Beiträge von Tiberia Albina

    Als hätte Albina mit ihren letzten Worten böse Geister beschworen kam doch Tatsache in diesem Moment ihre Cousine rein. Das Albina sich darüber freute, wäre mehr als gelogen und auch heute gab die Art die Claudia an den Tag legte ihr nicht den Anlass ihre Meinung über sie zu ändern. Was stimmte mit der Frau bloß nicht? naja, sie führte die Gedanken nicht weiter aus, da in diesem Moment auch Quintus das Attrium betrat.
    Sie hatte die bösen Vorahnungen gehabt und dennoch war sie bei Quintus Worten völlig perplex. Sie wusste nicht einmal , dass Quintus einen Sohn hatte. Und nun war dieser auch noch gestorben. Sie war einen Moment sprachlos. Sie blickte ihren Cousin an und war über dessen kühle Art verwundert. Doch sie hatte vergessen, dass er bisher nur wenn sie untereinander waren und ohne die Gesellschaft der anderen vertrauter mit ihr geworden war.
    Nachdem Durus sein Mitleid bekundet hatte, trat sie auf ihn zu.
    Ganz leicht legte sie ihre Hand auf seinen Arm, und sagte leise : "Quintus, das tut mir wirklich sehr leid. Ich wusste nicht einmal, dass du einen Sohn hast. Aber wenn er dir nur ansatzweise ähnlich war, war er sicher eine große Persönlichkeit und dein Verlust schmerzt auch mich."
    Für mehr war im Rahmen der Familie kein Platz, doch sie hoffte, dass er an ihrem Blick die Aufrichtigkeit ihrer Worte erkannte. Falls ihr Cousin trotz dieses Ereignisses mit ihr nachher die Tiermärkte besuchen wollen würde, dann würde sie in aller Ruhe noch einmal mit ihm sprechen.

    Der Schmerz wird vergehen... Würde er das?,fragte sie sich. Momentan kam es ihr noch unvorstellbar vor. Doch die Worte ihres Cousins trösteten sie. Es half ihr das Ganze zu ertragen und sie wollte ihm Glauben schenken. Nun, in den Armen ihres Cousins, gab es zumindest einen winzigen Silberstreif am Horizont. So unerreichbar er jetzt auch noch wirken mochte. Die Geschehnisse und Konsequenzen würden sie zwar in dem ersten Moment in dem sie wieder allein war und das ganze wirklich verarbeiten konnte vermutlich erneut überfluten und den Schmerz wieder voll zum tragen kommen lassen, aber sie wusste nun, dass sie das nicht allein ertragen musste. Dass sie nun doch nicht völlig allein war und vor allem, dass sie nach all dem ihrem Cousin wirklich vertrauen konnte...
    Langsam aber sicher versiegten ihre Tränen vorerst. Zwar blickte sie nicht glücklicher als zuvor drein, doch der erste große Schmerz war zunächst überstanden. Langsam schlug ihr Herz steter und vorsichtig begannen ihre Gedanken wieder mehr kontur anzunehmen.
    "Ich weiß, ich hätte dir vertrauen und mit dir sprechen sollen." sagte sie während sie seinen Blick nicht los ließ. "Aber..." sagte sie ganz vorsichtig. "..wie hättest du reagiert? Und es war nicht nur mein Leben, das ich auf Spiel gesetzt hätte."versuchte sie ihm ihr Handeln plausibel zu machen. Doch das wollte sie garnicht weiter ausführen. In ihrer Situation hatte sie garkein Recht sich zu rechtfertigen.
    "Aber das ist nun ohnehin Vergangenheit." wurde ihr wieder gewahr,als sie daran dachte, dass es nun, da sie Verres nicht mehr würde sehen können, wirklich nur noch ein Teil der Vergangenheit war. Natürlich würden noch Strafen folgen, und vieles würde sich ändern. Vieles hatte sich bereits geändert, Albina selbst auch.
    "Ich würde dir versprechen, in Zukunft jederzeit zu dir zu kommen und dir zu vertrauen.Aber ich kann es nicht." sie hoffte er würde verstehen, was sie damit ausdrücken wollte. "Ich habe schon einmal mein Wort gebrochen...ein Versprechen von mir wäre nichts mehr wert." gestand sie sich traurig ein.
    Noch einmal kam sie ihrem Cousin näher. So nah, dass sie ihn wieder direkt umarmte. Ihr Mund an seinem Ohr . "Ich werde es dir beweisen.", flüsterte sie. Dann legte sie ihren Kopf noch einmal auf seiner Schulter ab und verweilte einen weiteren Moment.
    Bei all ihren Worten war ihr Ton weder fröhlicher noch gelassener geworden. Doch immerhin hatte ihre Stimme nicht mehr gezittert und Albina bei ihren Worten nicht mehr schluchzen müssen.

