Beiträge von Sergia Plotina

    Über die drei Biertester in der Taverna Apicia hatte sich bei diesen Gesprächen eine nachdenkliche Stimmung ausgebreitet, die auch von Plotina Besitz ergriff.
    Glücklicherweise bequemte sich nun endlich jemand und brachte Plotina den lange schon bestellten zweiten Krug Bier; ihre Stimmung hellte sich auf und sie versuchte sich an einem neuen Thema.


    "Jetzt sind ja auch die Wahlen zum Cursus honorum im Gange ... Ich habe übrigens gesehen, dass sich da auch Lucius Octavius Detritus zur Wahl stellt; schade, dass so ein Mann die CU verlässt, aber im neuen Amt kann er sicher auch viel bewirken. Er war, glaube ich, noch gar nicht lange Tribun. Mein Cousin Lupus hat mir so etwas erzählt."

    Zitat

    Original von Decima Lucilla


    "Ich bin Decima Lucilla, die Auctrix der Acta Diurna."


    Decima Lucilla also - na, dann war ja klar, warum diese Dame so gut informiert war. Plotinas Spitzelverdacht war besänftigt, ja, sie schämte sich jetzt dafür, Decima Lucilla so verdächtigt zu haben, wohingegen diese freundlich und offen zu ihr sprach.


    "Du bist wirklich Decima Lucilla? Verzeih die Frage, ich kann es noch gar nicht glauben, dass ich hier bei den Spielen so einfach neben dir sitze. Jemanden wie dich, die Auctrix der Acta Diurna, hätte ich doch eher in der Nähe der Kaiserloge vermutet."


    Plotina lachte sie an, immer noch ein bisschen verlegen ob ihres Verdachtes.


    "Es hätte übrigens gar nicht der Erwähnung bedurft, dass du die Auctrix der Acta Diurna bist - der Name Decima Lucilla ist mir natürlich geläufig, denn ich bin eifrige Leserin dieser Zeitung. Ich bin nämlich ganz deiner Meinung: Die politische Lage sollte eine Frau immer im Blick behalten. Leider sind auf der anderen Seite die Möglichkeiten einer Frau dazu ja sehr begrenzt, wenn sie nicht durch männliche Verwandte unterrichtet wird, und darauf muss ich im Moment leider verzichten. Caius Sergius Curio ist übrigens wirklich mein Verwandter, zurzeit aber außer Hause. Eine andere vorzügliche Informationsquelle sind natürlich die Acta Diurna."


    Da die Auctrix offenbar nicht nur schreiben, sondern auch reden konnte wie ein Buch und dies ja gerade auch getan hatte, fasste sich auch Plotina ein Herz und sprach noch weiter.


    "Übrigens hätte ich gar nicht gedacht, dass es wirklich eine Decima Lucilla gibt. Ich glaubte vielmehr, es handele sich dabei um ein Pseudonym. Dabei hätte ich es eigentlich besser wissen müssen, denn ich vermute, ich kenne auch einen Verwandten von dir: Den Magister Scriniorum Titus Decimus Verus, ein ganz außergewöhnlicher junger Mann. Für deinen Cousin Decimus LIvianus werde ich beten."


    Plotinas Worte wurden unterbrochen von Trompetenstößen. Die eigentlichen Spiele hatten begonnen, und die Augen der Zuschauer richteten sich in die Arena.

    Plotina musste bei den Worten des Centurios schlucken: Hatte sie ihn etwa in seiner soldatischen Ehre getroffen? Das hatte sie nicht gewollt! Sie wollte schon zu einer Entschuldigung ansetzen, als Metellus sie angrinste. Na, offenbar hatte er nicht alles so bierernst gemeint.


    "Ja, ich kann mir auch nichts anderes vorstellen, als dass die Soldaten, die jetzt an die Front müssen, in bester Verfassung sind. Allerdings ist der Weg nach Parthien weit. Übrigens, in Rom geht ja das Gerücht, der Kaiser werde den Feldzug begleiten."

    Zitat

    Original von Decima Lucilla
    Nachdem die Praetoren ihre Loge betreten haben richten sich alle Augen wartend auf die Kaiserloge. Lucilla runzelt kritisch die Stirn und schaut zu ihrer Sitznachbarin, die gerade in dem Augenblick zufälligerweise ihren Blick zu ihr wendet. Lucilla beugt sich etwas zu ihr und flüstert, obwohl es nicht wirklich so leise ist, dass das notwendig wäre. "Also ich glaube nicht, dass der Imperator sich blicken lässt. Mit dem Besuch bei Spielen ist er ja schon immer sehr sparsam gewesen und bei den momentanen Kriegsvorbereitungen hat er sicherlich viel zu tun."


