"Oh, nein nein. Ich bin bei Tante Phoebe im Norden aufgewachsen und erst kurz vor meiner Hochzeit mit Balbus nach Roma gekommen. Sie war eine sehr resolute wie auch gebildete Frau. Das scheint den Frauen der Familie überwiegend zu Eigen zu sein. Ich habe leider schon geraume Zeit nichts mehr von ihr gehört. Du bist da genauso gut informiert wie ich."
Vespa erinnerte sich gern an ihre Tanten, aber nach dem Verlust ihrer Eltern war es eben diese eine gewesen, die das aus ihr gemacht hat was sie heute war. Die Aelia war ihr deswegen zu großem Dank verpflichtet. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen so ein dummes Hühnchen zu sein, dem das ganze Geschehen unwichtig war. Nein, das widerstrebte Vespa. Was sie dann hörte, gefiel ihr durchaus. Ein einfaches Heimchen war also gar nicht gewünscht. Ein gutes wie beruhigendes Gefühl. Verstellen hätte sie sich auf gar keinen Fall wollen. Von den vielen Diskussionen hatte sie schon gehört. Wenn auch nicht viel, aber sie waren sogar an ihr Ohr gedrungen.
"Es ist kein Problem für mich nicht die Beliebtheitsskala anzuführen. Ganz im Gegenteil. Man muss sie noch zusätzlich mit den Menschen abgeben, die das ausnutzen wollen. Da sind mit wahre Verbündete oder Freunde lieber als jene, die es für die Zeit es Ruhmes sein wollen und beim Wegbleiben desselben schon wieder ihr Fähnchen in eine andere Windrichtung hängen. Es stört mich also nicht wenn du mit deinen Ansichten oder Meinungen nicht immer offene Türen einrennst."
Und genauso wie sie das eben gesagt hatte, meinte sie das auch. Es gab damals genug Leute, die sich unbedingt mit dem PP gut stellen wollten und als dieser dann nicht war, waren es die treuen Soldaten, die zu ihm und auch ihr hielten. Noch immer war sie ihnen dafür unheimlich dankbar.
"Mit einem guten Verhältnis zu Palma scheinen unsere beiden Familien nicht unbedingt geschlagen zu sein. Ich kann wie gesagt leider nicht sagen wie er zu uns steht. Vermutlich wird es aber wohl auch eher neutral sein."
Kurz schwieg sie und sinnierte über diese Sache nach. Es wäre schon gut zu wissen wie es mit ihren Verwandten weitergehen würde.
"Ich kann mir gut vorstellen, dass es gerade nach diesen vielen Umstürzen alles andere als einfach war und kann daher verstehen, wenn es dich nach einer ruhigeren Zeit gelüstet. Aber ist ein Kommando denn so viel ruhiger als die Arbeit im Senat?"
Sie wusste von Balbus, dass es immer einiges zu tun gab und er viele lange Tage in der Castra hatte verbringen müssen. Daher wunderte es sie schon ein wenig, das ein Kommando etwas Ruhiges sein sollte.
"Das kann ich mir durchaus vorstellen. So viel es in Roma auch gibt, aber der Mief und Moch ist doch oft sehr offensichtlich und es gefällt mir auch einfach mal frische Luft zu atmen."
Vespa meinte das nicht unbedingt auf die Luft bezogen sondern auch auf die ganzen Intrigen, das Verwahrlosen der Stadt und auch die das Zusammenleben mancher Römer miteinander. Doch auf der anderen Seite zeichnete das diese Stadt auch wieder aus. Es gab überall Schattenseiten. Doch in Roma schienen sie manchmal etwas größer als woanders.