Beiträge von Kaeso Annaeus Modestus

    "Senator Decimus, ich honoriere die vielen Stunden der Vorbereitung und die Mühen die du auf dich genommen hast, um diesen ausführlichen und ausformulierten Antrag einbringen zu können. Doch von welchen Argumenten, glaubst du, lässt sich der Princeps von deiner ... Idee überzeugen?"


    fragte Modestus nun, denn als Einrbinger dieses Plans hatte der Decimer schließlich auch die Verpflichtung seine Umsetzung zu umreisen. Nicht das Modestus glaubte, dass dem Decimer etwas stichhaltiges einfallen würde, aber das dessen Problem. Erwartungsvoll und mit einem leicht spöttischen Lächeln sah er nun den Decimer an.

    Modestus, nun amtierender Praetor Urbanus, hielt wenig von dem Vorschlag des Decimers. Natürlich war dies an sich ein interessantes Thema, denn wer bezahlte schon gerne Abgaben? Sicherlich kaum einer der plebejischen Senatoren, aber der Versuch des Decimers war doch zu plump und es fehlte auch an wirklichen Argumenten dafür. Wollte der Decimer sich mit solch populären Wunschträumen im Senat beliebt machen?


    Selbst wenn der Senat zustimmte, was würde daraus resultieren? Ein Brief an den Princeps mit der Bitte einigen der reichsten Männer des Reichs doch einfach so die Steuern zu erlassen? Warum sollte der Princeps so enorme Steuerausfälle einfach so hinnehmen? Das würde nicht nur den Senat lachhaft sondern den Princeps womöglich ungehalten machen, woran Modestus keinesfalls Interesse hatte, denn er strebte den Posten eines kaiserlichen Statthalters an.


    Und wie würde ein solcher Entschluss überhaupt auf die Bevölkerung Roms wirken? Ihre Meinung war Modestus zwar gänzlich egal, aber er lies sich nur ungern auf offener Straße mit Pflastersteinen bewerfen, was fast schon ein Sport für unzufriedene Römer war.


    Einen solchen Vorschlag musste man einbringen, wenn der Stuhl des Princeps noch nicht fest stand oder schon am wackeln war, aber das war derzeit nicht der Fall. Denn obschon er krank in Misenum weilte, hatte er durch den Vescularier und seinen prudentischen Praefectus Praetorio immer noch alle Fäden in der Hand. Nein, aus dieser Sache würde zu dieser Zeit nichts Gutes erwachsen. Daher sah er mit gespielter Langeweile zu einigen anderen wichtigen Männern hinüber, um ihre Meinung abschätzen zu können.

    Mit der Routine und der Gelassenheit eines Mannes der schon mehrmals hier gestanden hatte, um seinen Eid zu leisten, trat Modestus vor als er an der Reihe war und begann.


    "EGO, KAESO ANNAEUS MODESTUS HAC RE IPSA DECUS IMPERII ROMANI
    ME DEFENSURUM, ET SEMPER PRO POPULO SENATUQUE
    IMPERATOREQUE IMPERII ROMANI ACTURUM ESSE
    SOLLEMNITER IURO.


    EGO, KAESO ANNAEUS MODESTUS OFFICIO PRAETORI IMPERII ROMANI ACCEPTO,
    DEOS DEASQUE IMPERATOREMQUE ROMAE IN OMNIBUS MEAE VITAE
    PUBLICAE TEMPORIBUS ME CULTURUM, ET VIRTUTES ROMANAS
    PUBLICA PRIVATAQUE VITA ME PERSECUTURUM ESSE IURO.


    EGO, KAESO ANNAEUS MODESTUS RELIGIONI ROMANAE ME FAUTURUM ET EAM
    DEFENSURUM, ET NUMQUAM CONTRA EIUS STATUM PUBLICUM ME
    ACTURUM ESSE, NE QUID DETRIMENTI CAPIAT IURO.


    EGO, KAESO ANNAEUS MODESTUS OFFICIIS MUNERIS PRAETORI
    ME QUAM OPTIME FUNCTURUM ESSE PRAETEREA IURO.


    MEO CIVIS IMPERII ROMANI HONORE, CORAM DEIS DEABUSQUE
    POPULI ROMANI, ET VOLUNTATE FAVOREQUE EORUM, EGO
    MUNUS PRAETORI UNA CUM IURIBUS, PRIVILEGIIS, MUNERIBUS
    ET OFFICIIS COMITANTIBUS ACCIPIO."

