• Seiana musterte den Duccier noch einen Augenblick, aber zum Thema Schuld sagte sie nichts mehr. Sie war jemand, der sich viel Gedanken machte, gerade auch darüber, was sie wem schulden mochte – ihrer Familie beispielsweise, ihrem Bruder, ihrer Mutter. Ihrem Verlobten, dachte sie, ein wenig zynisch. Sie blieb nicht gerne etwas schuldig. Und das Gespräch mit dem Duccier ließ sie mit einer vagen Unzufriedenheit diesbezüglich zurück. Es zählt nicht, wenn es einfach ist. Und einfach war das hier ganz sicher gewesen.


    Bei seinem letzten Satz musste sie unwillkürlich lächeln, und weil es aus einer echten Reaktion heraus entstand und nicht nur rein gewollt war, war es ehrlicher als bisher. „Dann danke ich der Gunst der Stunde. Und dir für die Zeit, die du für mich erübrigt hast.“ Sie nickte Elena und dem anderen Sklaven kurz zu, als diese auftauchten, geholt von einem prudentischen Sklaven, und stand auf. „Einen angenehmen Tag wünsche ich dir noch, Duccius.“

  • Der Sklave brachte den Besuch von der Porta wie angekündigt in Hortus. Er wusste, dass Vespa sich seit der Geburt das Kindes recht häufig hier aufhielt. Man hatte ihm gesagt, dass die Sonne ihr gut tat und sie dieses auch benötigte. Allerdings hatte er großen Respekt vor jedweden Tieren und wusste um die beiden Bären, die hier umherkletterten wenn sie für den Nachmittag freigelassen wurden und das war ihm suspekt. Er hatte einen anderen Sklaven von der Porta schnell losgeschickt um die Hausherrin über den Besuch zu informieren ehe er mit diesem in der Tür zum Garten erschien und den Flavier Vespa ankündigte.



    Vespa hing ein wenig ihren Gedanken nach als ihr Besuch angekündigt wurde. Als sie den Namen erfuhr, war sie doch etwas überrascht und fragte sich ob sie Flavius Furianus schon einmal gesehen hatte. Leider konnte sie sich so gar nicht daran erinnern. Balbus hatte ihr schon von ihm berichtet aber auch da kam sie zu keinem Ergebnis. Als der Besucher in den Garten trat, erhob sich Vespa und ging auf den Flavier zu. Er würde vermutlich eine Weile mit ihr Virlieb nehmen dürfen. In letzter Zeit war es schwer vorherzusagen wann Balbus heimkehrte.


    "Flavius Furianus, schön dass du uns besuchst. Wie du sicher schon erfahren hast, ist mein Mann nicht zugegen. Aber nimm doch bitte Platz. Darf ich dir etwas zu trinken anbieten?"


    Vespa begrüßte den Flavier freundlich und deutete auf einen Stuhl, der neben einem anderen und einem kleinen Tisch im Garten stand. Es stand auch gleich ein Sklave bereit um den Getränkewunsch des Flaviers entgegen zu nehmen und sofort zu erfüllen.

  • Es war doch recht konventionell mit der Gemahlin Vorlieb zu nehmen, soweit der Hausherr nicht anzutreffen war, so dass der Flavier sich keine Gedanken machte, als er dem Sklaven in den Hortus folgte.
    Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, begrüßte er die Aelia.
    "Wenn ich gewusst hätte, dass Balbus solch eine bezaubernde Gemahlin hat, wären meine Besuche sicherlich zahlreicher.", antwortete er kokett und nahm auf den Stuhl Platz. Recht ungewöhnlich war dies schon, war er es doch gewohnt vielmehr auf einer Kline zu liegen, denn aufrecht zu sitzen.
    "Ein Wasser mit Eis bitte, es ist doch recht stickig heute.", antwortete er ihr, als sie danach fragte.


    "Schön ist es hier, wenn ich anmerken darf.", sprach er nach einem demonstrativ weit schweifendem Blick. Eigentlich interessierten ihn Gärten nicht, doch solche Plaudereien waren bei Frauen eben angebrachter als Politik und die Zeit verflog damit umso schneller.

