Beiträge von Marcus Quintilius Montanus

    Hast du eine Ahnung, Mädchen, dachte sich Montanus, hütete sich jedoch das laut auszusprechen. Die Welt ist schlecht und ich trag auch noch verdammt viel dazu bei. Er grinste schief und antwortete:
    "Es gibt leider genug davon." Er seufzte und richtete sich auf. "Ich will nicht sagen, dass alle so schlecht sind, aber ich würde deine Verehrer gerne sehen, bevor du dich näher mit ihnen einlässt, ja? Es wäre ja normalerweise Sitte, sich bei dem Vater vorzustellen, ehe man um eine Tochter wirbt, und wer das nicht tut, ist eh erst mal skeptisch zu betrachten. Aber da dein Vater... Nun ja, meinetwegen kannst du sie auch Fundulus vorstellen, aber einem von uns solltest du ihn schon mal gezeigt haben. In Ordnung?"
    Ein Schuft erkennt den anderen und Montanus gedachte nicht irgendeinen Gleichgesinnten an seine Cousine heranzulassen. Und wer sich erst mal auf eine Vorstellung bei den Verwandten einließ meinte es schon ernster als so manch anderer.

    Etwas hilflos gestikulierte Montanus mit den Händen, wobei er in der einen noch ein paar Trauben hielt. Ein paar nutzen die Möglichkeit und fielen ihm aus der Hand in den Dreck. Doch er beachtete es kaum.
    "ich mein ja nur, dass es in Zukunft wohl ein paar Männer geben wird, die sich dir nähern wollen und" Abermals hielt er inne und atmete tief durch. Was er nun sagte fiel ihm schwer, vor allem, da er zugeben musste selbst zu dieser Sorte zu gehören. "manche, vielleicht sogar viele, werden es nicht all zu ernst mit deinen Gefühlen meinen. Weißt d, viele Männer, die denken, wenn sie ein hübsches Gesicht sehen zuerst einmal an... na ja, du weißt schon. Und ich will dich da nicht hineinlaufen lassen. Du würdest nämlich ziemlich unglücklich werden, wenn du dich auf so einen einlässt. Und ich will nicht, dass du irgendwie unglücklich wirst."
    Die letzten Sätze schiene r fast in einem Atemzug gesprochen zu haben und so atmete er auch erst mal tief durch, als er mit seinem Wortschwall geendet hatte.
    So wirklich wagte er es auch nicht, Narcissa jetzt in die Augen zu sehen, und so starrte er die Trauben in seiner Hand an und zupfte etwas an ihnen herum. Aber er hatte das einfach loswerden müssen. besser war es, wenn sie wusste, wie die Welt war.

    "Na ja, ganz kleine haben sie noch, aber sie sind kaum zu spüren.", erwiderte Montanus und blickte scheinbar gedankenverloren in die Menge um sie herum.
    Ihre Worte gingen ihm im Kopf herum und er musste zugeben, dass es tatsächlich schwer war von seiner kleinen Cousine nun als junge Frau zu denken, aber, er musterte sie verstohlen aus den Augenwinkeln, sie war eindeutig eine. Eine recht hübsche noch dazu.
    Alarmglocken schrillten in seinem Kopf und der Beschützerinstinkt erwachte, wodurch er noch mal in die Richtung starrte, in die der Decier verschwunden war. Hatte dieser vielleicht die Schriftrollen nur als Vorwand genutzt um... Montanus zwang sich seine Gedanken abzubrechen und schluckte die Traube, die er eine Ewigkeit im Mund gehabt zu haben schien herunter.
    "Weißt du, du bist tatsächlich eine junge Frau geworden und ich frage mich.. ähm..." Er räusperte sich unwohl. "Hat schon mal jemand mit dir über Männer und Frauen gesprochen?" Abermals räusperte er sich und bereute es fast gefragt zu haben.

