Beiträge von Aelia Vespa

    Auch Vespa begab sich zum Abendmahl ihrer Gastgeber. Nach ihrem Vetter und ihrem Onkel betrat sie den Raum und begab sich zu dem ihr gewiesenen und zugedachten Platz. Sie hatte sich schlicht gekleidet. Viel mehr hatte sie auch gar nicht mehr. Als sie geflohen waren, konnte sie ihren ganzen Hausrat natürlich nicht mitnehmen und so war Einiges zurückgeblieben. Natürlich bedankte auch sie sich für die Einladung. Sie war gespannt was es während des Essen zu besprechen und zu erzählen gab.

    Nur zu gern nahm sie auf den bequemen Sitzgelegenheit des Atriums Platz. Es war purer Luxus nach der langen Fahrt im Wagen. Hoffentlich würde sie so schnell nicht wieder so lang verreisen müssen. So langsam ging es ihr in die Knochen. Früher hatte es ihr nicht so viel ausgemacht.


    "Es war recht heiß. Das machte die Reise recht anstrengend. Aber wir konnten ohne Zwischenfälle fahren. Es hat uns keiner angehalten oder sonst wie behelligt. Es freut mich, dass meine Familie gut angekommen ist. Besonders um meinen Onkel mache ich mir Gedanken. Er ist alt und vieles kann man dann nicht mehr so gut ertragen."


    Sie war sehr froh sich jetzt wieder um ihren Onkel kümmern zu können. Ihr Vetter wird sicher viel mit anderen Dingen zu tun haben und so konnte sie ihm diese Last nehmen und es machte ihr auch Spaß mit ihrem Onkel Zeit zu verbringen.


    "Wir sind mit Absicht in zwei Gruppen zurückgekommen. Aber ich bin neugierig. Gibt es schon etwas Neues zur Lage in der Stadt? Ich habe vom neuen Kaiser gehört. Kannst du schon etwas zu ihm sagen?"

    Von der Porta wurden sie ins Atrium geführt. Vespa und ihr Sohn waren dem Sklaven gefolgt. Als er sie dann bat hier einen Moment zu warten, vertrieb sich Vespa die Zeit damit sich umzusehen. Ihr Sohn tat es ihr gleich. Er war hier völlig fremd. Sie hingegen kannte die Familie schon auch wenn man sich schon lang nicht mehr gesehen hatte. Nachdem ihre Freunde gegangen war, hatte man sich aus den Augen verloren und Vespa hatte irgendwann ihre eigene Familie gegründet. Recht schnell kam dann auch schon jemand um sie zu begrüßen.


    "Sedulus. Ich freue mich dich zu sehen."


    Sie ging auf ihn zu und begrüßte ihn freundlich. Dann zeigte sie auf ihren Sohn. Er war jetzt schon 8 Jahre alt.


    "Darf ich dir meinen Sohn Primus vorstellen?"

    "Salve" antwortete der Sklave dem anderen. "Meine Herrin Aelia und der Dominus Prudentius sind ihren Verwandten nachgefolgt, die hier Unterschlupf gefunden haben sollen und möchten nun zu ihrer Familie." Er hatte dabei auf die beiden Personen gezeigt. "Sie sind mit den Dienern und Bediensteten der beiden Herren der Aelii und des Herren Germanicus gekommen." Damit erklärte er den auch noch anwesenden Troß vor der Tür der Germanicii.


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    Nachdem Nakhti bei ihr angekommen war, nichte sie ihm zu als er sich verneigte.


    "Würdest du bitte die Entladung und Unterbringung der Ladung und der Bediensteten mit den Angestellten hier koordinieren? Dann wird sich mein Onkel bestimmt freuen dich wiederzusehen."


    Vespa selbst freute sich schon sehr auf ihren Onkel. Sie hoffte, dass er hier in Roma wieder etwas mehr zu sich gefunden hatten. Mit ihrem Sohn an der Hand ging sie einige Schritte auf die Porta zu.

