Beiträge von Titus Decimus Verus

    Verus schreckte durch die kalte Dusche auf. Sein Herz begann zu rasen und sein Kreislauf begann zu kochen. Die Decke war nun vollständig durchnässt, ebenso seine Kleidung und somit verfehlte sie ihre Wirkung zu wärmen. In diesem Moment erfror Verus fast, denn sein entkräfteter Körper machte diese Tortur nur bedingt mit. Er war zwar ein kräftiger Mann, ebenfalls ehemaliger Soldat, also war Verus einigermaßen trainiert gewesen, aber diese Zelle nahm wirklich jedem die Lebensgeister; auch Verus. Seine Muskeln begannen sich anzuspannen. Seine Haut verformte sich in eine Gänsehaut und seine kleinen Härchen begannen sich aufzustellen. Man sah dem Geschundenen sein Leid förmlich an. Verus warf die nasse Decke in eine andere Ecke des Raumes. Langsam stand er zitternd auf, selbst seine Augen zitterten im Blick. Das kalte Wasser hatte ihn wahrlich aufgeweckt. Er wollte gerade auf den charakterlich schwachen Typen zusteuern als er auf der Pfütze, die zurückgeblieben war, ausrutschte und wieder auf diesem kaltem Boden lag. Nochmal aufstehen? Nein, das würde Verus nun nicht mehr, da er sich leicht die Hüfte geprellt hatte. Er hielt sich eben diese und blickte den sogenannten Herren erbost an. Verus entdeckte seine zynische Art von Neuem. Er lächelte, was er immer tat, wenn er für sich einen Sieg errungen hatte. Dieser Mann würde ihn nicht brechen, das hatten schon andere getan und noch mehr zerstören konnte man ihn nicht. Verus war genau da, wo er sein wollte. Er steuerte diesen Augenblick.


    "Ich soll raten?" Verus nickte ernstlich und er wusste, was nun passieren würde. Der Wein in seinem Körper verflog langsam, um Platz zu machen für die wahre Erkenntnis über die momentane Situation. "Ich denke, dass ich immer mein eigener Herr bin. Also bin ich auch mein eigener Herr hier unten," provozierte Verus mit seiner zynischen und selbstgefälligen Art. Dieses Psychospiel wollte Verus gewinnen, um wenigstens einen moralischen Sieg über Rom und seine Soldaten zu erringen. Der Soldaten zogen sich erneut lachend zurück, um sich wohl ihren niederen Gelüsten hinzugeben, womöglich Glücksspiel. Verus sank zusammen.


    Seine Hüfte schmerzte und er verzog, zusätzlich zur geschundenen Mimik, das Gesicht. Es war nur eine Prellung aber eine schmerzhafte. Verus würde sich wohl daran gewöhnen müssen. Der Boden schien immer kälter zu werden und mit der Kälte wich auch Verus Lebenskraft. Dieser Ort war grausam, dieser Ort war die Wahrheit und dieser Ort verkörperte Verus Seelenwelt. Mit seinen aufgerissenen Augen starrte er zum Gitter. War er der einzige Gefangene hier? Er versuchte Stimmen sowie Wimmern wahrzunehmen. Er brauchte nun jemanden zum reden, um diesen seinen Unmut kundzutun oder zumindest einen Leidensgenossen zu haben.

    Verus wischte sich die Reste seines wiedergekehrten Mahles vom Gesicht. Sein Blick war leer und der Ausdruck sprach für sich. Sah so sein Ende aus? Eine Zelle irgendwo in Germanien? Sein Herz schlug langsamer. Er war müde. Er hatte alles im Leben gehabt und dennoch wollte er mehr, so verlor er am Ende alles. Alleine sowie einsam presste er die Arme vor seine Brust, um sich ein wenig zu wärmen. Er hustete kurz, die Zelle war doch recht kalt und der Steinboden gab nicht gerade sehr viel Wärme von sich. Der Boden schien eher die Wärme aus Verus' Körper zu ziehen. Es war ein furchtbares Gefühl in diesem dunklen Raum. Von Draußen flackerte ein Licht herein, jemand schien an der Leuchte im Gang vorbeizugehen. Der Luftzug schien das schwache Licht in Bewegung versetzt zu haben. Verus müde Pupillen weiteten sich als sie das schwache Licht erblickten. Es war ein Hoffnungsschimmer. Gut, er hatte selbst dieses Schicksal hier gewählt und hatte nichts gegen seine Festnahme unternommen. Er hätte seinen wahren Namen nennen können aber er wollte es nicht. Scheinbar genoss Verus es, sich selbst für sein Versagen zu bestrafen. Mühsam zog er eine veraltete, schmutzige Decke zu sich, die schon deutlich bessere Tage gesehen hatte und warf sich diese um den Körper. Sie stank schlimmer als das Erbrochene am Boden, doch sie hielt einigermaßen warm. Er zitterte.


