Beiträge von Nordwin

    Komischer Kerl, erst anrempeln und sie dann mit den Augen ausziehen. Ich würde schon aufpassen, dass er nichts anstellte, immerhin war ich ja dazu da. Ich würde sicher nicht davor zurückschrecken, einen Patrizier zu verdreschen, wenn er der Herrin dumm kam und sie wollte, dass er eine Lektion bekam. Grimmig dreinblickend ließ ich meine Fingerknöchel mal als Vorwarnung knacken, blieb aber wie ein Fels in der Brandung etwas abseits stehen und wartete auf meinen Einsatz. Dieses braungebrannte, blondgelockte Würstchen sah eher wie ein junger Germane aus als ein hochwohlgeborener Patrizier, auch wenn er so redete. Naja, abwarten...

    Ich konnte zwar nur raten, warum Kassandra plötzlich warm wurde, denn sie bekam rote Wangen, aber das konnte natürlich an nichts anderem als an mir liegen. Absichtlich sah ich fort, damit sie sich etwas rehabilitieren konnte, aber insgeheim war ich doch mächtig stolz, dass ich diese Wirkung immer noch auf Frauen hatte. Eine weitere nur halb verblühte Rose fiel der Schere beinahe zum Opfer, doch Kassandra rettete sie im letzten Moment. Ich grinste flüchtig und beschloss, von nun an absichtlich gute Triebe abzuschneiden, damit sie immer wieder ihre Hand auf meinen Arm oder die Hand legen musste.


    "Es gibt noch viel mehr Schnee als du dir denken kannst. Je weiter du nach Norden kommst und je höher die Berge sind, desto mehr Schnee liegt. Also, im Winter, nicht immer. Im Sommer ist es in Germanien so warm wie hier im Frühling. Meistens jedenfalls", erzählte ich weiter und nickte dabei. Mit meiner eigenen Vergangenheit hatte ich mich abgefunden, so resigniert das auch klingen mochte. Ändern konnte ich ohnehin nichts mehr. "Ja, das war es. Aber ich kann nichts ändern, und das alles ist schon sehr lange her. Ich glaube gern daran, dass mein Weib jemand anderen gefunden hat und nicht den römischen Bastarden zum Opfer gefallen ist", sagte ich und schnitt entschlossen eine Knospe ab. "Hm? Ach, die Rose. Ja, mach du mal, du hast geschicktere Hände als ich. Und weichere."


    Ich beobachtete Kassandra eine Weile dabei, wie sie mit der Schere hantierte. Ziemlich geschickt. Aber sie war ja auch eine Frau. Allerdings zitterte sie ihr. War ihr jetzt wieder kalt? Einen prüfenden Blick später legte ich ihr die Hand auf den Rücken. "Alles in Ordnung? Ich kann sonst auch weiter machen, nur fürchte ich, dass ich am Abend die Peitsche zu spüren bekommen werde, wenn ich fertig bin", versuchte ich einen Witz und gleichzeitig ein verstecktes Kompliment an die Frau zu bringen.

    Niedlich, wie ab und an ihre Nasenflügel erbebten, wenn sie die Luft einsog. Ich grinste breit und betrachtete sie ungeniert. Süße neunzehn Jahre war sie alt, also im gleichen Alter wie die Herrin. Die Städte, die sie nannte, sagten mir allesamt nichts. Griechenland war weit weg und wurde von reichen Römern meistens während der Ausbildung besucht, das war alles, was ich wusste. Trotzdem hörte ich der kleinen Griechin interessiert zu und drehte die Rosenschere in den Händen, während sie sprach. " Viel von der Welt gesehen habe ich auch nicht. Mach dir nichts draus", erwiderte ich und zuckte mit den Schultern. "Deine Familie sind Bauern?" fragte ich sie anschließend überflüssigerweise. Kurz darauf kam sie auf Germanien zu sprechen und ich nickte mit Nachdruck. "Die Heimat ist wundervoll, aber den meisten Römern zu kalt. Das liegt daran, dass sie keine Ahnung haben" versicherte ich leicht überheblich und schnitt einen trockenen aussehenden Zweig ab, aus dem allerdings ein grünes Blättchen spross...


