Beiträge von Mamercus Brigio

    Brigio hatte mit ein paar weiteren Eques die verbliebenen Waffen und Schilde an die zurückeilenden Männer der Turma I verteilt.
    Einige Kameraden schienen es nicht geschafft zu haben, oder hatten sich auf einem anderen Weg in Sicherheit gebracht.
    Als niemand mehr kam, saß er auf sein Pferd und wartete mit den anderen, bis sich die Männer der Turma IV durch ihre Reihen zurückgezogen hatten.
    Welch ein Glück, daß sie zur rechten Zeit gekommen waren.
    In geschlossener Formation zogen sich die Reiter zurück.
    Brigio war erfreut, daß Merowech unverwundet zurück gelangt war.
    Nun mußten sie schnellstens die Haupttruppe erreichen, um sicher zu sein.

    Brigio hatte auf Cupidus Befehl nur gewartet. Blitzschnell tauchte er ins nächstbeste Dickicht und rannte was das Zeug hielt.
    Immer wieder blickte er sich um, ob er verfolgt würde, aber ein einzelner römischer Soldat schien den Germanen keinen unnötigen Aufwand wert sein, oder sie hatten ihn schlicht übersehen.
    Nach kurzer Zeit erreichte er völlig außer Atem die Stelle, wo sie die Männer mit den Pferden zurückgelassen hatten.
    Da sah er andere Männer mit Pferden. Das war Quintus Eburnus!
    "Quintus, euch schicken die Götter," japste Brigio.
    "Schnell, .. Hinterhalt. Sie sind uns ... weit überlegen." Er holte tief Luft.
    "Wir müssen Cupidus den Rückzug decken. Ohne Infanterie sind wir verloren!
    Schicke einen Meldereiter los um den Centurio zu warnen und alle anderen, schnell zu Cupidus, sonst werden sie abgeschlachtet."

    Gerade noch hatte Brigio die Männer angehalten, Augen und Ohren offen zu halten, als ein Zischen eines Pfeiles und kurz danach ein ohrenbetäubender Lärm heranbrandete.
    Von überall her, wie aus dem Nichts erschienen dutzende schwer bewaffnete Germanen.
    Brigio schleuderte seinen Speer auf einen heranstürmenden Germanen und traf diesen in die Schulter. Er sah wie er zu Boden ging, aber ob er tödlich getroffen war konnte er nicht mehr sehen, denn er mußte den Kopf einziehen, um nicht von einem Pfeil getroffen zu werden.
    Mit den leichten Waffen und ohne Schild hatten sie die geringste Chance.
    Dennoch würde er seine Kameraden und sich natürlich bis in den Tod verteidigen, aber Brigio hoffte inständig, daß Cupidus noch am Leben war und den Befehl zum Rückzug brüllen würde, denn sonst würden sie alle abgeschlachtet werden.
    Brigio blickte sich kurz um und begriff, daß eine schnelle Flucht ins Dickicht sicherer war, als verzweifelter Kampf.

    Brigio begab sich auf seine Position auf der rechten Flanke und teilte dabei die Männer im richtigen Abstand ein. Dann bewegten sie sich langsam vorwärts.
    Anfangs schien es so, als verschlucke der dunkle Wald sie einfach und es war so dunkel wie in Charons Reich, aber nach kurzer Zeit hatten sich alle an das dämmrige Licht gewöhnt.

    "Keine Fragen", antworteten die Männer leise zum Duplicarius.
    Alle begannen die überschüssige Ausrüstung auszuziehen und sich zu tarnen.
    Brigio warf Merowech einen Wurfspeer zu und flüsterte ihm zu.
    "Du hast doch immer eine Steinschleuder dabei, oder? Nimm sie auch mit, man kann nie wissen."
    Nachdem die Pferde nach hinten geführt wurden, erwartete Brigio gespannt den Befehl zum Aufbruch

    Die Turma I ritt Richtung Wald und Brigio war froh, daß die Offiziere sich doch für einen Angriff entschieden hatte.
    Ganz besonders da ihr alter Kamerad Cupidus sie befehligte.
    Brigio ritt neben ihn: "Ich gratuliere dir zu diesem Kommando. Bei dir bin ich sicher, daß bei der ganzen Aktion unser Decurio nicht vergessen wird.
    Sei versichert, sollten wir auf Widerstand stoßen, die Männer der Turma I werden sich als deiner würdig erweisen."
    Er salutierte kurz und ritt stumm weiter.

