Beiträge von Titus Decimus Verus

    Verus rannte davon, voller Schlamm und Wut. Er quälte sich durch die Menge und erreichte schließlich sein Ziel. Eine der großen Brücken Roms erhob sich vor seinen Augen. Viele Menschen gingen über sie. Verus drängte sich durch die Menge.


    Er schaute sich um. Er holte tief Luft. Verus war erschöpft. Seine Gedanken kreisten immer wieder um seine Schuld und sein Versagen. Er hatte absolut versagt als Vater, als Freund und als Soldat.


    Verus war nicht mehr lebensfähig, zumindest betrachtete er sich selbst so. Die Götter würden ihn sicherlich auch verstoßen. Wer würde schon die Münze auf seine Augen legen? Niemand brauchte ihn.


    Tränen quollen aus seinen Augen. Sein gesamter Körper zitterte. Er stellte sich auf das Brückengeländer, jeder Zeit sprungbereit. Die Leute gingen vorbei. Sie schienen so etwas öfters zu erleben, jedoch blieben einige stehen, um das Spektakel zu betrachten. Einige sahen den Ritterring und hatten heimliche Freude, dass dieser Schnösel so litt.


    Er schaute in den Abgrund zum vorbeirauschenden Tiber. Seine Fluten boten Verus derzeit die einzige Zuflucht. Das Wasser rauschte bedrohlich in seinen Ohren. Sollte er springen und ertrinken in seiner eigenen Schuld?

    Verus war von dem Schlag überwältigt und spürte nur noch das Auftreffen der Hand. Dieser Schlag saß, nicht weil Verus äußerlich verletzt war, sondern vielmehr innerlich. Seine Welt brach zusammen.


    "Du...", stammelte er ebenso. "Ich kann nicht...," sagte er verletzt vor sich hin ohne auf die Bedeutung der Worte zu achten. Sein Herz war gebrochen. Alles was er war lag nun zerstört am Boden. Sein Geist öffnete sich für mehr Schmerz und mehr Dunkelheit. Als Calvena dann davon war, begann er sie zu hassen für all das, was sie ihm angetan hatte. Sie hatte ihm sein Herz aus dem Leibe gerissen und alles was er war hatte sie zerstört. Sie war ein böses Wesen, so dachte Verus. Wenn Sedi nicht wäre, würde Verus ihr Haus nicht mehr aufsuchen. Doch die Freundschaft zu Sedulus schätze er mehr als seinen Hass auf Calvena. Seine Augen wurden verbittert und dunkle Ringe falteten sein Gesicht. Es war vorbei. Es blieb nur Hass.


    "Geh", rief er wütend. "Verlass' mein Leben auf ewig!"


    Verus rannte davon, vielleicht zur nächsten Brücke, um sich in den Tiber zu stürzen.

    Autsch! Calvena hatte ihn erneut tief getroffen. Ihre Worte bohrten sich tief in sein Fleisch. Verus zitterte leicht, während er sich aufraffte. Wieso war sie seine Hybris? Er verzweifelte an seinen Gefühlen und begann Calvena innerlich zu beneiden. Sie hatte viel mehr als sie ahnte. Sie war reicher als Verus in vielen anderen Dingen. Ruhm und Ehre? Verus suchte danach, fand sie aber nicht.


    "Weil...," versuchte er zu einer Erklärung anzusetzen. "Weil du mich erretten kannst. Du bist die Hoffnung, auch wenn es nur ein Traum ist, auf eine Seele. Du kannst mir die Menschlichkeit zurückgeben, die ich verloren habe. Ich lebe seit langem nicht mehr als Mensch, ich bin ein Homunculus, nichts weiter als tote aber lebendige Masse."


    Verus schaute ihr tief in die Augen.


    "Du bist da, auch wenn du keine Muse bist. Du bist da, auch wenn du mich abstößt. Du hast mein Herz bereits und ich habe es nicht mehr, du nahmst mir den letzten Rest Menschlichkeit. Meine Tränen und mein Leid sind mein Geschenk an dich. Ich weiß, dass du nur ein Mensch bist, wenigstens ein echter Mensch. Ich bin es nicht. Ich verzweifele daran! Kannst du mich retten?"


    Er drehte sich von ihr weg. Verus atmete keuchend.


