Beiträge von Sergia Plotina

    Gerade hatte Plotina nach einem kräftigen Schluck Bier ihren Krug noch in der Hand, als Lupus plötzlich diesen Satz fallen ließ über den einzigen Ort in der Castra, an dem sich Frauen aufhalten durften. Der Krug glitt Plotina fast aus der Hand und landete mit einem lauten Krachen auf der Tischplatte, zum Glück auf seinem Boden, so dass nur ein wenig Bier überschwappte, der Krug selbst aber stehen blieb. Doch das, was Lupus da gerade gesagt hatte - sie hatte sich wohl verhört.


    "Also, dass darf doch wohl nicht wahr sein! So etwas habt ihr in eurer Castra? Kein Wunder, dass es so viele Männer zu den Truppen zieht!"


    Angewidert wandte Plotina sich ab. ;)

    Zitat

    Original von Titus Sergius Lupus
    Salve, Dein war ich nie Sedulus


    sagte Lupus gefühslos wäre ihn neu gewesen das Soldaten de CU seit neusten jemanden gehörten, oder jemals jemanden gehört hatten, dem einzigern den sie ergeben war war der Cäsar und die Vorgesetzten die sie respecktierten, Sedulus genoss diesen respeckt nur von den Neulingen die Veteranen hatte er nie auf seine Seite nie, zum grössten teil war er selbst daran schuld. Aus seine augenwinkeln sah er wie Plotina nach seinen Worten kurz zusammen zuckte.


    Schmunzelnd hatte Plotina mitangesehen, wie sich die beiden milites - oder ehemaligen milites wie im Falle des Quintus Germanicus Sedulus - Lupus und eben Germanicus Sedulus über alte Zeiten auszutauschen begannen. Umso jäher war ihr Entsetzen, als sie mitanhören musste, wie Lupus den Vigintivir durch eine gefühllose Bemerkung provozierte. Was war das doch immer für ein renitentes und leicht erregbares Blut, das in den Adern der Sergier rollte und wie ein Fluch auf der Gens lastete! Da nun freilich in der Plotina das gleiche Blut in Wallung geriet, warf sie ihrem Cousin einen Blick zu, der keinen Zweifel darüber zuließ, dass sie auf diese Begebenheit noch einmal zurückkommen würde - natürlich erst, wenn sie wieder zu Hause waren.


    Recht brüsk wandte sie sich vorerst von Lupus ab und ließ sich ein neues Getränk geben. Doch war der Wein wirklich dazu angetan, die Sergierin abzukühlen? Dass ihr nun der Kopf ein wenig zu schwirren begann, ließ auf Gegenteiliges schließen. Sie war sich plötzlich nicht einmal mehr sicher, ob sie bei den ganzen Vorstellungen unbekannter Personen und neuer Namen den Legatus Medicus Germanicus Avarus nicht mit dem Namen des Sedulus angeredet hatte! 8o 8)


    Aber neben dieser Unruhe bewirkte der Wein auch etwas eher Konstruktives: Als Plotina sich umblickte, sah sie die beiden Mitarbeiterinnen der Acta Diurna, Artoria Medeia und Claudia Epicharis, beim Plaudern zusammenstehen. Plotina zögerte nun nicht länger, sich ihren zwei Kolleginnen vorzustellen, und trat an sie heran.


    "Salvete, Artoria Medeia und Claudia Epicharis! Ich möchte diesen Tag nicht vorübergehen lassen, ohne mich euch endlich vorzustellen: Ich bin Sergia Plotina, und arbeite jetzt auch bei der Acta Diurna. Ach, und dir, Medeia, noch meine herzlichsten Glückwünsche zur Hochzeit!"

    Plotina bemerkte, dass ihr Cousin ihr einen herausfordernden Blick zuwarf, und war irritiert. Sie kannte ihn mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass er sie in solchen Situationen immer auf die Probe stellte. Leider aber erriet sie in diesem Moment nicht, worauf er hinaus wollte und was er von ihr erwartete.
    Um Zeit zu gewinnen, begann sie ihre Antwort daher unverfänglich:


    "Ich höre gerne, dass du eine eigene Stube hast. Ich selber könnte mir gar nicht vorstellen, mit vielen Leuten in einem Saal gemeinsam zu schlafen. Du? - Wer weiß, vielleicht schnarche ich ja?"


