Beiträge von Aelia Vespa

    Wie hatte sie diese Spekulationen nur vermisst. Es gab nichts Besseres als mit Freundinnen zusammen zusitzen und sich über alles austauschen was die Stadt so bewegte.


    Sie lag mit den beiden ihr unbekannten Damen, der Claudierin und der Vinicierin, in der Mitte der Gesellschaft. Leider musste sie sich so etwas den Hals verdrehen um die Musiker sehen zu können, die noch immer leise ihre Musik spielten.


    "Ich habe auch gehört, dass es eine Patrizierin war. Ich hätte gern meinen Mann gefragt ob er genaueres weiß. Leider ist er im Moment mehr in der Castra als zu Hause. Einen Namen habe ich auf den Straßen leider nicht verstehen können. Also es gab schon viele Namen, aber im Grunde war es eine Frau aus jeder patrizischen Gens. Man muss nur jeden fragen und hört einen anderen Namen. Wenn ich von Balbus etwas höre, lasse ich es euch nur all zu gern wissen."


    Sie lächelte ein wenig.


    Noch ehe sie mehr sagen konnte, ergriffen schon die anderen beiden das Wort. Hirpinia war noch immer nicht wieder zu atem gekommen. Es hatte sie wirklich sehr mitgenommen.
    "Oh ja, es wäre doch interessant zu wissen wer solchen Frewel begeht. So etwas kann doch keine Patrizierin von Verstand tun."
    "Eine von Verstand nicht," erwiderte Lartia und sah entschuldigend die Claudia an. "Aber wie wir alle schon feststellen durften, ist nicht jede von Verstand. Gerade die jungen Damen aus mancher Familie lässt es doch entsetzlich an den alten Tugenden und Traditionen fehlen."
    "Sittenverfall überall. Es gibt nur noch wenige Familien von denen man noch alte Werte erwarten kann." Die Longina nickte jeder Dame einzeln zu um deutlich zu machen, dass die hier vertretenen Familien natürlich ausgenommen waren.
    "Cavarina, was meinst du denn? So sag doch auch etwas." Dabei stubste Lartia ihre Tochte etwas in die Seite und sie begann zu stottern.
    "Lass doch das arme Kind. Wenn es nichts sagen will. Aber was mir noch eingefallen ist. Habt ihr neulich vom Unglück der Varisidia gehört? Varisidius Urbicus ist auf den Treppen des Senates gestürzt und hat sich dabei ein Bein gebrochen. Wenn das kein Zeichen ist." Fulvia grinte etwas und nahm einen Schluck ihres Getränkes.
    "Ja, davon habe ich auch gehört. Außerdem war er dem Potitier ein Dorn im Auge. Dieses Schicksal teilen wohl einige mit ihm. Man hört ja so einiges. Zumindestens muss dieser Potitier ihn zur Zeit nicht fürchten."
    Sofort ergriff Longina das Wort. "Ach was du nur gegen ihn hast. Er ist doch sehr nett. Ich habe nur Gutes von ihm gehört. Er ist doch auch die rechte Hand des Kaisers. Ist doch so Vespa Herzchen, oder? Du musst es doch wissen. Schließlich ist der Kaiser dein Onkel."
    Vespa nickte bestätigend und hielt ihren Komentar dazu doch sehr kurz. Ihre ehrliche Meinung war hier von gar keiner Relevanz. So ließ sie hier auch keinen Ton in ihrer Antwort zu, der ihre Bedenken verriet.


    "Ja, da hast du recht. So ist es mir auch zugetragen worden. Der Kaiser verweilt ja nicht in Roma und eine Reise nach Misenum war in letzter Zeit kein Thema für mich."



    Während die Damen also vieles zu bereden hatten, wurden die Vorspeisen aufgetragen. Brot mit Käse, Oliven, gefüllte Eier, eingelegte Fische, Salate und Muscheln machten den Großteil der Vorspeise aus. Die Sklaven reichten die Teller an und ließen die Damen zeigen was sie zu essen wünschten und taten dies auf die kleinen Teller. Danach zogen sie sich zurück um jederzeit erneut anzureichen.

