Beiträge von Aelia Vespa

    Es war eine Überraschung gewesen als Seiana sie gebeten hatte, die Pronuba zu sein. Da diese Hochzeit aber eben nicht die erste des Hochzeitspaares war, war es ihr auch nicht falsch vorgekommen dem Wunsch zu entsprechen und außerdem war es ja auch eine Ehre gewesen. Natürlich hatte sie diese Aufgabe gern übernommen und sie war auch ein wenig aufgeregt gewesen als sie dann zur Tat schreiten musste. Glücklicherweise war aber alles gut gegangen und nun konnte auch sich zu den Gästen gesellen. Sie musste nur noch erst ihren Mann finden, der gerade eben noch da war und nun für den Augenblick ihrem Sichtfeld entschwunden war. Ihr Geschenk würden sie dem glücklichen Brautpaar erst später überreichen. Daher war es nicht so schlimm. Sie würde einfach noch einen Moment warten.

    Da Seiana nun doch reden wollte, legte die Aelia das Stickwerk zur Seite. Es war doch eine wirklich tolle Nachricht und so verstand sie nicht warum es im Hause so ein eigenartiges Klima gab. Es war schwer gewesen es zu greifen. Vielleicht fiel es auch nur deswegen auf, weil sie vorhin hatte zwei Sklaven tuscheln hören und als sie den Gang entlang geschritten war, waren diese beiden erschrocken dem plötzlichen Schweigen verfallen und aufgeschreckt auseinander gestoben. So etwas taten sie sonst nicht. Das war ihr eigenartig vorgekommen.


    "Oh, Seiana. Das freut mich wirklich für dich. Ich möchte dir herzlich zu diesem Schritt gratulieren. Kenne ich denn deinen zukünftigen Ehegatten? Marcus hat es bestimmt gut aufgenommen und auch Serapio wird sich doch für dich gefreut haben. Wenn ich dir irgendwie helfen kann, dich unterstützen oder ich dir helfen kann, dann scheue dich nicht es mir zu sagen. Darauf sollten wir anstoßen."


    Sie winkte einen Sklaven herbei, der ihnen einen verdünnten Wein bringen sollte. Solch Nachrichten waren ein Grund zur Freude und so hatte Seiana erst jetzt die Gelegenheit die Fragen in Ruhe zu beantworten. Denn Vespa hatte für einen Augenblick ohne Punkt und Komme gesprochen.

    Nachdem die Begrüßungsfloskeln hinter sich gebracht worden waren und die beiden Frauen sich dann gesetzt hatten, konnte die Aelia der Augusta dann von den guten Neuigkeiten berichten, die sie im Gepäck hatte. Es war keine einfach Unterhaltung gewesen, aber letztlich hatte ihr Mann eingesehen, dass diese besondere Anstellung etwas Gutes war. Endlich hatte sie wieder eine Aufgabe.


    "Ja, ich habe gute Nachrichten. Mein Mann und ich haben gemeinsam darüber nachgedacht. Es würde mich sehr freuen dir mit Rat und Tat zur Seite stehen zu können. Ich bin mir auch der Tatsache bewusste, dass diese Tätigkeit einen Großteil meiner Zeit in Anspruch nehmen wird, weiß ich."


    Vespa lächelte die Kaiserin an.


    "Bei unserem ersten Treffen hattest du dich mit genaueren Angaben zu dieser Tätigkeit noch ein wenig zurückgehalten. Darf ich dann heute erfahren wie du dir meine Unterstützung genau vorstellst?"


    Denn Vespa wollte ja keinesfalls unangenehm auffallen wenn sie irgendwo zu forsch war oder zu präsent oder was auch immer ihr passieren konnte.

