Beiträge von Duccia Flamma

    Natürlich hatte Eila Verständnis dafür, dass ihr Bruder in der Anfangszeit hier keinen Gedanken an Frauen verschwendet haben mochte. Doch , wo sie nun mittlerweile hier langsam zur Ruhe kamen, wurde es auch dafür wieder Zeit.


    Als Loki indirekt auf die Tatsache anspielte, dass Eila , sollte das mit Marbod etwas werden, ja immer noch in seiner Nähe war, musste sie schmunzeln.


    "Ja, da hast du ja recht. So weit werde ich nicht weg sein. Aber dennoch bin ich deine Schwester und du brauchst mehr als das auch eine Frau." versuchte sie einen weiteren Vorstoß.

    Bei den Worten ihres Bruders musste Eila nun wirklich lachen. "Ich weiß nicht... er ist halt... anders. Vielleicht ist es gerade das." meinte sie dann im Bezug auf all die anderen Männer die bereits um sie angehalten hatten. Die meisten von ihnen hatten sich für die größten gehalten und erwartet, dass Eila geehrt vor ihnen zu Boden viel. Doch dass es ihr egal war, wer der größte Krieger war oder die größten Besitztümer hatte keiner von ihnen verstehen können. Und noch dazu waren viele von ihnen Römerfeinde, etwas was Eila schon alleine aufgrund ihres Freundes Syrus stets abgelehnt hatte.


    Hätte Eila nicht mit dem Kopf auf seiner Schulter gelegen, so hätte er gesehen wie bei seinen nächsten Worten ihre rechte Augenbraue sich langsam anhob.


    "Du hast etwas wesentliches vergessen." meinte sie dann mit frechem Unterton. "Oder bist du auf der Flucht nach Rom unterwegs zum Eunuchen geworden." lachte sie dann kurz, bevor sie wieder ernst wurde.


    "Der Bruder, den ich kannte, der war entweder gerade hinter einem Frauenrock her oder schmachtete irgendeinem unerreichbaren Weibe nach." spielte sie auf das alles andere als unschuldige Leben ihres Bruders in der alten Heimat an.


    "Ich werde nicht immer da sein. Irgendwann wird eine andere Frau versuchen müssen, dich mit ihren Kochkünsten zu vergiften."

    Bei Lokis Antwort hellten sich Eilas Züge zum ersten Mal, wenn auch nur leicht, auf. Also hatten ihre Instinkte doch nicht so sehr getäuscht, wie sie vorhin schon zu fürchten begann.
    Als ihr Bruder jedoch weitersprach, legte sich Eila erneut ein schwerer Stein aufs Herz, wenn auch nun aus einem anderen Grund. Sie dachte an ihre Eltern und das Loch, dass der Tod eben jener in ihrer beider Leben hinterlassen hatte. Ein Loch, was Loki mit aller Macht immerhin für sie zu schließen suchte.


    "Loki, " meinte sie dann mit einem liebevollen Unterton, während sie ihren Kopf auf seiner Schulter ablegte, "ich vermisse sie genauso sehr wie du. Aber die Last, die du zu tragen versuchst ist zu groß. Ich weiß, dass du das nur für mich tust, aber das solltest du nicht. Du musst auch dein eigenes Leben leben, und nicht nur einfach leben, sondern es um deinetwillen leben."


    Mit ihrer Linken fuhr Eila ihrem Bruder leicht über dessen Rechte, die er auf dem Bett abgestützt hatte.


    "Du kannst Sextus keinen Vorwurf machen, nicht den geringsten. Ich war es, der ihn geküsst hat. Ich glaube nicht, dass er das auch nur im entferntesten gewagt oder im Hinterkopf gehabt hat."


    Dann jedoch lachte sie leise. "Obwohl ich immer noch nicht weiß, was in diesem Moment in mich gefahren ist." Irgendwie hatte sie das Bedürfnis mit irgendwem über das Geschehene und ihre Gefühle sprechen zu müssen. Und da kein anderer da war, so blieb es nunmal an ihrem Bruder hängen.

    Eila sah, wie ihr Bruder nach den richtigen Worten suchte. Es war ja nicht so, dass sie nicht das leiseste Verständnis dafür hatte. Sie kannte ihren Bruder und dessen Sorge um sie. Gerade nach der Vergangenheit die sie mittlerweile teilten verstand sie es noch mehr als früher. Dennoch war das, was er getan hatte falsch.


    "Er hat mich gut behandelt. Sehr gut." meinte sie leise und mit leicht traurigem Unterton in der Stimme.