    Als der noch amtierende Consul also die zur Disposition stehenden Positionen aufzählte, stellte Modestus durchaus zufrieden fest, dass die Entscheidung über sein Amt schon gefallen war. Natürlich musste man sich immer Bescheiden geben und im Hinblick auf eine Statthalterschaft wäre auch der Posten eines Praetor Peregrinus sicherlich von Vorteil gewesen, doch das war eigentlich auch vollkommen egal. Nach dem Posten eines Consuls, war der des Praetor Urbanus der wichtigste und auch angesehenste im Cursus Honorum. Auch wenn dies nicht mehr die Republik Rom war, war das Amt immer noch erstrebenswert und genau dieses würde er binnen einiger Wochen bekleiden. Und so gab er selbstzufrieden sein Votum ab.


    Quintus Claudius Lepidus: Triumvir capitalis


    Faustus Octavius Macer: Quaestor Principis

    Dass Vescularius Salinator den Vorschlag des Flavius Furianus unterstützte, gefiel Modestus nicht sonderlich, denn der Vescularier zeigte deutlich, dass er in diesem Mann auf diesem Posten keine Gefahr für sich sah. Hatte er nicht irgendwann einmal gehört, dass der Octavier ein Günstling des Vesculariers war?
    Davon abgesehen war in Modestus Augen alles gesagt. Die Vorschläge waren gemacht und es machte keinen Sinn noch weiter darüber zu diskutieren. Sollte das Wahlergebnis entscheiden wer nun seinen gewünschten Posten erhielt und wer nicht.



    Sim-Off:

    Heute ist irgendwie nicht mein Tag...

    "Meine Vorredner haben vollkommen recht. Es ist nicht mehr als ein Wunsch, den der Kandidat äußern kann, und wenn der Senat entscheidet Octavius Macer einen andere Position zuzuweisen, dann hat er sich dem Willen des Senats zu beugen."


    sagte Modestus und wunderte sich, warum Germanicus Sedulus diese Möglichkeit für seinen Klienten nicht wahr nahm. So würde dieser direkt in das Umfeld des Kaisers kommen, was seine Aussichten auf eine baldige Aufnahme in den Senat nur verbessern konnte. Doch anscheinend hatte der Octavier stur auf diese Position bestanden.

    Die Idee des Flaviers mehr Aufmerksamkeit auf den Quaestor Principes zu lenken, fand Modestus ausgesprochen gut. Das Monopol auf Kontakt mit dem Kaiser, wenn man es denn so nennen wollte, hatten derzeit Vescularius Salinator und Aelius Quarto, wobei esu m den Aelier in den letzten Wochen ruhig geworden war. Die Möglichkeit diese beiden Männer etwas in ihrer Macht zu beschneiden, war sehr verlockend.


    "Ich halte es auch für eine gute Idee den Posten des Quaestor Principes mit Octavius Macer zu besetzen. Er hat offensichtlich die nötigen Fähigkeiten für diesen verantwortungsvollen Posten."


    sagte Modestus und überlegte nachdem er dies gesagte hatte, wie es von dem Princeps wohl ausgelegt werden würde, wenn der Senat ihm einen ehemaligen Decemvir litibus iudicandis schicken würde.


    "Selbstverständlich bin ich auch jederzeit dazu bereit den Amtsbereich eines Praetor Urbanus zu übernehmen, wenn der Senat und der Consul designatus, dies für ratsam halten."


    erklärte Modestus nun mit bescheidener Miene, denn eigentlich hatte er den weniger prestigeträchtigen Posten des Praetor Peregrinus gewählt, um im Hinblick auf eine Statthalterschaft besser aufgestellt zu sein. Doch man konnte wohl kaum ablehnen, wenn einem der Senat und der nächste Consul den prestigeträchtigeren und wichtigeren Posten antrugen.


    "Außerdem unterstütze ich Consular Tiberius Durus in seinem Antrag."

    "Nun wir werden sehen was die Zukunft bringt, Duccius."


    sagte Modestus und lächelte leicht. Ob der Duccier überhaupt im Stande war es seinem Vater gleich zu tun, war sich noch zeigen. In den letzten Jahren hatten es seiner Erinnerung nach keinen richtig germanischen Kandidaten für den Cursus Honorum gegeben, weswegen es doch schwierig war die Stimmung des Senats für eine solche Kandidatur abzuschätzen.


    "Nun möchte ich dich aber nicht weiter von deinem Tagwerk abhalten, Duccius. Hier ist noch ein kleines Präsent für dich, um dich für deine Mühen zu entschädigen."


    sagte Modestus, nachdem er aufgestanden war und gab dem Duccier die kleine Holzschatulle. Dann ging er langsam in Richtung der Porta, um den Duccier noch heraus zu begleiten. Außerdem wollte er ihm so dezent darauf hinweisen, dass der das Präsent nicht mehr hier öffnen sollte.


