Beiträge von Marcus Quintilius Montanus

    Das Getümmel wurde dichter und Montanus griff nach Narcissas Hand und legte sie auf seinen Unterarm. So eingehakt bestand wenigstens nicht die akute Gefahr durch das dichte Gedränge getrennt zu werden.
    "Das fängt ja schon mal gut an!", sprach er etwas lauter, um das ganze Getümmel zu übertönen, zu Narcissa und beugte sich dabei etwas zu ihr rüber. "Hast du deine Börse gut verstaut? Das hier muss ein Paradies für Beutelschneider sein!"

    Sie wich immer weiter zurück, um seinen Händen zu entkommen, doch er setzte ihr nach und kitzelte sie so lange unbarmherzig, bis sie endlich die Hände hob und sich ergab.
    Lachend lies er von ihr ab und nickte zufrieden.
    "Gut so!"
    Er fand die Röte, die das Lachen in Narcissas Wangen getrieben hatte stand ihr außerordentlich und machte sie noch etwas schöner. Grinsend wartete er bis sie sich wieder beruhigt hatte und lehnte dabei mit dem Ellenbogen an der Wand neben der Tür, stützte den Kopf auf die zugehörige Hand und überkreuzte die Beine. Sie sah er grinsend auf sie herab und fragte schließlich:
    "Geht's wieder?"
    Er wirkte leicht spöttisch, aber auf eine gutmütige Weise und sogleich fügte er an:
    "Wollen wir dann los?"

    Dieses Kraulen unterm Kinn war eine herrliche Angewohnheit befand Montanus, solange Narcissa ihr nicht in der Öffentlichkeit nachging. Er schloss kurz die Augen, während sie ihn kraulte und öffnete sie wieder, als sie u sprechen anfing.
    "Was soll denn das heißen? 'Heute mal keine Schande'?!", empörte er sich auch sogleich, fasste sie mit beiden Händen an der Tallie und kitzelte sie unbarmherzig.
    "Nimmst du das zurück?", fragte er sie auffordernd und seine Finger kitzelten immer weiter. Aber er achtete darauf nicht irgendwas an ihr kaputt zu machen, weder die Frisur, noch das neue Kleid. Weshalb er auch nicht halb so wild war, wie sonst manchmal.
    "Los, nimm es zurück!", forderte er sie auf und lachte ebenfalls.

    Im Gegensatz zu Narcissa hatte Montanus nicht so früh angefangen sich fertig zu machen. Er war später aufgestanden und hatte erst mal herzhaft gefrühstückt, ehe er überhaupt zu etwas zu gebrauchen gewesen war.
    Erst danach hatte er sich wieder in sein Zimmer verzogen und sich daran gemacht sich fertig zu machen. Doch übertriebene Eile hatte er nicht dabei. Er wusste, welche Tunika er anziehen wollte und welche Sandalen und jetzt musste er sich nur eben rasieren. Das tat er lieber allein, seid dem Burrus ihm einmal beinahe die Kehle aufgeschnitten hatte bei dem Versuch seinen Herren zurecht zu machen, achtete Montanus sorgfältig darauf, dass niemand mehr mit einem scharfen Ding nahe an sein Gesicht kam.
    Er war grade dabei die empfindliche Stelle unterhalb seines Kinns frei von Stoppeln zu schaben, da tönte plötzlich ein lauter Schrei, der wie sein Name klang durch das Haus. Erschrocken zuckte Montanus zusammen und hatte verdammt großes Glück sich nicht zu schneiden.
    "Ich komm ja gleich!", schrie er zurück und beendete sorgfältig seine Rasur. Dann warf er sich die gute Tunika über machte sie mit seinen zwei Lieblingsfabeln fest und zog die Sandalen an.
    Anschließend trat er gemessenen Schrittes aus seinem Zimmer, nur um wie erstarrt stehen zu bleiben. Er musterte seine Cousine von oben bis unten, und dann noch mal von unten bis oben. Er schluckte.
    "Meine Herren!", murmelte er und nickte zu irgendwas bestätigend. "Narcissa, du siehst umwerfend aus!"

    "Und wie! Du hättest sehen sollen wie sie mich vorhin fast mit Blicken erdolcht hätte.", erzählte Montanus lachend. "Ich glaub, wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte ich mich zuerst entschuldigen müssen."
    Er zuckte mit den Schultern und fuhr sich über das Kinn. Er glaubte nicht, dass das je geschehen wäre. Vorsichtig hob er Narcissa anschließend vom Bett und stellte sie wieder auf ihre eigenen Beine, während er selbst auch aufstand.
    "Na dann, lass uns zu Abend essen und uns dann wieder hinlegen, hm? Du siehst recht erschöpft aus."