    "Meinst du wirklich, er hat mich nur benutzen wollen? Meinst du wirklich, dass er gar keine Gefühle für mich hat?" fragte sie dann und sah ihn mit einem Blick an, der ihm einerseits nur allzu deutlich zeigte, wie sehr sie hoffte, dass es anders war und wie es um ihre eigenen Gefühle bestellt war und andererseits zu erkennen gab, wieviel ihr an der Meinung ihres Bruders lag.

    Eila kannte ihren Bruder nur zu gut und deshalb wusste sie, dass das was er momentan machte, die reinste Überlebenstaktik war. Doch da sie seine Einsilbigkeit langsam zu ärgern begann, entschied sie sich ihre Fragen nun so zu stellen, dass er mehr dazu sagen musste.


    "Sag mir wieso." meinte sie dann.

    Eila hatte gehört, dass jemand die Wohnung betreten hatte. Und da es sich nur um eine Person handelte, konnte dies auch nur ihr Bruder sein.
    Als er ins Zimmer trat schaute sie ihn im ersten Moment nicht einmal an. Als sie an der Bewegung des Bettes, gepaart mit den Geräuschen die es machte, erkannte, dass er sich neben ihr niedergelassen hatte, wandte sie ihm ihr Gesicht zu. Mit noch leicht geröteten Augen und Wangen blickte sie ihn ausdruckslos an. "Lebt er noch?", fragte sie dann mit genauso wenig Emotion. Sie war sich über ihre eigenen Emotionen viel zu unklar, als dass sie einer davon die Präferenz hätte geben und sie zeigen können.

    Es war ein langes Gespräch mit ihrem Bruder und eine kurze Nacht geworden. Dennoch war Eila natürlich von Lokis Krach beim Aufstehen , er war einfach nicht in der Lage leise zu sein, selbst wenn er wollte, wach geworden. Sie hatte sich noch so viel Ruhe gegönnt, bis dieser aus der Tür war um dann in aller Ruhe selbst aufzustehen.
    Sie hatte sich bereits zurecht gemacht und sich bei der Auswahl ihrer Kleidung ausschließlich auf den Zweck der Reise konzentriert, sodass sie nun ein warmes, dunkelblaues Kleid trug, dass zum Reiten und auch zum Bogenschießen vom Pferd aus passend war.
    Sie stand gerade in der Küche und verspeiste den letzten Rest ihres Frühstücks, als es an der Tür klopfte und sie wieder einmal ihren Bruder für dessen Vergesslichkeit verfluchte, weil dieser ihr damit den entspannten Morgen ruinierte.
    Darüber leicht erbost schritt sie zur Tür und öffnete sie mit einem " Kannst du nicht ein EINZIGES Mal..:" und verstummte auf einmal, als sie sah, wer vor der Tür stand.
    Ihre Wangen in Sekundenschnelle von Röte überzogen, brachte sie nichts weiter als ein "Oh!" zustande. So vieles war seit gestern zwischen ihnen unausgesprochen geblieben und Eila blickte Marbod mit einem unsicheren Blick an. Zwar wäre sie ihm, nachdem was geschehen war, am liebsten einfach um den Hals gefallen. Doch wusste sie nicht, wie er nun zu dem ganzen stand und wartete daher seine Reaktion ab.

    Einige Momente lang hatte Eila nur da gelegen und geweint, und versuchte einfach nicht weiter nachzudenken und wieder zur Ruhe zu kommen. Als ihr Puls langsam wieder ruhiger wurde, setzte sich halb auf. Die Knie angezogen und mit dem Rücken an die Wand gelehnt saß sie da und wischte die Nässe mit ihrem Ärmel von ihren Wangen.
    Sie atmete ein paar Mal tief durch und fuhr sich dann mit beiden Händen durch ihre Haare. Immer und immer wieder liefen die Bilder des heutigen Nachmittags an ihr vorbei, immer dicht gefolgt von den Bildern des Streits vor der Tür, der noch immer tobte...
    Sie hob ihren Bilck und schaute aus dem Fenster des Zimmers nach draußen, nichts weiter tun als verwirrt, traurig und enttäuscht nachdenkend.

    "Ja, ich meinte das auch nicht wirklich ernst. Schon garnicht, wo hier in der Casa nun eine werdende Mutter bekocht werden muss." lächelte sie in Bezug auf die Aussage Marga mitnehmen zu wollen.


    "Und mit nicht angetan sein, hat das nicht viel zu tun. Aber zu meinen Kochkünsten befragst du am besten meinen Bruder." lachte sie dann leicht.
    "Von mir Gekochtes esst ihr dann auf eigene Gefahr."

