Beiträge von Titus Decimus Verus

    "Die Entscheidung liegt immer noch bei dir. Ich habe mich nur bei den zuständigen Stellen informiert, ob ich abkömmlich bin oder eben nicht. Meine Untergebenen habe ich über eine eventuelle Abwesenheit in Kenntnis gesetzt," sagte er. Musste er sich seit Neuestem bei jedem für alles rechtfertigen? Es schien so.


    "Richtig, so ist es."

    "Andere Gedanken," wiederholte Verus. "Kennst du den schon?"


    Verus kicherte. "Wie schafft man es unter Avarus an ein kleines Vermögen zu kommen? Man muss vorher ein Großes gehabt haben!" :D


    Verus lachte leicht. "Genug des Scherzes. Wie siehst du derzeitige politische Lage in Rom? Ich befürchte, dass ich kaum Chancen habe werde, zu bestehen. Ich bin nicht der Mann, der gerne gesehen wird. Ich bin auch nicht den normalen Weg gegangen."

    "Ich leide unter einigen Kriegsverletzungen, die einen erfolgreichen Kampf verhindern. Meine Schulter, ebenso meine Gelenke würden ein Gefecht nicht durchstehen. Sieh' mich an, ich bin nicht der Jüngste und ich habe bereits einiges gesehen, was ich nicht noch einmal sehen möchte. Jedoch würde ich, sofern mich Rom dazu erfordert, im Militär dienen aber nicht aus einem Wunsch heraus," antwortete Verus banal. "Die Aussage, die ich vor einigen Sekunden tätigte, brachte meinen Wunsch zum Ausdruck, da ich nicht mehr auf einem echtem Schlachtfeld kämpfen kann."


    Plötzlich schlug sein Herz kräftiger und seine Augen weiteten sich. Die Gesichter um Verus herum verschwammen. Seine Kehle schnürte sich zu und seine Halsschlagadern pumpten kräftig. Es war sein Herz. Langsam griff er sich an den Hals. Es war zu viel Stress für den alten Verus. Immer mehr Schweiß lief um seinen Hals. Plötzlich rammte Fortuna ihm einen unsichtbaren Dolch in die Brust. Verus griff sich instinktiv an die Brust. Mühsam krümmte er sich und brach dann zusammen. Genau jetzt musste sein schwaches Herz Probleme machen. Genau jetzt musste er zusammenbrechen. Mit einem lauten Klatschen krachte der Körper des Verus auf den Boden des Senates. Es war zu viel für den guten Menschen Verus. Er war nicht darauf vorbereitet gewesen, so angefeindet zu werden. Nun röchelte er auf dem Boden des Senates und rang nach Luft. Die Blicke der Senatoren würden wohl auf ihn fallen. Er musste sich beherrschen. Mühsam rang er nach Luft. Plötzlich fielen die eisernen Schellen von seinem Herzen ab und er stand erneut auf. Leicht wankend stand er nun da. Er würde nicht hier sterben, nicht in diesen Hallen. Ein wenig Blut schob sich aus seiner Nase. Es schienen einige Blutgefäße geplatzt zu sein. "Können wir eine Pause machen, werte Senatoren? Es ist mein Herz," sprach er erklärend. Seine Stimme klang rauh und abgekühlt, fast leblos.

    Verus warf einige Geldstücke auf den Tisch. Es war so seine Art, wenn er einen Tisch verließ, Geld zu hinterlassen, besonders, wenn er etwas verköstigt hatte. Er stand auf und lächelte Narcissa an. Sie hatte ihm die richtige Antwort gegeben und Verus war sichtlich erleichtert. Sie verstand ihn.


    "Gerne, alles, was du willst!" So entfernte man sich. Verus folgte, wie ein braver Schoßhund und seine Augen strahlten ebenso, wie Hundeaugen.

    "Ja, der Altersversorung," wiederholte Verus. "Ich werde sie an meine Kinder weitergeben und sind Kinder nicht die beste Altersversorgung? Ich selbst muss sie ja nicht besitzen. Zumal ich derzeit noch Ritter bin und ich sie legitim besitze."


    Eine Schweißperle fiel zu Boden. Verus musste sich beherrschen, nicht zusammenzubrechen. Sein Herz pocherte wild und vor seinen Augen begann sich die Welt zu drehen. Sein Blick verschwomm. Er war überaus angespannt. Dieser Kleinkrieg war nicht sein Ding.


    Nun schwieg er.

