Beiträge von Titus Decimus Verus

Verus trat nach dem ersten Ausbildungstag erschöpft in die Principia ein und klopfte schlacksig an die Tür zum Officium des Nauarchus. Hoffentlich würde ihn heute nichts Ernstes mehr erwarten.

"Nicht noch schneller", war das Einzige woran Verus nun dachte. Er beschleunigte seinen Schritt etwas und setzte mühsam die Füße nacheinander auf. Die Pause hätte für Verus ruhig etwas länger sein können, immerhin war er ein alter Beamter und hatte viel Sitzfleisch angesetzt und dieses Fleisch musste erstmal auf Touren kommen.

Oh nein! In voller Rüstung laufen? Langsam setzte sich Verus in Bewegung und hielt mühsam mit den Männern Schritt, demnächst ließ er seine Rüstung zurück. Zum Glück dürfte er seinen Schild und Helm ablegen. Bald würde er schwitzend die Principia erreichen.

Auch Verus wanderte mit Schlaf in den Augen auf den Platz. Diesesmal hatte er seine komplette Ausrüstung angelegt, bis auf den Gürtel, der ja noch an dem selben Platz, wie gestern verrostete. Er stellte sich gelangweilt ins Glied und richtete sich auf, um auf weitere Anweisungen zu warten.

Da es da momentan nichts zu schreiben gibt?

Ein wenig erschöpft kam Verus bei seiner Pritsche an. Er setzte sich auf die Kante seines Schlafgemaches und setzte erst einmal seinen Helm ab, bevor er das nun doch schwer gewordene Kettenhemd ablegte, ebenso stellte er das sich in dem Lederschutz befindlichen Schild an seinen Platz. Zum Abschluss zog seine Soldatensandalen aus und legte sich gerade hin, zog die dünne Wolldecke über seinen Kopf und schlief ein.

Verus drehte sich zackig auf einem Bein um und trat dann in das Marschglied ein, eine lange Reihe, die sich nun Richtung Quartiere in Bewegung setzte. Seine Füße stampften monoton den Marsch mit und so gingen sie im normalen Schritt voran. Wenigstens tat er sich nicht schwer damit zu marschieren und sich einzuordnen.

Fitness? - Dieses Wort war jetzt schon für Verus mit Tantalus-Qualen besetzt und verhieß nichts Gutes. Innerlich freute er sich garnicht darauf aber er war nun Soldat und musste dies ertragen, komme was wolle.

Wenigstens war dieser Iulier in seiner Einheit, mit diesem verstand er sich ja einigermaßen, die Chemie stimmte einfach.

Instinktiv wusste Verus, dass er etwas falsch gemacht hatte. Es war das Freisprechen, seine ungestüme Art sich auszudrücken, dies sollte er schnellstens ändern, wenn er nicht weiter unangenehm aufffallen wollte. So rannte er nun los und bewegte sich hektisch Richtung Wohngebäude. Er trat ein und schaute sich nervös um, hinten an seiner Pritsche stand sein Schild angelehnt. Verus rannte zu ihm, riss es hoch und machte sich wieder auf den Rückweg. Schnell und ohne Worte ordnete er sich wieder in die Reihe, nun mit Schild.

Verus schaute den Centurio wie ein geprügelter Hund an und fragte schließlich:

"Centurio, dürfte ich mich nun auf den Weg machen, mein Schild zu holen?"

Verus tat wie ihm geheißen und legte seinen Waffengurt ab, sein Gesicht verzog sich leicht, da er nun leicht gedemütigt und dem Statussymbol eines Soldaten beraubt war.

"Ja, Centurio!"

Sollte er ihn auf den Lapsus aufmerksam machen, dass er seinen Namen falsch verstanden hatte? - Nein lieber nicht.

"Ich werde es sofort holen, Centurio."

Verus machte sich bereit davon zu eilen und wartete nur noch auf den Befehl seines Offiziers.

Verus erschrag leicht aber blieb in der Reihe.

"Probatus Decimus Verus."

Was hatte er bloß vergessen?

Verus betrachtete das Schauspiel aus seinem Augenwinklen und musste innerlich schmunzeln, eine sehr witzige Situation. Natürlich blieb sein Blick klar geradeaus gerichtet und er sagte keinen Ton, da er wohl der Nächste war, der mit der Inspektion an der Reihe war.

Verus bekam unsanft einen Stock in den Rücken und wusste, dass er nun wirklich in der Classis angekommen war. Sein Blick richtete sich auf Befehl hin geradeaus und sein Rücken wurde eine Säule, die sich gerade in den Himmel reckte und sein Kopf richtete sich gen Horizont. Natürlich konnte er noch nicht ausdrucklos aus den Augen schauen aber das würde er sicher noch lernen: seinen Verstand zu bändigen. Hoffentlich würde er einen guten Eindruck hinterlassen, so dachte sich Verus.

Auch Verus sprang auf und legte schnell seine Ausrüstung an. Er schlüpfte gekonnt in das Kettenhemd und legte den Gürtel an, um daran anschließend seinen Gladius zu befestigen. Zum Abschluss klemmte er den Helm unter seinen Arm und rannte etwas gemütlicher als die anderen nach Draußen.

Verus trat in die Sonne und holte erst einmal tief Luft, es war ein wunderschöner Tag, diesen Tag konnte man wahrlich genießen. Er hatte seinen Helm, den er gut poliert hatte, um einen guten Eindruck zu hinterlassen, unter den Arm geklemmt und ging Richtung Exerzierplatz. Sein Kettenhemd funkelte ebenso in der Sonne und sein Gladius schwang gemütlich am Gürtel. Er setzte ein leichtes Lächeln auf, da nun sein Schicksal seinen Lauf nahm, er erfüllte nun seine Bestimmung. Schließlich erreichte er sein Ziel und setzte gekonnt den Helm auf, verschloß den Riemen und stellte sich dann zackig in Reih und Glied.

"Probatus Decimus Verus meldet sich zur Grundausbildung!"

"Weißt du wann unser Dienst beginnt?"

Verus schaute zur Decke und setzte dabei den Helm ab.

Verus kam nun auch durch die etwas luftige Tür herein und ging geradewegs zu Labeo in die hintere Ecke. Er legte seine Sachen ab aber er behielt den schmucken Helm auf, wahrscheinlich mehr aus Jux und Tolerei als aus Ernst.

"Ja, die ist genau richtig für uns."

Verus ließ sich auf eine der Pritschen fallen und der Helm klapperte dabei etwas.

"Er braucht Wasser und eine Decke!"

Zum Glück hatte er damals bei seinem alten Mentor in Griechenland gut aufgepasst und dieser hatte ihm alles wichtige für seinen Lebensweg vermittelt, auch ein wenig anatomische Kenntnisse, sie waren zwar nicht sehr besonders aber immerhin konnte er einen Bruch von einer Schwellung unterscheiden.

"Wo bleibt der medicus? Seine Wunden müssen schnellstens behandelt werden..."

Verus ließ seinen Blick über die Wunden wandern und stellte am Bein einen offenen Bruch fest, das junge Leben vom blund-jungen Nauta lag nun in den Händen der Götter. Und wo blieb dieser Medicus?