    Ein Soldat keiferte Verus durch das Gitter an. Ein Sadist, wie er im Buche stand, so sah der Mann aus und so verhielt er sich auch. Verus lauschte seinen Worten nur halbherzig. Sie waren ihm egal. Sein Schädel begann zu dröhnen, wahrscheinlich ließ die Wirkung des Weines nach oder begann erst, das konnte er nicht so genau einschätzen.


    "Ihr da," rief Verus müde krächzend. "Was ist mit dem Befehl von eurem Herren? Ich erinnere mich grob...säubern und saubere Kleidung, nicht wahr?" Verus fror und hoffte mit der neuen Kleidung, auch sogleich wärmere zu erhalten.


    Er spuckte auf den Boden, der Geschmack dieser Umgebung war furchtbar. Die Luft vertrocknete jede Lunge und die ebenso lag ein Aroma der Angst sowie des Todes in der Luft.

    Verus landete unsanft auf dem dreckigen Boden der Zelle. Er war es ja gewohnt herumgeschubst zu werden aber so war es ihm bisher noch nicht ergangen. Der Aufprall schüttelte seinen Magen so kräftig durch, dass er sich erbrechen musste. Das Erbrochene landete direkt vor ihm auf dem Boden. Er schämte sich, jedoch war diese Gefühl schnell verflogen, nur leider der Gestank des eben Ausgeschiedenen nicht. Verus robbte in eine Ecke. Seine Gedanken gingen in diesem Moment nur an seinen Marcus, seinen kleinen Hund, der noch auf ihn wartete. Dieser Hund war die einzige Familie, die er noch besaß.

    Sein Name? Verus war überrascht. Es war lange her, dass sich jemand für ihn interessierte und seinen Namen in Erfahrung bringen wollte, dennoch konnte Verus nicht komplett offen sein. Er hatte das Exil gesucht, um nicht gefunden zu werden und dies sollte auch so bleiben. Verus schluckte. "Nennt mich einfach Verus," sagte er schlicht. "Meinen Familiennamen habe ich abgelegt," fügte er hinzu und löste nun auch vor anderen Menschen bewusst die letzte Bindung an seine Gens.

    "Ich denke vieles und alle Gedanken führen zu einem unweigerlichen Schluss," sagte er die Augen erneut öffnend. Er blickte den Wachhabenden und die Soldaten um ihn herum mürrisch an. Er griff zu seiner Karaffe, setzte noch einmal an, um seinen Durst zu stillen. "Ich werde nicht mehr aufstehen. Es ist aus. Es ist mein freier Wille, da zu sein, wo ich bin und dahin zu gehen, wohin ich will. Ich habe keine Bindungen mehr an eure Gesellschaft," lallte er philosophierend in Richtung des Anführers der Männer. Er begann hämisch zu lachen.


    "Da steht ihr in eurer Rüstung, versteckt hinter einer Scheindisziplin und einer Scheinmoral. Eure Stärke basiert nicht auf Moral oder Anstand, sie basiert viel mehr auf Unterdrückung, Ausgrenzung und den niedersten menschlichen Trieben." Verus war zwar betrunken aber auf eine besondere Art und Weise. Er konnte sich noch verständlich ausdrücken, einige Gedanken in Worte fassen, auch wenn sie wirr waren. Ein Rülpser zwängte sich aus seinem Rachen. "Was wollt ihr von mir? Ich kann euch nichts bieten, außer die Wahrheit über das Leben." Seine Zynik konnte er nicht verbergen, ebenso wenig seinen Hass auf Rom.


