Beiträge von Mamercus Brigio

    "Nein, natürlich nicht alleine. Wir sorgen schon dafür, daß du dort gut ankommst."
    In diesem Moment kam Merowech mit Cupidus zurück. Brigio salutierte und berichtete kurz.
    "Salve Duplicarius. Der Optio ist anscheinend halbwegs wieder unter den Lebenden. Sollen wir ihn ins Lager transportieren? Der Centurio wollte gleich Bescheid wissen, wenn sein Zustand sich ändert."

    "Willkommen zurück in der Welt der Lebenden, Optio. Scheint so, als wärst du Charon im letzten Moment von seinem Kahn gehüpft.
    Wir sind Reiter der Ala II. Mein Name ist Mamercus Brigio, das da drüben ist Merowech von Veldidena. Und dieser kleine Knilch hier ist ein Capsarius aus deiner Einheit. Sieht so aus, als hätte er gute Arbeit geleistet.
    Meinst du, du schaffst den Weg zum Lager? Oder sollen wir einen Melder hinschicken? Dein Centurio will sofort wissen, wie es dir geht."

    Brigio schaute zu, wie der Sanitäter anfing, den Optio zu versorgen. Nach wenigen Minuten hatte der Capsarius die Wunde an der Schulter fachmännisch verbunden, vorher hatte er sie mit einer übelriechenden Paste bestrichen.
    Dann begann er die kleineren Schnittwunden am Körper zu versorgen um zum Schluß einen kleinen Lederschlauch aus seinem Sack zu ziehen.
    Er entstöpselte ihn und bat Merowech und mich den Oberkörper von Reatinus vorsichtig etwas aufzurichten.
    Dann flößte er ihm langsam die Flüssigkeit in den Mund. Ich roch deutlich den Alkohol. Das mußte eine höllisch starke Mischung sein.
    Dann mußten wir ihn wieder in die zwei Decken einwickeln.
    Der Capsarius meinte, daß er nun wieder zu sich kommen müßte.

    Trotz der Dunkelheit hatte Brigio problemlos den richtigen Weg zurück gefunden.
    Er sah Merowech bei dem Verwundeten wachen, als sie um den letzten Baum herum geritten kamen.
    Sofort sprang er ab und zerrte den Capsarius vom Pferd herunter, ließ sich seinen Sack zuwerfen und führte ihn zu Reatinus.
    "Los, tu dein Bestes. Aber denke daran, daß der Centurio ein besonderes Interesse daran hat, seinen Optio wieder lebend zu sehen!"
    Der Capsarius schluckte nervös, machte sich aber sofort ans Werk.
    Brigio ging zu Merowech und grüßte ihn, erleichtert, daß sie es noch rechtzeitig geschafft hatten.

    Brigio salutierte und rief: "Ich beeile mich, Centurio."
    Ohne sich weiter aufzuhalten, sprang er wieder auf sein Pferd und preschte los.
    Außerhalb des Lagers, sah er, wie einige Verwundete notdürftig von Legionären versorgt wurden.
    Endlich sah er auch einen capsarius, der sich seine blutigen Finger mit einem Krug Wasser abwusch.
    Er erklärte ihm schnell die Lage und daß er auf Befehl des Centurios handele.
    Wiederwillig packte dieser ein paar Verbandsmaterialien und andere Utensilien zusammen. "Und wie kommen wir dahin, ich kann nicht reiten!" rief der Sanitäter erschrocken.
    Brigio wurde fast schwarz vor Augen. Was sollte er tun. Sein Pferd Justitia war jetzt schon ziemlich fertig. Er konnte es nicht noch mit weiterm Gewicht belasten.
    In diesem Moment ritten zwei Kameraden aus der Turma I vorbei.
    Brigio hielt sie an und kurz darauf wurde der ängstlich dreinblickende Capsarius hinter Belasus, den Hispanier gesetzt und der andere schnappte sich die Tasche mit dem Verbandsmaterial.
    Jetzt konnten sie sich auf den Weg zurück zum verwundeten Optio machen, denn jede Sekunde zählte.

    Brigio entdeckte den Centurio, der sich gerade seinen Helm aufsetzte und ihn ansprach.
    Sofort zügelte Brigio sein Pferd, sprang ab, salutierte und machte Meldung.
    "Centurio, wir haben ein Stück weit vom Lager Reatinus in seinem Blut liegend gefunden. Er ist schwer verwundet, aber noch am Leben. Er braucht unbedingt einen Arzt."

