Beiträge von Kaeso Annaeus Modestus

    "Es ist dir, Tiberius Durus, und euch anderen wohl hoffentlich klar, dass dies trotz der schönen Worte und der Rethorik nichts anderes als Hochverrat für den Princeps sein wird. Und er wird, nein er muss vielmehr graußame Rache üben, um seine Position nach so einem Schlag auf seine Autorität wieder zu stärken. Und er verfügt über genügend willfährige Männer in Schwarz um diese Rache auszuführen. Gegen uns alle. Eine solche Aktion kann jeden Mann in diesem Raum das Leben kosten. Von unseren Familien und Verwandten ganz zu schweigen. Und ohne das wir dabei etwas an der Sachlage ändern. Dann ist der neue Stellvertreter des Kaisers eben Praefectus Praetorii und heißt nicht Potitius Vescularius Salinator. Nur diesmal muss er nicht erst einige Senatoren aus dem Senat ausschließen, um Platz für seine Klienten zu machen. Eine politische Lösung scheint mir angebrachter! So weiß ich von diversen Verfehlungen des Praefectus Urbi, die der öffentlichkeit Unbekannt sind. Manche davon auch gegen das Kaiserhaus selbst. Sollten wir genügend Material anhäufen können, wäre es durchaus möglich dafür zu sorgen, dass Potitius Vescularius Salinator in Ungnade fällt!"


    erklärte Modestus nun, denn er wollte den Vescularier seit Jahr und Tag entfernt haben. Womöglich musste der neue Stellvertreter des Kaiser nichteinmal Praefectus Praetorio sein. Vielleicht auch Procurator a libellis ... aber ein Mordkomplott? Schon andere Männer hatten sich an an soetwas die Finger verbrannt.

    "Falls der Iulier es darauf ankommen lässt, kann man auch mit stumpfen Schwertern hässliche Wunden schlagen. Denn sollte es Probleme geben, ist es immer besser sie gleich im Keim zu ersticken. So könnten wir auch ein deutliches Zeichen für andere setzen. Ich kann natürlich verstehen, wenn du dein Consulat nicht mit einem solchen Kampfkurs beginnen möchtest, weshalb ich dir diese Aufgabe durchaus abnehmen könnte, falls du das wünscht. Ansonsten gib mir im Senat einfach ein Zeichen."


    erklärte Modestus, denn dies war der erste wirkliche Angriff auf die Macer-Camarilla seit langem. Und Appius Terentius Cyprianus war in einer viel zu einflussreichen Position um einen solchen Angriff unbeantwortet zu lassen.


    "Nun das hoffe ich doch. Zumal Germania mit seinen zehntausenden Soldaten eine der wichtigsten Provinzen ist. Bei meiner Rückkehr werden mir alle Tore offen stehen.


    sagte Modestus und bemerkte, dass er seinen letzten Satz doch etwas ungeschickt gewählt hatte. Also setzte er gleich zu einer Ergänzung an.


    "Und ich werde sicherlich dir als Consul nachfolgen können."

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    Original von Spurius Purgitius Macer
    Macer nahm zunächst die Gratulation und dezente Ehrerbietung gelassen entgegen, wie er es in den letzten Tagen schon bei zahlreichen Klienten gemacht hatte. Dann jedoch horchte er auf, als Modestus rasch mit seinen Neuigkeiten herausrückte. "Hört, hört! Das sind ja äußerst erfreuliche Nachrichten! Darf man das schon als gesichert ansehen oder ist es bisher nur ein gut genährtes Gerücht?" fragte er dann gleich nach, um die Sache richtig einzuordnen.


    "Nun die Kanzlei hat bisher noch keine offiziele Ernennung verfasst, weshalb es wohl noch nicht als gesichert gelten kann, aber ich würde eine Zusage des Praefectus Urbi auch nicht als Gerücht abtun. Dennoch bin ich zuversichtlich. Und dank meines Vetters werde ich auch davon erfahren, sobald sich die Sache anbahnt."


    erklärte Modestus, denn natürlich war noch nichts offiziel und der Posten konnte genausogut noch an einen anderen Mann gehen, doch die Zusage des Vesculariers wog dennoch einiges.