  • Schweiß rann ihm brennend in die Augen, doch es störte ihn nicht. Mit dem Gesicht nach unten lag Vala keuchend auf der gepflegten Rasenfläche des prudentischen Hortus und versuchte mit schmerzenden Lungen verzweifelt Luft in sich zu schauffeln.
    Er gab ein erbärmliches Bild ab.. sein Gesicht war rot angelaufen, die Tunika schwarz vor Dreck, die Haare vom Schweiß und Matsch verklebt, und er selbst ein klägliches Abbild seiner selbst. Sein Empfinden war im Moment purer Schmerz... reiner, destillierter Schmerz. Nicht der Schmerz, den man empfand wenn einem ein Arm durch einen Schildstreich gebrochen wurde. Auch nicht der Schmerz, den man empfand wenn der Splitter eines Speeres sich durch die eigene Schulter bohrte. Und schon garnicht der Schmerz den man empfand wenn keinen Schritt weit von einem entfernt ein guter Freund Blut röchelnd sein Ende fand.
    Das war im Moment sein Empfinden prägte, war genau der Schmerz, der entstand wenn man sämtliche Fasern des eigenen Körpers bis auf's Äußerste überstrapazierte.


    Kaeso Curtilius Otho
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    Mit einer Mischung aus Genugtuung und Verachtung blickte Otho auf den am Boden liegenden jungen Mann, der so vielversprechend angefangen hatte. Mal wieder fragte er sich, wie er hatte so tief sinken können. Vor Dekaden noch hatte er die Väter dieses Mannes bekämpft und mitbekommen warum Legionäre in den nördlichen Regionen des Reichs öfter zu Mars beteten als in den anderen Provinzen. Und jetzt, Jahre nachdem er sein kleines Stück Land bezogen hatte, stand er hier im Garten seines ehemaligen Vorgesetzten und versuchte aus einem Barbaren einen tauglichen Kämpfer zu machen. Einen römischen Kämpfer.
    Römisch wohlgemerkt deshalb, weil der Junge eigentlich nichtmehr viel brauchte. Die beiden Schläger, die er mitgebracht hatte um dem Barbaren die übliche Tracht Prügel am Anfang zuteil werden zu lassen hatten sich nicht lange gehalten, nachdem der zweite nurnoch humpelte hatte er beide zermürbt nach Hause geschickt. Kämpfen konnte der Junge, ohne Zweifel, was aber allzu schnell auffiel war das Fehlen sämtlicher römischer Standarddisziplinen... die langweiligste Arbeit, die man sich als Ausbilder vorstellen konnte.
    Aber Otho war Balbus noch einen Gefallen schuldig, außerdem brauchte er das Geld. Deshalb hatte er einfach weitergemacht, und den Jungen drei Stunden durch die Stadt hetzen lassen. Er auf seinem kleinen Maulesel, der Junge natürlich zu Fuß. Über das Marsfeld. Durch die schlammigen Ufer des Tiber. Durch die nahen Wälder. Und wieder zurück.
    Otho hatte sich vorgenommen, dem vorwitzigen Jungen zu zeigen was Grenzen waren. Und er hatte es geschafft.. für heute.


    "Wenn ich mit dir fertig bin..", murmelte der alte Mann, "..wirst du dich wieder zu deinen Buschkämpfern in die Wildnis zurückwünschen."

  • "Sage das nur nicht zu laut. Am Ende denkt mein Mann noch, dass du nur meinetwegen der Casa Prudentia und ihm deine Besuche abstattest."


    Vespa lächelte kurz etwas mehr als es das sonstige jedem Besucher gegenüber angebrachte höfliche Lächeln war und gab dem Sklaven, der sich schon neben dem Besucher postiert hatte einen Wink damit dieser das Wasser holen ging. In Gedanken ging Vespa noch einmal die Gespräche durch, die sie zahlreich mit ihrem Mann führte und versuchte sich zu erinnern, was Balbus ihr zum Flavier gesagt hatte. Sie wusste nur, dass ihre Gens diese Familie nicht wirklich mochte. Das hatte ihr ihre Tante Phoebe immer wieder deutlich gemacht. Allerdings war ja hier erst einmal wichtig ihr Mann zum Flavier stand und da konnte sie sich im Moment an keine negativen Äußerungen erinnern. Dessen war sie sich ziemlich sicher.


    "Es wird dieser Tage wieder wärmer in der Stadt. Das macht die Luft wahrlich nicht besser. Ich suche gern an solchen Tagen den Garten auf. Er gibt das Gefühl etwas Frische atmen zu können."


