Beiträge von Quintilia Narcissa

    Narcissa nickte langsam. Als Montanus das Fleisch von seinem Gesicht nahm, riskierte sie einen Blick darauf. Bei allen Göttern und wieder tat er ihr noch ein Stück mehr leid. Blieb zu hoffen, dass sich das morgen wieder etwas gelegt hatte... denn wie sah das denn aus, wenn sie überall mit ihm hinging und er aussah, als würde er sich nur in Tavernen prügeln? Definitiv nicht gut... sorgte Narcissa sich um das Gerede und versuchte diese albernen Gedanken abzuschütteln, als sie sich bei ihm unterhakte.


    Stolz sollte sie darauf sein, dass er sich für sie geschlagen hatte. Und nicht sich für ihn schämen! Dazu ermahnte sie sich innerlich, als sie zusammen in Richtung Bühne schritten. Narcissa entschied erst einmal in sicherem Abstand zu bleiben, denn die beiden schienen gerade mit Geld zählen beschäftigt zu sein... und dabei wollte man für gewöhnlich NICHT gestört werden.

    "Ich hoffe du hast Recht...", flüsterte sie noch für den Moment, ehe sie den Kopf von seiner Schulter hob und ihn wieder sprechen ließ. Sie drehte ihm das Gesicht zu und sah ihn dabei besorgt an. Ihr armer Cousin sah übel zugerichtet aus. Das war ihr in den letzten Minuten schon mehrmals aufgefallen und jedes Mal war sie mehr darüber erschreckt. Seufzend sah sie ihm dabei zu, wie er das Stück Fleisch mit einer Hand auf das Gesicht presste.


    "Du hast Recht... den Mann habe ich ganz vergessen... es wäre unhöflich ihn jetzt einfach stehen zu lassen." Das war einer dieser typischen Narcissa-Sätze. Es war unhöflich etwas bestimmtes zu tun. Wenn sie mit ihren Cousins allein war, dann verlor sie keinen Gedanken über Recht oder Unrecht... aber in Gesellschaft, da wusste sie sich schon einigermaßen zu benehmen.


    "Ich glaube die Auktion ist schon zu Ende... hör nur.", meinte sie und deutete mit einem Nicken auf die Bühne, wo soeben die letzten Worte gesprochen wurden. Schlussendlich sprang der Redner von der Bühne. "Komm... gehn wir hin, bevor wir ihn aus den Augen verlieren...", schlug sie vor und sah ihren Cousin abwartend an. Sie war sich ja noch nicht sicher, ob er schon wieder aufstehen wollte. Drängeln wollte sie ihn in dem Zustand nämlich bestimmt nicht.

    "Mir wäre es irgendwie lieber gewesen, wenn er das nicht bemerkt hätte...", meinte Narcissa als einzige Antwort. Im Moment wollte sie sich nicht recht aufmuntern lassen. Der Gedanke an die Drohung dieses Kerls ließ sie nicht los. "Was denkst du... wird er mir nochmal über den Weg laufen? Er wird ja nicht lange in der Ausnüchterungszelle bleiben müssen, oder?", fragte sie ihn nachdenklich und lehnte ihren Kopf dabei an seine Schulter.


    "Ach... egal. Ich will nicht mehr daran denken.", meinte sie schon kurz darauf weiter und nahm den Kopf wieder von seiner Schulter. "Wir sollten uns etwas Zerstreuung verschaffen. Oder vielleicht ganz zurück gehen in die Herberge wo wir übernachten."

    Langsam hob sie den Kopf, als Montanus sie 'Kleines' nannte. Besorgt betrachtete sie ihn, gleichzeitig entschuldigend. Hätten sie sich nicht gestritten, dann wäre Montanus die ganze Zeit bei ihr gewesen und dieser Trunkenbold wäre wahrscheinlich gar nicht erst auf sie zugegangen. Frauen machten sich im Nachhinein ja über alles mögliche Gedanken, wie es hätte besser laufen können. Langsam streckte sie die Hand aus und legte sie in die seine um dann auf ihn zuzugehen.


    Sobald sie neben ihm hockte musste sie einmal tief seufzen. "Es tut mir leid, dass wir uns gestritten haben. Ich weiß schon gar nicht mehr, wieso wir überhaupt angefangen haben... eigentlich wollte ich, dass das heute ein schöner Tag wird... aber jetzt ist alles anders gekommen und es ist gar nicht so schön wie ich es mir vorgestellt hatte."