    Nur wenige Momente später kam eine weiter Sänfte den Weg entlang. Kein Prunk zierte sie und helle Vorhänge versperrten die direkte Sicht auf den Passagier, ließen jedoch Licht hinein so dass Vespa nicht im gänzlich Dunkeln saß. Natürlich wurde sie von einigen Bewachern eskortiert, die ihr ihr Mann an die Seite gestellt hatte und mit denen sie immer das Haus verlassen musste. Ohne sie wäre ihren Ausflüge sicher weniger auffallend. Die Diskussionen mit Balbus zu diesem Thema hatten sie jedoch aufgegeben.


    Ein Sklave löste sich aus der kleinen wie eine Prozession wirkende Gruppe und klopfte an die Porta. Nur wenig später stand Vespa in einer dezent grünen Tunika gekleidet und mit einer dunkelroten Palla umgeben in der Porta. Natürlich waren die Falten tadellos gelegt und jede an Ort und Stelle. Große Bewegungen waren natürlich unmöglich und so gaben sich die großen Damen Roms wie immer sehr anmutig.


    Vespa war nicht die erste gewesen aber auch nicht unpünktlich. Man wartete immer auf die Damen von Stand. Welch Licht warf es sonst auf einen. Es würde ja glatt so wirken als hätte man es nötig jede Möglichkeit zum Klatsch zu nutzen. Auch wenn es nach innen so war. Würde man es nach außen zeigen? Nein, natürlich nicht.
    So wartete die Aelierin, die ihre Haare wie es sich gehörte hochgesteckt hatte und ein paar Blüten vom aelianischen Familienoleander in den Haaren trug. Vielleicht würde es zur Blütezeit eine Art Markenzeichen werden.


    Nachdem Lartia sich dann ihr zu wandte, erschien sofort ein freundliches Lächeln im Gesicht Vespas.


    "Lartia, welch Freude dich zu sehen. Britannia hat dir wider Erwarten nicht geschadet. Gut siehst du aus und noch einmal Danke wegen deiner Einladung. Es freut mich sehr eine Freundin wieder zu treffen."


    Hier konnte Lartia natürlich nicht nachstehen.
    "Das Gleiche könnte ich von dir behaupten. Das Familienleben scheint dir auch nicht zu schaden. Als wir uns zu letzt gesehen haben, warst du noch gänzlich ohne Mann und jetzt. Einen guten Fang hast du gemacht."
    Darauf folgte ein kleiner Ellenbogenknuff in die die Seite der Aelierin und die Umarmung und der obligatorische Kuss.
    "Aber wo bleiben nur meine Manieren. Darf ich dir meine anderen Gäste vorstellen? Claudia Antonia und Vinicia Petronilla. Das ist Aelier Vespa."
    Vespa nickte den beiden zu und versuchte sich daran zu erinnern was ihr Mann ihr zu den Frauen gesagt hatte und ob er ihr bereits etwas gesagt hatte. Aber erinnern konnte sie sich nicht. So begrüßte sie auch diese beiden und geleitete die letzten Gäste ins Triclinum.


    Hier stand die Liegereihenfolge schnell fest. Den drei Damen, die zu letzt erschienen waren, wurde die cline in der Mitte zur Verfügung gestellt. Dies machte deutlich welche Gäste Lartia am Liebsten waren. Die Gastgeberin nahm mit ihrer Tochter auf der ihr zustehenden cline Platz und die anderen beiden Damen lagen auf der anderen zu Tisch. Auch diese begrüßte Vespa. Eine Vorstellung war unnötig da die Aelierin sie bereits kannte.


    Ehe es Zeit für die Vorspeisen wurde, gab es zu erst Getränke und natürlich die ersten wichtigen Unterhaltungen während die Sklaven Fruchtsäfte, Rosenwasser und verdünnten Wein reichten oder nachschenkten.

    Der Sklave trat ein nachdem er hereingebeten wurde und blieb in der Tür stehen.