    Vespa war genau drei Tage später bei der Augusta wieder erschienen. Sie hatte sich natürlich anmelden lassen und eine Sklavin hatte sie dann wieder in die Privaträume der Kaiserin geführt. Die Unterhaltung mit ihrem Mann war einen Teils überraschend gewesen, andererseits aber auch so verlaufen wie sie es sich gedacht hatte. Sie würde also der Kaiserin soweit es ihr möglich war zur Seite stehen. Ihr erneuter Besuch hatte sie wieder in Aufregung versetzt. Vor der Tür hatte sie einen Moment verharrt und sich das Kleid wieder zurecht gezupft. dann war sie der Sklavin gefolgt und hatte nach dieser die Gemächer betreten.


    "Salve Augusta. Da wäre ich dann wie bei unserem letzten Gespräch angekündigt."

    Vespa hatte sich mit einer Stickarbeit hinaus in den Garten gesetzt. Sie wollte nicht in den Räumen sitzen und dort vor sich hinbrüten. So hat sie sich die versteckte Sitzgruppe ausgesucht um etwas Ruhe zu haben. Während sie etwas Gedanken verloren vor sich hinstickte, bemerkte sie anfangs die Anwesenheit der weiteren Person gar nicht. Doch irgendwie erregte etwas dann doch ihre Aufmerksamkeit und Vespa sah auf. Seiana stand ihr gegenüber. Sie legte die Stickarbeit zur Seite und lächelte Seiana an.


    "Du störst mich nicht. Leiste mir doch einfach Gesellschaft. Du musst wegen mir nicht zurück ins Haus gehen. Setz dich zu mir und nimm dir auch gern etwas vom Obstsaft. Wenn du nur einfach deine Ruhe haben willst, ist das auch für mich in Ordnung. Dann sticke ich weiter und wenn du reden möchtest, dann bin ich auch für dich da."


    Sie hatte bereits mitgekommen, dass etwas im Argen lag, aber sie wollte Seiana damit nicht überfahren. Diese musste allein damit herauskommen und Vespa würde ihr zuhören wenn Seiana eine Zuhörerin benötigte.

    Zitat

    Original von Quintilia Valentina


    So schnell hatte sie nicht damit gerechnet einen Becher und ein Getränk gereicht zu bekommen. Sie nickte der Quintilia dankend zu und trank dann einen Schluck. Vespa lächelte Valentina an als diese zugab, dass ihr ihr Verlobter abhanden gekommen war. Ihr ging es da ja nicht anders.


    "Es ist unsere Aufgabe im richtigen Moment unsichtbar zu sein und im Nächsten dann wieder präsent wenn es gefordert wird. Man muss dann natürlich wissen wo im Gespräch die Herren sich befunden haben und man einhaken kann."


    Vespa lächelte und hatte nebenbei auch ein halbes Ohr beim Gespräch ihres Mannes ohne, dass dieser es wirklich mitbekam oder die anderen.


    "Es freut mich sehr, dass dir mein Geschenk gefällt. Ich habe es mir nicht leicht machen können und fand es neben der schönen Machart auch noch ein schönes Bild. Ich habe noch nie wilde Elefanten gesehen oder welche überhaupt so lange beobachten können, aber es wurde mir glaubhaft versichert, dass es so ist."


    Wieder lächelte Vespa ihre Gegenüber an.


    "Serapio hatte auch einige Helfer, aber ja. Es ist wirklich beeindruckend. Konntest du denn schon öfter solchen Feierlichkeiten beiwohnen? Du wirkst ein wenig unsicher für ein geschultes Auge. Aber den anderen fällt es ganz sicher nicht auf und wenn du magst, kann ich dir einen Rat geben wie es noch unauffälliger wird."

    Zitat

    Original von Quintilia Valentina


    Dann nahm sie einen Schluck aus ihrem Becher und gewahrte den Blick von Vespa, die mit ihrem Mann noch in der Nähe stand. Immer noch fühlte sich Valentina erschlagen von deren Anwesenheit, doch sie nahm sich ein Herz und sprach die Dame von Rang noch einmal an.
    „Hast du alles, was du brauchst, oder kann ich dir noch etwas bringen lassen? Schließlich soll es dir und deinem Mann heute Abend an nichts fehlen.“


    Es war der große Tage ihres Stiefsohnes und seiner Verlobten und so hatten sich Livianus und sie etwas zurückgezogen. Die Gäste des zukünftigen Paares sollten ausgelassen feiern und sich nicht an irgendwelche Konventionen gebunden fühlen. Es überraschte Vespa ein wenig als Valentina dann plötzlich vor ihr stand und von Serapio nichts mehr zu sehen war. Freundlich lächelte die Aelia sie an.