    Brigio hatte aus einiger Entfernung mitbekommen, daß die Offiziere das weitere Vorgehen berieten, da das Lager der Räuber wohl im Wald lag.
    "Was quatschen die denn so lange rum", meinte er leise zu Merowech.
    "Die vergessen wohl, daß unser Decurio immer noch in der Hand der Druiden oder wem auch immer ist.
    Was machen diese Weicheier denn bloß, wenn sie es mit germanischen Kriegern und nicht nur einer Bande von verlausten Strauchdieben zu tun kriegen! Wir müssen zuschlagen, so lange sie sich noch nicht gesammelt haben. Wir haben doch selbst gesehen, daß sie in kleinen Gruppen unterwegs waren."
    Brigio griff zu seinem Schlauch und trank ein paar Schluck Wasser. Besser er lenkte sich ab, bevor er vor Ungeduld einen Fehler beging.
    Er hielt Merowech den Schlauch hin. "Durst?"

    Brigio übersetzte leise für Merowech, soweit er das Gespräch zwischen diesem Wiegand und dem Duplicarius verstanden hatte.
    "Einer von diesen Männern soll uns wohl das Versteck der Räuber zeigen.
    Sollte er uns in die Wälder führen heißt das doppelt aufgepasst, denn da sind wir verwundbar, wenn wir nicht in Schlachtordnung antreten können."

    Brigio hatte sich während des Rittes zum Lager von Merowech die Lage erklären lassen.
    Nun, da sie auf dem Weg zum Versteck der Banditen und wahrscheinlich auch des Decurio machten, wich sämtliche Müdigkeit aus seinen Knochen, obwohl er schon gar nicht mehr wußte, wie lange er schon seit ihrer Ankunft auf den Beinen war.
    Keiner der Männer der ersten Turma wollte sich vorstellen, daß der Decurio nicht mehr am Leben sein könnte. Das durfte nicht sein!
    Die Schande wäre grenzenlos.
    Es konnte nicht mehr weit bis zu Wiegands Dorf sein. Die Stunde der Rache rückte näher. Dieser Gedanke an Rache ließ jede Faser seines Körpers anspannen.

    Brigio hatte mit Schrecken gehört, daß Decurio Lucius Albius Decius geopfert werden sollte.
    Er war zwar selbst Germane, aber einen so grausamen Stamm wie der, mit dem sie es zu tun hatten, war ihm in seiner Heimat nicht vorgekommen.
    Er stimmte den anderen zu, sie sollten sich beeilen.
    Zum Rest der Turma I sagte er:
    "Männer aufsitzen. Wir reiten zurück ins Lager nach Borbetomagus. Alles weitere erfahren wir dort."
    Danach saßen alle auf und Brigio wandte sich an Merowech und Eburnus um während des Rittes zurück noch nähere Einzelheiten zu erfahren.

    Brigio stand auf und gab sich zu erkennen, schließlich hatte das Versteckspiel keinen Sinn mehr.
    Er grüßte, nun da er laut sprechen konnte, seine beiden Kameraden Merowech und Eburnus sowie den Duplicarius der IV. und machte diesem kurz Meldung.
    In diesem Moment kamen die zwei Späher zurück, die die verdächtigen Gestalten beobachtet hatten. Sie gaben Brigio kurz Bericht und dieser gab es dem Duplicarius weiter.
    "Herr, diese beiden Kameraden haben vor ca. einer halben Stunde mehrere Personen beschattet, die im Wald gesichtet wurden. Sie sagen, daß es sich um junge Germanen handelt, die offensichtlich gut gelaunt seien. Sie sind feixend und schwatzend in westliche Richtung gegangen. Ein paar Brocken konnten sier aufschnappen, "Fest" oder "Feier", "Götter" und "Dorf des Wigand" sind gefallen.
    Merowech sagte, wir sollen zurück ins Lager reiten. Wenn das ein unumstösslicher Befehl ist, sollten wir uns beeilen. Aber nach allem was ich gehört habe, könnte unser Decurio in der Nähe dieses Dorfes sein. Liegt dieses Dorf näher von hier als das Lager? Wie lauten deine Befehle?"

    Nach geraumer Zeit kamen die Männer mit Brigio wieder an der Kreuzung an,
    ohne den Decurio, dafür mit vielen Kratzern von dem Gestrüpp durch das sie gestreift waren. Brigio ritt langsam auf die Kreuzung voraus.
    Er wollte gerade laut losfluchen, weil von den 4 zurückgebliebenen Reitern nichts zu sehen war, als er ein kurzes sssssttt aus dem Graben neben dem Weg hörte.
    Brigio stieg leise ab und schickte mit einer Handbewegung die Kameraden wieder in den Wald zurück. Dann band er sein Pferd Justitia an einem Ast fest und schlich sich zu dem Mann, der ihn gewarnt hatte.
    Es waren zwei der Zurückgebliebenen.
    "Was ist los, wo sind die beiden anderen?" fragte Brigio.
    Thimenas, ein junger, drahtiger Mann aus Pannonia superior klärte ihn auf.
    "Wir haben vor ca. einer halben Stunde auf der anderen Wegseite im Wald Männer mit Fackeln gesehen. da haben wir die Pferde versteckt. Manlius und Casca sind hingeschlichen um auszukundschaften was da vorgeht.
    Sie müßten bald zurück sein."
    Brigio nickte kurz und hoffte, daß sie eine Spur vom Decurio hatten.