    Diese letzte Frage hatte Plotina natürlich eher an sich selber gerichtet. :)


    "Was sind eure bekanntesten Dinge? Meinst du die Waffen? Solche gladii und Speere würde ich mir tatsächlich gerne einmal näher ansehen ..."


    Ob es das war, was Lupus gemeint hatte?

    Bei den Worten des sacerdos nickte Plotina eifrig. Sie fühlte sich wie eine Schülerin, die in einer Prüfung auf eine Frage nur ungenau hatte antworten können, deren Prüfer aber nun nicht weiter auf dieser Frage insistierte, sondern selber formvollendet die Antwort lieferte. Tatsächlich hatte der Priester mit seiner Antwort nämlich genau das getroffen, das auch Plotina in dem von ihr geschilderten Fall für das Richtige hielt.


    "Ich bin erleichtert, dass du, was diesen Fall angeht, genauso denkst wie ich. Natürlich müssen Freunde einander helfen, und dazu bin ich auch gerne bereit, aber in diesem Fall geht das Wohl des Reiches vor. - Weißt du, wenn man mitten im Getriebe der Welt steckt, sieht man auch solche einfachen Wahrheiten oft nicht mehr klar. Darum ist es mir auch so wichtig, mich von Zeit zu Zeit zu den Tempeln und den Göttern zurückziehen; oder sogar das Gespräch mit jemandem zu suchen, der ganz dem Dienst an den Göttern lebt wie du."


    So unauffällig wie möglich musterte Plotina den sacerdos noch einmal. Seine Erscheinung unterstrich das, was er über seine persönliche Berufung zum Cultus Deorum gesagt hatte. Sicherlich hätte er aber mit seiner Ernsthaftigkeit auch in so manchem anderen verantwortungsvollen Amt eine gute Figur gemacht. Erfüllt von solchen Gedanken, griff Plotina noch einen letzten Hinweis des sacerdos auf.


    "Ja, so wollen wir beten, dass wir den Stern nicht übersehen, wenn die Götter so gnädig sind, ihn uns zu senden. Bete du auch für mich; und ich will dich nicht in meinem Gebet vergessen."


    Mit diesen Worten erhob sich Plotina und sah den Priester noch einmal an.


    "Ich danke dir sehr für dieses Gespräch, das mir die Quellen unserer Religion von Neuem erschlossen hat! Vieles sehe ich nun wieder klarer. Jetzt will ich deine Zeit aber nicht länger in Anspruch nehmen! Vale!"


    Dabei strahlte sie den sacerdos an - das erstemal überhaupt an diesem Tag, dass sie strahlte - und machte Anstalten, sich zu entfernen.

    Plotina verzichtete sogar auf einen neuerlichen Schluck Bier, um ihrem Cousin so schnell wie möglich eine weitere Frage zum Soldatenleben zu stellen.


    "Sag' mal, wie lebt ihr denn eigentlich so in der Castra? Schlaft ihr in einem gemeinsamen Saal oder hat jeder eine eigene Stube? Was bekommt ihr zu essen? - Ach, ich würde mich schrecklich gerne mal verkleiden und in so einer Castra umsehen!" :D


    Bei diesem Gedanken flammte das Temperament der Sergierin wieder hell auf.

