Das Poblem schien ein größeres zu sein. Jedenfalls ließ das Verhalten der Decima darauf schließen und es schien alles andere als angenehm zu sein. Sie gab ihrer Gesprächspartnerin die Zeit, die diese benötigte um das in Worte zu fassen was sie ihr anvertrauen wollte. Vespa nickte als Seiana das Problem zwischen sich und der Iunia ansprach. Ja, das war eine unrühmliche Geschichte gewesen und Vespa hatte nicht verstehen können wie ihr Verwandter so etwas hatte tun können. Es hatte für einiges Aufsehen gesorgt. Vespa folgte den Ausführungen bis zum Ende aufmerksam ehe sie das Wort an Seiana richtete.
"Es war wirklich sehr großzügig von dir das so zu sehen. Es hätte genug Menschen in Roma gegeben, die über diese persönlichen Differenzen nicht hinweggesehen hätten. Hat sie dir denn in der ganzen Zeit bei der Acta nur etwas vorgespielt? Ich meine, ihr habt doch einige Jahre zusammengearbeitet. Dann müsste sie ja eine hervorragende Schauspielerin sein, wenn sie einfach so tun kann als sei nichts. Man könnte ja meinen, dass sie deine Gutmütigkeit ausgenutzt hat."
Es folgte eine kurze Pause, in der sie mit sich rang ob sie die Frage stellen sollte, die ihr an dieser Stelle schon so sehr auf der Zunge lag, dass sie sie eigentlich hätte stellen müssen. Aber sie war keine Frage, die man mal so eben einfach stellte. Erneut glitt ihr Blick durch den Teil des Gartens und überprüfte ob es vielleicht ungebetene Zuhörer gab. Doch die beiden Frauen waren wirklich unter sich, kein fremdes Ohr würde also zu hören bekommen was hier besprochen wurde.
"Weißt du wie lange dich mein Verwandter mit dieser Iunia schon betrogen hatte ehe die Verlobung gelöst worden war?"
Vespa wusste nicht was man von so einer Person halten sollte. Natürlich wurde in Roma viel falsch gespielt. Das war das Problem einer Stadt, in der Macht viel bedeutete und Freundschaft nur so lange wichtig war, wie sie einem nutzte und schnell vergessen war, wenn sie unbequem wurde. Vespa hatte da auch schon das ein oder andere erlebt. Mehr als ihr lieb war und am eigenen Leib. Dennoch war das für sie nicht nachzuvollziehen. Das diese Frau erst so tat als sei es in Ordnung und nun so ganz anders reagierte.
"Das tut mir sehr leid für dich. Es schmerzt immer wenn es ein Familienmitglied gibt, das einer Verbindung gegenüber skeptisch ist oder sie sogar ganz und gar ablehnt, aber dass es nun in jeder Familie eine solche Person gibt. Eine sehr unschöne Sache und darum ist es noch schöner, dass ihr eurem Herz folgt und diese Verbindung weiterhin wollt. Wenn sie so leidgeprüft beginnt, dann können die Götter doch nichts anderes beabsichtigen als sie positiv gedeihen zu lassen."
Vespa wollte gern Hoffnung machen und sie wünschte den Beiden wirklich alles erdenklich gute.
"Gibt es irgendwas was du mir in dieser Sache noch sagen möchtest falls ich irgendwie damit in Kontakt kommen sollte. Dann weiß ich wie ich zu reagieren habe. Man weiß ja nie was für Wellen das schlagen kann wenn du schon jetzt befürchtest, dass es unschön ausgehen könnte."
Vespa war gern vorbereitet und man konnte sich so auch eine Strategie zurechtlegen und wurde nicht einfach passiv in eine Ecke gedrängt. Sie gehörte nun zu dieser Familie und diese Familie zu ihr. Natürlich würde sie hier sehen was sie für die Familienmitglieder tun konnte.