    Dieser lies sie dann auch los, als er merkte, dass sie die Situation nicht ganz so lustig fand wie er, um sich ebenfalls die Früchte zu betrachten. Er brauchte nur wenig Zeit, um sich wieder einzukriegen.
    Den kurzen Rufwechsel bekam er nur am Rande mit, blickte dann jedoch kurz über die Schulter dem Decier nach und merkte sich unbewusst dessen Gesicht, und auch den Familiennamen. Eine Gabe, die er hatte, war es Menschen zu erkennen, und nun würde er diesen Mann, ebenso wie den Gewürzhändler wohl überall wiedererkennen.
    "Sind deine Trauben wirklich so gut, wie du behauptest?", fragte Montanus den Händler. "Die Besten, die ihr je gekostet habt, mein Freund. Sie sind süß, saftig, jede Sünde wert!" "Sind sie auch sündhaft teuer?", erwiderte Montanus im Spaß und so gelangte er nach kurzem hin und her in den Besitz der angeblich köstlichsten Trauben zwischen dem Nil und dem Rhenus.
    "Wollen wir uns eben irgendwo hinsetzen und die hier essen? Dann kannst du auch den Schock von eben verarbeiten als meine Freundin bezeichnet worden zu sein.", wandte sich Montanus mit einem Zwinkern an Narcissa und hielt ihr ein Bündel Trauben hin.

    "Öhm...", meinte dieser am Anfang jedoch nur intelligent und biss sich auf die Zunge. Normalerweise hätte er einen Spruch, wie: 'Wir brauchen so etwas nicht, danke!' gebracht, aber das konnte er doch nicht vor seiner kleinen Cousine. Aber als Cousine war sie ja theoretisch weit genug entfernt verwandt, als dass dies möglich wäre. Er räusperte sich.
    "Komm, Schwesterlein, ich glaube wir sollten weiter gehen.", meinte er und betonte das Schwesterlein, möglichst deutlich und legte einen Arm beschützend um sie, um sie sachte von dem Stand weg zu bugsieren. Dabei mussten sie den Mann mit den Schriftrollen umgehen, dem Montanus einen entschuldigenden, aber auch amüsierten Blick zuwarf, ehe sie zwei Stände weiter an einem Obststand stehen blieben.
    Dort konnte sich Montanus nicht mehr zusammen reißen, nach einem kurzen Blick über die Schulter musste er anfangen zu kichern. "Was eine Situation!", lachte er amüsiert und drückte seine 'Schwester' an sich.

    Montanus ahnte schon fürchterliches, als Narcissa auf den ersten Stand zuzusteuern schien, und ausgerechnet ein Tuchstand! Halt nein, den Göttern sei Dank, sie hatte es auf den Stand daneben abgesehen! Erleichtert atmete Montaus auf und bekam gleich die verschiedensten Gerüche in die Nase.
    "Oh, da bekommt man doch gleich Hunger!", meinte er zufrieden und schnupperte an einem Töpfchen mit bräunlichorangener Füllung. "Mit läuft das wasser im Mund zusammen, was ist das?", fragte er an Narcissa gewandt und hielt ihr das Töpfchen hin. Doch bevor sie daran riechen konnte hielt Montanus es sich noch mal unter die Nase und seufzte zufrieden.
    "Es wundert mich nicht, dass sie dieses Gewürz interessiert", meinte der Verkäufer beflissentlich. "Das ist Safran, äußerst teuer, verfeinert den Geschmack vieler Gerichte, wird auf die Hochzeitsbetten gestreut und Zeus soll ebenfalls auf einem bett aus Safran schlafen."
    Mit einem Zwinkern fügte er verschwörerisch hinzu: "Es soll aphrodisierend wirken." Dabei machte er einen bedeutenden Blick zu Narcissa und Montanus bekam entgegen seiner Gewohnheit leicht rosa Ohren. Mit einem Räuspern stellte er das Gefäßchen wieder ab und blickte forschend zu Narcissa.
    Die kleine Zwischenszene mit dem Fremden hatte er kaum mitbekommen und so hob er jetzt überrascht die Brauen, als er diesen bemerkte.

    "Worauf hab ich mich da nur eingelassen?", stöhnte Montanus gespielt verzweifelt und grinste kurz darauf. "Ich seh schon, da will jemand weder Geld für schöne Tücher, noch Geld für Schmuck haben, mir soll es recht sein."
    Er zwinkerte seinem Cousinchen zu und machte dann eine spöttische Verbeugung. "Nach dir, Schönheit. Führ mich ruhig in meinen Untergang, denn alleine werde ich den Weg sicher nicht finden."

    "Musst du grade sagen", grummelte er auf Fundulus Worte schien dann doch nicht recht beeindruckt zu sein, da er sofort bei der nächsten Frage wieder Feuer und Flamme war.
    "Ich weiß es nicht genau, ich dachte zuerst Gallierin, aber dann hab ich ihre Aussprache mit der der Brünette verglichen, du weißt schon, die Erdbeerlippen vor vielleicht zwei Monaten, und sie klang total anders. Germaninnen hab ich mir immer grobschlächtiger vorgestellt, dann wohl Britin. Was meinst du?"