    Eine weitere Nacht hatten sie in der Herberge in Mogontiacum verbracht, aber Narcissa hatte nicht recht gut geschlafen. Das alles hier hatte sie sich anders vorgestellt. Gestern hatten sie keinen sonderlich guten Start gehabt. Heute würde es hoffentlich bei den Spielen besser werden. Daher hatte sie heute auch eine Weile gebraucht um sich fertig zu machen. Es sollte ein schöner Tag werden.


    Nun waren sie endlich angekommen und Montanus führte sie zu einer der mittleren Plätze, von wo aus man auch noch einen einigermaßen guten Blick hatte. Sie wollte nichts essen, denn sie hatte heute Morgen gut gefrühstückt gehabt und wollte nun nicht schon wieder was. Sie schüttelte kurz den Kopf und lenkte ihre Aufmerksamkeit dann nach unten, wo gerade das Opfer vorbereitet wurde. Ein weißer, schöner Stier sollte es wohl sein.

    Narcissa hatte den Händler innerlich verflucht, der für das durchwachsene, sowieso eigentlich unbrauchbare Stück auch noch Geld verlangte, zahlte es aber und ging dann mit ihrem Cousin in eine stillere Ecke, wo sie sich erstmal etwas setzen und ausruhen konnten. Montanus setzte sich auf ein kleines Fass und Narcissa lehnte sich mit dem Rücken an die Hinterwand eines Standes an und verschränkte die Arme vor der Brust.


    "Ja... es geht schon. Verletzt bin ich jedenfalls nicht.", sagte sie und senkte den Blick. So hatte sie sich ihren Aufenthalt in Mogontiacum nicht vorgestellt. Erst zerstritt sie sich mit Montanus und dann wurde sie noch von diesem betrunkenen Kerl angegrabscht.


    "Er sagte, er würde mich nochmal wiedersehen und ich solle schön von ihm träumen.", meinte Narcissa mit nüchternem Ton. Aber man konnte ihr ansehen, wie sie das doch belastete.

    Narcissa sah noch immer ganz durcheinander aus. Und ängstlich. Seine letzten Worte hatte der Trunkenbold mit klaren Worten gesprochen. Es war eine ernstzunehmende Drohung, die er nicht im Suff gesprochen hatte. Bei allen anderen Worten hatte der Kerl gelallt und man hatte Mühe gehabt ihn zu verstehen. Nur die letzten Worte hatte er so deutlich gesagt.


    Unsicher drehte sie nochmal den Kopf um sich zu versichern, dass er fort war. "Ich weiß noch nicht... ich frage einfach einen der Händler... ob sie ein Stück Fleisch haben... ", meinte Narcissa und löst sich endlich wieder ganz von ihrem Cousin, der mittlerweile wirklich übel aussah. "Komm...", bat sie ihn, nahm ihn an die Hand um sich gleich beim nächsten Händler nach einem rohen Stück Fleisch zu erkundigen.

    Erschüttert blieb Narcissa einen Moment stehen, als der Kerl ihr auch noch drohte und ihr sagte, dass er sich auf sein nächstes Treffen mit ihr freute. Dabei lief es ihr eiskalt den Rücken hinunter und sie schlang kurz die Arme um sich. Irgendjemand hatte ihr mal gesagt, dass man sich immer zweimal begegnen würde. Und sofern das stimmte, musste sie sich nun erst Recht in Acht nehmen.


    So bekam sie fast nichts von Montanus' Antwort mit, jedoch seine Hand sah sie sofort. So ging sie auch auf ihn zu und umarmte ihn sofort. Den Streit hatte sie natürlich in dieser ganzen Aufregung vergessen. "Du siehst ja furchtbar aus. Der Mann hat Recht... wir sollten etwas finden, das die Schwellungen lindert...", murmelte sie und versuchte gar nicht mehr an den Trunkenbold zu denken.

    Narcissa atmete erleichtert aus und schloss für wenige Sekunden die Augen. Sie war sehr erleichtert darüber, diese Szene endlich überstanden zu haben und griff sich mit einer Hand an den Hals um sich selbst zu beruhigen. Sodann wartete sie darauf, dass der Mann endlich den Befehl gab um Montanus loszulassen. Ihr armer, geliebter Cousin.