    Verus nahm Platz.
    "Ich würde gerne einen drei monatigen Urlaub nehmen, da ich für ein politisches Amt kandidieren werde. Ich habe bereits mit meinem Co-Curator gesprochen und er geht davon aus, dass die Arbeit für einen reicht und derzeit mein Posten überbesetzt wäre. Meine Untergebenen sind informiert. Nach meiner Magistratszeit werde ich zurückkehren, sofern ich denn nicht gewählt werde, schon sehr bald. In der Amtsperiode werde ich selbstverständlich hereinschauen und mich auf dem Laufenden halten."

    "Diese Mine dient der Alterversorgung," antwortete er schlicht. Modestus ein Mann, wie ein Käse, seine Arroganz stank bis zum Himmel. "Eine Goldmine, die nicht viele Gewinne abwirft, will ich meinen, Senator. Der Transport, das Einschmelzen kostet recht viel. Was am Ende übrigbleibt ist zwar recht viel in den Augen eines Bettlers aber in den Augen eines reichen Mannes, wie ihr es seid, sicherlich nicht."


    Innerlich war Verus zur Flucht bereit, zur Flucht nach Vorne.


    "Sprunghaft? Ich sehe eine gewisse Form der Abfolge. Lass' mich die Abfolge erklären. Erst diente ich als Aquarius und wurde dann leider von einem Mann abgeworben, der später den Kaiser verraten würde, seinen Namen will ich nun nicht in diesen reinen Hallen nennen. Es war der damalige Comes, der mir ein Angebot machte, das ich nicht ablehnen konnte. Er bot mir den Posten des Magister Scriniorum an, den ich auch in jugendlichem Leichtsinn annahm und dabei einige Männer verprellte. Ich stehe zu diesem Fehler. Schließlich wurde die Regio-Verwaltung umstrukturiert und ich verlor eben diesen Posten. Was blieb mir zu tun? Etwas Brauchbares hatte ich nicht gelernt und ich schämte mich dafür diesem Posten hinterhergesprungen zu sein. Ich tat das, was arme Männer, die arbeitslos sind, immer tun, sie werden Soldat. So wurde ich Soldat. In einigen Augen mag das dubios erscheinen aber in meinen Augen durchaus schlüssig. Es sind eben nicht viele wohlbehütet aufgewachsen. Ich muss größtenteils alleine durch das Leben gehen und eigene Entscheidungen treffen, die nicht immer leicht oder richtig waren. Mein Leben ist nicht das deine, Senator, das direkt an die Spitze führte. Es ist hart und es schmerzt. Warst du jemals auf den Straßen dort Draußen und kennst die Leute? Ich kenne sie und weiß, wie es ist, arm zu sein und alles zu verlieren. Seinen Ruf, seinen Status und selbst seine Familie. Ich werde nicht wieder zum Militär zurückkehren, da kannst du dir sicher sein. Hast du jemals auf einem Schlachtfeld gestanden? Hast du jemals um dein Leben gekämpft? Ich denke nicht. Ich musste dies."


    Er hustete kurz.


    "Zumal ich dich gerne etwas fragen würde, Senator. Warum du dich im Senat befindest? Was sind deine Vorstellungen von Rom? Was ist deine Intention hier zu sein?"


    Verus ging nun in den Angriff über und versuchte Modestus zu kitzeln. Natürlich verfiel Verus nicht in einen wütenden Tonfall. Er blieb ruhig.
    "Ich versuche meinen Weg zu gehen. Du kannst mich für einen Schwätzer halten, du kannst mich für einen schlechten Menschen halten aber ich lasse mich nicht in meiner Ehre beleidigen. Bitte unterlasse in deiner sachlichen Kritik, diesen gehässigen, arroganten Unterton. Ich bin bereit mich allen Fragen zu stellen aber ich bitte darum den Anstand zu wahren."

    "Annaeus Florus", antwortete Verus knapp und wusste, dass Macer noch eine Rechnung mit ihm offen hatte. Es war seine Jugendsünde gewesen und diese hing ihm wohl bis jetzt nach. Innerlich zerbrach gerade sein Traum der großen Senatskarriere. Mit Macer als Gegenspieler und anderen Gegenmeinungen, die Verus herauszuhören meinte, war seine Karriere quasi beendet bevor sie begonnen hatte. Doch war es Zeit dafür, dass Gladius in den Staub zu werfen? Wohl eher nicht. Eine Schlacht ist verloren, wenn sie verloren ist und momentan stand Verus noch aufrecht.