    Er donnerte mit einen schlacksigen Wurf die alte, ebenso leere, Karaffe an die Mauer des Legionslagers und wollte wohl sichtlich damit provozieren. "Ich frage euch, was wollt ihr Soldaten nun tun? Was einmal zerbrochen ist, kann man zwar zusammenfügen aber es wird nie mehr den ursprünglichen Ausdruck haben. - Auch so sieht es mit meinem Leben aus. Ihr könntet mich davonjagen aber berühren wird es mich nicht mehr, denn ich habe nichts außer das, was man Träume nennt. Rom ist ein Witz, die Res Publica ist eine Tyrannei und in Rom regieren einige Männer, wie Könige. Ich sage euch, der König herrscht erneut in Rom. Ich hatte einst einen Traum von Rom, der sich schnell als Nachtmahr erwies. Ich verabscheue all das, was mir angetan wurde und ich verabscheue all jene die Rom munter dienen als ob es das Richtige wäre. Darüberhinaus haben die Götter mich verlassen...; Oh! Meine Kinder, es tut mir leid..." Verus machte immer noch keine Anstalten aufzustehen. Er behielt seinen Platz in dieser Tragödie.

    Wie er nun an diesen Ort hier gelangt war, war nun mehr zweitrangig, denn Verus hatte sich betrunken, sogar recht mächtig betrunken und wankte nun auf das Imperium schimpfend zum Tor. Seine Kleidung war dreckig, seine Haare zerzaust und nichts zeichnte ihn als ehemaligen römischen Beamten aus. Es war nichts mehr von einem römischen Bürger geblieben. Er sah sogar aus, wie ein hiesiger Barbar oder besser gesagt, wie ein Bilderbuch-Barbar aus den römischen Vorstellungen. Verus blickte auf die Mauern das Kastells. Sein Herz raste vor Wut und schmerzte dabei. Er weiterer Schluck aus der billigen Karaffe, die sein letztes Geld verschlungen hatte, um den Schmerz über sein Leben zu ertränken. "Ich hasse euch," kreischte er, wie ein altes Waschweib. Noch ein Schluck zwängte sich seinen vertrockneten Hals herunter. Er verlor auf dem Weg zum Tor eine Sandale, doch dies interessierte ihn nicht. Er wollte nun mehr Rache oder viel mehr seinem Unmut Luft machen, auch wenn es seinen Tod bedeuten könnte. - Doch soweit dachte er in diesem Moment nicht, denn sein Geist war vernebelt mit alkoholischen Schwaden.


    "Das Imperium ist eine Groteske! Ich hasse euch! Es hat mir alles genommen," lallte er den hiesigen Wachen entgegen. Sein Weg führte ihn weiter wankend auf das Tor zu. Er war ein recht dreister Störenfried. "Ich habe nichts mehr..."


    Er sank vor den Soldaten auf den Boden. "Ich werde nun schlafen..." Verus schloss direkt vor dem Tor die Augen. Wie würden die Wachen reagieren? Ein wirrer Mann vor dem Tor, der sich dreist aufzwängte und das Imperium diskreditierte?

    Verus erwachte aus einem tiefen Schlaf. Seine Augen waren von tiefen Schatten gezeichnet. Seine Augen wirkten glasig. Marcus erwachte ebenso und sprang mit einem Satz aus dem Bett. Er fiepste und lief zu seinem kleinen Napf mit Essensresten. Verus lächelte, langsam raffte er sich auf. Seine Knochen waren müde. Er war müde, obwohl er Stunden, wenn nicht sogar ein bis zwei Tage geschlafen hatte.


