Beiträge von Aelia Vespa

    Das Poblem schien ein größeres zu sein. Jedenfalls ließ das Verhalten der Decima darauf schließen und es schien alles andere als angenehm zu sein. Sie gab ihrer Gesprächspartnerin die Zeit, die diese benötigte um das in Worte zu fassen was sie ihr anvertrauen wollte. Vespa nickte als Seiana das Problem zwischen sich und der Iunia ansprach. Ja, das war eine unrühmliche Geschichte gewesen und Vespa hatte nicht verstehen können wie ihr Verwandter so etwas hatte tun können. Es hatte für einiges Aufsehen gesorgt. Vespa folgte den Ausführungen bis zum Ende aufmerksam ehe sie das Wort an Seiana richtete.


    "Es war wirklich sehr großzügig von dir das so zu sehen. Es hätte genug Menschen in Roma gegeben, die über diese persönlichen Differenzen nicht hinweggesehen hätten. Hat sie dir denn in der ganzen Zeit bei der Acta nur etwas vorgespielt? Ich meine, ihr habt doch einige Jahre zusammengearbeitet. Dann müsste sie ja eine hervorragende Schauspielerin sein, wenn sie einfach so tun kann als sei nichts. Man könnte ja meinen, dass sie deine Gutmütigkeit ausgenutzt hat."


    Es folgte eine kurze Pause, in der sie mit sich rang ob sie die Frage stellen sollte, die ihr an dieser Stelle schon so sehr auf der Zunge lag, dass sie sie eigentlich hätte stellen müssen. Aber sie war keine Frage, die man mal so eben einfach stellte. Erneut glitt ihr Blick durch den Teil des Gartens und überprüfte ob es vielleicht ungebetene Zuhörer gab. Doch die beiden Frauen waren wirklich unter sich, kein fremdes Ohr würde also zu hören bekommen was hier besprochen wurde.


    "Weißt du wie lange dich mein Verwandter mit dieser Iunia schon betrogen hatte ehe die Verlobung gelöst worden war?"


    Vespa wusste nicht was man von so einer Person halten sollte. Natürlich wurde in Roma viel falsch gespielt. Das war das Problem einer Stadt, in der Macht viel bedeutete und Freundschaft nur so lange wichtig war, wie sie einem nutzte und schnell vergessen war, wenn sie unbequem wurde. Vespa hatte da auch schon das ein oder andere erlebt. Mehr als ihr lieb war und am eigenen Leib. Dennoch war das für sie nicht nachzuvollziehen. Das diese Frau erst so tat als sei es in Ordnung und nun so ganz anders reagierte.


    "Das tut mir sehr leid für dich. Es schmerzt immer wenn es ein Familienmitglied gibt, das einer Verbindung gegenüber skeptisch ist oder sie sogar ganz und gar ablehnt, aber dass es nun in jeder Familie eine solche Person gibt. Eine sehr unschöne Sache und darum ist es noch schöner, dass ihr eurem Herz folgt und diese Verbindung weiterhin wollt. Wenn sie so leidgeprüft beginnt, dann können die Götter doch nichts anderes beabsichtigen als sie positiv gedeihen zu lassen."


    Vespa wollte gern Hoffnung machen und sie wünschte den Beiden wirklich alles erdenklich gute.


    "Gibt es irgendwas was du mir in dieser Sache noch sagen möchtest falls ich irgendwie damit in Kontakt kommen sollte. Dann weiß ich wie ich zu reagieren habe. Man weiß ja nie was für Wellen das schlagen kann wenn du schon jetzt befürchtest, dass es unschön ausgehen könnte."


    Vespa war gern vorbereitet und man konnte sich so auch eine Strategie zurechtlegen und wurde nicht einfach passiv in eine Ecke gedrängt. Sie gehörte nun zu dieser Familie und diese Familie zu ihr. Natürlich würde sie hier sehen was sie für die Familienmitglieder tun konnte.

