Modestus wandte sich nun herum und sah wie die Opferhelfer die drei weißen Stiere nun von ihren Fesseln befreiten und langsam zum Altar führten. Schon vor der Prozession waren sie mit Wein und Rauschmitteln betäubt worden, weshalb sie nun vollkommen ruhig zum Altar troteten. Modestus trat dann zu jedem der Tiere und lies dem Ritus Graecus folgend jedem der Tiere einige Getreidekörner und Wassertropfen, welche er von den Paterae zweier Opferhelfer nahm, was die Tiere in ihrem Rausch gleichmütig hinnahmen und leicht den Kopf sinken liesen. Dann wurde ihm ein Opfermesser gereicht und von jedem der Stiere schnitt er vorsichtige einige Haare ab. Diese brachte er dann den Göttern dar, indem er sie dem Feuer übergab. Er kehrte zum Altar zurück. Die Opferhelfer hatten den Schmuck schon entfernt und mit dem Opfermesser fuhr Modestus vom Kopf bis zum Schwanz eines jeden der Stiere. Damit war die Weihung der Opfer beendet und der blutige Teil des Opfers konnte beginnen.
Der erste Stier wurde nun herangeführt und die Victimarii und die Cultarii machten sich bereit. Der Victimarius nahm seinen Opferhammer in beide Hände, bereit ihn mit großer Wucht auf den Schädel des ersten Stieres zu schlagen. Dultarius nahm sein Opfermesser in seine rechte Hand, bereit es mit präzision in die Hals des ersten Stieres zu stechen.
>AGONE?<
ertönte die rituelle Frage und Modestus zögerte keinen Moment. Sogleich folgte seine Antwort, ebenfalls im rituellen Tonfall.
>AGE!<
Mit einem dumpfen Knacken traff der Opferhammer die Stirn des Stiers und sogleich stieß der Cultarius sein Opfermesser in die Halsschlagader des Tieres. Es sackte zusammen und viel Blut quoll aus der Stichwunde hervor, als der Cultarius sein Messer wieder herauszog. Einige Popae mit Schalen kamen herbei um das Blut aufzufangen, während Modestus zu dem nächsten Stier trat, der nun herbeigeführt wurde. Nun stand ein anderer Victimarius und ein anderer Cultarius bereit und sogleich ertönte wieder die rituelle Frage und danach folgte die rituelle Antwort.
>AGONE?<
>AGE!<
Und noch ein drittes Mal hörte man vor dem Tempel des Apollo die Frage und die Antwort, die das Leben eines weißen Stieres mit vergoldeten Hörnern beenden würde.
>AGONE?<
>AGE!<
Nachdem der dritte Stier nun ausblutete, trat Modestus wieder zum Altar. Vorsichtig achtete er darauf nicht in die Ströme von Blut zu treten, die sich auf dem Boden ihren Weg bahnten, denn bei weitem nicht alles Blut wurde von den Opferhelfern in Schalen aufgefangen. Auf dem Altar lagen bereits dei Innereien des ersten Stiers, die der Victimarius herausgetrennt hatte. Ein älteres Mitglied der Quindecemviri trat zu Modestus, um ihn bei der Interpretation zu unterstützen. Sorgfälltig betrachtete er die verschiedenen Organe und bei einzelnen Dingen sah er fragend zu dem erfahreneren Quindecemvir und sie berieten sich flüsternd. Doch dann kamen sie zu den Eingeweiden des zweiten und dritten Stiers. Auch deren Herzen, Lebern und sonstige Gedärme wurden gewissenhaft untersucht.




