Als der Consul ihn aufrief, erhob sich Modestus mit einer einstudiert würdevollen Bewegung von seinem Platz und nickte dem Magistraten als Zeichen des Danks zu. Dann ging er mit der Routine eines Mannes, der nicht das erste Mal vor dem Senat sprach, in die Mitte der Curia. Er lies seinen Blick mit einem möglichst erhabenen Ausdruck über die Anwesenden schweifen und merkte sich wo die wichtigsten Männer saßen, damit er ihnen während der Rede gezielt in die Augen sehen oder zunicken konnte. Dann begann er seine sorgfälltig einstudierte Rede.
"Verherte Besitzende, Senatoren und amtierende Magistrate,
wieder einmal ist es mir eine Freude und ein Privileg für mich vor dieser Versammlung der erhabensten Männer des Reichs sprechen zu dürfen. Obwohl zu behaupten wage, dass meine Person den meisten Anwesenden schon zur Genüge bekannt ist, werde ich dennoch meinen Werdegang noch einmal erläutern.
Ich war schon einige Zeit Duumvir in Mantua gewesen, als der damalige Princeps, der edelmütig Divus Iulianus, mich wegen meiner Verdienste um die Stadt in den Senatorenstand erhob und ermöglichte es mir den Cursus Honorum zu beschreiten, wie es auch schon meine Ahnen taten. So kandidierte ich für den Posten des Vigintivirs und verwaltete ein Jahr lang die Münzprägestätte hier in Rom. Danach leistete ich mein Tribunat bei der Legio I Traiana Pia Fidelis ab, die gerade aus Parthia zurückgekehrt war. Nach der nächsten Wahl wurde ich als Quaestor nach Hispania entsandt, wo ich meine Amtszeit über als Statthalter fungierte, da der Proconsul Lucius Flavius Furianus schwer erkrankt war.
Als ich aus Hispania zurückgekehrt war, kam Servius Mescinius Calpetanus auf mich zu und bat mich um Mithilfe für das Collegium der Quindecimviri sacris faciundis. Natürlich kam ich meiner Bürgerpflicht nach und seitdem bin ich auch ein Mitglied dieses ehrenwerten Collegiums.
Einige Monate später war der ehrenwerte Princeps großmütig und gewährte mir einen Sitz in dieser Versammlung. Dies ermöglichte mir, wie ihr euch wohl noch erinnern könnt, vor kurzer Zeit das Amt des Aedilen zu bekleiden. Ich veranstaltete prächtige Naumachien und widmete mich natürlich auch meinen anderen Amtspflichten.
Und nun stehe ich vor euch, um den nächsten Schritt auf dem Weg des Cursus Honorum zu tun. Natürlich werdet ihr jetzt fragen, ob ich für für einen solch verantwortungsvollen Posten überhaupt qualifiziert bin. Dazu kann ich nur sagen, dass ich schon vor Jahren die notwendigen Prüfungen absolviert habe und seitdem des Öfteren auch als Gerichtsredner tätig war. Bisher nahm ich zwar an keinem Aufsehen erregenden Prozess teil, klagt keinen Gaius Verres oder Sergius Catilina an, doch ich denke das spricht weniger gegen mich als für die Integrität der heutigen Mitglieder dieser Versammlung.
Was die Zuständigkeit als Praetor angeht, so würde ich die Position des Praetor Peregrinus bevorzugen. Falls ihr jedoch einen anderen Bereich als sinnvoller erachtet, werde ich mich natürlich jederzeit der Notwendigkeit beugen.
Daher ersuche ich euch mir eure Stimme zu leihen. Selbstverständlich stehe ich euch jetzt für jedwede Fragen zur Verfügung."