Beiträge von Quintilia Narcissa

    An diesem Tag wollte sie sich mit Scato treffen. Heute Abend. Und jetzt schon war sie ganz nervös vor lauter Vorfreude. Es sollte ein schöner Abend werden. Aber jetzt war es noch Vormittag und sie wollte sich gegenüber ihren Cousins und auch gegenüber Nerva nichts anmerken lassen. Sonst würde man sie nur wieder ausfragen. Aber andererseits müsste sie ja auch noch mit Montanus reden. Sonst würde er sich vielleicht über ihr Fehlen beim Abendessen wundern und sie wieder suchen gehen. Und DAS wollte sie am allerwenigsten.


    Nachdenklich saß sie nun auf einem ihrer Stühle und sah durch die Fensteröffnungen nach draußen in den Garten. Sollte sie gleich rausgehen? Oder sollte sie rübergehen in Montanus' Zimmer? Dass es so schwer war, sich in jemanden zu verlieben, hätte sie nicht gedacht. Die romantischen Träume eines kleinen Mädchens hatten sich nicht recht bewahrheitet, zumindest bis jetzt noch nicht, denn alles war kompliziert. Ob er kommen würde?


    Schließlich stand Narcissa wieder auf und ging nachdenklich in ihrem Zimmer auf und ab. Es gab noch so viel, was es zu überlegen gab. Die richtigen Stoffe, der passende Schmuck und was sollte sie nur mit ihren Haaren anstellen? Ein einziges Dilemma.

    Glücklicherweise hatte sie den Blick ihres Bruders nicht bemerkt, sonst hätte er dafür gleich einen amüsierten, tadelnden Knuff in die Seite geangelt. An Narcissas Blick konnte Montanus vielleicht aber doch noch sehen, dass Scato nicht einfach so verschwunden war. Sonst würde sie sicherlich nicht so vor sich hinstrahlen und verträumt wirken. Ja, sie freute sich schon jetzt auf den morgigen Abend und sie würde auch noch irgendwann mit Montanus darüber sprechen und ihm Bescheid geben... aber jetzt noch nicht.


    "Lass uns zurück nach Hause gehen.", sagte Narcissa schließlich auch, als das Gedränge immer dichter wurde. Dabei drückte sie sich leicht an Montanus' Seite und sprach auch ausreichend laut, damit er es bei dem Lärm noch hören konnte. Jetzt wollte sie erstmal nach Hause... dort könnte sie sich dann überlegen, wie sie den morgigen Abend am besten vorbereitete. Immerhin wollte sie Scato ja verliebt machen und dazu müsste sie sich schon noch etwas anstrengen.

    "Tja, das wäre dann wohl einer meiner beiden Cousins. Marcus Quintilius Montanus.", mehr sagte sie erst einmal nicht, da Varena sich ja schon selbst vorgestellt hatte. Sodann fiel ihr die Gürtelschnalle ein, die sie noch neben sich liegen hatte.


    So stand Narcissa nun auch auf und hielt die Schnalle gut hinter ihrem Rücken versteckt, damit Montanus sie nicht gleich sehen kann. "Ich habe noch eine Überraschung für dich!", sagte sie in einem geheimnisvollen Ton und winkte hinter ihrem Rücken mit der Gürtelschnalle herum.

    Narcissa war gerade dabei, den kleinen Kindern zuzusehen, wie sie sich gegenseitig jagten und versuchten ihre Flöten wegzunehmen. Ein entzückendes Bild. Schließlich spürte sie einen Kuss an der Wange und drehte daraufhin schnell den Kopf in Scatos Richtung. Zumindest wollte sie das, denn schließlich hörte sie seine Stimme an ihrem Ohr.


    Da war sie auch schon wieder weg und Scato schien sich auf den Weg zu machen um wieder zu gehen. Mit einem sanften, fast sehnsüchtigen Lächeln sah sie ihm nach und nickte leicht. Oh... sie würde kommen. Da konnte Montanus sie sicherlich nicht abbringen. Aber sie würde es ihm wohl doch sagen, damit er sie nicht wieder suchen kam...

    "Ja, ich bin gespannt ob Nerva Erfolg hat.", lächelte Narcissa und nahm sich auch einen Becher mit verdünntem Wein um kurz einen Schluck gegen den Durst zu nehmen. Zwar eigentlich nicht angebracht, aber egal. Der Wein wäre ihr bei Varenas nächster Frage fast im Hals stecken geblieben.