    "Aber noch etwas anderes, Patron. Ich habe in der Acta gelesen, dass es zwischen Appius Terentius Cyprianus und dem Quaestor Classis einige Reibereien gab. Weißt du genaueres darüber? Sollte ich mich darauf vorbereiten im Senat gegen den Iulier und seinen Bericht vorzugehen, falls er sich gegen Terentius Cyprianus zu äußert?"

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    Original von Potitus Vescularius Salinator


    Potitus lächelte zufrieden und nickte. "Ich werde daran denken, Annaeus!" Natürlich fasste er die Schuldigkeiten, die Modestus nun hatte, eher persönlich auf! Aber vorerst gab es keinen Grund, warum er ihm weniger trauen sollte als den anderen Senatoren!


    "Das freut mich zu hören. Gibt es noch etwas im Hinblick auf Germania was ich wissen müsste?"


    fragte Modestus, denn vielleicht war es noch nötig, dass er irgendetwas in diesem Hinblick tat. Er war zwar schon dabei sein Examen Tertium zu absolvieren, aber man musste ja nie. Aber vielleicht gab es auch noch die eine oder andere Reform oder sonstige Angelgenheit die für Germania geplant war und die der Vescularier ihm mitteilen wollte.


    "Ansonsten will ich deine Zeit auch garnicht weiter in Anspruch nehmen. Mir ist bewusst, dass du terminlich sehr eingespannt bist."

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    Original von Spurius Purgitius Macer
    Tatsächlich musste Annaeus Modestus nicht lange warten, um das Gespräch mit seinem Patron zu beginnen. "Gute Morgen!", grüßte dieser ihn aufgeräumt und schien sich so langsam an die ersten Tages als Consul gewöhnt zu haben.


    "Salve, Consul. Ich bin gekommen um dir meine Aufwartung zu machen und dir nocheinmal zu deiner erfolgreichen Wahl zu gratulieren."


    grüßte Modestus und neigte sein Haupt leicht vor Purgitius Macer, der jetzt wieder auch im Senat über ihm stand. Dann machte er sich auch gleich daran, seine eigenen Erfolg zu präsentieren. Denn er wollte sich gleich mit seinem Patron zu einem privaten Gespräch zurückziehen, wenn es möglich war, aber davor galt es den anderen Klienten doch noch zu zeigen, was für einen fähigen Patron sie hatten und wie einflussreich dieser war. Schließlich würde er bald Patron des Statthalters von Germania werden und dies durchaus eine bedeutsame Sache.


    "Doch es gibt auch weitere gute Nachrichten. So wie es derzeit aussieht, soll ich bald Marcus Vinicius Hungaricus in Germania abslösen."

    Modestus schwieg und starrt während der Rede von Manius Tiberius Durus ein Loch in die Luft. Seine Gesicht war eine regungslose Maske, die heftigen Gedankengängen zeugte.
    Vescularius Salinator beseitigen? Damit meinte Tiberius Durus wohl Mord. Dies allein zu bewerkstelligen war schon keine einfache Angelgenheit. Von den Bemühungen die notwendig, um den Zorn des Princeps entfliehen ganz zu schweigen. Valerianus würde den Mord an Salinator niemals hinnehmen können. Das würde ein offenes Zeichen der Schwäche bedeuten und Usurpatoren auf den Plan rufen. Er würde graußame Rache üben müssen und selbst ohne seine rechte Hand würde er dennoch über willfährige Diener verfügen. Etwa einer der Praetorianerpraefecten, die sich wohl zurecht die Hoffnung machen konnten Salinators Posten als Stellvertreter des Kaisers zu übernehmen.
    Nein, so würde er sich an dieser Sache niemals beteiligen. Es würde womöglich dem Reich zum Wohle gereichen, doch es war mit ziemlicher Sicherheit sein eigener Untergang. Zumal kein persönlicher Gewinn involviert war. Außerdem konnte es seinen Vetter, selbst wenn dieser nicht in die Sache involviert wäre, vermutlich nicht nur seinen Posten kosten. Eine ... politische Lösung schien im begehrenswerter. Er hatte über die Zeit Material über den Vescularier gesammelt und wenn man sich anstrengte gab es sicher noch mehr.
    Doch womöglich hatte der Tiberier noch weitere Ideen. Vielleicht gab es noch mehr. Modestus Augen blickten nun nicht mehr ins Leere, sondern sahen nun in schnellen und hastigen Blicken die anderen Anwesenden an. Er wollte ihnen den Eindruck von Nervosität vermitteln.