    "Was du da sagst, klingt nett. Würd ich mir gern einmal anschauen. Aber es geht einfach nichts über behagliche Winterabende, wenn du mit deinem Weib in einer Hütte liegst und der Wind durch die Bäume streift. In der Ferne heulen Wölfe ihr trauriges Lied und in der Nähe prasselt ein wärmendes Feuer. Und das Met erst!" beschrieb ich mit großen Gesten der Hand, welche die Schere hielt. Was hätte ich für einen Krug Met gegeben! Aber die Römer mochten ja nur Wein oder Bier, so ein Schwachsinn. Das aufmunternde Zwinkern erwiderte ich mit einem Grinsen meines wettergegerbten Gesichts, ehe ich erneut einen noch lebenden Zweig kürzte. Irgendwie war ich ja stolz, dass sie mich indirekt einen Barbaren nannte.


    "Was willst du denn wissen? Ich bin siebenunddreißig Jahre alt und habe im freien Germanien gelebt, aber irgendwann kamen die Römer auch dort hin und ich landete als Kriegsgefangener in einem Raum ohne Fenster unter der Erde, weil ich mein Weib beschützen und das Dorf verteidigen wollte. Dass die Römer das barbarisch finden, ist mir zwar ein Rätsel, aber wenn man sich ihre Lebensweise genauer anschaut, weiß man auch warum. Das war vor knapp acht Jahren. Eine Weile war ich Sklave eines reichen Mannes in Germanien, dann kam ich hierher, weil er mich nicht mehr haben wollte. Die Herrin kaufte mich, das ist eigentlich alles Wissenswerte." Von Frau und Kind erzählte ich nichts, stattdessen schnitt ich eine halb verblühte Rose mit drastischer Bewegung ab.

    Meine Bitte wurde erhört, da hatte Odin sicher seine Hand im Spiel und ich war ihm irgendwie dankbar dafür, dass er mich nicht mit diesem unfreundlichen Gestrüpp allein ließ, sondern Kassandra schickte, die Sklavin, mit der ich mich noch nie so richtig unterhalten konnte, weil es keine Gelegenheit dazu gegeben hatte. Grimmig sah ich ihr entgegen. Es blieb keine Zeit, diese kleine Dorne als unwichtig abzutun, weil sie im nächsten Moment schon meine Hand in ihrer hielt und das Mistding rauszog. Mürrisch sah ich sie an, sagte aber nichts weiter zu ihren Worten als ein grollendes "Au."


    Dabei musterte ich Kassandras Profil etwas eingehender. Sie war hübsch. Epicharis hatte beinahe einen Männergeschmack was Frauen anging. Aber wenn man Dhara und Kassandra verglich, so war Dhara ein ruchloses Früchtchen und Kassandra die Unschuld aus Griechenland. Ich grinste kurz und beobachtete dann ihre geschickten Handbewegungen zwischen den dornigen Ranken. Ha, sie war eindeutig besser für dieses Zeug geeignet als ich. Die Worte vernahm ich nur am Rande, viel mehr hatte ich damit zu tun, das Mädchen zu beobachten. Die Bewegungen waren fließend und zart. Sie gefiel mir. :D


    Ich trat einen Schritt näher heran und tat so, als würde mich dieses Rosengeschnipsel interessieren, aber gerade hatte ich nur noch Augen für Kassandra. Ich starrte auf ihren Mund, der immerfort plapperte, aber plötzlich verstummte. Sie entschuldigte sich und ich sah sie verständnislos an, blickte auf das Messer und wieder zurück.


    "Öh, du musst dich nicht entschuldigen. Du kannst viel besser mit den Blumen umgehen als ich. Versteh ohnehin nich, warum sie mich für diesen Scheiß abkommandiert hat, ich bin nunmal niemand, der gut mit Pflanzen kann und so. Du bist geschickter." Ich grinste sie an.
    "Hast du gerade zu tun? Sonst könntest du mir mal erzählen, wie alt du eigentlich bist und was du bisher so von der Welt gesehen hast. Wie ist Griechenland so? Man hört immer davon, aber ich kann mir gar kein Bild machen. Ich bin Germane, weißt du", erzählte ich und grinste stolz.