    "Dominus, die Domina möchte dich gern sprechen. Wenn es deine Zeit erlaubt, erwartet sie dich jetzt in ihrem Officium ."


    Einen Moment blieb der Sklave noch in der Tür stehen um die Entscheidung des Dauergastes seiner Herrin mitteilen zu können oder ihn gleich mitzunehmen.

    Der Sklave, den Vespa zu sich gerufen hatte, klopft an der Tür des jungen Herren und wartete darauf eingelassen zu werden. Er hatte einen Auftrag und hoffte den Duccier hier anzutreffen. Ansonsten konnte es passieren, dass er ihm durch die ganze Stadt nachlaufen konnte und darauf hatte er natürlich keine Lust.

    Der Sklave Vespas war durch die Stadt gelaufen um den Brief seiner Herrin schnellstmöglich zu übergeben. Nachdem er an der Porta geklopft hatte, übergab er einem Sklaven das Schreiben seiner Herrin und lief wieder zurück.




    Liebe Hirtuleia Lartia!


    Ich freue mich sehr, dass du wieder in der Stadt bist und mich sogleich zu einer Cena einlädst. Nur zu gern nehme ich deine Einladung an und versichere dir mit einigen Neuigkeiten aufwarten zu können. Natürlich wird jedwede männliche Begleitung zu Hause bleiben oder zumindestens vor der Tür.
    Wie sehr habe ich die Unterhaltungen mit dir vermisst.


    Deine


    Vespa

    Es war an der Zeit sich den Verpflichtungen zu widmen. Nach der Entbindung ihres Sohnes hatte sie sehr lang das Bett gehütet und sich danach um den Jungen. Doch nun war es an der Zeit die Pflege einer Amme zu übergeben und das hatte sie getan. Auf ihrem Tisch stapelten sich einige Briefe und Nachrichten. Hinzu kam noch die Post ihres Mannes, der einen besonders wichtigen Auftrag in letzter Zeit hatte und somit fast gar nicht mehr zu Hause war. Grob sichtete sie also und sortierte nach wichtig und kann warten.
    Die Einladung der Hirtuleia kam oben auf den wichtig Stapel, andere Schreiben deutlich darunter.
    Lartia war also wieder zurück. Es war ein glpcklicher Umstand. Wie lange hatten sie sich nicht mehr gesehen. Es war ewig her. So kam es Vespa zumindestens vor. Die häufigen Cenae und die ausführlichen Unterhaltungen waren eine deutliche Versüßung des wöchentlichen Ablaufs und vielleicht hatte sie so die Möglichkeit wieder etwas mehr Fuß im Kreis der städtischen Damen zu fassen. Der Einladung würde sie nur all zu gern Folge leisten. So schrieb sie gleich ihre Zusage.




    Liebe Hirtuleia Lartia!


    Ich freue mich sehr, dass du wieder in der Stadt bist und mich sogleich zu einer Cena einlädst. Nur zu gern nehme ich deine Einladung an und versichere dir mit einigen Neuigkeiten aufwarten zu können. Natürlich wird jedwede männliche Begleitung zu Hause bleiben oder zumindestens vor der Tür.
    Wie sehr habe ich die Unterhaltungen mit dir vermisst.


    Deine


    Vespa


    Ein Sklave würde diese Brief sogleich zum Hause der Lartia bringen und er würde vorher ihren Dauergast herbitten müssen. Sie musste auch mit diesem sprechen. Bis dieser allerdings zu ihr finden würde, schrieb sie dann weiter, las und beantwortete.

    Procurator A Libellis
    D Annaeus Varus
    Kaiserliche Kanzlei



    Salve werter Procurator


    Ich möchte mit diesem Brief einen jungen Mann vorstellen, der meiner Ansicht nach ein geeigneter Kandidat für die Erhebung in den Ordo Senatorius ist. Titus Duccius Vala ist sein Name, seine Familie hat vor allem in der Provinz Germania Großes für den Kaiser und die Res Publica. Sein Vater hat als hochdekorierter Veteran in der zweiten Legion und dem göttlichen Iulianus als Berater gedient.
    Zusammen mit seinem Patron, dem ehrenwerten Consular und LAPP der Provinz Germania, Marcus Vinicius Hungaricus, will ich mich als Fürsprecher dieses jungen Mannes aussprechen, der nur als Gewinn für die Hohen Roms.
    Anbei übersende ich dir eine kurze Vita des Aspiranten.