    Brigio salutierte kurz, wendete seine Stute und gab ihr die Sporen. Er mußte es schaffen, rechtzeitig Hilfe zu holen.
    Das fahle Licht der Sterne und des Mondes machten den Ritt nicht gerade einfacher. Ein um das andere mal peitschten ihn die Zweige und Äste ins Gesicht. Nach kurzer Zeit, die Brigio wie eine Ewigkeit vorkam, erreichte er das Lager.
    Von einem wacheschiebenden Legionär erfuhr Brigio, daß Centurio Crispus das Lager inspizierte und sich irgendwo dort aufhalten mußte.
    In der Nähe einiger Hütten konnte er einige Offiziere ausmachen. Brigio hielt auf sie zu. Hoffentlich war der Centurio dabei.

    Brigio ritt ein Stück näher heran. Den Optio schien es ziemlich schlimm erwischt zu haben, aber er lebte wohl noch.
    "Merowech, hier habe ich noch eine Wolldecke. Nimm sie und wickle ihn damit ein. Versucht die unverletzten Körperteile warmzureiben, aber vorher muß die Wunde mit einem Druckverband verbunden werden.
    Cupidus, mit deiner Erlaubnis reite ich sofort zurück und mache dem Centurio Meldung. Ich glaube, sie haben auch einen Feldarzt dabei."

    Brigio war froh, die Suche nach Überlebenden gleichzeitig zur Suche nach ihrem Decurio nutzen zu können.
    "Ich bin fest davon überzeugt, daß er noch am Leben ist. Hier ist er nicht und von einem der Männer die mit Eburnus ritten weiß ich, daß er auch nicht im heiligen Hain war.
    Glaubt mir, wir finden ihn."
    Eilig stieg er auf sein Pferd und folgte den anderen aus dem Lager.

    Merowech war zu Brigio herangetreten und hatte ihm auf die Schulter geklopft. Brigio brachte ein Lächeln zustande, glücklich darüber, daß sein Freund wohlauf war.
    "Merowech, mein Freund. Ich glaube, sie werden uns in Confluentes zwar keinen Triumphzug veranstalten, aber ich freue mich trotzdem, wenn wir wieder ins Lager zurückkehren können.
    Vorausgesetzt wir finden unseren Decurio wieder.
    Komm wir fragen Cupidus, ob wir die Suche fortsetzen sollen."

    Als Brigio mit einer Handvoll Reitern begonnen hatte, den Großteil der Leute in den Pferch zu treiben, lichtete sich die Szenerie ein wenig.
    Immer noch ritten Eques durchs Lager, immer noch waren Bewegungen an den Hütten auszumachen, aber das Chaos war abgeebbt.
    Nachdem er ein paar Wachen eingeteilt hatte, sah Brigio, daß Centurio Crispus im Lager eingetroffen war.
    Brigio wollte sich auf den Weg zu ihm machen, um um Erlaubnis zu fragen, außerhalb des Lagers mit Fackeln nach Decurio Decius zu suchen, da er hier scheinbar nicht war.
    Als er an sich hinabblickte, blieb er jedoch stehen.
    "Ach du Schei..." entfuhr es ihm. Seine Kleidung war nicht nur mit Blut besudelt, sondern auch ordentlich vollgekotzt.
    Das mußte wohl während des Kampfes passiert sein, er wußte nicht mal, ob es von ihm selbst war.
    Schnell kippte er etwas Wasser aus seinem Schlauch darüber und wischte den Rest mit etwas Stroh weg.
    So konnte er dem Centurio unter die Augen treten.
    Er sah, wie dieser gerade Duplicarius Cupidus ansprach, der aus einer Hütte kam, deshalb blieb er in geringer Entfernung stehen und wartete, bis die Offiziere fertig waren.

    Brigio war mit Cupidus und der Hälfte der Turma I ins Lager eingedrungen.
    Eine erbärmliche Ansammlung von Hütten und Unterständen.
    Es herrschte das blanke Chaos.
    Der Rest der Banditen, Frauen und Kinder rannten wild umher, es schien, als seien sie führungslos.
    Brigio entdeckte einen leeren Pferch, in dem die Banditen wohl ihre Pferde einst stehen hatten. Brigio wand sich an Cupidus.
    "Duplicarius, sollen wir anfangen, die Leute in den Pferch zu treiben? Dort können wir sie bewachen und die Situation wird hier etwas überschaubarer."