    Da waren sie nun endlich. Die Reise hat viel zu lange gedauert und war durch das Wetter sehr anstrengend gewesen. Sie alle waren froh gewesen endlich in Roma zu sein. Vespa und ihr Sohn stiegen aus der Sänfte aus nach dem ein Sklave an der Porta geklopft hatte. Suchend sah sie sich nach Nakhti um. Er musste doch hier irgendwo sein.

    Dank Nakhti war alles soweit fertig, dass sie nun endlich losfahren konnten. Kaum, dass die ersten Sonnenstrahlen diesen Tag erhellten, war geschäftiges Treiben im Hause der Witwe losgebrochen. Nach einem kleinen Frühstück ging es zu den Wagen und die Reise begann. Vespa hatte einen Platz im Wagen. Dort war sie zumindestens vor der Sonne geschützt, aber nicht vor die Hitze, die sie bald alle plagen würden. Neben ihr saß ihr Sohn. Doch noch war es angenehm und der Wind wehte als eine leichte Brise über das Land und ließ die jetzt schon fast sengend heißen Sonnenstrahlen noch angenehm wirken. Es war ein ansehnlicher Troß, der sich nun in Bewegung setzte und Vespa mittendrin.

    Mit Nakhti's Hilfe war das Zusammenpacken gar kein großes Problem mehr. Den ganzen Tag hatten sie damit verbracht alle Habseligkeiten wieder gut einzupacken und verstauen zu lassen. Am Vortag ebenso. Es sollte alles im Ganzen wieder nach Roma gelangen und in ihr Heim. Vespa saß in ihrem Zimmer und ging noch einmal die Tafeln mit dem hierher verbrachten Interieur durch und verglich sie mit den Packlisten. Es sah alles gut aus. Nakhti war bei ihr und zufrieden reichte sie ihm die Tafeln zur Verwahrung.


    "Ich gehe davon aus, dass wir morgen meinen Verwandten nachreisen können. Es hat alles besser geklappt als ich angenommen hatte. Das haben wir auch dir zu verdanken. Könntest du dafür sorgen, dass wir morgen ausreichend zu essen und trinken für die Tage der Reise haben. Ich weiß nicht wie viel wir davon unterwegs erwerben können. Dann möchte ich nicht all zu spät losreisen. Es kann passieren, dass wir in der Mittagshitze rasten müssen und so schaffen wir gegebenenfalls nur die Hälfte der eigentlichen Strecke. Wir müssen das einplanen. Daher sollten wir so früh wie möglich starten und so lang es geht fahren. Kannst du das übernehmen?"


    Roma. Endlich würde sie zurückkommen. Sie würde Roma wiedersehen. Was sie dort erwarten würde, konnte keiner sagen. Zumindestens hatten sie ein Obdach. Es war die Familie ihrer verstorbenen Freundin. Wobei...die Familie des Mannes ihrer verstorbenen Freundin. Aber ihr Onkel unterhielt gute Kontakte. Vermutlich waren sie dort lieber gesehen als hier. Die Dame des Hauses freute sich schon jetzt, dass sie die Langzeitgäste endlich los wurde. Manchmal konnte sie es ihr nicht verdenken. Das Zusammenleben mit ihrem Onkel war nicht immer einfach. Er wurde alt und der Tod ihrer Familie hatte besonders bei ihm seine Spuren hinterlassen. Egal was passieren würde, sie würde ihm zur Seite stehen. Das hatte sie sich geschworen.