    Dem angetrunkenen Mann, der für so viel Wirbel gesorgt hatte, warf sie nur einen unterkühlten Blick zu, ehe sie sich ihrem Cousin zuwandt um ihn ebenfalls, ganz entgeistert und ohne zugehört zu haben, nochmal fragte, ob es ihm gut gehe.

    Empört starrte sie den Mann an, der da gerade behauptete ihr Mann zu sein. Was fiel ihm überhaupt ein? Allein an Narcissas entsetztem Gesichtsausdruck hätte man schon sehen können, dass der Kerl nicht die Wahrheit sprach. Schließlich sah sie dabei zu, wie ihr Cousin seinen Mund entleerte und sah auch ihn etwas entsetzt an, während er in Gewahrsam genommen wurde. Schließlich nahm sie sich zusammen und antwortete mit fester, entschlossener Stimme.


    "Das ist nicht mein Mann. Mein Name ist Quintilia Narcissa und das dort ist mein Großcousin, Marcus Quintilius Montanus. Wir beide sind aus Rom hierher eingeladen worden zur Auktion. Mein Patron, Valentin Duccius Germanicus ist der Großcousin meines Cousins hier und ich bin die Schwester von Caius Quintilius Iuba. Vielleicht hast du schon von ihm gehört, er lebt auch hier in Mogontiacum. Reicht das als Beweis?", fragte sie und hoffte, dass sie nun genug Beziehungen hatte spielen lassen.

    Erschrocken sah sie den beiden zu und stand einige Momente tatenlos daneben, nicht wissend, was sie sagen oder tun und wie sie helfen konnte. Sie hatte Angst um ihren Cousin, denn der hatte ordentlich einzustecken. Schließlich sah sie einen Mann auf die beiden zugehen, der den versoffenen Kerl von ihrem Cousin wegzog. Auch schien er sehr erbost und Narcissa konnte sehen, dass die anderen Wachen nicht weit waren. Es galt schnell zu handeln. So ging sie um ihren Cousin herum auf Scipio zu, den sie vorsichtig am Unterarm ergriff.


    "Der Mann hat mich belästigt und mein Cousin wollte ihn von mir losreißen. Doch hat er sich dann gleich die Faust dieses Trunkenbolds eingefangen.", erklärte sie mit schnellen Worten, selbst noch ganz verstört und aufgeschreckt von der Szene.

    Angewidert drehte Narcissa den Kopf zur Seite weg, als sie spürte, dass wieder etwas Abstand zwischen sie und diesen Kerl kam. Als sie die Augen öffnete konnte sie Montanus erkennen, der ihr zu Hilfe geeilt war und den Kerl gerade von ihr wegzerrte. Wie unsagbar dankbar sie ihm dafür war. Sie wagte kaum hinzusehen, als der Mann auch schon mit einer Faust ausholte.


    "Hör auf!", brüllte sie den Kerl an und war nicht schnell genug um seinen Arm zurückzuhalten oder wenigstens etwas abzubremsen. Erst nach seinem ersten Schlag umklammerte sie seinen Unterarm um ihn zurückzuhalten und von weiteren Schlägen abzubringen.

    Narcissa verzog angewidert das Gesicht und wich mit ihrem Kopf so weit zurück, wie ihre Halswirbel dies zuließen. Natürlich nicht weit genug. Dabei hatte sie auch einen Schwappen Wein über ihre eigene Hand geleert vor Schreck. Der Wein wurde ihr lästig, denn seinetwegen konnte sie sich nicht recht von ihm losstoßen. Doch war sie impulsiv genug um den Becher zu heben und über seinem Kopf auszugießen, als er diesen gerade zu ihrem Hals herunterbeugen wollte. Sodann schlug sie mit dem Becher gegen seinen dicken Kopf und trat ihm auf die Füße.


    "Lass mich gefälligst los du Widerling!", schrie sie ihn gleichzeitig an um irgendeinen Umstehenden auf sich aufmerksam zu machen.

    Als Narcissa den Kopf drehte, war Montanus gerade damit beschäftigt, den Grund seines Bierbechers zu erkunden. Mürrisch drehte sie den Kopf wieder nach vorn zu Cerrix. Montanus schien sich nicht mal um sie zu sorgen. Ein kleiner Teil ihrer Wut kam zurück und Narcissa grummelte leicht vor sich hin. Es war nicht zu fassen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah wieder geradeaus um der Versteigerung beizuwohnen. Wie gerne hätte sie ein Gebot sich sich gegeben, doch was sollte sie mit dem Pferd? In Rom gab es keinen Platz für das stolze Tier.