    "Vielen Dank der Nachfrage. Ich glaube ich könnte noch einen verdünnten Wein vertragen. Ich habe nur bisher noch keinen Sklaven in der Nähe gesehen."


    Wieder lächelte sie. Was ihr Mann benötigte, würde dieser sicher allein kommunizieren wenn er mit seinem Gesprächspartner abgeschlossen hatte. Es war den Sklaven auch nicht übel zu nehmen. Sie hatten alle Hände voll zu tun.


    "Hat sich dein Bräutigam den Gesprächen mit seinen Soldatenkollegen hingegeben und dich nun allein gelassen?"


    Wieder lächelte sie. Das kannte sie nur all zu gut. Noch eben konnte man dem Gespräch folgen und im nächsten Moment stand man allein weil sich die Herren auf ein Mal wo anders befanden und die neusten Strategien und Schlachtpläne besprechen mussten.


    "Ich kannte es früher kaum anders. Ich war vor meiner Ehe mit Marcus mit dem damaligen Praefectus Praetorio Prudentius Balbus verheiratet. Da ging es mir ähnlich. Ich habe mich meistens auf das Zuhören beschränkt."

    Irgendwie wirkte ihr Mann nicht so erfreut von dem Ergebnis ihres Gespräches mit der Kaiserin wie sie selbst? Sie bemerkte es deutlich an der Pause, die entstand während sie seine Antwort abwartete. Als er dann das Problem aussprach, waren sie bei einem anderen Punkt gelandet, der ihr auch schon einige Zeit auf dem Herzen lag.


    "Über Gaius hätten wir auch noch sprechen müssen. Der Junge ist in einem Alter wo wir uns langsam aber sicher Gedanken um seine Ausbildung machen müssen. Wenn er dir oder seinen prudentischen Ahnen nacheifern soll, dann muss er langsam an diese Aufgaben herangeführt werden und auf diese vorbereitet. Auch das würde ja zur Folge haben, dass er weniger Zeit zu Hause verbringen wird."


    Vespa wäre dann wirklich allein und so hätte sie am Hofe eben auch eine Beschäftigung.


    "Ich glaube nicht, dass die Kaiserin gleich morgen durch alle römischen Provinzen reisen wird. Vermutlich wird sie auch nur anfangs mehr meiner Zeit in Anspruch nehme und wenn sie sich dann eingefunden hat, wird sie auch weniger Unterstützung benötigen."


    Das Gespräch machte wohl deutlich wie angetan Vespa von diesem Angebot war und wie gern sie diese Aufgabe auch übernehmen wollte.

    Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus


    "Eine Aufgabe? Spann mich nicht auf die Folter. Was wollte die Kaiserin von dir?"


    Vespa war selbst noch so überrascht, dass sie einen Moment nachdenken musste, wie sie Marcus jetzt am besten erklärte was die Kaiserin ihr gesagt hatte.


    "Die Augusta hat mich gebeten ihr mit meiner Erfahrung am kaiserlichen Hofe zur Seite zu stehen."


    Diese Aussage ließ sie erst mal so im Raum stehen und fragte sich was ihr Mann nun wohl denken würde.


    "Es würde zum einen bedeuten, dass sie vertraut mit den Gegebenheiten und Gepflogenheiten am Hofe gemacht wird. Aber sie möchte auch, dass ich sie auf Reisen begleite oder ihr bei Veranstaltungen zur Seite stehe. Ich wäre vermutlich viel im Palast und nicht mehr ganz so viel hier."


    Das war die Kehrseite der Medaille. Es war wirklich eine große Ehre für Vespa, dass die Kaiserin sie gefragt hatte und ihr damit ja auch eine große Verantwortung auferlegt hatte. Aber es würde eben auch viel Zeit in Anspruch nehmen. Sie wäre viel unterwegs.