    "Nun, wenn das der Fall ist, Iuvenalis, dann brauchst du dir keine Vorwürfe machen. Und dich darüber zu erregen hilft dir leider auch nicht." lächelte sie ihn an und hoffte damit den Ärger, der ihm noch immer deutlich im Gesicht stand, zu vertreiben.


    "Weiß eigentlich einer von euch, wen wir noch zu erwarten haben? Außer Quintus, meine ich."

    Sie wusste nicht, weshalb sie sich in seine Arme geworfen hatte, es war keine geplante Handlung. In diesem Moment hatte sie einfach nicht anders gekonnt. Ebensowenig hatte sie gewusst wie ihr Cousin darauf reagieren würde. Nichts an seinem Verhalten hätte ihr zu dieser Umarmung das Recht gegeben. Doch als sie dort an seiner Schulter lehnte und schluchzte, tat Quintus etwas, womit sie nicht gerechnet hatte. Doch nichts besseres hätte er in diesem Moment tun können.
    Sie spürte wie er seine Arme um sie legte und näher an sich zog. Neben all ihrem Schmerz und all der Hoffnungslosigkeit die sie fühlte, gab ihr eben dies die Geborgenheit die sie suchte. Das einzige, was ihr vielleicht irgendwo helfen konnte all das zu ertragen. Nur diese eine an sich kleine, doch für ihren Cousin große Geste, war es, die sie davon abhielt in diesem Strudel der Ereignisse und Gefühle unterzugehen.
    Sie hörte seine Worte und sie wusste, dass er recht hatte. Es gab für sie beide keine Zukunft. Doch diese Erkenntnis und deren Ergebnisse zu verkraften, würde sie vermutlich sehr viel Zeit kosten. Doch, und das war das entscheidende, so gaben ihr die Worte von Quintus , wenn auch nur einen winzigen Teil, Hoffnung, dass sie das überstehen würde. Meine kleine Albina... Er würde für sie da sein, dachte sie sich. Er würde ihr helfen das zu ertragen.Und vermutlich war er auch der einzige, der dazu in der Lage sein würde.Mehr denn je, und das obwohl er es war, der sie und Verres getrennt hatte, liebte sie ihren Cousin in diesem oment. Er war ihr wie ein Bruder, den sie nie hatte. Er war jetzt alles was sie hatte.


    "Ich weiß..." murmelte sie erneut in seine Schulter."Ich weiß, dass es keine Zukunft geben kann und wird.", schluchzte sie erneut.
    "Doch...ich weiß nicht... ob ich diesen Schmerz ertragen kann.... ich weiß nicht...ob das je vergehen wird..."
    Kein Wort hatte er über die Strafen verloren und Albina wollte jetzt auch nicht weiter darüber nachdenken. Das würde sie zu gegebener Zeit ohnehin noch müssen.
    Das einzige was ihr jetzt durch den Kopf ging war etwas völlig anderes.Etwas, was durch Quintus Verhalten noch viel mehr Bedeutung gewonnen hatte, als ohnehin schon. Ein anderer Schmerz, der sich in ihr breit machte. Etwas, dass sie jetzt mit aller Kraft die sie noch hatte, ansprechen musste.
    Ganz langsam und leicht hob sie ihren Kopf von seiner Schulter an und drehte ihn so, dass sie ihn, noch immer in seiner Umarmung, ansehen konnte.
    "Quintus, "bei diesen Worten zitterte ihre Stimme"ich weiß, dass du mir das nicht verzeihen kannst, vermutlich wirst du das nie und darauf habe ich auch gar keinen Anspruch," eine weitere Träne lief über ihre Wange" aber ...es tut mir alles so schrecklich leid. Ich wollte dich nicht enttäuschen...dir doch nie solche Schwierigkeiten machen...dein Vertrauen...ich...ich...es tut mir sooo leid." Noch immer waren ihre von den Tränen feuchten und leicht geröteten Augen voll von Leid und Schmerz. Doch viel mehr als zuvor stand ihr nun die Reue im Gesicht. Er bedeutete ihr so viel, und sie hoffte so sehr, dass er verstehen würde, wie sehr sie es vor allem seinetwegen bereute und wie sehr sie unter dem Bewusstsein litt ihn hintergangen zu haben.

    Die Frage nach dem Schoßhündchen ignorierte Albina einfach, schien sie ihr doch von dem Unverständnis ihres Cousins zu zeugen. War es denn so unvorstellbar, dass sie sich einfach die fremdartigen Tiere anschauen wollte. Nunja, die Aufmerksamkeit galt nun ohnehin Iuvenalis, so viel die ausbleibende Antwort garnicht weiter auf.


