Beiträge von Sergia Plotina

    Entsetzt sah Plotina aus dem Fenster ihres Cubiculums nach draußen: Es musste schon mindestens 10 Uhr sein! In der Nacht hatte sie nicht gut geschlafen; ein böser Traum von einem Ungeheuer, das in die Casa Sergia eindringen wollte, hatte Plotina immer wieder aufgeschreckt. :D


    Nach einem zerfahrenen und hastigen Frühstück war Plotina noch einmal schnell in ihr Zimmer gelaufen, hatte auch noch einmal auf ihrem Bett Platz genommen - und war dort tatsächlich eingenickt. Jetzt war es schon reichlich spät für ihren geplanten Besuch in der Acta-Redaktion.


    In aller Eile richtete sich Plotina, so gut es ging, die Haare und riss ihren Lederbeutel an sich, in den sie ihre Unterlagen zum Glück schon am Vorabend in aller Ruhe eingeordnet hatte. So, und nun schnell die Treppe hinunter und zur Tür hinaus!


    Trotz ihres wuchtigen Körpers flog die Sergierin geradezu und langte auch schnell an der Porta an. Sie war gerade dabei, sich eines ihrer Sandalenpaare überzustreifen, die sie aus Bequemlichkeit in der Nähe der Haustür gebunkert hatte - als sie draußen vor der Porta verdächtige Geräusche hörte. Unwillkürlich zuckte Plotina zusammen: Sollte das etwa wirklich ein Ungeheuer sein? Doch noch im selben Moment, in dem dieser Gedanke die junge Frau durchfuhr, wies sie sich auch schon selbst innerlich zurecht und erinnerte sich daran, dass sie schließlich kein kleines Mädchen mehr sei. Außerdem war nun auch ein Klopfen zu hören, und Plotina war sich ziemlich sicher, dass ein Ungeheuer solche Höflichkeits-Konventionen bei einem Einbruch in ein Haus beiseite lassen würde.


    So zurrte Plotina entschlossen nun auch die zweite Sandale zurecht, richtete sich auf und öffnete mit einem Ruck die Tür. Ihre Freude hätte größer nicht sein können:


    "Curio!"


    Ohne zu zögern, warf sich Plotina ihrem Verwandten um den Hals. Als ihr Lederbeutel sich zwischen die beiden drängte, wischte die junge Frau ihn resolut beiseite und drückte ihren Verwandten nochmals an sich. Erst langsam löste sie sich von ihm und sah ihn aufmerksam an. Dann sagte sie ganz einfach:


    "Willkommen zu Hause! Und: Hereinspaziert!"


    Die Acta konnte warten. :P

    Wieder war es Stella gelungen, Plotina zum Lachen zu bringen! Die Sergierin genoss das Plauderstündchen mit ihrer Gesprächspartnerin in vollen Zügen: Endlich mal keine anstrengende Acta-Recherche, endlich mal kein Wortgefecht mit einem Familienangehörigen!


    "Na ja, also, wenn das Haus erst einmal in Flammen steht, dann nimmt man wohl jede Hilfe, die man kriegen kann, und schaut nicht so genau hin, wer das dann ist. Wenn aber jemand auf mich aufpassen sollte, der bräuchte wohl viel Geduld und guten Willen!"


    Mit ihrem schwer zu deutenden Lächeln sah Stella schon fast wie eine professionelle Heiratsvermittlerin aus! Als Plotina aber wieder an den wirklichen Beruf ihrer Gesprächspartnerin dachte, wurde sie sehr schnell ernst.


    "Aber, stell dir mal vor - nein, daran darf man gar nicht denken - aber wenn doch: Wenn in dieser Bibliothek hier mal ein Brand ausbrechen würde, oder in der großen von Alexandria ...."

    Zitat

    Original von Quintus Octavius Augustinus Minor
    Ich nickte dankend.


    Nachdem ich mich von allen verabschiedet hatte, und dem Ehepaar noch einmal das Beste für die Zukunft gewünscht hatte, verließ ich die Hochzeitsfeier...


    Seltsam dachte Plotina, als sie sich eine schöpferische Pause von ihren Erzählungen über Alexandria gönnte - seltsam, wie die Zeit allein alles unter den Sternen verändert, und welchen Wandlungen die Menschen im Laufe ihres Lebens ausgesetzt sind. Es war doch noch gar nicht so lange her, dass Plotina allein den Weg von Ostia nach Rom gegangen war und dann ihre ersten Schritte in der ewigen Stadt gemacht hatte. Wie allein war sie sich in den ersten Tagen vorgekommen! Wie fremd unter all diesen lateinisch sprechenden Menschen! Wie viel Heimweh nach Aegyptus hatte sie gehabt!