    "Calvena, du kannst mich nicht lieben aber ich liebe dich. Alles, was ich geworden bin, würde ich aufgeben, um dein Sklave zu sein, dein Diener oder dein Gefährte. Du kannst mich aber auch nicht erretten. Niemand kann das."


    Verus wischte sich eine unmännliche Träne aus dem Gesicht, bevor es wieder zu Stein wurde. Sein lebloser Blick übernahm den Platz der Traurigkeit in seinem Gesicht.


    "Meine Tochter kann mich nicht lieben. Ich habe sie verlassen. Ich habe alle Menschen verlassen, die mir etwas bedeutet haben. Ich kann nicht ihr Vater sein, ich kann es nicht! Ich habe nichts aus einer meiner Wut!"


    Er schlug sich selbst in den muskolösen Bauch. "Wie gerne würde ich sterben... - Ich will doch nur fühlen können..."


    Verus drehte sich erneut um. Er schaute Calvena direkt an. "Warum ich mir keine Mühe gegeben habe, dich kennenzulernen? Ich kann es nicht. Ich kann nicht mit Menschen reden, um meine Gefühle auszudrücken. Ich kann nur sachliche Kommandos erteilen und beamtisch korrekt meine Ideen vermitteln. - Mehr nicht. Ich würde gerne die Worte finden, um mit dir angemessen zu kommunizieren. Ich kann dies nicht und deswegen flüchte ich."

    Sim-Off:

    Sind wir bei Ebay hier? Ich würde auch noch gerne ein Gebot abgeben, das mir nun verwehrt ist. Immer diese Spätbieter! :D;)


    Verus fühlte sich überrumpelt und schrag auf als die Dame hinter ihm ein Gebot abgeben ließ. Er würde auch noch ein Gebot abgeben, nur um der Dame, die reich schien, die Ware streitig zu machen. Doch dabei beließ er es nun, da er keine Lust hatte sich mit der Dame zu streiten.


    Jedoch schien ihm die Dame seltsam vertraut. Er kannte sie. Er wollte aber nicht weiter darauf eingehen. Verus wollte nun schnell nach Hause zu seiner Familie.

    Verus hörte eine vertraute Stimme. Er stand auf und erschreckte. Germanica Calvena? Sie stand leibhaftig vor ihm, seine Traumfrau. "Ehm," stotterte er. Sie hatte ein Ross und er war nur ein dreckiger Bürger. Sie hatte in diesem Moment den besseren Status als er, zumindest fortbewegunstechnisch, sofern sie reiten wollte.


    "Ja...", wiederholte er stotternd. "Ich muss dann mal weiter," sagte er. Er konnte sich ihr nicht aussetzen. Die Liebe zu ihr, schmerzte ihn und brach seine instabile Seele in Zwei. Sie wollte nichts von ihm und das tat ihm weh.


    Seine Hände rieb er nervös und er ging einige Schritte weiter. "Aufwie..." er brach ab und setzte zu einem einfachen: "Leb' wohl" an.


    Er rannte hektischen Schrittes davon und rutschte erneut in einer Pfütze aus. Verus landete einige Meter von ihr entfernt erneut im Schlamm. "Verdammt," rief er. Noch nicht einmal das Flüchten klappte mehr.

    Auch Verus streifte nach seiner Rückkehr seelenlos durch Rom und um Rom. Er fühlte sich so endlos einsam und sehnte sich nach einer warmen Schulter. Sollte er ins Lupanar gehen? Nein, diese Mädchen waren zwar willig aber nicht das, was Verus suchte. Er suchte einen Partnerin, die mit ihm sein Leben, seinen Reichtum und sein Glück, wie Unglück teilte. Seine Einsamkeit übermannte ihn und er trabte recht lustlos durch die Straßen. Er atmete schwer, ein großer Stein lag auf seinem Herzen. Er hatte zwar das Geld, den Status aber dies nützte ihm nichts. Er war ein Mann, der alles verloren hatte, was ihn als Menschen auszeichnete. Warum konnte er nicht lernen mit Menschen umzugehen? Er konnte es einfach nicht. Verus war unfähig mit sich zu kommunizieren oder mit anderen: Er funktionierte nur, wie eine Maschine. Er war ein künstlicher Mensch.


    Sein Blick raffte sich kurz zum Himmel in der Hoffnung zu sterben, doch er lebte weitehrin. Seine Geschichte ging weiter, auch ohne Glauben und Ruhm.