    Noch ehe sich Valentina hatte von ihr entfernen können, war Serapio mit einer jungen Dame auf ihn zugekommen. Ihr Stiefsohn stellte sie ihr als seine Nichte vor. An die Anrede hatte sie sich bisher einfach noch nicht gewöhnen können. Aber so war es wohl einfach wenn man in eine Großfamilie einheiratete und beide Parteien bereits zuvor schon die Ehe eingegangen waren. Irgendwann würde sie sich einfach mit anfinden. Sie lächelte die neue Verwandte freundlich an.


    "Es freut mich sehr deine Bekanntschaft zu machen. Du bist eine wahre Künstlerin."


    Vespa lächelte nach dem Kompliment noch ein wenig offener als vorher schon. Denn sie meinte ihre Worte wirklich ernst.


    "Dann werden diese edlen Hallen also noch öfter das wunderbare Spiel vernehmen können. Ich bin sehr erfreut."


    Serapio erklärte weiter welche Zukunftsplanungen er für die junge Verwandte bereits gemacht hatte.


    "Es wird mir eine Freude sein dich in die Gesellschaft hier einzuführen und dir ein paar hoffentlich hilfreiche Vorschläge für den Umgang mit den Menschen hier geben zu können. Rom ist ein ganz eigenes und spezielles Pflaster. Du darfst dich gern jederzeit an mich wenden, wenn du Fragen hast oder etwas wissen möchtest. Scheue dich nicht mich anzusprechen, auch falls ich mal beschäftigt wirken sollte."


    Valentina würde also den Part übernehmen, den sie selbst keiner jungen Frau bieten konnte. Das unbeschwerte Laufen durch die Stadt oder über den Markt. Das war gut so und die beiden jungen Frauen schienen sich auch auf Anhieb zu verstehen. Das war noch besser.


    Der Runde schloss sich noch eine weitere Person an. Aculeo entstammte der Familie, die ihnen lange Zeit Obdach geboten hatte. Sie nickte ihm zur Begrüßung zu.


    "Ja, das ist sie,"


    bestätigte Vespa mit einem weiteren Lächeln.

    Ein wenig später betrat dann auch der zweite Gast des Tages die Räumlichkeiten. Vespa entschuldigte sich kurz und ging auf diesen ebenfalls mit einem freundlichen Lächeln zu.


    "Salvete Claudius. Mein Name ist Aelia Vespa."


    Auch hier stellte sie sich vor, damit auch dieser Gast wusste mit wem er es zu tun hatte.


    "Es haben sich noch überraschende Dinge ergeben, die die kaiserliche Familie länger beschäftigen als es vorgesehen war. Ich wurde gebeten euch in der Zwischenzeit schon zu Empfangen. Darf ich dir schon etwas zu trinken anbieten?"


    Auch hier erklärte sie wieder warum die Gäste vorerst mit ihr vorlieb nehmen mussten. Während die dem Claudius die Umstände erklärt hatte, war sie ein paar Schritte in Richtung des Tiberius gegangen um die Gäste zueinander zu führen. Ein Diener trat nun auch an den claudischen Gast mit einem Tablett und einer kleinen Auswahl an Getränken heran.

    Vespa war über den ersten Besucher informiert worden. Sie übernahm den Gast also im Eingangsbereich des Nymphaeum von dem Diener, der ihn geführt hatte und begrüßte ihn mit einem freundlichen Lächeln.


    "Salve Tiberius. Mein Name ist Aelia Vespa."


    Sie konnte sich nicht daran erinnern mit dem Tiberius bereits in Kontakt gekommen zu sein und so stellte sie sich lieber selbst vor.


    "Die kaiserliche Familie wird bald zugegen sein. Die Amtsgeschäfte sind leider nicht so planbar wie es ihnen lieb wäre."


    Vespa versuchte die Umstände, warum sie den Gast begrüßte und nicht der Augustus oder die Augusta, ein wenig zu erklären.


    "Darf ich dir in der Zwischenzeit etwas zu Trinken anbieten?"


    Ein Diener trat näher und präsentierte dem Tiberius eine kleine Auswahl an Getränken.

    Schnell hatten sich die Herren in ein Gespräch vertieft und auch die Damen hatten ein Thema gefunden.