    Doch sie schluckte und versuchte auch das Rot-Werden zu unterdrücken, was ihr ganz gut gelang. "Nein, also verlobt bin ich nicht... und die andere Frage... naja, ich weiß nicht so recht...", sagte Narcissa mit einem verlegenen Lächeln. Eine peinliche Frage.. und sie konnte nun ganz gewiss nicht davon zu erzählen beginnen, dass sie sich in einen Spielmann auf der Straße verguckt hatte - was würde sie dazu auch sagen?


    "Hast du denn schon jemanden in Aussicht?", gab Narcissa die Frage also auch lieber gleich wieder zurück.

    "Danke, Nerva.", meinte Narcissa noch, als die Serva ihr die Gürtelschnalle zurückgegeben hatte. Sie würde nun erstmal auf die kleine Erfrischung warten. Die war auch dringend benötigt, denn draußen war es heiß und der Weg hier her war schon ein wenig weit gewesen.


    "Also ich hoffe, dass einer meiner Cousins da ist. Ansonsten können wir nachher auch noch ein wenig in den Garten gehen und dort reden. Dort ist die Luft angenehm kühl und schattig ist es auch.", schwärmte Narcissa ihrem Gast schon einmal vor.

    Schließlich kamen die beiden in der Casa der Familie an und Narcissa führte Varena gleich durch das halbe Haus. Jedenfalls durch die Tür, dann durchs Atrium und schließlich ins Triclinium, da konnten sie es sich erstmal bequem machen.


    "So, nehmen wir erst einmal Platz. Willkommen in der Casa Quintilia. Ob meine Cousins zu Hause sind, weiß ich jetzt gar nicht, die beiden sind oft selbst unterwegs. Nerva, siehst du mal bitte, ob jemand da ist, damit ich meinen Gast vorstellen kann? Und gib mir doch auch bitte die Gürtelschnalle wieder.", meinte sie sogleich. Was Nerva mit Varenas Sklavin anstellte, war ihr jetzt erst einmal egal... die beiden konnten sich ja auch in der Culina unterhalten oder sonst wo.

    "Ja, da hast du Recht. Ich denke die Schnalle wird meinem Cousin gut gefallen... Und falls wirklich nicht, dann hoffen wir für ihn, dass er schlau genug ist es nicht zu zeigen...", grinste Narcissa und fuhr kurz darauf nachdenklich fort.


    "Ja, eine gute Frage. Wenn du möchtest, könnt ihr ja mitkommen und wir können bei mir zu Hause noch etwas Trinken und etwas plaudern. Sofern ihr nichts besonderes mehr vorhabt oder du erwartet wirst.", schlug sie schließlich vor.

    "Das hoffe ich doch mal.", murmelte Narcissa und sah zu wie Nerva das schöne Stück zu sich nahm und verstaute. "Wenn nicht, dann soll er wenigstens so tun, als ob. Ansonsten kriegt er es mit mir zu tun!", lachte Narcissa nun einmal auf.


    Dennoch hoffte sie inständig, den Geschmack ihres Montanus' getroffen zu haben. Sie war ihm immerhin einiges schuldig in letzter Zeit. Er hatte ganz schön oft den Kopf für sie herhalten müssen. Ganz zu schweigen von anderen Dingen, von denen Narcissa glücklicherweise nicht wusste...

    Nun fiel auch Narcissas Blick auf die vielen Gürtelschnallen und den schlichten Schmuck. Eine Weile sah sie sich die verschiedenen Stücke an und nahm auch die eine oder andre in die Hand um zu sehen, wie gut sie gearbeitet war. Auch gab der Händler ihr den guten Rat die teuerste zu nehmen, denn diese würde angeblich die Jahrzehnte überdauern und zu zeitlosem Stil verhelfen.


    Sie entschied sich dann aber dennoch für ein günstigeres Modell, welches schlichter ausfiel. Narcissa fand, dass diese Schnalle viel besser zu ihrem Cousin passen würde und bezahlte diese auch schließlich. Anschließend übergab sie Nerva die Verantwortung für die Gürtelschnalle, da sie keinen Beutel dabei hatte um diese aufzubewahren.

    Schließlich kamen sie zu dritt bei den Feuerschluckern an und für einen Moment hielt Narcissa den Atem an, als der Mann sich schließlich das brennende Stück in den Mund und schließlich in den Hals steckte. Kaum blinzeln konnte sie bei diesem Anblick, den sie jedes Mal wieder faszinierend fand.