    Modestus hatte sich den restlichen Abend über zurückgehalten. Das Thema Salinator und seine dubiosen Taten langweilte ihn nur noch. Schließlich war klar, was der Vescularier tat. Und es verstieß eigentlich auch nicht gegen die Gesetze. Zumindest nicht so, dass es ein noch nie dagewesener Skandal wäre. Jeder hatte schließlich seine Leichen im Keller. Doch, dass Tiberius Durus nun ein anderes, riskantes Thema ansprechen würde, gefiel Modestus. Es würde deutlich interessanter werden. Doch er hatte seinen Patron zuerst verabschiedet. Und den Claudier auch. Vertraute er ihnen nicht? Warum vertraute er dann Modestus und Avianus, die schließlich Klienten von Macer waren?


    "Dann wäre es wohl auch angebracht die Sklaven irgendwo im Haus einzusperren. Aber ich schwöre, dass es nicht diesen Raum nicht verlassen wird. Wobei ich mich aber sicherlich nicht dazu verpflichte an ... irgendetwas teilzunehmen. Doch ich kenne dich, Tiberius Durus, weshalb ich dir auf jeden Fall zuhören werde."

    An diesem Morgen war Modestus wiedereinmal unter den Klienten zu finden. Beziehungsweiße an der Spitze der Klienten, denn als Praetorier und Statthalter in spe, konnte ihm kaum ein anderer Klient des Purgitius auch nur das Wasser reichen. Und so wartete er auf seinen Patron um mit ihm die Freudigen Ereignisse zu Besprechen. Den Wahlsieg von Macer und seine eigene baldige Position als Statthalter Germanias.

    "Ich danke dir, Consul. Verehrte Patres conscripti, wie ihr alle wohl wisst, wurde im letzten Jahr ein Quaestor Classis ernannt und mit einer besonderen Aufgabe betraut."


    sagte Modestus und nickte seinem Patron dankend zu. Dann wandte er sich an alle Senatoren. Bewusst vermied er dabei zu nennen, wer den Quaestor Classis ernannt hatte, denn diese Frage war wohl immernoch strittig und hatte eigentlich auch nichts mit seinem Antrag zu tun.


    "Nun ist es nicht nur Brauch, sondern auch gesetzliche Grundlage für das Amt des Quaestor Classis, dass dieser dem Senat ausfühlich Bericht über seine Tätigkeiten erstattet. Doch Lucius Iulius Centho, der besagte letztjährige Quaestor Classis, ist aber kein Angehöriger dieser Curie und hat damit kein Rederecht im Senat. Daher stelle ich den Antrag ihn zur nächsten Sitzung des Senats vorzuladen, damit er den gesetzlichen Notwendigkeiten nachkommen kann.


    erklärte Modestus mit einer freundlichen Miene und setzte sich wieder. Es war nicht so, als ob dieser Antrag wirklich notwendig war, damit der Iulier vor dem Senat sprechen durfte, aber so musste er es auf jeden Fall tun und zwar schon sehr bald.

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    Original von Potitus Vescularius Salinator
    Potitus zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, wird schon bisschen dauern. Ich gebe der Kanzlei Bescheid und die regeln das dann. Du wirst sicherlich vom ab epistulis hören." Tatsächlich war es sinnvoll, sich noch einen Vorwand zu suchen, wegen dem er Hungaricus abberufen konnte: Andernfalls würde es schwierig sein, diesen Wachwechsel von Valerianus zu vertreten.


    "Natürlich. Es wäre mir eine Freude wenn ich dir oder dem Kaiser in naher Zukunft nocheinmal zu Diensten sein kann. So wie es mir eine Freude wäre zu hören, dass irgendeine vollkommen ungerechtfertigte Klage gegen mich abegelehnt wurde. Wir Annaeer wissen schließlich wem unsere Loyalität zu gelten hat."


    erklärte Modestus, denn die Annaeer hatten den Kaisern in der Tat viel zu verdanken. Modestus hatte von Iulianus den Ordo und von Valerianus den Sitz im Senat erhalten, Florus hatte Iulianus als Flottenpräfekt von Misenum gedient und später einen Sitz im Senat erhalten und Varus bekleidete eine hohe Position in der kaiserlichen Kanzlei. Doch Modestus würde diese Loyalität zum Kaiser wörtlich nehmen und dem Vescularier liebend gerne in den Rücken fallen. Zumindest wenn sich eine günstige Situation eröffnete, denn bald würde er einen ordentlichen Teil des Exercitus kontrollieren. Wie einst Vitellius. Bis dahin brachte die Freundschaft des Vescularius Salinator viele Vorteile mit sich. Zum Beispiel die Ablehnung einiger Gerichtsprozesse.