    Welch sündige Gedanken die hübsche Dhara doch hatte...schade, dass ich davon nichts wusste, immerhin war ich ein Germane! Allzeit bereit und so. Ich kratzte mich am Kinn und beobachtete den Flavier und die Herrin. "Ich glaub ehrlich gesagt nich, dass sie weiß was sie tut. Das nimmt ein böses Ende, das sag ich dir, Dhara. Ist dir eigentlich klar, dass wir bei einer Heirat in die Villa Flavia umziehen müssen?" wisperte ich zurück. Es kursierten da solche Gerüchte. Flavische Sklaven wurden gedemütigt, gebrandmarkt, geschlagen...ermordet? Der dort sah nicht so aus, als würde er seine Sklaven mies behandeln. Aber er hatte einen ziemlich arroganten Zug um die Mundwinkel, fand ich. Vielleicht irrte ich mich auch, und dieser Aristides hatte es faustdick hinter den Ohren, peitschte Sklaven zu Spaß und.... aber die Herrin würde dem schon Einhalt gebieten, darin vertraute ich. Also, wenn das wirklich was werden würde zwischen den zweien, was aber an sich wohl der Fall war, wenn Dominus Vesivianus schon Bescheid wusste. Ich seufzte ergeben. "Er ist ein Flavier. Sei froh, dass du nicht weißt, was die mit ihren Sklaven anstellen. Und den Jungen habe ich in Aktion gesehen, der ist ein wahrer Tunichtgut!" Ich dachte mit Unbehagen daran zurück, wie Flavia Leontia dem Kleinen Peitschen und Knüppel zur Züchtigung gekauft hatte...

    Vorbei an Rotkehlchen - wo die Herrin stehen blieb, typisch Frau eben - an Büschen und bunten Blumen - was das alles gekostet haben musste! - über schimmernde Kiesel und an einladenden Bänken vorbei - die sie verwunderlicherweise nicht betrachtete - gelangten wir an ein Tor, hinter dem es interessant zu sein schien. Katzen knurrten und grummelten, fauchten und spuckten. Endlich etwas Aktion in Rom, ja, das war toll! Allerdings bekam ich die Anweisung, mit Dhara und den anderen am Tor stehen zu bleiben. Na toll, wenigstens konnte ich die Viecher aus der Ferne anschauen, was ich auch tat. Die Herrin schien ganz fasziniert, wie immer eben, wenn Katzen im Spiel waren, waren ja ihre Lieblingstiere. Der Flavier wirkte etwas zerstreut und kam meiner Herrin immer näher. Ich machte mich schon bereit, der wollte doch nicht etwa? Aber dann hörte ich, was er sagte, und blinzelte ein paarmal. Der wollte sie heiraten? Ha, na das war ja ein Witz! Ich überlegte schon, ob ich gleich anfangen sollte zu lachen oder erst etwas später. Scheinbar war es aber doch kein Witz, denn die Herrin ging drauf ein. Ich machte große germanische Augen und starrte die zwei an. Der steckte ihr doch tatsächlich einen Ring an und brachte sie zur Bank. Na was war denn das? Ich stand neben Dhara wie eine Kuh beim Donner und flüsterte ihr leise zu: "Sach mal, hast du das auch gesehen? Der will sie heiraten?"

    Ich war gerade dabei, die Rosen der Herrin zu schneiden. Warum das kein Gärtner machte, fragte ich mich schon lange nicht mehr. Immerhin war dieses ganze Gestrüpp und die bunten Blumen Epicharis' ein und alles, sah man von den beachtlichen Sammlungen von Brettspielen und Schuhen ab, die sich in einem seperaten Zimmer türmten. Und wenn sie wollte, dass dieses Zeug geschnitten wurde, dann musste ich eben herhalten, auch wenn ich eigentlich keinen Plan von sowas hatte. Ein Gärtner wär weitaus besser damit zurecht gekommen, hätte gewusst wo er schneiden muss und wo er besser nicht mit dem Messer hantierte. Ich hatte keine Ahnung, schnitzte hier und dort herum und knipste Zweige auf gut Glück ab.


    "Au! Argh! Verdammtes Mistzeugs!" fluchte ich gerade gehörig und schüttelte die linke Hand. Eine Dorne hatte sich in meinen Daumen gebohrt und tat etwas weh. Bei Odin, ich hasste Rosen! Wenn doch nur jemand kam, der sich damit auskannte, ohne dass die Herrin bemerkte, wie unvorteilhaft ich für Rosen geeignet war...



    Sim-Off:

    Kassandra? :)


    Sharif schaute noch einmal genauer hin. Das war ein Magistrat? Na sowas. Aber er war ein Annaeer, und die Annaeer waren eine befreundete Familie. Etwas machte klick im Kopf des Ianitors. Freunde sollten höflich und freundlich behandelt werden, also trat er einen Schritt zurück und öffnete die Tür etwas weiter. Dennoch hatte er eher schlechte Nachrichten für den Besucher.


    "Ich würde dich gern melden, Herr, doch der Hausherr weilt gegenwärtig in Roma. Er ist Sodalis der Curia Italia und wurde dort zu einer Dringlichkeitssitzung gerufen. Es steht mir nicht zu, Herr, aber es verwundert mich doch, dass du nicht ebenfalls zugegen bist. Soll ich ihm etwas ausrichten?" fragte Sharif und senkte ausnahmsweise einmal demütig den Kopf.