    Schon brachte der Sklave das Eiswasser und ein paar Kleinigkeiten. Auf einem Tablett befanden sich mehre Schälchen mit Oliven aus dem Anbau ihres Onkels, etwas Käse und frisches Obst. Daneben ein Teller mit etwas frischem Brot. Falls der kleine Hunger aufkommen sollte, durfte natürlich zugegriffen werden.


    "Es freut mich, dass dir unser Garten zusagt. Es war auch ein Stückchen Arbeit bis er so aussah. Ehe ich hierher zog, war es doch ein deutlich männlich betonter Haushaltsbetrieb. Es war sehr schade dieses Fleckchen so zu lassen wie er war. Nach den großen Umbauarbeiten an der Casa musste wieder neu Zeit investiert werden. Inzwischen ist er doch ganz annehmnbar geworden. Wie eben schon gesagt. Ich bin sehr gern hier. Gerade an heißen und trockenen Tagen."

  • "Dieser Anschein wäre höchst trügerisch.", antwortete er mit einem koketten Lächeln und fand diese Vorstellung gar nicht so schlecht. Bei dieser hübschen und jungen Frau hätte sich wahrlich der Flavier verlieren können - jetzt, nach seiner vitalisierenden Affäre spürte er ohnehin einen recht starken Drang diese Bedürfnisse zu befriedigen, welche er so lange hatte verbannen müssen.
    Beipflichtend nickte er ihr zu, als sie das Wetter ansprach. "Zum Glück ist es noch erträglich. Ich hoffe doch, dass dein Gatte dich im Hochsommer nicht zwingen wird in Rom zu bleiben?", fragte er lächelnd, denn diese Tatsache war recht abwegig. Es war zu heiß, um an solchen Tagen auch nur an ein Verweilen in Rom - auch wenn man einen weitläufigen Garten zu seinem Besitz zählen konnte - zu verweilen.
    Theatralisch sah er sich noch einmal im Garten um. Es war recht grün, Sträucher schien sie zu bevorzugen, auch wenn hier und da gezielte Blumenbeete farbenfroh heraus stachen.
    "Eine weibliche Hand ist hier sehr wohl auch zu spüren - zu sehen ist sie sowieso. Erlaube mir dir ein Talent für das Grüne zu attestieren.", kokettierte er weiterhin und nahm den ersten Schluck aus dem eiskalten Glas. Erfrischend, denn er fing langsam an ein wenig zu schwitzen, was nicht alleinig an der Hitze mochte liegen.
    "Ich fahre meist hinaus hinter die Stadtmauern. Nicht unweit von Rom besitze ich eine Villa suburbana, welche auch ein großes Gestüt beherbergt. Es ist zwar nicht Misenum, doch durch ein paar notwendige Einbauten habe ich mir ein, wie ich meine, schönes Refugium geschaffen. Der Garten in der Villa Flavia Felix ist zwar üppig und weitreichend, dennoch stört mich diese Enge und auch die Luft ist hier in Rom, trotz Gartens, nicht gerade favorabel."
    Ein Plauderton entwickelte sich zwischen den beiden und der Flavier fragte sich, inwieweit diese Schönheit mit Quarto verwandt sein mochte. Dies nicht aus dem Grunde, dass er die Schönheit in Verbindung mit dem Aussehen Quartos erstaunlich fand, sondern vielmehr um der Bande willen, welche zwischen Balbus und Quarto herrschen mochte.

  • Zu seinem großen Leidwesen verbrachte Balbus im Moment viel mehr Zeit mit Arbeit als zuhause. So war er nach dem Heimkommen meist so geschafft, dass er keine große Lust hatte noch irgendetwas anderes zu tun als sich mit seiner Frau in der Einsamkeit des Hauses zu vergraben.
    Doch als er an diesem Tag das Haus betreten hatte, war ihm sofort aufgefallen, dass etwas los war. Und so war er auch nur ein kleines Bisschen überrascht zu erfahren, dass im Garten ein flavischer Senator wartete.
    Ein kleines Seufzen konnte er nicht unterdrücken, während er sich dem Garten näherte. Als er hinaustrat war er jedoch völlig gelassen und sogar ein wenig fröhlich. Zumindest machte er diesen Anschein.
    Er ging auf seine Frau und den Gast zu und lächelte dabei.
    "Flavius Furianus." sagte er. "Welch Glanz in unserem bescheidenen Heim."
    Er strahlte seine Frau an.
    "Vespa, bitte verzeih mir, dass es erneut etwas später geworden ist. Aber du hattest ja eine interessante und amüsante Gesellschaft."
    Er stellte sich an die Seite seiner Frau und legte ihr sanft die Hand auf die Schulter.
    "Was führt dich zu uns, mein Freund?"