    Schon kurze Zeit nachdem die neuen Magistrate vereidigt worden waren, erhob sich Modestus bei einer Sitzung des Senats aus den Reihen der Praetorier und sah zum amtierenden Consul, seinem Patron, damit dieser ihm das Wort erteilte. Modestus hatte aus diversen Quellen nicht zuletzt der Acta Diurna selbst über die Tätigkeiten des letztjährigen Quaestor Classis in Aegyptus erfahren und was er gehört hatte, gefiel ihm nicht. Der Iulier war seinem guten Freund und Mitklienten Appius Terentius Cyprianus gegenüber doch recht unverschämt gewesen. Deshalb war Modestus sehr an dem ausführlichen Bericht des Quaestor Classis, den dieser dem Gesetz nach dem Senat zu erstatten hatte, interessiert. Und er würde ihn nur ungern seines neuen Postens wegen verpassen. Und so wartete er darauf, dass Spurius Purgitius Macer ihm das Wort erteilte.

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    Original von Potitus Vescularius Salinator
    Potitus stellte traurig fest, dass Modestus sich mehr freute als nervös zu werden. Ein bisschen kam es dann aber doch durch. Aber vielleicht war es auch nur der Versuch, noch mehr Kapital aus seiner Stellung zu schlagen! So antwortete er gleichermaßen erstaunt wie ernst. "Ich glaube nicht, dass das nötig sein wird. Du kannst dir ja eine paar Pedites Singulares aus den anderen Legionen holen, wenn du Livianus nicht traust!" Immerhin war es absolut üblich, dass ein Statthalter sich eine Leibgarde aus seinen besten Männern zusammenstellte!


    Pedites Singularis? Modestus war nur wage mit dem Begriff vertraut. Seine Erfahrungen mit den Heer hatte sich bisher auf einTribunat bei der Legio I beschränkt und Italia besaß keinen Statthalter. Aber er konnte sich daran wage erinnern bei seinen Studien für das kommende Examen Tertium etwas darüber gelesen zu haben. Pedites Singularis und Equites Singularis. Jeweils 480 Mann, die wie ihre Offiziere vom Statthalter persönlich ausgewählt wurden. Das war immerhin etwas. Und vermutlich er es auch noch hinkriegen, dass einer seiner Klienten als Kommendeur einer Cohorte der Auxiliaren eingesetzt wurde. Von denen gab es sowieso genug und einer unter vielen würde da kaum auffallen. Sein Vetter Varus war immerhin Procurator a libellis und konnte das das sicherlich mit dem Procurator ab epistulis regeln.


    "Das werde ich dann auf jeden Fall tun. Nun gut..."


    sagte Modestus nachdenklich und ein wenig besorgt. Er würde weder selbst eine Legion kommandieren, zumindest direkt, wie manch anderer Statthalter, noch würde er einen engen Vertrauten unter den Legaten haben. Das gefiel ihm ganz und garnicht. Aber man würde sehen. Vielleicht lies sich für die Zukunft etwas arrangieren und es war ja eigentlich auch nicht so, dass Decimus Livianus jeden Moment eine Rebellion beginnen würde. Trotzdem waren das nicht unbedingt die idealen Umstände, die er sich erhofft hatte. Vielleicht hatte er sich auch zu viel versprochen, aber das war egal. Mann musst eben das beste aus dem machen, was man hatte.


    "das andere Thema das ich ansprechen wollte, hat sich damit an sich erledigt. Gibt es ein Datum, ab wann ich für den Vinicier übernehmen soll? Oder kommt das mehr darauf an, wann ich in Germania eintreffe? Das alles kommt doch etwas überraschend und ich muss natürlich noch diverse Angelgenheiten klären, bevor ich aufbrechen kann."

