Beiträge von Aelia Vespa

    Es war nicht zu glauben. Nein, das war doch ganz und gar untertrieben. Es war unfassbar. Bei den Göttern. Wie konnte das nur passieren? Die Aelia hatte kaum gesessen als sie wieder aufsprang und durch den Garten lief. Eine Sklavin folgte ihr schon seit Tagen durch die Casa. Vespa war rastlos, hatte wenig bis gar nicht geschlafen und konnte kaum glauben, dass der Kaiser, ihr Onkel gestorben war. Sogar weitere Verwandte mit ihm. Ermordert. Etwas anderes konnte es nicht gewesen sein. Vespa wusste nicht was sie tun sollte. Jemand hatte den Kaiser umgebracht. Sie saß und nur wenige Momente später stand sie auch schon wieder. Die Ausgangssperre hatte sie vernommen. was sie davon halten sollte, konnte sie noch weniger sagen. Eines jedoch stand für ie fest. Sie musste zum Palatinus, zum Domus ihrer Familie. Was auch immer geschehen würde, sie würde es dort aussitzen wollen. So wies sie die Sklaven an für übermorgen alles vorzubereiten. In kleiner Gesellschaft und mit wenig Gepäck würden sie den Weg versuchen.

    Am nächsten Morgen, nach dem Gespräch im Schlafzimmer saß Vespa in ihrem Arbeitszimmer und brütete über dem Brief an ihren Onkel. Der einzig erreichbare ihrer beiden Onkel war der Kaiser und zu ihm durchzukommen, war ein Problem. Sie konnte nur wie schon in der Nacht gesagt, hoffen...hoffen, dass der Brief eine Eintrittskarte würde.



    Aelia Vespa, Casa Prudentia Roma


    Ad


    Augustus
    GAIUS ULPIUS AELIANUS VALERIANUS
    Kaiserliche Landvilla
    Misenum



    Mein lieber Onkel,


    ich hoffe, dass es dir den Umständen entsprechend gut geht. Sehr lange haben wir nichts von einander gehört. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Regieren eines so große Reiches viel Kraft kostet. So habe ich von Besuchen abgesehen. Dennoch muss ich dich nun um deine Meinung bitten und auf deine Zustimmung hoffen.


    Wie du weißt, bin ich schon sehr lange Witwe und habe die Trauerzeit hinter mich gebracht. Es ist für mich an der Zeit einen neuen Mann zu finden. Mit diesem Brief empfehle ich dir Titus Duccius Vala. Er stammt von der Gens Duccia ab, die Prudentius Balbus immer sehr geschätzt hat. Ich bitte dich ihn vorzulassen und ihm deine Meinung zu einer Verbindung unserer beiden Familien zu sagen.


    Mit den besten Grüßen verbleibe ich, deine Nichte,


    Aelia Vespa.



    PS. Mögen die Götter Allzeit die Hand schützend über dich legen.



    EIn Sklave wurde dann losgeschickt um diese Schrift an Vala zu übergeben.

    Seine Fingerspitzen auf ihrer Haut hinterließen auf ihrer verschwitzten, kalten Haut eine warme Spur. Doch darauf wollte sie sich in diesem Moment nicht übermäßig ablenken lassen. Sie hatte mit Hinweisen auf ihre Zukunft um sich geworfen, Mutmaßungen über den Ausgang aktueller Tendenzen in der Wirtschaft, aber er wollte es nicht verstehen. Er sah nur seine Vorteile. Sollte sie ihn nun noch direkter mit der Nase darauf stoßen? Dafür hatte sie heute keinen Nerv und scheinbar wollte er es auch nicht wissen. Sie hatte bereits mitbekommen, dass viele den Poitier nicht als Bedrohung saßen und scheinbar schien diese Bedrohung nur über den Köpfen der Familie zu schwingen und über Balbus weil er diesem Kerl nicht hörig war. Innerlich seufzte sie und blickte dann dem Duccier erneut tief in die Augen.


    "Vala, mir ist das alles andere als egal. Wenn es das wäre, hätte ich nie den Hauch einer Zustimmung zu deinem Vorhaben geäußert. Um zu zeigen, dass ich es ernst meine, werde ich meinem Onkel einen Brief schreiben und dich ankündigen. Ich weiß, dass es sonst sehr schwer ist an ihn heranzukommen.
    Ich würde mich freuen wenn mein Onkel dem zustimmen würde."