  • Bevor in dieser Situation seitens des Flaviers nicht noch mehr zweideutige Lächeln ausgetauscht wurden, kam endlich der Hausherr und entspannte die Situation - zumindest kam diese dem Flavier angespannt vor.
    "Salve, Balbus.", grüßte er den Eintretenden und kam nicht umhin zu bemerken, dass Balbus mit der ersten Geste seine Gemahlin als die seinige markierte. Ein schritt zu ihr, die Hand auf ihrer Schulter, das waren unmissverständliche Signale für den Flavier, welcher darüber leicht lächelte. Er würde es wohl nicht anders tun.
    "So angenehm ist meine Gesellschaft nun nicht, bin ich doch recht schnell bei politischen Themen, obgleich ich mir hier viel Mühe gab bei der Thematik der Gartenpflege zu bleiben.", kommentierte er dann und lachte dabei herzhaft. Vielleicht aus dem Umstand, dass er keine Ahnung von Gärten hatte und dies doch so meisterhaft ausgestanden hatte.
    "Nun, was mich hierher führt? Ich habe vor einigen Tagen an dich denken müssen und mir ist aufgefallen, dass ich dich als Praefectus Praetorio noch nicht aufgesucht, geschweige denn dir zu deiner Ernennung gratuliert habe. Und was, wenn nicht solche Ehren, sind einer Gratulation würdig?", der Flavier stand auf und reichte Balbus die Hand. "Also, lieber Freund, meine besten Glückwünsche zu deinem Amt."
    Auch wenn er Balbus ab und an im Senat sah, dieser war in seiner jetzigen Funktion schließlich stetiger Beisitzer dessen, hatte er noch nicht die Zeit gefunden mit dem Prudentier zu reden.

  • Natürlich bedankte sich die Aelierin für das Lob zur Begrünung des Gartens. Scheinbar hatte sie ein wenig was vom grünen Daumens ihres Onkels abbekommen. Ihr Vater war da ganz anders veranlagt. Lange Zeit hatte sie Begrünung im Domus auf dem Palatin bestaunt und nun durfte sie sich hier austoben und dies scheinbar mit Erfolg. Natürlich war noch immer die Frage in wie weit sich das Lob als Referenz darstellte und nicht einfach der Plauderei geschuldet war. Während Vespa noch ein wenig verwundert über die Worte ihres Gegenübers war und darüber nachdachte welche Worte nun angebracht waren, kam auch schon ihr Mann. Ihr fiel es doch sonst nicht schwer zwanglos zu Plaudern warum das hier irgendwie nicht ganz so klappte wie sich Vespa das vorgestellt hatte, das konnte sie nicht verstehen.


    "Ich weiß doch, dass bei dir nie genau feststeht wann du es schaffst nach Hause zu kommen. Soll ich die Cena bereiten und deinen Gast hierzu miteinplanen? Es wäre mir natürlich eine Ehre dich bewirten zu dürfen, Flavius. "


    Ihr Blick ging zwischen den beiden Männern hin und her. Wenn sie eine Antwort hatte, würde sie sich ein wenig zurückziehen. Es verstand sich von selbst, dass sie das Gespräch der Männer so lang verließ bis man zum Essen wieder zusammen kam. Sollte es hier wieder politischen Gesprächstoff geben, so konnte ihm auch Vespa folgen. Hier schien es sich mehr um einen Gesprächswunsch unter vier Augen zu handeln. Doch zu allererst galt es abzuwarten.