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    VITA T DUCCII VALAE


    - ANTE DIEM XI KAL IUL DCCCLX A.U.C. (21.6.2010/107 n.Chr.)
    Diploma
    - ANTE DIEM VII ID IUN DCCCLX A.U.C. (7.6.2010/107 n.Chr.)
    Candidatus Cursu praeceptorum stoicorum - Schola Atheniensis
    - ANTE DIEM XVI KAL MAR DCCCLX A.U.C. (14.2.2010/107 n.Chr.)
    Candidatus Cursu Muneribus, Ludis Aleisque - Schola Atheniensis
    - ANTE DIEM III NON FEB DCCCLX A.U.C. (3.2.2010/107 n.Chr.)
    Scriba Personalis - Marcus Aurelius Corvinus
    - ANTE DIEM XVI KAL IAN DCCCLX A.U.C. (17.12.2009/106 n.Chr.)
    Candidatus Cursu Rebus Mercatoriis - Schola Atheniensis
    - ANTE DIEM VIII KAL SEP DCCCLIX A.U.C. (25.8.2009/106 n.Chr.)
    Scriba Personalis - Tiberius Prudentius Balbus
    - ID IUL DCCCLIX A.U.C. (15.7.2009/106 n.Chr.)
    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus
    - ANTE DIEM VIII ID MAI DCCCLIX A.U.C. (8.5.2009/106 n.Chr.)
    Candidatus Cursu Rei Vulgarium - Schola Atheniensis
    - ANTE DIEM VIII ID MAI DCCCLIX A.U.C. (8.5.2009/106 n.Chr.)
    Diploma: Cursus Res Vulgares
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    Vale bene,

    im Auftrag des Tiberius Prudentius Balbus


    Aelia Vespa


    Casa Prudentia Romana, Roma

    "Ein sehr schöner Name,"


    attestierte Vespa die Namensgebung. Vespa hatte eine Ahung, dass ihr Sohn Gaius heißen könnte. Sie wusste auch um die tiefe Bindung zwischen Balbus und seinem Vater.


    "Dann herzlich Willkommen Gaius Primus. Mögen die Götter dich immer behüten und an deiner Seite weilen."


    Vielleicht sollten sie demnächst ein kleines Opfer an die Götter in seinem Namen richten. Das konnte sicher nicht schaden.

    "Du darfst mich Vespa nennen. Es stört mich nicht. Man könnte gewiss eine philosophische Unterhaltung anstrengen ob dieses Themas. Ob dem wirklich so ist. Denn es gibt gier wie überall Vertreter für deine Aussage und Vertreter, die genauspo lang gelebt haben wie andere, die nicht abenteuerlustig waren. Aber ich denke, dass solch eine Unterhaltung den Rahmen sprengen würde."


    Vespa trank einen kleinen Schluck und folgte währenddessen natürlich der wieteren Unterhaltung.


    "Ich habe einige Zeit mit meiner Familie in Germania gelebt. Es war keine prunkvolle Villa in der wir dort wohnten. Es hat mich keineswegs gestört. Später habe ich bei meiner Tante in Norditalia gelebt. Es war schon ein schönes Gebäude. Sicher ist dieses Gebäude hier doch ein großer Unterschied zu meinem Wohnort bei meinem Onkel auf dem Palatin. Ich hege jedoch keinerlei große Ansprüche. Ich kann mich schnell wohlfühlen. Nichts desto trotz nutze ich natürlich meine Möglichkeiten dieses Gebäude ansprechend einzurichten. Wer würde dies nicht tun, wenn er es kann. Aber wie gesagt. Ungewöhnliche Ansprüche habe ich nicht. Danke für deine Freundlichkeit mir die Casa anzubieten."


