Beiträge von Quintilia Narcissa

    Sie hörte ihrem Cousin zwar bis zum Schluss zu, aber ihr Gesicht sah bei jedem Punkt, den er aufzählte immer verletzter aus. Wie konnte er nur so von ihm reden? Montanus kannte ihn nicht und hatte keine Ahnung, wovon er sprach.


    Narcissa senkte den Blick und sah betrübt aufs Gras herunter. Die Argumente Montanus' klangen verdächtig einleuchtend und doch wieder so überhaupt nicht gerecht. "Bitte sprich nicht so von ihm, Montanus. Du machst damit nicht nur ihn schlecht, sondern verletzt auch meine Gefühle, denn ich mag ihn wirklich...", sagte sie und sah ihn ernst von der Seite her an. Dann wandt sie den Kopf aber doch wieder ab und starrte wieder hinaus in den Garten.

    Auch Narcissa war dabei zu beobachten, wer es wohl schaffte mit dem Apfel wieder aus dem Wasser zu kommen. Es war warm genug um sich etwas nass zu machen, nur bei "etwas" blieb es da meistens nicht! Jedenfalls war es ziemlich amüsant und brachte im Publikum einiges an Gelächter.


    Irgendwann fühlte sie eine Hand auf der Hüfte und sah sich nach deren Besitzer an. Sie erkannte Scato sofort, doch an der Stimme und nicht daran, dass sie dazu gekommen wäre, den Kopf ganz umzudrehen. Sie hielt still und lauschte seinen Worten, senkte dabei leicht den Blick und lächelte schließlich selig. Seine Hand auf ihrem Kleid war warm und drang mit dieser Hitze natürlich auch bis zu ihrer Haut durch. Jetzt lass dich ja nicht von jemandem schubsen und geh auch bloß keinen Schritt weiter, dachte sie sich, damit er die Hand nicht wieder wegnahm.


    Derweil hatte sich wieder ein sanfter, zufriedener Ausdruck auf ihr Gesicht gestohlen. Sie hatte dieses ausgelassene Lächeln verloren und sah nun wirklich ganz entzückt und glücklich aus.

    Erwartungsvoll betrachtete sie ihren Cousin und grinste breit, als er ihr mitteilte, dass sie sich so hohe Ziele gesetzt hatte. Das wusste sie schon und Montanus hatte ja auch Recht. Aber ein Mädchen musste eben seine Ansprüche haben.


    Als er auf Scato zu sprechen kam, verschwand das Lächeln wieder aus Narcissas Gesicht. Sie fand nicht, dass Scato wenig zu dieser Beschreibung passte. Höchstens vielleicht in letzterem Punkt. Aber dass ihr Cousin überhaupt so einfach solche Dinge behauptete gefiel ihr nicht. Sie wusste zwar, dass Montanus Scato nicht leiden konnte, aber sie wollte das nicht immer so unter die Nase gebunden haben.


    "Warum passt er nicht auf diese Beschreibung? Du kennst ihn doch kaum... er ist vielleicht nicht reich... aber alles andere schon...", versuchte sie ihn ein wenig zu verteidigen.

    "Ja, da hast du wohl Recht... es würde wahrscheinlich wirklich keinen Spaß machen, wenn es zu einfach wäre. Aber es würde einem auch viel ersparen." Diesen letzten Satz musste sie noch hinzufügen, doch tat sie das auch mit einem leichten Grinsen.


    Erst als ihr Cousin wieder den Kopf drehte und nun seinerseits die gleiche Frage leicht abgewandelt stellte, musste sie wirklich kurz lachen. Demonstrativ lehnte sie sich zurück und schaute in den Himmel. "Eigentlich habe ich keine Ahnung, was wir Frauen an euch überhaupt finden!", fing sie an und grinste dann noch breiter.


    "Nein mal ernsthaft... ich glaube Frauen mögen es, wenn ein Mann ihnen ein bisschen schmeichelt. Und wenn er etwas kann, was nicht jeder kann. Außerdem müssen sie stark sein um die Familie zu beschützen und das Land zu verteidigen. Gleichzeitig aber auch sanft und kinderlieb... Und am allerbesten ist es, wenn er dann auch noch reich ist und einen mit Schmuck und schönen Stoffen überhäufen kann!" Nun grinste sie ihren Bruder wirklich triumphierend an.

    Narcissa war mit dieser Antwort nicht so recht zufrieden, denn im Grunde half ihr das nicht weiter. Unsicher senkte sie den Blick und sah eine Weile lang dem Gras beim Wachsen zu. Wie könnte sie nur damit umgehen? Im Grunde gab es natürlich keine Garantie, dessen war sie sich bewusst, aber wieso eigentlich nicht?


