Beiträge von Marcus Iulius Licinus

    "Wir haben unsere Vorräte beisammen. Ja, selbst die letzten Lieferungen sollten mittlerweile angekommen sein." Zumindest wenn Licinus die Berichte richtig im Kopf hatte. Aber das nächste erschreckte ihn dann doch.
    "Noch länger und härter? Und ich alter Tölpel dachte doch ernsthaft schon, dass ich das schlimmste bereits hinter mir hätte."
    Er schüttelte den Kopf und nahm noch einen Schluck zu sich.
    "Du bist dir da sicher?"


    "Felle? Ich fürchte nicht, nein."
    Musste Licinus ablehnen.
    "Die legio arbeitet mit Woll-Decken. Felle verwenden nur unsere Feldzeichenträger für die Rüstung. Wenn die es noch Wolle zu verkaufen gibt, dann könnte ich nochmal prüfen lassen."
    Licinus wusste auswendig, dass sie nicht unter Bedarf waren. Aber so viel Politik verstand ja selbst Licinus noch, dass das hier eine gute Gelegenheit war den Sippen guten Willen zu zeigen.

    "Ehrlich? Gar nicht" meinte Licinus lapidar. "Wir kaufen unsere Vorräte auf lange Sicht ein. Genug, dass es auch bis April reicht, wenn es ernst wird. Das ist nicht das Problem."
    Die andere Seite der Medaille der Bürokratie war die, dass ihm für die Versorgung der Männer praktisch unbegrenzte Mittel zur Verfügung standen. So lange man das Niveau der Versorgung auf dem berüchtigten (?) Militärniveau beibehielt.
    "Wir haben auch noch Notreserven, um eine eventuelle drohende Hungersnot abschwächen zu können.
    Länge ist ein geringeres Problem. Härte schlimmer. Das macht die Versorgung der Grenzposten schwierig. Das größte ist allerdings die Gefahr, dass etwas schlecht wird. Getreidefäule, Ratten, ähnliches."

    Licinus hatte all dies so nüchtern gesagt, aber irgendwie fühlte er wieder dieses unangenehme Bauchgefühl. Selbst derjenige zu sein, der die Schattenseiten des Lebens in dieses Haus und zu Alpina speziell brachte, war ihm unangenehm.


    "Sie sind ausgemachte Satansbraten, das sind sie. Aber sie sind gute Männer. Die meisten zumindest" Licinus gluckste wieder im Versuch beim Lachen nicht zu sehr wackeln.
    "Mach dir nix draus. Zwischen dem ersten Schock und der Arbeit des Aufräumens. Da anzupacken war Ehrensache. Außerdem war es eh nicht möglich, den gestrengen Vorgesetzten zu mimen, das Bild war einfach zu gut."


    Dann wurde es ernst. Gleich würde sich zeigen, ob Licinus Hörproblem vorübergehend oder dauerhaft sein würde. Licinus schluckte.
    "Also los!" sagte er entschlossen und warf Alpina einen Blick zu, der sich wohl irgendwo zwischen Aufforderung und Hilfesuche befand.


    Als die Flüssigkeit in sein Ohr gespritzt wurde, hörte er erst ein lautes Rauschen, dass prompt gedämpft wurde. Dann kam es ihm so vor, also versuchte Alpinas Kopf an seiner Seite sich seinem Blickfeld ganz langsam zu entziehen. Auch der Rest des Raumes setzte sich in ganz gemähliche Bewegung.

    Ab und an musste man an seine alten Pflichten zurück und so hatte Licinus beschlosse heute die Torwahe zu inspizieren. Dazu war er erstmal auf einen der Türme neben dem Tor geklettert um sich das Treiben ein wenig anzusehen.
    Zu sehen, wie die Wachen sich verhielten, während sie sich noch unbeobachtet fühlen durften, denn hinter der Balustrade war Licinus mit abgenommenem Helmbusch nicht von einem gewöhnlichen Soldaten zu unterscheiden.


    Sim-Off:

    Falls Iosephus möchte kann er Turm- oder Torwache haben.

    "Ja, das ist wahr!" antwortete Licinus, dem selbst auch frisch wurde. Oder bezog es sich noch auf die Aussage vorher. "Ich denke, ich gehe auch. Vale bene"


    Licinus blieb entgegen seienr Aussage noch einen Moment sitzen, dann ging er auch in leicht unsicheren Schritten, zu seinem Haus zurück.

