Dieser Mensch war zu gut, um wahr zu sein. Träumte Verus? War alles nur eine Illusion? Zweifel prägten seine Denkweise. Verus entschied sich schlicht zu antworten, um dieses Glück nicht zu zerstören. Er hatte lange nichts Nachhaltiges mehr gegessen, außer ein paar Waldfrüchte. "Das wäre nett, danke."
Er blickte sich, den Bechern schützend umklammernd, um. Ein Schluck und dann begann er mit dem Terentier zu sprechen. "Wer ich bin?" Ein zynisches Lächeln hsuchte über seine Lippen. "Was mit mir passiert ist?" Er schüttelte leicht den Kopf. "Das ist eine lange Geschichte. Ich werde sie in meinen Worten erzählen." Verus wollte sich öffnen und wenigstens diesem Soldaten hier, seine Lebensgeschichte offenbaren. Er wusste selbst nicht, was ihn dazu antrieb aber er musste sich endlich öffnen. "Ich bin, was ich geworden bin. Viele meinen, dass die Gesellschaft uns eine bestimmte Rolle zuweist und wir zudem werden, was uns umgibt. Ich habe einige Fehler gemacht oder etwa doch nicht? Ich habe versucht zu leben und meinem Herzen zu folgen. Viele meinen, ich wäre wankelmütig, doch bin ich viel mehr offen für Veränderung. Zu wachsen ist nicht einfach und Fehler zu machen, ist ein gutes Recht, nicht wahr? Leider machte ich einige Fehler, die groß genug waren, um einige mächtige Männer zu verstimmen. Ich weiß nicht, wie es geschehen konnte, dass ich nun einsam mein Dasein friste aber ich vermute, dass es damit zusammenhängt. Ich war einst ein ehrgeiziger Mann, der sich zu Höherem bestimmt sah. Ich habe an Rom geglaubt und seine Tugenden, doch Rom erwies sich als Hölle aus Intrigen und Machtpolitik. Ich war zu weich dafür und ging am Ende unter. Es fällt mir schwer, ohne meine Familie zu leben. Sie hat mich verlassen, musst du wissen. Ein Sohn ist gestorben, der andere verschollen und meine Tochter ist einfach verschwunden, weil sie sich nicht genug geliebt fühlte. Ja, so war es wohl. Was bin ich nun? Eine gescheiterte Existenz." Verus machte eine Pause und wischte sich eine Träne aus dem staubigen Gesicht. "Verzeihung," entschuldige er sich. "Sind wir nicht alle geboren, etwas zu leisten? Sind wir nicht geboren, um zu dienen? Ich habe es versucht und bin gescheitert. Ich habe viele Feinde, die mich scheitern ließen und am Ende blieb mir nur die Flucht. Doch dies war nicht mein größter Fehler. Auf Ämter und Titel kann ich verzichten aber nicht auf meine Familie, auf meine Kinder. Meine Kinder sind nun nicht mehr bei mir..." Seine Augen wurden glasig vor nicht geweinten Tränen.
"Ich habe geglaubt, dass das Leben einfach ist. Ich habe geglaubt, dass Rom seine Kinder reich beschenken würde und ich habe geglaubt, dass Römer zusammenstehen. Doch all dies ist nicht wahr. Die Götter haben sich gegen mich verschworen. Sie haben mir alles genommen, was ich war. Macht uns nicht unser Name zu dem Menschen, der wir sind? Ich war ein Ritter Roms, ich war Offizier, ich war Curator Kalendarii und ich war auf dem Weg in den Senat und scheiterte dann. Meine Welt brach zusammen und die Dunkelheit fiel herein über mein Haus. Es fällt mir wahrlich schwer an Rom zu glauben, wenn man so verraten wurde. Senatoren sind nichts weiter als geschwätzige Egoisten, wenn ich das sagen darf. Es mag Ausnahmen geben aber sie achten meistens nur auf Eitelkeiten und ihr sogenannten Tugenden, die wahrlich nur aus Eigennutz bestehen. Mein Name war Titus Decimus Verus. Ich verzichte jedoch inzwischen auf diesen Namen. Ich bin dieser Mann nicht mehr. Ohne Rom und ohne Titel, wer bin ich noch? Ich bin ein niemand." Er wischte sich die Tränen aus den Augen. "Sag' mir, wo sind meine Kinder? Sag' mir, wo ist die Ehre Roms? Sag' mir, wo sind die Visionen von Ehre und Gerechtigkeit?"