    Auf einmal bemerkte Narcissas etwas auf ihrem Po, das dort definitiv nicht hingehörte. Die Pranke eines Mannes, der ihr angetrunken von der Seite her etwas zuraunte. So schnell wie er sprach verstand sie nur die Hälfte, doch war überaus erschrocken von seiner aufdringlichen Gestalt und seiner Hand auf ihrem Allerwertesten. Narcissa wollte sich das natürlich nicht gefallen lassen und verpasste dem Kerl augenblicklich eine saftige Ohrfeige ehe sie einige Schritte zurückwich. In der anderen Hand hielt sie noch immer ihren Becher mit dem Wein. Hoffentlich hatte dies genügt um ihn von sich abzuschütteln.


    Sim-Off:

    Blurbelmurbel??? ^^ Ich glaub dir hackt's. ;)

    Nachdenklich sah Narcissa nach vorne und wohnte der weiteren Auktion bei, doch nach und nach verflog ihr Groll gegen ihren Cousin. Es dauerte freilich einige Minuten, aber Zeit war ja gegeben, denn Montanus tat gut daran, sie in ihren Gedanken nicht zu stören und sich ihr nicht weiter aufzudrängen. Aber was sollte denn auch dieses Theater? Sie war die nächsten Wochen mit ihm allein und da war es nicht gut, wenn man sich gleich zu Anfang zerstritt.


    Irgendwann senkte sie den Blick, deutlich sichtbar, und starrte den Boden eine Weile an. Dann dauerte es nochmals einige Augenblicke, ehe sie sich über die eigene Schulter blickte, die Menge nach ihrem Cousin absuchend. Sie wollte erst einmal sehen, ob er überhaupt noch in ihrer Nähe war.

    Narcissa ignorierte ihren Cousin weiterhin und sah hinauf auf die Bühne, wo soeben das nächste Tier versteigert werden würde. Es war ein wunderbares Tier. Hätte sie genug Geld gehabt, hätte sie es ersteigert um ihrem Cousin eins auszuwischen. Es gefiel ihr eindeutig, dass das Tierchen sich nicht von Männern beherrschen lassen wollte, aber dennoch gröhlte sie nicht mit den anderen Weibsbildern mit. Sie stand vielmehr mit einem selbstgefälligen, zufriedenen Grinsen da und sah fasziniert zu dem Tier auf.


    Wäre jetzt nur Scato hier. Der würde sie einfach in die Arme nehmen und Montanus vergessen lassen. Kurz schloss sie die Augen, träumte von seiner Umarmung,... von Küssen.

    In Sturheit stand Narcissa ihrem Cousin in nichts nach. Aber bei der Ausdauer dieser Sturheit war sie lange nicht so gut wie er. Es war oft so, dass sie ihren Groll recht schnell wieder verlor und den ersten Schritt auf Montanus zuging, sofern es denn einmal zu einem wirklichen Streit kam. Denn meistens alberten die beiden ja nur herum.


    Schließlich kam Narcissa an die Reihe und der Weinhändler freute sich schon darüber, sie und ihren vermeintlichen Geliebten wiederzusehen. Doch die beiden schienen nicht mehr so vertraut miteinander wie noch zuvor. Mit wenigen Worten bat sie um einen neuen Becher und legte die paar Münzen dafür auf den Tresen.


    Zusammen mit ihrem Becher in der Hand marschierte sie dann auch wieder aus der Reihe, an Montanus vorbei und ein paar wenige Schritte hin auf die Auktion zu, die ja schon längst weiterging.

    "Ich wollte nur einen Becher Wein für mich holen!", meinte sie noch einmal, um alle Vorwürfe abzustreiten. Beleidigt drehte sie sich dann wieder um und kehrte ihm damit den Rücken. Wieder ging es endlich in der Reihe etwas vorwärts.


    Montanus konnte froh sein, dass sie noch keinen Wein im Becher hatte... sonst hätte er den sonst vielleicht gleich im Gesicht gehabt. Narcissa war wütend darüber, dass ihr Cousin nicht in ihre gut gebaute Falle hineintappte. Und sie war wütend darüber, wie er sie behandelte. Pah... wenn er Wein wollte, sollte er selbst anstehen.