    Plötzlich lief er seitlich in ein Geschöpf, das alle als Pferd bezeichneten. Er stürzte nach hinten. Verus landete auf der feuchten Straßen. Seine Tunika nässte durch. "Entschuldigung," sprach er beiläufig als er sich aufraffte. "Ich bin mit meinen Gedanken nicht hier gewesen." Es war nichts weiter ernstes passiert, da das Pferd ihn nicht im Galopp erwischt hatte. Er war einfach nur seitlich in es hineingelaufen, nicht frontal.


    Verus schaute Calvena nicht an, ihm war das Gegenüber momentan egal, da er sich in seinem eigenen Selbstmitleid verlor.

    Verus war soweit zufrieden. Er nickte. "Er hat gute Zähne," stellte er murmelnd fest. "Er ist wohl gesund..."


    Er ging einige Schritte zurück, um den Sklaven, wie Vieh von Oben bis Unten zu begutachten. Er nickte erneut zufrieden.


    "Ich erhöhe mein Gebot auf 800," rief er zum Sklavenhändler, der mal wieder ein gutes Produkt anbot.

    Verus war zufällig in Rom, um sich eine neue Toga schneidern zu lassen und seiner Familie einen Besuch abzustatten, da sah er diesen afrikanischen Sklaven. Brauchte er noch einen Arbeiter? Sicherlich, eine starke Hand war immer gut.


    Verus drängte sich durch die Menge, um sich von der Gesundheit des Sklaven zu überzeugen. Er durchleuchtete ihn mit seinen Augen. Verus hob die Hand:
    "Ich bitte 750, sofern ich die Zähne des Sklaven sehen kann."


    Er ging näher an den Stand.

    Einige Tage später, nachdem man Ostia besucht hatte, um Livianus "abzuladen", lief die Batoidea ein. Man beeilte sich mit dem Anlegen, da Verus schnell zu einer wichtigen Veranstalung musste. Er hatte bereits seine edle Rittertoga angelegt und spurtete hektisch über die Planke Richtung Lagerausgang. Er musste sich beeilen, um noch einigermaßen pünktlich einzutreffen, wie es ihm mitgeteilt wurde, hatte das Fest bereits begonnen, zu dem Verus überraschend geladen worden war.

    Verus, in die Toga eines Ritters gehüllt, trat etwas verspätet auf die Ehrentribüne. Er hatte sich diesen Platz mühsam erkämpfen müssen in vielen Schlachten und Wortgefechten, die er geschlagen hatte. Er war nun mehr ein Teil der Classis geworden. Leider konnte er nun nicht mehr dort unten marschieren, weil er nicht mehr Teil der Streitkräfte war. Er würde es nur zu gerne. Wenigstens blieb ihm der Platz auf der Tribüne neben seinem Präfekten und vor seinen Männern, die er mit stolzgeschwellter Brust betrachtete. Verus hatte seinen ehrenhaften Abschied genommen und hiermit endete sein Dienst ehrenvoll. Er konnte glücklich sein, dennoch fehlte ihm etwas. Er vermisste seine Liebe, die Frau, die sein Herz beglückte.


    Er schaute würdig auf die vorbeimarschierenden Soldaten herab und verdrängte negative Gedanken, die mit seiner Liebe verbunden waren. Er konzentrierte sich auf den Moment, der ihm als Einziger geblieben war.

    Die Ruderer begannen wild im Trommeltakt zu rudern. Das Schiff bewegte sich geschwinden Schrittes Richtung Ostia. Man lief langsam ein. Viele Schiffe bevölkerten den Hafen, ihre Segel und Mannschaften ächzten bedächtig im Wind. Der Hafen quoll über vor Leben und die Batoidea musste sich mühsam einen Platz am Kai "erkämpfen". Man warf die Taue aus und das Schiff wurde an den Kai gezogen. Man war angekommen. Verus sagte zu seinen Begleitern, die nun an Deck gekommen waren:


    "Willkommen in Ostia!"


    Er klopfte Livianus auf die Schulter.


    "Entschuldigt, wenn ich euch nun hier entlade aber ich muss dringend weiter nach Misenum." Die Planke wurde ausgeworfen. "Ihr werdet euren Weg sicherlich gehen, da bin ich mir sicher. Vergesst mich nicht!"


    Er lächelte freundlich.