    Er brauchte einen Moment bis er die Implikation des Vesculariers verstand. Er sollte Vinicius Hungarius ablösen?! Jahrelange Vorbereitung und praktische Erfahrung als Senator zahlten sich nun aus. Anstatt wild jubelnd aufzuspringen, blieb seine Miene fast unverändert. Trotzdem nahm er den Pokal zur Hand um einen Schluck zu trinken und sein Gesicht hinter kostbaren Metall kurz zu verbregen. Er war fast am Ziel. Zwar würde er dann doch nur die gleiche Immunität wie Livianus aber das war egal. Auf den ersten Blick sah es doch eher schlecht aus, aber so wie er den Decimer kannte würde der sowieso das Urteil anfechten und seine Immunität vor Gericht durchsetzen. Und dabei unweigerlich auch Modestus einen Gefallen tun.


    "Ich soll Vinicius Hungaricus ablösen? Als Statthalter von Germania? Ein sehr großzügiges Angebot. Es wäre mir eine Ehre dem Kaiser so dienen zu dürfen."


    sagte Modestus mit einer gewissen Bescheidenheit, die wohl erwartet wurde, wenn einem ein solches Angebot gemacht wurde. Er hatte schon lange ein Auge auf Germania geworfen, weshalb er sich schon genauer damit befasst hatte und schon diverse Personen mit Ortskenntnissen wie einen jungen Duccier zu sich eingeladen hatte. Deshalb wusste er auch, dass Livianus mit einer Legion in Mogontiacum stationiert war, die vermutlich den Schutz der Regia des Statthalters übernahm. Im Anbetracht, dass er ihn gerade wegen Rechtsbeugung verurteilt hatte, war dies eine Sache die ihm so garnicht passte.


    "Und es würde mich freuen mich so mit dem Decimer unterhalten zu können. Aber das wirft ein kleines Problem auf. In Mogontiacum stünde ich dann unter anderem mit sechs Legionskommandeuren da, von denen ich nur einen kenne. Und dieser eine steht mit einer Legion vor meiner Haustür und opfert vermutlich den Göttern, damit ich eine Treppe herunterfalle und mir das Genick breche."


    sagte Modestus mit einem verschlagenen Grinsen, das nach dem ersten Satz aber schnell wieder verschwand. Denn diese Angelgenheit war ernst. Er konnte nicht ausschließen, dass Livianus womöglich einen Mordanschlag verüben oder auch nur begünstigen würde. Selbst wenn nicht würde er dem Decimer nach der Verhandlung niemals über den Weg trauen.


    "Wäre es zu viel verlangt, wenn ich dich bitte würde mir Senator Gaius Flaminius Cilo als Legatus Legionis mitzugeben? Als ein Kommandant auf den ich mit stützen kann, falls der Decimer auf dumme Ideen kommt. Er hat mittlerweile das Adilat absolviert, hat sich in Parthia als Tribunus laticlavus bereits hervorgetan und wäre bereit eine Legion zu übernehmen. Etwa die XXI Rapax oder die X Hispania."

    "Natürlich. Hast du den schon einen deiner Klienten im Auge?"


    fragte Modestus, nachdem Macer einen Austausch vorgeschlagen hatte. Vielleicht kannte er den Kandidaten ja, was ihm die Pflicht ihm ein tirocinium fori angedeihen zu lassen versüßen würde.


    "Selbstverständlich. Man hat ja nicht nur Ritter und Senatoren als Klienten. Ich selbst habe noch ein ganzes Bündel Klienten von Bürgern und Peregrini, die noch aus meiner Zeit als Duumvir von Mantua herrühren. Und auch gibt es noch genug einfache Männer, die einen Patrizier aus gutem Hause als Patron annehmen würden, auch wenn du noch nicht Senator bist."

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    Original von Potitus Vescularius Salinator


    Potitus grinste über so viel Eigenlob. Aber natürlich hatte er recht: Die beiden Patrizier mochten Livianus scheinbar sowieso nicht und außerdem lenkten sie etwas von ihm ab!


    Er stieß mit dem stehenden Pokal des Annaeers an und grinste. "Da mach dir mal keine Sorgen! Du hast doch die richtigen Freunde!" Er zwinkerte Modestus zu. "Wir werden dich schon zu schützen wissen!" Wieder führte Salinator den Becher zum Mund und goss den Inhalt in sich hinein.


