Beiträge von Anchisothep Niger

    Anchisothep war im Rumpf des Schiffes angelangt. Er ließ achtsam den Blick über die Rumpfwände und auch über die Verstrebungen im Inneren wandern. Besonders sorgsam überprüfte er den mittleren Teil des Rumpfes. Er konnte keine Schäden entdecken. Ein zweites und ein drittes Mal ging er durch den Rumpf. Dann zog er einen Maßstab aus seiner Tasche und legte ihn an verschiedene Balken, um zu sehen, ob sie sich gekrümmt hatten. Dieses Vorgehen wiederholte er auch bei den Spanten und bei der Rumpfverkleidung. Doch offenbar hatte das Holz seine alte Form, sofern es wirklich gravierend durch die Kräfte verformt worden war, wieder angenommen. Stichprobenhaft schlug er gegen Stützbalken, um am Klang zu erkennen, wieviel Gewicht auf ihnen lastete. Nach einer weiteren Runde kehrte er ans Deck zurück.
    Das Schiff war inzwischen vertaut worden. Anchisothep ging zum Triearchus. "Keine Schäden am Rumpf sichtbar.", sagte er militärisch-knapp.

    ...wartete Anchisothep in der Nähe des Tores auf Publius Gallicus. Er hatte seine vom Übungslauf inzwischen etwas abgenutzteren Soldatenschuhe angelegt, seine wenigen Habseligkeiten in einen Sack aus Leder gepackt, den er auf den Rücken trug. An diesem Sack hingen zwei Paar der Art von Schuhen, die Anchisothep auf Schiffen und für seine tägliche Arbeit trug, Kochgeschirr und einige Schläuche mit Wasser, Essigwasser und Wein. Anchisothep trug neben seiner Uniforms-Tunika noch einen einfachen Reisemantel. Es würde kalt werden in dieser Nacht, und doch wollte er noch an diesem Tag aufbrechen. Die Reise nach Rom würde einige Tage in Anspruch nehmen, da Anchisothep vorhatte, sie zu Fuß zu unternehmen. Nun musste nur noch Gallicus auftauchen, anschließend würde er sich noch beim Nauarchus abmelden. Noch wäre dieser sicher in seinen Arbeitsräumen in der Hafenkommandatur zu finden.

    Während die Nauta zum Bug liefen, wurde die Schiffsmitte weiter zusammengedrückt. Anchisothep hielt den Atem nun länger an. Nach außen gab er den ruhigen Befehlshaber, doch innerlich schien er beinahe vor Anspannung zu zerreißen. Wenn das Schiff den Stapellauf nicht überstehen würde, wäre zwar einerseits der Triearchus zuerst dafür verantwortlich, doch schließlich auch Anchisothep als Gubernator und Verantwortlicher für das Handeln der Mannschaft. Wobei er gegen den Willen der Götter nichts ausrichten konnte. Es knirschte bedrohlich unter Anchisothep. Als die Nauta endlich, die wenigen Augenblicke bis dahin waren Anchisothep sehr lange vorgekommen, den Bug erreicht hatten, sank dieser kaum sichtbar doch deutlich zu spüren ein Stück weiter ins Wasser. Inzwischen war auch der mittlere Teil des Schiffs vom Stapel gerutscht, nur das Heck muss noch nachrutschen. Als endlich das Schiff vollständig im Wasser lag, atmetet Anchisothep erleichtert auf. Zumindest war es nicht vollständig zerstört worden beim Stapellauf. Ob es kleinere Schäden davongetragen hatte, würde Anchisothep noch überprüfen müssen. Mit dem restlichen Schwung des Stapellaufs glitt die Triere durchs Hafenbecken. "Taue auswerfen und ankern!", befahl Anchisothep, als es in Reichweite des Quais angelangt war. Dann machte er sich auf den Weg ins Schiffsinnere. Wenn Schäden entstanden waren, durfte er keine Zeit verlieren, sie zu finden. "Nauta Publius Gallicus, mitkommen zur Inspektion des Schiffsrumpfes.", sagte er, als er demselben begnete.