    Soviel Zeit war eigentlich noch gar nicht vergangen - und doch: Eigenartig fremd kam Plotina nun das Gespräch über das Land am Nil vor. All das schien schon so weit hinter ihr zu liegen; und an manches konnte sie sich tatsächlich gar nicht mehr genau erinnern. Dabei freute sie das große Interesse, welches man Alexandria und Aegyptus in dieser Runde offenbar entgegenbrachte, auch wenn es eher beruflicher Natur war wie bei dem jungen aufstrebenden Germanicus Octavianus, der es nun ziemlich eilig hatte, sich zu verabschieden; die Karriere wartete wohl nicht. Plotina wünschte ihm ein aufrichtiges


    "Vale!"


    hinterher. Sie bemerkte allerdings auch, dass der kurze Gedankenaustausch mit ihm in ihr ein merkwürdiges Gefühl hinterlassen hatte. Was war passiert? Einen Moment lang schaute sich Plotina ratlos um, wobei ihr Blick ihren Cousin streifte - und auf der Stelle war ihr klar, was sie die ganze Zeit unbewusst gestört hatte: Lupus hatte sie während ihres Gesprächs mit Germanicus Octavianus lauernd angesehen und mit dem gleichen Blick auch immer wieder in die Runde geschielt. Ein Mal war es ihr sogar so vorgekommen, als hätten die beiden milites Germanicus Octavianus und Sergius Lupus einander zugezwinkert. Betrachtete ihr eigener Cousin sie nun also als eine Art Schaustück, eine Rarität, die man zur Belustigung vorzeigen konnte? Sie wusste natürlich, dass er einige ihrer Ansichten nicht teilte und auf ihre Lebensweise nicht stolz war, aber das ging zu weit. Na warte .... :D


    "Lupus, dich habe ich ja ganz vernachlässigt! Es ist schade, dass du uns allen während des Gesprächs mit Germanicus Octavianus deine Meinung zu diesen Dingen vorenthalten hast! Nun aber spann uns nicht länger auf die Folter: Wäre das nicht auch etwas für dich, nach Alexandria zu gehen, gerade jetzt, da du Capsarius geworden bist? Immerhin ist Ägypten ja berühmt für seine Heilkunst. Und du hörst ja selbst, welch vornehme und bedeutende Persönlichkeiten du dort beschützen könntest, z.B. Artoria Medeia."


    Die entsprach ja sicherlich mehr Lupus' Vorstellungen von einer vollkommenen Frau - so glaubte jedenfalls Plotina ihren Verwandten durchschaut zu haben. Schleunigst wandte sie sich von ihm ab, um ihm für den Moment die Möglichkeit einer Erwiderung abzuschneiden; innerlich allerdings war sie aufs Höchste gespannt, was er antworten würde. :P


    Um sich keiner maßlosen Völlerei hinzugeben, langte Plotina jetzt zu keiner weiteren Frucht, sondern ließ sich noch einen Becher gemischten Wein geben, allerdings einen mit nur wenig Wein, denn bei einem Gespräch mit einer Artoria Medeia über Aristoteles sollte man nicht zuviel gekippt haben. :D


    "Ich stimme dir, Medeia, vollkommen zu, was den unterschiedlichen Schwierigkeitsgrad von Platon und Aristoteles angeht. Platons Stil lädt dazu ein, ihn wie einen Mythos zu lesen. Doch schon seit einiger Zeit werden viele Aspekte seines umfangreichen Werkes ja gerade in Alexandreia von ganz neuen Perspektiven her problematisiert; es scheint sich eine regelrechte Schule herauszubilden."


    Einen Moment lang überlegte Plotina, ob sie nun hier den Teilhabe-Gedanken bei Platon oder vielleicht die Gotteslehre des Aristoteles zum Thema machen sollte. Sie entschied sich aber dagegen und füllte die Gesprächspause mit einem Lächeln, mit dem sie das warme Strahlen ihrer Gesprächspartnerin erwiderte.


    Zitat

    Original von Artoria Medeia
    „Eine doch im Grunde erstaunliche inhaltliche Linie, die wir verfolgen. Erst sprachen wir über Aristoteles und nun über Alexandria, die Stadt Alexanders und Schüler des Aristoteles. Manche Kreise fügen sich wie von selber zusammen.“


    Begeistert verfolgte Plotina, wie die gebildete Artorierin spielend von der Philosophie über die Historie wieder zu Alexandria hinüberleitete. Sie selbst konnte sich nicht enthalten, dazu einen gewissen Beitrag zu leisten:


    "Aber Vorsicht mit den Philosophen und ihren hochgestellten Schülern. Wenn ich da an einen gewissen Zögling unseres Seneca denke ..."