    Licinus unterdrückte ein Lachen, dass da durch zu seinem glucksen wurde. Schließlich wollte er den Kopf unaufgefordert nicht bewegen.
    "Nein, uns fragt wohl beide keiner. Aber ich glaube, dass meine "Kundschaft" sich im Winter noch ruhiger verhält als deine. Angreifer werden durch sen Schnee stärker behindert als Verteidiger. Da haben wir den Vorteil" erklärte er ihr noch. Auf der anderen Seite kam das Wort Frühlingsgefühle ja nicht von ungefähr und Licinus vermutete halb, dass es im Winter zu besonders vielen Geburten kam.


    "Wir rücken aus und halten die wichtigsten Verbindungsstraßen so lange es irgend geht halbwegs frei. Davon abgesehen, vermutlich ähnlich wie bei euch auch. Die Soldaten sammelen sich vor dem Herdfeuer, rücken dichter zusammen und erzählen sich Geschichten. Und wir hohen Herren? Bei uns ist es nicht viel anders. Außer, dass wir in unseren officien sitzen und die gesamte Planung für das nächste Jahr machen. Vor allem die Festtage im Frühjahr. Und wir schreiben Listen. Unmengen Listen, was wir anfordern müssen, was wir im nächsten Jahr planen. Und gegen Ende des Winters raufen wir uns die Haare und sorgen uns, dass wir uns verschätzt haben, der Füllstand der horreae immer weiter sinkt und keine Wetterbesserung in Sicht ist."
    Auch das tat im kleinen Maßstab vermutlich jede Familie.
    "Und ich persönlich zittere vor der Kreativität der Soldaten. Der Lagerpräfekt war schon immer das bevorzugte Ziel der Saturnalienstreiche. Was mein officium schon alles war. In meinem letzten Jahr in Italia haben sie den ganzen Raum auf den Kopf gestellt. Wortwörtlich. Die Möbel waren an der Decke befestigt, die Unterlagen auf dem Schreibtisch mit Wachs festgeklebt. Es lag alles genau an seinem Platz, nur verkehrt herum."
    Licinus musste noch immer schmunzeln, wenn er daran dachte.

    "Ah, so weit ist es also schon. Und du sagst nichts... " flachste Licinus noch einmal.
    Dann drehte sich die Unterhaltung gut gelaunt um all die kleinen Alltagsdinge, denen man im Leben so begegnete und insbesondere natürlich um ihre Soldaten und deren Marotten, sowie um die Kinder und deren Marotten. Zwei erschreckend ähnliche Themen, wie Licinus immer wieder feststellen durfte.


    Zuletzt bedankte sich Licinus nochmals für die Saturnalieneinladung und dann gingen sie zurück, um vor Einbruch der Dunkelhit im Lager zurück zu sein.


    Sim-Off:

    Da wir uns eh gleich in der taberna sehen, dachte ich mir, ich mache hier mal zu

    "Ich bin doch jetzt echte Römerin!" entgegnete Esquilina gespielt entrüstet. "Aber ja, ich finde das Essen hier toll!"


    "Du wolltest es den ganzen Leuten selbst sagen, wenn du adoptiert bist, Schatz. Ich glaube sie sind jetzt am Arbeiten. Ich schlage vor wir gehen mit Onkel Seneca Essen und wenn noch jemand seine Cena in der Taverna einnimmt laden wir ihn einfach ein. Okay?"
    Schließlich war das praktischer und er wollte Senecas Geldbeutel ja auch nicht überstrapazieren.


    "Also dann, gehen wir?" "Ja, gehen wir!" stimmte Esquilina zu.


    Sim-Off:

    Magst du in der taverna was eröffnen?

    Licinus brummte seine Zustimmung. Verstehen war gerade recht anstrengend, immerhin lag er halb auf dem einen Ohr, während das anere mit einer öligen Flüssigkeit gefüllt war.