    Vespa lächelte nochmals als ihr wegen des Zimmers gedankt wurde. Dann trat eine Sklavin an sie heran und berichtete ihr vom fertigen Zimmer. Zufrieden nickte sie, bedeutete dem Mädchen noch einen Moment zu verharren.


    "Möchtest du dich vielleicht nach deiner langen Reise in unserem Balneum säubern. Ich kann mir vorstellen, dass der Staub und die Unnehmlichkeiten dieser Reise gern vergessen werden wollen. Ich kann das Bad für dich richten lassen wenn du gern möchtest."

    Als Balbus auf sie zu kam, lächelte sie ihren Mann an. Langsam erhob sie sich um ihrem Mann das Kind zu reichen.


    "Hast du dir schon einen Namen für unseren Jungen ausgedacht?"


    Es war eine überflüssige Frage, aber sie wollte doch irgendwie die Stille brechen.

    Alexandros hatte es nicht verlernt leise zu Gesprächen hinzuzukommen und sich diskret einzubringen. Auch sie hatte dem Hausangestellten gegenüber eine hohe Meinung. Sie wusste natürlich um seine Vergangenheit, brachte ihm gegenüber auch großen Respekt auf. Sie lächelte sogar ein wenig als er ins Tablinum kam und seine Hilfe anbot. Als er um ihre Aufmerksamkeit bat, ließ sie kurz ihren Gesprächspartner aus dem Blick und wandte ihm diesen zu. Dann nickte sie.


    "Wenn Balbus ein Zimmer für ihn vorgesehen hat, dann soll es ihm bereitet werden. Mir tut es sehr leid, dass ich von diesem Besuch nichts erfahren habe. Ich weiß aber, dass du es gut hinbekommen wirst. Danke schön."


    Vespa bedankte sich nicht bei jedem. Hier hielt sie es für mehr als nur angebracht. Dann wandte sie sich wieder Spurinna zu.


    "Ich muss sagen, dass ich auch sehr froh darum bin. Ich bin alles andere als eine abenteuerlustige Person. Ich mag es lieber ruhig."


    Kurz lächelte sie und ließ sich dann die Lage des Ortes beschreiben. Sie konnte noch immer nicht behaupten davon gehört zu haben, wusste aber nun wo im Reich sie diesen Ort finden würde.


    "Der Vergleich mit Neapolis hört sich in der Tat sehr interessant an. Vielleicht schaue ich doch einmal vorbei und besuche ihn. Ich mag Küstenstädte. Sie haben einen ganz eigenen Charme."


    Die Frage des Prudentiers wollte sie dennoch beantworten. Natürlich hatte er das Gespräch zwischen Vespa und Alexandros mitbekommen und wusste, dass er hier verweilen durfte. Es war doch unhöflich das so auf sich beruhen zu lassen.


    "Ein Zimmer wird dir gerichtet. Du musst natürlich nicht allein in Roma bleiben. Du bist uns hier in den Mauern der Prudentier natürlich Willkommen."

    Vespa hatte einige Tage gebraucht um sich von den Anstrengungen der Geburt zu erholen. Bis auf wenige Unterbechungen hatte sie gut zwei Tage durchgeschlafen ehe sie es schaffte sich im Bett aufzusetzen und eine größere Menge an Speisen zu sich zu nehmen. Zum Glück hatten sie sich rechtzeitig um eine Amme gekümmert, die sich dem Kind annahm und Vespa erheblich entlastete. Am zehnten Tag nach der Geburt war sie wieder recht gut auf den Beinen.


    Sie hatte eine Sklavin nach Balbus schicken lassen. Das Kind hatte die ersten neun Tage seines Lebens überstanden und es war an der Zeit dem Kind einen Namen zu geben. Vespa fand, dass heute der Tag gekommen war dies zu tun. Mit dem Jungen im Arm saß sie auf dem Bett und wartete auf ihren Mann.

    "Du musst mir nicht danken. Die Familie ist in diesen Mauern immer sehr gern gesehen und findet immer eine Unterkunft. Bitte nimm doch Platz."