    Sie senkte ihren Blick und begann gedankenverloren mit dem Finger au dem Stoff des Lakens kleine Kreise zu zeichnen. Es war für sie ein eigenartiges Gefühl diese Worte gesagt zu haben, aber sie hatte es und es war ihr ernst. Das machte es noch eigenartiger oder gab es da noch etwas anderes...

    Es war inzwischen einige Zeit her, dass sie Witwe geworden war und es standen einige Entscheidungen an. So hatte sie den Verwalter der Güter und Ländereien ihres verstorbenen Mannes zu sich gebeten um längst fällige Dinge zu tun. Ein alter Mann saß auf der anderen Seite ihres Tisches. Er hielt einige Wachstafeln in der Hand und notierte fleißig ihre Gedanken.
    "Hast du fähige Männer an der Hand, die die Landgüter meines Mannes bewirtschaften können ohne das sie großer Aufsicht bedürfen?"
    Der alte Mann nickte und bestätigte ihre Auflagen.
    "Sehr gut. Ich werde in nächster Zeit dieses Haus verlassen und zurück in die Hallen meiner Familie kehren. Kurzum. Ich werde mich zurück auf den Palatin begeben."
    Sie wusste nicht wo sie am sichersten war. Sie hoffte einfach, dass sie es dort war so lange man nichts gegen ihre Onkel unternahm. Sollte es irgendwann soweit kommen, hatten sich die Klienten von Balbus angeboten. Schlimmstenfalls würde sie wohl auf diese zurückgreifen müssen.
    "Wenn ich ausgezogen bin, sollen zwei bis drei Sklaven sich um dieses Gebäude kümmern und es in Schuß halten soweit es möglich ist. Wenn es Fragen hierzu gibt, kannst du dich gern an mich wenden bis mein Sohn alt genug ist sich selbst darum zu kümmern. Ebenfalls möchte ich, dass du alle drei Monate bei mir Bericht erstattest."
    Der Mann schrieb brav auf.
    "Ich werde nur wenige Sachen mit zum Palatin nehmen. Dies ist die Liste welche es sind. Diese sollen mir dann zeitnah folgen."
    Sie wollte nicht, dass ihr Sohn in einem haus aufwuchs in dem jemand gestorben war. Soviel konnte sie gar nicht beten und opfern um die bösen Geister hinfort zu jagen. Wenn sich die Gelegenheit ergab, würde sie ihren Hausgast vor die Wahl stellen hier wohnen zu bleiben, ihr auf den Palatin zu folgen oder sich irgendwo anders Unterkunft zu suchen. Dann würde der Mann ggf. andere Anweisungen erhalten.
    "Ist soweit alles klar und besprochen?"
    Der Mann nickte und verließ nach einer Verabschiedung den Raum.

    Nun war es an Vespa einen Moment zu schweigen, nachzudenken und zu überlegen. Er lag neben ihr und versuchte seine Ehre zu retten, sich zu erklären und zu verteidigen. Wenn sie ehrlich mit sich war, gefiel es ihr. Für ihn wäre es eine gesellschaftliche Mondfahrt. Eine Reise in große Höhen. Natürlich vorausgesetzt ihre Onkel oder auch sie würden das in Erwägung ziehen. Sie sah ihn schweigend an. Abschätzend, musternd und durchdringend. Wo eben noch vertraute, tröstende Nähe war, zog sich nun ein Graben zwischen ihnen, der durch Stand, Herkunft und Verwandtschaft gezogen worden war. Ihre Gedanken gingen weiter. Wie würde es wohl wirken, wenn sie ihn zu ihren Onkel schicken würde und er sich dort als potenzieller Ehemann vorstellte. Auf der anderen Seite. Er sah besser aus als die Alternativen, die sich bisher bei ihr vorgestellt hatten und sie wusste um die Qualität der Nächte Bescheid. Darüber würde sie sich wohl nicht beklagen können. Was sie mit jemanden anderen bekäme, das wusste sie natürlich nicht.
    Nach einem langen Moment des Denken, Grübelns und Abwägens also wandte sie sich ihm zu und sah ihn direkt an. Man konnte ihren Gesichtsausdruck als geschäftsmäßig beschreiben.