    "Außerdem soll ich dir noch die Grüße unserer Augusta übermitteln. Darauf hatte sie auch noch bestanden."


    Damit war die Katze nun aus dem Sack.

    "Natürlich Augusta, das werde ich gerne tun."


    Die Aelia war gespannt wie ihr Mann auf diese Neuigkeit reagieren würde und was dieser dazu sagen würde, dass sie wieder einen Platz auf dem Palatin gefunden hatte. Vespa erhob sich um sich dann auch zu verabschieden.


    "Das ist sehr freundlich von dir. Die ein oder andere Wache kennt mich zwar noch aus früheren Zeiten, aber diese wissen ja nicht, dass ich erwartet werde. Also dann bis übermorgen und noch Mals vielen Dank für deine Einladung."


    Damit verabschiedete sie sich und machte sich dann auf den Weg nach Hause.

    Es war langsam Zeit für die cena. Doch ehe sie sich zu seinem Essen mit der anwesenden Familie aufmachen würden, wollte Vespa gern mit ihrem Mann unter vier Augen besprechen was beim heutigen Besuch mit der Kaiserin passiert war und um was die Augusta sie gebeten hatte. Es würde ihr Familienleben ja doch schon gehörig durcheinander wirbeln. Da sie aber nicht vor hatte das im großen Rahmen auszudiskutieren, würden sie sich wohl ein wenig verspäten müssen. So war sie also in das Zimmer ihres Mannes getreten. Sie begrüßte ihn, da sie sich nach seiner Rückkehr noch nicht gesehen hatten. Die Sklaven hatten sie informiert, dass sie ihn hier finden würde.


    "Ich muss mit sprechen ehe ich dich nach deinem Tag fragen kann,"


    begann sie dann und sah ihn nun ernst an.


    "Ich wollte das gern im kleinen Kreis angehen ehe es die Runde macht,"


    erklärte sie den kleinen Überfall sofort nach der Heimkehr ihres Mannes.


    "Mein Besuch bei der Kaiserin war sehr angenehm und sie hat mir eine Aufgabe angetragen."


    Jetzt wollte sie erst abwarten, dass sich seine volle Aufmerksamkeit auf sie richtete ehe sie weiter sprach.

    Also sollte sie am Besten sofort anfangen. Sie konnte sich nur halb vorstellen wie es war plötzlich Kaiserin zu sein und all diese Pflichten und Aufgaben von jetzt auf gleich erfüllen zu müssen und sie konnte sich vorstellen, dass man sich an dieser Stelle auch schnell etwas überfordert und hilflos fühlte. Ihr würde es da nicht anders gehen.


    "Natürlich Augusta. Ich denke, dass ich meinen Mann heute oder morgen Abend fragen kann und die dann bis spätestens übermorgen Bescheid geben kann und wenn ich es einrichten kann und es zu einer Zusage kommt, würde ich dann schon zu deiner Verfügung stehen. Wäre dir dies recht?"


    Vespa konnte noch nicht abschätzen was für die Augusta 'in naher Zukunft' bedeutete. Sie hoffte einfach, dass dieses Zeitfenster ausreichend war.

    Auch Vespa lächelte. Es war noch immer noch nicht das sichere Lächeln, das sich bei ihr zeigte wenn es in Situationen zum Vorschein kam wo sie wusste, dass sie diese unter Kontrolle hatte. Aber hier war auch sie auf fremden Territorium unterwegs.


    „Da bin ich aber beruhigt und es wird ihn sicher freuen zu hören, dass dir seine Empfehlung zu gefallen scheint.“


    Des weiteren überraschte es sie, dass die Kaiserin sie fragte ob sie diese Verpflichtung eingehen wollte.


