Licinus war etwas verblüfft. Gerade ging ihm auf, dass er sich hatte provozieren lassen. Schlecht, ganz schlecht. Sowas sollte eigentlich nicht passieren und wenn er ehrlich mit sich selbst war: Ein weiteres Zeichen, dass er überarbeitet und übermüdet war. Unauffällig kniff er sich in den Oberschenkel.
Er war ganz froh, das Ursus den Befehl direkt geben wollte. Das also kontne er für sich abhaken. Ob er etwas brauchte?
"Ein verdammtes Wunder.", antwortete er knurrig.
Es gab da etwas, was er noch gerne hätte, aber er wollte derzeit keinen Boten zu seinem Landgut schicken. Selbst wenn sie den Mann würden entbehren können, wenn er die Menschen dort infizieren würden, wenn die kleine Esquilina genau deshalb krank werden würde, weil er sicher gehen wollte, dass sie es nicht war. Licinus wagte es nicht, den Gedanken zu Ende zu denken. Stattdessen fragte er:
"Es liegen keine Informationen vor, dass die Seuche sich über Mantua hinaus ausgebreitet hat?
Ansonsten sehe ich keine Notwendigkeiten. Das System funktioniert so gut es unter diesen Bedingungen geht. Lediglich die Patrouillenpläne bedürfen einer Überarbeitung, wenn wir die Falle stellen wollen.
Zumindest, wenn hier nichts neues passiert ist, während ich unterwegs war."
Beiträge von Marcus Iulius Licinus
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Die Bewohner des Gehöfts waren so abweisend, wie zu befürchten gewesen war. Das würde ein schweres Geschäft. Ach was, es würde vermutlich schon schwer werden, sie überhaupt zu Verhandlungen zu bekommen.
Und überhaupt: Beweisen? Wie sollte er das machen?
Dankenswerterweise wurde die hysterische Frau auch schon beiseite geschoben. Noch immer auf Abstand rief Licinus dem Mann zu
"Wir wollen Vorräte kaufen und sind bereit gut dafür zu zahlen."
Hoffentlich hielten die Soldaten in seinem Rücken jetzt still, sodass nicht der Verdacht aufkam, sie würden sich im Zweifelsfall nehmen, was sie brauchten.
"Aber nennt mir doch euren Namen, damit wir wissen, mit wem wir reden.
Ich bin primus pilus Iulius Licinus"
Er hatte bewusst seinen Rang genannt, denn es gab durchaus nicht wenige Leute denen dieser einen gewissen Respekt abnötige. -
"Natürlich Herr. Ich werde entsprechende Leute auswählen.
Wobei ich sie da vermutlich nicht mal vor die Wahl stellen muss, sich freiwillig zu melden oder Latrinendienst zu tun."
Licinus lächelte schwach über diesen noch schwächeren Scherz. Meist war es ja so eine Sache mit dem Freiwilligmelden, wenn der centurio nicht gewisse Register zog. Aber hier, er konnte sich vorstellen, dass eingien Soldaten ein Wachstehen im Haus sicherer vorkam, als Patrouillen durch die Gassen.Mit einem Mal war Licinus wieder hellwach. Das meinte sein Vorgesetzter ja wohl nicht ernst, oder? Licinus redete schneller, als er eigentlich wollte
"Legatus, das ist Wa..." das Wort Wahnsinn konnte er gerade noch verschlocken
"... wahrscheinlich kein gute Idee." rettete er sich.
"Herr, mit dem was du über die Stadtbewohner gesagt hast, magst du Recht haben, aber das Problem ist ein anderes.
Wir leiten die Operationen in der Stadt von hier aus." Sicher es gab das Castellum, aber die unmittelbaren Entscheidungen wurden vor Ort getroffen, mussten vor Ort getroffen werden. Wie man ja auch schon daran sah, dass der legatus beschlossen hatte überzusiedeln.
