Als der Consul ihn ankündigte erhob sich Modestus von seinem Platz. Seinen Gehstock lies er dabei an seine Bank gelehnt. Nach einigen Wochen der Übung konnte er auch ohne ihn länger stehen, wobei er sein Gewicht auf das andere Bein verlagerte. So hatte er seine Hände für Gesten zur verfügung. Wie er es während seiner Reden im Senat pflegte, lies er seinen Blick über die Versammlung wandern, um jedem das Gefühl zu geben angesprochen zu werden. Dann begann er mit seiner Rede.
"Patres Conscripti, es ist mir eine Ehre heute wieder vor euch sprechen zu dürfen. Mein Vorfahr Lucius Annaeus Seneca Maior schrieb in einem seiner Briefe, dass Gesetze wie Fischernetze sind. Wenn sie zu viele Lücken haben, dann werden sie nutzlos. Ich möchte heute eine solche Lücke ansprechen und mit euch über darüber diskutieren, wie sie zu schließen ist. Wie der Consul schon angemerkt hat, geht es um das Lex Mercatus." setzte Modestus an und machte eine kleine künstlerische Pause. Zufrieden stellte er fest, dass sein Bein ihm noch keine Probleme machte. Also fuhr er unbeschwert fort. "Im Zuge der letzten Jahre hat es sich ergeben, dass manche Betriebe in den Besitz von Städten gelangt sind. Erbfälle, Bürgschaften, Schulden. Die Gründe dafür sind mannigfaltig. Manche dieser Städte führen diese Betriebe auch weiter. Das Problem an der Sache ist, dass das Lex Mercatus momentan den Besitz und Führung von Betrieben durch Körperschaften nicht regelt. Einst war es beispielsweise den Factiones gestattet Betriebe zu führen, doch diese Praxis wurde abgeschafft." Eine weitere Pause. Dieses Mal lies er seine Blicke auf der Suche nach Germanicus Avarus durch die Reihen der Senatoren wandern, um seine Miene zu lesen. In wirtschaftlichen Angelegenheiten debattierte der Germanicer eifrig mit, weshalb Modestus sehen wollte, wie er auf den geschilderten Sachverhalt reagierte.
"Ich halte es daher für notwendig den Betroffenen Rechtssicherheit zu geben und diese Sachlage mit einer Änderung des Lex Mercatus behandeln. Die Fragen, die ich nun mit euch diskutieren möchte lautet wie folgt: Ob und in welcher Form wollen wir den Besitz von Betrieben auch für Körperschaften wie Städte erlauben?" Wieder machte Modestus eine kurze Pause, um die anwesenden Senatoren nicht mit zu vielen Fragen auf einmal zu malträtieren. Nachdem er die grundlegenden Fragen gestellt hatte, die er heute diskutieren wollte, kam er dann zu den möglichen Antworten. Wieder in Fragenform, da er nicht seine eigene Meinung darstellen, sondern die möglichen Meinungen wiedergeben wollte. "Wollen wir diese Praxis den Städten untersagen oder erlauben? Wenn wir es erlauben, gestatten wir auch anderen Körperschaften das Führen von Betrieben? Beschränken wir, wie viele Betriebe eine Körperschaft besitzen kann? Ein Bürger kann nur vier Betriebe führen, gilt das auch für eine Stadt?" Als Modetsus seine Ausführung beendet hatte, bemerkte er auch einen dumpfen Schmerz in seinem Bein. Zum Glück war gerade fertig. Nach einer kurzen Pause, während der er fragend in die Runde blickte, setzt er sich wieder.