  • "Nun mein Freund, ob man mich in diesem Zeiten dazu wirklich beglückwünschen kann, ist mir bis heute nicht klar." erwiderte Balbus auf die Gratulationen. "Aber ich danke dir dennoch auf jeden Fall."
    Auf Vespas Frage hin nickte er dann.
    "Ja, das klingt nach einer guten Idee. Ich bin sicher, dass unser Gast eine solche Einladung nicht abschlagen wird." sagte er und blickte den Freund kurz fragend an. Und in der Tat ging er davon aus, dass ein traditionsbewusster Flavier die Einladung annehmen würde, auch wenn die Gastgeberin eine Aelia war.

  • Über die zweifelhafte Ehre der Ernennung, wie es sein Freund empfand, musste der Flavier erst einmal mit einem Kopfschütteln gepaart lächeln.
    "Du übertreibst maßlos.", entgegenete er dann, um sich wieder der Gastgeberin zuzuwenden.
    "Auch ohne die Furcht vor deinem Mann und seinem Amt, so wäre es mir eine Freude hier zu speisen.", bezog er sich auf den latenten Nachdruck und sah der Frau nach, um dann wieder das Wort an seinen Freund zu richten, als er sich sicher sein konnte nicht mehr auf andere achten zu müssen.


    "Balbus, hast du kürzlich mit dem Kaiser geredet?", frage er dann, ohne angemessene Anleitung. Die Dringlichkeit sollte dadurch noch einmal hervor gehoben werden.

  • Als Vespa sie verlassen hatte, liess der Flavier nicht lange darauf warten aufs Thema zu kommen, was ja durchaus etwas war, das Balbus schätzte, denn er fand nichts schlimmer als nach einem langen Tag auch noch lange belanglose Gespräche über Nichtigkeiten zu führen.


    "Es ist schon eine Weile her. Wie du dir denken kannst, ist es selbst für mich nicht unbedingt einfach mal eben so die Stadt zu verlassen und nach Misenum zu reisen. Zumindest nicht ohne dass du weisst schon wer etwas davon erfährt und seine Spione und Intriganten alamiert."

  • Kurz lächelte Vespa noch einmal als sie die Zusage ihres Gastes zum gemeinsamen Abendessen vernahm, sah dann noch einmal ihren Mann an und verließ so schnell wie möglich den Hortus durch eine Tür, die sie schnell in die Culina führen würde. Außerhalb der Hörweite der Männer kurz hinter der Tür blieb sie noch einmal stehen und sah zurück. Es fiel ihr schwer zu ergründen warum der Flavier hier war und was seine Absichten waren. Die Skepsis gegenüber dieser Gens war ihr anerzogen worden. Es war sozusagen ein Dogma gewesen und nun bewirtete sie einen Vertreter dieser Gens. Dann fiel ihr ein, dass sie auch noch ihren Dauergast aus Germania suchen lassen müsste. Wenn er im hause war, gehörte es sich so, dass auch er am Essen teilnehmen würde.

  • Der Consul hatte sich das schon gedacht, vielleicht mehr geahnt, doch die Umstände konnten auch schwerlich andere Ansichten zulassen.


    "Ich verstehe.", sagte er dann leicht nickend und blickte seinem Freund in die Augen.
    "Eine bedrohliche Situation, wenn ich ehrlich sein soll. Der Kaiser erfreut sich durch seine Abwesenheit nicht gerade großer Beliebtheit - auch ich als Vertreter des Senates sehe es tagtäglich in den Gesichtern der Senatoren.
    Und die sperrlichen Informationen, die an uns dringen, lassen nichts Gutes erahnen - man weiß ja nicht einmal mit Sicherheit, ob der Kaiser lebt."
    , offenbarte er dem Praefectus Praetorio seine innersten Gedanken und setzte sich gleich einen Entschluss.
    "Ich muss zu ihm aufbrechen - wenn nicht als Senator, dann doch als Consul. Das Reich blüht und fällt mit dem Kaiser, wir können uns nicht ständig auf einen Hominus Novus verlassen, der hier beinahe in stiller Harmonie herrscht.", und kaum war die Bezeichnung des Hominus Novus seinem Mund entwichen, blickte er rasch in die Augen des Prudentiers.
    Vielleicht galt diese Bezeichnung unter Plebejern als Beleidigung, doch politische Sensibilitäten hatte der Flavier schon lange abgelegt, nachdem er unzählige Male im Senat scharf angegriffen wurde - mitunter aufgrund seiner Herkunft. Warum sollte man ihm ein gewisses Standesdenken denn auch verwehren, wenn er sich ständig dafür rechtfertigen musste?
    Also überging er diese Gedanken und nickte noch einmal.
    "Ja, ich muss es tun. Kannst du mir garantieren, dass deine Männer mir nicht im Wege stehen werden? Eine Eskorte wäre übertrieben, obgleich ich nicht sicher bin, ob die Schergen des Vescularius mich nicht doch aufhalten würden - nur eine Versicherung, dass dieser Mann über dich keine Gewalt ausübt."
    Wer welche Macht über wen hatte war zwar rechtlich geregelt, aber der Flavier wusste nunmal nun auch nicht, inwieweit sein Freund dem Grobian persönlich verpflichtet war.