    "Deine Ziele sind in der Tat hoch und ich traue dir zu genug Energie zu besitzen um deine Ziele zu erreichen. Eine Vebindung mit dem Kaiser über mich mag dir dabei helfen oder schaden. Es kommt ganz darauf an an wen du dich wenden musst."


    Es war kein Geheimnis, dass sie diesen Vescularius nicht mochte und sie war genauso der Meinung wie ihr Onkel, dass sie irgendwann große Probleme mit diesem Mann bekommen könnten.


    "Diese Verbindung könnte dich auch Anerkennung kosten. Man könnte sagen, dass du deine Karriere der Verwandtschaft zu verdanken hast und nicht deinen Leistungen."


    Kurz dachte sie weiter nach.


    "Du hättest durchaus diverse Vorteile. Für mich wäre es wie man so schön sagt ein Abstieg. Ich war mit dem PP verheiratet und wäre es dann mit einem jungen Germanen, der warum auch immer den Weg in den Senat gefunden hat. Rom ist in dieser Beziehung ein gemeines Pflaster."


    Sie sah ihm weiter direkt in die Augen. Er sollte durchaus wissen, dass sie ein Opfer bringt wenn sie das unterstützt. Dann allerdings sprach sie weiter und für einen Moment schien ein kleines Lächeln in ihren zu erscheinen.


    "Wenn dir das alles egal ist dann suche meine Onkel auf und frage."


    Wieder gab es eine lange Pause ehe sie ihre letzte Bemerkung sehr deutlich zum Ausdruck brachte.


    "Komme nur nie auf den Gedanken mir meinen Stand, meine Herkunft oder meine Verwandtschaft zum Vorwurf zu machen und gib mir nie die Schuld für irgendwelche Probleme die dir wegen mir entstehen könnten."


    Weiter fiel ihr im Moment nichts ein und so schwieg sie nun wirklich für den Augenblick.

    Es war lange her, dass Vespa ihr Bett mit jemanden teilen konnte. Sie hatte brav die Trauerzeit mit gespielter Trauer verbracht. Ihr Mann war lange Zeit verschollen gewesen, taucht auf und ersäuft. Das war eher lustig denn traurig und sie war nicht ein Mla da gewesen. Sklaven mussten ihr davon erzählen. Die Trauerzeit war endlich vorbei und ihr Hausgast hatte es geschafft sie wieder für diese Nacht für sich zu gewinnen. Lange musste sie da auch nicht überlegen. Es war eine überaus schöne Beschäftigung für die Nacht und welche Frau würde darauf verzichten wollen?


    Nun lag sie unter Vala, ihre Körper kämpften noch immer mit den Nachwirkungen des gerade Geschehenen und es dauerte eine Weile bis sie wieder zu Atem kam. Ihre Finger glitten etwas gedankenverloren über den verschwitzten Rücken und die Arme. Mitten in diesem süßen Gefühl von Berauscht sein und nachhängender Lust ergriff Vala das Wort. Es dauerte ein wenig bis der Sinn dieser Worte sich ihr erschloß und aus dem gemeinsamen Nachspiel eine ernste Unterhaltung wurde. Sofort zog sie ihre Hände zurück, sah den Duccier erst überrascht und dann wütend an.


    "Du willst um mich werben?" Der Ton war leise, aber deutlich und er klang schon wütend. Die nächsten worte gewannen schon deutlich mehr Nachdruck.
    "Du als Nachfahre wilder Barbaren aus den Weiten des Wilden Germaniens? Was ist dir denn zu Kopf gestiegen? Deine Familie ist doch nur in Germania groß und hat auch nur dort Einfluss. Was hat sie schon großes hier in Roma erreicht? Hmm? Kannst du mir das sagen?" Jetzt war sie so richtig angelaufen.
    "Vergiss nicht wo dein Platz ist und wem du zu danken hast, dass du überhaupt Senator werden kannst. Eine Aelia und ein Duccius. DU bist übergeschnappt."
    Nun entstand eine kleine Pause, da die Aelia einen Moment nachdenken musste...

