Verus schreckte durch die kalte Dusche auf. Sein Herz begann zu rasen und sein Kreislauf begann zu kochen. Die Decke war nun vollständig durchnässt, ebenso seine Kleidung und somit verfehlte sie ihre Wirkung zu wärmen. In diesem Moment erfror Verus fast, denn sein entkräfteter Körper machte diese Tortur nur bedingt mit. Er war zwar ein kräftiger Mann, ebenfalls ehemaliger Soldat, also war Verus einigermaßen trainiert gewesen, aber diese Zelle nahm wirklich jedem die Lebensgeister; auch Verus. Seine Muskeln begannen sich anzuspannen. Seine Haut verformte sich in eine Gänsehaut und seine kleinen Härchen begannen sich aufzustellen. Man sah dem Geschundenen sein Leid förmlich an. Verus warf die nasse Decke in eine andere Ecke des Raumes. Langsam stand er zitternd auf, selbst seine Augen zitterten im Blick. Das kalte Wasser hatte ihn wahrlich aufgeweckt. Er wollte gerade auf den charakterlich schwachen Typen zusteuern als er auf der Pfütze, die zurückgeblieben war, ausrutschte und wieder auf diesem kaltem Boden lag. Nochmal aufstehen? Nein, das würde Verus nun nicht mehr, da er sich leicht die Hüfte geprellt hatte. Er hielt sich eben diese und blickte den sogenannten Herren erbost an. Verus entdeckte seine zynische Art von Neuem. Er lächelte, was er immer tat, wenn er für sich einen Sieg errungen hatte. Dieser Mann würde ihn nicht brechen, das hatten schon andere getan und noch mehr zerstören konnte man ihn nicht. Verus war genau da, wo er sein wollte. Er steuerte diesen Augenblick.
"Ich soll raten?" Verus nickte ernstlich und er wusste, was nun passieren würde. Der Wein in seinem Körper verflog langsam, um Platz zu machen für die wahre Erkenntnis über die momentane Situation. "Ich denke, dass ich immer mein eigener Herr bin. Also bin ich auch mein eigener Herr hier unten," provozierte Verus mit seiner zynischen und selbstgefälligen Art. Dieses Psychospiel wollte Verus gewinnen, um wenigstens einen moralischen Sieg über Rom und seine Soldaten zu erringen. Der Soldaten zogen sich erneut lachend zurück, um sich wohl ihren niederen Gelüsten hinzugeben, womöglich Glücksspiel. Verus sank zusammen.
Seine Hüfte schmerzte und er verzog, zusätzlich zur geschundenen Mimik, das Gesicht. Es war nur eine Prellung aber eine schmerzhafte. Verus würde sich wohl daran gewöhnen müssen. Der Boden schien immer kälter zu werden und mit der Kälte wich auch Verus Lebenskraft. Dieser Ort war grausam, dieser Ort war die Wahrheit und dieser Ort verkörperte Verus Seelenwelt. Mit seinen aufgerissenen Augen starrte er zum Gitter. War er der einzige Gefangene hier? Er versuchte Stimmen sowie Wimmern wahrzunehmen. Er brauchte nun jemanden zum reden, um diesen seinen Unmut kundzutun oder zumindest einen Leidensgenossen zu haben.