Beiträge von Anchisothep Niger

    pro gravitate


    as an libra meter romanorum pro gravitate est


    uncia uncia as est


    scrupulum S unciae unciae est



    Bei den Gewichten war es etwas schwieriger. Anchisothep konnte schlecht ein Gewicht aufhängen. Doch zumindest war es gut, wenn alle Männer die Namen kannten und damit etwas anfangen konnten.

    Der Proreta hatte eilig am Quai eine Schleppmannschaft zusammengetrommelt. Auch einige Lasttiere waren dabei. Ansonsten waren alle anwesenden Männer der niederen Dienstgrade eingespannt. Der Proreta und seine Männer hieften eine Vielzahl starker Tau auf die kleine Scapha. Nur mit den zum Rudern nötigen Männern kehrte der Proreta zum Schiff zurück. Erschrocken stellte er fest, dass es sich bereits gefährlich geneigt hatte. Zudem hatte der Proreta auf den Befehl seines Gubernators hin zwei Liburnen angefordert, die die Landmannschaft beim Ziehen unterstützen sollten.
    An Bord herrschte mittlerweile eine unerträgliche Anspannung. Langsam hatte sich das Schiff in einen gefährlichen Winkel geneigt. Anchisothep und die fabri waren ratlos. Es schien, zumindest auf der Höhe, in der sie das Loch gebohrt hatten, kein Wasser im Zwischenraum der Rumpfwände zu sein. Die fabri dichteten das Loch ab und versuchten es noch einmal an einer anderen Stelle.
    Die scapha erreichte rasch das Schiff. Mithilfe einiger fachkundiger fabri wurden die Taue an Stellen auf der Backbordseiteangebracht, die stabil genug sein würden. Dennoch war das Unternehmen nicht frei von Risiko. Im schlimmsten Fall wäre das Schiff verloren, doch das würde es auch sein, wenn nichts getan werden würde. Es dauerte Anchisothep viel zu lange, bis die Taue angebracht waren.
    "Jeder, der jetzt hier keine Funktion hat, setzt sich in die scapha und verschwindet so schnell er kann.", knurrte Anchisothep. "Natürlich nur bis die scapha voll ist. Der proreta, die Rojer und die fabri bleiben ohnehin hier. Na los jetzt." Im Rumpf spannten einige Männer unter der Aufsicht des faber navalis Taue zwischen den beiden Rumpfseiten und zimmerten rasch Stützen und zusätzliche Verstrebungen, um zu gewährleisten, dass auch die abgesackte Steuerbordseite mitgezogen würde und um zu verhindern, dass das Schiff auseinander bräche. Dies alles wirkte nicht nur wie eine Kette von Verzweiflungstaten, es war eine. Anchisothep war nun jedes Mittel recht, um nur die Möglichkeit offen zu lassen, das Schiff vielleicht doch noch zu retten. Innerlich hatte er sich schon auf den schlimmeren Fall eingestellt. Er hoffte nur, dass niemand aus der Mannschaft zu Schaden käme.
    Die Liburnen ließen auf sich warten. Anchisothep sah sich das Innere des Rumpfes an. Die Männer waren mit ihren eiligen Bauarbeiten fertig. Anchisothep ging rasch an Deck. Er gab dem proreta den Befehl, der Landmannschaft ein Signal zu geben, er konnte nicht auf die Verstärkung durch die anderen Schiffe warten.
    Wenige Augenblicke später ging ein Ruck durchs Schiff. Die Mannschaft auf dem Quai versuchte, das Schiff weiter in Richtung Backbord zu ziehen, um es so wieder in eine stabile Lage zu bringen. Anchisothep zitterte. Seine Haut war mit Schweiß bedeckt. Er malte sich aus, was mit ihm passieren würde, wenn jemand auf die Idee käme, ihm die Schuld unterzuschieben für den Verlust - Nein, das Schiff würde gerettet werden! Es musste einfach gerettete werden. An etwas anderes wollte Anchisothep nicht denken.