    Sie tat dieses auch selbst und setzte sich auf einen Stuhl ihrer Sitzgruppe. Spurinna überließ sie es selbst sich einen Platz zu suchen. Ob ihr gegenüber oder seitlich, das sollte er selbst entscheiden. Sie griff nach einer Karaffe mit Wasser und schenkte sich etwas davon ein.


    "Es ist schön zu hören, dass dir sämtliche Unannehmlichkeiten erspart geblieben sind. Zu Wasser bin ich noch nicht geeist. Bisher nur auf dem Land. Mit meinen Eltern nach Germania und etwas später dann zu meiner Tante nach Norditalia. Vor einigen Jahren dann zu meinem Onkel hier nach Roma. Das ging glücklicherweise immer auf dem Landweg. Von den Gefahren auf dem Seeweg habe ich bisher nur gehört. Aber verzeih mir doch bitte meine mangelnde Kenntnis der Geographie. Wo befindet sich denn Cenemenelum? Ich wusste auch gar nicht, dass Balbus so weit verstreute Verwandtschaft hat."


    Ein Sklave kam und brachte noch ein paar Kleinigkeiten wie Brot, Oliven und Käse und stellte sie auf dem kleinen Tischchen ab.

    Kurz lächelte Vespa noch einmal als sie die Zusage ihres Gastes zum gemeinsamen Abendessen vernahm, sah dann noch einmal ihren Mann an und verließ so schnell wie möglich den Hortus durch eine Tür, die sie schnell in die Culina führen würde. Außerhalb der Hörweite der Männer kurz hinter der Tür blieb sie noch einmal stehen und sah zurück. Es fiel ihr schwer zu ergründen warum der Flavier hier war und was seine Absichten waren. Die Skepsis gegenüber dieser Gens war ihr anerzogen worden. Es war sozusagen ein Dogma gewesen und nun bewirtete sie einen Vertreter dieser Gens. Dann fiel ihr ein, dass sie auch noch ihren Dauergast aus Germania suchen lassen müsste. Wenn er im hause war, gehörte es sich so, dass auch er am Essen teilnehmen würde.

    Sie war ebenfalls ohne Zweifel gewesen, aber doch einigermaßen erleichtert als Balbus das Kind aufnahm. Als sie das Strahlen ihres Mannes sah, zauberte es sofort ebenfalls ein großes Strahlen ins Gesicht der Aelia. Doch es zeigte sich nicht wirklich lang. Immer wieder fielen ihr die Augen zu. Es war einfach zu viel gewesen und nach einigen weiteren kurzen Blickwechseln schlief sie ein. Zu anstrengend war es die Augge noch offen zu halten. Diese Kraft hatte sie einfach nicht mehr. Als klar war, das Vespa die Augen erst nach einem erholsamen Schlaf wieder öffnen würde, trat eine Sklavin an Balbus heran um ihm den Jungen abzunehmen sollte er ihn abgeben wollen.

    Es dauerte nicht sehr lang bis der Wein gebracht wurde und auf dem kleinen Tischchen der Sitzecke abgestellt wurde. Somit wurde nun wohl deutlich, dass die Domina ihren Besuch dort empfangen würde. Der Sklave schenkte etwas Wein in den Becher und reichte diesen dann dem Prudentius. Dann verschwand er unsichtbar in einer Ecke.



    Vespa betrat in diesem Moment den Raum. Lächelnd ging sie auf den Besucher zu um ihn zu begrüßen. Der Name war ihr schon zugetragen worden.


    "Salve Prudentius, herzlich Willkommen in Roma. Ich bin Aelia Vespa."


    Ihre Beziehung zu Balbus näher zu beschrieben hielt sie für unnötig und das würde sich mit ihren nächsten Worten noch erklären."


    "Mir wurde gesagt, dass du gern meinen Mann sprechen wolltest. Wie dir schon gesagt wurde, hält ihn sein Posten meist sehr lang in den Mauern der Castra fest. Aber bitte nimm doch Platz. Wie war deine Reise?"