    "Du hast recht Serena, ich betrachte mich als Freundin der Familie. Mein erster Mann war gut mit der Familie befreundet und später habe ich persönlich Vertreter der Familie kennen lernen dürfen. Sie stammen aus meiner Heimat. Dort wo ich aufgewachsen bin. Aber um deine Frage nun zu beantworten. Als ich für eine Weile in Germanien zu Gast war, haben wir uns kennen lernen können. Aber das ist schon einige Jahre her."


    Auch Vespa lächelte die Duccia freundlich an.


    "Wie steht es denn um die Provinz. Gibt es Neuigkeiten?"


    Vespa konnte solche Möglichkeiten einfach nicht ungenutzt lassen wenn sie so etwas über ihre alte Heimat erfahren konnte.



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    Dann war es an der Zeit die Vorspeisen servieren zu lassen. Die Sklaven trugen Platten mit hartgekochten Eiern herein, deren Eigelb entfernt, dann mit Gewürzen versehen und kunstvoll aufgespritzt worden waren. Außerdem wurde Brot mit einem Käseaufstrich gereicht. Im eigenen Saft geschmorte Pilze sowie gekochte Artischocken wurden auf einem anderen Teller hereingetragen. Natürlich durften die aelianischen Oliven nicht fehlen. Es wurden weitere Getränke angeboten und auf Wunsch den Gästen serviert.

    Vespa besah sich die Tabula mit den Terminen und versuchte sich in Erinnerung zu rufen, welche Termine sie bereits hatte.


    "Bei der Cena mit Senator Pugitus und dem Senator Annaeus, der Cena mit Senator Clauidus und Senator Tiberius sowie der Cena mit Senator Germanicus und Senator Octavius könnte ich anwesend sein. An den anderen Tage, habe ich schon Verpflichtungen."


    Bei den nächsten beiden Fragen wusste Vespa nicht so recht worauf die Augusta hinauswollte. So nickte sie vorsichtig.


    "Oh ja. Natürlich. Sehr gern. es ist mir eine Ehre."


    Da kam die sonst so eloquente Aelia tatsächlich ins Stottern und auch ihre Gesichtsfarbe veränderte sich und wurde mit einem Rotschimmer versehen. Natürlich hatten die beiden Frauen dann noch so einiges zu besprechen nachdem Vespa ihre Sprache wiedergefunden hatte.

    Auch bei dieser Cena sollte Vespa die Gäste zu erst begrüßen, da kurzfristig ein Termin sehr knapp vor diesen Termin gelegt werden musste. Sie würde also wieder versuchen dürfen den holprigen Beginn nicht ganz so holprig werden zu lassen. Für dieses Treffen hatte sich Vespa in ein zartgelbes Gewand gekleidet. Nun aber wartete sie darauf die Gäste dieses Abends in Empfang nehmen zu können.

    Kaum, dass sie die ersten Gäste begrüßt hatte, erschien auch schon der zweite Gast. Natürlich überließ sie den beiden Männern das Wort, damit sie sich in Ruhe begrüßen konnten. Dann widmete sie sich dem Neuankömmling.


    "Senator Purgitius. Die kaiserliche Familie wird noch einen Augenblick benötigen ehe sie anwesend sein kann und so wurde mir die Aufgabe übertragen euch zu empfangen."


    Eine Sklavin reichte nun auch Macer ein Getränk seiner Wahl.


    "Bitte begleitet mich doch, ich werde euch gern eure Plätze weisen."


    Dann ging sie vor um eben dieses zu tun was sie eben angekündigt hatte.

    Eine Cena im Freien. An diesem tag und bei diesem Wetter würde sich sicher keiner daran stören. im Gegenteil. Hier war die Luft frisch und angenehmer. Es ließ sich gut aushalten. Vespa war von der Augusta beauftragt worden die Gäste zu empfangen und die Zeit bis zur Ankunft der kaiserlichen Familie zu überbrücken. Sie kannte es nur zu gut von ihrem Mann, dass immer gerade dann etwas dazwischen kam, wenn man sich soweit fertig gemacht hatte, den Gast oder die Gäste zu empfangen. Um hier ein wenig Abhilfe zu schaffen, würde Vespa die anfängliche Bespaßung übernehmen und sich dann in den Hintergrund zurückziehen. So war es abgesprochen gewesen.


