Beiträge von Kaeso Annaeus Modestus

    Einige Tage nach seiner Vereidigung kam Modestus zum Tor der Urbaner. Doch er kam nicht allein, denn wie immer folgte ihm sein Klüngel auf Schritt und Tritt. Es waren rund zwei Dutzend Klienten, Schreiber und Viatoren, die er auch alle Dringend benötigte. Besonders wichtig waren ihm aber die Viatoren. Als plebeischer Aedil hatte er keine Liktoren und da waren die Amtsboten das Nächstbeste an offiziellem Personal. So konnte er sie neben den offiziellen Botengängen auch für Bestrafungen oder Verhaftungen und der gleichen nutzen, weil er eben keine Liktoren hatte, was zumindest ein kleines Trostpflaster war. Vor dem Tor angekommen nickte Modestus also einem der Viatoren zu, der gleich zu den Wachen am Tor schritt, um den Aedilis Plebis anzumelden.


    "Der ehrenwerte Aedilis Plebis Kaeso Annaeus Modestus ist hier um den Praefectus Urbi zu sprechen!"



    Am vierten Tag der Ludi Plebei fanden im 550 Meter langen und 350 Meter breiten Becken des Naumachia Augusti die Naumchie des Aedilis Plebis statt. Die verschiedenen Schiffe schwammen schon im Wasser und während die Zuschauer die Sitzreihen füllten, nahmen die Schiffe langsam ihre vorgesehenen Positionen in dem Becken ein. An diesem Tag würde die Schlacht bei Actium nachgestellt werden und so gab es auf der einen Seite kleine, wendige Liburnen und auf der anderen große, schwerfällige Quinqueremen.


    Cnaeus Tuscenius Votienus
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    Votienus, der wie einige andere Klienten von Annaeus Modestus seinen Patron während der Ludi Plebei aktiv unterstützte, suchte sich eine etwas erhöhte Stelle um seine Nachricht auf dem Campus Martius zu verbreiten zu. Nachdem er zufrieden eine etwas größere Ansammlung von Menschen bemerkt hatte, stieg er auf den Sockel einer alten Statute und begann.


    "Anlässlich der Ludi Plebei werden auf Geheiß des Aedilis Plebis Kaeso Annaeus Modestus auf dem Forum Boarium Brot, Fisch und Äpfel für je 1000 Menschen aufgestellt!
    Außerdem möchte euch der Aedil euch an seine Naumachie ANTE DIEM VII ID NOV DCCCLIX A.U.C. (7.11.2009/106 n.Chr.), die jenseits des Tibers in der Naumachia Augusti stattfinden wird, erinnern! Erscheit zahlreich und lasst euch dieses Spektakel nicht entgehen!"


    rief er laut über und gestikulierte wild, wie er es gerade für angemessen hielt. Dann sprang er von dem Sockel wieder herunter und ging weiter, um noch an vielen weiteren Plätzen die gleiche Nachricht unter das Volk zu bringen.

    Nachdem die Consuln und die Praetoren ihren Eid gesprochen hatte, waren die Aedilen an der Reihe und so trat Modestus vor und schwor den Eid. Nun zum dritten Mal kam er ihm viel leichter über die Lippen.


    "EGO, KAESO ANNAEUS MODESTUS HAC RE IPSA DECUS IMPERII ROMANI
    ME DEFENSURUM, ET SEMPER PRO POPULO SENATUQUE
    IMPERATOREQUE IMPERII ROMANI ACTURUM ESSE
    SOLLEMNITER IURO.


    EGO, KAESO ANNAEUS MODESTUS OFFICIO AEDILIS PLEBIS IMPERII ROMANI ACCEPTO,
    DEOS DEASQUE IMPERATOREMQUE ROMAE IN OMNIBUS MEAE VITAE
    PUBLICAE TEMPORIBUS ME CULTURUM, ET VIRTUTES ROMANAS
    PUBLICA PRIVATAQUE VITA ME PERSECUTURUM ESSE IURO.


    EGO KAESO ANNAEUS MODESTUS RELIGIONI ROMANAE ME FAUTURUM ET EAM
    DEFENSURUM, ET NUMQUAM CONTRA EIUS STATUM PUBLICUM ME
    ACTURUM ESSE, NE QUID DETRIMENTI CAPIAT IURO.