    Was war es denn, was Liebende wieder auseinander bringen konnte? Vermutlich viele Dinge... sie hatte es selbst ja schon einige Male erlebt. Sich mit jemandem zu streiten passierte ziemlich leicht. Sie hätte ja nun auch nicht gedacht, dass sie sich DERART mit ihrem Cousin hätte streiten können. Und doch war es geschehen... zwar inzwischen wieder ziemlich vergessen, aber dennoch.


    "Hach, warum muss es nur so schwer sein, Montanus?", fragte sie schließlich und lächelte dabei erstmals wieder.

    "Aber wieso hast du dann Angst, dass jemand meine Gefühle verletzen würde. Wenn ich so etwas Besonderes bin... warum sollte mir dann jemand solchen Schmerz zufügen wollen?" Das machte natürlich keinen richtigen Sinn. Es gab immer noch ein Mädchen, das NOCH schöner war als die vorherige.


    Und irgendeinen Grund mussten Männer doch habe, wenn sie einer Frau so viel Leid zufügten. Worum ging es denn dann? Nachdenklich und immernoch nicht recht beruhigt betrachtete sie weiterhin ihren Cousin.

    "Naja.. du meintest doch, dass ich aufpassen sollte, dass man mir nicht das Herz bricht... und um das zu verhindern muss eine Frau doch sicher etwas ganz Besonderes an sich haben, das einen Mann ganz verliebt macht... sodass er sie nicht einfach fallen lässt... oder nicht?"


    Ja, irgendwo hatte es doch auch eine Logik. Sie wollte etwas Besonderes für einen Mann sein, damit dieser sie auf keinen Fall wieder verlassen würde. Aber er müsste ihr erst einmal auf die Sprünge helfen, damit sie herausfand, was sie denn Besonderes tun könnte...


    Sie musterte ihren Cousin eindringlich, auf jedes Zeichen erpicht. Und sie würde auch wieder den Mund halten, sofern er Anstalten machte, sich über sie zu ärgern... möglich wäre es ja, denn immerhin war das eigentlich kein Thema, über das man so offen sprach. Zumindest war Narcissa da im Moment noch etwas prüde eingestellt.

    "Naja... es ist schon etwas persönliches. Sowas habe ich dich wirklich noch nie gefragt. Und wenn es dir zu unangenehm ist, dann musst du es auch nicht beantworten, ja?" Sie fing unsicher an und sah ihren Cousin dabei nachdenklich an. Ob er sie wohl gleich auslachen würde?


    "Du warst doch schonmal verliebt, oder? Was gefällt Männern denn an Frauen?", wollte sie schließlich wissen und sah ihn dabei ganz kritisch an, mit leicht geröteten Wangen. Oh wie peinlich ihr diese Frage nur war... aber sie musste es wissen.

    "Montanus... natürlich... setz dich zu mir.", sagte Narcissa und lächelte ihren Cousin an, rutschte dabei auch ein wenig zur Seite um ihm Platz zu machen. Tja... das war wohl ein Zeichen der Götter. Sie hatten Montanus vielleicht hergeführt, damit sie mit ihm darüber reden konnte. Im Bereich des Möglichen war es ja.


    "Du, Montanus... darf ich dich mal was fragen? Es ist... naja... was persönliches. Und ich weiß nicht, wen ich sonst fragen könnte.", fing sie an und drehte den Kopf zu ihm herum um ihn erst einmal zu mustern. War er gerade in der richtigen Stimmung um mit ihr über so etwas zu reden?

    Schon seit einigen Tagen gingen Narcissa ein paar Fragen durch den Kopf. Sie fragte sich, wie sie es anstellen konnte, einen Mann auch wirklich an sich zu binden. Sie wollte nicht, dass man sie wieder fallen ließ, aber wie sie es fertig brachte, jemanden richtig verliebt in sich zu machen, das wusste sie auch nicht. Grübelnd saß sie im Garten auf einer Sitzbank und träumte vor sich hin.


    Es musste doch einen Weg geben, wie man einen Mann an sich binden konnte. Die einzige Möglichkeit das herauszufinden war vermutlich einen Mann zu fragen, der mal richtig verliebt gewesen war. Aber woher nehmen? Sie kannte ja kaum Männer, außer ihren Brüdern oder ihren Cousins. Und die zu fragen war schon etwas seltsam... Grübelnd blieb sie also im Garten sitzen und starrte vor sich hin.