    "Salve Senator Annaeus,"


    begrüßte sie den Senator und wandte sich dann der Begleitung zu. Da man sich in diesen Kreisen ja durchaus kannte, bedurfte es keiner großen Vorstellung. Jedenfalls was den Senatoren selbst betraf. Bei der Begleitung war es etwas anders. Diese wurde natürlich auch freundlich begrüßt.


    "Die kaiserliche Familie benötigt noch ein paar wenige Augenblicke und so obliegt es mir euch für den Moment zu empfangen."


    Auf einen Wink hin traten die Sklaven näher und reichten Getränke zur Erfrischung.


    "Wie ihr schon gesehen habt, wird die heutige Cena im Freien stattfinden. Ich denke das ist auch in eurem Interesse."


    Vespa lächelte freundlich und führte die Gäste dann zu den ihnen zugedachten Plätzen.

    "Ich bin wirklich beruhigt, dass du das sagst. Ich habe kein Problem damit auf Gegenwind zu stoßen oder auch mal mit meiner Meinung anzuecken. Aber so gefällt man eben nicht jedem. Aber wem erzähle ich das."


    Ihr Mann hatte da auch Einiges durch und ihm brauchte sie das wohl am Wenigsten zu erklären.


    "Da wir uns einig sind, sollten wir dann ja diversen Stürmen gut trotzen können."


    Ihr Sohn war da eher noch ein schwierigeres Thema. So langsam sollten sie wirklich an seine Zukunft denken und er sollte sich dessen auch bewusst sein und werden.


    "Gut, dann werde ich das Gespräch zu ihm suchen und schauen was er gern machen möchte. Die Germanicer würde er ja schon kennen. Aber ich denke, dass sollte man dann vielleicht von seinen Wünschen abhängig machen. Es ist beruhigend zu wissen, dass du einige gute Kandidaten weißt. Sollte er noch nicht entscheiden können, solltest du dann danach mit ihm sprechen. Aber zu erst würde ich es versuchen."

    "Wenn du es wünschst, kannst du dich gern jederzeit an mich wenden. Bitte habe keine Angst vor mir. Das musst du nicht."


    Vespa lächelte Valentina offen, freundlich und ehrlich an.


    "Im Grunde musst du auch gar nicht so viel herumrennen. Viele deiner Gäste kommen von allein zu dir und vertraue deinen Untergebenen und den Sklaven, dass die Gäste gut bewirtet werden. Das klappt hier im Haus wirklich gut. Achte darauf wer von allein zu dir gekommen ist und wer sich eher im Hintergrund gehalten hat. Manche mögen solche großen Veranstaltungen nicht und ziehen sich eher zurück. Dann gehst du zu ihnen und du wirst als aufmerksame Gastgeberin geschätzt werden. Aber überfordere dich nicht. Es benötigt immer etwas Zeit um das alles zu lernen."


    Valentina hatte einige Fragen und so lange es ihr möglich war, wollte sie diese auch gern sofort beantworten.


    "Wo du am Besten stehst, kann ich dir nicht sagen. Es wird immer anders sein. Orientiere dich an Serapio und bleibe in seiner Nähe. Später solltest ihr als Einheit auftreten und so auch wahrgenommen werden."


    Darauf achtete sie bei ihrem Mann auch immer. Dann hatten Gerüchte oder unschöne Erzählungen auch keine Angriffsfläche mehr. Jedenfalls ein Teil davon.


    "Du musst nicht stets und ständig an seiner Seite sein. Du wirst dafür noch das Gespür entwickeln wann ein Gespräch unter Männern geführt werden sollte und du die Damen dazu unterhalten musst und wann du wieder Teil des Gespräches bist. Wie gesagt, es kommt mit der Zeit von ganz allein. Wenn du möchtest, gehe wieder zu deinem Verlobten. Es ist euer Tag und ihr werdet gefeiert. Ich werde dir das ganz sicher nicht nachtragen."