    Die kleinen Streicheleinheiten nahm er gerne hin und er schloss kurz dabei die Augen. Dann entschuldigte sich Narcissa schon wieder und mit einem eindeutigen Grinsen schlug Montanus die Augen wieder auf. Und als sie die Entschuldigung geendet hatte schaute er sie mit großen Augen an. Sollte das heißen, wenn er nicht so vehement versucht hätte sie zu beschützen, dann wäre das alles nicht passiert? Hätte ihm das nicht jemand früher sagen können? Aber so ganz glauben tat Montanus das auch nicht. Dennoch lächelte er sie an und fuhr ihr über den Kopf.
    "Stolzes kleines Kätzchen.", meinte er gutmütig und fuhr sich dann fast erschrocken über den Bauch. "Weißt du eigentlich, dass wir seid dem Frühstück nichts mehr gegessen haben?!", sprach er beinahe entsetzt.
    Kaum zu glauben, dass er das durchgehalten hatte! Der Streit mit Narcissa musste ihn ganz schön mitgenommen haben!

    Montanus genoss es von seiner Cousine so umarmt zu werden. Er war froh, wenn sie glücklich war, aber er befürchtete schon jetzt einen großen Fehler begangen zu haben. Die Umarmung verdrängte viele der Befürchtungen und er drückte Narcissa kurzzeitig noch etwas fester an sich, ehe sie ihm diese eine verflixte Frage stellte.
    Sie konnte spüren, wie er tief einatmete und schließend, wie der Atem seufzend wieder aus sein Mund entwich und ein paar ihrer Strähnen zum fliegen brachte.
    "Wenn ich es ihnen erzählen würde, müsste ich wohl auch sagen, dass ich es dir erlaubt hab. Und dann würden sie mich umbringen." Abermals seufzte er und schüttelte den Kopf. "Nein, so lebensmüde bin ich nicht. Aber das ist noch ein Grund, weshalb ich dich bitte vorsichtig zu sein. Unser beider Köpfe sitzen nur sehr wackelig auf ihren Hälsen."
    Er grinste schief und fuhr ihr sachte über den Rücken.

    Montanus seufzte leise, als sie auf beide Fragen zu nicken schien.
    Kurz drückte er sie etwas fester an sich, denn fuhr er sich mit der Hand, die bisher die ihre gehalten hatte über den Mund.
    "Ich weiß noch mein erster Kuss... Nicht im entferntesten romanisch und gut geschmeckt hat er auch nicht. War ganz schön eklig um genau zu sein.", erzählte er offen und grinste schief.
    Nachdenklich sah er drein, und wenn Narcissa auf sein Gesicht achtete könnte sie sehen, wie verschiedene Gefühle um die Oberhand rangen, und sich zum Schluss wohl ein Vorhaben durchsetzte.
    Er rieb Narcissa sachte über den Arm und meinte: "Ich muss es ja nicht mögen, und meine erste Freundin hätte ich mir auch nicht ausreden lassen. ... Ich weiß schon, dass ich nicht begeistert sein werde aber... Weißt du, wenn du vorsichtig bist sollte nicht viel passieren. Aber achte darauf, dass deine Ehre und die des Hauses Quintilia gewahrt bleibt. Keine Küsse in der Öffentlichkeit, kleine Schwester, klar?", meinte er zum Schluss mit eindeutig neckischem Tonfall. "Und wenn er dir irgendwie weh tun sollte, sag es mir, ja?", dieser Satz war wieder ernst und er sah sie sanft an.

    Als sie sich endlich beruhigte, wurde auch Montanus gleich etwas ruhiger und entspannte sich zusehends. Das musste Narcissa vor allem, an der zunehmenden Weichheit seiner Schulter und seines Oberkörpers spüren, denn diese standen nun nicht mehr so stark unter Strom, wie noch zuvor.
    Als sie eine Weile die stumme Eintracht genossen hatten, musste Montanus schmunzeln und auch sogleich eine Frage stellen, die ihn den ganzen Tag schon beschäftigte und einfach keine Ruhe lies.
    "Dich hat es richtig heftig erwischt, oder? War das gestern Abend dein erster Kuss?"
    Die Fragen hatten weder etwas drohendes, noch vermittelten sie auch nur den Anflug von irgendwelcher Belustigung, sie wirkten einfach nur neugierig. Typisch Montanus eben, er musste alles wissen.