    Die Sergierin brauchte nicht weiterzusprechen, denn das von ihr angedeutete Thema würde sicher noch die Phantasie vieler Jahrzehnte, ach was, Jahrhunderte beschäftigen. So griff Plotina lieber wieder - ja, sie war schwach - zu einer Kirsche, die sie ohne große Umstände in ihrem Mund versenkte. Dort hätte diese sicherlich auch das übliche Schicksal einer Speisekirsche ereilt, nämlich zermalmt zu werden, wenn Medeia nicht unvermittelt die Frage gestellt hätte, ob dem Bericht des Plutarch zu trauen sei, dass im alexandrinischen Gymnasion Männer und Frauen zusammen nackt trainierten. Plotina war nicht wenig schockiert über diese Frage, für die sie in ihrer Jugend von ihrem Paedagogos einen langen Stubenarrest erhalten hätte. Auf der anderen Seite - Plotina wusste nicht, wieso - machte diese Frage Medeia in ihren Augen noch sympathischer und interessanter. Die besagte Kirsche jedenfalls rutschte infolge des leichten Schocks unzerkaut in Plotinas Hals, und es kostete die Sergierin einige Mühe, sie schließlich ohne größere Unfälle hinunterzuwürgen. Diese Zeit nutzte sie, um eine Antwort auszudenken, die sie dann auch äußerte, allerdings mit gedämpfter Stimme:


    "Medeia, soll ich dir diese Frage wirklich hier beantworten - in Gegenwart deines Gemahls?"


    Dabei sah sie sie interessiert an.

    "Mich hindert die mangelnde Erfahrung, die ich mit sowas habe. Und schließlich möchte ich nicht bankrott gehen",


    erwiderte Plotina auf den Hinweis ihres Cousins. Viel mehr als die Eröffnung eines Betriebes beschäftigte sie aber, dass sie den Worten des Lupus schon wieder hatte entnehmen können, wie wenig sie über das Leben der Soldaten wusste.


    "Aber ich wusste gar nicht, dass ihr das nicht dürft, hm ... Sag', stimmt es eigentlich auch, dass ihr nicht heiraten könnt? Irgendwo habe ich so etwas gehört?"

    Während die Sonne die beiden Ruhe suchenden jungen Damen beschien, blinzelte Plotina Stella nur ein wenig an, als diese wieder anfing zu sprechen. Als sie aber mit einer wahren Unschuldsmiene ihre letzte Frage gestellt hatte, riss Plotina ihre Augen auf und musste laut lachen.


    "O je, ist das der Eindruck, den ich auf dich mache! Wenn das mein Cousin hören könnte, der immer so um meine Ehre besorgt ist!"


    Vor Lachen musste Plotina nach Luft schnappen. Als sie davon wieder ein bisschen in sich eingesogen hatte, sprach sie weiter.


    "Mein Cousin Titus Sergius Lupus ist nämlich Capsarius bei den CU; durch ihn weiß ich ein bisschen was über die Einheiten, die hier so in Rom stationiert sind. Aber nein, ich kann mich, ehrlich gesagt, nicht erinnern, überhaupt schon jemals einen Angehörigen der Vigiles getroffen zu haben. - Na, ist vielleicht auch besser so, immerhin möchte ich ja nicht, dass unser Haus in Brand gerät. Oder könntest du mir da jemanden von Vigiles nennen, den kennenzulernen sich lohnen würde - abgesehen von deinem Verwandten natürlich?" :D


    Plotina sah Stella mit einem Verschwörerblick an, musste gleich darauf aber wieder lachen.


    "Jedenfalls freut es mich, dass dir die Arbeit in der Bibliothek so gut gefällt. Ich finde immer, es ist ein wahres Göttergeschenk, wenn man eine Arbeit machen kann, die einem liegt."

    Leder?? Plotina sah Lupus einen Moment lang entsetzt an - und hätte nicht viel entsetzter aussehen können, wenn ihr der miles das Fell wie Leder gegerbt hätte. :D


    "O, du hast eine Strafe erhalten, das tut mir Leid. Aber dieses Leder - vielen Dank für dein liebes Geschenk, aber da ich ja auch keinen Betrieb besitze ...."


    In diesem Moment ging Plotina ein Gedanke durch den Kopf.


    "Hast du eigentlich einen Betrieb? Ich habe schon manchmal überlegt, einen zu eröffnen, aber bis jetzt habe ich mich dazu nicht durchringen können. Wie sieht es denn bei dir aus?"

    Zitat

    Original von Artoria Medeia
    Epicharis, Plotina, Plautius, Medeia et Lupus + Augustinus Minor


    Nach ihren erhellenden Ausführungen über Alexandria et Aegyptus :D beschloss Plotina, sich nunmehr wieder sinnlichen Genüssen hinzugeben. Sie langte nach einem verführerisch duftenden Melonenstück und richtete ihren Blick wieder auf Artoria Medeia. Dieser war es vorhin gelungen, in wenigen Sätzen die stilistischen Vorzüge sowohl des Griechischen als auch des Lateinischen auf den Punkt zu bringen. Plotina hätte ihr noch stundenlang zuhören können.


