"Hebamme ja, Kräuterfrau, ja, keine Ärztin vielleicht," widersprach Licinus der Hebamme, deren Erröten sie ein wenig mädchenhaft verschämt wirken ließ. "Aber einfach? Das sicher nicht!"
"Siehst Du, Du sagst es doch selbst. Du liebst deinen Beruf und Du siehst deine Patienten stets als ganzes. Nicht nur als einen kranken Zahn, Arm oder Bauch." Licinus hatte keine Ahnung, was jetzt im einzelnen am Bauch alles kaputt sein konnte. Aber es dürfte auch so rüberkommen was er meinte.
"Kann ja sein, dass die medici und vor allem der chirurgici handwerklich geschickter und vor allem trainierter sind, als Du." Das musste man der Fairness halber durchaus zugeben, aber dennoch bleib die Frage. "Aber ob sie das allein zu den besseren Heilern macht, da bin ich mir nicht so sicher." Natürlich war er sich sicher und er würde Esquilina jederzeit zuerst zu Alpina bringen, als ins valetudinaroium des Lagers. Aber erstens könnte ihm das ziemliche Probleme bereiten, wenn er es laut sagte und zweitens wollte er Alpina nicht in Verlegenheit bringen.
"Ja, sie ist ein wunderbarer Schatz. Aber ich glaube mit dem Vorbild liegst du nicht ganz richtig. Zumindest zum Teil bist auch du das. Ich will beinahe sagen, sie vergöttert dich. Und ich danke dir, dass du bereit bist ihr zuzuhören, wenn sie mit Problemen nicht zu mir kommen möchte. Auch ..."
Jetzt hätte er sich beinahe verplappert, aber er hatte versprechen müssen, nichts zu sagen.
"Das klingt ja beinahe angenehm", schmunzelte Licinus und erhob sich wieder von dem Schemel. Falsch gedacht, alter Junge, schalt er sich selbst amüsiert. Mandelöl gab es auch zu Massagen in den Thermen, wie er sich erinnerte.
"Dann fangen wir mal an."
Licinus war durchaus ein wenig nervös, wie die Diagnose lauten würde. Wäre seine Schwerhörigkeit heilbar?