    "Das freut mich zu hören. Aber ich glaube als es wäre trotzdem klug für einige Zeit in die Provinzen zu gehen. Bis Consul werden kann braucht es sowieso noch ein paar Jahre. Aber ich bräuchte wohl einen entsprechenden Posten. Sonst heißt es noch ich wäre vor einer Anklage aus Rom geflohen und diesen Angriffsfläche würde ich meinen Feinden nur ungern bieten."


    sagte Modestus und trank noch einen großen Schluck und stellte den leeren Pokal wieder auf den Tisch.


    "Als Statthalter des Kaisers würde ich auch gleich über Immunität verfügen, oder etwa nicht? Das würde für meine Freunde auch weniger iuristische Scherereien bedeuten, wenn die Decimer es tatschälich auf eine Klage ankommen lassen. Und ich könnte noch etwas Erfahrung mit dem Militär machen. Das kommt bei den alten Säcken im Senat immer gut an."


    sinnierte Modestus, doch dieser Vorschlag war alles andere als ein plötzlicher Einfall, auch wenn er sich bemühte es als solchen zu verkaufen.

    "So wie auch Sekretär mein vollstes Vertrauen genießt. Dennoch würde ich mich gerne allein mit dir unterhalten. Bitte tue mir den Gefallen."


    sagte Modestus nach langem zögern. An sich hatte Durus ja recht, aber er wollte jetzt keinen Schreiber im Genick haben. Er wollte mit Durus persönlich sprechen. Von Mann zu Mann. Nicht von Praetor zu Consular. Nicht mit irgendwelchen Schreibern um sich herum.


    "Nun Vescularius Salinator kam nicht um zu sehen wie Octavius Macer über Decimus Livianus triumphiert. Nein er kam um selbst über Decimus Livianus zu triumphieren. Nach allem was ich weiß, handelt Octavius Macer im Auftrag des Vesculariers. Ich weiß es nicht mit absoluter Sicherheit aber ich gehe davon aus. Die Urkunde, die der Octavier so einfach aus dem Ärmel geschüttelt hat ist das beste Beispiel dafür."




    QUINDECIMVIR - QUINDECIMVIRI SACRIS FACIUNDIS
    SODALIS FACTIO ALBATA - FACTIO ALBATA

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    Original von Potitus Vescularius Salinator


    Potitus nahm ebenfalls seinen Becher und leerte ihn in einem Zug. Danach seufzte er zufrieden. Zwar war er eigentlich kein großer Weinkenner, trotzdem heuchelte er natürlich Anerkennung, wenn man ihm schon mal so ein feines Tröpfchen servierte! Vielleicht sollte er seinen Cellerarius beauftragen, auch etwas davon zu kaufen. "Wunderbar!" antwortete er daher und schenkte sich wieder ein.


    Als der Annaeer dann auf seinen Prozess zu sprechen kam, strahlte Salinator gleich noch mehr. Die Sache war wunderbar gelaufen! "Sehr zufrieden, sehr zufrieden, ja! Du hast die Gesetze voll ausgeschöpft, wie es angemessen war!"


    "In der Tat. Wer auf die Idee kommt Freigelassene einfach so zu Römern zu machen hat es nicht anders verdient! Aber die beiden Patrizier waren eine gute Auswahl. Für einen Schuldspruch waren sie gleich zu haben. Und weißt du was das Beste an der Sache ist?"


    sagte Modestus und nahm nochmal einen großen Schluck aus seinem Pokal. Er wusste, dass dieses Gespräch auch wieder ein Test der Trinkfähigkeit werden würde. Deswegen hatte zuvor ausgiebig gegessen und sich auch ein Kraut bringen lassen, dass angeblich half einen klaren Kopf zu behalten.


    "Die Frist für eine Appelation ist mittlerweiel verstrichen und der Decimer hat sich nciht geregt. Er kann also nichtmehr Einspruch einlegen. Egal ob beim Kaiser oder dem Senat. Nicht, dass sich diese Sache durch die Coercitio und eine Klageabweisung auch so regeln lassen könnte, aber das wird einen besseren Eindruck machen. Allerdings muss ich muss jetzt selbst auf der Hut sein. Nach dem, was dieser unverschämte Decimer vor Gericht gesagt hat, wollen sie mich jetzt anklagen. Nur weil ich ein gerechtes Urteil über den Decimer gefällt habe. Ich muss unbedingt einen Weg finden, dass zu verhindern. Zumindest bis einige Angelgenheiten verjährt sind."


    erklärte Modestus und näherte sich langsam aber sich dem eigentlichen Thema seiner Anwesenheit. Nun wie liesen sich Klagen verhindern? Immunität war das Zauberwort. Leider waren Magistrate des Cursus Honorum nur ein Jahr vor Klagen geschützt. Aber es gab ja noch andere Möglichkeiten.