    Vespa war gerührt von den beiden Klienten ihres Verstorbnen Mannes und man konnte es ihr sogar etwas ansehen.


    "Das werde ich tun so bald es nötig sein wird. Nochmals vielen Dank für eure Treue meinem Mann gegenüber und auch mir. Ich danke euch von ganzem Herzen."


    Kurz senkte sie ihren Blick zum Boden, dachte kurz nach und sah dann wieder zu den beiden. Es gab wohl nun nichts mehr zu sagen und es galt nun sich dem Vorhaben zu widmen die beiden Herren freundlich hinauszukomplementieren. Es war wohl alles gesagt. Ihr fiel nichts mehr ein, das man noch sagen konnte.


    "Ich möchte dann eure Zeit auch nicht über Gebühr strapazieren. Ihr habt sicher eine Menge zu tun und nach den nachrichten, die ich euch überbringen musste sogar noch mehr. Das tut mir leid. Ihr habt sicher andere Nachrichten hören wollen wie jeder andere auch."

    Die Aelia sah die beiden Männer einen Moment an und nickte dann vorsichtig.


    "Ich danke euch Beiden. Es ist wirklich sehr freundlich von euch. Im Moment benötige ich keine Hilfe. Aber es sei euch versichert, dass ich mich an euch wende, sollte ich Hilfe benötigen."


    Sie war allein in Roma, ihr Onkel bei seinem Bruder, ihr Mann tot und dieser Trottel von Salinator noch immer in Roma. Sie traute ihm keinen Fuß weit und im Moment war sie sich allein überlassen und schlimmstenfalls benötigte sie irgendwann Schutz. Ihr Onkel und ihr Mann trauten ihm nicht und das würde sie auch nicht tun und so musste sie vorsichtig sein. Sie würde wohl schlimmstenfalls wirklich irgendwann Hilfe benötigen.


    "Kann ich aber vielleicht noch etwas für euch tun?"


    Mann wusste ja nie. Schließlich war sie Kaisernichte und das hatte vielleicht nicht mehr all zu viel Wert aber zu irgend etwas war es ganz sicher noch gut.

    Vespa machte einen sehr bedröppelten Eindruck. Auf viele dieser Fragen hatte sie selbst keine Antwort bekommen und sie konnte auch den beiden Klienten keine geben.


    "Meinen Sklaven vertraue ich. Sie haben mich nie enttäuscht und sich immer als loyal erwiesen."


    Zum Glück hatten sie sich als wirklich loyal zu letzt erwiesen und sie konnte diese auskunft ohne jeden Zweifel geben.


    "Sie sagte, dass er gesund wirkte. Allerdings schien ihm wohl einiges widerfahren zu sein. Ob er krank hergekommen war oder wirklich sein Herz zu schlagen aufgehört hatte wie es die Sklaven vermuten, kann keiner feststellen. Ich war wie gesagt auf einem Landgut meiner Familie und nicht zugegen als er zurückkam. Die Sklaven konnten nur berichten, dass er zurückgekehrt war, mit mir sprechen wollte, etwas aß und danach ins Bad ging und dort tot aufgefunden wurde. Was vor seiner Rückkehr passiert war, kann keiner sagen. Er wirkte jedoch nicht soweit geschwächt, dass zu befürchten war, dass er im Bad sterben würde."


    Wie sollte man jemandem erklären was passiert war, wenn man selbst es nicht verstehen konnte. Man konnte sich nur auf die Schilderungen verlassen, die man erhielt.


    "Ich habe keine Sklaven neu eingestellt kurz bevor Balbus verschwand und auch danach nicht. Alle anwesenden Sklaven sind meine oder die meines Mannes. Wir haben noch einen anderen Sklaven, der einem guten Freund meines Mannes gehört. Auch hier denke ich, dass er über jeden Zweifel erhaben ist. Ich kann es mir nicht erklären."


    Es war alles so verwirrend...

    Den Herren wurde gebracht wonach die gebeten hatten. Nachdem der Sklave gegangen war, sah die Aelia die beiden Besucher an. Es war nun an ihr zu erzählen was passiert war.