    Davon abgesehen war das warme Öl eigentlich ganz angenehm und hätte Licinus nicht fest im Kopf, dass es hier um nicht weniger als sein Hörvermögen ging, hätte es ihn wohl einigermaßen schläfrig gemacht so hier zu liegen. In der gewärtigen Situation zehrte dieses tätigkeitslose Liegen den Nerven des ohnehin nicht sonderlich geduldigen Präfekten nicht besonders gut. Erst war er versucht, sich auf die Zähne zu beißen, dann entschied er sich aber dazu doch ein wenig Konversation zu machen.


    "Wie geht es dir eigentlich im Moment? Alles bereitet für den Wintereinbruch?"
    Täglich rechnete Licinus mit den ersten Schneefällen, die auch liegen blieben.

    "Hebamme ja, Kräuterfrau, ja, keine Ärztin vielleicht," widersprach Licinus der Hebamme, deren Erröten sie ein wenig mädchenhaft verschämt wirken ließ. "Aber einfach? Das sicher nicht!"


    "Siehst Du, Du sagst es doch selbst. Du liebst deinen Beruf und Du siehst deine Patienten stets als ganzes. Nicht nur als einen kranken Zahn, Arm oder Bauch." Licinus hatte keine Ahnung, was jetzt im einzelnen am Bauch alles kaputt sein konnte. Aber es dürfte auch so rüberkommen was er meinte.
    "Kann ja sein, dass die medici und vor allem der chirurgici handwerklich geschickter und vor allem trainierter sind, als Du." Das musste man der Fairness halber durchaus zugeben, aber dennoch bleib die Frage. "Aber ob sie das allein zu den besseren Heilern macht, da bin ich mir nicht so sicher." Natürlich war er sich sicher und er würde Esquilina jederzeit zuerst zu Alpina bringen, als ins valetudinaroium des Lagers. Aber erstens könnte ihm das ziemliche Probleme bereiten, wenn er es laut sagte und zweitens wollte er Alpina nicht in Verlegenheit bringen.
    "Ja, sie ist ein wunderbarer Schatz. Aber ich glaube mit dem Vorbild liegst du nicht ganz richtig. Zumindest zum Teil bist auch du das. Ich will beinahe sagen, sie vergöttert dich. Und ich danke dir, dass du bereit bist ihr zuzuhören, wenn sie mit Problemen nicht zu mir kommen möchte. Auch ..."
    Jetzt hätte er sich beinahe verplappert, aber er hatte versprechen müssen, nichts zu sagen.


    "Das klingt ja beinahe angenehm", schmunzelte Licinus und erhob sich wieder von dem Schemel. Falsch gedacht, alter Junge, schalt er sich selbst amüsiert. Mandelöl gab es auch zu Massagen in den Thermen, wie er sich erinnerte.
    "Dann fangen wir mal an."
    Licinus war durchaus ein wenig nervös, wie die Diagnose lauten würde. Wäre seine Schwerhörigkeit heilbar?

    "Wie war das noch mit dem Rat von Ärzten, den man befolgen sollte?" fragte Licinus, bewusst den zweiten Teil, der gar garstig von Ärzten sprach, vergessend.
    "Und wenn die Ärztin dazu noch eine gute Freundin ist, dann erst Recht, nicht wahr?" Auf Licinus Lippen spielte dieses seltene Kräuseln seines eigenen feinen, gelegentlich höchst selbstironischen Humors.
    "Außerdem bin ich mit einer gewissen jungen Dame verabredet, die hier vermutlich öfter vorbeikommt als ich erwartet hatte, als ich "nicht zu oft sagte". Sie stört dich wirklich nicht?" ging Licinus sicher, der nicht wollte, dass Esquilina Alpina zur Last fiel. Und letztere hatte er in Verdacht ein viel zu herzensguter Mensch zu sein, um das Kind von sich aus nach Hause zu schicken, so lange kein wirklicher Notfall anlag.


    Gehorsam ging Licinus in das Untersuchungszimmer und setzte sich auf einen Schemel in eine Position, von der er vermutete, dass Alpina auf diese Weise das beste Licht bekam. Oder zumindest den kümmerlichen Rest Licht, der noch durch das Fenster fiel.
    "Was hast du vor?" Bei allem Vertrauen, wenn sie in seinem Ohr arbeiten würde, dann wüsste Licinus schon gerne besser, was vor sich gehen würde.