[I]"Das Risiko, dass nach und nach das ganze Offizierskorps erkrankt, würde unverantwortlich erhöht. Fast so, als ob man im Kriegsfall Gefangene direkt in der Lagermitte und ohne adäquate Bewachung unterbringen würde. Entschuldige den drastischen Vergleich.
Ich würde eher empfehlen, einige der Gebäude rings um das Lazarett zu requirieren. Dort gibt es ohnehin einige Leerstände."[I]
Denn von jenen, die nicht selbst krank waren, wollten nur die wenigstens unmittelbar neben dem Behelfslazarett wohnen bleiben.
Jetzt wo er ausgeredet hatte, bekam er Zweifel. War er zu direkt gewesen. Betroffen stellte er fest, dass seine Selbstkontrolle unter dem Stress und der Müdigkeit litt. Innerlich fluchte er und gab sich einen Ruck, der nach außen drang, indem er sich etwas gerader hinsetzte.Sim-Off: Wen müssen wir eigentlich bestechen um eine Stadtkarte von Mantua zu bekommen, wie sie die germanischen Städte haben?
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"Zwei Meter?" antwortete Licinus nahezu entsetzt. Bisher hatte er das immer als Übertreibung abgestempelt, aber sein Gegenüber war centurio, also war seinem Augenmaß zu trauen.
"Das möchte ich nicht freischippen müssen." Und prompt erinnerte er sich an den Anfang ihrer Unterhaltung und die Vor- und Nachteile, die ein centurio gegenüber einem probatus hatte. Nun, hier war ein eindeutiger Vorteil.
"Ja, es ist immer eine wirklich schöne Zeit." reflektierte er.
"Nun, falls du einen Auftrag bekommst und mit einem Nebenzimmer in einer habitatio kein Problem hast, dann bist du willkommen.
Im Ernst, solltest du mal auf Durchreise sein, dann komm gerne vorbei."
Erst nachdem er gesprochen hatte fiel ihm wieder ein, dass sein Kollege verheiratet war. Nun, da würde sich sicher auch eine Lösung finden, wo man die Frau unterbringen konnte. Ein problem nach dem anderen, wie mal gehört hatte. -
Zitat
Original von Baldemar
... Sag mal. Wieso tust du dir das alles hier an? Das sah doch alles schwer nach Arbeit und Stress aus. Wofür? Als Krieger hatte er sich das nie gefragt. Er tat es für Familie und Leben. Aber galt dies auch hier? ...Licinus schwieg noch eine Weile, bevor er antwortete. Nicht aus Tortz oder Unhöflichkeit, sondern weil die Frage eine genauere Überlegung verlangte.
Langsam fing er an zu sprechen:
"Da gilt vermutlich für jeden hier was anderes. Aber für mich? Angefangen hier habe ich, weil mein Vater es wollte, bevor er starb." Licinus erinnerte sich daran, wie er zum ersten Mal ins Rekrutierungsbüro gegangen war.
"Vermutlich war auch etwas Abenteuerlust dabei.
Dann kam der Krieg und von dem vorher blieb nicht viel. Da hieß es kämpfen für die Kameraden und das eigene Leben. An mehr dachte ich damals nicht.
Und jetzt? Ich denke, ich kann diesen Job ganz gut. Und dann ist man doch auch verpflichtet ihn zu machen. Bevor die Jungs von jemandem geführt werden, der nur auf den eigenen Ruhm aus ist. Und es gibt wirklich viele Momente, in denen man merkt, dass sich die Arbeit lohnt."
Das mochte man jetzt glauben oder nicht, aber wenn man den Fortschritt einer Gruppe beobachtete und es dann endlich klappte, das hatte was.ZitatOriginal von Marei
... "Och menno mensch... ich muß vor dem zweiten Glockenschlag in der Küche zurück sein. Danke für die Führung, Licinus. Bis bald mal wieder, ja?!?" Ein klein wenig hatte sie es jetzt eilig und zudem keine Lust von der Köchin für zu spät kommen ausgeschimpft zu werden..."Na, dann mal auf mit dir." antwortete Licinus zum Abschied.