    "Vale, Ducius Vala."

    Nachdem alle nun mehr als genügend Zeit gehabt hatten abzustimmen, fuhr Modestus nun fort. Wer jetzt nicht abgestimmt hatte, der hatte eben Pech gehabt.


    "Dann stelle ich hiermit fest, dass Quintus Germanicus Sedulus zum neuen Magister und meine Person zum neuen Pro Magister gewählt wurden. Ich übergebe daher nun an den neu gewählten Magister."

    "Wenn keine weiteren Fragen mehr bestehen, dann danke ich euch, werte Senatoren, für eure Zeit."


    erklärte Modestus nun, da die Zeit für seine Rede und Fragen an ihn nun vorüber war. Er deutete eine leichte Verbeugung gegen über dem Senat als ganzen an und lies noch einmal seine Blicke über die verschiedenen Senatoren schweifen um ihre Stimmung zu deuten. Danach begab er sich wieder an seinen Platz, um die Reden der anderen Kandidaten zu verfolgen, die nach ihm an der Reihe waren.

    Um Quintus Tiberius Vitamalacus die letzte Ehre zu erweisen, hatte Modestus an diesem Tag den Weg zur Villa Tiberia auf sich genommen und befand sich auch unter den Trauergästen. Vor einigen Jahren hatte er sein Militärtribunat bei der Legio Prima unter dem Verstorbenen abgeleistet und kannte ihn daher gut genug, um bei seiner Trauerfeier anwesend zu sein. Er war zwar nicht immer einer Meinung mit dem Tiberier gewesen, vorallem da dieser eher einen Probatus als einen Stabsoffizier in ihm gesehen hatte, aber all diese Differenzen waren nun unwichtig geworden. Modestus hielt sich vorerst aber mit Absicht bedeckt, um den engen Verwandten oder Freunden den Vortritt zu lassen.

    "Nun das ist alles sehr interessant, Duccius. Aber eine Frage habe ich noch, bevor ich deine Zeit nicht weiter in Anspruch nehmen will. Sag, warum bist du nach Rom gekommen und nicht bei deiner Sippe geblieben? Zieht es dich etwa in die Politik?"


    fragte Modestus nach einer langen Zeit des Nachdenkens und sah den Duccier direkt an, um an seinem Gesichtsausdruck seine Reaktion ablesen zu können. Aber er sah kurz von ihm ab, als er mit einer kurzen Handbewegung einem Sklaven eine Anweisung gab. Dieser kam kurz darauf mit einer Handteller großen Schatulle zurück und wartete mit etwas Abstand, neben den Beiden.

    "Durch einen Erbfall in meiner Familie, hatte ich während seiner Amtszeit als Vigintivir bereits mit Faustus Octavius Macer zu tun. Ich muss sagen er hat einen kompetenten Eindruck hinterlassen und ich denke, dass er sich als Quaestor ebenso hervortun wird wie er es als Vigintivir schon getan hat. Ob in Germania oder in Rom, er wird jeder Aufgabe gewachsen sein."


    erklärte Modestus zu Gunsten des Octaviers. Zwar nicht mit voller Inbrunst, aber da musste nichts heißen.

    Aus mehreren Gründen meldete sich Modestus nun nocheinmal zu Wort. Zum einen wurde die Legimitation des Vesculariers angezweifelt, was Modestus nicht gefallen konnte. Denn es war schließlich dieser der seinen Vetter als Procurator a libellis eingesetzt hatte. Und er wollte Varus auch weiterhin auf diesem Posten sehen. Außerdem war es doch sehr respektlos, wie der Decimer hier den Kaiser und Purgitus Macer anging.


    "Versuche hier nicht mit irgendwelchen fadenscheinigen Debatten abzulenken. Im Senat mögen zwar keine Hellseher sitzen, was ich auch für höchst unrömisch halten würde, aber die Mitglieder dieser Versammlung verfügen über gesunden Menschenverstand! Zumindest die meisten..."


    sagte Modestus scharf und sah den Decimer herausfordernd an. Selbst wenn der Kaiser sich nicht an dieses Gesetz gehalten hatte, konnte er dies jederzeit nach belieben ändern. Und was Weisungsbefugnis gegenüber der Kanzlei anging konnte der Kaiser schließlich verfahren wie er wollte. Und wer war schon der Decimer um den Kaiser an den Pranger zu stellen?