    Ihr Onkel, ihr Cousin und auch der langjährige Freund ihres Onkels waren schon nach Roma aufgebrochen. Die Nachrichten über die Umstände in Roma waren stellenweise verwirrend gewesen, aber weckten Hoffnung. Sie hatten die Hoffnung nicht mehr um ihr Leben fürchten zu müssen und wieder gern gesehene Bürger der Hauptstadt des großen Reiches zu werden. Trotzdem war es noch immer nicht ungefährlich und so sind die Männer vorgereist und wollten die Rückkehr der Familie vorbereiten und den Weg ebnen. Sie war mit sämtlichen Sklaven zurückgeblieben und sollte sich um ihre eigene und die Rückkehr der Sklaven und des mitgenommenen Hausstandes kümmern. Als brave Hausfrau, die sie nun mal war, tat sie auch was ihr aufgetragen wurde. Im Haushalt der Aelii war sie nun mal die einzige Frau und es war ihre Aufgabe. Es würde nur noch zwei oder drei Tage der Vorbereitungen brauchen und auch sie konnten zurück nach Roma und darauf freute sie sich.

    Mein herzallerliebster Onkel.


    Ich möchte dich bitten deinen Sklaven anzuweisen das Posteingangskörbchen zu sortieren. Deine Nichte möchte mit dir korrespondieren, aber es passt nichts mehr in das Körbchen.


    Vielen Dank.:)

    "Onkel Quarto ist auch hier? Das sind wirklich gute Nachtichten."


    Was sie dann weiter hörte, bereitete ihr aber erneut Sorgen. Ihrem Onkel ging es nicht gut. Sie musste ihn wohl im Auge behalten. Ganz genau sogar.


    "Danke Nakhti. Der Hinweis ist sehr wichtig und ich werde sehen was ich tun kann. Es ist ein schrecklicher Unglücksfall, dass man unseren Kaiser ermordet hat. Seinen meinen Bruder."


    Vespa seufzte. Dann überlegte sie kurz ob sie sich umziehen sollte oder in den sehr bescheidenen Sachen ihrer Sklaven. Sie entschied sich einfach sofort ihren Onkel, ihren Cousin und den Gast aufzusuchen.


    "Nakhti, bringe mich bitte zu ihnen und danke, dass du dic um meine Sklaven kümmern willst."

    Sie warteten eine Weile, hörten Geräusche und dann wieder nichts. Durch den Türschlitz konnte sie erst nichts erkennen. Als dann Nakhti öffnete, atmete sie noch erleichteter auf. Endlich war sie da, sie hatten es wirklich geschafft.


    "Nakhti, ich freue mich dich zu sehen."


    Sie traten ein damit die Tür geschlossen werden konnte.


    "Nakhti, ich möchte dir meinen Sohn vorstellen. Gaius Primus."


    Dass er ein Prudentius war, stellte sie als selbstverständlich hin. War sie doch mit einem verheiratet gewesen.


    "Wir sind seit der Dämmerung in der Stadt unterwegs. Könntest du dafür sorgen, dass die Sklaven etwas zu trinken und zu essen erhalten. Wir möchten außerdem auch gern etwas haben. Wenn es geht und noch etwas da ist. Ist sonst etwas im Domus passiert?"


    Es tat so gut bekannte Wände um sich zu haben in denen man sich wohlfühlen konnte. Etwas behaglich zumindestens. Nun hoffte sie, dass Nakhti ihnen nur Gutes berichten konnte damit das Gefühl auch anhielt.

    Nach der Durchsuchung am Tor war wieder der Sklave vorausgegangen, der ihnen so geschickt den Weg gewiesen hatte. Eilenden Schrittes näherte er sich der Porta und klopfte an. Der Rest lief langsam aber bestimmt die letzten Meter zur Porta und erreichte eben jene einige Augenblicke später.

    Wenn sie wenigstens so hindurchkamen und endlich zum Domus gelangen konnten, dann war sie einverstanden. Sicher hätte sie sich dies gern erspart, aber in der Not willigte man wohl in so ziemlich alles ein was zumutbar war.


    "Ich kann euch verstehen und es kann nur in meinem interesse sein wenn ihr jeden durchsucht, der hineinwill. Dient es ja auch meiner Sicherheit und der meines Sohnes."


    So winkte sie die anderen nun heran und sagte ihnen was jetzt passieren würde.