    Überrascht, ob ihrer heftigen Reaktion schloss Montanus sie automatisch fester in die Arme und hielt sie fest. Die tränen erschreckten ihn, als er sie bemerkte, weil er sich wunderte, was jetzt schon wieder war, doch da brach abermals eine Entschuldigung nach der anderen aus ihr heraus und er konnte nur "Schht", als Antwort sagen und ihr zögerlich über den Haarschopf streicheln. Als sie mit ihrer Entschuldigung zu Ende gekommen war hob er sie sachte zurück auf ihr Bett und setzte sich neben sie. Sanft bettete er ihren Kopf auf seine Schulter und die eine Hand in der seinen auf seine Brust, so dass sie halb auf ihn gelehnt dasaß. "Ist doch schon längst alles vergeben. Ich hab meine Zunge ja auch nicht grade im Zaum gehalten...", gab er mit einem schiefen Grinsen zu und strich ihr noch mal über die Haare. Er schaffte es nicht noch eine Entschuldigung über die Lippen zu bringen, aber dieser Satz konnte ja fast als eine gewertet werden.

    Montanus sah das kurze Zucken ihrer Lippen, das man mit viel guten Willen als ein Lächeln interpretieren konnte. Und auch die ausgestreckte Hand schien ihm zu sagen, dass sie ihm vergeben hatte, zumindest die Tatsache, dass er ein Schuft und eine falsche Schlange war. Denn die Worte waren zwar vergeben, aber so schnell vergessen, würde er sie wohl nicht können.
    Dennoch, als sie ihre Hand ausstreckte lächelt er kurz und lief mit wenigen weit ausholenden Schritten die kurze Distanz zu ihrem Bett und lies sich vor ihr auf ein Knie herunter, um mit ihr auf einer Höhe zu sein. Sachte nahm er ihre Hand und zog sie dann in eine sanfte Umarmung.

    Montanus sah müde auf, als jemand die Tür öffnete und seine Augen weiteten sich überrascht, als er seine Cousine in der Tür sah. "Narcissa...", setzte er an, doch da legte sie den Finger auf den Mund und er verstummte.
    Die folgenden Worte überraschten ihn zunächst einfach nur. Er starrte Narcissa mit großen Augen und leicht geöffnetem Mund an und musste das alles erst mal verdauen.
    Dann noch die Tränen und ihre ganze gestalt und Montanus war restlos sprachlos, erst recht, als sie ihm sagte, dass sie ihn liebe, wie einen Bruder.
    Er konnte nicht reagieren, als sie sich wieder abwandte und so verlies sie sein Zimmer erst mal wieder, wohl um wieder in ihr eigenes zurück zu kehren.
    Sie lies einen immer noch verdatterten, aber auf seltsame Weise glücklichen Montanus zurück.
    Es brauchte seine Zeit, bis er bemerkte, dass nun er am Zug war. Sie hatte sich entschuldigt, formvollendet und wahrlich von Herzen und nun musste er das auch tun.
    Da sie den ersten Schritt gemacht hatte, fiel ihm das auch halb so schwer, wie er befürchtet hatte. Er schwang die Beine aus dem Bett und blieb kurz sitzen, sich seine Worte genau überlegend. Dann eilte er auch schon aus seinem Zimmer und hinüber in Narcissas. Er war weniger darauf bedacht nicht gesehen zu werden, als möglichst schnell zu seiner 'Schwester' zu kommen, und die Worte, die ihm nun in einer endlosen Schleife aus Wiederholungen in seinem Kopf herumspukten.
    Er klopfte sachte und wartete, dass sie reagierte, dann betrat er den Raum und atmete noch mal tief durch.
    Er war bei weitem nicht so Wortgewandt wie sie, und er hatte auch Angst etwas falsches zu sagen, wenn er zu viel sagte und so wurde seine Entschuldigung auf fünf Worte begrenzt.
    "Narcissa, es tut mir leid."
    Doch sein Blick, seine Mimik und Gestik und vor allem seine Tonlage zeigten, wie ernst es ihm war.