    Plotina hatte ihren Blick schon wieder in die Arena richten wollen, wo einige Akrobatinnen ihre Künste zu Lautenklängen zeigten, als sich plötzlich ihre Sitznachbarin zu ihr beugte und ihr mit Verschwörerblick etwas über den Kaiser und dass er nicht an den Spielen teilnehmen werde, zuflüsterte.


    Was sollte Plotina davon halten? War dies einfach eine alleinstehende Bürgerin, die bei diesen Spielen gute Unterhaltung, auch mit Sitznachbarn, suchte? Oder war sie so etwas wie ein Spitzel, die während der Spiele Bürger bezüglich ihrer Meinung zum Kaiser aushorchen sollte? Immerhin war ja Krieg. Vielleicht war sie gar auf der Suche nach parthischen Peregrini ...


    In sekundenschnelle musterte Plotina die Dame, die für ihren Geschmack ein wenig grell aufgemacht war; eigentlich doch zu grell für einen Spitzel, beruhigte sich Plotina allmählich wieder. Nein, nein, nur nicht übertreiben, rief sich Plotina zur Ordnung. Bestimmt ist dies nur eine freundliche Frau, die Unterhaltung und Gesellschaft sucht, wie ich.


    Und doch: Die Worte dieser Dame hatten irgendwie so - eingeweiht geklungen, als wisse sie mehr als so mancher andere. Plotina beschloss, Vorsicht walten zu lassen.


    "Du hast ganz Recht; die Verantwortung unseres Kaisers möchte ich auch nicht auf meinen Schultern tragen müssen, gerade in diesen schweren Tagen. Ich hoffe, dass nicht auch Verwandte von dir in den Krieg ziehen müssen? - Es imponiert mir allemal, dass du hier, bei diesen fröhlichen Spielen, die politische Lage im Blick behälst. Darf ich fragen, mit wem ich das Vergnügen habe? Mein Name ist Sergia Plotina."

    "Es wäre mir eine große Ehre, mit dir ein paar Schritte zu gehen!"


    Plotina freute sich sehr darüber, dass die junge Frau ihre Fröhlichkeit und ihr Lachen so schnell wiedergefunden hatte! Weil sie aber immer noch ein kleines bisschen schuldbewusst auf den fast leeren Becher in ihrer rechten Hand schielte, wandte sich Plotina rasch noch einmal zurück zum Stand und ließ sich einen neuen, vollen Becher mit gemischtem Wein geben, den sie Sorana lächelnd reichte.


    "Du hast Recht mit deiner Vermutung, ich lebe tatsächlich hier in Rom, aber erst kurze Zeit. Aufgewachsen bin ich in Ägypten. Für mich ist also auch noch alles fremd und neu hier, auch diese Feste - und dieses Gedränge!"


    Plotina schaute lachend zu Sorana hinüber.


    "Und du bist für einige Tage hier, sagst du? Darf ich so neugierig fragen, wo du sonst lebst?"

    "Na, hoffentlich gilt das nicht für unsere Soldaten."


    Plotina schaute erwartungsvoll zur Bedienung, die einen gefüllten Krug Bier mit sich führte - und zu einem anderen Tisch trug. Dann eben nicht.


    "Ich selber versuche jedenfalls, einigermaßen in Form zu bleiben. Leider habe ich es bis jetzt aber noch nicht in die Therme geschafft. Na, da brauche ich ja nicht zu fragen, ob ihr mich begleiten wollt." :D

    Plotina hatte den Preisungen aus Theodorus's Munde schmunzelnd und mit Gewinn zugehört. Jetzt ergriff sie aber wieder das Wort.


    "Also, Theodorus, das Zeug zum Redner hast du aber wirklich auch, das muss ich sagen. Bei deinen Worten läuft mir ganz schön das Wasser im Munde zusammen; ich habe langsam wirklich Appetit. Ich schlage vor: Wir gehen?"


    Und sie sah die beiden erwartungsvoll an.

    Sim-Off:

    Ich hoffe, man darf mitposten!


    Schon bei Sonnenaufgang dieses Tages hatten die klare Luft und das glühende Orange des Himmels verraten, dass Rom die Floralia bei strahlendem Wetter würde begehen können. Von dieser frühen Helligkeit war auch Plotina geweckt worden. Sie hatte ihr Frühstück eingenommen, eine dezente Auswahl an Kleidungsstücken angelegt und sich schon früh aus dem Haus begeben, voller Spannung, was sie an diesem Festtag erwarten würde.