    "Du machst mir frischen Mut für meine Lektüre des Aristoteles, Medeia! Gerade der Philosoph aus Stageira hat mir bislang mit seinem Stil eher Schrecken eingejagt - oder was es doch der Inhalt?! Jedenfalls scheine ich noch nicht zu den richtigen Texten gekommen zu sein; ich werde deinen Rat beherzigen! Sicherlich bist du auch die beste Ratgeberin deines Gemahls, wenn es um die Auswahl von Lektüre geht; wie ich seiner Aussage entnehmen konnte, zieht es ihn ja auch mit Macht nicht nur zu gladii, sondern auch zu Schriftrollen hin."


    Dass Plotina durchaus der Ansicht war, dass es gerade die halb griechische Herkunft und die hellenisch geprägte Erziehung war, die Medeia zu der vornehmen Erscheinung machten, die sie war - diesen Gedanken verschwieg Plotina lieber in Gegenwart der römischen Patrizierin Claudia Epicharis. Außerdem konnte natürlich selbst ein ungeübtes Auge erkennen, dass Epicharis der Medeia in Anmut und Eleganz wirklich in nichts nachstand, auch wenn sie mit einem Korbsessel Vorlieb genommen hatte, während Medeia sich auf einer Kline drapiert hatte. Einen Moment lang war Plotina versucht, an sich selbst herunterzusehen und ihre eigene Körperhaltung auf ihrem Korbsessel in Augenschein zu nehmen; sie blinzelte auch schon, wandte dann aber schnell ihren Blick erfreulicheren Gegenständen zu.


    Denn auch Medeia hatte sie nun wieder nach Alexandria gefragt, und Plotina wollte keine Antwort schuldig bleiben, wenn auch ...


    "Siehst du, und schon hast du mich auf dem falschen Fuß erwischt! Ich kann dir gar nicht einmal genau sagen, wie groß Alexandreia ist; ich nehme aber an, dass Rom schon noch größer ist, wahrscheinlich sogar um vieles größer. Alexandria wirkt aber so groß, weil es so ... wie soll ich sagen, lebendig ist und eben auch brodelnd. Die verschiedenen Kulturen leben viel enger zusammen, als ich es bislang hier in Rom erlebt habe. Und bedenke den Hafen: Während er hier getrennt von Rom in Ostia ist, ist er in Alexandria ganz in die Stadt integriert."


    Die Sergierin überlegte einen Moment lang. Dann fügte sie noch hinzu:


    "Ich möchte nicht falsch verstanden werden: Ich will natürlich niemanden davon abhalten, nach Alexandreia zu gehen, ganz im Gegenteil, ich denke, dass Alexandria das Zentrum von Wissenschaft und Gelehrsamkeit ist. Ich bin nur schon vielen begegnet, die nach Alexandria gekommen sind mit nichts als der Herodot-Lektüre, und die Zauber, Magie und Geheimwissen suchten. Das alles mag es dort geben, es gibt aber auch ganz handfeste Herausforderungen - und nicht zuletzt haben ja auch wir dort ganz handfeste Interessen, wenn ich da an die Getreideversorgung denke"


    Bei diesen letzten Worten hatte Plotina ihren Blick wieder Germanicus Octavianus zugewandt.


    "Ich wünsche dir eine gute Entscheidung. Große Verantwortung lastet auf dir in jedem Fall, doch du machst den Eindruck, als wollest du sie tragen."

    So seltsam und geschraubt sich Plotina ab und zu ausdrückte, so handfest dachte sie oft in praktischen Dingen. Daher fiel ihre Antwort unmissverständlich aus:


    "Na, zum Beispiel durch eine gute Bezahlung. Wie ich höre, verdient ihr nicht besonders."


    Interessiert musterte Plotina ihren Cousin.


    "Ich will dir nicht zu nahe treten, aber dein Rock ist auch schon ein bisschen verschlissen. Vielleicht kann ich meinen Anteil an einer besseren Würdigung unserer Soldaten ja leisten, indem ich mich an der Anschaffung eines neuen Rocks beteilige." ;)



    Sim-Off:

    Wi-Sim

    Leider erst nachdem sie die junge Frau angesprochen hatte, bemerkte Plotina, dass sie sie gestört und aus ihren Gedanken gerissen hatte. Plotina bedauerte dies, aber nun war es einmal passiert. Zudem bot ihr die junge Dame auch gleich sehr freundlich einen Platz neben sich auf ihrer Marmorbank an. Dankend setzte sich die Sergierin zu ihr und lauschte der Vorstellung, die ihre nunmehrige Sitznachbarin von sich selber gab. Mit der Nennung ihres Arbeitsplatzes und ihres Namens hatte Plotina die entscheidenden Stichworte gehört.