    Montanus schaffte es doch tatsächlich die nächsten Stunden im Bett zu verbringen. Er schlief sogar kurz wieder ein, doch er hatte so wirre Träume, dass er diese Zeit nicht grad als erholend empfand. Irgendwas mit Bäumen, die plötzlich zu tanzen begannen und dann auf ihn einschlugen. Montanus schüttelte den Kopf und vergrub ihn wieder in den Armen. Das war so bescheuert gewesen, dass es fast schon wieder lustig war und es hatte ihn für eine gute halbe Stunde von dem Streit mit seiner Cousine abgelenkt.
    Doch jetzt war er ihm wieder in die Gedanken kommen und lies sich nicht mehr verbannen. Er war ein Sturkopf, weshalb er nicht daran dachte sich zu entschuldigen. Immerhin hatte sie damit angefangen ihn zu beleidigen. Er fühlte sich lebhaft in ihre Zeit als Kinder zurück versetzt, da hatten sie auch hin und wieder mal Streit gehabt, aber nie über so wichtige Dinge. Und auch böse Worte waren da gefallen, aber als Kind vergaß man so etwas schneller wieder.
    Entnervt rollte er sich auf den Rücken und betrachtete zum hundersten Mal an diesem Tag seine Decke. Wenn das so weiter ging würde Narcissa und er noch die ganze Woche in ihren Zimmern verschanzt verbringen, wobei er das von seiner Cousine ja nicht wusste.
    Doch sich selbst dazu bringen aus dem Bett aufzustehen, das schaffte er nicht, und zu Narcissa zu gehen erst recht nicht. Sie würde wohl den ersten Schritt machen müssen, oder Fundulus würde wieder auftauchen müssen und die Fronten schlichten. Oder wer ganz anderes musste sich einmischen.
    "Mutter, warum bist du nicht mehr hier?! Bei so etwas würde ich dich so gerne mal um Rat fragen!", sprach er vorwurfsvoll und wälzte sich wieder auf den Bauch, um Unverständliches vor sich hinzubrummeln.

    Montanus wollte sich, nachdem Nerva mit einem weiteren kühlen Blick ins eine Richtung das Zimmer verlassen hatte, am liebsten aufs Bett werfen und es den ganzen Tag nicht mehr verlassen. Er stieß die Tür zu und starrte sein Bett an, ja was hielt ihn denn davon ab, genau das zu tun? Auf Narcissa einzureden hatte ja eh keinen Sinn mehr und sich weiter beschimpfen lassen wollte er auch nicht.
    Mit zwei großen Schritten lief er zu seinem Bett und sprang förmlich hinein. Er hatte seinen Schwung jedoch nicht bedacht und so knallte er äußerst unsanft mit seinem Kopf gegen die Mauer, die auch als Trennwand zu Narcissas Zimmer diente. Es rumste und kurz darauf konnte man den jungen Mann laut und lästerlich fluchen hören.
    Er verschränkte die Hände über dem Kopf, nachdem er sich etwas abgeregt hatte, presste das Gesicht auf das Bett und murmelte immer wieder vor sich hin: "Heute ist ein toller Tag, heute ist ein wirklich toller Tag!"
    Er beschloss nun endgültig die ganze Zeit im Bett zu bleiben und sich heute nicht einen Millimeter mehr zu bewegen!

    Überrascht und wie angewurzelt blieb Montanus in seiner Tür stehen und starrte auf Nerva. Und jetzt schaute diese ihn auch noch so vorwurfsvoll an. Montanus Mine verfinsterte sic noch mehr. Hatten sich denn jetzt alle gegen ihn verschworen? Fundulus war nicht zu finden, Narcissa sagte er wäre eine falsche Schlange, und Nerva sah ihn so strafend an!
    Sie schien das Zimmer verlassen zu wollen und er machte ihr nur bereitwillig Platz. "Wann du nichts Positives zu sagen hast wäre es besser, ja!", knurrte er und beherrschte sich mühsam. er stützte sich mit einer Hand an den Türrahmen und seine Fingerknöchel zeichneten sich weiß ab, so stark krallte er sich dort fest.

    Ihr erstes Argument verleitete ihn fast dazu mit den Augen zu rollen, doch da sie ihn so abweisend ansah, verging ihm das schon, bevor er dazu kam. Er hatte sie ja noch nicht mal bewahrt und in nächster Zeit würde er sich wohl gezwungener Maßen bessern müssen. Können würde er sicher nicht, dafür hatte Scato gesorgt, und blamieren wollte er sich ja auch nicht.
    Doch ihre nächsten Worte verletzten ihn wirklich und seine Mine versteinerte.
    "Ich habe nie von mir behauptet redlich zu sein!", kam es kalt über seine Lippen und er stieß sich ebenfalls von der Wand ab. In seiner Gekränktheit sagte er nun was, das er vielleicht besser gelassen hätte:
    "Aber besser eine falsche Schlange, als das naive Kaninchen, das dem Reptil in seinen Bau folgt. Aber bitte, verlange dann jedoch nicht von mir, den Retter zu spielen! Ich hab schon genug für dich eingesteckt! Oft genug!"
    Sie noch mal kalt anschauend verlies er ihr Zimmer und verzog sich in sein eigenes.