    Sim-Off:

    Das ist ganz schön gemein ;) Der arme Anchisothep... wenn das so weiter geht, hat er am Ende seiner Dienstzeit bei der Classis ein Magengeschwür und chronische Herzschwäche ;)

    Anchisothep hatte bemerkt, dass die von ihm angeordenten Maßnahmen Wirkung gezeigt hatten, wenn auch keine ausreichende. So würden sie den Quai nicht erreichen. Wären sie am Quai, könnte Anchisothep dem Großteil der Mannschaft befehlen, das Schiff zu verlassen und anschließend mit weiteren Männern das Schiff in eines der Trockendocks zu ziehen. Doch dieses Vorhaben schien nun unmöglich.
    Anchisothep gebot den Handwerkern zu warten. Mit dem Proreta ging er an Deck. Er schätzte ab, ob es möglich wäre, eine scapha zu Wasser zu lassen. Auf der Backbordseite würde es nicht funktionieren. Auf der Steuerbordseite hingegen wollte Anchisothep es wagen, auch wenn er damit in Kauf nehmen müsste, dass diese Seite durch das zusätzliche Gewicht weiter absacken würde. Er suchte rasch einige Männer der Rojer zusammen. Die Männer lösten die scapha aus der Vertauung, drehten sie um einen Viertelkreis, sodass die parallale zur Steuerbordseite stand und schoben sie vorsichtig an die Reling. Das Schiff neigte sich gefährlich nach Steuerbord. Jedoch gelang es den Männern, das Boot zu Wasser zu lassen und der Proreta konnte mit einigen Rojern zum Quai aufbrechen, um von dort Taue zu holen, deren andere Enden am Quai in den Händen kräftiger Männer und Lasttiere wären. Anchisothep hatte beschlossen, das Schiff an den Quai ziehen zu lassen. Lieber wäre es ihm allerdings gewesen, das Schiff wieder in eine Position bringen zu können, aus der die Rojer es antreiben könnten.
    Die scapha entfernte sich rasch und hatte den Quai schnell erreicht.
    Anchisothep ging unter Deck.
    "Bohre jetzt vorsichtig ein Loch in die Innnebeplankung.", befahl er dem faber navalis. Dieser tat dies auch sogleich. Die Männer waren gespannt, was sie hinter diesem Loch erwarten würde. Die Gehilfen des faber navalis hielten Abdichtungsmaterial bereit.

    Anchisothep lief durch den Säulengang vor seiner Baracke des seemännischen Dienstes. Dabei schlug er gegen jede Tür, mit Ausnahme der des Quartiers des Triearchus.
    "Aufstehen, los!", rief er, nicht ganz frei von Ärger. Eigentlich passte es ihm gar nicht, dass er nun seine Mannschaft zusammenrufen musste.
    "Es steht viel Arbeit an. Wer nicht in einem halben zwölftel einer Tagstunde auf der Baustelle ist, wird zum Latrinendienst eingeteilt!"

    Sobald sich das Schiff neigte, fuhr Schreck in Anchisotheps Glieder. Er murmelte ein grobes Fluchwort in einem Dialekt der ägyptischen Bevölkerung Alexandrias.
    "Tragt den Ballast nach Backbord*!", befahl er der Mannschaft. "Solange, bis das Schiff gerade steht. Immer fünf Strohballen auf einmal. Falls das nicht reicht, stellen sich alle Seemänner auf die Backbordseite." Dann ging er in den Rumpf hinab und begutachtete die Steuerbordseite*. Er fürchtete, es könnte Wasser in die Rumpfwand gelaufen sein."Zurückrudern zum Quai! Schnell!", befahl Anchisothep. Dann wischte er mit einem Zipfel seiner Tunika Schweiß aus der Stirn. Er rief nach dem faber navalis. Dieser beeilte sich, mit einigen Gehilfen dorthin zu kommen, wo Anchisothep stand.
    "Wir werden jetzt an einer geeigneten Stelle ein kleines Loch in die inneren Planken*² bohren.", sagte Anchisothep. "Das ist nicht ganz ungefährlich. Daher haltet Wachs und ein Brett bereit, was ihr jederzeit über das Loch setzten könnt. Sobald Wasser aus dem Loch tropft oder fließt, werdet ihr das auch unverzüglich tun." Anchisothep sah zu den Ruderern. Die Seemänner hatten den Ballast verlagert. Doch war die Lage des Schiffes gerade geworden?*³ Der faber navalis und seine Männer blickten zu Anchisothep und warteten auf den Befehl zum Bohren. Doch Anchisothep wollte zuerst sich der Lage des Schiffes vergewissern.
    Er ging an Deck. Das Schiff hatte, dank des einseitigen Ruderns der Steuerbordseite, eine Drehung in Richtung Quai vollführt. Um gerade zu fahren jedoch würden aber die Backbord-Rojer auf Wasser stoßen müssen.