    Auch Narcissa hatte dem buten Treiben um sich herum gefröhnt. Dem Artisten warf sie bewundernde Blicke zu. Sie selbst würde sich nicht im Stande sehen, sich so zu verbiegen. Es musste wehtun,... und das tat es auch schon wenn man nur daran dachte. Also verzog auch sie hin und wieder kurz das Gesicht, aber insgesamt war sie mehr beeindruckt als entsetzt, sodass sie auch immer wieder mit der Menge mitklatschte, wenn gerade wieder einmal ein Höhepunkt der Kür präsentiert wurde.


    Wer oder was da alles um sie herumstand registrierte sie auch gar nicht weiter und sie versuchte diesen komischen Kommentar von Scato zu vergessen, was ihr jedoch nicht ganz gelang. In der ganzen Zeit schwirrte ihr noch immer der Hund im Kopf herum, der beinah den Namen ihres Cousins bekommen hätte - eine Schande für die ganze Familie. Und das aus Scatos Mund... unglaublich!


    Nunja, sie ließ sich irgendwann doch noch halbwegs ablenken, zumindest hörte sie irgendwann eindringlicher als alle anderen Stimmen in ihrem Kopf die Stimme ihres Cousins am Ohr, der ihr vorschlug mit zum Apfeltauchen rüberzugehen. Auf Narcissas Gesicht stahl sich sofort ein begeistertes Lächeln. Sie nickte und sah dann aber, bevor sie ihrem Cousin hinterhereilte noch einmal über die Schultern um nachzusehen, ob Scato sie auch weiterhin noch etwas begleitet. Sodann stelltee sie sich zu der kleinen Menschentraube um dieses Apfelfass. Sie musste sich schon etwas Strecken um beobachten zu können, wie andere schon nach Äpfeln tauchten.

    Irgendwo direkt neben sich, hörte sie jemanden sie ansprechen, der sie aufforderte doch noch einmal zu dem Künstler zu sehen. Aber ihr etwas schockierter Blick lag noch immer auf Scato, der sich räusperte und schließlich versuchte sich zu erklären. Da sie diese ganze Geschichte nicht wirklich als angebracht empfand, drehte sie ihren Körper schließlich doch wieder in die Richtung des Künstlers und folgte damit Epicharis' Deuten.


    Verwundert öffnete sie leicht den Mund, als der Mann dort nur noch auf seinem Kopf 'stand'. Sie war zwar im Moment nicht in der Stimmung, aber die Situation gebot es, dass auch sie ins Klatschen einstimmte, auch wenn ihre Miene noch ein wenig verletzt aussah.

    Narcissa hob kurz den Kopf, als eine Frau mit ihrem Gefolge an ihnen vorüber ging. Es war eine bildschöne junge Frau und Narcissa konnte nicht anders als ihr nachzusehen... was für einen Kleidungsstil sie hatte und was für einen Schmuck sie wohl trug. Das alles war für sie nämlich hochinteressant. Und natürlich die Frisur. Sie hatte ja heute nur einen geringen Teil ihrer Haare kunstvoll verknoten lassen, sodass ein Großteil sich recht offen und lang präsentierte.


    Jedoch legte ihr Blick sich dann wieder auf Scato, der vor ihr zu sprechen anfing, nachdem Montanus sich über den Namen des Hundes lustig gemacht hatte. Was sie jetzt aber zu hören bekam, schockierte sie noch ein wenig mehr. Es war eine Beleidigung von Scato, diese Bemerkung ging für sie eindeutig zu weit. Es war immerhin ihr Großcousin! Etwas entsetzt starrte sie den Mann an, der noch darüber lachte. Was war denn los mit ihm? Diese Art von 'Feingefühl' hatte sie bisher noch nicht bei ihm erlebt.

    Ein wenig verwirrt blickte Narcissa schon drein, als sie dem Hund vorgestellt wurde. Ein wenig skeptisch sah sie dabei dessen Besitzer an, doch wollte sie nun nicht weiter darüber nachdenken. Der Hund war zu niedlich, so klein.


    Narcissa stand daneben und sah ihn sich aber nur an. Das Tier war ihr trotz allem nicht so geheuer und sie hatte es nicht so gern, wenn etwas an ihrer Hand herumschnupperte oder sogar daran zu lecken gedachte. Und bei dem Tier war sie sich sicher, dass er mindestens daran schnuppern wollen würde, wenn sie ihm die Hand hinstreckte. Also ließ sie es bleiben und sah den kleinen Racker nur mit einem sanften Lächeln an.


    "Niedlich...", war alles, was sie herausbrachte, ehe sie den Kopf hob um den Besitzer wieder anzuschmachten. Der war ja auch wesentlich interessanter. "Sieh nur, Montanus.", versuchte sie auch ihren Bruder wieder ein wenig mit in das Gespräch einzubinden...

