Beiträge von Marcus Iulius Licinus

    Nun, deshalb hatte er ja auch sein pferd zu Schanden geritten, nicht wahr. Wenn der alte sagte es eilte, dann eilte man besser. Denn hinter der harten Schale, so wussten die meisten Soldaten verbarg sich auch ein harter Kerl. Wenn nicht grade die väterliche Seite an ihm durchblitzte, aber das wurde irgendwie immer seltener.


    Der optio grinßte etwas schief, als er hörte, das es dauern würde, wie es dauern würde. Ja, die Bürokratie. Roms Mühlen liefen langsam aber stetig, hieß es immer.
    "Ja, der Iulius. Entschuldige. Aber so nennen wir ihn unter uns. Is ja auch schon seit über 25 Jahren bei der legio.
    Ach der Iunius war bei den Schwarzen? Das wusst ich noch gar net. Aber das könnt schon der Grund sein. Also nicht, dass der Iulius was gegen die Schwarzen hat, aber dann hat er ja Ahnung von so Sachen."

    Was für Sachen genau nannte er nicht. Für den Reiter war die Aufgabe der frumentarii und der Prätorianer immer etwas mysteriös bis Furchteinflößend. Wie die Schauergeschichten, die man über die Germanen erzählte. Nun, nicht ganz so schlimm.

    "Alles. Mein Neffe hat geheiratet, mein Adoptivsohn sich zum Magistraten wählen lassen. Ich bin vollkommen abgebrannt."
    Außerdem befanden sich auf seinem Sparkonto schon genug Sesterzen, um zusammen mit seiner Gratifikation ein hübsches Ruhestandsümmchen auszumachen.

    Tatsächlich stohl sich ein Lächeln auf die Lippen des optio, das jedoch wieder verstarb als es an den Ernst der Sache ging.
    "Leider ist es das doch." erklärte er. Er übergab das dringendste, mehrfach gesiegelte Schreiben.
    "Allerdings ist es nicht geheim, und da ihr ohnehin zu den ersten gehören werdet, die es erfahren: Unser legatus ist verstorben. Genaueres mitzuteilen bin ich nicht befugt, aber ich bin sicher, der procurator wird einen ausführlichen Bericht bekommen."


    Nach kurzem Zögern, um das tragische vom Alltäglichen zu trennen, packte er dann weitere Tafeln aus, die er zu übergeben den Auftrag hatte.
    "Ich habe hier noch die Abrechnung der legionskasse der vergangenen Abrechnungsperiode, einen Stärkebericht und eine Liste mit Beförderungsvorschlägen zum centurio. Was das angeht, soll ich fragen, bis wann wir mit Antwort rechnen können. Es sind leider recht viele." Darunter befand sich auch der Vorschlag einen jungen Patrizier, Aulus Tiberius Verus, extra ordinem und unter Auslassung von Dienstalter und tatsächlichem Alter, auf persönlcihe Bürgschaft des Lagerpräfekten zum centurio zu befördern. Ein nciht alltäglicher, aber beileibe nicht unüblicher Vorschlag.


    "Der neue tribunus?", fing er nun an, da er schon nach Klatsch gefragt wurde. "Noch nciht lange genug da, um wirklich was falsch zu machen. Aber der Alte kann ihn wohl nicht leiden. Hat ihm gleich den undangbarsten Job aufgedrückt. Legionspolizeidienst in der Stadt. Nicht grade ein Posten um sich beliebt zu machen."

    Nachdem der Leichnam seinen Bestimmungsort erreicht hatte -- plus einige wenige Sekunden -- donnerte Licinus erneut einen Befehl in die Menge der Soldaten:


    "Oculos prosam!"


    und sah sich prompt wieder von merheren Augen gegenüber. Sodann zog er die Kapuze des Militärmantels über seinen Kopf und wusch sich rituell.


    "Favete linguis!", rief er heute gleichsam Oferherr -- der Part, den der legtus normalerweise selbst übernahm -- als auch Herold -- wie er es immer tat.


    Ab jetzt sollte Schweigen herrschen, noch eiserner, als man es im Stillgestanden ohnehin erwarten konnte.