    EGO, KAESO ANNAEUS MODESTUS OFFICIIS MUNERIS AEDILIS PLEBIS
    ME QUAM OPTIME FUNCTURUM ESSE PRAETEREA IURO.


    MEO CIVIS IMPERII ROMANI HONORE, CORAM DEIS DEABUSQUE
    POPULI ROMANI, ET VOLUNTATE FAVOREQUE EORUM, EGO
    MUNUS AEDILIS PLEBIS UNA CUM IURIBUS, PRIVILEGIIS, MUNERIBUS
    ET OFFICIIS COMITANTIBUS ACCIPIO."

    "Ich denke, dass man die geplanten Änderungen des Tiberiers auf jeden Fall im Auge behalten sollte. Seine Vorschläge klangen ja interessant, aber wie er sie umsetzen will ist die Frage. Falls er da Fehler macht könnte es durchaus der Vetternwirtschaft vor Gericht Vorschub leisten."


    sagte Modestus mit ernster Miene. Die Sache mit der Vetternwirtschaft war ihm eigentlich egal. Korruption gab es immer und überall, doch es war eine gute Überleitung, um die Angelegenheit mit Varus anzusprechen. Da er Klient des nächstjährigen Praetors war, dann galt es diesen Umstand für die Scheidung auch zu nutzen.


    "Wo wir gerade schon bei Vettern sind, mein Vetter Decimus Annaeus Varus, der im Übrigen gerade erst zum Procurator a libellis berufen wurde, möchte sich in bälde von seiner Frau scheiden lassen. Wir würden dich daher nächstes Jahr aufsuchen, um die Sache zu besprechen."

    "Natürlich."


    stimmte Modestus zu und hörte sich dann schmunzelnd die Geschichte des Aureliers an. Er war glimpflich davon gekommen. Er erinnerte sich noch an den Klienten, den Macer verstoßen hatte, als dieser zu schnell allein vorgeprescht war. Doch Aurelius Avianus hatte die Wahl gewonnen. Das machte wohl den Unterschied aus.


    "Hast du eigentlich schon mit Tiberius Durus gesprochen?"


    fragte Modestus danach den Aurelier, denn es interessierte ihn durchaus, welche Pläne der Tiberier für sein Consulat nun wirklich hatte.

    "Verzeih mir den Lapsus, es wird natürlich anstrengend werden, denn die Zeit könnte sehr knapp werden. Hast du im Übrigen auch Vorbereitungen für Spiele getroffen oder hällst du dich zurück?"


    sagte Modestus und hob seine Hände mit einem Lächeln auf den Lippen abwehrend hoch. In letzter Zeit hatte er es genoßen sich sehr gewählt auszudrücken. Es machte einen guten Eindruck bei den alteingesessenen Senatoren und lies ihn weniger wie einen Aufsteiger wirken. Da gewisse Männer versuchten den Senat mit >einfachen< Männern zu fluten, wollte er sich unbedingt davon abgrenzen. Doch nun war er das erste Mal über seine einfache Zunge gestolpert. Fortuna sei Dank war es ihm nicht im Senat passiert.

    "Nun ich glaube nicht, dass ich es nicht mehr in die Thermen schaffen werde. Nur werde ich es nicht mehr können ohne irgendwelche Termine und Angelgenheiten im Hinterkopf zu haben. Ich will zwar einige Arbeit an meine Klienten abgeben, aber es wird kein langweiliges Jahr. Naumachien bis zu den Ludi Plebei auf die Beine zu stellen wird nicht anstrengend werden. Aber dafür habe ich schon eine sehr gute Gruppe von Straßenschauspielern angeworben."


    erklärte Modestus und strich sich mit der Hand über seine nassen, kurzen Haare. Es graute ihm schon davor, nun das erste Mal Spiele in Rom zu veranstalten. Dies war nicht mehr das provinzielle Mantua, dies war die Hauptstadt, die vom Kaiser und den anderen Magistraten verwöhnt wurde. Es würde also schwer werden einen besonders guten Eindruck zu hinterlassen.