    Wie Plotina insgeheim schon befürchtet hatte, dauerte es noch eine ganze Weile, bis jemand auf sie zukam und sie ansprach. Während dieser Zeit gingen ihr verschiedene Gedanken durch den Kopf und ganz besonders einige Andeutungen ihres Cousins Lupus, die dieser bei ihrem gemeinsamen Spaziergang in den Horti Lolliani gemacht hatte. Sergia Plotina - ob es vielleicht nicht nur ihr geringer Stand, sondern allein schon ihr Name war, der ihr an diesem Tag im Wege stand? Den Worten des Lupus hatte sie entnommen, dass in der Zeit vor ihrer eigenen Ankunft in Rom Dinge im Zusammenhang mit den Sergiern geschehen waren, die noch immer ungut auf der Gens lasteten - und damit auch auf ihr, die an allem ja völlig schuldlos war. Sie blickte ihren Cousin verstohlen an. Leider hatte er ihr nie gesagt, worum es bei all dem ging. Ob er selber auch darin verstrickt war?


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    Original von Decima Lucilla
    "Salve, Plotina," begrüßt sie die Subauctrix. "Wie geht es dir? Plotina, das ist mein Verlobter, Senator Germanicus Avaus, und dies hier ist sein Neffe Sedulus, der Sohn des einstigen Legatus von Germania. Und dies ist Sergia Plotina, wir haben uns bei den Prätorenspielen eher zufällig kennen gelernt. Eigentlich waren wir beide ja da, um uns unterhalten zu lassen, und nicht, um uns zu unterhalten, aber am Ende war es gar nicht so tragisch, dass die Darbietungen eher mäßig waren. Plotina arbeitet mittlerweile auch für die Acta Diurna." Interessiert begutachtet Lucilla Plotinas Begleitung. Das schien ja nun doch schneller mit dem Mann geklappt zu haben, als die Sergierin gedacht hatte und Lucilla platzt fast vor Neugier, wen sie sich da geangelt hat.


    Auf eine freundlichere Art und Weise aber hätte Plotina aus ihren düsteren Gedanken gar nicht gerissen werden können als durch Decima Lucilla, die nun in Begleitung zweier Männer auf sie zuschritt und nun in gekonnter Manier alle miteinander bekannt machte. Plotina entging dabei natürlich nicht, wie sie interessiert ihren Cousin Lupus musterte. Dabei fiel Plotina ein, dass Lucilla ja nach der Unterhaltung bei den Ludi Praetorae vielleicht davon ausging, dass dieser ihr Begleiter möglicherweise ein Heiratskanditat sein könnte. Bei diesem Gedanken musste Plotina schmunzeln und konnte ein Kichern nur mühsam unterdrücken. Sie machte sich daran, mögliche Missverständnisse erst gar nicht entstehen zu lassen.


    "Salve, Lucilla! Insgeheim habe ich gehofft, dass wir uns hier sehen würden, und ich habe dich natürlich auch gleich im Atrium unter den anderen Gästen ausgemacht, als ich hier hereingeführt wurde" -


    obwohl du so klein bist - aber das sagte Plotina nicht laut. :D


    "Ich hoffe, dir geht es gut; jedenfalls siehst du wieder einmal blendend aus!"


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    Original von Quintus Germanicus Sedulus
    Salve Sergia Plotina, freut mich Dich kennen zu lernen.


    Dann erkannte Sedulus ihren Begleiter. Es war dieser Miles, wie hieß er gleich noch einmal, Lupus. Was machte der denn hier?


    Als nächstes trat ein energisch wirkender Mann an Plotina heran, der ebenfalls im Schlepptau der Auctrix der Acta Diurna mitgeführt wurde. Er stellte sich freundlich vor.


    "Salve Quintus Germanicus Sedulus! Wir kennen uns noch nicht; über dich habe ich aber schon viel Gutes gehört vom Centurio Quintus Caecilius Metellus Minor."


    Plotina sagte dies mit Absicht sehr betont, obwohl oder gerade weil sie wusste, dass es Lupus nicht schätzte, dass sie Umgang mit milites hatte.


    Ich freue mich sehr, dass ich also heute die Gelegenheit bekomme, dir noch zur Wahl zum Vigintivir zu gratulieren!


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    Original von Medicus Germanicus Avarus


    Endlich begrüßte auch der Verlobte der Lucilla, Medicus Germanicus Avarus, die beiden Sergier.