    Solch Gespräch begann meist mit kleinen Plaudereien.

    Natürlich bedankte sich die Aelierin für das Lob zur Begrünung des Gartens. Scheinbar hatte sie ein wenig was vom grünen Daumens ihres Onkels abbekommen. Ihr Vater war da ganz anders veranlagt. Lange Zeit hatte sie Begrünung im Domus auf dem Palatin bestaunt und nun durfte sie sich hier austoben und dies scheinbar mit Erfolg. Natürlich war noch immer die Frage in wie weit sich das Lob als Referenz darstellte und nicht einfach der Plauderei geschuldet war. Während Vespa noch ein wenig verwundert über die Worte ihres Gegenübers war und darüber nachdachte welche Worte nun angebracht waren, kam auch schon ihr Mann. Ihr fiel es doch sonst nicht schwer zwanglos zu Plaudern warum das hier irgendwie nicht ganz so klappte wie sich Vespa das vorgestellt hatte, das konnte sie nicht verstehen.


    "Ich weiß doch, dass bei dir nie genau feststeht wann du es schaffst nach Hause zu kommen. Soll ich die Cena bereiten und deinen Gast hierzu miteinplanen? Es wäre mir natürlich eine Ehre dich bewirten zu dürfen, Flavius. "


    Ihr Blick ging zwischen den beiden Männern hin und her. Wenn sie eine Antwort hatte, würde sie sich ein wenig zurückziehen. Es verstand sich von selbst, dass sie das Gespräch der Männer so lang verließ bis man zum Essen wieder zusammen kam. Sollte es hier wieder politischen Gesprächstoff geben, so konnte ihm auch Vespa folgen. Hier schien es sich mehr um einen Gesprächswunsch unter vier Augen zu handeln. Doch zu allererst galt es abzuwarten.

    Ein wenig überfallen fühlte sich Vespa auch. Die Umarmung konnte sie nur schwach erwidern. Sie war viel zu mitgenommen um mehr machen zu können. Aber ein glückliches Lächeln, das brachte sie noch zu Stande ohne sich dabei großen Mühen auszusetzen. Diesen Moment genoss sie so lange sie konnte. Die Entbindung hatte sehr lange gedauert, ohne Schlaf und mit den ganzen Anstrengungen fühlte sie sich nur noch schwach und unendlich müde. Als diese Müdigkeit erneut Besitz von ihr ergriff und sie kaum noch die Augen offen halten konnte, befreite sie sich ein wenig von ihrem Mann und gab der SKlavin, die das Kind hielt das Zeichen es auf den Boden zu legen. Ehe sie einschlief, wollte sie den Segen ihres Mannes für das Kind haben. Die sklavin tat wie geheißen und legte den Jungen eingehüllt in ein Tuch auf den Boden auf ein Fell.
    Nun hieß es warten...

    "Wie schon gesagt, er ist viel beschäftigt und wird auch gern mal auf dem Heimweg aufgehalten. Vorauszusagen wann er es zurück schafft, ist daher schwierig und manchmal schon unmöglich,"
    antwortete der Sklave noch einmal geduldig und nickte dann als sich Spurinna entschied mit der Domina zu sprechen.
    "Dann folge mir doch bitte."
    Der Sklave öffnete die Porta nun deutlich wieter, sah noch einmal mistrauisch den Hund an und wartete bis eingetreten wurde. Danach schloß er die Tür und führte den Gast ins Tablinum.

    Von der Porta kommend, benötigte man schon einige Schritte um zum Tablinum der Aelia zu gelangen. Der Sklave hatte den Besucher hierher geführt.
    "Bitte nimm doch Platz und gedulde dich einen Moment. Ich hole die Herrin des Hauses sofort. Möchtest du etwas trinken, Herr?"
    Ein anderer Sklave kam in dem Moment vorbei und wurde sofort nach Vespa geschickt um den Besucher zu empfangen. Der Sklave, der den Prudentier empfangen hatte, wartete nun auf den Getränkewunsch.