    "Welche Ursachen haben diese Falschzustellungen denn? Sind diese nicht zu beheben?" fragte Albina interessiert und verwundert.

    Noch immer saß sie dort, nicht mehr als ein Häufchen Elend und hörte Quintus Worte. Ein jedes davon traf sie auf neue. "Es ist beendet." Das waren die Worte. Der Beschluss den sie schon gefasst hatte, aber durch den Mund ihres Cousins unwiderbringlich. Er würde sie nicht zurückschicken? Wieso nicht? Doch dann wurde es ihr klar. Das würde ihr es vermutlich viel zu leicht machen, dachte sie.
    Doch seine letzen Worten zerbrachen das letzte bißchen Hoffnung, dass noch dagewesen war. Sie würde ihn nicht wiedersehen. Vermutlich nie wieder. Ihre Tränen wurden stärker und ihre Lippen von dem steten Versuch ihre Gesichtszüge und ihre Weinen wieder unter Kontrolle zu kriegen schon leicht blaß. Sie würde Verres nie wieder sehen...
    Diese Vorstellung war schlimmer als jede Strafe, die Quintus ihr auferlegen konnte. Nie wieder in diese grünen Augen blicken. Nie wieder in Verres liebvoller Umarmung verweilen. Und das schlimmste an alledem, war, dass es nicht mal ein Lebwohl gegeben hatte. Keinen bewussten Abschied. Ab jetzt war es vorbei. Verres....ihr Verres. Es würde nichts mehr zwischen ihnen geben, kein Wort , kein Blick, kein Brief... So wie sie ihren Cousin kannte, war das endgültig. Doch das würde nicht bedeuten, dass ihre Gefühle endeten. Das war das einzige, was man ihr nicht mehr nehmen konnte.
    Sie schluzte schon wieder. Spürte, wie ihr Cousin ihr eine Träne wegstrich und ihre Rechte Hand umfasste. Erst jetzt merkte sie an der Wärme von Quintus Hand wie eisig ihre eigene war.Noch nie hatte sie solche Schmerzen gelitten wie jetzt in diesem Moment. Der Schmerz, den ihr Herz verursachte erreichte jede Sehne , jede Faser ihres Körpers. Und als sie nun die Berührung ihres Cousins spürte, tat sie etwas, was sie vielleivht bereuen würde. Etwas, dass sie sich nicht verdient hatte und mit Sicherheit auch nicht angemessen war. Doch es war alles, was sie gerade wollte. Sie suchte Halt. Irgendetwas, dass sie greifen konnte. Irgendetwas, dass ihr aus diesem schwarzen Loch helfen würde.
    Und so löste sie ihre Hand aus der von Quintus, schlang ihre Arme um seinen Hals un brag ihr Gesicht an seiner Schulter. Sie schluchzte und schluchzte und fühlte sich wie ein kleines Kind, dass in den Armen seiner Eltern Zuflucht sucht.


    Unter dem ständigen Schluchzen nuschelte sie in seine Schulter ihre einzigen Worte.
    "Bestrafe mich ruhig ... Ich weiß dass... ich es verdient habe. Aber ich flehe dich an,... bestrafe Verres nicht härter als mich. Das alles... war... doch meine Schuld." Und schon wieder liefen ihr die Tränen in Strömen herab, sodass Quintus die Nässe, die sie auf seiner Toga hinterließen bald spüren musste.

    Tja, diese Frage ging ihr ohnehin die ganze Zeit durch den Kopf. Doch es wunderte sie, dass er sie ihr so direkt stellte. Sie hatte außerdem angenommen, dass er den weiteren Fortgang bestimmen würde.


    "Ich weiß es nicht... " sagte sie ehrlich. Mit noch immer zitternden Händen griff auch sie nach ihrem Becher Wasser und trank einen Schluck um den bereits entstehenden Kopfschmerzen vorzubeugen.


    "Quintus, wenn ich nicht wüsste, dass ich das Recht dazu verwirkt habe, würde ich dich um Verzeihung bitten. Ich schwöre dir, ich hatte mich bereits entschlossen das zu beenden. Nicht um meinetwillen, sondern um dich nicht weiter hintergehen zu müssen und um Verres" sie schluckte bei seinem nahmen, "zu schützen."


    "Ich weiß, dass es ein Fehler war" sagte sie leise und merkte wie Tränen begannen ihre Augen zu füllen," und ich wünschte ich könnte es rückgängig machen, aber es geht nicht."
    Die Tränen liefen ihr nun die Wangen herunter. "Es war doch keine Absicht. Ich wollte es nicht... aber... ich ...es ist einfach passiert."


