Beiträge von Marcus Iulius Licinus

    "Ich will damit nicht sagen," fuhr Licinus auf Dives Schweigen fort, um seine Position klarer zu machen. "das ihr tatsächlich etwas hättet tun können. Nur, dass dies immer wieder behauptet werden wird."
    Politik gegen das Militär war schließlich eine geradezu absurd lächerliche Vorstellung.


    Beim nächten Thema lief es Licinus eisig den Rücken runter und so kehrte der bekannte Tonfall in seine Stimme zurück, jener in der man seine Zunge für kalten Stahl halten konnte. "Ganz. Schlechtes. Thema." er betonte jedes Wort und sprach es gedehnt. Unwillkürlich vermutlich auch, um sich Zeit zu verschaffen.
    Dann verpasste er der Kerkerzelle einen Tritt, dass die Nägel der caligae kleine Funken schlugen und schnaubte: "Kurzfassung: Bei Vicetia verwundet, anschließend gefangen genommen. Und ich habe ihn seit dem noch nicht besucht." In den letzten Worten gelang es ihm nicht, seine Bitterkeit und den Zorn auf sich selbst hinunterzuschlucken.

    Hätte Licinus etwas von den Dekadenzgedanken etwas mitbekommen, hätte Gracchus wohl prompt einen Rüffel bekommen, so aber erklärte er:


    "Sicherlich existiert der. Auch wenn ich es kaum einen Schatz nennen würde, wie du ihn dir grade scheinbar denkst. Keine Edelsteine oder Kostbarkeiten. Aber Centho ist Senator und Augur. Da braucht man eine gewisse Masse flüssiger Mittel, in irgendeinem Keller stehen also einige Truhen mit Geld. Für dich und mich und fast alle in Rom eine ausgesprochen beträchtliche Menge. Aber sicherlich nicht annähernd so viel, wie andere Familien in ihren Häusern gebunkert haben."


    Worüber er sich ausschwieg war, ob er einen Zugang zu dieser Schatzkammer kannte.


    "Also gib nicht zu viel auf das Geschwätz dieses Mannes, du nennst ihn ja selbst irre. Und ich nehme an, dass der Maiordomus sehr wohl weiß, wie er dort wieder herankommt."

    "Meine Güte, wer ist hier der Politiker von uns, ich oder du?" fragte Licinus, der von Politikern im allgemeinen nicht viel hielt. Im Speziellen konnte das allerdings ganz anders aussehen.
    "Sogar ich weiß, dass es in der Politik ständig heißt, ihr hättet aber wissen müssen. Und im Endeffekt ist das hier alles Politik und Machtstreben, das uns in diese verfluchte Situation geführt hat"


    "Eine... Münze?" fragte er konsterniert. Also wenn das wahr war, dann war das bestenfalls leichtsinnig. Oder eine verdammt billige Ausrede. Beides nicht wirklich löblich für den Duccier, wie er fand.


    "Fragen kann man alles, ob ich dir eine Antwort gebe, hängt von der Frage ab!" antwortete Licinus, ganz in der Überzeugung, dass man nie um die Dummheit einer Frage wissen konnte, bevor man sie gehört hatte. Genauso wie er niemals Spezialwissen um eine Sache von jemandem erwarten würde, dem er es nicht selbst oder eine vertrauenswürdige Person beigebracht hatte. Centurionen der legiones waren natürlich grundsätzlich vertrauenswürdig, weshalb Soldaten besser keine Ausbildungsinhalte vergaßen. Aber das gehörte nicht hierher.

    "Das ist doch schon mal eine gute Nachricht!" sagte Licinus erleichtert, als er erfuhr, dass den Verwandten in der Casa nichts passiert war. Das einige von ihnen auf der Seite des Vesculariers gestanden hatten, war eine andere Geschichte. Von Proximus wusste er genau, wo der war, bei den anderen wusste er es weniger, daher fragte er nochmal räziser nach: "Wen genau hast du denn angetroffen? Und wie steht es um die Casa selbst?!"


    Licinus hob die linke Augenbraue, als Gracchus davon sprach das er verwirrt sein und meinete skeptisch: "Sooo? Und was hat dich so verwirrt, Junge?"

    Natürlich war Licinus über das sanfte Lob aus beinahe allerhöchstem Munde, vor allem aber die Nachricht, dass ihm das Verfahren mit der prima nach eigenem Guttdünken überlassen bleib, erfreut und diesmal erlaubte er es sich auch, jenes zu zeigen, indem sich seine Mundwinkel um eine Kleinigkeit nach oben bewegten.
    "Nach meinem Willen, zu Befehl!" bestätigte Licinus in einem Satz, von dem er nicht merkte, dass er er ohne Zusammenhang etwas widersprüchlich war. Allerdings war er sich nicht socher, ob das nun tatsächlich schon alles gewesen war, oder ob noch weitere Anweisungen kommen würden. Also bleib er in Erwartung solcher Anweisungen schweigend im Raum stehen.