    "Furia Stella? Ja, dieser Name kommt mir auch wirklich bekannt vor, wenn ich nur wüsste ... Ah, arbeitest du hier vielleicht in der Bibliothek bei dem curator libris Theodoros Alexandreus? Dann habe ich dich hier sicher schon einmal gesehen."


    Plotina stockte, waren diese Erinnerungen für sie doch mit so manch unangenehmem Gefühl verbunden, das sie nicht zu deuten vermochte.


    "Und hast du vielleicht einen Verwandten, der bei den CU - nein, bei den Vigiles arbeitet? Hm, du bist bestimmt auch damit beschäftigt, hier die Bibliothek neu zu ordnen. Diese Arbeit stelle ich mir ziemlich anstrengend vor. Kein Wunder, dass du hier mal eine Pause machst - und dann bei dem angenehmen Wetter..."


    Plotina schloss die Augen und genoss es, wie der Wind um ihre Nase spielte.


    Plotina musterte den jungen Mann genauer: An Selbstvertrauen mangelte es ihm offenbar nicht.


    "Na ja, Alexandreia ist ab und an das, was man ein "heißes Pflaster" zu nennen pflegt. Es kommt dort immer wieder zu Spannungen zwischen den einzelnen Gruppen. Und die XXII hat in Alexandreia ja auch polizeiliche Aufgaben inne - also, jedenfalls war das zu meiner Zeit so, aber wie ich höre, ist in Alexandreia und Aegyptus ja derzeit einiges im Fluss."


    Plotina riskierte einen kurzen Seitenblick auf Germanicus Corvus, der ja wohl nicht nur als Ehemann frischgebacken war. Dann wandte sie sich wieder Germanicus Octavianus zu.


    "Aber natürlich, wenn du sechs Jahre lang am Limes warst ... Von einer Freundin, die in Mogontiacum lebt - Annaea Sorana - habe ich gehört, dass Germania immer noch eine Unruheprovinz sein soll."


    Plotina war bemüht, nun auch Matinius Plautius in das Gespräch einzubeziehen, da er sie ebenfalls nach Aegyptus gefragt hatte. Daher sagte sie noch zu Germanicus Octavianus:


    "Und die I - ja, das wäre natürlich ganz etwas anderes, die zieht ja jetzt wohl in den Krieg. Da wäre wohl Matinius Plautius ein Ansprechpartner?"


    Zitat


    Original von Camillus Matinius Plautius
    „Ach, du kommst aus Ägyptus? Wie ist Alexandria denn so? Meine Frau wird dort die nächsten Monate in der großen Bibliothek verbringen. Im Auftrag der Academia. Und wenn ich ehrlich bin, so beneide ich sie schon jetzt. Tausende von Schriftrollen. Stimmt es, daß es dort sehr viele Griechen und Juden gibt und Ägypter eine absolute Seltenheit sein sollen? Wie unterhalten sich die vielen Kulturen denn dort? Griechisch oder Latein?“


    Diesem von ihr erwähnten Matinius Plautius wandte sich Plotina nun zu.


    "Es ehrt mich, dass du mir solche Kenntnisse zutraust! Aber überschätz mich nicht! Ich war ja noch jung, als ich dort war, und gut behütet durch meinen paedagogos. Ich meine fast, dass deine Frau mehr über Aegyptus weiß als ich. Übrigens finde ich, dass die Bibliothek von Alexandreia zu beneiden ist, bald eine solche Mitarbeiterin zu haben."


    Plotina musste daran denken, dass dies für Medeia vielleicht auch eine Ablenkung sein könnte, während sie ihren Mann entbehren würde.


    "Ich hoffe, ich habe dich jetzt nicht in Sorge versetzt wegen dem, was ich gerade über die Sicherheit in Alexandreia gesagt habe. Es ist nur so, dass die drei Gruppen, die du erwähnt hast, nicht immer friedlich miteinander leben, wenn sie sich auch in griechisch verständigen können. Die Römer sprechen dort übrigens oft auch griechisch. Und Ägypter gibt es dort schon, sie werden allerdings leider sehr verachtet und erledigen meist die niedrigsten Arbeiten."

    Zitat

    Original von Titus Sergius Lupus
    Er deutete auf Quintus Germanicus Octavianus und sagte zu Plotina


    Darf ich dir Quintus Germanicus Octavianus vorstellen, der will der XXII anschliesen und die ist im Umland von Alexandria Stazioniert


    Lupus wartete auf Plotina's Reaktion ab und auch auf die reaktion der anden Damen war er etwas gespannt.