    „Derzeit habe ich keine großen Verpflichtungen, die dieser Aufgabe entgegenstehen. Es gibt natürlich eben jene, die man als Frau des Stadtpräfekten zu bewältigen hat. Dein Angebot ehrt mich wirklich und ich gleichermaßen überrascht. Du hast auch recht damit, dass ich dies gern zu erst mit meinem Mann besprechen möchte ehe ich dir zu- oder absage. An dieser Stelle kann ich dir aber vermutlich schon verraten, dass ich dieser Verpflichtung sehr aufgeschlossen und positiv gegenüberstehe und ich es mir auch gut vorstellen kann.“


    Erneut lächelte Vespa. Wer würde solch eine Ehre auch ablehnen. Nicht jede Römerin wurde in ihrem Leben von der Kaiserin gefragt ob sie dieser zur Seite stehen wollte.


    „Gibt es denn sonst noch irgendetwas das du wissen möchtest oder wo du vielleicht bereits eine zweite Meinung hören möchtest?“


    Sie hoffte, dass sie nicht extra betonen musste, dass der Inhalt dieses Gesprächs natürlich innerhalb dieser Mauern bleiben würde. Vespa würde nie auf die Idee kommen, das außerhalb zu besprechen oder anderen als ihrem Mann anzuvertrauen.

    Vespa nickte als die Augusta vorschlug sich auf die Klinen zu begeben. Man tat was die Kaiserin wollte. Vespa ließ sich etwas Wein einschenken um ihre flatternden Nerven zu beruhigen und viel Wasser dazutun, damit sie nicht in Verlegenheit kam irgendetwas Dummes zu tun. Natürlich stimmte sie in den Tost ein. Vom neue Kaiser hatte sie noch nicht so viel mitbekommen, aber wenn man bei der Ehefrau war, dann tat man das einfach ohne groß darüber nachzudenken. Dann hörte sie aufmerksam den Worten zu und musste wirklich aufpassen nicht ob der vielen Vorschusslorbeeren noch zu erröten wie ein junges Mädchen.


    „Ja, der Gardetribun ist mein Stiefsohn. Das ist richtig, werte Augusta und ich hoffe wirklich, dass ich diesen Worten auch nur annähernd gerecht werden kann. Man könnte ja meinen er hat ein halbes Loblied auf mich gesungen.“


    Sie lächelte ein wenig unsicher und hoffte, dass Serapio nicht wirklich so dick aufgetragen hatte. Darauf musste sie noch einen Schluck von ihrem verdünnten Wein nehmen.


    „Nun, ich bin in der Provinz Germania zur Welt gekommen und dort auch aufgewachsen. Meine Ausbildung hat meine Tante hauptsächlich übernommen und diese hielt es für wichtig, dass auch eine Frau etwas von Politik versteht und so hat sie mich früh in diese Dinge eingebunden und dies habe ich mir bis heute beibehalten. Als ich dann älter wurde bin ich zu meinem Onkel Aelius Quarto nach Roma gezogen. Bald habe ich dann meinen ersten Ehemann Prudentius Balbus geheiratet. Er war Klient meines Onkels und ebenfalls bei der Garde. Leider verstarb er. Aus dieser Ehe ist auch ein Kind hervorgegangen. Durch die ganzen Kriegswirren und die Vertreibung hat es eine ganze Weile gedauert bis ich wieder erneut geheiratet habe. Mein Onkel wollte mich auch nicht an irgendjemanden verheiraten. Das kam noch erschwerend hinzu. Doch nun bin ich, wie du vielleicht weißt, mit dem Stadtpräfekten Decimus Livianus verheiratet.“


    Das war der erste Einblick in ihr Leben so in Kürze. Doch so wie die Frage gestellt war, schien sie noch auf andere Dinge abzuzielen. Jedenfalls wenn sie den Kontext richtig erschloss.


    „Ich habe viele Jahre hier auf dem Palatin gelebt. Direkt war ich in die Abläufe nicht involviert. Wir waren Gäste hier, aber ich habe natürlich viel mitbekommen. Außerdem hat meine Tante nicht nur auf politisches Interesse großen Wert gelegt sondern auch auf die gute Erziehung. Also Consulfrau konnte ich mich da natürlich auch beweisen und ich hoffe, dass ich es zur Zufriedenheit aller erledigen konnte. Gibt es sonst noch etwas, das du gern über mich oder von mir wissen möchtest?“


    Erneut lächelte Vespa und hoffte, dass sie die Augusta mit ihrem Ausflug in ihre Lebensgeschichte nicht gelangweilt hatte und es das war was sie hatte hören wollen. Um den trockenen Gaumen ein wenig zu befeuchten, trank sie einen weiteren Schluck.