    Sim-Off:

    Denke schon


    Geduldig hörte Licinus zu. Zu seiner nicht geringen Freude machte es ihm sein Verwandter aber auch deutlich einfacher als zuvor, redete er nun doch in stringenten Sätzen und seine Stimme hatte ein ruhigeres Timbre angenommen. Die ganze Zeit ließ er ihn reden und beschränkte sich selbst auf's Nicken. Erst als der jüngere endete, begann er zu sprechen.


    "Nun, so wie ich das sehe, befindest du dich in folgender Lage:
    Du dienst hier als Geisel für das Wohlverhalten sowohl deines Kollegen Herminus, als auch für das Wohlverhalten der ostiensischen Stadtverwaltung insgesamt. Die Chancen, dich hier heraus zu bekommen dürfen also denkbar schlecht stehen, tut mir Leid. Zumindest bis die Stadt Ostia gesichert wurde."


    "Das heißt jedoch nicht, dass ich gar nichts für dich tun kann. Zumindest kann ich versuchen, deine Haftbedingungen zu erleichtern, vielleicht sogar dich verlegen zu lassen. Du sagtest, der tribunus Duccius hat deinen Kollegen zurückgeschickt? Weißt du, warum ihn und nicht dich?"


    Die Frage war vermutlich, weil der eine ein Iulier war, dessen gens stark von Salinator unterstützt worden war. Vielleicht gab es aber auch noch andere Gründe. Und Licinus war Offizier genug, vor einer Schlacht immer alle Eventualitäten abzuklopfen. Außerdem hatte er den Duccier von dessen Zeit bei der prima in guter Erinnerung behalten.


    "Nebenbei bemerkt, das "opportunistische Unterstützungsangebot" wird man dir de-facto kaum vorwerfen. Vielmehr aber das zu lange Ausbleiben desgleichen."


    Licinus erinnerte sich noch an seine eigenen Zweifel, die ihn befallen hatten. Und ein sein Entsetzen, dass selbst so integre Männer wie sein alter Freund Serapio dem Vescularier auf den Leim gegangen waren. Bei dem Gedanken erschauderte Licinus, denn musste sein alter Freund nicht hier irgendwo sitzen? Vermutlich in einer noch dunkleren, noch unerfreulicheren Zelle? Dass er noch elbte vermutete Licinus, sein Tod wäre sicherlich bekanntgegeben worden. Und wieder nagte das schlechte Gewissen an ihm, ihn noch nicht besucht zu haben. Und wieder hatte er beinahe Angst vor einer solchen Zusammenkunft.

    Licinus Soldatenmiene bleib unbewegt, sie verbarg sowohl die Erleichterung, die er empfand, als er von dem Sieg erfuhr, als auch dass Zusammenziehen seiner Innereien, als er von den zusätzlichen zu stopfenden Mäulern erfuhr. Für einen Moment befürchtete er gar, dass er, als Interimschef der einzigen italischen legio das Futter für diese Mäuler beschaffen sollte.


    Den Götter sei dank schien der Flaminier aber ein Pragmatiker zu sein, der erkannte, dass man einen Teil der Truppen sicherlich entbehren könnte. Fragte sich nur, was der Mann unter angemessen verstand. Schnell überschlug er im Kopf die Zahlen und verglich, dass im normalfall ungefähr 13 Kohorten plus vigiles in der Stadt stationiert waren. Wenn 15.000 Mann anmarschieren, sollten sie von jeder legio, na ca. 1000 Mann dabehalten. Dazu kam, dass sie eh nur mit maximal halber Sollstärke hier waren. Dann antwortete er:
    "Jawohl, Herr! Eine Frage Herr: Das Kontingent, dass zurückbleiben soll. Ich würde eine Mannstärke von ein bis zwei cohortes, zusammengesetzt aus den Einheiten, die sich am meisten ausgezeichnet haben vorschlagen. Findet das deine Zustimmung?"

    "Eben jener", bestätigte Licinus die ersten Worte des folgenden Gestammels, seines jungen Verwandten. Mittlerweile war sich recht sicher, dass es sich bei demjenigen, der hier vor ihm in der Zelle saß tatsächlich um Dives handelte, wie von diesem behauptet. Ein paar weitere Informationen bekam er durch dieses Gestammel zwar zusammen aber irgendwie war das alles für ihn, der nur so sporadischen Kontakt in die Stadt hatte, nicht komplett schlüssig. Also hob er die Hand in beschwichtigender Geste und gebot seinem jungen Verwandten Einhalt.


