Beiträge von Sergia Plotina

    Plotina hörte Sorana aufmerksam zu und vergaß dabei fast den Trubel um sie herum, zumal Sorana wirklich sehr lebendig von ihrem Leben erzählte.


    "Aus deinen Worten kann man heraushören, dass du dich in Germanien wirklich gut eingelebt hast. Das freut mich so für dich! Es war bestimmt am Anfang auch nicht einfach für dich."


    Plotina blickte Sorana lächelnd an.


    "Ich bewundere Menschen, denen es gelingt, fern ihrer Heimat in einer neuen Provinz Fuß zu fassen. Ich weiß nicht, ob mir das hier in Rom schon so wirklich gelungen ist."


    Dabei sah sie nachdenklich vor sich hin und schrieb mit ihrer Fußspitze Muster in den Boden. Dann aber lachte sie Sorana wieder an.


    "Na, dir wünsche ich jedenfalls von Herzen alles Gute für deine Erledigungen in Germanien! Ich werde für dich beten!"

    Zitat

    Original von Quintus Caecilius Metellus
    "Ich danke dir Sergia Plotina. Dein Aussage untermauert die Vorwürfe in hohem Maße."


    Nachdenklich wischte sich Plotina ihren Mund von dem verschütteten Bier ab.


    "Gestatte mir noch eine Frage, Metellus: Was geschieht jetzt mit dem Jungen? Er hat mir irgendwie leid getan."

    Plotina hatte ihren Bierkrug umklammert, um irgendetwas zu haben, woran sie sich festhalten konnte, so unangenehm war es ihr, so etwas sagen zu müssen. Aber hier ging es ja schließlich um ein offizielles Delikt, und außerdem fragte Metellus so einfühlsam :D - sie würde sich wohl überwinden müssen. Sie holte tief Luft und stieß dann ganz schnell heraus:


    "Er sah so aus wie diese Knaben, die man sich zu gewissen Gastmählern herbeischafft."


    Dann nahm sie schnell einen Schluck Bier, und ihr Gesicht verschwand hinter dem großen Krug; leider trank sie so überhastet, dass sie etwas von dem Bier verschüttete, und außerdem verschluckte sie sich. Während sie hustete, fiel ihr noch etwas ein, das sie anfügte, als sie wieder zu Luft gekommen war.


    "Entschuldige. Aber mir fällt noch ein: Er trug eine grüne, aber ganz abgetragene Tunika."

    Plotina nickte bedächtig.


    "Ja, Theodorus müsstest du schon selbst fragen. Aber ich kann mich, wie gesagt, ganz genau an den Jungen erinnern. Also: jung, wahrscheinlich noch keine 20 Jahre alt, sah aber sehr krank aus, mit fahler Haut, dunklen Ringen unter den Augen und so. Ja, die Augen, blau, richtig auffallend, leuchtend blau und strahlend. Sonst erst mal recht unauffällig, dunkle Haare, nicht besonders groß. Aber da ist noch etwas, er sah so, weißt du ..."


    Plotina druckste herum; über so etwas genierte sie sich zu sprechen ...

    Plotina registrierte, dass der Centurio - jetzt offensichtlich ganz in seinem Element - Anstalten machte, ein Verhörprotokoll aufzusetzen. Unwillkürlich straffte auch sie ihre Haltung.


    "Also, erst einmal Gratulation an dich, dass es dir gelungen ist, den Dieb festzusetzen! Jetzt aber zum Geschehen. Ich sage gleich, den zweiten Diebstahl habe ich gar nicht gesehen, ich habe nur hinterher das Geschrei aus der entsprechenden Ecke vernommen."


    Plotina zögerte einen Moment.


    "Ja, und der Diebstahl an Theodorus ist nicht gerade ein Ruhmesblatt für mich. Theodorus und ich hatten uns gerade sehr, sehr angeregt unterhalten - bzw. um bei der Wahrheit zu bleiben: Ich war ein bisschen ins Reden gekommen ... -, und ich habe den Jungen auf uns zukommen sehen, er ist mir auch irgendwie aufgefallen, er sah so krank aus, aber eben irgendwie edel - na, das interessiert dich sicher nicht, ich würde ihn aber auf jeden Fall wiedererkennen."


    Plotina nahm kurz einen Schluck Bier.