    Nachdem sie die Porta passiert hatten, die den Palatin nach außen hin abriegelte, strebten sie schnell dem Palast des neuen Kaiserpaares zu. Es waren vertraute Schritte und doch fühlten sie sich nach der langen Zeit einfach anders an. Die Gewissheit hier nicht mehr zu wohnen, war sicher die Ursache dafür. Diesen Gedanken sollte sie wohl nicht mehr all zu lange nachhängen. Am Eingang des Gebäudes wurde sie dann in die Obhut einer Sklavin der Augusta gegeben. Denn bald betraten sie das Refugium des Kaisers. Ehe sie dieser aber folgen wollte, begutachtete sie noch mal ihre Aufmachung. Sie hatte sich heute für ein zartgelbes Gewand entschieden. Ihre Haare hatte sie sich zu einem Knoten stecken lassen, aus dem einige Strähnen gelockt hervor hingen. Sie wollte nicht zu herausgeputzt wirken, sich aber dem Anlass entsprechend angemessen gekleidet zeigen. Ihre Sklavin hätte sie bestimmt irgendwann verflucht, wenn sie sich nicht dann für die gelbe Tunika endlich entschieden hätte. Vor der Tür zu den Gemächern der Augusta atmete sie noch kurz durch und trat dann der Sklavin folgend ein. Wann war sie das letzte Mal so aufgeregt gewesen wie an diesem Tag. Es fiel ihr schwer sich daran zu erinnern. Nach außen hin schaffte sie es hoffentlich das nicht zu zeigen. Stur lächeln und in Gedanken winken.


    „Augusta,“


    begrüßte Vespa sie dann mit einem Lächeln.


    „Ich muss ehrlich gestehen, dass deine Einladung mich gleichermaßen gefreut wie überrascht hat. Es freut mich sehr, dass du schon so schnell Zeit für mich gefunden hast. Es ist ganz gewiss viel auch für dich zu tun.“


    Damit sie nicht noch wie ein Mädchen in aufgeregtes Geschnatter verfiel, holte sie nun Luft und machte eine Pause, damit ihre Gegenüber alles weitere in Angriff nehmen konnte was diese eben vorhatte.

    Nur wenig konnte die Aelia aus der Ruhe bringen. Also wirklich, auch nach außen hin sichtbar. Gerade kam sie sich wie ein halbes Nervenbündel vor. Serapio hatte ihr von seiner Idee erzählt gehabt und es war natürlich eine große Ehre, dass die neue Augusta sie empfangen wollte und sie zu einem Gespräch bat. Dennoch war es dieses Mal ein ganz anderes Gefühl, das in ihr herumwütete als sie den Weg zum Palatin angetreten hatte. Auch musste sie daran denken, dass sie nicht wie früher einfach hindurchgehen durfte. Ein paar Schritte vom Wachposten entfernt, war die Sänfte stehen geblieben und sie ausgestiegen. Dann hatte sie ihre Kleidung in Ordnung gebracht und die Sänftenträger hinfort geschickt. Sie sollten später wiederkommen und würden dann notfalls warten müssen. Nur eine Sklavin begleitete Vespa nun zur Porta wo sie die Wache dann selbst ansprach.


    "Mein Name ist Aelia Vespa. Die Augusta erwartet mich."


    Serapio hatte ihr versichert, dass alles arrangiert wäre und es keine Schwierigkeiten geben würde das Tor zum Palast durchschreiten zu können. Das würde sich sicher gleich zeigen.