    "Salve Quintus Germanicus Sedulus! Dir gratuliere ich natürlich nicht zu deinen beruflichen Erfolgen; wollte ich sie alle aufzählen, ständen wir hier noch lange beisammen! Ich gratuliere dir nur zu deiner bezaubernden Verlobten! - Euch allen drei jetzigen und zukünftigen Germanicern möchte ich noch meinen Cousin Titus Sergius Lupus vorstellen, Capsarius bei den Cohortes Urbanae. Er war so großzügig, mich nicht allein zu meiner ersten Hochzeitsfeier hier in Rom zu schicken."

    Mit einem weiteren freundlichen Nicken bedankte sich Plotina bei Braut und Bräutigam für die freundliche Begrüßung. Allerding zweifelte sie mittlerweile ein wenig daran, dass ihr Wunsch an Aelia, sie möge den Tag genießen, in Erfüllung gehen würde. Denn sie und Germanicus Corvus waren derartig vom "Freundlich-Lächeln" und "Kopfnicken" in Anspruch genommen, dass sie sich bestimmt noch einige Tage mit diversen Verspannungen der Kopfmuskulatur würden plagen müssen.


    Trotzdem wollte Plotina ihren Optimismus, was das Brautpaar und seine Freude an diesem Tag anging, nicht fahren lassen. Sie selbst zog sich nun ein wenig zurück in der Hoffnung, dass Aelia und Germanicus Corvus bald nurmehr von Menschen umgeben waren, in deren Gesellschaft dieses Fest für sie wirklich auch ein Genuss werden würde.


    Während sich die Sergierin also ein wenig in den Hintergrund schob, ließ sie ihre Blicke schweifen. So bekam sie mit, dass in der Zwischenzeit auch Medicus Germanicus Avarus eingetroffen war, der Verlobte der Decima Lucilla. Plotina freute sich sehr, dass Lucilla nun auch ihren etatmäßigen Begleiter an ihrer Seite hatte.


    Desweiteren fiel ihr Blick auf Ambrosius, den Lucilla also wieder einmal mit sich genommen hatte. Ob er sich wohl noch an sie, Plotina, würde erinnern können?


    Ansonsten stellte die Sergierin mit geübten Blick fest, dass sie hier, wie schon befürchtet, eher am unteren Ende der Bedeutungsskala rangierte. Wollte sie nicht wieder einmal gegen die Konvention verstoßen, kam es ihr hier durchaus nicht zu, von sich aus jemanden anzusprechen - leider auch nicht Ambrosius. :D Sie ließ sich daher einstweilen von einem Sklaven einen Becher Wein reichen, und registrierte das Geschehen mit offenen Augen und Ohren.

    Zitat

    Original von Titus Sergius Lupus
    Lupus versuchte schon die ganze zeit jemanden zu finden den er persönlich kannte, doch bis jetzt hatte er noch niemand gesehen als Plotina ihn Hilfe suchen an schaute fragt er sie leise


    Was ist


    Während sich um das Brautpaar nun ein stetig sich vergrößernder Halbkreis gratulierender Gäste bildete, gewann Plotina ihre Fassung wieder. Dazu trug zweifellos auch die Geräuschkulisse bei, die ebenso stetig anschwoll und die Sergierin in den Gedanken lullte, dass sie nun nicht mehr so unangenehm auffalle. Sie hob ihren Kopf und gab dem mitgebrachten Sklaven ein Zeichen, die Geschenke für das Brautpaar einem Sklaven der Casa Germanica zu überantworten, wie sie es sich bei Claudia Epicharis abgeschaut hatte. 8)


    Plotina hatte für die Braut einen calceus aus feinstem, weichem Leder fertigen lassen, der von geschickter Hand mit einem Bandmuster bestückt worden war. Für das Geschenk für Germanicus Corvus hatte Lupus seine Beziehungen spielen und Falerner Wein von einem Landgut besorgen lassen (und auch bezahlt!), das unter Kennern als Geheimtipp gehandelt wurde.