    Irgendetwas seltsames ging hier vor. Es begann schon zu dämmern aber Brigio und seine Männer hatten noch keine Spur.
    Wo blieb Merowech mit der Suchmannschaft, wo waren Cupidus und seine Männer, und wo zum Hades war der Decurio!?! Es war zum Kotzen.
    Brigio hielt die Männer an. "Wir kehren zurück zur Kreuzung. Es hat keinen Sinn mehr weiter in den Wald vorzudringen, wenn wir bald nichts mehr sehen.
    Wir können nur hoffen, daß der Suchtrupp bald eintrifft. Also, zurück zur Kreuzung."

    Auf einer kleinen Lichtung hielten die zwei Hispanier an. Valianus sagte: "Da sind Hufspuren, aber nicht mehr ganz frisch." Brigio trat hinzu. Es waren eindeutig beschlagene Hufe. Aber von wem?
    Vielleicht waren es Späher von Cupidus Männern. Schließlich operierte er ganz in der Nähe.
    Langsam rückten sie weiter vor.

    Die verbliebenen Eques schauten den davongallopierenden Kameraden kurz nach, dann machten sie sich an die Suche.
    Zum Glück wußte einer der jüngsten, auf welche Seite der Decurio in den Wald geritten war.
    Brigio teilte vier Mann ein, die an der Wegkreuzung Posten beziehen sollten, falls der Decurio oder jemand anders auftauchen sollte.
    So könnten sie als Melder fungieren.
    Mit den anderen stapfte er in die Richtung, in der der Decurio zuletzt gesehen wurde.
    Von Zeit zu Zeit riefen sie laut seinen Namen.
    "Verdammt", dachte sich Brigio," wo steckt der bloß?"
    An der Spitze der kleinen Gruppe gingen Sertorus und Valianus, zwei Hispanier die am besten Fährten lesen konnten.

    Brigio hielt nervös nach dem Decurio Ausschau. Es kamen immer noch Grüppchen von Reitern zurück, aber der Decurio war nicht dabei.
    Aufgrund der ungewissen Lage faßte Brigio einen Entschluss.
    Er rief alle Reiter der Turma zu sich.
    "Kameraden, unser Decurio ist anscheinend immer noch im Wald. Ob er in einer Notlage ist, oder gleich hier auftaucht kann ich nicht sagen.
    Bis er wieder bei uns ist übernehme ich in Ermangelung eines Offizieres als dienstältester Eques vorübergehend das Kommando.
    Da es bald dämmert schlage ich vor, daß Merowech die Hälfte der Männer zusammen mit den Gefangenen zurück ins Lager nach Borbetomagus führt. Dort macht ihr Meldung und die Gefangenen können verhört werden.
    Der Rest durchkämmt mit mir den Wald und sucht den Decurio.
    Falls wir ihn finden, oder er von selber wieder auftaucht, kehren wir sofort
    zurück. Falls wir bis zur Dunkelheit nicht im Lager sind, schickt ihr einen
    Suchtrupp mit Fackeln.
    Noch Fragen?"

    Brigio ritt mit Merowech zu den anderen, aber den Decurio konnten sie nicht entdecken.
    "Wo ist der Decurio?" fragte Brigiio die anderen, aber er bekam nur ein Schulterzucken.
    War er etwa auch auf "Jagd"?
    Brigio blickte Merowech fragend an.

    Brigio war hinter einen fliehenden Gestalt hergeritten, hatte sich dann aber im Unterholz verheddert. Von den fliehenden war weit und breit nichts mehr zu sehen.
    Also kehrte Brigio um und entdeckte Merowech, der einen Gefangenen hatte.
    Er rief ihm zu:"Großartig Merowech, da vorne an der Wegkreuzung sind noch andere Kameraden mit Gefangenen. Wir reiten hin und liefern deinen ab."

    Auf das Klirren der Schwerter hin verließen die Gestalten ihre Verstecke an und auf den Bäumen und rannten davon.
    Brigio nahm am vorderen Ende der Linie eine Bewegung der Reiter wahr und stieß Merowech an. "Komm Merowech, wir schnappen uns die Burschen." Er trieb sein Pferd an und ritt den Fliehenden nach.

    Brigio hatte sich wieder an seine alte Position begeben, nachdem er den Decurio auf die Gestalten aufmerksam gemacht hatte, als dieser den Befehl gab, die Waffen zu ziehen und in Linie aufzustellen.
    Ein einziges Klirren ertönte, als 32 Reiter gleichzeitig ihre Spatha zogen.
    Waren es die Banditen? War es eine Falle?

    Sim-Off:

    Sorry L.A.D., wollte auch mal für ein wenig Action sorgen. :D


    Angespannt wartete Brigio neben Merowech, was als nächstes passieren würde.