"Bevor ich dir antworte, möchte ich noch eine andere Sache ansprechen. Es geht um dein Anliegen bezüglich meines Verhältnisses zur Legio II und meiner Leibwache. Ich möchte, dass die Legio II bald eine Centurie meiner Leibwache stellt. Daher würde ich gerne in den nächsten Wochen einen Appell der Legio abnehmen, um die Männer für die Pedites Singulares auszusuchen. Wobei ich es allerdings begrüßen würde, wenn du schon eine Vorauswahl für mich triffst. Nach unseren früheren Differenzen sollten wir den Männern auch zeigen, dass wir uns nun gemeinsam gegen den Ursupator stellen."
führte Modestus noch an, und er rechnete eigentlich damit, dass der Claudier diese Sache schon wieder vergessen hatte. Zumindest hatte er selbst dies fast vergessen und sich nur per Zufall daran erinnert. Aber er wollte dem Claudier dieses Zeichen des Vertrauens durchaus geben, gerade weil man sich in der gegebenen Situation aufeinander verlassen musste. Der Appell würde aber erst in einigen Wochen stattfinden können, denn erst mussten wichtigere Dinge getan werden. Der Vescularier würde sicherlich nicht auf seine Feinde warten.
"So ungern ich es auch über meine Standesgenossen sage, so haben sich viele auch bei dem Vescularier angebiedert. Die Iulier, Octavier oder die Germanicer. Von daher ist es wiederum auch nicht verwunderlich, dass bisher eher wenige Plebejer verhaftet wurden. Auch wenn der Vescularier sicherlich keine Liebe für Patrizier übrig hat."
sagte Modestus und nannte dabei die drei plebejischen Gentes mit Senatoren, die seiner Meinung nach am engsten mit dem Vescularier verflochten waren. Man würde sehen, was nach dem Bürgerkrieg mit ihnen Geschehen würde.
"Ich würde mit den Vestalinnen nicht so hart in Gericht gehen. Wer weiß schon welcher Druck auf sie ausgeübt wurde. Dem Vescularier ist vieles zuzutrauen. Aber was das Testament angeht, so hast du sicherlich recht."
sagte Modestus zur Verteidigung der Vestalinnen. Das Klassenbewusstsein des Claudiers, das ihn aus seinen Worten geradezu ansprang, vermerkte Modestus gedanklich für sich selbst.
"Bisher habe ich keine Rückmeldung gegeben und ich habe es auch nicht vor. Der Weg über die Alpen ist weit und gefährlich. Nicht immer kommt jeder Brief auch an. Was sollte ich ihm auch schreiben? Es ist zu früh ihm offen die Feindschaft zu erklären. Erst wenn er sich selbst zum Kaiser erklärt."
entegnete Modestus und schmunzelte als Modestus die ersetzten Offiziere erwähnte. Nichts anderes hatte er selbst mit dem einen oder anderen Kommandeur der Provinz getan.
"Was Raetia angeht, so wird sich Caius Lurius Sulla, der Praefectus Augusti, der Seite anschließen, die die besten Siegeschancen und die tiefsten Taschen hat. Ich hoffe ihn zumindest auf letzterem Gebiet überzeugen zu können. Auch wenn Raetia uns eher wenige Truppen bringen wird, die geographischen Lage bringt uns Vorteile. Und nachdem wir einen guten Teil der Truppen auch in Germania verweilen muss, um die Sicherheit der Provinzen zu gewährleisten, können ist es klug jeden Vorteil zu nutzen."
sagte Modestus und ging aber vorerst nicht näher auf die Vorteile von Raetia ein. Das würde gleich noch bei den strategischen Erwägungen einen Rolle spielen.
"Ich vermute, dass die Donaulegionen geschlossen hinter den Vescularier stellen. Er in der Region viele seiner Günstlinge eingesetzt. Wie schnell er sie mobilisieren kann, ist schwer zu sagen. Sobald wir ihm offen den Krieg erklären, sollten wir so schnell als Möglich die Truppen zusammenziehen. Wobei ich unsere letztendliche Strategie von dem Vorgehen des Feindes ausmachen würde. Aber ich denke wenn schnell zum Fluss Oenus vorstoßen können, hätten wir damit eine vorteilhafte Position. Er könnte uns bei der Verteidigung ein großer Vorteil und bei einem Angriff ein großes Hindernis sein."