"Also alles zurück an die Arbeit, ich werde dann auch mal weiter machen. Bis bald Marei, wenn wir mal wieder beide frei haben."
"Baldemar," fügte er mit einem Kopfnicken hinzu.
Eine interessante Bekanntschaft, das schon, aber kein einfacher Mensch. Wollen mal sehen, was daraus noch wird. -
"Natürlich. Meinen wohl, sie wären besser als unsere medici," brummte Licinus unwillig.
Auch den weiteren Ausführungen seines Chefs stand er sehr skeptisch gegenüber, ob die Konzentration auf einen Ort erfolgreicher sein würde, als umherstreifende Gruppen, davon war er nicht überzeugt.
"Könnte funktionieren."
Mehr sagte er nicht, sondern war schon wieder am grübeln. Leise murmelte er Auflistungen von todesopfern vor sich hin und kam anschließend zu folgendem Schluss:
"Minimum sechs bis acht Leute. Wenn wir davon ausgehen, dass sie keine militärische Ausbildung haben eher zehn." -
Aulus Tempanius PusioTrotz der langen Zusammenarbeit missverstand man sich doch immer mal wieder, das hier war wieder mal ein hervorragender Beweis für diese These. Also sollten selbst maulfaule Soldaten wie Pusio besser ganze Sätze formulieren. Aber sie hatten keine Zeit zu verlieren, wie sein Kamerad schon sagte.
"Ich auch!" wieder kein ganzer Satz, aber eindeutig. Also ging Pusio in das Nachbarzimmer, wo sich besagtes cubiculum verbarg.
Streng methodisch ging er vor, als erstes kam das Bett. Natürlich verbot es sich von selbst, wie Matratze aufzuschneiden. Aber nachdem das Bettzeug abgeräumt war, klopfte er sie mit geübten Schlägen ab, um festzustellen, ob sich etwas darin befand. Dann hob er die Matratze an. Auch hier war nichts zu finden. Bevor er das Bett dann wieder machte wurden auch die Kissen und Decken abgefühlt. Wieder nichts.
Jetzt kam der schwierige Teil:
Die Truhen. Zum einen waren die Schlösser an diesen schwieriger als jene an der Haustür, sogar für einen Schlossspezialisten wie ihn. Zum anderen musste man sehr vorsichtig sein, damit auch nur alles wieder genau an seinem Platz lag.
Dementsprechend sorgsam, aber zügig genug um keine unnötige Zeit zu verlieren, machte er sich daran das Schloss mit einem seiner Dietriche zu bearbeiten.
Frumentarius - Legio I Traiana -
Im Türsturz atmete Licinus tief durch. Die frische Luft tat gut und seine Anspannung ließ ein klein wenig nach.
Er wusste nicht, was der Decimer den Männern bereits mtigeteilt hatte, war sich unsicher, ob sich dieser an den Wortlaut seienr Befehele gehalten hatte, und hielt daher für nötig die Lage zu skizzieren, bevor Gerüchte auftraten.
"Männer!" rief er mit voller Stimme, damit ihm alle ungeteilte Aufmerksamkeit gewiss war.
"Anscheinend nutzen einige frevlerische, verbrecherische Drecksäcke die Situation aus. Das Haus hier wurde überfallen, die Bewohner massakriert."
Licinus musste unwillkürlich an das geschändete Mädchen denken und konnte die Wut nur mühevoll als kalten Klumpen in seinen Magen verbannen.
"Leider haben wir wohl keine Chance, die Täter noch zu erwischen.
Folgendes Vorgehen:
Erstens werden wir unser Patrouille fortsetzen und dabei die Augen noch weiter auf machen, als wir das eh schon tun.