    "Genau dafür habe ich ihn mitgebracht. Es ist ein Caecuber. Einer der besten wenn nicht sogar der beste Jahrgänge in den letzten 30 Jahren."


    sagte Modestus, denn er hatte diesen Wein mit bedacht ausgewählt. Der weise Caecuber war Modestus bevorzugter Wein und genau diese Amphore war eine der besten aus seinem Vorrat. Er besaß nur wenig bessere Weine und diese waren auch für besondere Angelgenheiten reserviert. Etwa wenn der Princeps selbst einmal bei ihm zu Gast wäre. Nachdem Salinator eingeschenkt hatte, nahm Modestus auch gleich den goldenen Pokal mit dem unverdünnten Wein als er sich gesetzt hatte. Da er in etwa die Position des Gastes einnahm, nahm er sich das Recht heraus einen kleinen Trinkspruch auszusprechen. Das war sowieso immer eine gute Gelegenheit seine Treue zum Kaiserhaus zu zeigen.


    "Auf den Kaiser. Möge ihm Apoll Gesundheit schenken."


    sagte Modestus und verschüttete etwas von dem teuren Wein als Trankopfer auf dem Boden. Er achtete allerdings darauf keinen Teppich oder etwas ähnliches zu treffen. Dann nahm er einen großen Schluck. Der Geschmack war hervorrangend. Zumindest für ihn. Es tat ihn fast leit, dass er den Wein mit dem Vescularier teilen musste. Aber für solche Gedanken war es sowieso zu spät.


    "Ich hoffe er sagt dir zu wie er mir zusagt. Aber sag ist der Kaiser mit meinem Urteil über Decimus Livianus zufrieden? Habe ich die in mich gesetzten Erwartungen erfüllt?"


    fragte Modestus eher der Form halber nach und um diese Tat nocheinmal hervorzuheben. Das breite Grinsen des Salinator bei der Urteilsverkündung war aussagekräftig genug gewesen. Doch es lohnte sich immer Erfolge zu betonen.

    "Natürlich und ich danke für dein... Entgegenkommen in dieser Sache. Vielleicht sollten seine Kameraden sein Schicksal teilen. Ich bin mir sicher sie werden sich dann sehr darum bemühen, dass ihm keine Fehler mehr unterlaufen."


    sagte Modestus mit einem zufriedenen Lächeln. Seine Idee die anderen Männer am Tor ebenfalls zu bestrafen gefiel ihm sehr. Seine Kameraden würden dem Kerl noch zusätzlich die Hölle heiß machen. Das war eben der Grund warum als einfacher Soldat am Tor gefälligst den Mund zu halten hatte. Zwei Aurei waren zwar eine stattliche Summe für die Angelegenheit mit dem Kerl. 200 Sesterzen, etwa der halbe Sold eines Centurionen. Aber der Scriba des zweitmächtigsten Mannes im Reich war sicherlich andere Summen als irgendein kleiner Schreiber gewöhnt. Außerdem lohnte es sich Großzügigkeit bei Bestechungsgeldern eigentlich immer. Zumindest beim ersten Mal und nun wusste Modestus, dass der Schreiber ohne größere Probleme die Hand aufmachen würde. Doch das war auch nicht weiter wichtig. Zumindest vorerst. Und so betrat Modestus das Officium des Vesculariers, während sein Sklave jedoch vor der geöffneten Tür wartete. Das hatte Modestus ihm deutlich erklärt. Sicherheit war wohl immer ein wichtiges Thema und bevor er sich der Vescularier oder gar sein Scriba darüber echauffierten, dass der Sklave ohne Erlaubnis das Officium betrat, sollte er doch lieber vor der geöffneten Tür aber in Sichtweite des Praefectus warten.


    "Salve, Praefectus Urbi. Nachdem du mir bei unserem letzten Treffen einen solch köstlichen Wein aufgetischt hast, möchte ich natürlich bei dir revanchieren, weshalb ich heute den Wein mitgebracht habe. Ich hoffe du hasat nichts dagegen."


    sagte Modestus mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen und wies auf seinen Sklaven Dumnorix mit der Amhpore, der getreu vor der Tür wartete.