    "Ich habe mich vor einiger Zeit auf den Weg zum Landsitz meines Onkels begeben um der Stadt zu entfliehen. Als ich nach einigen Wochen zurückkehrte, erzählten mir die Sklaven, dass mein Mann vor einigen Tagen zurückggekehrt war. Er hätte etwas gegessen und wäre dann ins Bad gegangen. Dort muss ihn irgendein Leiden dahingerafft haben. Er wurde tot im Becken aufgefunden. Da die Sklaven nicht wussten wann ich zurückkehren würde und seine Rückkehr so unauffällig war, hat der Verwalter entschieden ihn beerdigen zu lassen. Ich muss euch leider mitteilen, dass euer Patron nach seiner langen Abwesenheit nun wirklich verstorben ist."


    Da saß sie nun, versuchte sich nichts anmerken zu lassen und wusste noch immer nicht wie sie damit umgehen sollte.


    "Ich bin vorgestern erst zurückgekehrt und kann es noch immer nicht fassen, es kommt mir noch sehr unwirklich vor. Ich hege jedoch keinen Zweifel an den Aussagen meiner Sklaven und glaube ihnen. Wir haben nun Gewissehit zum Verbleib des Prudentius Balbus. Er befindet sich im Familiengrab seiner Gens."

    Der Ianitor hatte Vespa hier zuletzt gesehen und war daher mit den beiden Besuchern gleich hierher gegangen.


    Vespa saß im Garten und spielte mit ihrem Sohn. Er hatte sich eine Holzsteine mitgenommen und nun bauten sie einige Türmchen auf dem Tisch neben dem Wasserbecken. Als sie bemerkte, dass der Ianitor zwei Besucher brachte und sie einen davon sogar als Balbus Klienten wiedererkannte, schickte sie den Jungen in sein Zimmer. Der Mann nannte die Namen der Besucher pflichtschuldigst.
    Vespa widmete sich also den Besuchern.


    "Ihr wollt zu meinem Mann? Bitte, nehmt Platz."


    Sie deutete auf zwei Sessel, die am Tisch standen wo grade noch gespielt wurde.


    "Darf ich euch etwas zu Trinken anbieten?"

    Und der Ianitor öffnete auch nach dem zweiten Klopfen die Tür. Er begrüßte die beiden Herren, die vor ihm standen höflich und freundlich und wartete darauf zu erfahren, was er für sie tun konnte.

    Was hatte sie sich nicht alles vorgenommen, was hatte sie alles geplant und dann war sie nach Hause gekommen. Alles war nun anders gekommen. Kaum hatte sie die Tür geöffnet, bemerkte sie das etwas anders im Hause war. Traurige Gesichter sahen sie an, rückten nur langsam mit der Sprache heraus. Kaum, dass sie hinfort war, kam ihr Mann zurück. Sie erzählten alle von der großen Überraschung und der Freude über diese Rückkehr. Allerdings hätte die diese Freude nicht lange gewährt. Er hätte ein Bad genommen und der Sklave wäre wie es ihm gesagt worden war die Räumlichkeiten zu verlassen und als er nach einer Weile nach seinem Herren schauen wollte, lag dieser reglos im Wasser. Er war gestorben. Ertrunken im Bad des Hauses. Da sie nicht gesagt hatte wohin sie wollte, konnten sie sie auch nicht benachrichtigen und so hätten die Sklaven ihren Herren bestattet. Sie hätten nicht gewusst was sie sonst hätten tun sollen.


    Nun saß die Aelia in ihrem Arbeitszimmer und wusste nicht was sie davon halten sollte. Ihre Pläne zerstört aber die Gewissheit, dass ihr Mann nun wirklich tot war. Woran sie zu glauben begonnen hatte, war nun Wirklichkeit geworden. Sie dachte nicht darüber nach wie jemand so einfach im Bad ertrinken konnte. Kein Sklave hatte etwas mitbekommen, krank hätte er nicht gewirkt. Man konnte wirklich vieles, aber einfach ertrinken? im eigenen Bad? Wahrscheinlich war es das Herz, das wohl aufgehört hatte zu schlagen. Etwas anderes konnte sie sich nicht vorstellen.
    Nun war sie Witwe, endgültig und unabwendbar...