Zweitens ordne ich einstweilig an, insbesondere nach offenen Türen Ausschau zu halten und nach Kampfgeräuschen in den Häusern zu hören. Sobald unsere Patrouille beendet ist, werdet ihr die Kameraden darüber informieren. Schriftliche Befehle werden folgen."
Vielleicht wurden solche auch bereits ausgearbeitet, wenn der tribunus in der curia informiert und die richtigen Maßnahmen, aus Licinus Sicht, ergriffen hatte.
Jetzt wo er es sagte, ging ihm auch erst die Dreistigkeit auf, die die Mörder gehabt hatten, als sie die Türen offen stehen ließen. Eine glatte Provokation.
"Patrouille! Pergite!" -
Alles gute auch von mir.
Macers Spruch kann ich nur hinzufügen: und keine Wege enthalten, bei denen Mann mitten drin eine Stufe von ca. 3 Metern überwinden muss.
[SIZE=5]in Memoriam eines denkwürdigen Ereignisses, dass ich 2007 in Venedig hatte. Es passt grade so schön[/SIZE] -
Zitat
Original von Servius Artorius Reatinus
..."Nicht mehr als drei Ass. Jawohl." antwortete Licinus und hoffte, dass das reichen würde. Er hatte gelesen, dass in Seuchenzeiten die Preise ins Exorbitante stiegen.
Als sie sich dem Gehöft näherten übernahm Licinus die Rolle eines Herolds, das heißt er setzte sich nach vorn ab und näherte sich dem Gebäude schnelelr als der Rest. In einiger Entfernung blieb er stehen und brüllte in bester Exerzierplatzmanier:
"Bürger Roms!", denn der Besitzer war sicherlich ein solcher und mit etwas Glück auch der Verwalter. Falls nicht, so war hier sicher jemand, der sich dessen rechte Hand nennen durfte und somit zumindest ein Teil eines Bürgers war.
"Wir kommen von der ruhmreichen I. legio traiana pia fidelis." Gut, damit gab er zu, dass sie aus der unmittelbaren Umgebung Mantuas kamen, aber das konnte sich jeder denken, der sie sah.
"Wir möchten mit euch über geschäftliches Reden." Mindestens ebenso offensichtlich. Warum sollten sie sonst auch hier sein?
"Ich versichere euch, dass keiner von uns krank ist." Es war die reine Wahrheit, aber würde sie geglaubt werden?
"Darum lasst uns ein, euch droht keine Gefahr."
Blieb das warten auf eine Antwort. -
Es war klar, dass Licinus sich nicht auf eine Diskussion mit seinem patronus und Vorgesetzten einlassen würde. Einmal aus Prinzip und der unabdingbaren Disziplin, die er als centurio verinnerlicht hatte. Zum anderen wäre es Verschwendung von Kraft gewesen, also sagte er bis auf "Zu Befehl!" gar nichts.
"Wenn du erlaubst fange ich am Ende an.
Der Punkt ist, dass die Reichen ihre Kranken nur ungern in die Thermen bringen und uns lieber verheimlichen, dass jemand im Haus krank geworden ist.
Und wir können nicht auch noch jeden Tag jedes Haus auf Kranke durchsuchen, das ginge beileibe über unsere Kräfte hinaus.
Ich vermute die Mordbande beobachtet die Häuser und gewinnt ihre Informationen irgendwie so."
Soviel zur Situation, der Vorschlag des legatus verlangte etwas mehr nachdenken und so nahm Licinus einen weiteren tiefen Zug des Weins mit Wasser um die Zeit zu überbrücken.
"Nun," sprach er langsam.
"Ich weiß nicht, ob das was bringt, wenn ich ehrlich bin. Die Bande hat ja eine relativ große Auswahlmöglichkeit."
Denn zu den nicht sicher bekannten infizierten Häusern kamen noch all die verwaisten. -
Aulus Tempanius PusioPusio umrundete wie geplant Block und näherte sich dann von der Seite wieder der zuvor geöffneten Tür. Diesmal schlenderte er die Straße entlang, wie ein durchschnittlicher Soldat auf Freiwache, der grade keine Lust hatte, seine Ausrüstung in Ordnung zu bringen und nicht wusste, was er tun sollte.
