Es dauerte einen Augenblick, bis der Soldat die Worte verstand, da machte sich der zweite Bandit auch schon über ihn her. Er riss noch den Mund auf um zu schreien, aber seiner Kehle entrannen nurnoch gedämpfte lautte, bevor er starb.
Die Männer in dem Haus, das als Falle ausgeguckt war, waren zunehmend in Sorge geraten, dass ihr Kamerad nich zurückgekommen war. Keiner wagte es, die Verdächtigung auszusprechen, er sei desertiert. Umso wahrscheinlicher war es, dass er der Mordbande in die Hände gefallen war, und man rechnete mit einem baldigen Angriff auf ihre Stellung.
Immer mal wieder meinte der Soldat, der sich in der Loge des Ianitors versteckte Geräusche von draußen zu hören, war aber umso mehr darauf bedacht, dass man seine Anwesenheit von draußen nicht mitbekam.
Wenig später, gefühlt jedoch erst nachdem die Nacht schon dreimal hätte um sein müssen, kam endlich Bewegung in die Sache. Zuerst war es nur ein irritierender heller Schein, dann kam ein Brandgeruch dazu und als schließlich die Tonkrüge mit dem Lampenöl anfingen zu explodieren war es, als hätte man den Erinnyen freien Lauf gelassen.
"Feuer!" schrie einer der Soldaten "Es brennt!" ein anderer. Die übrigen Soldaten im Haus liefen in Windeseile im unteren Stockwerk zusammen, fanden den Ausgang jedoch von dem brennenden Wagen verbarrikadiert vor.
"Feige Schweine, die wollen uns verbrennen.", ließ es ein dritter hören, während alle zurückwichen. "Zurück und über das Dach!" rief der Dienstälteste hustend und rannte tiefer ins atrium. Gemeinsam zerrten sie eine Bank an den Rand des Daches und hievten sich gegenseitig in die Höhe. Eine, aufgrund der Neigung des Daches gefährliche Aktion und einer der Männer glitt ab und fiel wieder herunter. Laute Schmerzlaute ausstoßend ließ er sich von seinen Kameraden wieder auf das Dach heben. Den letzten Mann zogen sie gemeinsam hinauf, da hatte der vordere Dachstuhl schon Feuer gefangen.
Den Verletzten in aller Eile mit sich schleifend, schlitterten sie über die Dächer zweier benachbarter Häuser, verbrannten sich dabei Füße und Arme an den schon heigewordenen Dachziegeln, und ließen sich dort in das atrium hinab. Den Verwundeten ließen sie erstmal liegen, rannten zur porta und betraten die Straße. Dort sahen sie die Feuerfront, die sich die Fasade ihres Hauses hinauf leckte.
Die Explosion und der helle Schein des Feuers hatten sofort auch die Aufmerksamkeit einiger Patrouillenführer auf sich gezogen, die nun mit lauten Flüchen ihre Einheiten auf den Brandort zutrieben und dort Anweisungen gaben, mit dem Löschen zu beginnen. Dabei nutzten sie, was gerade vorhanden war, angefangen beim Dreck auf der Straße, den sie mit ihren Waffen und bloßen Händen lockerten und dann auf das Feuer warfen. Andere strategischer denkende Köpfe, schickten Männer aus, das nächste Depot der städtischen vigiles zu finden und alles an Feuerschutzausrüstung herbeizuschaffen, was auffindbar war, am besten einen siphon.
Auch die meisten der noch vorhandenen Nachbarn kamen mit Eimern aus ihren Häusern und versuchten eine Kette zum nächsten Brunnen zu bilden, die Furcht vor einem Brand im eigenen Haus war bei den meisten größer, als jene sich mit der pestis zu infizieren. Jedoch waren sie nicht mehr genug und mussten warten, bis sie einige Soldaten und Bewohner umliegender Straßenzüge verstärkten.
Es war ein ziemliches Durcheinander.
Licinus hatte sich in dieser Nacht den Befehl seines legatus et patronus zu Herzen genommen und sich in der curia schlafen gelegt. Auch die Explosion und das Feuer hatten ihn nicht geweckt, sodass sich einer der Soldaten, die in der curia dienst taten, in sein Zimmer begab, sich räusperte und, als auch das nichts brachte, zu seinem Vorgesetzten trat und ihn unsanft an der Schulter rüttelte. Es brauchte einen Moment bis Licinus reagierte und diese erste Reaktion fiel für den Soldaten recht unerfreulich aus, bestand sie doch aus einem tiefen verschlafenen Grummeln und einem abwehrend Schlag gegen den Störenfried.
Der Soldat wartete einige Augenblicke und rüttelte dann erneut an der Schulter des primus pilus. "Herr, du musst aufstehen, in der Stadt brennt es. Ein Feuer ist ausgebrochen!"
Erneut grummelte Licinus vor sich hin "Leck doch dein Feuer am Arsch.". Dann herrschte einige Sekunden Stille, der Soldat wollte schon erneut nach seinem Vorgesetzten greifen, doch der war mit einem Mal hellwach. "Sagtest du Feuer?!" rief er und sprang aus dem Bett. "Wo?"
"Irgendwo in den Stadtbezirken nordöstlich von hier. Du kannst es von draußen aus sehen."
Nordöstlich? In Licinus Kopf klangen bereits die Alarmglocken.
"Sie zu, dass der legatus informiert wird!" reif er dem Adjutanten noch zu, dann lief er aus dem Raum und dem Haus hinaus, griff in letzter Sekunde nach seiner vitis und schoss durch die Straßen auf die Brandstelle zu.
Dort hatte sich bis er dort ankam zweierlei getan. Zum einen hatte das Feuer auf die beiden unmittelbaren Nachbarhäuser übergegriffen. Zum anderen hatte ein centurio, der auf Patrouille war, mit einem der verbliebenen Mitglieder der städtischen Vigiles die Organisation der Brandbekämpfung übernommen es war es gelungen einen siphon in Stellung zu bringen und wichtiger noch genügend Eimer heranzubringen, mit denen denen die Männer die übrigen Häuser vor dem schlimmsten zu bewahren versuchten. Die drei voll in Brand geratenen Häuser waren jedoch hatte man bereits aufgeben müssen.
Als Licinus das Haus erkannte, dass da brannte sah er seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Wütend rief er die Namen der Soldaten und als eine rußverschmirte Kreatur darauf reagierte und bejahte, dass sie alle aus dem Haus herausgekommen waren, fiel ihm ein Stein vom Herzen. Der verwundete Kamerad war mittlerweile von zwei Soldaten übernommen worden, die ihn vorläufig in die curia bringen sollten.
Als nächstes wandte er sich den beiden Chefbrandbekämpfern zu und erfuhr in knappen, geschäftigen Worten, dass sie wohl Glück gehabt hatten, das kein Wind ging. Die beiden machten den Eindruck, als wüssten sie was sie täten und daher beschloss Licinus die Einsatzleitung bei ihnen zu belassen. Stattdessen reihte er sich in eine der Eimerketten ein und sorgte so dafür, dass den Löscharbeitern nicht das Wasser ausging.