    Brigio wollte gerade überlegen, ob sie Merowechs Rat die Suche abzubrechen befolgen sollten, als er Cupidus und einige Reiter weiter vorne stehen sah.
    Sie warteten an einer Art Wall. Im Hintergrund wurde nun das Lager sichtbar.
    Brigio machte Cupidus Meldung.


    "Cupidus, wir sind auf einige Banditen gestoßen. Die meisten hatten sich ergeben und wurden gefesselt nach hinten gebracht, alle anderen sind im Reich der Toten, oder auf dem Weg dorthin.


    Wie lauten deine weitern Befehle?"

    Mit den Pferden war es kein Problem, die Fliehenden nach und nach einzuholen. Einige versuchten noch sich zu verteidigen, wurden aber gnadenlos niedergemacht.
    Doch als sich immer mehr kampflos ergaben, konnte Brigio einen Kameraden gerade noch davon abhalten, auf die wehrlosen Männer einzustechen.


    "Halt Männer, diese Banditen hier wollen sich ergeben. Ich weiß, daß der Hass bei einigen von uns groß ist, aber bedenkt, daß sie lebend immerhin noch als Sklaven verkauft werden können.


    Und dann bekommt jeder von uns seinen Anteil.
    Ihr zwei entwaffnet diese Banditen vollständig, fesselt sie und bringt sie nach hinten zu den anderen.
    Der Rest sucht weiter. Immerhin fehlt auch noch ihr Anführer und ich glaube unsere Offiziere brennen darauf, ihn lebend in die Hände zu bekommen
    Natürlich gehen wir trotzdem kein Risiko ein. Wer sich nicht erkennbar ergibt, wird angegriffen!
    Alles klar Männer? Dann weiter, los."



    Brigio war froh, daß er ein Gemetzel verhindern konnte. Er haßte diese Banditen zwar auch, aber unbewaffnete Männer abschlachten war nicht sein Ding.

    Zu Brigios großer Freude tauchte Merowech bei ihm auf und Brigio wollte ihn schon zur Begrüßung am Arm heben, als Merowech ihn auf seine Verletzung hinwies.
    Schnell riss er einen Streifen Leinen aus der Tunika eines gefallenen Kameraden und band ihn notdürftig um Merowechs Arm, als Cupidus Befehl zur Verfolgung der Banditen kam.
    "Komm, wir holen unsere Pferde. Der Verband müßte halten, aber wenn das hier alles fertig ist, laß ihn auf jeden Fall vom Legionsarzt untersuchen. Wenn du dann noch lebst!"
    Der letzte Satz war als Scherz gemeint, aber andererseits hatte Brigio auch schon Männer an kleineren Kratzern sterben sehen, da sich die Wunden entzündet hatten.


    Schnell hatten sie die Pferde erreicht, die während des Kampfes nach hinten gebracht worden waren. Während sie aufstiegen, trafen zu ihrer Freude auch die anderen Männer ihres Contuberniums ein.
    Brigio rief ihnen zu: "Was auch passiert, achtet darauf bei der Verfolgung so weit es geht zusammen zu bleiben, keine Einzelgänge. Wenn ihr sie einzeln verfolgt, seid ihr verwundbar. Los gehts!"
    Und schon preschten sie in den Wald, den fliehenden Banditen hinterher.

    Die Männer der Ala hatten sich an der Flanke der Centurie aufgestellt und kämpften wie die Legionäre. Der Blutzoll war auf der Seite der Banditen ungleich höher, da sie gegen einen Wall aus Schilden und Schwertern kämpfen mußten. Einer nach dem anderen fiel, was deren Nebenmänner dazu veranlaßte, sich unzudrehen und in den Wald zu flüchten.
    Brigio hatte einen ziemlich jungen Banditen, vielleicht sechzehn Jahre alt, mit einem Stich in den Unterarm dazu gebracht, seine Waffe fallen zu lassen.
    Schnell packte er ihn und zerrte ihn nach hinten, wo ein paar Legionäre in Reserve standen.