    Die Reise in den Norden, raus aus der stickigen Stadt am Tiber, hatte sie sehr genossen. Sie hoffte, dass sie im Sommer, während der heißen Monate vielleicht noch ein Mal die Möglichkeit dazu erhalten würde. Mit Verlaub, in der Stadt war es immer unangenehm wenn die Sonne ihre ganze Energie in das Aufheizen der Häuser, Gassen, Wege und Straßen stecken konnte. So kühle kleine Inseln wie Gärten, konnten nur wenige ihr Eigen nennen. Das machte es jedoch nicht zwingend besser. Es wurde heißer und heißer in der Stadt und gerade wenn man vom Land zurückkam, bemerkte man es besonders. Während sie bereits zurecht gemacht auf ihren Mann wartete, widmete sie sich noch einigen Schreiben, die sie erhalten hatte. Vespa war es gewohnt zu warten. Irgendetwas kam ihrem Mann immer dazwischen. Es gab ja auch viel zu tun für ihn. Sie hatte sich an diesem Tag für ein sommerliches Gewand entschieden. Das Stoff war hellblau gefärbt. Ihre Haare hatte sie sich hochstecken. Als ihr Mann dann zu Hause angekommen war, dauerte es noch weiteren kleinen Moment bis sie sich dann zu den Feierlichkeiten begeben konnten. Natürlich hatte sie hatte sie inzwischen mitbekommen welche familieninternen Probleme es gab. Aber welche Familie hatte keine Probleme? So konnte sie aber die besondere Freude und Aufregung ihres Mannes verstehen.


    Vespa hatte sich bei ihrem Mann eingehakt und gemeinsam waren sie nun im Peristyl angekommen. Es war erstaunlich viel los und es tat gut so viel Leben und Freude an diesem Ort zu sehen. Gemeinsam steuerten sie gleich auf Serapio und seine zukünftige Frau zu. Ihr Stiefsohn. Ganz hatte sie die Familienverhältnisse im Detail noch nicht durchschaut, aber sie war dabei und wollte sich wirklich Mühe geben.


    „Searpio, es freut mich sehr dich zu deiner Verlobung beglückwünschen zu können.“


    Diese Worte hatte sie dann mit einem freundlichen Lächeln an ihren Stiefsohn gerichtet als Livianus sich dann der Verlobten zu wandte. So ganz war sie sich ihrem eigenen Verhältnis zu ihrem Stiefsohn noch nicht im Klaren. Also es war keine Frage ob es positiv war. Doch irgendwie schien es zwar herzlich und freundlich, aber auch noch etwas distanziert. Dieses Problem sollte an diesem Tage aber keine Rolle spielen. Es sollte gefeiert werden. Dann wandte sie sich der Verlobten zu.


    „Valentina, es freut mich auch sehr dich kennen zulernen. Es ist mir außerdem eine Freude an dieser Feier teilnehmen zu können.“


    Dann begann sie ein Päckchen auszupacken, das ein Sklave ihr nun reichte. Sie richtete nun ihre Worte an beide Verlobten.


    „Wie ihr vielleicht wisst, war ich einige Zeit im Norden Italias gewesen. Auf meiner Reise zurück habe ich in einer kleinen Stadt ein paar aus Alabaster gefertigte Tiere entdeckt. Ein fleißiger Handwerker hatte sie hergestellt. Es waren die verschiedensten Formen erhältlich. Mich haben diese Elefanten aber sehr berührt. Obwohl sie große Tiere sind und so gewaltig und beeindruckend wirken, sind sie einander treu. Ihr ganzes Leben lang verlassen sie einander nicht und halten bei allen Schwierigkeiten immer zusammen. Auch wenn es erst die Verlobung ist, fand ich dieses Geschenk für euch aber passend. Ich hoffe es gefällt euch und ihr könnt die Schönheit und die Botschaft darin genauso erkennen wie ich.“


    Dann reichte sie Beiden die Elefanten, deren Rüssel durch einhaken miteinander verbunden werden konnten. Wieder lächelte sie freundlich und hoffte mit ihrer Wahl nichts falsch gemacht zu haben.