    Sie biss sich auf die Lippen und versuchte ihre Tränen zu unterdrücken. Sie hatte kein Recht auf Tränen, sagte sie sich. Sie hatte all das verdient.


    "Vielleicht, "sagte sie und musste in Anbetracht dessen, was folgen würde schlucken, "solltest du mich einfach zu meinen Eltern zurückschicken."
    Der Gedanke sowohl Verres als auch ihren Cousin, der ihr in so kurzer Zeit ans Herz gewachsen war, gleichzeitig zu verlieren schmerzte tief in ihrem Herzen. Aber sie gestatte sich nicht, ihren Schmerz als Ausrede zu benutzen. An Schmerz würde sie wachsen. Den Schmerz anderer zu verursachen allerdings war etwas anderes. Nach ihren Worten sank ihr Blick wieder auf den Boden, darauf wartend ihren Cousin sobald er weitersprach wieder in die Augen zu sehen.

    Er nahm wieder ihr Gegenüber Platz doch auch jetzt wollte sie ihn nicht ansehen. Zu schlecht kam sie sich vor. Seine Worte kamen ihr vor wie Ohrfeigen... Die Kälte und die Art auf die er seine Fragen stellte sollten sie verletzen und das wusste sie auch. Es wäre ihr vermutlich lieber gewesen, er hätte sie angeschrien. Das hätte sie leichter ertragen.


    "Und sieh mich an, wenn ich mit der spreche!"


    Ahnte er nicht, dass ihr die Kraft dazu fehlte. Doch sie gehorchte. In diesem Augenblick hätte sie vermutlich alles getan, damit er ihr verzeihen würde. Sie hob ihr Haupt und schaute ihm geradewegs in die Augen. Dort konnte er alles lesen, wie er es vermutlich wollte. Und darin vielleicht Genugtuung finden. Ihre großen blauen Augen spiegelten nichts mehr von ihrem fröhlichen Wesen wieder. Dort existierte nur noch ein Abbild ihres Schmerzes, ihrer Trauer und ihrer Reue.
    "Ich wollte sagen, es ist nichts weiter geschehen..." sagte sie mit leiser brüchiger Stimme und wäre sicher rot geworden wenn ihr Gesicht nicht jede Farbe verloren hatte.


    "Tu mit mir was du willst."sagte sie ehrlich. "Aber bitte , bitte tu Verres nichts..." Für alles weitere fehlten ihr die Worte.

    Noch immer von ihrem Schwindelgefühl und der Orientierungslosigkeit nicht ganz bei sich, spürte Albina nur, wie ihr Cousin sie mit seinem Arm stütze.
    Wie in einem Nebel hörte sie sein Worte. Was hatte sie angestellt?Warum um alles in der Welt war sie gerade jetzt so zusammengesackt? Und womit hatte sie dieses Ränkelspiel der Götter bloß verdient?


    Sie hatte sich doch schon entschieden. Sie hatte ihren Fehler doch schon eingesehen. Wofür bei Jupiter straften die Götter sie jetzt? Doch alle diese Fragen halfen ihr nicht weiter. Das einzige was nach Quintus harten Worten klar war, war dass er es wusste. Einem jeden anderen käme sein Tonfall hart aber für Quintus durchaus normal vor. Nur Albina wusste aufgrund seinem bisherigen Verhalten hier gegenüber, dass es zu spät war. Quintus hatte erkannt, was zwischen ihr und Verres stand.
    Widerstandslos und noch immer völlig schwach ließ sie sich von ihm zu dem Tisch führen und setzte sich hin.


    Verres!, war ihr einziger Gedanken. Sie hatte nur nebenbei mitbekommen, dass Titus ihn bereits weggeführt hatte. Nein, dachte sie, nicht Verres. Was würde ihr Cousin bloß tun? Sie würde alles ertragen, doch nicht wie man Verres dafür bestrafen würde.
    Sie wusste was kommen würde, als Quintus sich zu ihr herabbeugte. Es waren nur zwei Worte. Doch es war die unwiderbringliche Erkenntnis, dass ihre geheime Liebe nicht mehr geheim war.
    Alleine Quintus Tonfall schmerzte Albina bereits. Die Kühle, die sie in den letzten Tagen in seiner Stimme und seiner Art zu durchbrechen vermocht hatte, war wieder da. Sie hatte sein Vertrauen mißbraucht und vermutlich würde er ihr das nie verzeihen, wenn sie ihn richtig einschätzte. Sie hatte ihn verletzt und er war wütend. Nur ein Narr hätte nun noch zu leugnen versucht.
    Sie hob ihren Blick nicht an sondern schaute auf den Boden. Sie konnte ihrem Cousin jetzt nicht in die Augen schauen. Zu sehr quälte sie all das.