    Und, was soll man sagen: Nicht alles gefiel ihrem ausgesuchten Geschmack, manches dagegen sehr. Sie schlenderte durch die Straßen und ließ sich einfach von der fröhlichen Stimmung anstecken. Da sie dies nicht alleine tat, sondern mit unzähligen anderen, musste sie sich schon bald in der immer noch wachsenden Menschenmenge gegen Stöße und Püffe behaupten. Und weil solches schlaucht, machte Plotina schließlich eine kleine Pause an einem der Stände und nahm einen Becher mit gemischtem Wein zur Erfrischung. Aber auch mit diesem Unterfangen war sie nicht die einzige, auch hier herrschte großes Gedränge, Plotina versuchte sich noch zurückzuziehen, aber gegen den Rempler einer jungen, blonden Frau kam jede "Gegenwehr" zu spät.


    Plotina war mehr erschrocken als ärgerlich. Sie wusste gar nicht, ob nicht sie es gewesen war, die diesen Rempler provoziert hatte. Die junge Frau ihr gegenüber aber entschuldigte sich sofort und sah ganz geknickt aus.


    "Wenn dir das Kunststück gelingt, in diesem Gedränge einen Weg auszumachen, sollltest du die römischen Truppen führen",


    lachte Plotina sie an.


    "Ich glaube, wer die fröhliche Stimmung hier genießen will und sich freiwillig in dieses Menschenbad begibt, muss damit rechnen, dass es nicht ganz ohne Körperkontakt abgeht. Und wenn dann der Kontakt von einer so sympathischen Frau wie dir her kommt, sollte man der Göttin Flora danken. - Übrigens, ich heiße Plotina, Sergia Plotina."

    Zitat

    Original von Quintus Caecilius Metellus
    "Wenn du Germanen sehen willst, solltest du auf den Sklavenmarkt gehen - dort dürftest du eine ganze Reihe finden. Vielleicht gibt es im Hause deiner Familie ja sogar einen, oder gibt es dort nur ägyptische Sklaven?"


    Plotina musste lachen.


    "Nein, nein, ich bin die einzige 'Ägypterin' im Hause, wenn du mich so nennen willst. Aber ich muss sagen, Ägypter habe ich in Rom eigentlich auch noch keine getroffen, und die erkennt man normalerweise gut, jedenfalls, wenn man dort gelebt hat."


    So, der Krug war leer, und Plotina winkte der Bedienung.


    "Und der Sklavenmarkt - nun, ich würde mir die Germanen ja nicht unbedingt wie Tiere in der Arena ansehen wollen. Überhaupt sagen einige ja, die Germanen seien uns Römern überlegen wegen ihrer rauen und naturgebundenen Lebensweise. Ich frage mich, ob da nicht etwas dran sein könnte, ob viele von uns nicht schon zu verzärtelt sind."

    Plotina entschloss sich jetzt, schneller zu trinken, denn das Bier wurde doch entschieden zu warm. Sie hatte gerade wieder einen großen Schluck genossen und sich den Mund abgewischt und meinte versonnen:


    "Ich muss ja sagen, dass mich Germanien schon reizen würde - irgendwann einmal. Vielleicht gerade weil ich in einem ganz anderen Winkel des Reiches aufgewachsen bin mit jahrtausendealter Kultur und unbeschreiblicher Hitze, die Landschaft völlig anders, der Nil .."


    Bevor Plotina noch in Heimweh versank, raffte sie sich schleunigst wieder zusammen.


    "Na ja, in Germanien ist doch auch so ein großer Fluss, Rhenus, nicht wahr? Ich würde auch gerne mal einen Germanen oder eine Germanin sehen; sie sollen ja so groß sein und helle Haare und Augen haben. Oder auch ihre Sprache hören."

    Seitdem seit einigen Tagen Aushänge auf allen Plätzen der Stadt die Ludi Praetore angekündigt hatten, waren diese Spiele eines der Hauptgesprächsthemen in Rom. Auch Plotina war natürlich dieses und jenes zu Ohren gekommen, und das Lob, das routinierte und stadtbekannte Spielekenner schon im Vorfeld dieses Ereignisses manchen der Künstlergruppen, die hier auftreten sollten, gezollt hatten, hatte die Sergierin hellhörig gemacht. Ja, künstlerische Darbietungen - darauf freute sie sich auch sehr.


    Als der große Tag gekommen war, erschrak Plotina dann doch sehr über den riesigen Andrang, den die Spiele hervorriefen. Sie hatte große Mühe, einen guten Platz im Amphitheater nicht nur zu ergattern, sondern auch zu behaupten.