    "Ich bin ehrenhaft entlassen worden und Annaeus Florus strengte meine Ernennung zum Ritter an. Ebenso schrieb er damals an dich, diese Ernennung zu unterstützen. Zumindest sagte er mir dies. Der Brief sollte sich, sofern du ihn nicht entsorgt haben solltest, noch in deinem Besitz befinden, Senator. Ich gehe davon aus, dass er mehr als zufrieden mit mir war; - als Soldat und als sein Adlatus, sonst hätte er nicht meine Ernennung zum Centurio und dann zum Eques gefördert." Verus hatte ein gutes Gedächtnis und konnte sich noch an etwas Derartiges erinnern, dass Florus bei Macer nach Unterstützung in der damaligen Ritterfrage suchte, somit hatte Verus den Angriff Macers auf seine Position zurückgeschlagen, vorerst.

    Ein eiliger Bote warf diesen Fetzen Papyri hektisch ein und verschwand dann.


    An Germanica Calvena
    Von T. Decimus Verus


    Ich komme gerne zu eurem Fest. Ich denke, dass es ein netter Abend werden wird.


    Wir sehen uns dann!
    Grüße Sedulus von mir!


    Vale,


    Decimus Verus

    Sein Patron meldete sich zu Wort und griff, zu Verus Glück, lenkend in das Spiel ein. Er gab ihm das passende Stichwort und Verus Angst zu sprechen verflog.


    "Ich stimme dir da voll und ganz zu," antwortete er und machte dann eine kurze Sprechpause, um seine Erklärung abzugeben.


    "Wir alle sind nur kleine Lichter im unendlichen Kosmos und unser Wirken wird auf das Gründlichste von den Göttern beobachtet. Aber nicht nur von denen, sondern auch von unserem Herzen, das uns die Götter wohl-weißlich gaben. Unser Ehrgefühl und unser Herz sollten uns leiten, nicht der blanke Wille nach Reichtum und Macht. Darüberhinaus gaben uns die Götter die Verpflichtung gut zu handeln und unser Leben, das sie uns gaben, zu etwas Gutem zu formen, um allen Menschen zu dienen und nicht für Eigennutz zu verschwenden. Wer nur für sich lebt, wird nie leben, da die Götter ihn bestrafen werden. Ich kann bei meiner Seele schwören, dass ich unbestechlich und ehrenvoll bleiben werde. Es widerstrebt mir entgegengesetzt zu handeln, da dies alles untergraben würde, woran ich glaube.


    Verus holte kurz Luft.


    "Mir ist bekannt, dass die Welt voller Egoisten und schlechter Menschen ist aber ich glaube daran, dass wenn einer gut handelt, sein Beispiel andere zur Nachahmung animiert. Ein guter Mensch, kann die Welt retten, sofern er überzeugend ist. Ich sage nicht, dass ich dieser gute Mensch bin aber ich will gerne glauben, dass das Gute in uns überwiegt. Das Urteil über mich, überlasse ich euch. Wenn man eine gute Tat vollbracht hat, hat sich das Leben dann nicht gelohnt? Ich werde, sofern mir das Amt übertragen wird, es mit Ehre und Moral ausfüllen. Ich tue alles im Wissen, dass die Götter mein Tun beobachten und ich möchte mich nicht vor ihnen schämen müssen."


    Er nickte Quarto zu und hoffte, ihn zufrieden gestellt zu haben.

    Verus lachte. "Er ist eben ein merkwürdiger Vogel!" :P


    Als Sedi seinen Verlust ansprach, verflog jede Freude wieder und auch Verus' Blick trübte sich.


    "Willst du allein sein? Ich kann mir vorstellen, dass ich in diesem Moment nicht der passende Gesprächspartner bin."

    "Du kennst mich, Marcus. Ich mache mir über vieles Gedanken und habe häufiger so meine Zweifel." Dies meinte Verus durchaus ernst. Er war eben ein schwermütiger Mensch.


    "Danke, Marcus," sprach Verus mit einem erleichterten Lächeln. Livianus hatte ihm gerade ein wenig Angst genommen. "Es ist gut, wenn man einen Mann kennt, der Erfahrung im Bereich Politik hat."

    Verus musste sich beherrschen, nicht schwer ein und auszuatmen. Die Erleichterung zwang ihn förmlich dazu. Dieser Salinator war ein durchaus netter Mann, im Gegensatz zu dem, was man von ihm hörte. Verus war recht überrascht.


    "Ehm...." Er hatte die Spache verloren und musste erneut seine Worte wiederfinden, bevor er seine private Angelegenheit ansprechen konnte. Hatte Salinator wirklich vor, weiter mit ihm zu sprechen?