    Sharif öffnete die Tür und betrachtete den Mann, der davor stand, eingehend. Er sah nicht aus wie ein Bettler und konnte gut ein Bittsteller sein. Da hatte er Glück, dass er so gut gekleidet war, sonst hätte Sharif ihn davongesagt. So aber ließ sich der Ianitor nach einer mehr als eingehenden Musterung dazu herab, den Mann zu fragen: "Wer bist du und was willst du?"

    Ich stand ziemlich gelangweilt neben einigen anderen Sklaven und gab mir größte Mühe, auszusehen wie ein Stein. So war das eben als Sklave, da musste man herumstehen und aufpassen, obwohl es nichts aufzupassen gab. Die Herrschaften kauten einem eins vor und unterhielten sich gestelzt über irgendwelche absolut unwichtigen Dinge. Aber als Sklave stand man daneben und war sofort Gewehr bei Fuß, wenn auch nur eine Winzigkeit im Argen schien oder ein viel sagender Blick dich traf und deine sofortige Anwesenheit von Nöten zu sein schien. Bisher hatte ich da Glück gehabt, keine Regung der Herrin deutete darauf hin, dass sie augenblicklich ihren Leibwächter brauchte. Und so war genug Zeit, um die anderen Sklaven aufmerksam zu mustern. Dieser Hannibal schien schmächtig, der wäre sicherlich kein Problem für mich. Aber zwei der anderen flavischen Sklaven hatten ganz schöne Muskeln unter der Tunika. Naja, abwarten. Nun sah es ersteinmal so aus, als ob das Essen zugunsten eines kleinen Spaziergangs unterbrochen werden würde. Ich machte mich also bereit, in einigem Abstand hinter dem Pärchen herzulaufen. Vielleicht musste ich die Herrin ja vor den Krokodilen retten oder sowas. Das wär wenigstens etwas abwechslungsreich, auch wenn sie gewiss kreischen würde wie eine Sirene...

    Schwer beladen stürzte ich regelrecht in die Unterkünfte in der Hoffnung, Dhara dort anzutreffen. Ich hatte alles besorgt, was auf ihrer Liste stand: Mago, Äpfel, Pfirsische, Erdbeeren, Honig, Kräuter....einfach alles, was sie zu brauchen schien, wofür auch immer. Ganz nebenbei war ich pitschenass geworden und daher auch nicht mehr gut gelaunt, sondern grummelig. Ich sah Dhara nicht, zuckte mit den Schultern und lud ihre ganzen Sachen einfach auf ihrem Bett ab. Danach trat ich an mein kleines Schränkchen, um mich umzuziehen. Gerade hatte ich die Tunika über den Kopf gezogen, als die Tür auf ging...

    Der Sklave hatte genug gehört, die guten Zähne der Sklavin sah er sich nicht auch noch an. Zu gut konnte er sich noch daran erinnern, wie die Herrin ihn damals gekauft hatte. Alle hatten ihn wie ein Stück Fleisch angesehen, nur bei ihr hatte er den Eindruck gehabt, dass er nicht nur Ware war, sondern eine Winzigkeit mehr. Er war nun bei mir angekommen und erzählte, was die Sklavin gesagt hatte. Dafür bekam er eine Kopfnuss, denn er hätte gleich bieten sollen. Heraus kam, dass er sich unsicher war, was diese Massagesache anbelangte. Ich schüttelte den Kopf und rollte mit den Augen.


    "Wenn sie es nicht kann, wird sie es eben lernen, so einfach ist das. Und nun los, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit."


    Ich entließ den Dünnen, der sich mit seinem Schlagenkörper erneut den Weg nach vorn bahnte, und ging zu meiner Herrin. "Domina, die Sklvin entspricht deinen Vorstellungen, ich habe Rufus geschickt, damit er sie für dich erwirbt", teilte ich ihr mit. Weiter vorn hob der Sklave nun die Hand und bot eifrig mit. Zwar wurde er immer wieder überboten, doch als er schließlich "Dreitausend!" rief, wurde es still um ihn herum. Einige besahen sich den hageen Mann, fragten sich, woher jemand, der aussah wie ein Sklave, so viel Geld hatte. "....für meine Herrin Claudia Epicharis", fügte Rufus schnell hinzu und blinzelte den Händler an.