    "Also, den Jungen habe ich auf uns zukommen sehen, und habe auch mitbekommen, dass er Theodorus gestreift hat, habe aber ehrlich gesagt, einfach weitergeredet. Ja, und dann ist mir plötzlich klar geworden, dass der Junge Theodorus eben nicht nur gestreift hat, sondern in dieser Bewegung mit einem winzigen Messer den Geldbeutel von Theodorus abgetrennt hat, blitzschnell. Ich bat Theodorus, nach seinem Beutel zu sehen, der war weg, dann hat er geschrien - und den Rest kennst du."

    "Ach",


    fiel Plotina gleich überrascht ein,


    "die Bestohlenen sucht man noch? Ja, den einen kenne ich, ich habe mich gerade mit ihm unterhalten, als die Tat begangen wurde, aber dieser Dieb war so geschickt, dass wir nichts mehr tun konnten. Also, der eine Bestohlene ist Theodorus, Curator libris an der Schola atheniensis."


    Plotina hielt inne, dann fiel ihr noch etwas ein.


    "Also, wenn ihr für die Untersuchung auch noch Zeugen braucht ..."

    Plotina beobachtete amüsiert, wie die beiden Männer mit dem Bier und seinen Folgen zu kämpfen hatten. Na ja, man konnte anderen guten Geschmack ja nicht aufzwingen. :D


    "Übrigens, Metellus, da fällt mir etwas ein. Neulich an den Parilia, als Verus seine Rede auf der Rostra gehalten hat, habt ihr doch diesen jungen Taschendieb verfolgt. Habt ihr ihn eigentlich erwischt? - Ich weiß, das geht mich nichts an, aber mir hat der Junge irgendwie leid getan; er sah nicht so aus wie ein echter Straßenjunge, eher feiner, irgendwie sogar edel ..."

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    Original von Terentia Varena
    Das Stück, das heute hier aufgeführt wurde, gehörte zu ihren Lieblingsstücken und sie war mehr als gespannt darauf.
    "Salve" begrüßte sie die junge Frau neben sich mit einem Lächeln und blickte dann auf die Bühne.


    Plotina hatte es sich gerade so richtig bequem gemacht, als sie bemerkte, wie eine junge Frau kurz vor Beginn des Stücks noch schnell durch den Zuschauerraum huschte und schließlich neben ihr Platz nahm. Auch hörte Plotina noch, wie die junge Dame sie begrüßte. Plotina schaute zu ihr und wollte ihren freundlichen Gruß erwidern, als zwei Schauspielerinnen die Bühne betraten, sicherlich Ismene und Antigone.


    Und so war es auch: Die beiden spielten den bekannten Prolog des Stückes und traten dann einstweilen wieder ab. Eine kurze Pause trat ein, die Plotina dazu nutzte, sich nun endlich ihrer Sitznachbarin zuzuwenden.


    "Guten Abend, liebe Theater-Interessierte! Du hast also auch noch den Weg hierher gefunden. Ich muss sagen, die "Antigone" habe ich schon lange nicht mehr auf der Bühne gesehen, und da ich noch nicht lange in Rom bin, bin ich mal gespannt, wie man sie hier spielt. Bis jetzt bin ich ganz angetan, nur die "Ismene" erscheint mir ein bisschen schwach gespielt - na ja. Ach, übrigens, mein Name ist Sergia Plotina."

    Gleichzeitig mit Verus empfing auch Plotina ihre Wein-Karaffe; es handelte sich ja auch um die gleiche Sorte Wein. Mit dem Genuss wollte sie allerdings noch warten, bis auch Theodorus bedient worden war.


    "Ich bin sehr gespannt auf den Flusskrebs. Vor allem hätte ich auch fragen sollen, aus welchem Fluss das Tierchen denn stammt. Und wenn es aus dem Tiber ist: ob diesseits oder jenseits der großen cloaca ..." :P

    "Ja, und ich hätte gerne den Flusskrebs und auch eine Karaffe Wein aus den römischen Bergen",


    sagte Plotina lächelnd zum Kellner, bevor sie sich wieder den anderen zuwandte.


    "Meine Güte, ihr kennt euch ja aus! Ich bin es, ehrlich gesagt, gar nicht gewohnt, außer Haus zu speisen."

    "O, ich glaube, heute nehme ich auch mal gemischten Wein; ich bin mittlerweile wirklich durstig!"


    Wieder ließ Plotina ihren Blick schweifen.


    "So, laut Theodorus ist das hier also ein angesagtes Lokal. Dann darf man ja gespannt sein, wen man noch alles so sieht. Aber eure Gesellschaft ist mir am liebsten!"

