Langsam beschlich Albina das Gefühl, dass hier irgendetwas nicht stimmte, und als Cato ihr sagte, weshalb er gekommen war wurde Albina aschfahl.
Sie hatte mit vielem gerechnet und nochmehr befürchtet, doch diese Nachricht war völlig überraschend.
Ganz langsam nahm sie den Brief entgegen und las Wort für Wort. Auf einmal übermannten sie innerlich wieder all die Gefühle, die sie in so harter Arbeit jeden Tag aufs Neue verdrängte. Gedanken an Verres, an ihre Gefühle, ihren Schmerz und seinen Tod. Seit jenen Geschehnissen hatte Albina nicht auch nur ein einziges Mal in dieser Hinsicht an einen anderen Mann gedacht. Und nun, ohne jede Vorwarnung, sollte sie einen noch dazu wildfremden Mann heiraten.
All jene Details, die Quintus über jenen Flavier berichtete, glitten vorerst an ihr vorbei. Sie konnte sich schon jetzt nur noch entfernt an das Gesicht des Mannes erinnern, der ihr vor einiger Zeit auf dem Markt begegnet war. Und sie konnte kaum noch beantworten , wie ihr eigentlich Eindruck von ihm gewesen war.
Und nun wollte ihr Vetter sie verheiraten. Die einzige wirkliche Vertrauensperson die sie bisher hier in Rom gefunden hatte und außer Cato der einzige, der von Verres wusste. Damals hatte er sie , wider jedweder Pflicht, unterstützt und war vielleicht auch ein entscheidender Faktor, dass sie noch lebte.
Nun erschien ihr diese Nachricht wie ein Dolchstoss in den Rücken.
Vor ihrem Gesich verschwamm das Gesicht von Verres, mit dem des Flaviers und wurde dann wieder zu dem ihres Vetters und in eben solcher Geschwindigkeit überschlugen sich Albinas Gedanken.
Es mochten Minuten her sein, dass sie etwas gesagt hatte, bevor sie Cato erneut anblickte. Mit einem Blick der jedwede Emotionen entbehrte.
"Ich kann nicht leugnen, dass ich davon überrascht bin." sagte sie möglichst unbeteiligt.
"Aber es war ohnehin eine Frage der Zeit, wie Vitamalacus schon anmerkte. Es handelt sich um den Patrizier, den wir gemeinsam auf dem SKlavenmarkt kennenlernten, oder täusche ich mich da?"
Albina selbst war darüber erstaunt, wie sehr ihre Gedanken, aber nicht ihre Gefühle von dieser Nachricht erschüttert wurden. Sie wusste nicht, ob sie froh oder unglücklich darüber sein sollte, aber sie spürte überhaupt nichts mehr...