Beiträge von Quintilia Narcissa

    Narcissa kniff die Lippen zusammen, als Montanus sie so anfuhr. Sie war wütend auf ihn. Und noch wütender darüber, dass er sie nun anzischte und ihr vorwurf, sie würde weglaufen.


    "Hätte ich denn deiner Meinung nach einen Grund dazu, fortzulaufen?", fragte Narcissa ihn provozierend und stemmte die Händen in die Hüften. Würde er 'Nein' sagen, dann hätte er sich selbst widersprochen, denn wenn sie keinen Grund hatte wegzulaufen, war sie auch nicht weggelaufen. Würde er 'Ja' sagen, dann würde er zugeben, dass es seine Schuld war, dass sie weglief.


    Nun wartete sie ab, für welche Niederlage er sich entschied.

    Überrascht drehte sie sich um, als ihr Cousin wieder hinter ihr war. So schnell hatte sie nun doch nicht mit ihm gerechnet. Erst warf sie ihm nur einen kühlen Blick zu, dann sah trat sie wieder einen Schritt vor, da es in der Schlange vorwärts ging.


    "Ich renne doch nicht weg. Ich wollte mir nur noch einen Becher Wein holen. Er ist sehr gut...", meinte sie wie beiläufig, als wäre nichts gewesen. Aber im Grunde zeigte sie ihm die kalte Schulter.

    Narcissa fing an, sich zu fragen, warum Montanus sie nicht ansprach. Er machte keinen Versuch sich ihr zu nähern. Na, dann eben nicht. Aber früher oder später würden sie wieder miteinander sprechen. Aber Narcissa war eine Künstlerin dabei, es Fremden nicht zu zeigen, wenn es innerhalb der Familie Verstimmungen gab.


    Aber innerlich zerriss es sie fast. Sobald ihr erster Becher mit Wein ausgetrunken war, was nicht mehr lange dauerte bei ihrem Tempo, ging sie an Montanus vorbei zurück zu dem Weinstand; natürlich mitten durch die Menge, sodass er sie aus den Augen verlor, wenn er ihr nicht nachging.

    Das war definitiv nicht die Antwort, die sie erwartet hatte. Er wich ihr aus. Und dass er sie Nervensäge nannte, tat ihr auch weh, auch wenn sie wusste, dass er es nicht ernst meinte. Mit bitterem Blick trat sie ein paar Schritte zur Seite und drehte sich wieder zur Auktion um. Sie wollte sehen, was diesmal angeboten wurde.


    Sie wollte sich jetzt ablenken von ihren Gedanken. Erst Fundulus und nun auch noch Montanus... sie hätte wirklich alleine reisen sollen... Nun, es gab ja immernoch die Möglichkeit, hier zu bleiben bei ihrem Bruder.

    "Äh... wiedersehn.", meinte Narcissa noch, als er ging und dann drehte sie sich wieder Montanus zu. Das Lächeln erstarb zusehends auf ihrem Gesicht und sie senkte den Blick.


    Sie hatte noch nicht vergessen, was zwischen ihnen gewesen war. Und nun fiel ihr auch der Becher mit dem Wein wieder ein, den sie noch immer in der Hand hielt. Sie führte ihn an die Lippen um einen Schluck zu trinken. Dabei wich sie seinem Blick lieber aus. Doch kurz darauf sprach sie auch schon wieder.


    "Wenn du von mir nicht wie von einer Schwester denkst,... wie denn dann?"

    "Ich würde mich freuen, wenn du uns bekannt machen würdest. Bis dahin bleiben wir sicher noch... wir wollen den Auktionen auch noch ein wenig beiwohnen, nicht wahr, Montanus?", fragte sie an ihren 'Bruder' gewandt und lächelte ihn leicht an. Über das Gespräch hatte sie den vorherigen Wortwechsel mit ihm beinah vergessen. Aber nur beinah. Jedenfalls wollte sie sich in Gegenwart eines Fremden nichts davon anmerken lassen.


    "Ja. Im Moment sind unsere Sachen in einem Gasthaus untergebracht. Allerdings hatten wir auch vor, die eine oder andere Nacht im Haus meines Bruders zu verbringen. Und auch Valentin wollten wir einen Besuch abstatten.", erzählte sie. Es kam ihr komisch vor, ihren Patron 'Valentin' zu nennen. Aber sie hatte da einfach Landos Ausdrucksweise aufgenommen.

    Während Lando so vor sich hin erzählte sah Narcissa an einigen Stellen verwirrt aus. Sie kannte ihren Patron nicht mit dem Namen Sarolf. Und sie hätte ihn auch nicht auf der Straße erkannt, wäre er in sie hineingelaufen.


    "Ja.. genau. Iuba ist einer meiner großen Brüder.", meinte sie mit einem Lächeln an Lando. Der Gedanke an ihren Bruder wusste Narcissa reichlich aufzubauen. Sie freute sich so sehr darauf, ihn endlich wieder zu sehen.


    "Ich würde mich freuen, wenn du mir deinen Freund Valentin vorstellen könntest. Denkst du er wird heute hier sein? Ich bin reichlich ungeduldig, um ehrlich zu sein. Ich bin zum ersten Mal in Mogontiacum und ganz aus dem Häuschen!", gestand sie mit einem sanften Lächeln.