    "Seit drei Tagen..." sagte sie leise.


    "Aber es ist nichts..." setzte sie an, doch unterbrach sich gleich wieder. Alles an Quintus Haltung machte ihr klar, dass hier nicht der Ort war um das zu besprechen. Es kostete sie mehr Kraft als sie eigentlich überhaupt noch besaß, doch nun hob sie ihren Kopf langsam an und suchte seinen Blick.
    Konnte er in ihren Augen lesen, wie Leid ihr alles tat und wie sehr es sie schmerzte?Und vor allem, würde ihn das jetzt noch interessieren?

    Nun, da sie so dastanden und Quintus recht barsch nach der Ursache des Aufruhrs gefragt hatte blickte Verres sie nun direkt an, wenn auch nur kurz. Und zu ihrem entsetzen erkannte sie dort die gleichen Gefühle, die sie empfand. Er wusste es.Anscheinend wusste auch er, was geschehen würde und musste. Und er litt, nicht weniger als sie, das erkannte sie gleich.


    Achilles, was für ein Achilles. Verres musste den Wolf meinen, der ihm gegenüber in dem Käfig saß und seine Hand leckte. Ein Freund aus alter Zeit? Er musste sich erinnern. Wenn auch vielleicht nur an das. Ihr Herz machte einen Satz. Doch erst dann bemerkte sie, was Verres danach gesagt hatte.
    Fortschicken? Wieso um aller Welt wollte er das. Doch es war ihr bereits klar. Weil er sie liebte.
    Weil er sie liebte, hatte er dieselbe Entscheidung getroffen die sie selbst kurz zuvor so mitgenommen hatte und die ihr noch immer dieses Gefühl der Übelkeit vermittelte. Allerdings schien es noch mehr als diese Übelkeit zu sein, die ihr Unbehagen bereitete. Sie fühlte sich nicht gut, überhaupt nicht gut. Sie hatte in den letzten Tagen aufgrund der vielen Aufregung ohnehin viel zu wenig gegessen, wie ihr jetzt klar wurde.
    Sie hoffte Quintus würde die Bitte ihres noch immer Geliebten überhören. SO sehr sie auch wusste, dass es vermutlich die beste Lösung sein würde ertrug sie die Vorstellung, dass sie ihn nie wieder sehen würde nicht.
    Sie blickte Verres leicht entsetzt an und direkt darauf ihren Cousin. Hatte er es bereits verstanden?
    Und dann...
    Noch einmal sprach Verres die Worte. Und mehr als zuvor wurde Albina deutlich, dass er es ihr zuliebe tat. Das erkannte man in dem Blick mit dem er sie kurz bedachte. Alles, was man mir als Sklave vielleicht lässt? Oh, wie sehr sie bei diesen Worten litt. SIe wollte es nicht hören, sie konnte es nicht ertragen... Die Übelkeit von vorhin wurde stärker. Sie wollte zu ihrem Cousin schauen, der noch immer ihre Hand hielt. Doch es war ihr bereits schwarz vor Augen und alles begann sich zu drehen.
    Sie umfasste die Hand ihres Cousins fester, als auf einmal ihre Knie unter ihr nachgaben... Ihr Gesicht noch weißer als zuvor und ihre Haut ungesund kühl war sie, einer Ohnmacht nahe, im Begriff zu stürzen.

    Ihr Cousin schien ihr zu glauben. Es machte sie krank. In seiner freundlichen Art ging er doch tatsächlich sogar auf ihre offensichtlich an den Haaren herbeigezogenen Aussage ein. Wie sehr sie ihm dafür dankbar war, konnte man sich garnicht vorstellen.
    Doch während er das tat wurde seine Aufmerksamkeit auf einmal auf etwas anderes gelenkt. Albina folgte seinem Blick. Was war denn da los? War mit Verres alles in Ordnung? Sofort trat wieder der Ausdruck der Sorge in ihr Gesicht, direkt gefolgt von dem des Schmerzes, wurde ihr doch dabei wieder die ganze Tragweite ihrer Entscheidung bewusste.


    Als Quintus sie fragte, ob sie mitkommen würde um nachzusehen was los war, nickte sie nur leicht. Dann stand sie auf und folgte ihm irritiert und schweren Herzens zu den Verres und Titus die an einem der Käfige standen. Sie erfasste die Situation noch garnicht. Sie wusste nur, dass sie Verres gerade näher war als sie es seit der einen Nacht in ihrem Cubiculum war. Sie hätte beinahe nur die Hand ausstrecken müssen. Es tut so weh, dachte sie traurig. Schon jetzt.
    Sie beobachtete Verres. Nun durfte sie ihm immerhin ohne Aufsehen zu erregen ihre Aufmerksamkeit schenken. Sie sah seine wunderschönen Augen, sein schönen Züge, den starken Rücken und die Hände, die sie so zärtlich gehalten hatten.
    Was war hier los? Was war mit diesem Wolf, der so sehr Verres Aufmerksamkeit auf sich zog?