    "Glaubst du wirklich, dass Vescularius Salinator nur durch sein pompöses Auftreten heimlich hinter dem Rücken des Princeps schalten und walten kann? Dass die Kanzlei tut was er ihr sagt, nur weil er sich aufspielt? Dass der Praefectus Praetorio nichts dagegen unternimmt, weil er ihm glaubt, und der Princeps selbst dies nicht erfahren würde? Wir reden hier von der Vergabe ritterlicher und senatorischer Posten und auch von Statthalterschaften. All dies kann man sogar in der Acta Diurna nachlesen.
    Wenn Vescularius Salinator gegen die Wünsche unseres geschätzen Princeps handeln würde, dann hätte dieser längst schon etwas unternommen."


    sagte Modestus und hatte deutlich das Bild eines Praetorianers vor Augen, der dem glatzköpfigen Vescularier ein Gladius in den Bauch stieß. Auch wenn er diese Vorstellung für äußerst unappetitlich hielt, war es doch die deutlichste Äußerung von kaiserlichem Unmut.


    "Also höre endlich auf mit deiner lachhaften Scharade, um von dir abzulenken! Vielleicht rüht das ja aus deiner Zeit in den parthischen Gefängnissen zurück, aber hier ist es fehl am Platz, wenn du die Gunst der Senatoren erlangen willst."

    Modestus schüttelte den Kopf, als der Octavier das Haus wieder verlies. Alles was er gewollt hatte war ein vernünftiger Grund gewesen, wie man es von einem Mann der Quaestor werden wollte wohl erwarten konnte. Sei es die Erwähnung, dass beide Plebejer waren und gegen die Patrizier zusammenstehen mussten, oder ein Versprechen späterer Unterstützung. Nichts leichter als das. Aber anscheinend hatte er den Mann falsch eingeschätzt. Wie naiv musste man schließlich sein, um in einer Factio oder einer Germanitas einen Grund für Unterstützung bei Wahlen zu sehen? Zumindest bei so wichtigen Wahlen.
    Allerdings war der Octavier im Vergleich manch anderem Kandidat doch noch das geringere Übel, wenn man es so ausdrücken wollte. Selbst naiver Plebejer war immer noch besser als ein weiterer Patrizier...

    "Ich war als Quaestor zusammen mit Senator Flavius Furianus in Hispania tätig. Ich vertrat ihn, während seiner Krankheit als Statthalter, aber ich kann mich trotzdem nur für ihn aussprechen. Er ist ein achtbarer und integerer Mann. So schätzte ihn die Bevölkerung Hispanias so sehr als Statthalter, dass sie ihm zu Ehren eine Statue errichteten. Und das will bei Hispaniern schon etwas heißen.
    In meinen Augen gibt es dieses Jahr nur zwei Kandidaten, die einem Consulat wirklich würdig sind. Die Senatoren Flavius Furianus und Herenius Pulvillus! Die anderen Kandidaten können mit ihnen Verdiensten und Leistungen einfach nicht mithalten."


    erklärte Modestus nun, nachdem Furianus gesprochen hatte, denn die beiden Männer waren ihm um einiges lieber als ihre Konkurrenten. Diesen konnte er nämlich nichts abgewinnen. Von diesen konnte er keinem auch nur eine Kleinigkeit abgewinnen. Außerdem galt es es sich für die Unterstützung des Flaviers zu revanchieren.

    "Das ist mir vollkommen gleich. Nur weil wir beim Wagenrennen die gleiche Farben tragen oder du gerne Altäre an Wegkreuzungen baust, ist das für mich noch lange kein Grund dich politisch zu unterstützen. Sollte ich wegen solcher trivialen Gründe einen Mann fördern, der vielleicht meine Gegner unterstützt?"


    sagte Modestus und blieb weiterhin recht kühl, denn nun war er darauf aus, dem Octavier eine Lektion zu erteilen. Dieser, so schien es ihm, hatte wohl noch nicht erkannt, das Politik kein Sandkastenspiel war und Sympathien dabei keine Rolle spielten.

    "Senator Decimus Livianus, ich gratuliere dir zu deiner Redekunst. Eine wirklich fesselnde Rede, das muss ich schon sagen. Sie hat mich wahrhaft gefangen genommen.
    Aber ich habe dennoch eine Frage. In der Vergangenheit hast du schon einmal deine Missachtung gegenüber den Wünschen des Senats offen gezeigt. Warum willst du dich nun als Consul an seine Spitze stellen?"


    Als der dem Decimer noch gratulierte, setzte er noch ein Gesicht voller Freundlichkeit auf, aber bei der Frage danach war er vollkommen ernst. Er hatte die Posse des Decimers nach dessen Rückkehr aus Parthia noch gut in Erinnerung. Mit der Begründung nur dem Kaiser verpflichtet zu sein hatte er sich geweigert, die vollkommen gerechtfertigten Fragen des Senats zu beantworten, was deutlich zeigte, wie wichtig ihm dieser wohl war.