    Sim-Off:

    *Ich definiere jetzt mal einfach: Die abgesackte Seite des Schiffes ist die Steuerbordseite, die jetzt in der Luft hängt dementsprechend die Backbordseite.
    *²Ich gehe anhand deiner Beschreibungen davon aus, dass die Rumpfwand mindestens zweilagig ist, da ansonsten zum Beispiel eine Schwerpunktverlagerung durch plötzlichen Wassereinbruch ohne Wassereinbruch in die Ruderdeck nicht möglich wäre.
    *³Frage an den Narrator ;). Darf auch gerne zu Anchisotheps Gutem beantwortet werden :).

    Anchisothep war es schon vor einiger Zeit aufgefallen, dass bedingt durch die Tatsache, dass die Seemänner aus einer Vielzahl unterschiedlicher Gegenden kam, auch diverse Maßeinheiten kursierten. Er beschloss daher, zumindest seine Männer mit römischen Maßeinheiten vertraut zu machen.
    Daher hängte er eine Tafel auf, auf der er die römischen Bezeichnungen schreib und die jeweiligen Maße aufzeichnete, zumindest bei den Maßen bis zum gradus, bei den Flächenmaßen nur den pes quadratus. Dabei nahm er sich verschiedene Messlatten von der Schiffsausrüstung und solche, die er sich von fabri geliehen hatte, zur Hilfe.


    pro longitudine


    digitus est quadrans quadrantis pes


    uncia est uncia pes


    pes est hoc

    Sim-Off:

    Daneben: erwähnte Zeichnung


    cubitus est I S pedes


    gradus est II S pedes


    passus est II gradi


    pertica est X pedes


    stadium aut stadion (graec.) est CXXV passus


    mille passus est M passus


    duo milia passus sunt IIM pasuss



    pro latitudine


    pes quadratus est hoc


    scripulum est C pedes quadrati


    clima est quadrans actus quadratus


    actus quadratus est CXX pedes et CXX pedes


    iugerum est II acti quadrati


    heredium: IIII acti quadrati


    centuria est C heredia


    saltus est IIII centuriae


    Sim-Off:

    Meine Quellen hierfür: Die "Theoria", Wikipedia, Caesars "De bello gallico". Sollten mir Fehler unterlaufen sein (auch und vor allem bei der Umrechnung sowie den lateinischen Bezeichnungen, sagt Bescheid und schiebt das SimOn auf Anchisotheps mangelhafte Bildung ;) .
    Zur Erklärung:


    - pes (Fuß) entspricht etwas unter 30 cm
    -quadrans ist das Viertel
    -uncia ist das Zwölftel, bei Brüchen bei den Römern eine Grundeinheit, auf der rechnerisch alle anderen Brüche aufbauen
    -ein S bezeichnet eine Semis, also die Hälfe


    Bei größeren Längen- und Flächenmäßen muss man dazu sagen, dass gerade in der Navigation viel geschätzt wurde, denn maßstabsgerechte Karten gab es (zumindest für größere Ausschnitte sowie vor allem für die See) wahrscheinlich nicht bzw. waren diese eher selten.


    Hohlmaße und Gewichte folgen demnächst.


    Der pes ist die Grundheit des ganzen. Vielleicht könnte man bei der Rekrutenvermessung in Zukunft auch römische Maße zur Hilfe nehmen ;) . Die Umrechnung ist etwas mühselig, aber es sieht einfach schöner aus :).
    179 m wäre also etwa V S pes IIII unciae II digiti.

    "Ich traue dem Frieden nicht.", meinte Anchisothep zu seinem Triearchus, nachdem die Schiffe feierlich übergeben worden waren. "Das Geräusch, das das Schiff von sich gegeben hat, war wirklich besorgniserregend. Ich würde vorschlagen, dass wir Nachtwachen einsetzen, um sicher zu gehen, dass es keine verborgenen Schäden gegeben hat, die ihre schlimme Wirkung erst später entfalten. Wenn morgen früh noch alles gut ist, wird wohl nichts geschehen sein. Ich selbst werde eine Wache übernehmen."