    Seine Füße streckten sich dem Boden entgegen als er wankend aufstand. Die Decke, die ihn bis jetzt gewärmt hatte, legte er behutsam zusammen. Seine Hände zitterten leicht. Er war gebrochen und dennoch stand er mehr oder minder aufrecht im Leben, doch da fiel sein alter Blick auf zwei Dokumente, die durch den Türspalt geschoben worden waren. Er ging auf diese zu, bückte sich und hob die Dokumente auf. Sein noch wacher Geist überflog die Worte. Sein Gesicht fiel zusammen, wie eine Ruine aus vergangenen Zeiten. Er wechselte hektisch zwischen den Bögen. Er konnte und wollte beide sofort verstehen, nicht nur gelesen haben. Die Worte bohrten sich in sein krankes Herz. Verus wankte leicht nach hinten. Marcus blickte auf. Der Hund legte den Kopf schief. Instinktiv wusste das liebe Tier wohl, was mit seinem Herren geschehen war. Verus setzte sich auf den Stuhl, der vor dem einfachen Tisch stand. Die Dokumente ließ er sanft zu Boden fallen. Er blickte lustlos an die Wand der Hütte.


    "Warum," schimpfte er wütend und zugleich tief erschüttert sowie traurig. Das hatte er nicht gewollt. Sein Sohn war wegen ihm gestorben. Es war seine schuld, da er nicht genügend für ihn da war. Er war einfach geflohen und überließ ihm seinen Schicksal. Seine Tochter hatte ihn ebenso verlassen. Ein Wiedersehen war wohl ausgeschlossen. Sein zweiter Sohn war ebenso verschwunden und verabscheute ihn. Verus hatte alles verloren, was ein Mann nur verlieren konnte. - Nur sein Leben nicht. Er hatte keine besondere Ämter mehr, seine Familie hatte ihn einfach vergessen und kein Freund schien nach ihm zu suchen. Darüberhinaus hatte ihn sogar das Imperium verraten; für das er soviel geopfert hatte. Sein Herz schmerzte nun mehr, nicht nur, weil es krank war, sondern viel mehr, da es gebrochen war. Er fand nicht das, was er suchte und er verlor das, was er brauchte. Verus war nun mehr voller Hass und Trauer. Seine Blicke verdunkelten sich zusehens.


    Er stand erbost auf. Mit einem Ruck warf er den Stuhl nach hinten. Marcus, sein kleiner Hund, der inzwischen garnicht mehr so klein war, sprang zur Seite, da er nicht vom Stuhl getroffen werden wollte. "Ihr Götter!" Verus wandte sich nun an die höchste Instanz. Seine Augen richteten sich gegen die Decke der Hütte.


    "Ihr habt mir alles genommen! Ihr habt mir nichts gelassen! - Aber eines nahmt ihr mir nicht, mein Leben! Warum nicht? Was habe ich denn noch am Leben?! Nichts! Mein Sohn ist tot, meine Tochter und mein anderer Sohn sind verschollen. Sie haben mich verlassen. Meine Familie will meinen Namen nicht mehr kennen und meine sogenannten Freunde waren wohl nicht wirklich an mir interessiert. Kein ehrlicher Brief traf hier ein, nur diese beiden Lappen hier! In dem einen verliere ich den letzten Funken Hoffnung und in dem anderen werde ich verhöhnt, verspottet und ausgelacht. Bin ich so ein schlechter Mensch, dass ich eine solche Strafe verdiene? Ich habe nach Liebe und Wärme gesucht. Was habe ich gefunden? Nordische Kälte und Einsamkeit. Ich bin bald ein alter Mann, der nichts mehr hat. Ich habe keine Angst vor euch. Habt ihr Spaß daran, uns arme Menschen zu quälen? Fördert ihr nur die bösen sowie eigenützigen Menschen? Warum seid ihr so grausam?" Verus redete sich in rage und seine laute Stimme vertrieb einige Vögel aus dem dunklen germanischen Wald.


    "Ich stehe hier als ehemaliger Bürger Roms, denn ich sehe mich nicht mehr als solcher. Ein Imperium, das seine Bürger verrät und einfach vergisst, dem kann ich nicht treu sein. Ich verfluche meine Familie, ich verfluche euch alle. Ich spucke in den Wind! Ich spucke auf mein bisheriges Leben! Ich hätte es lieber dem Kampf gegen diese vermaledeiten Politiker und gegen alles, was diese sinnlose Gesellschaft verkörpert, widmen sollen. Ich hätte es einem einfachen Leben widmen sollen aber ihr Götter drängtet mich arme Seele dazu, immer weiterzumachen in einem System, das nie das meine war. Ich verfluche euch Götter! Ich wende mich von euch ab, ja! Tut etwas, streckt mich nieder, sofort! Ich will nicht mehr leben aber habe nicht mehr die Kraft es selbst zu beenden! Ich stehe hier und fordere mein Recht auf Sterblichkeit, sofort!"