    Als aber endlich Trompeten erklangen, kehrte allmählich Ruhe ein, und die Augen aller richteten sich in die Arena, die jetzt zwei Senatoren betraten. Sicher die beiden Prätoren, die die Spiele ausrichten, dachte Plotina. Lange blieben diese aber nicht in der Arena, sondern begaben sich in die Loge des Kaisers. Plotina war zufrieden. Von ihrem Platz aus konnte sie nicht nur die Arena, sondern auch die Loge gut sehen, in der der Kaiser erscheinen würde. Der Kaiser, diese entrückte, erhabene Gestalt, die sie nun mit eigenen Augen schauen konnte.


    Aber noch war es nicht soweit. Plotina lehnte sich ein wenig zurück und ließ ihren Blick über ihre Sitznachbarn gleiten.


    Sim-Off:

    Also, wenn jemand neben mir sitzen möchte ... :)

    Plotina hatte den Centurio bei seinen Worten aufmerksam angeschaut; gleichwohl konnte sie aus seinem Blick nicht lesen, was er von einem Parther hier in Rom - und natürlich auch von ihr als Bekannte dieses "Feindes" hielt. Es erschien Plotina daher besser, das Thema zu wechseln.


    "Hoffen wir das Beste für unsere Truppen! Und auch auf deine Gesundheit, Metellus!"


    Plotina hob ihren Krug und nahm einen Schluck von dem Bier, das langsam warm zu werden drohte.


    "Aber jetzt muss ich noch einmal sagen, wie gut mir dieses germanische Bier schmeckt! War schon einmal jemand von euch in Germanien?"

    Plotina hatte Metellus nachdenklich zugehört. Nach einer kurzen Pause sagte sie:


    "Ein Bruder von dir zieht in den Krieg, Metellus? Ich werde für ihn beten."


    Sie strich sich über ihr Haar, das sie hochgesteckt hatte.


    "Was diesen Krieg anbelangt, bin ich natürlich ganz auf Seiten Roms - und dennoch ist das für mich eine zweischneidige Sache. Auf meiner Reise nach Rom habe ich einige Zeit in Edessa verbracht und dort auch Bekannte gefunden. Einer von ihnen ist jetzt sogar hier in Rom, ein Parther ..."

    Plotina erhob sich leicht, um den Centurion zu grüßen.


    "Salve, wirklich schön, dass du kommen konntest! Nimm Platz und bestell dir auch etwas; wir haben hier schon unser Bier, und ich muss sagen, auch germanisches Bier schmeckt ziemlich gut. Übrigens sprechen wir gerade vom Krieg gegen die Parther; mich würde sehr interessieren, was du dazu sagst, denn ich habe dich als wirklich überzeugten Soldaten in Erinnerung."

    Plotina erwiderte den Blick des Verus.


    "Ich bin fest davon überzeugt, dass du auch ein sehr guter Beamter bist. Mag die Regio auch unterbesetzt sein, solange jemand wie du da ist, wird alles sicher ordentlich weitergehen."


    Sie nahm einen weiteren Schluck Bier, aber die Menge dieses Getränks in ihrem Krug wollte und wollte nicht weniger werden.


    "Ehrlich gesagt, bin ich aus persönlichen Gründen auch froh, dass du Beamter bleiben willst, und nicht etwa Soldat wirst. Wenn ich da jetzt an die neuen politischen Entwicklungen denke - was hälst du von dem Krieg gegen die Parther?"

    "Ach, mein schlauer Verus, da hast du natürlich wieder Recht!"


    Plotina sah ihm versonnen dabei zu, wie er sich Bierschaum aus seinem Bart wischte. Unwillkürlich griff sie dabei an ihren eigenen Mund, der schien aber glücklicherweise rein zu sein.


    "Na, ich will jetzt heute abend auch keine Trübsal blasen! Lass uns lieber von dir reden - wenn du willst, natürlich nur, ich will nicht indiskret sein. Was sind denn deine Pläne? Es gibt ja Gerüchte, du würdest neuer Comes?"

    Plotina, die schon wieder in Gefahr war, von dunklen Gedanken übermächtigt zu werden, musste lachen.


    " ... obwohl Rom ganze Völker an sich bindet" - du meine Güte, Verus, da spricht aber schon der Senator aus dir! Allein dafür müsste ich schon in Rom bleiben: um deine nächste Rede auf der Rostra nicht zu verpassen!"


    Plotina nahm wieder einen Schluck, dann wurde sie wieder etwas ernster.