    Kurz war sie versucht in die Richtung zu deuten aus der sie gekommen war um die erste Frage zu beantworten. Da sie aber wusste, dass es keine gute Antwort gewesen wäre, wollte sie sie ausführlich beantworten.


    "Ich habe die ersten Tage der Ausgangssperre im Haus meines verstorbenen Mannes Prudentius Balbus verbracht. Er war vor einiger Zeit euer Praefekt. In den Mauern habe ich mich aber nicht mehr sicher gefühlt. Vielleicht ganz du verstehen welch Sorgen sich eine Mutter um ihren Sohn machen kann."


    Sie deutete auf ihren Jungen, der noch zwischen den Sklaven stand.


    "Ich habe ein sicheres Gefühl im Domus meiner Familie."


    Das schien ein längeres Gespräch zu werden...

    Sie hatten den Weg vom Domus bis hierher überstanden. Langsam gingen sie auf die Wachen zu. Vespa zog ihre Kapuze zurück und ging die letzten Schritte allein und langsam auf die Wachen zu. Sie schickte keinen Sklaven. Es war ihr Wunsch gewesen selbst mit den Wachen zu sprechen und hoffentlich auf Erkennen zu treffen oder zumindestens sie davon zu überzeugen, dass sie die Nichte des Kaisers war und sie zur Familie der Aelia gehörte...


    "Salve..."


    Jetzt blieb sie stehen...

    Immer mehr Gassen, immer weitere Kreuzungen. Langsam kam die kleine Gruppe voran. Es war inzwischen ganz dunkel in der Stadt geworden. Die Sklave, der voran ging, versicherte ihnen, dass es nicht mehr weit wäre. Bald hätten sie es geschafft. Plötzlich winkte der Sklave hektisch und ein jeder suchte irgendeine Ecke oder Niesche in der er sich verstecken konnte. Einen Moment später konnten wie wieder alle herauskommen und es ging weiter.


    Vespa war dabei fast das Herz stehen geblieben. Sie stand unter größter Anspannung. Keiner wusste was ihnen passieren würde, wenn sie geschnappt würden. Der Geleit zum Domus ihrer Familie war der Fall, aber sie konnten genauso gut in den Carcer gesteckt werden oder sonst irgendwas mit ihnen geschehen. Es durfte einfach nichts passieren. In diesem Moment betete sie zu allen Göttern, dass ihnen nichts geschehen würde. Es war gar nicht mehr weit. Noch zwei oder drei Kreuzungen und Ecken...

    Von der Hintertür des Domus Prudentius schlich sich die Gruppe durch die dunkle Gasse dahinter. Die Sonne ging unter und die Schatten wurden länger. Gaius hatte die Anweisung bekommen keinen Mucks zu machen. Alles ging davon ab, dass sie nicht erwischt wurden und ungesehen an den Patroillien vorbei kommen konnten. Ein Sklave ging ein ganzes Stück voraus und die restliche Gruppe folgte ihm in die Schatten und Dunkelheit getaucht in einigem Abstand. An der nächsten Kreuzung sahen sie sich lange um ob sie irgendwelche Fackeln erkennen konnten. Es schien alles ruhig. Schnell huschten sie über die breite Gasse um in der nächsten Schmalen und Dunklen zu verschwinden. So ging es eine ganze Weile weiter...

    Es dauerte zwei Tage bis alles soweit geregelt war, dass sie den versuch starten konnten von hier zum Palatinus und somit zum Domus ihrer Familie zu gelangen. Es waren alle entsprechend instruiert worden. Vespa und ihr Sohn waren recht arm gekleidet. Grobes Leinen und alte Mäntel umhüllten sie. Drei ihrer Sklaven trugen ein paar Bündel mit Kleidern und dem Nötigsten. Die anderen Sklaven würden sich um den Domus kümmern und vorerst keinem Sagen wo sich die Herrschaften aufhielten. Durch den Hintereingang verließen sie das Haus ihres verstorbenen Mannes um sich durch die kleinsten Gassen der Stadt hindurchzukämpfen und keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.