    "Pluto; Herr der Unterwelt, wir bitten dich, unseren verstorbenen legatus in dein Reich aufzunehmen, ihn gütig zu bewerten und ihm den Eintritt in das Elysium zu gewähren.
    Apollo, begleiter der Toten, wir bitten dich unseren legatus sicher zu führen.
    Mars, Vater der Soldaten, wir bitten dich auch künftig über uns zu wachen.
    Dafür bringen wir euch dieses Opfer da."

    ja, so war das, ohne auch eine kleine Bitte an Mars, kam kein militärisches Opfer aus. Nach jeder der drei Anrufungen entzündete Licinus eine kleine Schale mit Räucherwerk, dann dreht er sich über die rechte Seite wieder den Soldaten zu.
    Erneut wusch er sich die Häne und besprengte anschließend die Soldaten. Nun zumindest die in den vorderen Reihen, wenn man ehrlich war.
    Dann nickte er dem aquilifer zu, der heute die Rolle des victimarius übernehmen würde.

    Nie sollte erkundet werden, wie Licinus den Aufenthaltsort Serapios erfahren hatte. Wie er seine Wege nachvollzogen hatte, nachdem er das Haus in Transtiberim leer vorgefunden hatte. Fakt war, er stand nun hier, fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, wusste nicht, was er sagen sollte und wusste nicht, was er überhaupt denken sollte. Und am wenigsten wusste er, wer dieser so ganz unsoldatisch aussehenden Männer nun sein Waffenbruder war.


    Er stach in seinem Militärmantel unter der hießigen Menge durchaus hervor. Weit weniger förderlich dafür erkannt zu werden, war es dann, sich im Schatten des Einganges aufzustellen. Licinus hielt sich schnurgerade und ließ seinen Blick über die Köpfer wandern. Welcher war wohl der, den er suchte? Und was sollte er ihm nur sagen.

    Sim-Off:

    Wer will darf oben drüber antürlich weiter Vorbereitungen posten. Licinus taucht da morgen auch noch mal auf


    Als alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, alle centurien aufmarschiert und die Offiziere das tirbunal betreten hatten, gaben die Bläser des Hauptquartierstabes ein kurzes Signal, welches a) der Ehrengarte signalisierte sich in Bewegung zu setzen und b) die Soldaten der ersten legion anhielt den Mund zu halten.


    "Soldaten der ersten legio!" begann Licinus seine kleine Ansprache.
    "Heute haben wir die traurige Pflicht unseren legatus den Eingang in Plutos Reich zu ermöglichen. Seine Zeit als Führer dieser, unserer legio, war kurz. Allzu früh hatten die Moerae seinen Schicksalsfaden abgeschnitten. Und trotz seiner kurzen Zeit an der Spitze unserer Einheit war er einer von uns, ein Soldat Roms, also wollen wir ihn als Sohn des Mars begraben*. Mögen die Götter seiner Seele gnädig sein."


    Es gab eine kurze Pause, in der sich die Soldaten sammeln konnten, dann schallte es:


    "Ad adventio finalis legati! State! Oculos vostros aaaad sinistram!"


    wenn alles richtig getimed gewesen war, sollten die Sargträger, sowie das Ehrengeleit nun aus der porta sinistra auf den campus treten, den legatus am tribunal und den gesenkten Standarden der einzelnen centuriae vorbeitragen und ihn zuletzt auf dem Scheiterhaufen ablegen.



    Sim-Off:

    *Fachlich inkorrekt, ich weiß, aber mir fällt kein Wort ein, dass sonst im deutschen schön klingt

    Natürlich kannte der Kurier aus Mantua die Rangordnung innerhalb des officiums, in das ihn der schwarze Gardist geleitet hatte nicht. Wie man es beim Militär also machte blieb er knapp hinter der Tür stehen, ließ die Hacken knallen und meldete:
    "optio Spurius Nemox, legio prima. Ich habe eine dringende Nachricht für den procurator ab epistulis."
    Dann verharrte er im Stillgestanden, bis die zuständige Person ihn ansprach. natürlich rechnete er nicht damit, dass das der procurator selbst war, aber er hoffte auf eine art optio scriniorum, bzw. dem hießigen Äquivalent.

    Licinus kam auf den campus um den Fortschritt zu begutachten. In wenigen Stunden würde hier jener Mann verbrannt werden, der so kurz die legio geführt und nun sein unsanftes Ende gefunden hatte.


    Mit eisernem Gesichtsausdruck überblickte er den Campus, wo eine verhältnismäßig gespenstige Stille herrschte. Kein metall knallte auf Holz oder anderes Metall, kein optio gab Übungsbefehle, kein centurio stauchte einen armen tiro zusammen. Nur Holz wurde aufgeschichtet und das tribunal mit Stoffbahnen abgehängt, um einen einigermaßen festlichen Eindruck zu machen.