    Plotina musste einen Augenblick überlegen, bevor es ihr gelang, die Bezeichnung "XII" irgendwo unterzubringen. Dann aber fiel es ihr wieder ein, und sie bedachte den Neuankömmling, und gnädigerweise auch Lupus :D, mit einem freundlichen Lächeln.


    "Salve Quintus Germanicus Octavianus! Ich freue mich, dich kennenzulernen - zumal du vorhast, in meine alte Heimat zu gehen. Zu der Deiotoriana, nicht wahr? Das halte ich in der Tat für eine Herausforderung."


    Interessiert sah sie den jungen Mann an, der solchen Mut aufbrachte.

    Zitat

    Original von Claudia Epicharis
    Medeia, Plotina, Plautius und Epicharis
    "Das war nur ein kleiner Scherz, Plotina, der keineswegs ernst gemeint war. Es gibt zwar in beinahe jedem Artikel etwas zu berichtigen, doch sind es zumeist nur Flüchtigkeitsfehler, vor denen keiner gefeit ist. Mach dir also keine Sorgen", beruhgte sie die Subauctrix


    "Da bin ich aber erleichtert!",


    stieß Plotina hervor, und wer sie kannte, hätte ihr in diesem Moment direkt ansehen können, wie ihr ein großer Stein vom Herzen fiel. Dieser Stein hatte sein Gewicht freilich nicht nur von den vermeintlich-vermutlichen Fehlern, die Plotina in ihren Acta-Texten produzierte, sondern auch daher, dass sie sich stets sehr klein vorgekommen war vor den großen Namen ihrer "Kolleginnen" Medeia und Epicharis - Patrizierin und Lectrix diese, Koryphäe der (mindestens!) 400 Wissenschaften jene. In diesem persönlichen Gespräch aber offenbarten beide eine solche natürliche Liebenswürdigkeit, dass auch die Sergierin allmählich ihre Scheu ablegte und den erwähnten schweren Stein von sich wälzen konnte.


    Allerdings stimmte es sie traurig zu hören, dass ihre beiden Kolleginnen bald unter der Trennung von ihren Liebsten zu leiden haben würden. Und all die Angst, die sie ausstehen würden! Plotina sank auf ihrer Kline zurück und beschloss, das Gespräch der beiden Frauen einstweilen nicht zu stören. Sie würde schweigend mit ihnen fühlen.

    Plotina musste lachen, als sie hörte, dass sich die Leute in den heruntergekommenen Vierteln vor den CUlern versteckt und ihnen auf diese Weise Beachtung geschenkt hatten.


    "Du, ich kann mir aber auch vorstellen, dass du so richtig grimmig und respekteinflößend aussehen kannst, wenn du willst."


    Sie hielt einen Moment inne, um sich ihren Cousin in einer solchen Pose vorzustellen.


    "Mit der Beachtung meinte ich auch, dass man die milites für ihren gefährlichen Dienst nicht genügend würdigt."


    Plotina sah Lupus an und war gespannt, was er nun sagen würde.

    Nach einigen anstrengenden Tagen war Plotina froh, wieder einmal etwas Ruhe zu finden. Schon früh am Morgen hatte sie beschlossen, ihre privaten Philosophiestudien am heutigen Tage einfach mal beiseite zu lassen und stattdessen spazieren zu gehen und womöglich noch einen Ausflug in die Stadt zu machen. Selbst die Götter schienen dieses Unterfangen unterstützen zu wollen, hatte doch eine frische Brise eingesetzt, die die dumpfe Hitze der vergangenen Tage aus der Stadt vertrieb.


    Nach einigen Wanderungen führten Plotinas Schritte dann auch wieder einmal zur Schola Atheniensis, wo sie schauen wollte, ob nicht doch bald wieder ein neuer Kurs angeboten werden würde. Doch noch bevor sie das Gebäude erreicht hatte, merkte sie plötzlich, wie weh ihr nach dem stundenlangen Marschieren ihre Füße taten. Von ihren früheren Besuchen der Schola her wusste sie, dass neben dem Eingang eine kleine Marmorbank stand. Plotina beschloss, sich dort zunächst einmal niederzulassen und ihren Füßen Ruhe zu gönnen.


    Als sie am Gebäude der Schola Atheniensis anlangte, sah sie, dass auf dieser Bank bereits eine junge Frau saß, deren Gesicht Plotina irgendwie bekannt vorkam. Sie war sich nicht ganz sicher, aber als sie vor ihr stand, fasste sie sich ein Herz und sprach die Dame an.