    Ach, diesen Tisch hatte Plotina gar nicht gesehen! Das war natürlich eine Lösung, die sie alle drei akzeptieren konnten, und Verus nahm auch schon an dem Tisch Platz. Plotina warf noch einen Blick auf Theodorus, setzte sich dann aber auch - zunächst in Bewegung und dann zu Verus an den Tisch.


    "Ich hoffe, Verus, dir gefällt der Platz! Man hat hier ja wirklich eine schöne Aussicht!"


    Plotina ließ ihren Blick schweifen.


    "Jetzt könnte ich auch erst einmal wirklich etwas zu trinken gebrauchen; du doch sicher auch, nach den vielen Reden heute."


    Sie blickte Verus lachend an.

    Plotina fühlte sich, obwohl sie ja alle drei noch nicht saßen, als säße sie jetzt zwischen allen Stühlen. Sie stimmte Theodorus zu, wollte aber Verus natürlich nicht schmerzen, noch weniger ihn vergraulen. Also versuchte sie es ganz vorsichtig und wandte sich dabei an den Decimer:


    "Du hast sicher Recht damit, Verus, dass man soviel Zeit wie möglich draußen verbringen sollte. Aber wenn ich mir so den Himmel anschaue ..."


    Sie sah durch das Fenster, das auch Verus sich für einen Blick ins Freie ausgesucht hatte.


    "Das Wetter scheint mir gerade heute sehr wechselhaft. Vielleicht können wir ja ein andermal draußen sitzen."

    Zitat

    Original von Decima Lucilla
    "Bist du denn verheiratet? Oder verlobt?"


    Verlobt? Verheiratet? Stimmten also auch hier wieder die Klischees, die Plotina in ihrer ägyptischen Heimat über Rom gehört hatte - dass nämlich die meisten Römerinnen nichts anderes im Kopf hatten, als Ehepläne für sich, ihre Söhne, ihre Töchter, ja nicht selten nach einer Scheidung sogar für ihre Männer zu schmieden? Na ja, für Decima Lucilla stimmte dieses Klischee ja gewiss nicht ganz, schließlich füllte sie ja wirklich eine einflussreiche und verantwortungsvolle, aber auch äußerst zeitintensive Tätigkeit aus. Es war Plotina zwar, als hätte sie auch den Namen ihrer neuen Bekannten in der Klatschspalte der Acta Diurna gelesen, gleichwohl war sie sich dessen nicht sicher. Denn selbstverständlich streifte ihr Blick die Klatschspalte immer nur zufällig.


    Jedenfalls wusste Plotina nicht recht, was sie auf diese Fragen sagen sollte. Natürlich, die Antwort war einfach: Auf beide Fragen ein klares "Nein". Aber wie würde das aufgenommen werden? Plotina beschloss, auf Zeit zu spielen; ihr würde sicherlich noch etwas einfallen.


    "Ja, es ist wirklich eine gute Idee von dir, jetzt eine Erfrischung zu nehmen! Wir führen hier eine so anregende Unterhaltung - und falls gleich, wie ich hoffe, noch Gladiatoren auftreten, wird mir bestimmt noch wärmer!" :D


    Ach nein, Plotina merkte sofort, dass sie sich mit dieser Äußerung nun vollends verhaspelt hatte; ihr Plan, auf Zeit zu spielen, war gescheitert; es blieb nur die Flucht nach vorn. Also: Thema Männer.


    "Ich bin übrigens weder verlobt noch verheiratet; wie schon gesagt, ich verstehe wohl auch nicht besonders viel von Männern - allerdings geht das sicher so mancher Ehefrau ähnlich."


    Plotina lachte verkrampft - und merkte, hoffentlich gerade noch rechtzeitig!, dass sie im Begriff war, mit dieser Äußerung in ein großes Fettnäpfchen zu treten. Wenn nämlich Decima Lucilla selbst in der Klatschspalte der Acta Diurna erwähnt wurde, dann doch sicher im Zusammenhang mit einem oder mehreren Männern; Klatschspalten drehten sich doch hauptsächlich um dieses Thema. Da sollte Plotina jetzt also nicht so locker über Ehefrauen plaudern, denn vielleicht war Lucilla ja selber auf dem Wege, eine zu werden. Daher schob Plotina schnell hinterher:


    "Deshalb bin ich sehr dankbar dafür, dass du mir heute ein wenig die Augen öffnest über die spezifisch männliche und die spezifisch weibliche Liebe zu Prunk und Ruhm; auf dem Gebiet der Geschlechter scheinst du mit tiefer Einsicht begabt zu sein. - Übrigens wäre das mit dem Prunk doch auch mal ein interessanter Hintergrundartikel in den Acta in einer Rubrik ,Lebenshilfe', findest du nicht?"