    "Es geht um ein Bauprojekt, welches ich und Senator Germanicus Sedulus planen. Wir suchen einen weiteren Unterstützer. Unsere Augen fielen auf dich. Wir gedenken eine Basilica in Trans Tiberim zu errichten," sprach Verus vorsichtig und nachdenklich. Er wollte nicht zu viel aber auch nicht zu wenig sagen. Sein Ziel war es ja nicht den Präfekten zu verärgern, sondern viel mehr für das Projekt zu gewinnen.

    "Dieses Gerücht geht schon lange herum," scherzte Verus. "Da erzählst du mir nichts Neues. Dieser Verus ist schon ein komischer Kauz. Kennst du den?" Er lachte leicht. :D


    Verus stellte das Lachen ein und wurde nun einen kleinen Tucken ernster.


    "Tue ich das? Dann tut es mir Leid. Andere sehnen nach Harmonie und haben zu viel Chaos. Man muss immer den Menschen sehen."

    Der nächste Senator meldete sich. Verus musste sich ein Seufzen verkneifen. Es war Avarus, der alte Knauser. Bei diesem Mann hatte er bereits verloren, ohne angetreten zu sein.


    "Ein Schlachtfeld muss nicht immer mit Blut getränkt sein, es kann. Mit wohlüberlegten Taktiken kann man Kriege gewinnen, ohne ein Schwert geschwungen zu haben. Natürlich ziehe ich die wohlüberlegte Argumentation der Polemik vor. Jedoch ist mir auch klar, dass Debatten auch öfters härter geführt werden, jedoch sollte man die Contenance wahren, nicht in Polemik und Unsachlichkeit zu verfallen. Disziplin und Moral gewinnen eine Schlacht und so auch stichhaltige Argumente. Wenn man schreit und brüllt, hat man bereits verloren," antwortete Verus.

    Oh Rückfragen! Verus atmete tief ein und aus. Nun war rednerisches Geschick gefragt, was er nicht hatte. Er räusperte sich erneut.
    Verus war, wie am Boden festgeschraubt und seine Augen wanderten zum Fragesteller.


    "Nun Senator," begann er. "Rom ist der Senat. Ich möchte hier im Herzen der res publica dienen. Natürlich könnte ich zahlreiche Posten erhalten und ebenso könnte ich Soldaten in die Schlacht führen, doch ist es das, was ich will? Ich bin alt und kein guter Kämpfer mehr, ebenso sehe ich mich nicht in irgendeiner Provinz fernab Roms. Als Römer sollte man sich nicht zu weit von seiner Heimat entfernen." Verus musste kurz Luft holen.


    "Warum ich in die Politik will? Weil dies ein Schlachtfeld ist, auf dem ich mich noch behauptet habe. Es ist Schlachtfeld ohne gladii und ohne pila. Es ist ein Schlachtfeld, auf dem mit Worten gekämpft wird. Doch eines unterscheidet dieses Schlachtfeld, so dass es eigentlich kein Schlachtfeld mehr ist. Hier arbeiten Männer für Rom und streiten sich für Rom, um das Beste für Rom zu entwickeln. Hier werden die Traditionen gewahrt, hier werden Entscheidungen getroffen, die unser aller Leben beeinflussen können. Mich reizt es daran beteiligt zu sein und die Werte, die römischen Traditionen und die Ahnen zu ehren. Auf einem echten Schlachtfeld, können römische Werte schon mal im Blut versinken. In der Provinz, fernab meiner Liebe Rom, verändern sich die Sitten und Gebräuche, dort will ich nicht sein. Ich will hier sein, wo ich bin. Natürlich könntest du, Senator, nun argumentieren, warum suchst du dir nicht einen Posten in Rom? Das habe ich getan, curator kalendarii war und bin ich derzeit noch. Aber es zieht mich wahrlich in die Politik und in den Senat."


    Skeptisch blickte er den Senator an. War das genug? Hoffentlich.


    "Ein Wort noch, Senator, da du die gut dotierten Posten ansprachst: Es geht mir wahrlich nicht um das Gehalt eines Postens. Ich habe verzichten gelernt. Man sollte sparsam sein und mit wenig auskommen, wenn man Rom dienen will. Natürlich lebe ich derzeit nicht schlecht aber ich mag darauf verzichten."