Pusio hingegen wusste das sehr genau und im nächsten unbeobachteten Moment schlüpfte er durch die Tür und schloß diese hinter sich, seine Hand jedoch lag weiter auf der Klinke.
Erst als sein Kamerad auftauchte ließ er los und fragte routiniert:
"Sauber?"
Eigentlich war es klar, da der praefectus allein angereist und das Haus verlassen hatte. Aber sie konnten sich keine Nachlässigkeiten erlauben. Nicht, dass man das in dem Job jemals konnte.
Nach der Antwort musste der zweite Punkt geklärt werden:
"Welche Zimmer?"
Natürlich kannten sie den Plan des Hauses, aber da nur ein Mann hier wohnte ging er davon aus, dass er nicht alle Zimmer bezogen hatte. Wozu auch?
Frumentarius - Legio I Traiana -
Licinus stimmte in das kurze Auflachen mit ein. “Natürlich!“
“Ich denke, den Schinken würde ich gerne probieren, Met ist aber eher nicht so mein Fall.“ Zwar hatte er ihn erst ein einziges Mal probiert, nämlich auf der Einführungsfeier des duccischen tribunus, aber er hatte ihn als recht süß kennen gelernt. Etwas saureres war eher sein Fall, etwas, das belebte. Oder natürlich ein richtig süffiger Wein, wenn man nach einem harten Tag abschalten wollte. Oder sich betrinken, wenn es unbedingt sein musste.
“Das klingt in der Tat weniger exotisch, als das was man an Geschichten hört.“ Diese kamen dann aber auch meistens von „Experten“, die das Gebiet südlich der Alpen nie verlassen hatten, aber dennoch ganz genau Bescheid wussten. In der Theorie wusste Licinus das auch, aber wie bei den allermeisten Römern hatten sich gewisse Stereotypen in seinem Gedächtnis eingebrannt.
Aber übel hieß vermutlich bitter kalt, zumindest das schien also zu stimmen.
“Sumpfig, ja, allerdings. Vor allem im Frühjahr, wenn der Schnee schmilzt, sollte man die Gegend abseits der Felder und der Hauptwege meiden. Oft sind auch die Bohlenwege so überschwemmt, dass man eine Biegung nicht rechtzeitig erkennt und man stecken bleibt oder gar versinkt.
Dafür ist es im Frühsommer sehr schön, wenn die Obstwiesen der Landgüter in Blüte stehen und die Feste gefeiert werden.“ Diese waren dann natürlich dort besonders prachtvoll, wenn es viele Blüten gab. -
Zitat
Original von Titus Aurelius Ursus
..."Danke Herr," murmelte Licinus und nahm seinem Vorgesetzten, den Becher ab. Dann nahm er einen tiefen Schluck. Das Wasser hatte dem Wein seine Säure nur in geringem Maße genommen und so setzte die erfrischende Wirkung, wie man sie auch von posca kannte, ein, als das Getränk seine Kehle herunter rann.
"Zu Befehl, legatus, ich werde nicht zusammenbrechen! Sehe vermutlich schlimmer aus, als ich dran bin."
Wirklich überzeugt davon war er nicht, aber Licinus ging noch immer davon aus, seine Kräfte ausreichend einzuteilen. Hart am Limit, aber nicht darüber. Aber andererseits, wenn der Chef es schon befahl, vielleicht doch ein wenig mehr abtreten?
"Bitte widersprechen zu dürfen. Nicht mit meinem optio. Die Männer haben es verdient, dass wenigstens einer von uns voll für sie da ist. Der Hastatus der ersten Kohors übernimmt die Jagd bisher, wenn ich mich zurückziehe."
Licinus nahm etwas von dem Brot mit Käse und aß in kleinen Häppchen, die er gut kaute, während er nachsann.