    Wieder lächelte Vespa um zu zeigen, dass sie gerade ihre letzten Worte auch ehrlich meinte.

    Vespa fand es eine gute Idee, dass es eher kleinere Veranstaltungen werden sollten. So wurde ein gewisser rahmen der Wertschätzung deutlich. Eine wirklich gute Idee.


    "Wäre dir vielleicht noch ein Sänger oder eine Sängerin recht. Wenn sie leise im Hintergrund singen, würden sie auch nicht störend wirken sondern einen gewissen Unterhaltungsrahmen bieten. Ansonsten wird es schwierig allein durch das Unterhaltungsprogramm für jeden etwas anderes darzubieten. Aber wie wäre es einfach die Örtlichkeiten auch zu ändern. So kommt ja auch eine gewisse Abwechslung rein. Nicht konventionell im Haus sondern im Garten, im Atrium oder Ähnliches."


    Die Ehefrauen näher kennen lernen. Das würde schwer werden, wenn die Männer anwesend sind. Manche Frau traut sich dann eher wenig zu sagen.


    "Wie findest du die Idee, wenn du dich mit den Frauen ein wenig zurückziehst. Vielleicht möchtest du ihnen einen Raum zeigen, den du neu eingerichtet hast oder ein bestimmtes Blumenbeet welches neu dekoriert wurde oder eine besondere Pflanze aufweisen kann. Dann sind sie in zwangloser Umgebung und müssen nicht fürchten von ihrem Mann böse angeschaut zu werden wenn sie etwas sagen, das ihm nicht passt. Wenn du auf meine Anwesenheit zurückgreifen möchtest, kann ich dir dabei natürlich auch gern helfen. Allerdings kann ich dir leider nicht bei jedem Termin zur Seite stehen. Die Pflichten meinem Mann gegenüber und seiner Familie werden mich von zwei Terminen ganz sicher abhalten. Es sind schon länger geplante Veranstaltungen."


    Das war das Problem, noch war es schwierig die beiden Aufgaben ohne Überschneidungen wahrnehmen zu können.

    "Da du damit recht hast, werde ich jetzt auf deinen Dank nichts mehr erwidern und ihn einfach so annehmen."


    Mit einem Lächeln schwieg sie dann auch und sagte wie versprochen nichts mehr dazu. Dann war ihr Mann an der Reihe und dieser lehnte sich dann gefährlich weit aus dem Fenster. Na ja, nicht wirklich. Seiana war ja Familie und da ließ sie solch Komplimente wirklich gern gelten. Sie lächelte ihn an, verpasste ihn aber dann einen kleinen Knuff mit dem Ellenbogen in seine Seite. Ein Hinweis, dass er das ja nicht zu oft vorkommen lassen sollte. Das befürchtete sie zwar nicht, aber es passte zu der ausgelassenen Stimmung und da durfte sie auch mal die ein oder andere Konvention vergessen. Es war unter sich.


    "Nein, bisher hatte ich noch nicht die Zeit gehabt, das Landgut kennen zu lernen. Ich werde noch zwei Tage dranhängen können. Die Kaiserin benötigt meine Dienste derzeit nicht. Aber dann wird auch Roma wieder nach mir rufen. Es ist alles neu und da möchte die Augusta mich an ihrer Seite wissen und ich werde ihr gern diesen Gefallen erweisen. Aber um nicht gleich wieder morgen zurück zu müssen, werde ich die Gelegenheit gern nutzen."


    Vielleicht konnte auch ihr Mann ihnen noch etwas Gesellschaft leisten. Als sie der Kaiserin von der Hochzeit erzählt hatte, hatte diese ihr gern ein paar Tage freigegeben. Ein wirklich sehr netter und freundlicher Zug.


    "Das wäre aber eine Idee. Vielleicht sollte ich die Kaiserin mal fragen wie sie dazu steht. Sie würde es sicher freuen wenn ich noch greifbarer wäre."