    Ebenso wie beim letzten Treffen der Familie besaß Iuvenalis das perfekte Timing. Gerade als sich Albina Durus widmen wollte, trat er ein.


    "Salve Iuvenalis." sagte sie freundlich. Auch wenn sie ihm noch immer nicht den frühen Rückzug vom Familienessen verziehen hatte.
    "Wir beide wissen auch noch nicht, warum wir hier sind. Wir warten einfach ab. Mal sehen was Quintus uns mitzuteilen hat."

    Als Quintus seine Hände um die ihre legte, als er ihr den Becher gab hätte Albina weinen können. Doch sie war mittlerweile wieder gefasst genug, das Ganze nicht zu zeigen. Doch innerlich spürte sie den Schmerz. Und egal was sie tun würde, sie würde mit beidem nicht mehr glücklich sein können, erkannte sie in diesem Moment. Würde sie das mit Verres weiterführen, dann würde sie jeden Geste ihres Cousins an diesen Betrug erinnern und sie schmerzen. Würde sie das Ganze beenden so würde sie jeder Gedanke an ihren Geliebten schmerzen. Egal, wie sie sich entschied, eines war klar, sie würde leiden. Doch das war nicht das Entscheidende. Was mit den anderen war, war wichtig. Würde sie sich gegen Verres entscheiden, würde nur sie leiden. Verres natürlich auch, aber das würde er sicher irgendwie verkraften. Es war nur ein seelischer Schmerz.
    Würde sie sich dafür entscheiden, diese geheime Liebe weiterzuführen, hinterging sie Quintus, würde dessen Gefühle verletzen und sein Vertrauen mißbrauchen. Käme all das ans Licht würde man Verres bestrafen und sie mochte sich nicht vorstellen auf welche Weise. Das Thema kreuzigen hatte Quintus bereits im Zusammenhang mit Aesara gestern kurz angesprochen.
    Cato hatte recht gehabt. Es gab nur eine logische Entscheidung. So sehr es sie schmerzte und sie das Gefühl hatte alles in ihr würde zerbrechen, traf sie nun eben diese Entscheidung. Beiden Männern, sowohl Quintus als auch Verres zu Liebe. Es musste ein Ende haben.
    Sie wusste nich, ob die Trauer und der Schmerz den sie empfand bei dieser Erkenntnis gerade zu erkennen gewesen war.
    Doch nun, fasste sie sich. Sie war trotz des Altersunterschiedes die Vernünftigere. Sie musste das durchstehen. Und eben dies würde sie Verres bei der nächsten Gelegenheit mitteilen.
    Doch schon jetzt war ihr Bewusst, dass diese Wunde vermutlich nie heilen würde. Schon bei dem Entschluss war etwas zerbrochen. Was, war nicht zu sagen. Vielleicht nur die Hoffnung auf Liebe, vielleicht eine viel tiefere innere Erkenntnis. Sie war mit dieser Entscheidung ein wenig erwachsener geworden. Und auch ein wenig kälter.


    "Oh, nun denn. Dann lass uns eben noch ein wenig verweilen." Sagte sie knapp.


    "Mir fällt erst jetzt auf, was für ein schönes Wetter wir haben." war alles, was ihr zu sagen einfiel.

    Zitat

    Original von Corvinus
    Wenn das bei der Fußball WM passiert wäre...
    Auwei. Das hätte mächtigst Ärger gegeben. Aber "war ja nur Handball". Leider ist diese Mentalität in vielen Köpfen drin. -.^


    Das was du meinst, ist Blödsinn. So war meine Aussage sicher nicht gemeint. "War ja nur Handball" ist Unfug, zumindest für mich ist Handball die wichtigste aller Sportarten und Fußball oder anderen weit überlegen.
    Natürlich kann man das Spiel durchexzerzieren. Nach Fritz Verletzung sind die Jungs auf einmal völlig eingebrochen. Wie sonst könnte man sich den Wechsel von einer 21:14 Führung zu einer 22:21 Führung sonst erklären. Das Spiel gegen Frankreich war wesentlich spannendet und auch stärker von beiden Mannschaften.
    Was die Merkel da macht, nunja, was soll man erwarten. Handball ist nun einmal leider ein Randsportart und ich bin generell der Meinung, dass unsere Politiker sich mit wichtigeren Themen als Sport auseinandersetzen sollten. Das hat da nirgendswo was zu suchen, auch nicht beim Fußball.
    Abgesehen davon hatte die Handballer immerhin den Bundespräsidenten bei den letzten vier Spielen als Fan dabei. Das ist doch auch schon was.