    "Dann bis nachher.", antwortete Anchisothep lächelnd. "Ich muss noch ein wenig kochen." Er grinste. "Ich hoffe, meine Kameraden beschweren sich nicht wieder über mein Essen. Nun gut, Lysias kann vielleicht besser kochen, doch wir sind hier doch nicht in der Küche von vornehmen Leuten, wir sind bei der Classis." Wieder ein Grinsen. "Nun ja, Gallice, age, mein Kamerad."

    Der Rekrutierungsoffizier grinste. "Schon gut, Probatus Arend, ein einfaches "Idem me" hätte gereicht. Aber dein Eifer in Ehren. Ich hoffe, du zeigst ihn nicht nur bei dem Nachsprechen von Schwüren." Dann wandte sich der Rekrutierungsoffizier an alle Männer der Gruppe von Bewerbern. "Holt eure Ausrüstung sogleich im Materiallager ab. Morgen beginnt für jeden von euch eure Grundausbildung. Probati abite!" Der Rekrutierungsoffizier wandte sich wieder seinen Akten zu.

    Anchisothep war vom Nauarchus von einigen Arbeiten befreit worden, damit er sich der Vorbereitung auf sein Examen Primum widmen konnte.


    Sim-Off:

    Ich kann momentan nur noch alle paar Tage schreiben. Bitte habt Geduld mit mir!

    "Nun ja, als Beamter hat er sicher auch das nötige Kleingeld dazu.", antwortete Anchisothep und grinste. "Doch ich glaube, bei uns meinte er es wirklich nur nett und nicht als Wahlkampf, denn schließlich dürfen wir ihn gar nicht wählen."

    "Das kann nie schaden.", pflichtete Anchisothep ihm bei. "Vielleicht wirst du wirklich mal Praefectus Classis." Er grinste. Währenddessen hatte er seine Suppe keinen Moment aus den Augen gelassen. "Der Stapellauf wird heute Nachmittag beginnen. Wenn alles gut läuft, können wir schon gegen Abend aufbrechen."

    Das Schiff näherte sich der Grenze von Stapel und Wasseroberfläche. Anchisothep hielt die Luft an. "Macht euch bereit!", rief er über das Deck. Dann wurde er still. Aufmerksam lauschte er den Geräuschen aus dem Inneren des Schiffes. Jedes Knacken, jedes Knirschen konnte Unheil bedeuten. Doch es blieb ruhig. Jetzt waren es nur noch wenige Doppelschritt bis zum Wasser. Hier hatten die fabri den Stapel weniger steil gemacht, sodass das Schiff noch einmal verlangsamt wurde. Je schneller es wäre, desto größer war die Gefahr, dass es zerreißen würde beim Auftreffen aufs Wasser. In diesem Fall würde es nicht nur für das Schiff gewissermaßen tödlich werden, sondern auch für die Besatzung gefährlich. Zwar konnten alle schwimmen, da sie es in ihrer Grundausbildung gelernt hatten oder gar schon vorher, jedoch wären die Trümmer des Schiffs eine Verletzungsgefahr.
    Nun war es soweit. Das Schiff verließ den Stapel und glitt ins Wasser. Beim Bug ging es noch gut. Doch der gefährlichste Moment wäre der, in dem die Schiffsmitte auf der Grenze von Stapel und Wasseroberfläche läge. Zwar ging der Stapel ein Stück weit ins Wasser hinein, doch durch den Auftrieb konnte eine kritische Situation entstehen. Plötzlich ein lautes Knirschen aus dem Schiffsleib, direkt unter Anchisothep. Rasch sah er nach vorne. Der Bug hatte sich durch den Auftrieb gehoben, das Heck jedoch wurde durch den Widerstand des Stapels in eine andere Richtung gedrückt. So wurde die Schiffsmitte gewissermaßen zusammengepresst. "Die übrigen Strohballen zum Bug!", befahl Anchisothep rasch.