    "Nun ich werde es bei nächster Gelegenheit ansprechen und dann sehen wir weiter. Da ich schon sein Klient bin werde ich mich darum kümmern, Varus. Sobald ich dahingehend etwas weiß, werde ich dir bescheid sagen. Aber das mit dem Prudentius Balbus ist eine gute Sache. Dann kannst du ihm gleich mal auf den Zahn fühlen, was seine Position in der derzeitgen Lage angeht. Du könntest außerdem auch noch Aelius Quarto aufsuchen."

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Allzu lange hielt die von Macer erhoffte Ruhe allerdings nicht, denn schon gesellten sich die ersten Gesprächpartner zu ihm. "Salve, Aedilis designatus", grüßte er seinen ersten Klienten genauso zurück, wie er von ihm gegrüßt worden war. "Du suchst auch den ersten Aufenthalt in den Thermen, in dem du nicht mehr um Stimmen werben musst?" erkundigte er sich dann, ob sein Klient mit denselben Absichten wie er hierher gekommen war.



    "Natürlich. Sobald ich ersteinmal Aedil bin werde ich kaum mehr Zeit dafür haben."


    sagte Modestus und schmunzelte. Das Amt des Aedilen, war schließlich nicht umsonst eines der eher unbeliebten Ämter des Cursus Honorum. Den Aurelier begrüßte er ebenfalls mit einem Nicken. Er wusste, wer er war auch wenn er ihn nicht wirklich kannte. Seit dem infamen Artikel in der Acta über seinen Vetter, hatte er keinen Kontakt mehr zu Aurelius Corvinus oder seiner Familie gepflegt. Dem Gespräch zwischen Macer und dem Aurelier lauschte er dann. Vielleicht lies sich das eine oder andere Interessante aufschnappen.

    An diesem Tag suchte auch Modestus die Thermen auf. Zum einen wollte er sich etwas entspannen zum anderen wollte er sich nach seinem Wahlsieg in der Öffentlichkeit sehen lassen. Als angehender Aedilis plebis war er nun schließlich jemand. Kein Jungsenator dessen Meinung mit einem Vermerk auf seine Jugend wegwischen konnte. Nein, nun konnte er tatsächlich Politik machen und musste nicht nur stumm alles abnicken was da kam, nur um bei der nächsten Wahl nicht zu versagen. Jetzt war er Aedil. Selbst wenn er es nie zum Praetor brachte so würde er als ehemaliger Aedil angesehen genug sein. Schließlich war sein Patron auch lange Jahre ohne die Praetur ausgekommen und war dennnoch eine der meistgeachteten Figuren im Senat. Das hatte schon erstaunliche Wahlergebnis gezeigt.
    Während seine Gedanken so dahinplätscherten, bemerte er dann auch seinen Patron, der auf der anderen Seite des Beckens. Langsam schwamm er herüber und grüßte ihn dann, denn er hatte noch eine relativ wichtige Frage, auf die er eine Antwort brauchte, und die konnte er genausogut hier stellen.


    "Salve, Praetor designatus."

    Etwas erstaunt sah Modestus nun zu Decimus Livianus oder auch Captivus, wie er ihn auch gerne in Gedanken wegen seiner Gefangenschaft in Parthia nannte. Da nahm sich der Praetor doch einiges heraus. Zwar war es nicht so, dass ihm die Entscheidung nicht passte, aber dieser Schlussstrich war dann doch etwas plötzlich, denn schließlich hatten andere Senatoren dem Wunsch des Octaviers entsprechen wollen. Das hätte eventuell eine Abstimmung nach sich ziehen müssen. Das empörende daran war jedoch eher, dass Captivus, der ja nur Praetor und nicht Consul war, dies verkündet hatte und nicht Afranius Dexter oder dessen Kollege. Bei einem von ihnen, wäre das zu akzeptieren gewesen, aber bei einem Praetor? Gespannt wanderte sein Blick nun zu den Consuln. Würden sie sich diesen Affront gefallen lassen?