    Auch Vespa glaubte nicht daran, dass dieses Gebäude wirklich zur Verfügung stand und es würde auch erst einiger Arbeit bedürfen ihr altes Heim wieder bewohnbar zu machen. Aber sie hatte auch schon gerüchteweise von anderen Plänen gehört. Aber das war jetzt auch kein Thema, dem sie sich länger zuwenden mussten. Natürlich freute sich Vespa über die Zustimmung ihres Mannes und in einem Anfall jugendlichen Überschwanges, der sich für den Moment bei ihr zeigte, fiel sie ihm um den Hals und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Sie strahlte.


    "Es ist wirklich eine unwahrscheinliche Ehre und natürlich auch ein großer Vertrauensbeweis. Die Kaiserin will mit als Ratgeber. Über diesen Neid habe ich auch schon nachgedacht. Es wird sicher einige Frauen geben, die das nicht gut heißen werden und gern selbst diese Position inne hätten und so werden sie sicher versuchen unschöne Dinge über mich zu verbreiten. Aber so lange ich nicht direkt damit konfrontiert werden, tangiert es mich auch nicht. Gerüchte sind Gerüchte."


    Die Zukunft ihres Sohnes lag ihr natürlich auch am Herzen und so hörte sie aufmerksam den Worten ihres Mannes zu.


    "Es wäre wirklich schön, wenn er eine gute Ausbildung genießen würde und er andere Abläufe kennen lernte. Wenn du jemanden kennst, dem du es zutraust, fände ich es wirklich gut. Woanders lernt es sich meist besser als zu Hause. Möchtest du das Gespräch mit Gaius führen oder sollen wir es gemeinsam tun oder ich allein? Was meinst du wäre besser?"

    Zitat

    Original von Quintilia Valentina



    Allerdings kam dann gleich ein weiterer Hinweis und Valentina hatte sich noch nicht ganz so gut unter Kontrolle, dass es nicht auffiel, dass sie über den Hinweis nicht erschrak. Man sah ihr die Unsicherheit an? Nun, es wunderte Valentina, dass sie nicht schon mehr Leute darauf angesprochen haben. Sie schluckte und nickte dann.
    „Bitte, ich wäre dir sehr dankbar für einen Rat. Das hier wird sicherlich nicht die letzte Veranstaltung sein an der ich an Serapios Seite gut aussehen sollte. Und ich will ihm eine gute Ehefrau sein.“ Wenigstens nach außen hin, doch das tat hier ja nichts zur Sache.


    Vespa lächelte freundlich und offen. Sie wollte der Frau an der Seite ihres Neffen keine Angst machen.


    "Bitte, ich möchte dir nicht zu nahe treten und du musst dich dessen bei mir auch nicht schämen. Ich war auch mal jung gewesen und musste mir viele Dinge erst aneignen. Ich weiß noch wie es war als ich das erste Mal als Gastgeberin bei einem Empfang meiner Tante aufgetreten war. Ich war aufgeregt gewesen und rannte ähnlich herum wie du. Dann habe ich mich an die Worte meiner Tante erinnert. Wenn du jemanden nicht magst, dann stelle ihn dir als lustiges Tier vor und sofort ist dein Lächeln ehrlich. Welche Gedanken dich zu diesem Lächeln bringen, ist doch egal. Er muss nur das Gefühl haben, dass du es ehrlich meinst. Rede mit ihm über das Wetter und was dich sonst interessiert und ihn nicht. dann wirst du ihn schnell los sein und er empfindet dich als hervorragende Gastgeberin. Bei einer Frau kannst du auch das Wetter nehmen und rede mit ihr über die hübschen Blumen oder Blumenarrangements. Such dir eine seltene Art aus, zu der du dich beliest und vergehe dich in Fachwissen. Auch sie wird dich nicht als unhöflich empfinden und wenn du dich über Dinge unterhältst bei denen du dich auskennst, wirkst du viel sicherer. bei unbekannten Menschen sei neugierig, aber zurückhaltend und schaue in welche Schublade du sie einsortieren magst. Bei allen anderen wirst du es sowieso richtig machen weil sie wegen dir da sind und sie dich mögen."