    Mit"Das ist ja alle egal" meinte ich einfach nur, dass man sich davon weder die Laune verderben noch den Jungs ihren Erfolg madig machen sollte. Unsere Hanballnationalmannschaft hat Großartiges geleistet, mit oder ohne das Interesse der Bundekanzlerin. ;)

    Epicharis schien mehr als nur eine nette Bekanntschaft auch ein ähnliches Schicksal wie Albina bevorzustehen.
    "Ach, das ist nett von dir. Aber ich denke, ich hätte ohnehin noch nicht wirklich die richtige Lust soviele neue Leute auf einmal kennenzulernen. Mein Cousin war so freundlich mir zunächst ein wenig Zeit zu geben um mich an Rom zu gewöhnen, bevor wir dieses Thema angehen." Und darüber war Albina sehr froh. Ihr war mehr als bewusst, dass selbst diese Zeit ihr kaum reichen würde, sich mit dem Gedanken abzufinden. Aber dennoch beruhigte es sie zur Zeit noch ein wenig.
    "Ich selbst bin mir noch nicht klar darüber, welche Verbindungen mein Cousin für mich in Betracht zieht. Wie haben darüber noch nicht so direkt gesprochen. " Sie dachte daran, dass ihr Cousin erst gestern von der anstehenden Verlobung erzählt hatte. Sie selbst war davon überrascht. Doch sie hatte ihm ihr Wort gegeben, dass für sich zu behalten und daher tat sie das auch.
    "Ich weiß nicht, ob man das so sagen kann. Aber wenn ich bedenke, dass meine Großcousine einen Plebejer geheiratet hat, so kann ich dir da sicher nicht widersprechen.Ich bin ehrlich. Ich selbst kann es nicht so recht verstehen. Das kann aber auch daran liegen, dass ich mich für Politik nicht interessiere und auch meine Eltern fiel Wert auf meine standesgemäße Erziehung gelegt haben."


    Sie dachte daran, dass die einzige Aufgabe der Frauen laut dieser Erziehung war, eine gute Ehefrau für den wie auch immer geratenen Ehemann zu sein. So war nuneinmal das Leben. Sie nahm sich noch einen Schluck des Weines und blickte dann wieder freundlich zu Epicharis.
    "Manchmal fürchte ich diesen Schritt, der anscheinend uns beiden bevorsteht."

    Langsam schien Durus wieder zur Ruhe zu kommen, was Albina freute.
    "Nunja, es gibt eben Gründe , aus denen ich recht froh bin, dass Ämter eher eine Männerangelegenheit sind."schmunzelte sie freundlich. Sie mochte ihren Verwandten. Seine Art gefiel ihr, auch wenn sie noch nicht allzuviel miteinander zu tun gehabt hatten.


    "Nein, ich weiß leider auch nicht, warum Quintus uns hierher bestellt hat." Ihre bösen Vorahnung verschwieg sie lieber, waren sie doch auf nicht mehr als ihre eigenen Gefühle gegründet.
    "Aber es freut mich, da ich so in nur kurzer Zeit wieder die Gelegenheit erhalte, dich zu sehen. Unsere Unterhaltung wurde beim letzten Mal ja leider gestört." lächelte sie.


    "Du hattest mir von den Spielen berichtet. Quintus möchte mir heute die Straße der Tierhändler in der Nähe des flavischen Theaters zeigen und ich bin schon sehr gespannt."