    Jetzt war Plotina stolz auf sich, wie sie den Bogen von dem für sie verfänglichen Thema "Männer" bekommen hatte wieder hin zu etwas Professionellem. Sie lehnte sich auf ihrem Sitz zurück, ließ sich die Sonne ins Gesicht strahlen und blinzelte, um zu sehen, was sich Neues in der Arena tat.

    Und schon wieder hieß es an diesem Tage "Obacht!", denn schwer torkelnd näherte sich Plotina und Sorana ein Mann, dem die beiden jungen Damen Mühe hatten, auszuweichen. Beide mussten lachen.
    Plotina aber verlor keine Zeit, sich ihrer neuen Bekannten wieder zuzuwenden.


    "In Germanien, sagst du, lebst du? Das ist ja eine schöne Begegnung! Ob du es glaubst oder nicht, erst vor wenigen Tagen habe ich mit Bekannten darüber gesprochen, wie es wohl ist, in Germanien zu leben."


    Sie sah Sorana an und überlegte, ob diese vielleicht wie eine Germanin aussehe - aber nein, sicher nicht, sie kam ja aus einer römischen Familie.


    "Weißt du, wenn man in Ägypten aufgewachsen ist, ist Germanien etwas ganz Exotisches. Ich stelle mir vor, dass das Wetter dort ganz anders ist, kalt und feucht, während Ägypten ja heiß und feucht oder trocken ist, je nachdem, wo in Ägypten man lebt. Und auch die germanische Sprache klingt sicher ganz anders als die unsere oder Griechisch oder auch Ägyptisch. - Ich hoffe sehr, irgendwann einmal nach Germanien reisen zu können."


    Plotina nahm einen Schluck aus ihrem Becher Wein - bevor der noch anderweitig verschüttet werden würde.


    "Ich werde immer an meiner alten Heimat Ägypten hängen, auch wenn ich römischer Herkunft bin. Schade, dass du nur kurze Zeit in Rom bist, wie du sagst. Möglicherweise werde ich nämlich bald für einige Zeit wieder nach Ägypten fahren; von Ostia aus mit dem Schiff ist es ja gar nicht so weit. Du hättest mich gerne begleiten können!"

    Plotina bemerkte, wie sehr Verus und Metellus an ihrem doch sicher inzwischen lauwarmen Bier zu schlucken hatten, und musste schmunzeln.


    "Ja, ja, das kommt davon, wenn man die Bierstube zur Rostra umfunktioniert und lieber redet statt trinkt. Ich merke schon, für die redseligen Römer ist Wein das geeignetere Getränk."


    Sagte es und nahm einen tiefen Schluck - kaltes Bier.

    Plotina war sehr angetan von der Taberna, die Theodorus für sie ausgesucht hatte.


    "Man merkt, Theodorus, dass du schon ein richtiger Römer geworden bist!"


    sagte sie scherzhaft zu dem Alexandriner. In der kurzen Zeit, die sie sich erst kannten, war er ihr schon richtig ans Herz gewachsen.


    "Einen solch angenehmen Ort kennt man eben nur, wenn man sich schon richtig in einer Stadt eingelebt hat. Danke, dass du uns hierher gebracht hast!"


    Während sie das sagte, fiel Plotina auf, dass sie weder in Sais noch in Alexandreia eine solche Taberna kannte, obwohl sie dort aufgewachsen war. Sie hatte dort wohl ein bisschen mit Scheuklappen gelebt ...

    Nach den aufreibenden Kämpfen im Amphitheater freute sich Plotina darauf, dass die Prätoren als Schauspiel für ihre Ludi nicht irgendeine der lärmigen Plautus-Komödien ausgesucht hatten, sondern die "Antigone" des Sophokles. Nicht, dass diese nicht auch aufreibend gewesen wäre, auf ihre Art: der tragische Konflikt, die Leidenschaft der jungen Heldin ... Aber diese Form des Dramas versetzte die Zuschauer doch in eine andere Art der Anspannung.