    "Salve! Mein Name ist Sergia Plotina. Ich sehe, dass du dich hier ausruhst. Gestattest du dennoch, dass ich mich zu dir setze - und dich auch gleich neugierig frage: Kennen wir uns vielleicht von irgendwo her? Du kommst mir so bekannt vor."

    Zitat

    Original von Artoria Medeia


    Plotina war froh, jetzt nicht mehr so allein und verloren auf der Feier herumzustehen. Schon seit ihrer ersten Begegnung mit Decima Lucilla bei den Ludi Praetorae, als sie noch gar nicht für die Acta arbeitete, ahnte Plotina, dass sie in den Räumen dieser Zeitungsredaktion auf einige der interessantesten Frauen Roms treffen würde. Dass sich jetzt hier bei der Hochzeitsfeier von Germanica Aelia eine so zwanglose und stressfreie Gelegenheit ergab, einander kennenzulernen, erfreute Plotina sehr.


    Die gute Stimmung, in der sie sich jetzt wieder befand, milderte auch ihr Unverständnis für ihren Cousin ein wenig. Er mochte für seine schlechte Meinung über Quintus Germanicus Sedulus ja seine Gründe haben, dennoch war hier natürlich der denkbar ungeeignetste Ort gewesen, ihn dies wissen zu lassen. Plotina würde auf jeden Fall noch einmal auf diese Entgleisung zurückkommen; für den Moment aber wandte sie sich Lupus zu, der sich für kurze Zeit zu der "Acta-Gruppe" gesellt hatte und Oliven anbot. Mit einem dankenden Nicken nahm Plotina eine davon. Dann wurde Lupus auch schon wieder in ein Gespräch mit einem jungen Mann gezogen, der auf Plotina ebenfalls wie ein miles wirkte. Die Sergierin befasste sich aber nicht mehr näher damit, sondern kam gerne dem Vorschlag der Artoria Medeia nach, sich zu einigen Klinen und Stühlen zu begeben.


    Plotina war sehr von der zuvorkommenden Art Medeias angetan, nachdem ihr anfangs deren würdevolles Betragen doch gehörigen Respekt eingeflößt hatte. So beschloss die Sergierin, freimütig zu ihrer neuen Kollegin zu sprechen:


    "Artoria Medeia, mit deinem reizenden Willkommensgruß nimmst du mir auf charmante Weise meine Sorge, dich anzusprechen! Du strahlst eine solche natürliche Vornehmheit aus, dass ich dich wie Claudia Epicharis für eine Patrizierin gehalten hätte, als ich dich heute das erste Mal sah - wenn ich bei der Begrüßung nicht mitbekommen hätte, wer du bist."


    Plotina sah sie mit strahlenden Augen an.


    "Und du fragst nach mir! Na ja, über mich war in der Acta in letzter Zeit natürlich nicht so viel zu lesen wie über dich! Und: Ja, ich weiß mittlerweile, unsere Gens hat in der Vergangenheit nicht immer für positive Nachrichten gesorgt."


    Aus den Augenwinkeln heraus sah Plotina auf Lupus, der immer mehr in seiner Unterhaltung mit seinem neuen Gesprächspartner aufzugehen schien. :D Die Sergierin freute sich für ihn, wandte sich selbst aber schnell wieder ihrer eigenen Gesprächspartnerin zu.


    "Also, ich selbst bin noch gar nicht so lange in Rom, erst einige Monate. Geboren wurde ich im Nildelta in Sais, wo ich auch meine Ausbildung erhielt. Ich weiß dein Lob meines Stils zu schätzen, bin mir aber auch bewusst, dass mein Stil oft noch von griechischer Überfülle prangt. Aber ich hoffe, das wird sich noch abschleifen."


    Zitat

    Original von Titus Sergius Lupus


    Nun wollte Plotina natürlich keine Zeit mehr verlieren und ihrerseits Medeia nach ihrer Person fragen. In diesem Augenblick trat auf einmal wieder Lupus mit dem jungen Mann an sie heran, mit dem er sich die ganze Zeit unterhalten hatte. Er wollte ihn ihr vorstellen.


    "Ja, bitte?"


    sagte Plotina etwas verwirrt.

    Dankend nahm Plotina ein Stück von dem Huhn, das Lupus für sie abgeschnitten hatte, dazu noch etwas Brot. Bevor sie sich beides aber in den Mund steckte, drängte es sie, wieder etwas zu sagen:


    "Nun ja, das war ja auch nur so eine Idee von mir, ganz ernst habe ich das natürlich nicht gemeint. Aber es ist doch schade: Die milites, egal ob bei den CU oder den Legionen, tun so viel für unser Imperium, ja setzen sogar ihr Leben aufs Spiel. Und dafür erfahren sie eigentlich zu wenig Beachtung."