    Fundulus Worte liesen Montanus leicht schmunzeln, mal wieder typisch, ein paar Minuten älter und er glaubte sonst wie erwachsen zu sein. Und Narcissas Kommentar brachte ihn wieder zum lachen.
    "Ne, du. Die Dame, die Fundulus den Kopf verdreht und nicht umgekehrt muss noch geboren werden."
    Aber mals lachte er und meinte dan einlenkend.
    "Wenn du mir versprichst an keinem Stand länger als eine Stunde zu brauchen, komm ich mit. Und ich will zum Essen wieder hier sein! Ansonsten lässt Fundulus uns nichts übrig!"

    "Ich glaube da überschätz sich jemand grad ein bisschen!", erwiderte Montanus grinsend und stubste Narcissa sanft das Kinn mit seinem Zeigefinger etwas nach oben.
    Als im nächsten Moment auch schon seine hand in Beschlag genommen wurde und er den Befehl bekam nicht so zu trödeln konnte Montanus nicht anders, er lachte laut heraus. trotz der offensichtlichen Ungeduld seiner Cousine wandte Montanus sich nochmal an seinen Bruder und meinte:
    "Willst du mich wirklich in solcher Not alleine lassen? Nur um irgendwas zu kritzeln? Da braucht man seinen Bruder einmal, und da hat er nichts besseres zu tun, als teilnahmslos in der Ecke zu sitzen."
    Der letzte Satz hatte er an Narcissa gewandt gesprochen und sah sie nun grinsend an, ehe sein Blick wieder zu seinem Bruder wanderte.

    Bei dem Widerling musste Montanus unwillkürlich Grinsen, doch er verbat es sich recht schnell wieder. Sie hatte ja recht, die Kleine, so ungern er das zugab.
    "Ich würde mein Gewissen einfach mit den Gedanken beruhigen, dass mein Bruderherz ja auch hätte mitgehen können.", erwiderte er schließlich mit einem Zwinkern und fügte die Frage an: "Warum nervst du ihn eigentlich so gut wie nie mit so was? Was hab ich verbrochen..."
    Er grinste und wich wohlweißlich einen halben Schritt zurück, der Ball war inzwischen in einem kleinen Beutel an seinem Gürtel verschwunden.

    Er tat als sei er schwer getroffen, von dem kleinen Knuff und hielt sich theatralisch die Seite. Doch bei Narcissas folgenden Worten riss er gespielt entsetzt die Arme nach oben.
    "Bei den Göttern, nein! Da seh ich ja keine Sesterze von meinem Geld wieder! Wenn ich mitkomme kann ich wenigstens die eine oder andere retten!"
    Er grinste, um kurz darauf ein übertrieben schiksalergebenes Gesicht zu machen.
    "Ich fürchte ich werde um all die Tücher und Broschen nicht drum herum kommen, wenn ich morgen nicht am Bettelstab enden will, was?"

    Montanus stöhnte gequält: "Um mir dann endlos Stoffe und Broschen anschauen zu dürfen? Ja, das steht dir gut, nein, das harmoniert nicht mit deinen Augen, oh, tut mir leid, das ist viel zu teuer, auch wen du wunderbar darin aussehen würdest."
    Er verdrehte die Augen und grinste. Der Blick seiner Cousine brachte ihn fast immer dazu das zu tun, was sie wollte, aber etwas necken musste er sie trotzdem. Vor allem, wenn es um das Thema Einkaufen ging.
    "Genügt es nicht, wenn du dir einfach die Standart Kommentare vorstellst? Du entscheidest dich dann doch eh immer für was ganz anderes, als man dir rät."
    Unruhig spielte seine Hand mit dem Ball, aber ansonsten wirkte er total enspannt und vielleicht etwas spöttisch, wenn es auch liebenswerter Spott war.

    Dass Fundulus mal wieder seine Gedanken gelesen hatte störte Montanus nicht im geringsten. Das war er ja schon gewohnt, außerdem hatte er ja intressantes zu berichten.
    "Da magst du recht haben", bestätigte er mit einem Grinsen. "Aber du willst es ja auch genauso gerne hören." Das grinsen wuchs in die Breite und ehe sein Bruder etwas darauf erwidern konnte fuhr Montanus auch schon fort: "Du glaubst nicht, was für schlechtes Latein manche Leute sprechen. Ich hab das Mädchen kaum verstanden, aber hast du ihre Figur gesehen?"
    Monatus zeichnete sie übertrieben mit einer schnellen Bewegung seiner Hände nach.
    "Dafür nehm ich jeder Verunstaltung meiner Muttersprache in Kauf! Wenn ich sie richtig verstanden hab, nennt man sie Lucia, weil man ihren richtigen Namen nicht aussprechen kann und ihr Haar so hell ist, und rate mal, wen sie morgen hier treffen will?"
    Ein äußerst selbstzufriedener Ausdruck machte sich auf Montanus Gesicht breit.