    Gut drei Wochen hatte sie die Zeit fern ab Romas verbracht. Der Landsitz war wirklich sehr idyllisch und sie verstand warum ihr Onkel sich genau diesen Platz ausgesucht hatte. Ein Paradies. Ihr Onkel Quarto hatte einen Platz zum wohlfühlen und abschalten geschaffen. Ein Hort der Stille, des Vergessens und des zu sich Findens. Während Gaius ausgelassen von Früh bis Spät spielte und die Aklaven und Angestellten des Anwesend ordentlich auf Trab hielt, vertrieb sich die Aelia die Zeit mit Spaziergägen, Handarbeiten im Garten, Spielrunden mit ihrem Sohn, dem Lesen von Schriften, die ihr Onkel hier beherbergte und zu guter Letzt mit dem Nachdenken. Was sollte sie wohl tun? Um sich darüber wirklich klar zu werden war sie hier.
    Sie war allein, Monate schon, Jahre. Sie wusste nicht ob ihr Mann noch am Leben war und jeder Zeit war mit einer Todesmeldung zu rechnen. So konnte sie wirklich nicht mehr leben und sie wurde auch nicht jünger. Das kleine Stell dich ein mit dem Duccius, dem Dauergast ihres Noch-Mannes hatte ihr auch ein deutliches Zeichen gegeben. Sie brauchte mehr als nur ein Haus und die Illusion eines Familienlebens. Sie musste sich scheiden lassen und wenn es sich wieder schickte jemanden Finden, der sie nehmen würde. natürlich durfte es nicht irgendein dahergelaufener Kerl sein. Ihres Standes war sie sich durchaus bewusst und sie durfte natürlich auch wählerisch sein. Das würde sie natürlich auch. Die nächsten Schritte waren also klar. Sie würde sich scheiden lassen. Nach der langen Wartezeit würde es auch jeder verstehen, dann noch einige Zeit allein verbringen. Da musste sie sich auch gar nicht wirklich umgewöhnen und dann auf die Suche gehen. Es sollte auch nur noch wenige Tage dauern bis die Aelia den Landsitz verließ und sich zurück au den Weg nach Roma machte. Es war genügend zu tun und keine Zeit zu verlieren.

    Ein Wagen fuhr vor dem Landsitz der Gens Aelia vor. Aus ihr stieg eine Dame mit ihrem Sohn. Sofort begannen Sklaven damit das Gepäck auszuladen und und sich mit dem Verwalter des Hauses über die Räumlichkeiten zu verständigen, die Vespa mit ihrem Sohn in der nächsten Zeit bewohnen würde. Sie war geflohen, abgehauen. Sie konnte die immer weiter wachsende Schmach einfach nicht ertragen. Sie fühlte sich verraten, hintergangen, im Stich gelassen. Sie hatte Balbus geliebt, dann war er einfach gegangen. Er hatte sie allein gelassen, ihren gemeinsamen Sohn zurückgelassen und sein Klient war auch noch geblieben. Was hatte sie davon gehabt? Nur Ärger. Wobei nicht nur, da war auch noch...Das jedoch ärgerte sie am Meisten und sie schüttelte den Kopf um die Gedanken loszuwerden als sie sich energischen Schrittes dem Eingang näherte. Hier würde sie zur Ruhe kommen, hier würde sie nachdenken können und sich einen Plan ersinnen wie sie mit alle dem umzugehen hatte. Die Ruhe würde ihr gut tun und hier würden wohl keine neugierigen Fragen auf sie einprasseln und sie musste sich nicht immer wieder neue Entschuldigungen ausdenken. Ruhe, Frieden und Erholung. Das ganze Haus verströhmte diese Versprechen...