    Nachdenklich führte Plotina das Stück Huhn mit Brot nun an ihren Mund, hielt aber noch einmal kurz inne:


    "Oder findest du nicht auch, dass ihr zuwenig Beachtung bekommt?"

    Zitat

    Original von Claudia Epicharis
    Kurz darauf fand sich noch eine weitere Mitarbeiterin der Acta bei ihnen ein, welche sich als Sergia Plotina vorstellte. Epicharis musterte sie interessiert und neigte schließlich grüßend den Kopf. "Salve, ich bin Claudia Epicharis, die Lectrix, und ich finde jeden noch so winzigen Fehler", stellte sich Epicharis zu und musste anschließend lachen. "Na, dann willkommen. Ich bin auch noch nicht so lang dabei, aber man gewöhnt sich schnell an die Hektik einen Tag vor einer neuen Ausgabe."


    In der Zwischenzeit fand die Litatio statt, welche die Verbindung zwischen Aelia und Corvus besiegelte. Plotina, die zum ersten Mal so einer richtigen Hochzeit beiwohnte, war besonders angetan von der vornehmen Einfachheit der Zeremonie, die ohne Gepränge auskam. Ergriffen war wohl auch Decima Lucilla, die während der Litatio ein Schluchzen nicht ganz verbergen konnte. Oder war sie etwa betrübt, weil es bei ihr selbst noch immer nicht so weit war? :P Plotina warf ihr jedenfalls nach der Zeremonie ein aufmunterndes Lächeln zu


    Sim-Off:

    - zumal ich dich in dem Trubel einfach habe stehen lassen, wie ich gerade festgestellt habe: Sorry, Lucilla! :(


    So einfach die Litatio gewesen war, so erlesen war das Mahl, das die Sklaven mit geschickten Händen aufgetragen hatten. Da fiel es natürlich auch Plotina nicht schwer zuzugreifen. Lieber noch aber erwiderte sie nun die freundlichen Worte der Claudia Epicharis:


    "Dann sei noch einmal gegrüßt, Claudia Epicharis! Ich hoffe, deine Bemerkung, du fändest jeden noch so kleinen Fehler, sollte keine Anspielung auf meine Fehlerquote sein! Ich will mir auch immer große Mühe geben, damit der Stress bei dir vor jeder neuen Ausgabe nicht ganz so groß wird!" :D


    Erst jetzt wurde Plotina so recht bewusst, dass auch sie zu denjenigen gehört hatte, die Matinius Plautius neben seiner eleganten Ehefrau übersehen hatten - seltsam, dabei machte er wirklich eine gute Figur! In Plotinas Blickfeld trat er wieder, als er noch ein kurzes Wort an Claudia Epicharis richtete. Als er geendet hatte, zögerte Plotina natürlich keinen Augenblick, auch ihn zu beglückwünschen:


    "Salve, Matinius Plautius! Auch dir natürlich meine herzlichen Glückwünsche zu deiner Hochzeit! Und genieß diesen Tag in vollen Zügen, euch beiden sei es besonders gegönnt!"

    Auf die Auskunft ihres Cousins hin atmete Plotina hörbar auf und ließ die Schultern sinken, die sie in ihrer Abwehrhaltung hochgezogen hatte: Also kein Lupanar.


    Allerdings war sie sich immer noch nicht sicher, ob sie die Antwort von Lupus wirklich ganz verstanden hatte.


    "Da bin ich beruhigt! Aber sag, du arbeitest doch jetzt im Valetudinarium, nicht? Und da werden auch Frauen behandelt? - Ach so, und den anderen Ort, den du meinst, kann ich mir jetzt auch denken: den carcer ..."

    "Ich danke dir für das großzügige Angebot, mich per Brief über einen neuen Kurs in der Schola Atheniensis zu informieren! Dessen bedarf es allerdings nicht, da ich mich regelmäßig persönlich über das aktuelle Angebot informiere oder Sklaven vorbeischicke, wenn sie Erledigungen in der Stadt zu machen haben. Außerdem möchte ich auf keinen Fall zusätzliche Arbeit verursachen; ich weiß, wie überlastet deine Mitarbeiter sind - und vermutlich auch du selbst -, und das mit Aufgaben, die viel zu wenig gewürdigt werden."


    Vor lauter Engagement hatte Plotina sogar einen Moment lang vergessen, wie schlecht ihr der Wein mundete, und so nahm sie unvorsichtigerweise wieder einen Schluck.


    "Leider gilt diese Überlastung mit Arbeit wohl auch für dich, Quaestor Octavius Detritus? Noch dazu ebenfalls mit Aufgaben, die in der Öffentlichkeit viel zu wenig wahrgenommen und anerkannt werden. Ansonsten wärest du natürlich der berufene Mann ..."


    Wie für viele andere Wissensgebiete vermutlich auch, dachte Plotina bei sich.