    "So ist er der Gute, keine Manieren.", tönte es auf einmal von der Tür her und Montanus stand dort lässig in der Rahmen gelehnt und spielte mit einem rotbemalten Holzball. Er warf in locker aus dem Handgelenk in die Luft und fing ihn geschickt wieder auf. Dabei grinste er zu seinem Bruder und seiner Cousine hinüber.
    Dann stieß er sich von dem Rahmen ab und schlenderte zu den beiden hinüber. "Was, bei den Göttern, kritzelst du da schon wieder, Fundulus?

    Der Blick, den sein Bruderherz für diese Worte kassierte, hätte tödlicher kaum sein können. Innerlich knurrend, wie ein Wolf, betrachtete er noch mal die Auserwählte und fuhr sich durch die kurzen Haare.
    "Na dann wollen wir mal"
    Man konnte sehen, wie er sich durch das Getümmel, zu der Frau durchkämpfte. Einige Zeit stand er bei ihr, sie schienen sich zu unterhalten und die Frau warf immer wieder ihre Haare zurück und schien zu lachen. Auch Montanus Haltung sprach für sich, als er sich von ihr verabschiedete und zurück zu seinem Bruder schlenderte, und zeigte Selbstbewusstsein und Zufriedenheit.
    Das Grinsen auf seinem Gesicht sprach ebenso Bände und schien unter anderem zu sagen: "Selbst schuld" Außerdem schien es regelrecht dazu aufzufordern: "Na los! Frag schon!"

    Montanus musste kurz suchen, wen, beim Hades, sein Bruder jetzt schon wieder meinte. Doch als seine Augen auf dem blonden Ding, welches er für die Auserwählte seines Bruders hielt, zu ruhen kam, musste er wider Willen zugeben...
    "Reif gepflückt zu werden, was meinst du?"
    Schon wieder wanderte eine Traube in seinen Mund, eine der letzten und die verblieben warf er einfach auf den Boden. Waren eh nur noch so verkümmerte Dinger gewesen.
    "Du oder ich?", meinte er und klemmte die Daumen hinter seinen Gürtel.

    Abwertend wiegte Montanus den Kopf hin und her. Weniger, weil die Frau nicht auch nach seinem Geschmack wäre, sondern vielmehr, weil es sein Bruder gewesen war, der sie entdeckt hatte.
    Eine weitere Traube wanderte in seinen Mund und man konnte knapp vor seinem Ohr die Kiefermuskeln arbeiten sehen. Ähnlich ging es in seinem Kopf zu. Er versuchte eine logische Erklärung für seine Ablehnung zu finden und zugleich versuchte er eine bessere Partie zu erspähen.
    Letzteres gelang ihm recht leicht und er machte mit einer unauffälligen Geste klar, dass ihm abermals die Händlerin, an deren Stand die junge Frau war, um einiges besser behagte. Und eine weitere Geste und einem Grinsen machte auch die beiden gewichtigen Gründe klar, die in seinen Augen für diese Frau sprachen.
    "Verbrennt man sich nicht so leicht die Finger", murmelte er und steckte sich eine weitere Traube in den Mund. Zufrieden mit sich für seine beiden Probleme eine Lösung gefunden zu haben.

    Seite an Seite mit seinem Bruder, dem er, wenn der Bart nicht wäre, zum verwechseln ähnlich sähe, schlenderte Montanus über den Markt. Fundulus einen Blick zuwerfend wandte er sich zu einem bestimmten Marktstand und erwarb eine Hand voll Trauben. Diese waren jedoch weniger von Interesse, viel sehenswerter waren zwei andere Früchte im Ausschnitt der Händlerin, welche sein Grinsen mit einem kecken Zwinkern erwiderte.
    Fröhlich pfeifend wandte sich Montanus wieder seinem Bruder zu und steckte sich eine Traube in den Mund. Herausfordernd hob er eine Augenbraue und grinste dabei.
    Eine weitere Traube wanderte in seinen Mund und er kaute genüsslich während er noch mal einen Blick über die Schulter zu der Händlerin warf und dieser zu blinzelte.