    Verus stampfte wild mit den Füßen auf. Marcus, der Hund, verkroch sich unter das Bett. Er hatte seinen Herren noch nie so in Rage erlebt. Dennoch Verus fluchte und fluchte weiter. Er begann die Welt zu hassen. Würde er vom Hass loskommen und nach Rom zurückkehren? Dies blieb abzuwarten, denn sein Herz war in diesem Moment so dunkel, wie der Welt um ihn herum. Einige Wölfe heulten kurz auf. Verus blickte sich um. Hatten die Götter nun die Blicke auf ihn gerichtet oder war er nur paranoid?


    "Kommt nur her! Ich habe keine Angst mehr vor Rom, vor den Göttern oder dem Tod! Kommt alle," brüllte er voller Missgunst. Er lächelte dabei zynisch und sarkastisch.

    Ich bitte darum, T. Decimus Verus und meine Neben-ID Quintilia Melina, ins Exil zu entsenden, da mir momentan einfach die Zeit für das IR fehlt und ich die Zeit für anderes benötige. Ebenso möchte ich nicht halbtot im IR herumhängen. Es war eine schöne Zeit mit euch und ich verabschiede mich, wie ich es immer getan habe: kurz und knapp. ;)


    Aufwiedersehen! :wink:

    Verus war in einfache, schmutzige Gewänder gehüllt in die Stadt gekommen, um sich mit neuen Vorräten einzudecken und vielleicht kleinere Tätigkeiten zu übernehmen. Langsam neigte sich sein Geld dem Ende zu. Einige mögen sich nun fragen, wie er als Ritter so verarmen konnte. Diese Frage ist ganz einfach zu beantworten. Er ließ sein Vermögen sowie seine Ländereien hinter sich zurück. Sie befanden sich nun mehr in Familienbesitz. Hier in Germanien hatte er nichts, nur seine Hütte.


    Er blickte sich um. Er wirkte, wie ein Bettler und kein Standessymbol befand sich mehr an seinem Körper. Seine Haare waren zerzaust und seine Haut beschmutzt. Man könnte glatt vergessen, dass er einst ein Römer war.


    Traurig drängelte er sich durch die Reihen der Menschen. Sein Leben war eine Ruine aus Selbstmitleid, Versagen, Missgunst, Neid, Untergang, Verzweifelung und all dem Schlechten, das Menschen sich antun konnten. Er war das, was von einem gescheiterten Menschen übrigblieb. Warum er wirklich hier war? Wahrscheinlich hoffte er auf einen geringen menschlichen Kontakt. Er klammerte und jappste nach Liebe, die er nicht fand.


    Gezielt steuerte er nun einen Stand an.

    Es waren bereits einige Tage in der Wildnis vergangen. Langsam kroch die Kälte in die Hütte. Der Winter näherte sich. Es war unerträglich einsam in der Hütte. Verus saß an seinem Tisch mit einem Griffel in der Hand. Er hatte sich eine Decke übergeworfen. Sein Hund lag wärmend zu seinen Füßen. Er lächelte ihm zu.


    Mit einem trüben Blick begann er zu schreiben. Er hatte zu viel Zeit und zu viele Gedanken, die niedergeschrieben werden mussten.


    Ich bin von einem gebrochenem Thron aufgestanden. Ich war ein unerwünschtes Unkraut. Immer schneller rafft mich die Zeit dahin...

    Am nächsten Morgen kämpfte sich ein unausgeschlafener Verus aus dem Bärenfell. Müde blickte er sich um. Ein kühler Wind zog durch die Hütte.
    Sein Marcus schlief noch und machte momentan auch keine Anstalten aufzuwachen. Verus schleppte sich zu seinem kleinen Tisch, um sich mt Wasser zu übergießen, das sich in einem Tonbecher befand. Er goss sich das Wasser über den Kopf. Er schüttelte sich.