"Keine bestimmten Gegenden. Immer Häuser mit Kranken. Sie warten nicht mal bis die Kranken von allein sterben.
Unsere größte Hoffnung ist, dass die Bande sich selbst eine Falle stellt. Sie sind zu aktiv. Wir sind dazu übergegangen, Straßen in denen es mittlerweile keine lohnenden Ziele mehr gibt aus dem Patrouillenplan herauszunehmen, selbstverständlich nicht vollständig, und die übrigen Gegenden umso intensiver zu durchkämmen.
Das ist leider unsere beste Chance."
Man merkte Licinus seine Verbitterung darüber an, dass er eine solche Strategie hatte wählen müssen, die Opfer unter der Stadtbevölkerung geradezu vorsah, aber er sah keine andere Möglichkeit.
Zynisch merkte er an:
"Hoffen wir, dass wir sie fassen, bevor wir nur noch ein Haus zu bewachen haben." -
"Natürlich, wir 'Alten' müssen ja zusammenhalten, nicht wahr?"
und lächelte nicht wenig verschmitzt zurück.
"Nein, wird sie wohl nicht. Vor allem, da sie ja weder von Germania, noch vom Heiraten sonderlich begeistert zu sein scheint.
Aber der legatus schien ihr in dem Brief durchaus sympathisch zu sein. Dann nimmt sie es vielleicht besser auf."
Licinus dachte an die Formulierung seiner Nichte: 'Auf dem Altar seiner Karriere opfern'. So würde sie sich vermutlich fühlen.
Licinus war allerdings so diplomatisch diese Formulierung nicht zu übernehmen.
"Ich hoffe zumindest, dass sie sich dann besser mit diesem Gedanken anfreunden kann." -
Licinus war in den ersten Raum auf der linken Seite gegangen.
Er hatte den Raum betreten, bevor er gemerkt hatte, dass es wohl einmal ein Krankenzimmer gewesen war.
Auch er hatte sich ein Tuch vor Mund und Nase gepresst, weswegen er dne Essiggeruch anfangs nicht wahrnahm. Und die Binden waren im allgemeinen Chaos erstmal untergegangen.
Die einzige Person im Raum war jedoch nicht an einer Krankheit gestorben, wie er von draußen an dem Schnitt in der Kehle schon von der Tür aus hatte sehen können. Also betrat er langsam den Raum und erkannte nach zwei vorsichtigen Schritten auch die Verstümmelungen der Hände und die Binden. Rasch zog er sich wieder zurück, um sich nicht mit den Winden zu infizieren.
Wirklich schocken konnte ihn jedoch erst der nächste Raum.
Aus Parthia kannte er noch die Bilder von sterbenden und verstümmelten Soldaten, Zivilisten und vor allem junge Mädchen waren jedoch etwas anderes. Das ging ihm nahe. Langsam näherte er sich dem Mädchen und bedeckte vorsichtig ihre Scham. Dabei murmelte er ein Totengebet vor sich hin, das er jedoch nicht beenden konnte, als er hörte, wie der Decimer nach ihm rief.
"Verdammte Arsch***" zischte er und setzte einige weitere Flüche hinterher, während er seine Hand zurück an den Schwertgriff legte und in Richtung der Stimme des Decimers eilte.
Wieder kam er an den beiden Toten Sklaven im Atrium vorbei. Eben hatte er sich kaum beachtet, gedacht, dass ein Räuber die Wachsklaven tötete, damit sei zu rechnen. Angesichts der Bestialität, anders konnte er es nicht sagen, in den beiden hinteren Zimmern, hatte sich auch seine Sicht auf diese beiden geändert.
Am Ende des Tricliniums sah er den Decimer und stellte sich seitlich hinter ihn, wodurch er einen Blick auf die Küche bekam.
Ihm offenbarte sich ein geradezu groteskes Stillleben. Das Chaos und das auf dem Boden verteilte Essen, dass sich mit dem Blut der toten Köchin, die inmitten des ganzen furchtgebietetenden Ensembles lag.