    "Der hier ist zu jung zum Sterben, schafft ihn zu den anderen Gefangenen."


    Dann ging er wieder in die Kampflinie, wo nur noch die verwegensten Banditen, Angriffe gegen die Legionäre starteten.


    Brigio sah den Centurio Crispus, der mit einem schnellen Streich einen Banditen erledigte. Dies veranlaßte fast alle Banditen augenblicklich vom Kampf abzulassen und das weite zu suchen.


    Brigio rief seinen Kameraden zu: "Wir haben gesiegt, wir haben gesiegt! Roma Victrix!!
    Dann brandete ein ohrenbetäubender Jubel los. Die Banditen waren besiegt. Ob sie die Verfolgung aufnehmen sollten? Brigio blickte zu Cupidus und Crispus, ob ein Befehl erging.

    Brigio hatte eine ganze Weile auf seinen Kontrahenten eingeschlagen, als er von einem Kameraden zurückgezogen wurde.
    Brigio wurde sich erst jetzt bewußt, daß um ihn herum eine ausgewachsene Schlacht stattfand.
    Er blickte noch einmal auf den germanischen Verräter zurück und konnte noch nicht einmal sagen, ob er ihn richtig getroffen hatte, er lag reglos im Schnee.
    Da hörte er Romanus rufen, daß sie sich zu den Legionären zurückziehen sollten, um deren Flanken zu sichern.
    Langsam lösten sich die Männer aus den Kämpfen und gingen in Richtung der Legionäre.
    Einige der Banditen meinten wohl, daß die Römer aufgaben und setzten mit Jubelschreien nach, aber keiner der Eques ließ auch nur eine Sekunde einen de Banditen aus den Augen, so daß die wagemutigsten sich zu nah heranwagten und prompt die Quittung dafür erhielten.
    Auch Brigio erwischte einen der Banditen, der für einen Moment seine Deckung entblößte, um den Arm in Siegerpose nach oben zu reißen.
    Er bohrte seine Spatha dem verdutzten Banditen durch die Achsel ins Herz.
    Schnell zog er sie wieder heraus und machte sich auf den Weg zu seiner Position.

    Brigio hatte beim Klang des Hornes sofort sein Pferd gezügelt, als sich auch schon ein Germane am Hals des Tieres zu schaffen machte.
    Brigio trat seinem Pferd Justitia kurz in die Flanken, wodurch diese sich erschreckt aufbäumte und den Germanen wegschleuderte.
    Erschrocken schaute Brigio zu Merowech, der sich eines Schwerthiebs eines anderen Germanen erwehren mußte.
    Brigio machte einen schnellen Satz auf ihn zu und schlug mit dem Schildbuckel der Parma nach dem Angreifer, als er dessen Gesicht richtig wahrnahm.


    "Corax Scyphax," rief er erstaunt aus, als er sich an den komischen Typ erinnerte, der vor einiger Zeit als Probatus in Confluentes bei ihm war.


    Brigio ließ sich aus dem Sattel fallen und zischte seinem Gegenüber zu:


    "Scyphax, du mieses, kleines Verräterschwein."


    Mit einem gellendem Wutschrei stürzte sich Brigio auf Scyphax und und drosch mit der Spatha auf ihn ein.

    Cupidus kam angeriten und verteilte ein paar Wurststücke. Wenn Brigio eines gelernt hatte, dann daß ein Soldat jede Gelegenheit nutzen sollte etwas zu essen, wenn er sie bekam.
    Also stopfte er das Wurststück schnell hinein und spülte mit Mulsum kurz nach.
    Es ging also los. Wieder würden sie die Spitze bilden, aber diesmal würden sie gewarnt sein und sich nicht mehr so leicht übertölpeln lassen.

    Nachdem Brigio die verbliebenen Wurfspeere verteilt hatte, setzte er sich wieder auf und ritt zu Merowech und Quintus.
    "Kameraden, uns steht noch ein heißer Tanz heute nacht bevor."
    Als er die beiden kauen sah, genehmigte er sich auch noch schnell einen Bissen Brot und spülte es mit einem Rest Mulsum vom Morgen runter.
    "Hier, trinkt noch nen Schluck. Schmeckt zwar wie Bullenpisse, aber es hält euch wach." Er reichte seinen Schlauch Merowech und Quintus hin.