    Zuerst war auch Narcissa ganz beeindruckt von diesen Künstlern. Aber in Gedanken hing sie immernoch irgendwo bei diesem Kuss. Vielleicht hatte er Scato doch nicht so viel bedeutet wie sie immer angenommen hatte, denn auf einmal schien er ihr etwas unterkühlt. Auch ihr Bruder hatte sich etwas von ihr distanziert... sofern man es so nennen konnte. Unschlüssig stand sie eine Weile zwischen den beiden, ehe auch ihr dieser kleine Satyr auffiel, ein niedlicher Knabe, den sie sofort mit einem gutmütigen, mütterlichen Lächeln bedachte.


    Sodann fing Scato damit an, seine eigene Panflöte anzustimmen und das gefiel ihr, denn seine Melodien waren es ja, die sie von anfang an betört hatten. So sah sie freudig zwischen den beiden her, bis ihr schließlich der Hund auffiel, der bisher keinen Laut gegeben hatte. Sofort ging sie ein paar Schritte näher an Scatos Seite heran um sich das Tier aus der Nähe zu betrachten. Ja, eine Tier- und Kindernärrin war sie auch noch...

    Narcissa hob den Kopf überrascht und drehte ihn in Richtung ihres Cousins, als dieser vorschlug, Scato könne sie doch eine Weile begleiten. Für diese Worte strahlte sie ihn richtig an und hätte ihn auch fast geküsst - auf die Wange - wären sie hier nicht in Gesellschaft. Zu Hause hätte sie es vielleicht getan vor Dankbarkeit. Er sollte schon wissen, dass sie ihm dankbar war. Vermutlich war es ihm auf diese Weise lieber, so konnte er den Anstandswauwau spielen. Und hatte ein Auge auf die beiden. Wahrhsceinlich war ihm das in der Tat lieber als sie alleine losziehen zu lassen.


    Strahlend drehte sie den Kopf dann wieder in Scatos Richtung und lächelte ihn erfreut an. Jetzt würde er sie eine Weile begleiten und sie konnten sich etwas unterhalten. Sie überlegte sich, was er wohl über sie dachte, ob ihm der tolpatschige, vielleicht ungeschickte Kuss gefallen hatte? Sie war in solchen Dingen ja noch keine Könnerin und traute sich auch nicht zu, das alles so schnell zu lernen,... zumindest stellte sie sich das im Moment so vor. Denn sicherlich würde es zum Küssen nicht oft Gelegenheit geben... wie schade, denn es war ein so wunderbares Ereignis...


    Auch war sie nun fast so nervös, dass sie keinen Ton herausbrachte. Was hätte sie denn nun auch für vernünftige Konversation betreiben können?

    Narcissa war mit einem Mal wieder so verzaubert, dass sie ihren Blick gar nicht von Scato abwenden konnte. Sie dachte an diesen flüchtigen Kuss, den er ihr geschenkt hatte vor wenigen Tagen nachts in den Tempelanlagen. Und sie erinnerte sich dabei auch an die Frage ihres Cousins, der neugierig hatte wissen wollen, ob es ihr erster gewesen war. Was ihr dabei durch den Kopf gegangen war, war noch immer nicht in Worte zu fassen - nur jetzt war das Gefühl wieder da.


    "Salve..", hauchte sie wieder ein wenig zur Besinnung gekommen und senkte dnan leicht den Blick um ihn nicht unentwegt anzustarren. Auch trat ihr die Schamesröte wieder ein wenig auf die Wangen, die dadurch wunderbar gesund und frisch strahlten.

    Er wusste nicht genau? Würde sie denn doch noch aussuchen müssen? Sie konnte schon den Jongleur sehen, oder zumindest seine hoch fliegenden Bälle... oder waren das tatsächlich Äpfel oder andere Früchte? Auf die Distanz konnte sie das noch nicht so genau ausmachen.


    Eine Weile blieb ihr Blick auch bei diesen rennenden Kindern hängen und sie musste grinsen. Ob man da einen langsam erwachenden Mutterinstinkt erahnen konnte, war wohl Montanus' Interpretation überlassen.


    Schließlich hörte sie eine halb vertraute Stimme ganz in der Umgebung und alle ihre weiblichen Instinkte begehrten auf, sich sofort nach der Person umzusehen, zu der die Stimme gehörte. Schnell hatte sie diese Person ausfindig gemacht und war halbwegs überrascht Scato dort zu sehen. Sofort blieb sie stehen und sah ihm mit einem leichten Lächeln in die Augen. Sie war im Moment auch außer Stande noch etwas anderes zu sagen oder auch nur mit einem Nicken auf seine Frage zu antworten.