    Sim-Off:

    Aelia und Corvus: Wisim!


    Dieser Lupus kannte seine Cousine mittlerweile gut; ihre Nervosität nach ihrer Ankunft in der Casa Germanica war ihm nicht verborgen geblieben, und so hatte er sich bei ihr leise nach ihrem Befinden erkundigt. Nachdem sie die Abgabe der Geschenke geregelt hatte, wandte Plotina sich ihm zu und sprach ebenso leise:


    "Ach, es ist gar nichts. Aber schau mal, bei dem Brautpaar hat sich schon die ganze Redaktion der Acta Diurna versammelt; da darf ich wohl jetzt nicht fehlen. Komm doch mit!"


    Entschlossen trat nun auch Plotina an das Brautpaar heran, wobei sich nicht vergaß, auch Decima Lucilla, Claudia Epicharis und der frisch vermählten Artoria Medeia zuzulächeln. Deren Mann hatte soeben das Brautpaar angesprochen; Plotina betrachtete dies als gute Fügung, fühlte sie sich doch in der Gesellschaft von Soldaten immer sehr wohl. So trat sie nun noch ein Stück hervor, und erst jetzt fiel ihr so recht auf, dass die Braut Germanica Aelia auch an diesem Tag der Artoria Medeia an Schönheit ganz bestimmt nicht nachstand.


    "Salvete! Aelia und Germanicus Corvus, erlaubt, dass auch ich euch jetzt meinen Gruß entbiete! Ich danke euch herzlich für die Einladung, der ich in Begleitung meines Cousins, des capsarius der cohortes urbanae Titus Sergius Lupus gefolgt bin! Jetzt freue ich mich schon sehr auf alles, denn wenn dieser Tag nur halb so strahlend wird, wie ihr es jetzt seid, wird er allen unvergesslich bleiben!"


    Wie ein erstes Unterpfand für die Wahrheit ihrer eigenen Worte breitete sich jetzt auf Plotinas Gesicht ein strahlendes Lachen aus. Sie reichte der Braut, die sie ja bereits flüchtig kannte, die Hand.


    "Du selbst siehst schon wunderschön aus, und auch die ganze Gestaltung der Casa für den heutigen Tag verrät deinen guten Geschmack. Genieß' den Tag!"


    Zum Bräutigam gewandt, fügte sie noch kurz hinzu:


    "Germanicus Corvus, deinen Namen kenne ich natürlich schon lange; du meinen selbstverständlich umso weniger. Ich bin Sergia Plotina und arbeite seit kurzem mit Aelia zusammen bei der Acta Diurna."

    In Begleitung ihres Cousins Titus Sergius Lupus betrat Plotina in einer ganzen Gruppe von Gästen das Atrium der Casa Germanica, in dem sich schon einige illustre Gäste befanden. Das Gesicht der Sergierin hellte sich auf, als sie von weitem Decima Lucilla sah. Diese befand sich in einem augenscheinlich angeregten und freundschaftlichen Gespräch mit - ja, war das das Brautpaar? Plotina schien es so, dass es diese beiden eleganten und würdevollen Leute waren, die heute ihre Hochzeit feierten.


    Aber sonst? Immer noch sehr ängstlich sah Plotina sich um. Von den Gästen, die das Atrium betreten hatten, kannte sie ansonsten kaum jemanden. Allerdings fiel ihr der jetzige Consul Prudentius Commodus alsbald ins Auge. Sofort wandte Plotina ihren Blick von ihm, erinnerte sie sich doch noch allzu deutlich daran, wie allein er am Ende der "Antigone"-Vorstellung im Theatrum Marcelli gesessen hatte, als die meisten anderen Besucher sich schon auf und davon gemacht hatten. Plotina hatte damals nicht den Mut gehabt, ihn anzusprechen, und würde das selbstverständlich auch heute nicht tun, zu groß waren die Unterschiede in ihrem Status. Es stimmte wohl wirklich: Macht machte einsam.