Licinus legte dem Mann die Hand auf die Schulter und drehte ihn um.
"Ich weiß. Drüben sieht es ähnlich aus."
Er selbst war auch sehr blaß, aber dennoch froh, dass er die Seiten so verteilt hatte. So war dem jungen Mann das schlimmste erspart geblieben. Vor allem wenn es die ersten Toten waren.
"Geh raus! Schick einen der Männer zur Curia. Er soll ihnen sagen, dass eine Räuberbande hier umgeht. Und dass dieses Haus die Leichenträger braucht.
Ich komme gleich nach.
Abi!"
Und schnapp frische Luft, aber das sagte Licinus nicht.Sobald der Mann das Haus verlassen hatte, betrat Licinus die Küche. Langsam fuhren seine Finger und seine Arme unter die Frau. Das Blut auf dem Boden war klebrig und kalt. Ihm lief ein Schauer den Rücken hinunter. Dann versuchte er die Köchin (war sie es denn?) anzuheben. Sie war schwer. Leichen waren immer schwer, dass wusste er schon. Langsam trug er sie hinaus, um der Situation das grauenhafte zu nehmen. Er legte sie auf die letzte intakte Kline. Die Arme konnte er nur notdürftig am Belag derselben abwischen.
Dann ging er, noch immer todesbleich zurück nach draußen zu seinen Männern. -
Völlig übermüdet betrat Licinus das officium, nachdem er dort hin befohlen worden war. Vermutlich sah er auch nicht viel besser aus, als die Gestalten, die in der Therme lagen. Bleich, Ringe unter den Augen, und wenn er nicht ohnehin schon hager gewesen wäre, dann wäre er wohl auch abgemagert.
Er wusste nicht, wie viel er in den letzten Tagen geschlafen hatte, aber viel war es nicht gewesen. Zu jeder Tages - und Nachtzeit hatte er Patrouillen angeführt, die die Mörderbande, die sich in der Stadt umtrieb ausfindig zu machen, aber sie waren nicht sehr erfolgreich gewesen.
Vielleicht war es ihnen gelungen, sie ein, zwei mal aufzuscheuchen. Zumindest hatten sie Überlebende gefunden und die Häuser waren nicht ganz ausgeräumt gewesen, aber direkten Kontakt hatte es zu Licinus großem Verdruss nie gegeben.
Sie waren flink und in der menschenleeren Stadt gab es viele Verstecke. Allein schon die leerstehenden Wohnungen in den insulae, mit den schlecht gesicherteten Türen.
Auch seine letzte Nacht in der castra war bereits eine Weile her. Nur wenn er gar nicht mehr anders konnte, hatte er sich eine Nacht in den dortigen Betten genehmigt. Und auch diese waren kurz gewesen, wenn er mit seinem optio die Mannstärkeberichte durchging, bevor er am nächsten Tag zurück in die Stadt kam.Den Kommandowechsel hatte er in dieser Situation nur am Rande mitbekommen, daher grüßte er mit einem "primus pilus Iulius, wie befohlen tribu... legatus, richtig entschuldige." Als seinen Patron vor sich sah, erinnerte er sich wieder an die Meldung, dass der Duccier, der normalerweise hier das Kommando führte, gelegentlich durch einen der anderen tribuni oder ihn selbst vertreten, nun im valetudinarium lag.
Nach dem Salut wartete Licinus nicht darauf, dass er aufgefordert sich zu setzen, sondern tat es einfach. Genauer fiel er in den Stuhl. Eigentlich ein Mangel an Disziplin, wie er sich jedes Mal selbst schalt, aber jede Gelegenheit zur Pause wollte genutzt sein, wenn er weiter durchhalten wollte. Und das musste er. Und hier konnte er sich eine kleine Schwäche erlauben, konnten ihn seine Männer nicht sehen. Waren all dies nicht Ausreden, so fragte er sich dann wieder. All dies ging ihm durch den Kopf während er nieder sank. Und nicht zum ersten mal.