    Es freute sie wirklich, dass ihr Vorschlag auf die Gegenliebe ihres Mannes traf. Sie wollte keinem Sklaven etwas Böses unterstellen und auch dem Verwalter nicht. Sie waren ganz bestimmt alles gute und fähige Männer und Frauen, ihre Sorge lag da wirklich bei den Händlern. Wenn man diese nicht immer wieder kontrollierte und ihnen hier und da zeigte, dass sie eben nicht alles tun konnten was sie meinten tun zu können, dann wurden sie unfair und das sollte diesem Haushalt nicht passieren. Auch wenn man ihr das nicht unbedingt ansah, Vespa konnte auch hart durchgreifen wenn es sein musste.


    "Dann lasse ich ein gemeinsames Essen für den Abend herrichten? Ansonsten kann ich auch gern einen Sklaven in die Praefectura schicken lassen und dich zu einem Ereignis rufen lassen, dass deine unbedingte Anwesenheit erfordert."


    Ein wenig lächelte die Aelia. Wenn ihr Mann das wollte, dann würde sie sicher etwas finden, das diesen Grund lieferte auch wenn sie vielleicht ein wenig würde übertreiben müssen.


    "Aber mache dir keine Gedanken. Ich bin es gewohnt. Die Politik scheint noch seltener zu schlafen als die Stadt. Wenn es alle wichtige Dinge sind, die keinen Aufschub dulden, dann ist es so. Aber schön, wenn es für dich etwas ruhiger wird und du diese fähigen Männer unterbringen konntest."


    Sie nickte als Livianus diese Loyalität ansprach. Die Germanicii hatten wirklich eine Menge auf sich genommen und viel für sie getan. So konnte ihnen sicher ein kleiner Teil davon zurückgegeben werden.

    An Speisen und Getränken mangelte es wirklich keinem. Auch Musik wurde zur Untermalung des Speisens oder vielleicht auch dem ein oder anderen Zeitvertreib gespielt. Die Vorspeisen waren verteilt worden und danach der Hauptgang. Dieser zog sich unterschiedlich lang hin ganz wie die Gesprächspartner das für sich nutzen wollten. Als dann alle soweit fertig waren, wurde der Nachtisch serviert. Auch hier sollte für jeden Geschmack etwas zu finden sein. Getränke wurden reichhaltig zur Verfügung gestellt und irgendwann später begannen die Gäste sich dann auch wieder zu verabschieden und das Haus wurde leerer und leerer.

    Vespa war natürlich sehr erfreut zu hören, dass ihr Mann auf ihre Meinung Wert legte und sie auch schätzte. Das hatte Balbus auch schon getan. aber sie wusste auch, dass es nicht immer so war und so konnte sie sich da wohl glücklich schätzen.


    "Streitbar ist er auf jeden Fall und er vertritt seine Meinung sehr ausdauernd. Aber scheinbar konnte er dich auch bereits von sich überzeugen. Jedenfalls hört es sich ganz so an."


    Die Aelierin lächelte und widmete sich für einen Moment erneut dem Frühstück. Das Obst und der Käse waren die Dinge auf die sie sich fast ausschließlich konzentrierte. So genau hatte sie noch gar nicht über den heutigen tag nachgedacht. Jedenfalls hatte sie im ersten Moment den Eindruck.


    "Ich werde mich nach dem Frühstück den Vorräten widmen. Ich weiß, dass ihr hier fähige Personen habt, die dafür zuständig sind, aber es interessiert mich sehr wie der Haushalt genau läuft und ich möchte gern wie umsichtig mit den Finanzen umgegangen wird. Danach werde ich mit auf den Markt gehen und mir zeigen lassen welche die Standardhändler sind und ob sie uns nicht vielleicht übers Ohr hauen. Man muss es leider ja immer wieder kontrollieren. Gibt man den menschen zuviel Freiraum nutzen sie ihn auch aus. Hast du denn schon einen genauen Terminplan für heute?"


    Ihr Tag schien doch deutlich durchgeplanter als bisher gedacht. Während sie auf die Antwort ihres Mannes wartete, trank sie etwas.