    Plotina seufzte und wandte ihren Blick nun wieder den weiblichen Gästen zu. Schon bald konnte sie ihn gar nicht mehr abwenden von der wunderschönen Dame Artoria Medeia. Die Sergierin versank fast in die andächtige Betrachtung ihrer Gestalt; gleichzeitig spürte sie, wie eine Woge sich in ihr ergoß und ihr Gesicht dunkelrot färbte. Denn in diesem Moment und angesichts der schönen Frau fühlte Plotina mit schneidender Schärfe ihre eigene körperliche Unzulänglichkeit.


    Unwillkürlich und hilfesuchend wandte sie ihren Blick zu ihrem Cousin Lupus.

    Während Decima Lucilla, die Auctrix der Acta Diurna, noch redete, machte es für die Sergierin immer mehr den Anschein, als sollten sich die Kämpfe der Ludi Praetorae in der Arena allmählich ihrem Ende zuneigen. Rings herum erhoben sich bereits so manche Zuschauer, und auch Plotina begann zu überlegen, ob es nicht auch für sie allmählich Zeit würde. Schließlich war sie allein und ohne Sklave gekommen und wollte daher auf ihrem Heimweg nicht noch von der Dunkelheit überrascht werden.


    Sie hatte sich jedoch gerade das letzte Stück Melone von ihrem Fruchtspieß in den Mund gesteckt und natürlich auch schon wieder damit angefangen, mit dem nun leeren Spieß herumzuspielen, als sie in Lachen ausbrach, das eine ganze Weile andauerte. Dann schaute sie ihre Gesprächspartnerin ein bisschen schuldbewusst, aber auch schelmisch an.


    "O, o, Lucilla! Nein, glaub' jetzt bitte nicht, ich hätte dich ausgelacht, das nicht! Aber du erstaunst mich, wie mich hier in Rom bis jetzt so viele Frauen erstaunt haben!"


    Wieder musste Plotina lachen, gewann dann aber endlich wieder einigermaßen die Fassung über sich.


    "Weißt du, in Aegyptus habe ich oft über die Frauen von Rom gehört, dass sie sich den ganzen langen Tag über nichts anderes Gedanken machten als über das Heiraten. Das trifft bei dir nun sicher nicht zu, da du als Auctrix der Acta Diurna bestimmt noch genug andere Beschäftigung hast und ja auch früher schon in hohen Ämtern gedient hast. Aber ich merke dir natürlich schon deine - nun, sagen wir: fachmännische Vertrautheit mit dem Thema an, gewiss auch beflügelt durch die Klatschgeschichten, die über deinen Tisch in der Acta Diurna gehen."


    Plotina, die sich des leeren Fruchtspießes inzwischen entledigt hatte, trank noch den Rest Wein aus ihrem Becher aus.


    "Ich höre dich also frank und frei über dieses Thema reden. Aber täuscht mich der Eindruck, oder ändert sich für die römische Frau alles mit ihrer Hochzeit? Was ist beispielsweise aus Tiberia Livia geworden? So weit ich erfahren habe - und sie ist ja doch eine ziemlich bekannte Persönlichkeit, über die man hier und da etwas hören kann - hat sie sich ganz ins Privatleben zurückgezogen."


    An Plotinas Nasenwurzel hatten sich wieder die zwei kleinen Falten gebildet, da sie angestrengt nachdachte.


    "Aber vielleicht liegt das alles auch einfach daran, dass ich es in Aegyptus eher mit Frauen zu tun hatte, die nicht den höchsten Schichten entstammten bzw. in diese eingeheiratet haben. Ich vermute, je höher man da kommt, desto mehr hat man sich den Traditionen zu beugen."


    Während Plotina dieses gesagt hatte, hatte sie nachdenklich vor sich hin geschaut. Nun aber kehrte ihr Strahlen in ihr Gesicht zurück, und sie sah Lucilla direkt an.


    "Tja, und ich stehe zum Glück nicht unter einer Patria Potestas! Das alleine wäre schon ein Grund zum Feiern gewesen, findest du nicht!? Dass ich dann aber heute noch so eine wundervolle Gesprächspartnerin getroffen habe wie dich, war natürlich ein noch willkommenerer Anlass! Also, gegen dich verliere ich gerne Wetten!"