    Nur kurz hatte ich meinen morgendlichen Posten verlassen, jeder musste nun einmal mehrmals täglich bestimmte Dinge verrichten. Die Herrin war im Garten und erteilte den anderen Verschönerungshinweise was die Rosen und das andere Gestrüpp anbelangte, dafür brauchte sie keinen Leibwächter.


    Die orientalische Sklavin schien inzwischen alles im Griff zu haben, also kümmerte ich mich nicht weiter darum und zog mich zurück, weit genug, aber nicht zu weit. Den Kerl kannte ich doch, das war doch der auf dem Bankett gewesen. Einladung? Na das würde interessant werden. Mit verschränkten Armen stand ich so hinter einer schmalen Säule, dass ich hören, aber nicht sehen und gesehen werden konnte.

    Ich half der Herrin aus der Sänfte und hörte mir ihre Worte an. Ein grinsen konnte ich mir kaum verkneifen. Weinende Sklavinnen, da sprang sie immer an. So war sie nun eben. Kaum hatte sie ihre Aufzählung beendet, da nickte ich und wandte mich an einen Sklaven. "Du da, geh nach vorn und frag die Sklavin, was sie kann. Die Herrin erwägt, die Griechin zu kaufen. Wenn die Sklavin lesen und schreiben kann, ist das gut, wenn sie darüberhinaus noch rechnen kann und über frauentypische Dinge Kenntnis hat, zudem noch massieren kann oder bereit ist, es zu erlernen, dann bietest du im Namen von Claudia Epicharis bis zu dreieinhalbtausend Sesterzen. Los, hurtig!" Der dürre Sklave stolperte nach vorn, während ich die Herrin bereits wieder suchte. Wo steckte sie denn? Ah, da, bei Dhara. Na dann.


    Der junge Sklave bahnte sich inzwischen einen Weg durch die Menge und hob die Stimme. "Meine Herrin wünscht zu erfahren, welche Tätigkeiten die Sklavin beherrscht!" rief er.

    Zum Glück war ich nur als Aufpasser mit von der Partie und nicht als Träger. Es hatte Zeiten gegeben, da war ich einer von ihnen gewesen, bis mich die Herrin zum Leibwächter ernannt hatte. Und seitdem musste ich nicht mehr an der schweren Sänfte schleppen, sondern konnte gemütlich hinterdrein laufen, hier und dort ein Auge auf bedrohlich wirkende Dinge werfen und es mir im Großen und Ganzen gut tun lassen. Die Schwielen an den Händen waren auch verschwunden.


    Und begleitete die Neue, diese orientalische Dhara, die mir irgendwie suspekt war, ohne dass ich sagen konnte, warum. Auch jetzt bestätigte mich dieses Verhalten wieder in meiner Vermutung, dass sie komisch war, denn sie schien mehr Augen für den Stoff zu haben als ein Ohr für ihre Herrin. Ich schüttelte den Kopf und antwortete Epicharis an ihrer statt.


    "Die versteigern da eine Griechin, Herrin. Heißt Kassandra, ist dünn, blond und etwa so groß", fasste ich zusammen und zeigte etwa die Größe des Mädchens.
    "Und sie weint", fügte ich hinzu. Das zog immer, und etwas Aktion im Haus konnte nie schaden, seitdem Assindius und Aintzane nach Germanien aufgebrochen waren.

    Da jetzt fast alle anderen da waren, konnte es ja los gehen. Ich machte den Küchensklaven Beine, die in ihren hellroten Tuniken zum Schreien aussahen (den Gedanken daran, wie ich selbst aussehen musste, verdrängte ich erfolgreich). So wurden die ersten Platten hereingetragen und aufgestellt: Sepiae (Tintenfisch) mit Zucchinistäbchen, Epityrum (Olivenaufstrich), Moretum alium (Ziegenkäseaufstrich mit Knoblauch und Kräutern) und Moretum sesamum (vorgenanntes mit Sesam) mit frischen Brotsorten.


    Das war der erste Gang, von dem man sich nach Herzenslust nehmen konnte, was man gern essen wollte. Unterdessen verschwanden die Sklaven wieder in der Küche und kochten, brieten und brutzelten weiter. Aintzane und ich sorgen für das nasse Vergnügen, aber wo war Assindius?

    Und ich war es höchstselbst, der die Tür öffnete. Erstaunt darüber, dass es auch Senatoren gab, die selbst klopfen konnten, sagte ich zuerst einmal gar nichts. Dann....
    "Äh...salve? Ich meine: Willkommen, Senator. Du bist geladen? Wenn du mir dann bitte folgen würdest..."


    Ich half ihm aus der warmen Kleidung und geleitete ihn sodann zum Bankett.