    Er ging vor die Tür. Verus hatte heute noch einige Aufgaben vor sich. Sofort begann er mit seinem Tagwerk. Aus einigen Brettern, die übriggeblieben waren, errichtete er ein Gehege und einen kleinen Stall. Der Stall wirkte zwar eher, wie ein Bretterverschlag aber er erfüllte seinen Zweck. Diese Arbeiten nahmen einiges an Zeit in Anspruch, doch schließlich konnte Verus auf seine kleine Villa rustica blicken. Er zog sein Pferd in das Gehege und ließ es dort frei. Mit einem Lächeln nickte er diesem zu. Hatte es eigentlich einen Namen? Verus war nie dazugekommen, dem Wesen einen Namen zu geben. Dies änderte er nun. "Du wirst Titus heißen," rief er ihm zu und warf einiges an Heu ins Gehege. Ebenso stellte er einen Eimer Wasser hinein.


    Nach einigen Momenten des Ruhens, begann er mit der Feuerstelle. Er sammelte einige Steine und bildete damit einen Kreis. Dieser kleine Kreis erstreckte sich nun einen Arm breit vor Verus Augen.


    Er blickte auf seinen schmutzigen Hände. Sein Ritter- und sein Siegelring funkelten kurz auf. Verus war recht perplex. Warum trug er noch diese Statussymbole? Er brauchte sie nicht mehr. Mit einem Griff zog er den Ritterring ab, ebenso den Siegelring. In diesem Moment entledigte er sich seiner römischen Vergangenheit. Er war nicht mit der Ritter Decimus Verus. Er war nun mehr nur Verus, Peregrinus aus Germanien. Mit einem leicht verschlagenen Lachen warf er beide Ringe in seine Hütte. Verlieren wollte er sie nicht aber auch nicht mehr tragen. Mit einem leisen Klirren landeten sie auf dem Hüttenboden. Verus kümmerte sie nicht weiter um sie und machte sie an die Arbeit, ein Feuer zu entfachen.

    Verus öffnete eine kleine Tasche, die mit viel Stoff ausgefüttert war. Ein kleiner Hundekopf blickte heraus und jappste. Freudig blickte sich dieser um. Verus zog seinen kleinen Hund heraus und nahm diesen in beide Arme. Er drückte ihn fest an sich. "Du bist alles," murmelte er. Er setzte ihn auf den Boden. "Ich werde uns nun eine Hütte bauen," sagte er mit einem Lächeln.


    Verus hob die Axt an. Marcus, sein Hund, blickte ihn verträumt an, während dieser breit im Dreck saß. Er blieb still dort sitzen und beobachtete sein Herrchen. Er ging zu einem gut gewachsenen Baum, um diesen zu fällen. Dies wiederholte er mehrmals bis er genug Holz hatte. Im Anschluss begann er die Stämme zu zuschneiden, so dass kleine Bretter entstanden. Marcus wedelte mit dem Schwanz und begann um Verus zu flitzen. Er machte aber nicht die Anstalten wegzulaufen.


    Nun begann ein "Fundament"aus diesen Brettern auszulegen. Verus schwitze und seine Haare verfilzten leicht. Doch die Hütte musste heute noch fertig werden. Aus einigen Stämmen errichtete er ein Gerüst und vernagelte an diese die Bretter. Das Dach wurde nun die größere Herausforderung sein. Er nagelte einige Bretter spitz-zulaufend zu einem Dach und bedeckte dieses mit Moos und Gestrüpp. Im Anschluss blickte er auf eine fertige Hütte. Sie war ein minderwertiger Schutz vor Kälte aber ein guter Schutz vor Wind und Regen. Die Eingangsöffnung verhang er mit einem Stück Leder, das er gerkauft hatte. "Hmmmm," machte er und blickte fragend mit dem Hammer in der Hand auf seine neue Wohnung.