    Plotina schaute kurz um sich und sah dann ihre Gesprächspartnerin noch einmal an.


    "Jetzt allerdings wird es, glaube ich, so langsam Zeit für mich zu gehen, um noch vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause zu sein. Unten in der Arena scheint sich auch nicht mehr viel abzuspielen; armer Crassus, aber einige der anderen haben sich ja gerettet. - Lucilla, herzlichen Dank noch einmal für diesen wunderschönen Tag, der mir lange in Erinnerung bleiben wird! Ich hoffe und bin auch ganz sicher, dass wir uns bald wiedersehen werden. Du bist übrigens immer gerne auch in die Casa Sergia eingeladen; das Haus steht dir immer offen. Vale!"


    Mit diesen Worten verbeugte sich Plotina leicht vor Lucilla. Sie raffte ihr Kleid, richtete sich auf, und steckte Ambrosius das Geld für das Essen zu, dass er für seine Herrin und Plotina als Einsatz für Plotinas verlorene Wette geholt hatte.

    Und nun war es an Plotina, ihrerseits Lupus verdutzt anzuschauen.


    "Du, das habe ich tatsächlich alles nicht gewusst. Leider erzählen viele Soldaten so wenig von ihrem Leben in der Castra, wahrscheinlich, weil sie glauben, dass es andere langweile; ich aber finde das ganz interessant."


    Plotina schob sich ein Stück Huhn in ihren Mund und nutzte die Zeit des Kauens, um nachzudenken. Dann setzte sie hinzu:


    "Stehst du denn jetzt immer noch unter Ausgangssperre? Ich dachte, das wäre jetzt für dich vorbei."


    Innerlich musste Plotina ein bisschen darüber schmunzeln, dass ihren Cousin offenbar immer noch beschäftigte, dass sie sich schon mit milites getroffen hatte.

    Endlich war der große Tag gekommen; Plotina hatte die ganze Nacht fast kein Auge zugetan vor Aufregung und hatte sich sogar einige Male von ihrem Lager erhoben und war in ihrem Cubiculum auf und ab gegagen, nur um sich schon kurz danach von Neuem zu beunruhigen.


    Außerdem war sie die ganze Zeit von der fixen Idee wie besessen, dass sie zu spät kommen könnten. Die Sklavin, die ihr die Haare machte, war ihr zu langsam und den anderen Sklaven, die die beiden Sergier zur Casa Germanica begleiten sollten, machte sie ganz entgegen ihrer sonstigen Art Beine.


    Als schließlich alle bereit standen, fehlte noch - Lupus. Höchstselbst rannte Plotina trotz ihres langen Kleides die Treppe hoch zum Cubiculum ihres Cousins. Sie entblödete sich schließlich nicht, laut zu rufen:


    "Lupus! - Luuuuuuupus! Wir müssen los zur Casa Germanica!" :D

    Plotina kam es schon reichlich spät vor, als sie sich mit ihrem Cousin, dem capsarius Titus Sergius Lupus, in Begleitung einiger Sklaven auf den Weg in die Casa Germanica machte. Auf dem ganzen Weg drängte sie ununterbrochen zur Eile und war so drauf und dran, ihrem Cousin den Tag so recht zu vermiesen.


    Schuld an allem war Plotinas übergroße Nervosität. Noch nie war sie überhaupt auf einer Hochzeit gewesen - und jetzt gleich in der Hauptstadt des Imperiums in einem so überaus vornehmen Hause. Sie mochte gar nicht daran denken, wer alles kommen würde; sicher würden sie und ihr Cousin den ganzen Tag unbeachtet oder gar beargwöhnt in einer Ecke stehen. Am Ende würde man sie, Plotina, vielleicht sogar für eine Sklavin ihres strahlenden Vetters halten. Er sah wirklich schmuck aus!