    "So, jetzt noch mal langsam und der Reihe nach:" er bemühte sich um eine ruhige Stimme, versuchte aber gleichzeitg so zu sprechen, wie er es sonst tat, wenn er sich um eien ruhige Stimme bemührte - im Gespräch mit Esquilina.
    "Habe ich das richtig zusammenbekommen, du bist mittlerweile zum duumvir in Ostia aufgestiegen. Du und dein Kollege haben, als die legiones auf die Stadt marschierten beschlossen, die Seiten zu wechseln. Etwas spät," konnte er sich nicht verkneifen hinzuzufügen. "Als ihr das Lager betreten habt, hat euch ein senatorischer tribunus, es war im übrigen derjenige der zweiten, Sextus Aurelius Lupus, Anweisung gegeben, euch festzusetzen. Seitdem sitzt du hier und dein Kollege in einer anderen Zelle. Habe ich das soweit richtig zusammengefasst?"
    Licinus hoffte, dass seien Anwesenheit, die Fackel und die Möglichkeit sich ausreden zu können, beruhigend auf den jungen Dives wirken würden, sodass eine sinnvolle Unterhaltung zustande kommen würde. Dann würde er vielleicht auch sehen, ob und was er für ihn würde tuen können.

    Und wieder hieß es für Licinus einmal den Palatin zu umrunden, um bei seinem Oberbefehlshaber vorzusprechen. Wahrscheinlich war er in Rom schon mehr gelaufen, als auf dem Marsch hierher, den er ja zeitweise auf den Verwundetenkarren verbracht hatte.


    Bei der Befehlsstelle des Flaminiers angekommen, meldete er sich und ließ sich in die Räumlichkeiten für die Besprechung bringen. Anscheinend hatte man ihn recht früh informiert, denn er traf als einer der ersten ein.

    Natürlich war auch die Wache vor Licinus Zelt von dem getreuen Schreiber Appollonius instruiert worden. Da mittlerweile jedoch ein Wachwechsel stattgefunden hatte, kannte die Wache den jungen Iulier nicht von Angesicht und fragte in routiniert, beinahe schon gelangweiltem Tonfall nach Name und Begehr.
    Als der Iulier beides genannt hatte, gab der Wachsoldat dann die Passage frei. Licinus stand gerade im Vorraum, weshalb sich Gracchus nicht mit dem Sekretär würde aufhalten müssen. Der praefectus fragte:
    "Salve Gracchus. Du bist schon zurück?"

    "Hier sieht man ja überhaupt nichts." schimpfte Licinus, als sein Verwandter antwortete, aber ein dienstbarer Geist (der sich allerdings vermutlich nur bei dem praefectus einschleimen wollte und/oder auf eien Belohnung hoffte), reichte ihm schon eine Fackel, bevor er auch nur danach verlangen konnte.
    Mit dieser leuchtete der alte Veteran in die Zelle hinein und versuchte ein Gesicht zu erkennen. Das mochte grundsätzlich nicht so besonders einfach sein, wenn man den betreffenden schon Jahre nicht gesehen hat. Nach einer Musterung, die seinem Gegenüber sicherlich wie Stunden vorkam, tatsächlich jedoch nur wenige Sekunden dauerte, stellte er fest:
    "Ja, eine gewisse Ähnlichkeit ist definitv vorhanden. Also bist vermutlich kein Hochstabler." Licinus Stimme wurde um einige wenige grade weicher, als er fortfuhr:
    "Bleibt die Frage: Was zum orcus machst du hier, Dives?! Ich bin im übrigen Iulius Licinus." Schob er nach, als er merkte, dass er sich nicht vorgestellt hatte.

    "Nein! Ab hier komm ich alleine klar! Danke!" Da der Mann nicht zu seiner Einheit gehörte, also nur der Dank des praefectus nicht besonders viel wert war, fingerte er noch zwei Münzen aus seinem Geldbeutel und drückte sie dem optio in die Hand. Allerdings ohne nachzusehen, was genau er ihm da gab.
    Dann öffnete er die Tür und trat in die Zelle:
    "Iulius Dives!" schnarrte seine Stimme durch den kleinen Raum.