    Vespa hatte die Worte ihrer Tante noch immer ganz genau im Ohr und diesen Rat nun mit ihrer zukünftigen Nichte geteilt. Natürlich hatte sie es so kommuniziert, dass kein anderer aus Valentina es hören würde.


    "Vielleicht hilft es dir ja auch."


    Ihr Lächeln hatte einen kleinen verschwörerischen Zug angenommen.

    "Ich werde gern mit dir gemeinsam schauen was notwendig sein wird und was wir vielleicht noch weglassen könnten. Wenn dein Verlobter und du euch über den Ablauf klar seid, komme einfach und wir schauen es uns noch mal an. Ich helfe dir gern dabei. auch bei Marcus und mir haben wir auf das ein oder andere verzichtet. Wenn es nicht die erste Ehe ist..."


    Den Satz ließ sie unvollendet, da sie ja schon vorher etwas dazu gesagt hatte. Das musste sie ja an dieser Stelle nicht wiederholen. Nachdem sie dann mit Seiana angestoßen hatte und ebenfalls etwas getrunken hatte, stellte sie ihr Glas zur Seite und bedachte Seiana mit einem langen Blick und musterte diese kurz.


    "Warum ist diese Verwandte gegen diese Feier? Hat sie denn irgendeinen Grund das nicht gut heißen zu können? Ich meine, du bist eine gute Partie. Dein Verlobter und auch dessen Familie kann sich doch glücklich schätzen, dass ihr beiden heiratet."


    Nach einer kurzen Pause fiel ihr auf, dass sie vielleicht ein wenig zu ehrlich gewesen sein könnte und es an dieser Stelle vielleicht nicht richtig gewesen war.


    "Also wenn du davon erzählen möchtest und es tut mir leid, falls ich die falschen Worte dafür gefunden habe. Manchmal übermannt mich der Drang die Wahrheit zu sagen, gerade in der Familie, sehr."


    Sie wollte Seiana nicht durch ihre ehrliche Meinung einschüchtern. Wobei sie aus früheren Zusammentreffen wusste, dass Seiana nicht so einfach einzuschüchtern war.

    Nach einiger Zeit hörte Vespa die Rufe ihres Mannes und so hatte sie ihn endlich gefunden oder er sie. Jedenfalls mussten sie sich nun nicht mehr suchen. Mit einem Lächeln auf den Lippen musste sie das Kompliment für Seiana loswerden.


    "Deine Nichte ist wirklich eine ganz bezaubernde Braut."


    Dann hatte das Brautpaar den Weg auch zu ihnen gefunden.


    "Vielen Dank der Nachfrage. Es ist alles zu meinem Besten. Ich kann mich nicht beklagen. Auch ich freue mich dich kennenzulernen zu dürfen. Ihr beide seid ein ganz bezauberndes Brautpaar und es ist mir eine große Ehre, dass ich bei dieser Zusammenführung beteiligt sein durfte. Ich muss mich daher bei euch bedanken."


    Und genauso wie Vespa es gesagt hatte, meinte sie es auch. Es war ihr wirklich eine Freude gewesen und sie hatte viel Spaß und Freude dabei gehabt.

    Vespa war erleichtert, dass die Augusta auch wirklich auf ihre persönliche Meinung wert legte und diese eben auch hören wollte. Dann sollte einer Freunndschaft wirklich nichts mehr im Wege stehen. Denn, dass sie sich sympathisch waren, hatten sie ja schon gezeigt.


    "Da bin ich wirklich beruhigt. Ich rede nur ungern den Menschen nach dem Mund. Ich bin dazu erzogen worden eine eigene Meinung zu haben, die natürlich nicht immer gefragt ist."


    Sie konnte mit dieser natürlich hinterm Berg halten. Das hatte ihre Tante ihr auch immer eingebläut. 'Kind sage nur immer das was du denkst, wenn du gefragt wirst. Männer können mit gescheiten Frauen nicht umgehen.' Danach hatte sie sich immer gerichtet und war damit gut gefahren.


    "Hast du dir für die Besuche der Senatoren und ihren Frauen selbst schon Gedanken gemacht? Sollen es kleine ruhige Abendessen werden oder soll es etwas feiner zugehen? Hast du da vom Augustus freie Hand erhalten oder hat er Wünsche geäußert?"


