Wie hatte sie diese Spekulationen nur vermisst. Es gab nichts Besseres als mit Freundinnen zusammen zusitzen und sich über alles austauschen was die Stadt so bewegte.
Sie lag mit den beiden ihr unbekannten Damen, der Claudierin und der Vinicierin, in der Mitte der Gesellschaft. Leider musste sie sich so etwas den Hals verdrehen um die Musiker sehen zu können, die noch immer leise ihre Musik spielten.
"Ich habe auch gehört, dass es eine Patrizierin war. Ich hätte gern meinen Mann gefragt ob er genaueres weiß. Leider ist er im Moment mehr in der Castra als zu Hause. Einen Namen habe ich auf den Straßen leider nicht verstehen können. Also es gab schon viele Namen, aber im Grunde war es eine Frau aus jeder patrizischen Gens. Man muss nur jeden fragen und hört einen anderen Namen. Wenn ich von Balbus etwas höre, lasse ich es euch nur all zu gern wissen."
Sie lächelte ein wenig.
Noch ehe sie mehr sagen konnte, ergriffen schon die anderen beiden das Wort. Hirpinia war noch immer nicht wieder zu atem gekommen. Es hatte sie wirklich sehr mitgenommen.
"Oh ja, es wäre doch interessant zu wissen wer solchen Frewel begeht. So etwas kann doch keine Patrizierin von Verstand tun."
"Eine von Verstand nicht," erwiderte Lartia und sah entschuldigend die Claudia an. "Aber wie wir alle schon feststellen durften, ist nicht jede von Verstand. Gerade die jungen Damen aus mancher Familie lässt es doch entsetzlich an den alten Tugenden und Traditionen fehlen."
"Sittenverfall überall. Es gibt nur noch wenige Familien von denen man noch alte Werte erwarten kann." Die Longina nickte jeder Dame einzeln zu um deutlich zu machen, dass die hier vertretenen Familien natürlich ausgenommen waren.
"Cavarina, was meinst du denn? So sag doch auch etwas." Dabei stubste Lartia ihre Tochte etwas in die Seite und sie begann zu stottern.
"Lass doch das arme Kind. Wenn es nichts sagen will. Aber was mir noch eingefallen ist. Habt ihr neulich vom Unglück der Varisidia gehört? Varisidius Urbicus ist auf den Treppen des Senates gestürzt und hat sich dabei ein Bein gebrochen. Wenn das kein Zeichen ist." Fulvia grinte etwas und nahm einen Schluck ihres Getränkes.
"Ja, davon habe ich auch gehört. Außerdem war er dem Potitier ein Dorn im Auge. Dieses Schicksal teilen wohl einige mit ihm. Man hört ja so einiges. Zumindestens muss dieser Potitier ihn zur Zeit nicht fürchten."
Sofort ergriff Longina das Wort. "Ach was du nur gegen ihn hast. Er ist doch sehr nett. Ich habe nur Gutes von ihm gehört. Er ist doch auch die rechte Hand des Kaisers. Ist doch so Vespa Herzchen, oder? Du musst es doch wissen. Schließlich ist der Kaiser dein Onkel."
Vespa nickte bestätigend und hielt ihren Komentar dazu doch sehr kurz. Ihre ehrliche Meinung war hier von gar keiner Relevanz. So ließ sie hier auch keinen Ton in ihrer Antwort zu, der ihre Bedenken verriet.
"Ja, da hast du recht. So ist es mir auch zugetragen worden. Der Kaiser verweilt ja nicht in Roma und eine Reise nach Misenum war in letzter Zeit kein Thema für mich."
Während die Damen also vieles zu bereden hatten, wurden die Vorspeisen aufgetragen. Brot mit Käse, Oliven, gefüllte Eier, eingelegte Fische, Salate und Muscheln machten den Großteil der Vorspeise aus. Die Sklaven reichten die Teller an und ließen die Damen zeigen was sie zu essen wünschten und taten dies auf die kleinen Teller. Danach zogen sie sich zurück um jederzeit erneut anzureichen.