    "Was ich dazu sage? Du solltest als erste Amtshandlung herausfinden, wer dich dazu gemacht hat. Man stolpert nicht einfach so die Karriereleiter hinauf. Besonders nicht in diesen Posten. Er ist einer der wichtigsten im Reich. Damit ist aber eben auch viel Politik und Gefahr verbunden. Aber trotzdem freue ich mich für dich. Damit steigen wir Annaeer nun wirklich in die Riege der wirklich wichtigen Gentes auf."


    erklärte Modestus ohne in besondere Euphorie zu verfallen. Dass ein solcher Posten einem einfach so in die Hände fiel war ungewöhnlich. Das musste etwas mit dem schwelenden Konflikt zwischen Vescularius Salinator und Aelius Quarto zu tun haben. Vielleicht wollte einer der Beiden durch Varus die Kanzlei auf seine Seite ziehen. Er konnte sich auch keine anderen Männer vorstellen, die die Macht dazu hatten einen Procurator a libellis in Amt und Würden zu bringen.

    Nachdem er lange darüber nachdachte, fasste Modestus einen Entschluss. Glocta war zwar kein Mann, der von vorne anführte, aber immernoch besser als ein möglicherweiße unzuverlässiger Mann.


    "Nein. Ich denke so werden wir nicht ins Geschäft kommen. Wir wollen unterschiedliche Dinge, also hat sich die Sache erledigt. Falls ich irgendwann doch einmal deine Dienste in Anspruch nehmen werde dann höchstens als ... freier Mitarbeiter. Du kannst gehen."

    "Natürlich. Aber wenn du mich nun entschuldigen würdest, ich habe noch eine wichtige Verabredung, die ich einhalten muss. Vale Octavius Mcaer. Ich bin mir sicher wir sehen uns sehr bald wieder."


    sagte Modestus mit einem freundlichen Lächeln und verlies den Garten, um sich umzuziehen.

    "Meine Vorredner haben vollkommen recht. Als Decemvir könnte er viel mehr leisten."


    sagte Modestus und freute sich über diese für ihn unerwartete Wendung. Er hatte sich schon selbst überlegt einen solchen Vorschlag zu machen, denn er hatte da noch eine Erbschaftsangelgenheit, um die sich noch ein Decemvir kümmern musste. Am Besten natürlich einer, der ihm noch einen kleinen Gefallen schuldete.


    "Nun wie ich bereits auf die Frage von Senator Aelius Quarto sagte, sind verscheidene Maßnahmen möglich. Eine Vorschrift über die maximale Größe von Transportwägen, die Erweiterung der Straßen bei besonders kritischen Stellen oder eine Reglung, die die größeren Wägen zwingt nur noch auf den Hauptstraßen zu fahren. Wo und wie welche Maßnahmen zum Einsatz ist jetzt aber noch nicht mit Bestimmtheit zu sagen. Ersteinmal müssen entsprechende Informationen eingehollt und Messungen gemacht werden."

    "Nun dann lass dich von ihr scheiden. Deine Ehe war keine politische und die Furier sind auch nur ein unbedeutendes Gens. Daher muss sie auch nicht zwangsläufig aufrecht erhalten werden. Wenn du diesen Hickhack nicht mehr mitmachen willst, dann lass dich scheiden. Purgitius Macer wird nächstes Jahr Praetor. Er wird die Sache sicherlich in unserem Ansinnen regeln. Aber du verschweigst mir noch etwas Varus. Es ist noch ein Brief gekommen von der Kanzlei. Was ist damit?"


    sagte Modestus kühl zu der Angelgenheit mit der Ehefrau von Varus. Die Sache war ihm schon länger aufgefallen und wozu ihr hinterhertrauern? Sie war nicht politisch bedeutend und wenn Varus die Scheidung wollte, dann war es ihm relativ egal. Es war ja nicht so, dass sie die Tochter eines Tiberius Durus oder Aelius Quarto war.


    "Nun ich denke ich werde Naumachien veranstalten. Aber aus zuverlässiger Quelle weiß ich, dass die Albata bald wieder ein Rennen veranstalten möchte."


    sagte Modestus nach einigem Nachdenken, denn er wollte nicht unbedingt gleicht alles preisgeben, was er vorhatte. Sonst würde der eine oder andere anwesende Senator sich noch für die Wahl die richtigen beziehungsweiße flaschen Fragen zurechtlegen.


    "Aber wie machen sich denn die neuen Fahrer der Veneta?"