    Nun stand Verus mit zitternden Händen im Senat. Schweiß rann ihm über die Schlefen. Er war schlicht nervös, denn er wusste, dass er nicht der normale Römer war, der sich um so ein wichtiges Amt bewarb und das er nicht von entsprechender Abstammung war, um entsprechende Zustimmung zu erhalten. Er war einfach nur Verus, der Rom gedient hatte. Für Verus war es nicht genug. Was konnte er bieten? Er konnte nur sich selbst bieten, sich und seine Fehler, sich und seine Stärken, sich und seine Erfahrung. Verus musste durch die harte Schule des Lebens gehen und die Schule hatte ihn hierher geführt, in den römischen Senat. Die weiße Toga fühlte sich ungewohnt an. Sie passt eigentlich nicht zu Verus. Er war ein einfacher Beamter und Soldat, kein großer Politiker. Er war ein Mann, der sich in Ideen verrannte und sich oft auf dem Holzweg befand. Doch Verus hatte nie aufgegeben. Er war immer wieder aufgestanden, um Rom zu dienen. Alles war er wollte, war dieser Moment. Der Moment in dem Titus Decimus Verus in den heiligen Halles des Senates stand. Hier war Rom und hier war Verus. Es fühlte sich ungewohnt gut für Verus an. Dennoch seine Nervösität wollte nicht abfallen. Er trat vor. Mühsam versuchte er seine Hände ruhig zu halten. Seine Lippen zitterten leicht. Die Senatoren blickten ihn seelenlos an, zumindest vernahm Verus dies so. War der Bart zu viel? Stimmte etwas nicht mit seinem Auftreten? Solche Fragen gingen Verus durch den Kopf. Eine weitere Schweißperle quälte sich über sein Gesicht. Nein, er schwitzte zwar nicht, wie ein Schwein aber doch schon beträchtlich. Die Angst, nicht zu genügen, stand ihm im Gesicht.


    "Patres Conscripti," sprach er aber da versagte die Stimme. Verus musste sich räuspern und kurz husten, um seine Stimme wiederzufinden. Seine unruhiger Blick huschte durch die Reihen der Senator. War es ein Fehler vor diesen Menschen zu sprechen?


    Er setzte noch einmal an. Seine Lippen hörten auf zu zittern und seine Hände beruhigten sich dezent. Scheinbar gewöhnte er sich an die Situation oder seine Muskeln hatten schlicht keine Energie mehr zu zittern.


    "Patres Conscripti,"sprach er nun etwas lauter und dieses mal deutlich, ebenso verständlich.


    "Ich bin Decimus Verus und ich kandidiere für das Amt eines Tresvir aere argento auro flando ferunde," war sein Eröffnungssatz. Gut, der Satz war nun nicht die Krönung der Dichtkunst aber erfüllte seinen Zweck und bekundete Verus Interesse. "Ich habe Rom lange gedient. Ich war Soldat und Beamter. Mein Leben habe ich immer Rom untergeordnet. Für mich war Rom immer das Licht und verdiente meine Unterstützung."


    Er schluckte und befeuchtete seine Lippen mit seiner Zungenspitze.


    "Ich habe für Rom Piraten bekämpft. Ich habe in der Flotte als Centurio gedient. Ebenso habe ich gelernt, was es heißt, zu dienen. Ich habe gekämpft, geblutet und gelitten für Rom. Ich wurde schließlich mit einigen Auszeichnungen aus dem Dienst entlassen, darunter mehrere Phalerae und eine Torques."


    Verus machte eine Sinnpause.


    "Ich habe für Rom alles gegeben, außer mein Leben. Jedoch würde ich auch dieses für Rom geben, sofern es gefordert würde. Als Soldat lernt man, was Aufopferung heißt."


    Verus hatte seine Familie, seine Tochter und seine Frauen für Rom geopfert. Was ihm blieb, war nur Rom. Diese Worte waren durchaus wahr.


    "Ich diene nach meiner Dienstzeit und meiner Erhebung in den ordo equestris als Curator Kalendarii und ich habe einiges gelernt, was mir die Arbeit als Tresvir erleichtern könnte, ebenso bin ich bereits erfahren, was Bürokratie und Verwaltung anbelangt. Ich werde hier keine leeren Worthülsen von mir geben. Ich nenne euch schlicht, werte Senatoren, wer vor euch steht."


    Wieder schluckte er. Seine Hände begannen wieder zu zittern.


    "Mein Ziel ist es eines Tages Rom im Senat dienen zu dürfen. Denn hier im Zentrum der res publica werden die Entscheidugen getroffen. Denn hier werden die Traditionen und Werte gewahrt, die mir soviel bedeuten. Alles, wofür Rom steht, befindet sich in diesen Hallen."


    Natürlich waren dies recht idealistische Worte aber Verus sah es wirklich so. Gut, Verus war nun kein großer Redner aber man hörte aus seinen Worten heraus, dass er wirklich einiges erlebt hatte und er wirklich versuchte die Wahrheit zu sagen.