    Bei Irminars nur allzu offensichtlicher Erleichterung, Margas Worten und deren anschließendem Lachen konnte auch Eila nicht mehr anders, als in das Lachen einzustimmen.


    Dann jedoch hob sie ihren Becher um Irminar zuzustimmen.
    "Hört, Hört!" meinte sie dann grinsend und hob mit einem "Auf Marga!" den Becher zunächst noch ein wenig höher um ihn dann an ihre Lippen zu führen.


    Scherzhaft meinte sie dann "Vielleicht sollten wir Marga mit auf die Exkursion nehmen. Wer soll den sonst kochen? Zu eurem eigenen Wohl hoffe ich, dass ihr Männer nicht davon ausgeht, dass ich das mache." Das Grinsen war bei diesen Worten noch breiter geworden. Sie hatte dabei offen gelassen, ob sie das einfach aus Prinzip nicht wollte, oder, wie es eher der Tatsache war, ihre Kochkünste mitunter recht gefährliche Ergebnisse hervorbrachten. Zumindest meinte ihr Bruder ihr das immer vorhalten zu müssen.

    Eila war immer wieder aufs Neue davon begeistert, wie Marga die Jungs dieser Casa auf Trab hielt und amüsiert darüber, wie hilflos diese eben jener ständig gegenüber standen. Sie selbst hatte bisher nie die Notwendigkeit gehabt, sich vor Marga zu verstecken, viel eher war diese schon des Öfteren ihre Rettung gewesen, wenn Marbod und Loki über die Strenge schlugen. :D


    Erstaunt, dass Irminar nun doch aufgab und sich anscheinend entschieden hatte, seinen Mann zu stehen, beobachtete Eila , einen Schritt zur Seite getreten und an ihrem Met nippend, Margas Reaktion darauf.
    Irminar selbst, der ihr auf seine Art immer sympathischer wurde, schenkte sie währenddessen ein Lächeln.

    Eila blieb seelenruhig stehend und grinste, während Marga immer näher kam und Irminar hinter ihr immer kleiner zu werden schien. Doch sie dachte nicht im Traum daran irgendwas zu unternehmen. Viel zu amüsiert war sie schon allein vom zuschauen.

    Als Marga begann von der Uhrzeit zu sprechen, dachte Eila schon sie hätte verloren und erwiderte nur ein kurzes unschuldiges "Nur ausnahmsweise." und als sie dann entgegen Eilas Befürchtung doch zwei Becher füllte grinste Eila breit.


    "Als würde ich je auf die Idee kommen, jetzt mehr zu trinken." log sie dann, nicht mit der Absicht, dass ihr das jemand abkaufte, sondern um Marga zum Schmunzeln zu bringen.


    "Willst du uns nicht ein paar Minuten Gesellschaft leisten und auch einen Schluck trinken? Du hast doch sicher noch keine Pause gemacht." fragte sie dann höflich. Immerhin brauchte auch eine so fleißige Köchin, wie Marga es war, mal eine Pause. Während sie sprach nahm sie die beiden Becher , die Marga hingestellt hatte in die Hände, wandte sich zu Irminar um und reichte ihm zwinkernd den einen Becher, bevor sie sich wieder Marga zuwandte.

    Eila hatte mitbekommen, dass Dagmar anscheinend etwas sagen wollte und wandte ihren Blick von Sextus ab und schenkte eben jener ihre volle Aufmerksamkeit.
    Auch wenn Eila sich selbst noch immer nicht wirklich als Teil dieser Familie betrachtete, hatte sie dennoch eine große Sympathie für die Menschen die sie bisher kennengelernt hatte und dieser Casa leben einhauchten - Dagmar eingeschlossen.
    Und als sie hörte, dass eben jene und ihr Mann ein Kind erwarteten lächelte sie breit. Da alle anderen, die Venusia allesamt noch näher standen als Eila, im ersten Moment nicht recht zu wissen schienen, was sie sagen sollten, schritt Eila zuerst auf Venusia und Primus zu.


    "Welch eine freudige Botschaft!" lächelte sie beide an. "Meinen Glückwunsch. Auf dass die Götter eure kleine Familie schützen mögen." meinte sie dann und umarmte Venusia kurz. Einen Moment überlegte sie, ob sie dies bei Primus auch tun sollte, aber entschied, dass sie ihn dafür noch nicht gut genug kannte und ihm deshalb nur ein sehr herzliches Lächeln schenkte.

