Albina kam, es war noch recht früh am Vormittag, in Begleitung dreier Sklaven vom Mercatus zurück, wo sie den Einkauf von Lebensmitteln für die Villa überwacht hatte, zurück.
Die Straßen, zumindest die in den Villengegenden, waren noch spärlich besucht, da jene, die ihren Pflichten nachkamen, bereits fort und jene, die keine Pflichten hatte noch nicht auf waren.
Auch nur deswegen fiel Albina ein Mann auf, der sich gegenüber der Villa niedergelassen hatte und eben diese zu betrachten schien.
Es war für ihr geschultes Auge ein leichtes auszumachen, dass es sich bei diesem Mann nicht um irgendeinen Streuner sondern einen hochrangigen Bürger, vielleicht sogar einen Patrizier handelte.
Sie hielt einen Moment inne und überlegte, welche Gründe dieses merkwürdige Verhalten haben mochte. Wartete der Mann eventuell auf etwas? Nunja, vielleicht hatte er auch ein Mitglied der Familie besuchen wollen und war darauf hingewiesen worden, dass derzeit keines im Hause war. Einer ihrer Vettern befand sich im Krieg gegen die Partner, ein anderer besuchte gerade seine Villa in Misenum. Und auch die anderen Mitglieder waren derzeit fort oder nur selten zuhause.
So entschied sie als Sache der Höflichkeit einen ihrer Sklaven hinüber zu schicken.
"Verzeiht mein Herr, aber meine Herrin hat euch hier bemerkt und schickte mich um zu fragen, ob sie euch einstweilen helfen kann." sagte der Sklave mit allem nötigen Respekt. "Meine Herrin ist Tiberia Albina und weil sie bemerkte, dass ihr die Villa zu betrachten scheint erschien es ihr als Frage der Höflichkeit euch etwaige Hilfe oder Gastfreundschaft anzubieten."
Diese komplizierte Wortwahl hatte er wörtlich dem entnommen, was Albina ihm aufgetragen hatte und als einer der lateinfähigsten Sklaven der Familie brachte er sie auch beinah fließend rüber.