  • Kaeso Curtilius Otho
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    "Ich habe in meiner Zeit so einige Krüppel zu echten Soldaten des Reichs geformt..", klingelte die Stimme Othos aus der Ferne in Valas Ohren, "..aber du setzt dem ganzen die Corona auf. In die Hosen gemacht haben sich die Legionäre reihenweise, als sie gehört haben, dass es in deinen verdammten Busch ging. Germania! Dass ich nicht lache... wenn mir dieses Elend anschauen muss, tuen mir die Kröten leid, die gegen deinesgleichen ihr Leben gelassen haben!"


    Vala, mal wieder am Boden, konnte vor Schmerzen eine Antwort nur leise stöhnen. Wie lange hatte der Curtilier ihn nun geschunden? Zwei? Zwanzig? Zweihundert Stunden? Wenn Vala das Gefühl hatte, dass die Schmerzen mittlerweile verschwunden und/oder abgeklungen waren, die ihm die mutische Tortur auf Monate hinaus zu einem eigenen perversen Lebensgefühl gemacht hatte, so hatte Otho keine fünf Minuten gebraucht um ihm das Gegenteil zu beweisen. Keine halbe Stunde um ihm das Gefühl zu geben tot zu sein. Und keine Stunde, um ihm das Frühstück noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Am Ende hatte Vala, mal wieder, das Gefühl zu sterben. Dummerweise konnte er sich dieses Mal nicht darauf verlassen auch wirklich ins Gras zu beißen, sondern war sich einer unmenschlichen Bleibe des Schmerz schon fast sicher.


    Otho wollte aus ihm einen Soldaten machen, wie er seinen Ausführungen nach "dem römischen Ideal auch nur annähernd entspricht, was das höchste ist was man mit einem solchen gottverdammten Barbaren anstellen kann". Dabei setzte er vor allem Wert auf körperliche Ertüchtigung, und Vala bekam wieder einmal schmerzhaft vorgeführt wie sehr die Tätigkeit als Politiker seiner körperlichen Subtanz zugesetzt hatte.


    "Weiber zu besteigen ist eine Sache..", fuhr der alte Veteran mit hohnerfüllter Stimme fort, "..aber einer römischen Legion zur Ehre zu gereichen und eine Rotte von wahren Römern zum Sieg zu führen braucht verdammt nochmal mehr als eine filzige Lupa mit dem Gladius zu kitzeln."


    Eine penibel genagelter Stiefel trat auf Valas schwach daliegende Hand, und mit einem bitteren Grinsen neigte sich Otho zu seinem gemarterten Schützling hinab: "Wenn ich es nicht schaffe, aus dir einen anständigen römischen Soldaten zu machen, so wird man dich in dem nächsten kleineren Messerstecherei umbringen. Und du kannst mir glauben, das ist etwas, was ich mir sicherlich nicht nehmen lasse."


  • Sirius
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    Sirius hatte geraucht. Mal wieder. Nicht die harmlosen Kräuter, die einen die Übel des Tags vergessen ließen, nein: Sirius hatte nach dem Männerhirnspaltenden Weiberabend keinen anderen Ausweg gefunden, als sich an das harte Zeug zu halten. Und ja, das wirkte. Es ließ vergessen, dass er alleine war... alleine in einem Frauenhaushalt. Allein unter Frauen. Sein Boss schien sowas als Valhalla auf Erden anzusehen, aber für Sirius war es die Hölle. Denn: Frauen waren der helle Wahnsinn. Und das nicht im positiven Sinne. Eigentlich eher im Sinne von Geisteskrankheit und Irrationalität. Beides. Frauen machten einen kirre. Mit einer konnte man es ja noch aushalten, so hatte Sirius nicht lange gezögert etwas mit einem jungen Ding aus der Küche anzufangen. Aber sobald sie sich zusammenrotteten lief das männliche Gehirn Gefahr, sich in Schmelzkäse zu verwandeln. Und das einzige, was einen angesichts soviel Verrücktheit den Verstand wahren ließ, war: Opium.