    Wenigstens hatte Plotina bei der Auswahl ihres Kleides weise Voraussicht bewiesen und einen dünnen, angenehm zu tragenden Stoff in einem dunkleren Rot-Ton gewählt; dieses Kleid kaschierte nämlich, wie sehr die Sergierin vor lauter Aufregung ins Schwitzen geraten war.


    Endlich langte der Sergier-Tross an der Casa Germanica an, wo bereits die ersten Gäste eingetroffen waren. Nach dem ersten Blick, den Plotina auf das Szenario hatte werfen können, mochte sie überhaupt nicht mehr hinsehen; wäre sie in diesem Moment wie ein Germane gekleidet gewesen - ihr Herz wäre ihr in die Hose gerutscht. Denn es schien, als habe ausgerechnet Plotina als einzige Eingeladene von der Option Gebrauch gemacht, einen Begleiter mitzubringen.


    Da nun aber Sergia Plotina, wie schon erwähnt, zur Hochzeit der Germanica Aelia mit Decius Germanicus Corvus durchaus nicht wie ein Germane gekleidet erschien, fasste sie sich lieber ein Herz, statt es in die nicht vorhandene Hose rutschen zu lassen, und sprach zum Ianitor:


    "Salve! Ich bin Sergia Plotina, Subauctrix der Acta Diurna, in Begleitung des capsarius der Cohortes Urbanae, meines Cousins Titus Sergius Lupus. Wir kommen zur Hochzeit der Germanica Aelia mit Decius Germanicus Corvus."

    Plotina war zunächst wegen der Antwort ihres Cousins ein bisschen perplex; dann zuckte sie mit den Schultern und sagte:


    "Hm, dann war das wohl nur so ein Gerücht."


    Sie nahm einen Schluck Bier und fügte noch lachend hinzu:


    "Schade, bei Wettkämpfen hätte ich dich schon ganz gerne mal gesehen. - Treibst du eigentlich gerne Sport, gehst du in die Thermen?"

    Noch während Plotina über die neuerlich kryptischen Aussagen des Theodorus zu seiner Vergangenheit nachgrübelte, schwang dieser sich lächelnd zu ihr auf die Kline. Augenscheinlich hatte ein neues Interessengebiet die Langeweile des Greises in die Flucht schlagen können.


    Plotina begann sich zu fragen, wovon seine Augen sprachen - seine Lippen jedenfalls redeten weiterhin von Philosophie. Und dies in einer Weise, die nun wiederum das gesamte Interesse der Sergierin okkupierte.


    "Ich höre gerne, dass deine letzten Worte über die Stoiker und die Kyniker meinem Einwand entgegenkommen - und dies in einer solch treffenden Formulierung, wie ich sie in einem Jahr nicht hätte finden können. Denn das ist genau das, was ich meinte: Die Stoiker mahnen uns, genügsam zu sein und zu handeln, allerdings liefern sie unsere Freiheit den Armen des Fatums aus. Die Kyniker mahnen uns dagegen, uns immer wieder aus solchen vermeintlichen Zwängen zu befreien."


    Plotina nickte bedächtig.


    "Mir scheint jedoch klar, dass das Telos immer der Einsatz für das Gemeinwesen ist - an welchem Platz man auch immer stehen mag. Und die Kyniker leisten eben ihren ganz eigenen unverzichtbaren Beitrag."

    Plotina setzte einen kritischen Blick auf und musterte die Tunika. In Wirklichkeit fehlte ihr zwar ein echtes Gespür für Modefragen, aber das hätte sie vor ihrem Cousin natürlich nicht zugegeben.


    "Doch, die schmückt dich sicher ungemein, mein Lieber."


    Etwas geistesabwesend stand Plotina da, denn sie war sich noch immer nicht sicher, was sie nun mit ihren Haaren machen sollte. Allmählich sollte ihr schon etwas einfallen.


    "Tja, ich glaube, ich gehe jetzt mal langsam in mein Cubiculum. Ich muss mir noch was wegen meiner Haare überlegen."