"Nuntio:", begann er im Sitzen und mit einer Stimme die einem Reibeisen alle Ehre bemacht hätte, so gab sie seine Zerknirschung über das was er sagen musste wieder.
"Es ist uns noch immer nicht gelungen die Mörderbande, die sich in der Stadt umtreibt dingfest zu machen.
Ansonsten auch keine Veränderung der Lage."
Zahlen hatte er keine, aber wenn er welche hätte, hätte er sie genannt. -
Und schon trat einer der Soldaten vor.
"Ah Decimus, vorbildlich", antwortete Licinus, "na, dann wollen wir mal. Der Rest: Absichern und bereithalten!"
Licinus ging zum Haus und trat in den offenen Türrahmen.
"Salvete?!" rief er. Und noch einmal, noch lauter:
"Salvete?!"
Wieder blieb die Antwort aus, Licinus warf einen missmutigen Blick.
"Also schön. Wir gehen rein."
Er schnaubte und legte grimmigen Blickes die Hand auf den Schwertknauf, dann ging noch tiefer in das Haus. Sofort fiel ihm auf, wie unordentlich es hier war. Die Möbel waren auseinandergerissen und mehr oder minder alles zerschlagen.
Mit Gesten deutete er dem Decimer nach rechts zu gehen, während er selbst sich nach links wenden würde. -
"Sicher doch. Es gibt mehrere Kruterhändler in der Stadt. Wie viele davon aber noch Ware übrig haben oder überhaupt noch in der Stadt sind...", er ließ den Satz unvollendet und hob die Achseln, sodass die Lederriemen, die die lorica segmentata hielten knirschten.
"Die meisten wirst du unmmittelbar bei den Ärzten finden. Und ich denke, einige billige auch bei den lupanaren."
Warum durfte klar sein, und so vermied Licinus irgendwelche Erklärungen.
"Nun, denn vale bene und sei Aeskulap mit dir." verabschiedete sich Licinus von dem Artorier.Dann führte er seine Männer vor das Grundstück.
"Consistite!" rief er, als sie vor dem Tor standen.
"Voluntarius ad inspektionem progredde!" ~ Freiwilliger zur Durchsuchung vortreten.
Der strenge Blick, mit dem Licinus seine Soldaten streifte, machte klar, dass mindestens einer von ihnen würde vortreten müssen. Ein zurückbleiben aller würde der centurio nicht akzeptieren und allen eine Strafe aufbrummen. -
Aulus Tempanius PusioDer praefectus hatte verließ das Haus genau in jenem Moment, in dem Pusio laut auflachte, weil er beim Würfeln einen Batzen Geld gewonnen hatte. Nur behalten würde er das Geld nicht können, denn sein Spielpartner war ein anderer frumentarius und das Spiel war Teil der Tarnung.
Schnell sackte er das Geld ein und ging lachend, wie ein Mann der sich über seinen Gewinn freut auf die Gasse.
Als der praefectus um eine Ecke gebogen war, "stolperte" er direkt vor der Tür, prallte gegen diese und öffnete blitzschnell das Schloss, während er "versuchte das Gleichgewicht zu behalten".
Als das Schloss offen war "glitt er ab" und "stürzte" auf die Gasse. Fluchend rappelte er sich auf und ging schimpfend die via decumana entlang.Wenn der Plan funktioniert hatte, dann hatte er die Aufmerksamkeit auf sich gezogen und die übrigen milites guckten ihm nach, während seine Kameraden freie Bahn hatten. Er selbst würde einen Bogen gehen und in wenigen Augenblicken wieder da sein.
Gleichzeitig würde sich jedoch kein Soldat daran erinnern können, da solche Szenen mehr als alltäglich waren. Und falls doch an das Ereignis, so doch keinesfalls an ein Gesicht.
Frumentarius - Legio I Traiana