    Erst als er das Teil wieder aus sich heraus befördert hatte, aß Narcissa an ihrem Apfel weiter, jedoch weiterhin gebannt zusehend. Irgendwann liefen dann auch immer mehr Hirten durch die Gegend mit ihren Flöten und alle bildeten sich zu einer Art Zug, der nun durch die Gassen marschieren wollte. Sie konnte Scato hören, wie er ihr in die Richtung deutete und vorschlug doch dorthin mitzugehen. Sie nickte, hakte sich bei jedem der beiden unter und folgte dann auch den Massen.

    Der Garten in der Casa



    Der Garten ist eine kleine, grüne Oase und vortrefflich geeignet um sich ein wenig zu entspannen und den Pflanzen beim Wachsen zuzusehen. Ein Hobbygärtner hätte hier viel Freude. Ein frischer Duft weht hier das ganze Jahr. Von Olivenbäumchen bis zu Lavendelblüten oder anderen Sträuchern und kleinen Bäumen ist hier eigentlich alles zu finden.


    Etwas tiefer im Grün befindet sich außerdem eine steinerne Sitzbank, die von den Bewohnern der Casa oft genutzt wird.


    Das Zimmer von Narcissa


    Mit einem Ausblick auf den Garten ist dieses Zimmer eines der schönsten der Casa.


    Neben einer Schlafstätte befindet sich hier anderes Mobiliar, wie ein Schrank, ein Tisch, mehrere Stühle und der eine oder andere Wandschmuck. Mit den passenden Farben an den Wänden wirkt dieses Zimmer stets sehr warm und einladend.

    Narcissa nickte mit einem Lächeln, als Varena erklärte, dass sie den Weg nicht beschreiben konnte. Wahrscheinlich hätte sie das ebenso wenig fertig gebracht. Nun, da gab es wirklich nur die Möglichkeit, dass man sich gegenseitig dorthin führte. Aber nun war der Schmuck doch erst einmal wichtiger.


    Vielleicht würde sie ja doch noch etwas Kleines finden, das sie mitnehmen konnte... Oder vielleicht ein Geschenk für ihren Lieblingscousin. Ja, er hätte sich eine kleine Überraschung verdient, nach allem was sie ihm in letzter Zeit zugemutet hatte. Ja, sie war wirklich keine brave Cousine gewesen wie sonst immer. Sie hatte seine Nerven vermutlich ziemlich stark überstrapaziert.


    So dreht sie sich nun auch wieder Varena zu. "Ich bräuchte noch ein Geschenk für einen meiner Cousins. Hast du vielleicht eine Idee, was ich ihm mitbringen könnte?"

    Narcissa drehte ebenfalls den Kopf, als Varena eine hübsche Kette entdeckt hatte. Sie war wirklich hübsch und die türkisenen Steine gefielen ihr auch gut. Am liebsten hatte sie aber blaue Steine, wie auch immer die hießen. Die passten am besten zu ihren blauen Augen, hatte einer ihrer Brüder ihr mal gesagt und das hatte sie seitdem nicht mehr vergessen.


    "Ja... sie ist wirklich wunderhübsch. Aber wie findest du die hier? Die ist viel filigraner und mir gefällt der Anhänger in Form eines Blattes.", meinte sie und deutete auf die Kette, die nicht weit davon entfernt lag. Montanus und Fundulus würden sie vermutlich umbringen, wenn sie wieder eine neue Kette mit nach Hause brachte. "Oder was hältst du von dem dazu passenden Ring?", grinste sie nochmal und hatte diesen hübschen Ring, der gleich daneben lag schon im Visier.


    Dabei achtete sie nun auch nicht weiter auf die Serva, hörte nur ihre Stimme leicht im Hintergrund. Dies genügte um Narcissa davon zu überzeugen, dass Nerva immernoch da war. "Wo ist denn eigentlich die Casa Terentia. Vielleicht kann ich dich ja mal besuchen, wenn du erlaubst?", fragte Narcissa schließlich und sah die junge Frau neben sich dabei an. "Natürlich würde ich mich auch über einen Besuch von dir freuen... Dann könnte ich dich auch meinen Cousins vorstellen.", schlug sie vor.

    "Ja, das muss ich dir Recht geben... Der Blick des Händlers dabei sprach auch Bände... und meiner wahrscheinlich auch..." Sie musste wirklich lachen, wenn sie daran zurückdachte. Sie hatte es Fundulus gar nicht erzählt. Aber ihn sah man ja eh kaum. Sie würde das noch nachholen müssen.


    Amüsiert ging sie weiter durchs Getümmel, warf dann auch einen Blick über die eigene Schulter um kurz zu sehen, ob Nerva noch da war. Sie hatte in der ganzen Zeit gar nicht auf sie geachtet.