    Es war ein recht schöner Tag gewesen und so hatten sich die Sklavinnen und sie einige Tücher genommen um diese zu besticken und hier und dort auszubessern . Die Liebeleien des Sklaven ihres Hausgastes schmeckten ihr gar nicht. Sirius jedoch unterstand ihr nicht selbst und sie war ihm gegenüber nur bedingt weisungsbefugt. Allerdings würde sie mit Vala ein ernstes Wörtchen reden müssen, wenn dieser aus Mantua zurückgekehrt war. Dieses Gespräch würde im Arbeitszimmer stattfinden mit dem großen Tisch zwischen ihnen beiden. Mit misbilligendem Blick also beobachtete sie Lidia und Sirius. Solch Liebeleien sah sie gar nicht gern. Um sich davon abzulenken veruchte sehr konzentriert in ihre Handarbeit zu stürzen.
    Das gelang ihr leider nur für kurze Zeit. Widerwärtige Worte drangen an ihr Ohr und sie konnte kaum glauben was sie da hörte. Zum einen schien der Sklave Drogen zu nehmen und das konnte sie noch weniger dulden als die Herumhurerei des selbigen bei ihren Sklavinnen. Zum anderen bekam sie natürlich auch noch die anderen Worte mit und konnte das noch weniger glauben. Was hatte dieser Vala ihm geschrieben? Eine Frau, die sich zu lange an ihren Mann gehalten hatte und damit ihren Ruf ruinierte. Ein ähnliches Verhalten hatte ihr Mann auch an den Tag gelegt und sie konnte dies alles guten Gewissens mit seinen Aufgaben bei den Prätorianern erklären, aber war sie da zu gutgläubig gewesen? Hatte sie auch schon zu lange gewartet? Sie konnte sich nicht mehr konzentrieren und stach sich irgendwann ziemlich stark in den Finger, der sofort darauf zu bluten anfing. Sofort lief sie nach drinnen. Auf dem Weg musste sie an Sirius und ihrer Sklavin vorbei. Sie bedachte ihn mit einem vielsagenden Blick...

    Das Gespräch mit dem Klienten ihres Mannes hatte ihr zu denken aufgegeben. Die Zeit zog ins Land und es kam keine Regung, kein Lebenszeichen von Balbus. Sie musste sich wohl oder übel mit den Gedanken abfinden, dass er nicht mehr zurückkehren würde und den Weg zu seinen Ahnen gefunden hatte. Sie würde ihren Sohn wohl allein aufziehen müssen oder bald wieder heiraten. Wobei das oder wohl bald verschwinden würde und zu einem und werden. Für eine gute Römerin geziemte es sich ja nicht allein zu leben. Nun galt es jedoch die Güter ihres Mannes stellvertretend für ihn zu übernehmen und so machte sie sich daran die Verwalter vom Verschwinden ihres Mannes und ihres Arbeitgebers zu unterrichten und ihnen zu sagen, dass sie sich nun an sie zu wenden hatten und ihre Weisungen auch direkt von ihr erhielten. Nicht, dass sie auf die Gedanken kamen ihre Anweisungen zu ignorieren.


    Nachdem diese Schreiben dann fertig und auf den Weg gebracht waren, ging sie in den Garten um mit iihrem Sproß etwas zu spielen.

    Kaum war die Vorspeise aufgetragen worden, hatten ihre Besucherinnen schon ein ziemlich interessantes Thema gefunden. Sie fand es zwar etwas schwer zur Vorspeise aber es schien keinem zu stören. also sah sie keine Veranlassung ein anderes Thema zu suchen und außerdem war es höchst interessant zuzuhören. Sie selbst wollte sich an dieser Unterhaltung nicht beteiligen. Irgendwie war sie der Meinung, dass sie lieber schweigen sollte.


    Langsam waren die Vorspeisen weitestgehend leer geräumt. Vespa wies die Sklaven an, die Getränke zügig nachzufüllen so fern gewünscht und auf einen weiteren Wink hin, wurden die verbliebenen Vorspeisen abgeräumt und das Hauptgericht gebracht. Es gab Brot mit gebratenem und gekochtem Fleich. Lamm, Pfau, Kalb und Fisch. Dazu wurden diverse Saucen und Gemüse gereicht. Gedünstet und gebraten und gekocht. So wie es ihm am Besten tat. Mit einem Kopfschütteln musste sie feststellen, dass der Sklave von Vala schon wieder verschwunden war. Immer wenn man ihn brauchte, war er weg. Sie begann sich zu fragen warum ihr Dauergast ihn überhaupt zum Sklaven hatte. War er bei ihm auch ständig verschwunden? Nun ja...Sie hatte ja zum Glück noch andere und verlässliche.


    Hoffentlich hatte das Umräumen das Gespräch nicht gestört...