    Das musste man ja auch noch wissen wenn man sich um das drumherum Gedanken machen musste.

    Vespa sah Seiana einen Moment nachdenklich an. Es war nicht immer einfach die richtige Wahl zu treffen und schon gar nicht für eine selbstständige Frau, die am Ende noch die Wünsche der Familie berücksichtigen sollte, aber deren Herz schon einen Wahl getroffen hatte.


    "Das tut mir sehr leid, dass Serapio deine Entscheidung nicht gut heißt. Doch manchmal sollte eine Frau auch einfach auf ihr Herz hören und wenn dein Onkel die Wahl für gut befunden hat, dann soll es so sein. Brüder oder Vätern scheint der Mann der Schwester oder Tochter doch selten gut genug zu sein."


    Die Aelia versuchte sich in einem Lächeln, dem ein überraschtes Gesicht folgte als sie die Bitte der Decima vernahm.


    "Das werde ich sehr gern für dich machen. Ich möchte mich dafür bedanken, dass du an mich gedacht hast. Wenn ich sonst noch etwas für dich tun kann, dann lass es mich wissen."


    Dann dachte sie noch mal über das Gesagte nach.


    "Das heißt, dass auch die Familie deines Mannes gleich in den Albanar Bergen anwesend sein wird. Ich hoffe doch sehr, dass sie daran keinen Anstoß findet. Manchmal haben sich Familien ein wenig auch wenn es eben nicht mehr die erste Ehe ist und einige Bräuche sich etwas überholt haben."

    "Ich würde dir gern in dieser Beziehung helfen. Allerdings fällt es mir in Anbetracht der Vergangenheit schwer dir zu sagen wer ein guter Verbündeter wäre oder wen du im Auge behalten solltest. Als der Ursupator die Macht an sich gerissen hatte, mussten wir in Todesangst aus der Stadt fliehen und nur eine Familie hat uns bei sich aufgenommen. Seitdem habe ich nur wenige Kontakte zu anderen Personen oder Familien geknüpft. Ich kann dir sagen, dass mein mann sicher zu dir und den Augustus stehen wird und auch mein Stiefsohn. Aber davon wirst du dich sicher schon selbst überzeugt haben."


    Es war sicher nicht unbedingt der beste Weg gewesen sich da so zurückzuhalten, aber es war ihr schwer gefallen mehr Kontakte zu knüpfen als jene Oberflächlichen wie es sich eben für eine Konsulfrau gehörte.


    "Die Bürger Roms werden solche Feiern sicher sehr begrüßen und sich darüber auch freuen. Vielleicht könnte man auch ein Sommerfest für Kinder in Betracht ziehen und sich so auch der breiten Bevölkerung positiv präsentieren. Das würde mir ganz spontan auch noch dazu einfallen. Ansonsten stehe ich dir natürlich gern zur Verfügung. Ganz wie du es möchtest und werde dir auch gern Beraterin sein und auch mich würde es freuen wenn wir eine Freundschaft entwickeln können."


    Kurz atmete sie tief durch und senkte ihre Stimme.


    "Ich möchte dich an dieser Stelle gern fragen ob du auch immer meine ehrliche Meinung wissen möchtest. Ich will dir eine ehrliche Beraterin sein und an dieser Stelle muss ich dann auch anmerken, dass ich sicher auch mal anderer Meinung sein könnte und da muss ich wissen ob du dies dann auch wirklich wissen möchtest."


    Vermutlich würde die Kaiserin zustimmen, aber Vespa musste sich da vollkommen sicher sein können, dass die Augusta in dieser Sache auch wirklich anderen Meinungen gegenüber aufgeschlossen war.


    "Bei den Vorbereitungen zu diesen Treffen bin ich dir natürlich gern behilflich. Hast du schon einen Zeitplan im Sinn oder wie diese Treffen ablaufen sollen?"


    Bei der Nennung der Höhe der Entschädigung stutzte sie etwas.


    "500 Sz sind ganz sicher ausreichend. Du bist sehr großzügig."