    Langsam dümpelte die Batoidea über das Mittelmeer. Die Sonne schien gnadenlos auf das Deck. Es bewegte sich kein Lüftchen. Die Mannschaft erlebte eine totale Flaute. Verus stand auf der Brücke mit einem Becher verdünnten Wein in der Hand und betrachtete mit einem Kopfschütteln die Küste, der man so nah war und doch so fern.


    "Sagt den Rudermannschaften: Sie sollen uns nach Ostia rudern," befahl Verus. Er trank einen großzügigen Schluck. Man würde bald in Ostia eintreffen, wenn nichts weiter schiefgehen würde. Morgen würde man wohl einlaufen.

    "Ja, der bin ich," versicherte Verus. "Kommandant dieses Schiffes."


    Er winkte seinen Seeleuten zu, die Planke einzuziehen und die Ruderbänke zu besetzen. Es wurde Zeit auszulaufen.


    "Die Schmankel wirst du, wie jede andere Fracht, unter Deck verstauen müssen. Die Luke dafür findest du in der Mitte des Schiffes." Verus deutete auf das kleine Gitter in der Mitte des Schiffes. "An den Ruderreihen entlang und am Ende dieser befindet sich der Lagerraum und meine Kabine. Ich habe zusätzlich einige Betten aufstellen lassen. Wir müssen uns die Kabine teilen. Es tut mir Leid aber wir haben leider nicht mehr Platz. Immerhin ein Dach über dem Kopf, nicht wahr?" Er lächelte sarkastisch, denn er wusste, wie eng seine Kabine war aber immerhin war es eine abgetrennte Kabine, wesentlich besser als unter dem Schweiß der Seeleute und Soldaten zu nächtigen.


    "Was euer Ziel angeht," begann Verus. "Ich denke, dass ich eine Ausnahme machen kann und dieses Schiff nach Ostia lenken darf. Mein Dienst endet eigentlich in Misenum. Dies ist meine letzte Reise als Soldat, musst du wissen. Ich werde euch aber den Gefallen tun, vorallem Livianus als meinem Freund und Verwandten."


    "Ablegen," brüllte Verus. "Kurs nach Ostia!"


    Die Planke war nun eingezogen, das kleine Segel aufgezogen und die Seeleute begannen das Schiff mit langen Stäben vom Kai abzustoßen, das Tau war bereits gelöst und die Ruderer begannen kräftig für Fahrt zu sorgen. Man legte ab. "Auf gehts nach Ostia!"


    Sim-Off:

    Bitte ummelden! Reiseregeln beachten! Hier, geht es dann später weiter! ;)

    Verus hatte einige Marinesoldaten zum Salut antreten lassen. Diese begrüßten den ehemaligen Legaten und seine Begleiter standesgemäß römisch als diese das Schiff betraten. Auch wenn der eine nicht den Anschein machte, davon erfreut zu sein. Er war mit einigen Naturalien und anderen Dingen beladen. Er schien der Flotte nicht zu vertrauen. Verus hatte genug Vorräte bunkern lassen, seine zusätzlichen Dinge, die des Begleiters, waren recht überflüssig. - Obwohl man konnte nie genug Essen und Trinken an Bord haben.


    Das Schiff des Verus, die Batoidea, eine Trireme, war recht mitgenommen, doch sie war seetüchtig. Es fehlten zwar einige Planken auf dem Vorderdeck, doch das war zu verschmerzen. Nachdem Angriff des Pöbels hatte man das Schiff soweit flottgemacht, das es sogar einen Sturm überstehen könnte. Das Schiff wurde nur noch von einem Tau am Kai festgehalten. Man könnte jederzeit ablegen.


    Verus ging auf seine Gäste zu. "Willkommen auf der Batoidea. Wir werden euch sicherlich bald noch Misenum bringen können. Wir brauchen nur noch einige Momente, dann können wir ablegen." Er lächelte.


    "Du hast also an Vorräte gedacht? Nicht schlecht aber ich habe genug Vorräte bunkern lassen, jedoch bin ich froh, dass du ein wenig zu unseren Vorräten beisteuerst."


    Verus klopfte Livianus auf die Schulter. "Es ist bald überstanden..."


    "Ich rechne mit einer Überfahrt von mehreren Tagen. Wir müssen einen Sturm umfahren." Woher Verus von dem Sturm wusste? Er war auf der Hinreise durch ihn gefahren und er kannte die See. Die Stürme konnten mehrere Tage über das mare nostrum ziehen, somit sollte man es vermeiden durch den selben Sturm zu fahren.