    Das hatte er befürchtet... dass sie so reagierte. Am liebsten hätte er zu seiner Verteidigung gesagt: Aber Fundulus doch auch! Aber dann hätte er auch noch die Autorität seines Bruders untergraben und das wäre im Moment wohl sehr unklug. Außerdem klangen die Worte schon in seinem Kopf einfach nur kindisch. Der Blick aus ihren Augen tat seltsam weh und plötzlich waren die Rollen vertauscht und er war derjenige, der zerknirscht sein sollte.
    Immerhin verlegen fuhr er sich über die Haare und sah Narcissa von untern her an.
    "Weißt du, ein Schuft erkennt einen anderen....", meinte er mit leicht nach oben gezogenen Mundwinkeln. Doch es sah eher sarkastisch aus, als wie ein Lächeln.
    "Und eben weil ich weiß, was meistens kommt, wenn der Mann keine wirklich ernsten Absichte hat, versuche ich dich davor zu bewahren! Verstehst du jetzt, weshalb mir das alle hier so schwer fällt? Ich merk doch selbst, dass ich eigentlich nicht der richtige bin, aber ich bin momentan der einzige!"

    Erleichtert atmete Montanus auf, jedoch nicht nur ihrer Antwort, sondern auch ihrer Empörtheit wegen. Diese zeigte ihm nämlich, dass sie ihre Worte ernst meinte. Da war auch die Enttäuschung, die er in ihren Augen las halb so wild, als sie sich wieder von ihm abwandte.
    Er schaute ebenfalls aus dem Fenster mit dem Gefühl, wenigstens einen kleinen Sieg errungen zu haben. Und ein leichtes Schmunzeln lag auf seinen Zügen.
    Bei ihrer schlichten Frage, woher er denn das alles wissen wollte, schaute er sie verdattert an, und als sie dann behauptete er hätte noch nie ein Mädchen gehabt musste er laut lachen. Es waren zwar nicht so viele Mädchen, wie er in geselliger Runde unter Männern gerne behauptete, aber einiges an Erfahrung besaß er.
    "Oh, Narcissa, wir wissen wahrlich viel zu wenig voneinander!", meinte er amüsiert und bedauernd zugleich, sich auf Nervas Worte vom Vorabend besinnend. Er drehte sich mit dem Rücken zum Fenster und lehnte sich gegen die Wand daneben. Die Worte die er nun sprach kamen ihm nicht leicht über die Lippen, vor allem nicht vor Narcissa, aber wenn sie ihm in solchen Sachen vertrauen wollte, würde er wohl etwas in ihrer Achtung sinken müssen. Aber das war er ja ohnehin schon.
    "Ich fürchte ich warne dich hier vor etwas, was ich schon ein oder zwei Mal verursacht habe. Zwar nie bei höher gestellten Mädchen, aber ein gebrochenes Herz tut jedem gleich weh...", er wusste selbst nicht, woher diese beinahe poetischen Worte bei ihm kamen, sie wanderten einfach so über seine Lippen.

    Beinahe entsetzt musterte Montanus sein 'Schwesterchen', wie sie so elend aussah wollte ihm fast das Herz brechen. Er hatte nicht gewollt, dass sie je so unglücklich war, doch nun war er selbst auch noch der Grund, die Ursache. Er und dieser verflixte Spielmann!
    Auf ihren Vorwurf zuckten seine Hände sofort in einer abwehrenden Bewegung nach oben und er fuchtelte verneinend mit diesen.
    "Natürlich nicht!", erwiderte er fuhr jedoch gleich fort: "Aber was werden die Menschen sagen, wenn sie jemanden aus dem Haus Quintilia mit einem Perigrinus, einem Spielmann sehen?! Was wird man über dich denken?! Ich hab doch gar nichts dagegen, dass du dich verliebst, aber muss es ausgerechnet so einer sein?!"
    Er schüttelte verzweifelt den Kopf.
    "So vielen Mädchen ist schon das Herz gebrochen worden! Ich will nicht, dass du die nächste bist, und grade Perigrini sind bei so was sehr gut! Und deine Ehre ist mir natürlich auch wichtig! Bitte, versprich mir, bevor wir über irgendetwas anderes reden, dass du das nicht tun wirst, ja? Egal, wie gut und treu er dir erscheint. Wenn er dich wirklich liebt, dann wird er dich davor heiraten!"
    Er hatte zum Fenster hinaus gesprochen, doch jetzt sah er sie bittend an. Irgendwie erschien ihm das erst mal am wichtigsten.