    Ein interessanter Nebeneffekt waren ab und an auftauchende bunte Tiere. Gelbe Elefanten, die sich unter einer Kline versteckt hatten. Blaue Löwen an der Decke, oder eine monströse Harpye in der eigenen Kleiderkiste. Mal ganz abgesehen von der ab und an aussetzenden Weltphysik. Aber Sirius kam damit klar: es war einfacher durch das Atrium zu schwimmen als die Weiber zu begreifen.


    Heute allerdings hatte er eine Aufgabe, und um die vernünftig erfüllen zu können, hatte er sich pflichtbewusst darauf vorbereitet. Nun saß er mit Lidia, seiner Flamme, auf einer Bank im Hortus und laß ihr einen Brief von seinem Herrn vor. Eine ungeheuerliche Indiskretion gegen die sein Pflichtgefühl rebellierte, aber es war ja kein richtiger Brief. Nein, es war der Brief in einem Brief. Und der Brief, der den Brief beinhaltete, hatte sehr klare Anweisungen enthalten was Sirius zu tun hatte. Und das war halt, den Brief vorzulesen. Und das möglichst so, dass die Domina des Hauses es mitbekam. Was sie zwangsläufig tat, denn sie saß nicht weit entfernt mit einigen Sklavinnen bei der Hausarbeit. Was für unglaubliche Zufälle es doch gab.
    "..und mein Dominus erzählt zum Beispiel... oh, siehst du diesen Bären dort? Nein? Ach, egal... obwohl... ganz sicher, dass du diesen pinken Bären nicht gesehen hast? Ja? Oh.. nun... mein Herr erzählt zum Beispiel von einer reichen Familie aus Mantua, die ihre schönste und würdigste Tochter an einen großen Mann in der Stadt verheiratet hatte. Eine wirklich große und pompöse Hochzeit, für Mantuaner Zustände, natürlich. Und er erzählt, dass diese sich bald darauf in Gram ergab, weil ihr Mann kaum mehr nach Hause kam. Es hieß, er habe eine betörend schöne Geliebte, und würde deshalb sämtliche Pflichten vergessen... und auch seine Frau... die zuhause saß, und auf ihn wartete. Irgendwann wurden die Abstände wohl immer größer... und größer... bis er irgendwann garnicht mehr nach Hause kam. Stell dir das vor... eine Tochter aus gutem Hause, so gedemütigt.. das mag man kaum glauben. Nun.. als ihr Mann eine Woche fernblieb, konnte sie noch Ausreden finden. Auftrag und so... die Arbeit. Als er zwei Wochen fernblieb, wurden die Ausflüchte schon schwerer. Und dann... man mag es nicht glauben... dann.. oh... und was ist mit diesem roten Biber da... kein Biber? Okay, kein Biber... also dann kam er einen ganzen Monat... DAAA!!!! Schau hin!!! Er kann fliegen!!! Nein? Nun... wo war ich? Achja... also... er kam einen Monat nicht nach Hause... und irgendwann auch ein halbes Jahr nicht. Aber man wusste, dass er lebt... und es wahrscheinlich mit seiner Hetäre. Und nach endlosen Monaten des Wartens hat sie sich dann doch entschlossen sich scheiden zu lassen. Zu spät... ihr Ruf war ruiniert... und ihre Familie konnte sie nicht zurück nehmen... seitdem friste sie wohl ihr Dasein in Einsamkeit. Armes Ding, meinst du nicht?"