    Der Rekrutierungsoffizier nahm das Blatt wieder entgegen, als Arend es ausgefüllt hatte. Er las die Angaben sorgfältig durch. Zwischendurch blickte er zu dem Bewerber hinüber. Er schien wirklich sehr groß zu sein, dieser Britanne.
    "Gut, soweit scheint alles bei dir in Ordnung zu sein.", sagte der Rekrutierungsoffizier. "Bitte warte eine Weile ab, damit ich das gleiche bei den Männern, die nach dir an der Reihe sind, auch feststellen kann. Anschließend werdet ihr den Eid leisten."
    Der Rekrutierungsoffizier wandte sich schon dem nächsten Anwerber zu. Nachdem die Prozedur bei einigen auf ähnliche Weise wie bei Arend durchgeführt worden war, rief der Rekrutierungsoffizier die Bewerber wieder zu sich.
    "So. Ich werde jetzt den Eid verlesen, den ihr schwören müsst. Es reicht aber, dass ihr eure Zustimmung dazu mit einem deutlichen "Idem me" bekundet. Dieser Eid ist nötig, damit ihr der Classis dienen könnt. Wer es sich noch einmal anders überlegen möchte, kann dies jetzt tun. Er braucht einfach nur den Eid zu verweigern und anschließend aus der Tür zu gehen, durch die er hineingekommen ist.


    Probati state!"
    Der Rekrutierungsoffizier musterte die Haltung der Neuen, die sie auf den Befehl hin angenommen hatten und suchte das Pergament mit der Eidformel aus seiner Truhe. Eigentlich konnte er den Eid schon auswendig, doch das Pergament gab dem ganzen noch eine etwas würdevollere Aura. Er begann laut und feierlich, fast pathetisch, den Text zu verlesen:


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."

    "Sehr wohl, Nauarche.", sagte Anchisothep und salutierte. "Vale." Er verließ die Hafenkommandatur, und stieß vor dem Zimmer des Nauarchus fast mit dem, den er suchen sollte, zusammen. "Ah, Salve Verus, gut, dass du schon hier bist, der Nauarchus erwartet dich.", sagte er und verschwand aus dem Gebäude.

    "Salve Praefecte!", grüßte Anchisothep miltärisch, als er eingetreten war. "Ich habe eine Meldung zu machen. Der Nauta Caius Livianus Aper, Angehöriger des seemännischen Dienstes, Sohn des Freigelassenen Lupus Livianus, Inhaber des römischen Bürgerrechts wurde eben von einem Haufen Geröll verschüttet. Seine Kameraden konnten sein verschüttetes Bein freilegen, der Mann hat einen offenen Bruch erlitten. Leider hat ein Probatus das Bein bewegt, da er es, in der guten Absicht, die Blutung zum Versiegen zu bringen, hochlegte. Dieser Probatus heißt Labeo und ist Marineinfanterist. Ob dadurch ein Schaden zustande gekommen ist, konnte mir der Medicus noch nicht sagen. Der Verletzte war außer Lebensgefahr, als ich ihn zum letzten Mal sah. Er befindet sich in der Behandlung des Medicus Classis Chrysogonos. Ob und falls zutreffend wann er wieder für den Dienst tauglich ist, ist abzuwarten."

    Doch schon kurz nach der Übergabe des Formulars unterbrach der Rekrutierungsoffizier den Neuankömmling wieder beim Schreiben. "Hast du irgendwelche Empfehlungsschreiben bei dir? Außerdem müsste ich wissen, welchem Dienst der Classis du beitreten möchtest." Zwar hatte der Offizier keine Empfehlungsschreiben gefunden, dennoch wollte er noch einmal nachfragen.

    Mit einer Wachstafel in der Hand suchte Anchisothep die Arbeitsräume des Praefekten auf. Er hatte inzwischen erfahren, dass der verletzte Nauta Caius Livianus Aper hieß und der Sohn des Freigelassenen Lupus Livianus war. Er klopfte an der Tür.

    "Danke für eure Wachsamkeit, Jungs.", meinte Anchisothep etwas zerknirscht. "Und entschuldigt meinen Ausbruch vorhin." Er legte eine kurze Pause ein. "Und nun wieder rasch an die Arbeit. Wir können für unseren Kameraden nichts mehr tun."

    "Das ist gut.", antwortete Anchisothep. "Darf ich fragen, weshalb du jetzt das Examen schon ableisten möchtest? Verstehe mich bitte nicht falsch, ich habe nichts dagegen, doch für einen Nauta ist das doch recht ungewöhnlich. Auch ich war überrascht, als der Nauarchus das plötzlich von mir wollte."