    Eila spürte, wie sehr sie Irminar zu verwirren schien und das wiederum ließ ihr Lächeln noch breiter werden. Irgendwie wirkte er beinahe niedlich, so verwirrt wie er war, und das wiederum machte ihn sympathisch, sodass Eila erst recht froh war, dass er zustimmte.
    Sie erahnte, dass das, was sich danach in seinem Gesicht abzeichnete , ein Schmunzeln sein sollte, wenn es auch nicht recht gelang und so kicherte sie kurz, bevor sie dann meinte "Na dann komm, Irminar." und vor ihm her in Richtung Küche ging.

    Vom Hof kommend und noch immer mit einem breiten Grinsen im Gesicht betrat Eila dann die Küche, wo sie die gute Marga auch schon am Herd stehend vorfand.


    "Heilsa Marga! Wie geht es dir?" grüßte sie die alte Frau mit einem herzlichen Lachen. Entgegen alledem, was die beiden Jungs sonst über sie erzählten, hatte Eila Marga schnell als gute Seele und nette Gesrpächspartnerin erkannt.


    "Sag, hättest du vielleicht für mich und den da," dabei zeigte sie auf Irminar," ein kleines Becherchen Met über?" Mit großen blauen Augen schaute sie so, wie sonst nur kleine Welpen es konnten, wenn sie etwas wollten.

    Anscheinend hatte Eila etwas zu gereizt reagiert, so wie Irminar dann versuchte, seine Aussagen zu mildern und zu erklären. Dabei allerdings konnte sie dann allerdings nicht anders als leicht Lachen, so wie er das anstellte.


    "Ist schon in Ordnung, Irminar. Ich bin nicht aus Zucker." grinste sie dann. So empfindlich war Eila dann doch nicht, dass sie ihm dies lange nachgetragen hätte. Sie entschied ihren Bogen vorerst aus der Hand zu nehmen und legte ihn auf einen zwei Schritte entfernten Tisch. Es war ohnehin Zeit für ein Pause.


    Dann schritt sie zu Irminar zurück. "Was meinst du, wollen wir schauen ob Marga noch einen Becher Met für uns hat?" machte sie ihm dann indirekt ein Friedensangebot.

    Irminar schien zwar überrascht, doch anscheinend störten ihn diese Neuigkeiten nicht wirklich. Dennoch war Eila von dessen Bemerkungen leicht verwirrt. Für was hielt dieser Duccier sie eigentlich? Eine dieser merkwürdigen verwöhnten Römerinnen, oder noch besser dieser weil sie bereits hier im unfreien Germanien geboren worden waren verweichlichten Germaninnen?


    "Ich danke dir für deine Sorge." sagte sie dann mit ironischem Ton. "Aber ich stamme aus eben jenem freien Germanien, wie du vermutlich auch. Und ich habe es bereits einmal, wenn auch gezwungenermaßen, allein durchquert. Ich kenne die Gefahren und Anstrengungen, die uns erwarten sehr gut und sie schrecken mich nicht." meinte sie dann ernst, das gütige Lächeln ihres Gegenübers mit hochgezogener Augenbraue quittierend.

    Nachdem Eila diese fürchterliche Szene vor der Tür verlassen hatte, war sie wütend in ihr Zimmer gegangen, wo sie sich auf ihr Bett geschmissen hatte.
    Noch immer hallten die Worte der zwei Streitköpfe durch ihren Kopf. Hatte Sextus sie wirklich nur verführen wollen? So recht konnte sie sich das nicht vorstellen. Dennoch versetzte ihr die Tatsache, dass er an dem Ort, den sie als so magisch empfunden hatte, schon zig mal andere Frauen verführt hatte, einen Stich. War sie nur eine von vielen? Aber warum wollte Sextus Loki dann von dem zarten Band, was die beiden geknüpft hatten, unterrichten? Und warum war es dann bei den kurzen und unschuldigen Küssen geblieben, die er ihr gegeben hatte? Nicht ein einziges Mal hatte er versucht, mehr von ihr einzufordern. Ihre Gedanken überschlugen sich und es wollte ihr nicht wirklich gelingen unter all dem Gesagten die Wahrheit zu erkennen. Denn das Wort ihres Bruders bedeutete Eila viel, sehr viel. Und immerhin kannte er Sextus sehr gut.
    Die Wut hatte sich mittlerweile gelöst und Eila war schlichtweg nur noch verwirrt und enttäuscht. Enttäuscht von beiden, die sie in diese Situation gebracht hatten. Verzweifelt, weil sie einfach nicht wusste, was sie denken sollte, lag sie nun auf ihrem Bett , sich bewusst, dass die beiden Männer, die ihr so wichtig waren und einander selbst viel bedeuteten draußen standen und sich vermutlich immer noch anschrien, und tat etwas was sie selten tat. Sie weinte.