  • Es war ein recht schöner Tag gewesen und so hatten sich die Sklavinnen und sie einige Tücher genommen um diese zu besticken und hier und dort auszubessern . Die Liebeleien des Sklaven ihres Hausgastes schmeckten ihr gar nicht. Sirius jedoch unterstand ihr nicht selbst und sie war ihm gegenüber nur bedingt weisungsbefugt. Allerdings würde sie mit Vala ein ernstes Wörtchen reden müssen, wenn dieser aus Mantua zurückgekehrt war. Dieses Gespräch würde im Arbeitszimmer stattfinden mit dem großen Tisch zwischen ihnen beiden. Mit misbilligendem Blick also beobachtete sie Lidia und Sirius. Solch Liebeleien sah sie gar nicht gern. Um sich davon abzulenken veruchte sehr konzentriert in ihre Handarbeit zu stürzen.
    Das gelang ihr leider nur für kurze Zeit. Widerwärtige Worte drangen an ihr Ohr und sie konnte kaum glauben was sie da hörte. Zum einen schien der Sklave Drogen zu nehmen und das konnte sie noch weniger dulden als die Herumhurerei des selbigen bei ihren Sklavinnen. Zum anderen bekam sie natürlich auch noch die anderen Worte mit und konnte das noch weniger glauben. Was hatte dieser Vala ihm geschrieben? Eine Frau, die sich zu lange an ihren Mann gehalten hatte und damit ihren Ruf ruinierte. Ein ähnliches Verhalten hatte ihr Mann auch an den Tag gelegt und sie konnte dies alles guten Gewissens mit seinen Aufgaben bei den Prätorianern erklären, aber war sie da zu gutgläubig gewesen? Hatte sie auch schon zu lange gewartet? Sie konnte sich nicht mehr konzentrieren und stach sich irgendwann ziemlich stark in den Finger, der sofort darauf zu bluten anfing. Sofort lief sie nach drinnen. Auf dem Weg musste sie an Sirius und ihrer Sklavin vorbei. Sie bedachte ihn mit einem vielsagenden Blick...

  • Der Ianitor hatte Vespa hier zuletzt gesehen und war daher mit den beiden Besuchern gleich hierher gegangen.


    Vespa saß im Garten und spielte mit ihrem Sohn. Er hatte sich eine Holzsteine mitgenommen und nun bauten sie einige Türmchen auf dem Tisch neben dem Wasserbecken. Als sie bemerkte, dass der Ianitor zwei Besucher brachte und sie einen davon sogar als Balbus Klienten wiedererkannte, schickte sie den Jungen in sein Zimmer. Der Mann nannte die Namen der Besucher pflichtschuldigst.
    Vespa widmete sich also den Besuchern.


    "Ihr wollt zu meinem Mann? Bitte, nehmt Platz."


    Sie deutete auf zwei Sessel, die am Tisch standen wo grade noch gespielt wurde.


    "Darf ich euch etwas zu Trinken anbieten?"

  • Der Ianitor führte die beiden in den Garten wo eine Frau mit einem jungen spielte, Romanus hatte die Frau seines Patron nie kennengelernt, aber das musst sie sein.
    Nachdem Romanus sich schnell umschaute, was die Angewohntheit der Praetorianer war, nahm er seinen Helm ab und klemmte ihn unter den Arm.
    Romanus setzte sich auf einen der angebotenen Sessel und antwortete.
    Ja wir würden ihn gern sehen, wir haben lang nichts mehr von ihm gehört und wollten uns erkundigen ob alles in Ordnung ist
    Auf die Frage, ob sie was zu trinken haben wollten, freute sich Romanus, er war durstig von dem ritt hierher, und sein Wasser hatte er genutzt um seine Rüstung noch vom Staub zu befreien bevor er das letzte Stück zur Porta ritt.
    Ja für mich ein Wasser bitte.

  • Auch Valerian folgte dem Ianitor bis in den Garten, wo sich die Ehefrau seines Patrons aufhielt. Das Kind mußte sein Sohn sein. „Salve, werte Aelia. Auch ich wollte hören, ob Du mittlerweile etwas von Deinem Mann gehört hast. Ich bin nun wieder in Rom stationiert.“ Sollte Balbus immer noch verschwunden sein, konnte er nun wenigstens nach Hinweisen suchen. Irgendwer mußte etwas wissen.


    Dem kleinen Jungen lächelte er zu, bevor er weggeschickt wurde. Er war etwas älter als Rufus, aber vielleicht würden die Kinder ja eines Tages miteinander spielen? „Etwas verdünnten Wein, vielen Dank. Stark verdünnt, bitte.“ Je nach Wasserqualität war es nicht falsch, einen Schuß Wein hineingeben zu lassen.


    „Gibt es denn etwas Neues, seit ich das letzte Mal hier war?“

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