    Anchisothep trat zackigen Schrittes ein.
    "Salve, Nauarche. Ich möchte mich hiermit abmelden. Wenn du erlaubst, werde ich sogleich in Richtung Rom aufbrechen, um an der Academia mein Examen abzuleisten."

    Sim-Off:

    Es tut mir leid, dass ihr noch länger auf mich warten müsst. Ich bin vermutlich erst nächste Woche, vielleicht sogar erst nächstes Jahr wieder in der Lage, zu antworten. Ich hoffe, das geht in Ordnung.


    Sim-Off:

    SimOn ließe sich das vielleicht so erklären:


    Da Anchisothep sich gut auf das Examen vorbereiten wollte, schlug er das Angebot des Nauarchus, ihn von einigen Arbeiten zu befreien, nicht aus. Er vertiefte sich in einige Bücher, die er sich geliehen hatte.

    Anchisothep war jedoch nicht in feierlicher Stimmung. Etwas ließ ihn misstrauisch werden. Zwar hatte er keine Schäden feststellen können, doch er wusste nicht, ob er vielleicht etwas übersehen hatte.
    "Hast du etwas feststellen können?", fragte er Gallicus. Er hatte bereits beschlossen, noch einige Stunden auf dem Schiff zuzubringen, Wache zu schieben gewissermaßen, denn irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl. Das Knirschen des Holzes war ihm außerordentlich laut vorgekommen. Konnte das Schiff eine derartige Verformung wirklich unbeschadet überstanden haben?
    "Vielleicht solltest du noch einmal nachschauen, ob wirklich alles in Ordnung ist.", sagte er zu seinem Vorgesetzten. "Drei Augen sehen besser als zwei. Der Moment, in dem die Schiffsmitte zusammengestaucht worden war, ist mir vorhin nicht ganz geheuer vorgekommen."

    Anchisothep betrat das Lazarett. Er war direkt von der Principia hier hin gegangen. Bei einem miles medicus meldete er sich.
    "Salve, Nauta. Ich suche den Mann, der sich heute im Steinbruch schwer verletzt hat." Der miles medicus nickte schweigend und ging hinüber in den Arbeitsraum des Arztes, der sich schon im Steinbruch des Verletzten angenommen hatte. "Salve, Gubernator.", begrüßte der Medicus Anchisothep. "Selbst lädiert zu sein scheinst du nicht. Du willst also sicher zu dem armen Kerl von heute Morgen. Nun, ich will dich hinführen, doch erwarte nicht zuviel. Den Kerl hat Morpheus in die Arme genommen." Als er das entsetzte Gesicht Anchisotheps sah, fügte er rasch an. "Nicht Thanatos. Ich habe ihm Opium gegeben, damit er mir nicht die ganze Zeit herumschreit. Nach der ersten Starre des Schreckens hatte er nämlich damit begonnen. Sein Bein ist übrigens durch und zertrümmert. Ich konnte jedoch die meisten Knochenteile richten und zusammenflicken. Andere musste ich entfernen, da sie sich tief ins Fleisch gebohrt hatten. Ich weiß noch nicht, ob sein Bein wieder gesund werden wird, wenn nicht wäre es natürlich sehr schade, denn der Junge ist ja noch nicht allzu lange bei der Classis und für die kurze Zeit schon zum Krüppel werden ist sicher ärgerlich. Nun gut, wenn er genesen ist, wird man ihn vielleicht noch als Schreiber einsetzen können, sofern er schreiben kann. Er wird es wahrscheinlich auch überleben, wenn die Wunde sich nicht entzünden sollte. Ich habe ihm eigenes Kraut darauf getan, doch man kann nie sicher sein. So, ich habe dich jetzt zugeredet, damit du im Krankenzimmer die Klappe hälst. Wenn du noch Fragen hast, stelle sie bitte jetzt." Anchisothep schüttelte den Kopf. Sie traten in das Krankenzimmer. Dort gab es sogar richtige Betten, nicht bloß Pritschen wie in den Mannschaftsquartieren. Nur der Verletzte aus dem Steinbruch lag in diesem Raum und schien friedlich zu schlafen. Anchisothep trat vorsichtig und leise an das Bett heran.

    Mit dem Marschgepäck auf dem Rücken betrat Anchisothep die Hafenkommandatur. Da er den Weg inzwischen kannte, fand er schnell zum Arbeitsräum des Nauarchus. Er klopfte und wartete auf eine Antwort von drinnen.