willkommen daheim" nuschelte ich daher und fügte mich in mein Schicksal, wenn Epicharis mich nun strafen würde.

    Irgendjemand hatte einmal gesagt "Es gibt nichts Neues in der Welt - außer der Geschichte, die du nicht kennst." Musste ein echt kluges Bürschchen gewesen sein. Vermutlich kannte auch die Herrin diesen Spruch. Und wenn sie ihn kannte, war er ihr zu Kopf gestiegen, eindeutig. Erst dieses seltsame Anliegen, wegen dem sie mich zu einem Rektum oder wie auch immer schickte (ich wusste immer noch nicht, was genau ein Rektum eigentlich war und warum er in einer Schule arbeitete), und dann das hier. Wenigstens musste ich heute nicht allein herkommen und versuchen, mich zu erklären. Ich gelangte in letzter Zeit immer öfter zu dem Schluss, dass die Römer doch nicht mehr ganz dicht sein mussten. Nach acht Jahren, die ich nun schon Sklave war, und nach den drei Jahren, in denen ich der Herrin diente, war noch keiner - geschweige denn sie selbst - auf so komische Ideen gekommen, und das so schnell in Folge. Aber sollte es, ich lief mit dem Tross mit, wartete, bis man die Sänfte abgestellt und die Herrin rausgeklettert war, und dann klopfte ich für sie an.


    Ein komisches kleines Kerlchen öffnete die Tür und sah mich fragend an. Hatte ich diese Runkelrübe nicht schon mal in Mantua gesehen? Komisch, sehr komisch. "Äh, das ist meine Herrin, Claudia Epicharis. Sie würde gern mit......tja, mit wem....öh, mit jemandem reden, der hier das Sagen hat!" beendete ich den Satz und untermalte die Worte mit einer energischen Geste.

    Schon komisch, aber ich wollte dennoch keine direkte Anweisung der Herrin ignorieren, also klopfte ich an, wie es sich gehörte. Einen Moment musste ich warten, dann aber durfte ich eintreten. Der Mann, den alle Rektor nannten (was immer das auch war, vielleicht sowas wie ein Verwalter?), erkannte mich sicher als Sklave.


    "Salve, Herr, ich heiße Nordwin bin im Auftrag meiner Herrin, Claudia Epicharis, hier. Sie hat ein Anliegen von höchste seltener Natur und hofft auf deine Unterstützung in dieser Angelegenheit", sprach ich ihn an.

    Ich besserte gerade ein Stuhlbein aus, als ich aus der Ferne irgendwas von einem nordischen Gott hörte und grinsen musste. Konnte ja nur ich mit gemeint sein. Nordischer Gott... Ha, da konnte jemand kein germanisch, dachte ich mir, denn Norwin stammte von nord und wini und bedeutete Freund des Nordens. Aber das war nicht weiter schlimm, immerhin konnte ich weder griechisch noch bahbü...baapülon....na, Dharas Sprache eben, wie immer man die auch aussprach.
    Ich werkelte weiter an meinem Stuhl herum....

    Zitat

    Original von Kassandra
    Es war wohl mehr unbewußt, aber für Kassandra war Nordwin von diesem Moment an kein Fremder mehr, er war für sie wie .......


    Der Augenblick verflog zwar im Nu, doch sie glaubte bereits stundenlang abwesend gewesen zu sein. Vielleicht drängte ja die Zeit schon und da fiel ihr auch noch ein, dass die Rosen sicher Wasser benötigen würden. Also schickte sie sich an und konzentrierte sich sofort wieder ganz auf die Arbeit. Nordwins "ich weiß" konnte sie plötzlich gar nicht richtig zu ordnen. Hatte sie etwas zu ihm gesagt ? es war, als wären alle Gedanken und Bilder von eben wie weggewischt.
    Allerdings nur bis zu dem Moment, als sie hinter sich ein anzügliches Pfeifen vernahm. Da wusste sie wieder alles, was Geschehen war. Umso überraschter war sie, dass auch Nordwin irgendwie verändert wirkte. Sie drehte sich um und sah was er vor hatte nein .... Nein ! du wirst doch nicht etwa, nein das traust Du nicht...? rief sie gerade noch, als er ihr mit dem Eimer Wasser entgegen kam und seine Hand auch schon in den Eimer tauchte. Nein das machst du nic....aaahhh ! Der Ausruf war zwar nur gespielt und nicht zu laut, aber seine Tat verlangte nach Rache. Na warte ! rief sie keck zurück. Es wirkte als wäre sie nicht selbst hier im Garten in Rom anwesend, sondern auf den Hof ihrer Eltern, als wieder einmal einer ihrer Brüder - nur Unsinn im Kopf - sie hinterrücks mit Wasser übergossen hatte. Sie sprang auf Nordwin zu um ihn zu packen und versuchte dabei lachend nach dem Eimer zu greifen Gib mir sofort den Eimer her, na los ... !!


    Das war eh Humbug, dass man alle Germanen als barbarische Kinderfresser abstempelte. Ich hatte nie ein Kind gegessen, außer vielleicht einem Wildschweinkind, wenn man das so auslegen wollte, aber selbst da sagte man nicht Kind, sondern Frischling, Punkt. Also konnte ich mich wohl zu den zivilisierten Germanen zählen. Sicher, hoch oben im Norden sollte es germanische Stämme geben, die ihre Toten aßen, um sie so immer bei sich zu tragen....aber ob das stimmte, wusste ich nicht. War mir auch egal, wenn ich ehrlich war.