    Verus begann nun Moos und Erde an den Wänden aufzuschütten, so dass die Wände bis hin zum Dach gut abgedeckt waren. Die Hütte sah nun mehr, wie ein Erdhaufen aus aber sie war nun mehr isoliert und würde Verus einen guten Schutz bieten. Nur der Eingangsbereich blieb frei von Erde und Moos. Dort strahlte Verus eine Holzwand mit einer Leder verhangenen Öffnung entgegen. Nun begann Verus die paar Möbelstücke einzurichten. Einige Öllampen, ein Stuhl und ein kleines Bett, dass er zusammenstecken musste. Bald hatte er das Gebäude eingerichtet. Er warf ein Bärenfell auf das Bett und eine warme Decke, ebenso ein schweres Kissen, dass er noch aus Rom mitgebracht hatte. Die Öllampen verteilte er im Haus. Die Werkzeuge verstaute er in einer Ecke des Hauses, ebenso seinen Proviant. Es war vollbracht. Verus setzte Marcus auf das "Bett". Dieser schlief ein und Verus konnte sich nun der Wasserversorgung widmen.


    Mit der Schaufel bewaffnete ging er müde zu einem Tümpel in seiner Nähe. Er blickte in das Wasser. Es wirkte sauber. Er schaufelte einen kleinen Kanal zu seiner Hütte und errichtete einen kleinen Brunnen. Er stellte einen Eimer daneben. Die Schaufel steckte er ebenso in den Boden. Nun musste er sein Pferd füttern. Er nahm das Heu und warf es vor sein Pferd. Er klopfte ihm auf den Hals. "Ich werde dir Morgen einen Stall und ein Gehege bauen... und mir eine Kochstelle." Er lächelte und legte seinem Pferd eine Decke über, die er unten verschnallte. Nun begab er sich ins Haus. Er hatte Hunger.

    Er hatte den Ort erreicht, an dem er sein wollte. Zwar scheute er sich inzwischen vor den Limes zu ziehen, doch siedelte er recht dicht an diesem aber noch auf römischer Seite. Es war unbeanspruchtes Land mittem Wald, abseits jeder Straße. Er stieg von seinem Pferd, band es an einen Baum und blickte in die kleine Lichtung die ihn umgab. Einige Völgel sangen und einige Waldtiere bewegten sich. Die Natur lebte. Es war nicht so leblos, wie Rom.


    Verus kniete sich auf den Waldboden, um dessen Festigkeit zu prüfen. Mit der Hand strich er über diesen. Die Erde fühlte sich merkwürdig heimatlich an.


    Er ging zu seinem Pferd, um die Baugeräte abzuschnallen. Diese warf er vor sich auf den Boden.

    Verus ging langsam und müde tiefer in die Stadt hinein. Sein Blick war leer und einsam. Die Straßen füllten sich langsam. Verus blieb bei einem Stand stehen, der Handwerksmaterial verkaufte. "Ich brauche Material zum Bauen einer Hütte." Der Händler nickte, um Verus einiges an Hämmern und Baugeräten anzubieten. Verus suchte in seinem Geldsäckel nach einigen Münzen und bezahlte die nötigen Werkzeuge, die er auf dem Rücken seines Pferdes verstaute. Er ging zum nächsten Stand, dort deckte er sich mit Decken, Stoffen und einigen kleinen Möbeln ein. Am übernächsten Stand kaufte er sich den Proviant, den er bitter benötigte. Seine Reise war hier noch nicht vorbei.


    Bald würde er die Stadt wieder verlassen, um dort zu leben, wo ihn keiner finden würde. Dort zu leben, wo er sicher war vor seinen Feinden. - Vorallem sicher vor Rom's Politik.

    Verus blickte den Soldaten missmutig an. Musste das jetzt sein? Er suchte die Einsamkeit und nun quatschte ihn dieser Soldat an. Mit einem Lächeln versuchte er die Situation zu entschärfen.


    "Ich bin ...", setzte er an und überlegte dann, ob er seinen Namen nun nennen sollte oder einfach einen Kunstnamen kreiren sollte. "Decimus Verus" Verus zog wohl aus nachgesetztem Stolz seinen echten Namen vor.
    Er zog die warme Decke enger um seinen Körper. Die Zügel behielt er in der Rechten und mit der Linken hielt er nun die Decke zusammen. Es war doch recht frisch hier.
    "Ich bin aus privaten Gründen hier," sagte er vorerst und unterstrich diese nichts sagende Aussage mit einem Strahlemann-Nicken.