    "Was du gerade gesagt hast, ist natürlich grundsätzlich richtig. Für jemanden wie mich ist es aber gerade hier sehr schwer, Fuß zu fassen. Meine Familie kann mir nicht helfen, Beziehungen habe ich keine, die Konkurrenz - und zwar von guten Leuten, denen man um Roms willen auch nur alles Gute wünschen kann - ist groß, und dass ich eine Frau bin, macht die Sache nicht einfacher. Außerdem komme ich ja eigentlich aus einer kleinen Stadt und bin fremd hier; vielleicht habe ich mir mit dieser Metropole einfach auch zu viel zugemutet."

    Plotina bestaunte das Bier, das soeben in Krügen an ihren Tisch getragen wurde: So sah also germanisches Bier aus. Sie wartete, bis Verus sich einen Krug genommen hatte, dann ergriff sie den anderen und stemmte ihn in die Höhe.


    "Na, dann auf gute Gesundheit, mein Verus, auf den Kaiser und auf Rom!"


    Sie nippte erst vorsichtig an dem fremdländischen Getränk, dann trank sie eine größere Menge.


    "O, das ist wirklich gut, ich muss es zugeben! Danke nochmal für deine Empfehlung!"


    Plotina nahm noch einen kleinen Schluck nach.


    " Ach ja, du fragst nach meinen beruflichen Plänen. Ich muss sagen, dass ich noch nicht in der Basilica Iulia gewesen bin. Mir gehen zurzeit verschiedene Gedanken durch den Kopf; ich habe noch mit niemandem darüber gesprochen, aber zu dir habe ich Vertrauen. Weißt du, ich überlege, ob ich Rom nicht verlassen und in eine andere Stadt übersiedeln soll."

    Plotina atmete erleichtert auf. Ihr Besuch im Templum Quirini schien von diesem Gott gesegnet zu sein, denn sie hatte sich nicht getäuscht: Der Mann, der vor ihr auf den Stufen saß, war Priester an diesem Tempel. Und nicht nur das: Er hatte sich Plotina zugewandt und hoheitsvoll, wie es sich für einen Sacerdos geziemt, aber auch verbindlich zu ihr gesprochen.


    "Ich danke dir, denn du ermutigst mich, einige Gedanken mit dir zu teilen, die mir seit meiner Ankunft hier in Rom durch den Kopf gehen. Ich bin nämlich erst seit kurzer Zeit hier; aufgewachsen bin ich in Ägypten, obwohl ich aus der Gens Sergia stamme - mein Name ist übrigens Sergia Plotina."


    Dabei neigte sie vor dem Sacerdos leicht ihren Kopf.


    "Obwohl ich also in Ägypten aufgewachsen bin, wurde ich in durch und durch römischem Geist erzogen; und es war natürlich immer mein Wunsch, eines Tages diese Stadt zu betreten, besonders die Tempel, denn ich wurde auch von klein auf zu großer Ehrfurcht vor unseren Göttern angeleitet; Quirinus hat dabei immer eine herausragende Rolle gespielt. Nun bin ich seit einiger Zeit hier in Rom und gehe auch immer wieder in die Tempel. Ich bin dann immer voller Dankbarkeit und kann es noch gar nicht richtig fassen, dass ich tatsächlich hier stehe."


    Plotina blickte noch einmal liebevoll in das Innere des Tempels.


    "Aber ich sehe natürlich auch, dass trotz meiner Erziehung, die in allem darauf bedacht war, römische Traditionen zu ehren - dass trotz dieser Erziehung Ägypten eben doch nicht Rom war. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mir einiges anders vorgestellt habe. Gewiss, die Tempel erstrahlen in herrlichem Glanze zur Freude der Menschen und der Götter; und dir muss ich ein großes Lob dafür aussprechen, mit welcher Hingabe du diesen Tempel pflegst! Aber mir scheint doch, dass das Interesse an den alteingesessenen römischen Göttern in der Stadt im Abnehmen begriffen ist."

    "Danke, ich probiere es erst einmal mit flüssiger Nahrung; ich will mir doch den reinen Geschmackseindruck nicht verderben."


    Plotina grinste.


    "Mich hat es schon Überwindung gekostet, hier so allein reinzumarschieren. Das ist für eine Frau - ich meine, für eine ehrbare Frau, und für eine solche halte ich mich doch - wohl auch hier in Rom nicht so üblich. Zum Glück wusste ich ja, dass ich mich in guter Gesellschaft befinden würde."


    Langsam legte Plotina ihre Nervosität ab, entspannte sich und lehnte sich bequem zurück.


    "Kommst du eigentlich öfter hierher, oder verbringt du deine Freizeit lieber mit dem Studium der Rhetorik und der Reden Ciceros; viel fehlt dir da ja nicht mehr zur Vollkommenheit, das habe ich ja an den Parilia gehört."