    Plotina reihte sich in das interessierte Publikum ein, dem sich in diesem Moment die Eingänge öffneten. Wie immer, wenn die "Antigone" gegeben wurde, stellte sich die Frage, wie wohl die beiden Hauptfiguren Antigone und Kreon dargestellt werden würden. Diese Frage bewegte auch Plotina - neben der unvermeidlichen anderen, wer wohl noch alles von ihren Bekannten in die Vorstellung kommen würde.

    Zitat

    Original von Decima Lucilla


    Im Rund der Arena entspann sich der ungleiche, aussichtslose Kampf der Gazellen gegen die Leoparden. Daran waren zwar die filigranen, geschmeidigen Bewegungen der beiden Tierarten zu bewundern, doch war der sonstige Verlauf des Duells - wenn man es denn überhaupt so nennen wollte - nur zu vorhersehbar. In Plotinas Fall kam hinzu, dass sie ähnliche Aufeinandertreffen auf Reisen in ihrer ägyptischen Heimat schon in freier Natur gesehen hatte. Alles in allem: Die Prätoren hatten sich hier sicherlich viel Mühe gegeben, aber von ihrem Sitz fühlte sich Plotina noch nicht ganz gerissen.


    Ihrer neuen Bekannten Decima Lucilla erging es offenbar ähnlich, denn sie plauderte munter weiter und schnitt dabei so viele Themen fast gleichzeitig an, dass Plotina schon der Kopf schwirrte. Sie wandte sich wieder zu ihrer Gesprächspartnerin, um deren Ausführungen besser folgen zu können; diese gönnte sich jedoch nach einer an Plotina gerichteten Frage nun eine kleine Verschnaufpause.


    Bei der Vielzahl der angeschnittenen Themen hatte Plotina die Schlussfrage gar nicht mehr richtig mitbekommen; sie wurde unruhig, weil sie nicht recht wusste, was sie jetzt sagen sollte. Ach ja, Verus ...


    "Obwohl Titus Decimus ja so ein einflussreiches Amt ausübt, bin ich ihm in seiner amtlichen Funktion noch nicht begegnet. Die Götter fügten es, dass sich unsere Wege beim Spazierengehen in den Horti Maecenatis gekreuzt haben - das ist ja wirklich ein wunderbarer Ort zum Entspannen. Und da sind wir dann ins Gespräch gekommen. Ich hatte den besten Eindruck von ihm; er scheint mir ein ganz und gar integrer Mensch mit vielen Begabungen zu sein; wir werden sicher noch von ihm hören."


    Plotina hütete sich natürlich zu erwähnen, dass sie mit Verus auf ein Bier in der Taverna Apicia verabredet war; schließlich saß sie hier neben der Auctrix der Acta Diurna, und sie wollte ihren Namen natürlich nicht in der nächsten Ausgabe dieser Zeitung in der Klatschspalte lesen. Schon bereute Plotina auch, dass ihr eben die Bemerkung mit den "Göttern" herausgerutscht war ... Aber ja, die Acta, darüber hatte Lucilla auch noch gesprochen.


    "Ich muss dich wirklich dafür bewundern, Lucilla, dass du diese viele Arbeit und auch die Verantwortung auf dich nimmst, die mit der Leitung der Acta Diurna verbunden sind. Ich kann mir vorstellen, dass das eine Aufgabe ist, die viel Mühe kostet und Ärger, dafür umso weniger Dank einbringt. Also werde ich hier natürlich etwas Positives über die Acta sagen: Ich fühle mich durch die Zeitung gut informiert. Sie scheint mir einen treffenden Querschnitt des politischen und gesellschaftlichen Lebens in unserem Imperium zu vermitteln."


    Plotina hoffte, Decima Lucilla damit etwas Aufbauendes zu ihrer anstrengenden Tätigkeit gesagt zu haben; und schließlich dachte sie das, was sie gesagt hatte, ja auch wirklich. Aber in einem anderen Punkt wollte sie der Auctrix doch noch widersprechen, dazu hatte sie sich gerade selber das Stichwort gegeben.


    "Noch eine Sache zum politischen Leben des Imperiums, das ich eben erwähnt habe. Ich kann dir nicht ganz zustimmen, dass wir Frauen für die Politik nicht tauglich wären. Du, Lucilla, würdest sicherlich vielen Senatoren auf der Rostra den Rang ablaufen, und dass Männer durch Glanz und Prunk weniger zu beeindrucken sind als Frauen, wäre mir völlig neu. - Aber ich gebe zu, von Männern verstehe ich wenig; vielleicht sehen wir ja später noch Gladiatoren kämpfen, dann könnte ich meine Kenntnisse vertiefen." :D