    Es war die Zeit zu der sonst Esquilina gelegentlich die taberna medica aufsuchte. Heute war es aber der andere Iulier, der vorbeikam, um sich der angekündigten Untersuchung zu unterziehen.


    Das Glöckchen bimmelte und geduldig wartete Licinus bis er an der Reihe war. Was hieß abzuwarten bis eine sichtlich nervöse junge Frau vor ihm fertig war, Alpina mit Fragen zu löchern. Licinus verstand kein Wort, aber er vermutete, dass sie das erste Mal schwanger war und entsprechend nervös.

    "Nun wir haben das eine, wie das andere überlebt." Licnius gedanken zuckten zurück an die Verteidigung des Adlers in Parthia. Wie hatte die Stadt nochmal geheißen? Licinus erinnerte sich nicht mehr gut an einzelne Namen in Parthia. Zu lange war diese Zeit vergangen.
    "Und jene, die glauben schon alles gesehen zu haben, wird die Welt und das Schicksal wieder überraschen mit Dingen, die völlig neu für sie sind. Wo habe ich das nur gelesen?" fragte Licinus sich, den tribunus und auch den Weinschlauch. Er wurde philosophisch, dass hieß, es wurde Zeit aufzuhören. Er kannte sich.


    "Zeit," sagte Licinus mit trockenstem Tonfall "Zeit ist so ziemlich das einzige, von dem du im Winter hier genug hast. Achja. Und wenn du länger hier bleibst, denke im Voraus. Kauf dein Feuerholz im Frühjahr. Du sparst ein Vermögen."

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    TITUS LICINIUS IOSEPHUS FIL TITUS LICINIUS ALEXANDER MINOR VET LEGIO XVI


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM III KAL DEC DCCCLXVII A.U.C. (29.11.2017/114 n.Chr.).


    ZUM
    MILES LEGIONIS SECUNDAE GERMANICAE


    i.V. Marcus Iulius Licinus - praefectus castrorum


    Einer der Legionskurriere brachte eine Tafel im knappen Schreibstil der Legionen in das Büro des Procurators, bzw. in sein Vorzimmer. Die Tafel war für Licinus Verhältnisse gut lesbar, hatte er doch auf die gängigen Abkürzungen im Legionsbetrieb fast vollständig verzichtet.


    Proc. rat. priv
    Numerius Duccius Marsus


    Marcus Iulius Licinus Duccio Marso Proc. s. d.


    nach Absprache mit praef. Ala II wird dich eine centuria Legionsinfantrie und eine turma alae begleiten. Die Einheiten halten sich zur Verfügung, dennoch wird Information einen Tag vor Abmarsch erbeten.


    Sollte stärkere Bedeckung gewünscht werden, bitte ich um kurze Nachricht.


    Vivat Imperator!


    Marcus Iulius Licinus
    praefectus castrorum

    Praefectus Alae
    Aulus Iunius Seneca


    Licinus Senecae s. d.


    ich stimme überein, dass eine centurie hinreichend sein wird. Meine persönliche Anwesenheit mag ich noch nicht garantieren. Vor Abschluss der letzten Nahrungseinlieferungen werde ich das Lager nicht mehr verlassen. Im Zweifel unterstelle ich die II/IV direkt deinem Kommando.


    Vale bene


    Licinus

    Damit gab es wohl einen Plan. Licinus notierte mental, dafür zu sorgen, dass Esquilina am nächsten schönen Tag etwas wärmer ausstaffiert sein würde, als für den normalen Schulgang und ein etwas reichhaltigeres Jausenbrot dabei haben würde.
    "Was gibt es eigentlich sonst so neues in der Stadt?" fragte Licinus nach dem nun wohl abgeschlossenen Thema.
    "Bitte verzeiht die dumme Frage, aber ich sitze da im Lager wie in einem Kokon und habe das Gefühl, ich weiß, was im Lager vorgeht, aus den Berichten, was grob im Land vorgeht, aber was die Stadt angeht... Da habe ich manchmal das Gefühl, dass ohne Esquilinas Berichte aus der Schule oder meine gelegentlichen Besuche hier, ich vermutlich mehr über das Ba ... die andere Seite des limes weiß, als über das Leben in der Stadt." unterbrach Licinus sich selbst, da er die Damen und speziell Runa nicht beleidigen wollte.