    Was ich für Kassandra war, konnte ich auch nicht erahnen, dazu kannte ich sie ja viel zu wenig. Was ich aber wollte, war, einen guten Eindruck hinterlassen und ihr etwas die Angst vor dem Ungewissen zu nehmen. Sooo schlecht war es gar nicht als Sklave, zumindest, solange man kein flavischer Sklave war. Von denen hatte ich schon eine Menge gehört. Angeblich sperrte man sie bei Ungehorsam in eine winzig kleine Kiste, wovon die Mehrheit der flavischen Sklaven ziemliche Rückenprobleme bekamen mit der Zeit. Mir war aufgegangen, dass wir wohl bald auch bei den Flaviern leben würden, zumindest, wenn die Herren diesen Flavier wirklich ehelichen würde...aber sicher würde sie nicht zulassen, dass man uns in eine Kiste sperrte wie Hühner vor dem Opfertag....


    Kassandras Quietschen klang irgendwie lustig und steckte an. Breit grinsend tauchte ich immer wieder die Hand in den Eimer, um sie nass zu spritzen. Wenigstens klappte meine Absicht und sie entspannte sie etwas. Die Rosenschere war bald vergessen und lag unnütz auf dem Boden, während ich um Kassandra herumhampelte und immer mehr Wasser in ihre Richtung abfeuerte. "Das hättest du wohl gern, das ich aufhöre! Ha!" rief ich und verfehlte sie ein weiteres Mal. Sie war geschickt wie ein scheues Reh, das Wasser zumeist langsamer als sie in ihren Bewegungen, sodass Kassandra kaum ernsthaft nass wurde. Allerdings wollte sie nun den Eimer haben... "Den Eimer?" fragte ich und hielt inne, um den Eimer hoch zu halten. Ich lachte schallend. "Da hast du ihn!" rief ich und schwenkte den Eimer so, dass sich Kassandra ein wahrer Wasserschwall näherte. Ob sie dieses Mal würde ausweichen können? :D

    Ich hatte zwar hinter keiner Säule gestanden, aber Tulla aus purer Freundlichkeit einen schwer beladenen Wäschekorb hinter ihrem Zuckerhintern her getragen. Den drückte ich ihr natürlich sofort in die Arme, als die Herrin nach mir rief. Dafür erntete ich ein böses Funkeln und einen ärgerlichen Blick, dann wackelte die beladene Sklavin auch schon in die Kammer, um die frische Wäsche aufzuhängen. Ich langte kurz nach Dhara bei der Herrin an, warf ihr ein Grinsen zu und wandte mich sodann an Epicharis. "Jepp?"

    Ha, ich wusste doch, dass meine Worte die Wirkung nicht verfehlten. Kassandra schien sich etwas zu beruhigen, auch wenn ich mich immer noch fragte, was wohl das Unwohlsein ausgelöst hatte. "Na was ist los, hm? Du bist noch nicht lange hier, und Sklavin bist du auch noch nicht lange. Sicherlich denkst du an deine Familie?" fragte ich nach und versuchte, so einfühlsam wie möglich zu klingen. "Weißt du, die werden sicher immer auf dich warten. Das ist was anderes, als wenn man als Frau plötzlich ganz allein ist und weiß, dass der Mann wenn überhaupt erst in vielen, vielen Jahren wiederkommt. Eltern und Geschwister werden immer warten und sich nicht abgewendet haben, wenn man dann wieder da ist", sagte ich zu ihr. Aus genau diesem Grund, und weil ich wohl genauso gehandelt hätte, wäre ich an der Stelle meines Weibes gewesen, klang es nicht verbittert, wenn ich davon sprach. Niemand konnte von einer jungen Frau erwarten, jahrzehntelang auf ihren gefangen genommenen Mann zu warten, auch wenn dieser Gedanke weh tat. Aber: ich war auch nie ein Kind von Traurigkeit gewesen. Treu zwar immer, aber ich sah mich nun nicht mehr als gebunden an. Mit einem Schulterzucken verbannte ich die Gedanken.


    "Alles klar, dann geh ich mal den Eimer holen. Du schneidest schön weiter, bist viel geschickter als ich", sagte ich und hatte mich schon halb umgedreht, um zum Brunnen zu gehen, als Kassandra den letzten Satz sagte. Ich drehte mich um und erwiderte mit meinem typisch germanischen Grinsen: "Ich weiß." Dann wandte ich mich um und holte den Wassereimer. Einige Minuten später kam ich zurück und musterte beim Näherkommen Kassandras Hinter(n)seite. Nicht schlecht! Ich pfiff anerkennend durch die Zähne und sagte anschließend: "Da bin ich schon wieder." Eine Hand tauchte ich in den Eimer und spritzte damit dann Kassandra grinsend nass. "Kleine Abkühlung gefällig?"

    Auf das Zwicken Kassandras hin grinste ich nur amüsiert. Zurückzwicken konnte ich nicht, also streckte ich ihr die Zunge raus und lachte anschließend kurz. Der Kerl hatte was drauf, das musste man ihm schon lassen. Hatte vermutlich einen Dickschädel, ohne den ging das wohl nicht, was er da fabrizierte. Ich hielt den Korb mit Obst, Brot, Käse und Saft in der einen Hand und in der anderen eine rostrote Decke. Klatschen konnte ich also nicht. Wenn ich es gekonnt hätte, hätte ich es allerdings auch nicht gemacht. Irgendwie musste ich nun aber an den kleinen ledernen beutel mit den klimpernden Sesterzen kommen, der an einem schmalen Gürtel um meine Hüfte befestigt war. War ja klar, dass ich was in den Klingelbeutel werfen sollte. "Ja, Herrin." Nur wie? "Pscht, Kassandra, greif mal da rein und hol nen paar Sesterzen raus", wies ich sie an und drehte mich so zu ihr, dass sie das Beutelchen sah, auf das ich mit dem Kinn deutete. Hände hatte ich ja keine mehr freu. "So drei oder so." gab ich Anweisung.