    "Verdammte Kerle. Klingt nach nem Unfall und die haben die Konsequenzen gefürchtet." knurrte Licinus, gänzlich angewiedert von dem Verhalten der ausgewählten Soldaten, die den Befehlshaber hätten schützen sollen.
    "Tribunus Iunius! Die Leibwache des legatus wird ab sofort als Deserteure behandelt. Sollten sie hier wieder auftauchen sind sie umgehend festzusetzen."


    "Wenn keine Fragen mehr sind wegtreten. Die Zeit wird langsam knapp."

    Ein Kurier im Rang eines optios der equites aus Mantua erreichte ziemlich abgehetzt den Palast. Man konnte dem Mann deutlich ansehen, dass er weder sich noch sein Pferd (welches er inklusive seiner Waffen in einem Mietstall an der Stadtmauer abgestellt hatte) geschont hatte, um den Palast zu erreichen.


    In der Schlange der Besucher trippelte er auffällig vor sich her und als er endlich an der Reihe war meinte er zu den wachestehenden Prätorianern:
    "Salve commilitones, ich habe eine dringende Nachricht an den procurator ab epistulis zu überbringen. Besteht irgendeine Chance noch heute einen Termin zu bekommen? Oder bei einem der ranghöheren Mitglieder des scriniums?"

    "In einem Bachbett? Irgendeine Idee wie er da rein kam? Irgendeine Spur von den Leibwächtern?" schnappte Licinus. Der arme optio mochte sich vorkommen wie in einem Verhör, aber Licinus wollte antworten, bevor er eine Nachricht nach Rom auf den Weg brachte. Es wäre durchaus unangenehm dann weniger zu wissen, als irgendjemand sonst.


    ~~~


    Nach dem Bericht und als alle centurionen der Einheit eingetroffen waren, galt es einige Anweisungen zu treffen.


    " Meine Herren, der legatus ist tot. Seine leichte wurde in den alpes geborgen un just hierher gebracht. Es gilt nun ihn ehrenvoll ins Reich Plutos zu überführen. Ich würde den legatus gerne heute noch verbrennen lassen, er liegt nun lange genug hier. Daher ergehen folgende Befehle: Jede centuria stellte einen Mann ab für das Totengeleit, geführt von einem tribunus. Alle Einheiten treten heute kurz vor der letzten Stunde vor Sonnenuntergang auf dem campus an. Meine Herren, ich erwarte Paradeuniform der Sonderklasse. optio Tiberius, mit den Männern, die du dabei hattest, beschaffst du eine angemessene Bahre und errichtest sie hier. centurio Hadrianus: Opfertier besorgen. Tribunus Iunius: Scheiterhaufen auf dem campus aufrichten lassen.


    Zeitplan: Punkt eine Stunde vor Sonnenuntergang bringen wir den Leichnam zum Scheiterhaufen auf dem Campus. Anschließend wird das Opfer vorgenommen. Berührt die Sonne den Horizont stecken wir den Scheiterhaufen an. Das Totengeleit wird alle zwei Stunden abgelöst, solange bis der Scheiterhaufen niedergebrannt ist.


    Fragen soweit?"


    Es war zu erwarten, dass das Feuer die nacht durch brennen würde entprechend bekam wohl jeder der tribuni einmal Gelegenheit die Ehrenwache zu befehligen.

    "Natürlich. Es mag dich vielleicht wundern, aber auch ich lebe nicht nur von Papyrus und Tinte." antwortete Licinus schmunzelt . Dann wurde er aber wieder ernst. Und erwartete sein Geld. Dabei war ihm eine Frage im Hintergrund präsent. In einen Beutel passten die Sesterzen doch nicht mehr, oder?

    Sim-Off:

    Mmmh, ich hattte gehofft, dass hier noch jemand was über die Stimmung der Soldaten schreibt, die auf ihr Geld warten. Nun gut, dann mach ich mal.


    "Ah, Tallius. Ja, der Tisch da" wieß er rüber.
    Dann guckte er noch mal und als alle ihre Plätze bezogen hatten nickte er.
    "Sind alle da centurio. Du kannst die Löwen reinlassen." griff er den Spruch auf und fügte an: Aich wenn's eher Wölfe sind."


    Es ging eine ganze Weile, voll Hoffnugnsfroher Gesichter und einigen Enttäuschungen, wenn der Sold nach Abzug der Unkosten doch mager ausfiel. Irgendwann trat dann auch ein kerniger älterer Mann an einen der Tische, an dem der centurio Hadrianus und der aquilifer Dienst taten. Er grüßte wie ein ganz gemeiner Soldat und meldete gemäß Vorschrift.
    "Marcus Iulius Licinus, praefectus castrorum, 0.centuria 0.cohors."
    Irgendeinen Spaß musste man in seinem Job ja auch haben.