    "Nein! Ich will von dir genau eine Sache über ihn hören," antworte Licinus ein wenig knurrig. Er hatte doch gerade klar gesagt, dass er keien Sonderbehandlung wollte. Oder gedachte der centurio etwa, ihm regelmäßig über jeden einzelnen tiro zu berichten. "Und das ist die Vollzugsmeldung seiner Ausbildung. Achja, und falls er es nicht in der normalen Zeit schaffen sollte, will ich es auch wissen." Unausgesproche klang die Drohung an, dass der junge Iulier, nicht aber der Ausbilder, sich dann auf ein praefectorales Donnerwetter gefasst machen konnte, dass die Wände wackeln würden.
    "Außerdem müsste die Rekrutierung in Mantua auch so langsam wieder einsetzen, ich hoffe also, dass wir schon bei unserer Rückkehr eine vollständige Ausbildungsgruppe vorfinden werden. Du wirst am Tag nach unserer Ankunft mit der Ausbildung beginnen, haben ja bei Mars genug Verluste wieder auszugleichen."

    Das hatte wohl gesessen, zumindest strahlte der eques genügend Schuldbewusstsein aus, um Licinus wieder vollends gewogen zu stimmen.
    "Abi!" ~ Tritt weg!
    War dann auch alles, was Licinus sagte. Er nahm sich allerdings vor, auch für die turma prima die Besetzungslisten anzusehen und festzustellen, wer bei diesem Haufen eigentlich für Ordnung sorgen sollte.

    "Eeeinen Moment, junger Mann! Ich bin noch nicht fertig!" hielt Licinus den Reiter in letztem Moment auf. War er als junger Mann auch so gewesen, dass er ständig auf dem Sprung war und ältere Leute kaum ausreden ließ?
    Nein, gewiss nicht, was war das nur mit der Jugend heutzutage.
    "Folge mir!" wies er ihn an und ging mit dem Reiter gemeinsam in Richtung Stadttor. "Zuerst mal: In Zukunft erwarte ich, dass du wartest, bis du einen Befehl zum wegtreten bekommst, ich hoffe, wir haben uns da verstanden?"
    Soeben war der decurio der Reiterei auf seiner Liste gelandet, der würde für Disziplin bei seiner Einheit sorgen müssen.
    "Zum zweiten, will ich wissen, wer du bist, oder glaubst du, ich kamm mir alle 6000 Mann der legio merken. Also in Zukunft bei Auftragübernahme den Namen nennen, klar?! Damti wir uns richtig verstehen, beim nächsten Mal kommst du, was diese zwei Punkte angeht, nicht mir einer inoffiziellen Ermahnung davon."
    Danach wurde Licinus Stimme wieder ein wenig wärmer:
    "Und zum dritten habe ich noch einen kleinen privaten Spezialauftrag für dich:
    Informiere meinen Sohn Titus Iulius Servianus in der Fuchsstraße in Mantua darüber, wie die Lage hier ist.
    Irgendwelche Fragen?"

    Noch immer in Schweigen gehüllt stand Licinus mit durchgestrecktem Rücken, die vitis lag ihm in der Hand und brührte den Boden, sodass er sie jederzeit benutzen konnte, um sich darafu abzustützen. Noch war es jedoch nicht unbedingt nötig, also zwang er sich, es auch nicht zu tun, so gerne er seine Beine ein wenig entlastet hätte. Verfluchte Verwundung, dachte er sich nicht zum letzten Mal.


    Geduldig wartete er die Vorstellung bei der Wache ab, und taxierte diese mit dem Blick des Veteranen und centurios, der er nun einmal war.

    Direkt nachdem sie in die Stadt eingedrungen waren und vor dem Palast Stellung bezogen hatte, tauchte Licinus im Lagerplatz der Equites auf. In seiner Hand hielt er eine Wachstafel mit einem vorbereiteten Befehl.


    Bekanntmachung und Marschbefehl
    An alle Mannschaften ist per Truppenappell zu melden:
    Die Truppen des wahren Kaisers Cornelius Palma sind kampflos in die Stadt Rom eingezogen, die Ursupatoren des Vesculariers halten nurmehr den kaiserlichen Palast. Der Sturm und damit das Ende des Krieges stehen unmittelbar bevor.


    Die in Verona verbliebenen Einheiten der legio prima erhalten hiermit den Befehl, das Feldlager zu verlassen und sich ins Stammlager Mantua zurückzuziehen, sowie es der Gesundheitszustand der Verwundeten erlaubt.


    Vollzug ist per Kurier an den praefectus castrorum im Feldlager Rom zu melden, ebenso etwaige Verzögerungen unter Angabe von Gründen.


    http://img380.imageshack.us/img380/6898/legiqx9.png
    gez. Marcus Iulius Licinus
    praefectus castrorum


    "Salvete, equites. Das hier muss sofort nach Verona. Wer übernimmt?"