    Albina bekam nicht mehr viel von dem, was um sie herum war mit. In diesem Moment lag alles was sie wollte in dem Blick und den starken Armen ihre Cousins. Eine Weile blickte Albina ihn an und irgendetwas regte sich in ihr. Sie wollte ihn Umarmen, sie wollte von seinen Armen umhüllt werden, sie wollte einfach ...ja, was wollte sie denn. Sie wusste nur, dass in diesem Moment irgendetwas zwischen den beiden stand. Irgendetwas war da. Vielleicht sogar etwas , was da nicht sein sollte. Sein aufmunterndes Lächeln beruhigt sie und gibt ihr neue Kraft.
    So lässt sie sich von Quintus zu einer Holzbank führen und nimmt dort Platz. Während sie dort einen Moment lang schweigend sitzt, denkt sie nach.
    Was war das eben für ein Augenblick? Sie konnte es nicht umschreiben. Und alles was in diesen kurzen Sekunden zwischen ihnen stand war zu vage um es greifen zu können. Und dann dachte sie wieder an Verres. Diese Gefühle waren mehr als zum Greifen zu gewesen.Und sie waren es noch. Dennoch kosteten sie diese Gefühle so unermesslich viel Kraft, dass sie nicht wusste wie lange sie das noch durchstehen konnte. Sie war an sich eine starke Persönlichkeit, aber sie hatte momentan ohnehin genug mit all dem Neuen in dieser Stadt und den Sorgen um ihre Zukunft zu tun, als das sie noch die Kraft besessen hätte diese geheime Liebe auszuhalten. Und die Kraft, die ihr Verres unbewusst raubte, fand Albina bei Quintus. Sie wusste nicht mehr was sie tun sollte. Sie war einfach verwirrt und kam sich hilflos vor. Doch auch um diese Gedanken jetzt weiterzuführen war es nicht die Gelegenheit.
    Sie schaute zu Quintus hinüber, der auch geschwiegen hatte und musterte ihn. Was mochte in ihm vorgehen? Was mochte er bereits von alldem ahnen? Das schlimme war, dass sie der Meinung war er vertraute ihr und dass er ihr deshalb Glauben schenkte. Sie hasste sich dafür ihn belügen zu müssen.
    "Noch einmal, es tut mir leid. Ich weiß nicht was mit mir los ist. Ich ... ich bin dir eine Last."sagte sie dann, als ihr die Situation bewusst wurde. Sie saßen hier rum, während ihr Cousin ihr einen schönen Nachmittag bereiten wollte.
    "Aber es ist schon wieder gut.",log sie."Mir geht es wieder besser. Lass uns nicht meinetwegen hier verweilen. Ich kann sicher schon wieder weitergehen." schenkte sie ihm aus ihrem noch immer blassen Gesicht ein Lächeln,dass ihre Augen nicht zu erreichen vermochte.

    Albina hatte, wenn auch noch immer völlig erstarrt, mitbekommen, wie Titus Verres gepackt hatte. Erleichtert atmete sie aus. Doch noch immer war sie geschockt. Was war mit Verres? Was um alles in der Welt hatte ihr Geliebter? Ihr Impuls war es sofort zu ihm zu eilen, sich um ihn zu kümmern, für ihn da zu sein. Doch das konnte sie nicht, und ein weiteres Mal an diesem Tag erkannte sie die Ausweglosigkeit ihrer Liebe. Cato hatte recht und die Erkenntnis schmerzte umso mehr.
    Noch immer nicht ganz ihre Fassung wieder erlangt und auch von ihrer Erkenntnis verletzt merkte sie, wie ihr Cousin ihren Arm um sie legte, sie zu sich zog und sein Gesicht an ihren Haaren bettete. Es war eine für die beiden eigentlich ungewohnte Nähe und dennoch empfand sie Albina als sehr wohltuend. Sie wandte sich im zu und barg kurz ihr Gesicht an seiner Brust. Einige Momente verweilte sie dort. Sie dachte darüber nach, was ihr Cousin über ihre viel zu heftige Reaktion auf Verres vermeintlichen Sturz dachte.
    Dann blickte sie zu Quintus auf, dessen Gesicht dem ihren sehr nah war.
    "Verzeih...Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Ich war so erschrocken und dachte er würde stürzen..." sie schwieg einen Moment und dachte nach. "Ich glaube ich bin in letzter Zeit ohnehin ein wenig angespannt... die ganzen letzten Tage und die neue Umgebung...ich weiß auch nicht." sagte sie schließlich leise. Sie stand einfach nur da.
    Sie sprach nicht weiter, sondern dachte nur nach. Darüber, dass sie gerade so unglaublich zwiegespalten war. Ein Teil von ihr wollte zu Verres eilen und ihm helfen doch ein anderer und nicht minder großer, wollte das Alles was zwischen ihnen war nur vergessen und Zuflucht in den Armen ihres Cousins suchen. Sie verstand sich selbst nicht mehr. All das wurde schon nach so kurzer Zeit zuviel für sie. So blickte sie einfach ihren Cousin noch immer recht blaß aber durchweg liebevoll an.

    Während sie ihren Cousin so flehentlich ansah fiel ihr Blick für einen Moment zu Verres. Irgendetwas schien nicht mit ihm zu stimmen. Doch da ihr Cousin ihr zugewandt war, schien er das nicht mitzubekommen. Nun schaute sie ihn direkt an. Was war mit ihm los? Er wirkte völlig abwesend und sein ganzes Gesicht hatte einen schmerzvollen Ausdruck. Dann, wie in Zeitlupe sah sie wie er langsam in sich zusammensackte, direkt auf die Grube zu.


    "VERRES !!!" schrie sie in ihrem ersten Reflex und ihre Augen waren vor Schreck geweitet.