Nun stand Verus mit zitternden Händen im Senat. Schweiß rann ihm über die Schlefen. Er war schlicht nervös, denn er wusste, dass er nicht der normale Römer war, der sich um so ein wichtiges Amt bewarb und das er nicht von entsprechender Abstammung war, um entsprechende Zustimmung zu erhalten. Er war einfach nur Verus, der Rom gedient hatte. Für Verus war es nicht genug. Was konnte er bieten? Er konnte nur sich selbst bieten, sich und seine Fehler, sich und seine Stärken, sich und seine Erfahrung. Verus musste durch die harte Schule des Lebens gehen und die Schule hatte ihn hierher geführt, in den römischen Senat. Die weiße Toga fühlte sich ungewohnt an. Sie passt eigentlich nicht zu Verus. Er war ein einfacher Beamter und Soldat, kein großer Politiker. Er war ein Mann, der sich in Ideen verrannte und sich oft auf dem Holzweg befand. Doch Verus hatte nie aufgegeben. Er war immer wieder aufgestanden, um Rom zu dienen. Alles war er wollte, war dieser Moment. Der Moment in dem Titus Decimus Verus in den heiligen Halles des Senates stand. Hier war Rom und hier war Verus. Es fühlte sich ungewohnt gut für Verus an. Dennoch seine Nervösität wollte nicht abfallen. Er trat vor. Mühsam versuchte er seine Hände ruhig zu halten. Seine Lippen zitterten leicht. Die Senatoren blickten ihn seelenlos an, zumindest vernahm Verus dies so. War der Bart zu viel? Stimmte etwas nicht mit seinem Auftreten? Solche Fragen gingen Verus durch den Kopf. Eine weitere Schweißperle quälte sich über sein Gesicht. Nein, er schwitzte zwar nicht, wie ein Schwein aber doch schon beträchtlich. Die Angst, nicht zu genügen, stand ihm im Gesicht.
"Patres Conscripti," sprach er aber da versagte die Stimme. Verus musste sich räuspern und kurz husten, um seine Stimme wiederzufinden. Seine unruhiger Blick huschte durch die Reihen der Senator. War es ein Fehler vor diesen Menschen zu sprechen?
Er setzte noch einmal an. Seine Lippen hörten auf zu zittern und seine Hände beruhigten sich dezent. Scheinbar gewöhnte er sich an die Situation oder seine Muskeln hatten schlicht keine Energie mehr zu zittern.
"Patres Conscripti,"sprach er nun etwas lauter und dieses mal deutlich, ebenso verständlich.
"Ich bin Decimus Verus und ich kandidiere für das Amt eines Tresvir aere argento auro flando ferunde," war sein Eröffnungssatz. Gut, der Satz war nun nicht die Krönung der Dichtkunst aber erfüllte seinen Zweck und bekundete Verus Interesse. "Ich habe Rom lange gedient. Ich war Soldat und Beamter. Mein Leben habe ich immer Rom untergeordnet. Für mich war Rom immer das Licht und verdiente meine Unterstützung."
Er schluckte und befeuchtete seine Lippen mit seiner Zungenspitze.
"Ich habe für Rom Piraten bekämpft. Ich habe in der Flotte als Centurio gedient. Ebenso habe ich gelernt, was es heißt, zu dienen. Ich habe gekämpft, geblutet und gelitten für Rom. Ich wurde schließlich mit einigen Auszeichnungen aus dem Dienst entlassen, darunter mehrere Phalerae und eine Torques."
Verus machte eine Sinnpause.
"Ich habe für Rom alles gegeben, außer mein Leben. Jedoch würde ich auch dieses für Rom geben, sofern es gefordert würde. Als Soldat lernt man, was Aufopferung heißt."
Verus hatte seine Familie, seine Tochter und seine Frauen für Rom geopfert. Was ihm blieb, war nur Rom. Diese Worte waren durchaus wahr.
"Ich diene nach meiner Dienstzeit und meiner Erhebung in den ordo equestris als Curator Kalendarii und ich habe einiges gelernt, was mir die Arbeit als Tresvir erleichtern könnte, ebenso bin ich bereits erfahren, was Bürokratie und Verwaltung anbelangt. Ich werde hier keine leeren Worthülsen von mir geben. Ich nenne euch schlicht, werte Senatoren, wer vor euch steht."
Wieder schluckte er. Seine Hände begannen wieder zu zittern.
"Mein Ziel ist es eines Tages Rom im Senat dienen zu dürfen. Denn hier im Zentrum der res publica werden die Entscheidugen getroffen. Denn hier werden die Traditionen und Werte gewahrt, die mir soviel bedeuten. Alles, wofür Rom steht, befindet sich in diesen Hallen."
Natürlich waren dies recht idealistische Worte aber Verus sah es wirklich so. Gut, Verus war nun kein großer Redner aber man hörte aus seinen Worten heraus, dass er wirklich einiges erlebt hatte und er wirklich versuchte die Wahrheit zu sagen.