    Narcissa stand schweigend neben den beiden, als sie immer weiter miteinander ins Gespräch kamen. Die Hälfte bekam sie gar nicht mit, da sie sich noch immer fragte, was wohl durch Montanus' Kopf ging. Immer wieder sah sie kurz auf, wenn sie ihren Namen hörte und lächelte leicht, aber sie sagte nichts und überließ den beiden das Gespräch.


    Nach einer Weile kamen sie auf ihren Patron zu sprechen, wo Narcissa sich dann doch einschalten wollte. "Daher also die Einladung. Ich habe mich schon ein bisschen gewundert, ehrlich gesagt. Dann kennst du also meinen Patron? Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich ihn selbst noch nie persönlich getroffen habe. Er ist der Patron meines Bruders... daher kam die Idee erst.", erklärte sie und lächelte nun erstmals leicht in die Runde.

    Die Reaktion ihres Cousins gefiel ihr gar nicht. Sie schien ihn verletzt zu haben und das hatte sie ja nicht gewollt. Sie hatte gedacht, er würde genauso denken, aber irgendwie hatte sie damit wohl nicht ganz richtig gelegen. Aber wenn er nicht genauso dachte wie sie... wie bei allen Göttern dachte er denn dann?


    Unsicher stand sie da und sah an ihm hoch, als er auch noch verneinte, lieber mit einer richtigen Freundin hier zu sein. Noch ehe sie antworten konnte, hörte sie die groben Bemerkungen zweier Germanen, die da des Wegs gingen. Instinktiv schlang sie die Arme um den eigenen Körper und sah den beiden mit einem verletzten Blick hinterher. So hatte sie sich das alles nicht vorgestellt.


    Dann gesellte ein Mann sich zu ihnen, den sie bisher nur vom Hören her als Loki kannte. Irgendwie sagte der Name ihr etwas, aber sie wusste nicht mehr genau was und sie wusste auch nicht, wer er war. Sie ging jedenfalls nicht auf seine Worte ein, sondern überließ dies ihrem Cousin, während sie selbst noch immer unsicher und verletzt zu Boden sah.

    So wie er das sagte, klang es so, als würde sie ihn gar nicht leiden können. Und das war ja nun ganz und gar nicht der Fall. "Ja... irgendwie schon. Ich liebe dich wie einen Bruder... aber doch nicht wie einen Geliebten.", gestand sie und war sich damit sicher, dass er ebenso dachte.


    "Ich finde es eben komisch, wenn man so angesprochen wird.", meinte sie ebenfalls noch etwas versöhnlicher. "Du denn nicht? Findest du es wirklich so lustig und nicht auch etwas komisch? Hättest du nicht lieber eine richtige Freundin bei dir, wenn sie so etwas sagen?" Sie dachte natürlich an Scato... aber Montanus würde es besser verstehen, wenn sie das Beispiel mit seiner Freundin brachte. Da war es schön, wenn man Komplimente bekam,... aber so?!

    Während Montanus so lachen musste, stand Narcissa da und starrte etwas geknickt in ihren Becher mit Wein. Wäre Scato an ihrer Seite gewesen, als sie diese Komplimente gehört hatte, da hätte sie sich sehr gefreut. Aber mit Montanus war es einfach nur komisch. Die Komplimente waren nicht berechtigt und es ging andere Leute doch nichts an, wenn zwei junge Menschen nebeneinander her gingen. Das bedeutete doch nicht gleich, dass sie miteinander liiert waren. Narcissa nahm sich ernsthaft vor, vorsichtiger zu sein in Begleitung ihres Lieblingscousins.


    "Mir ist es unangenehm, wenn sie so über uns reden.", meinte Narcissa schließlich und sah ihren Cousin ernst an. Sie fand das nicht lustig, wenigstens im Moment nicht. Und außerdem ließen diese Kommentare sie an Scato denken. Wie gern wäre sie mit ihm zusammen hier gewesen. Sie vermisste ihn richtig. Das bemerkte sie erst jetzt.

    Während Montanus noch Scherze riss und auf diese ganzen Komplimente einging, war Narcissa froh darüber, dass er sie dabei mit sich durch die ganze Menge schob weg von den ganzen Leuten. Und auch war sie froh, als er sich dann wieder von ihr löste. Zwar mochte sie seine Nähe gerne, aber nicht, wenn man dann so von allen Seiten angesprochen wurde. Das war irgendwie komisch.


    Montanus lachte darüber. Sie konnte das im Moment nicht so recht, obwohl auch sie das eine oder andere Kompliment bekommen hatte. Narcissa trank ein paar Schlucke des Weins und meinte dann nur: "Na, wenigstens haben wir jetzt den Wein umsonst bekommen..."

    Narcissa nahm den Becher von Montanus entgegen und trank gleich einen Schluck. Was für eine unschöne Situation. Sie schüttelte leicht den Kopf und ging dabei auch gar nicht auf die neckenden Worte ihres Cousins ein. Das war wirklich ein Schrecken gewesen und er lachte nur darüber. Sie fand das nicht lustig, musste aber gestehen, dass es für einen Außenstehenden so aussehen mussste, als wären sie ein Paar.


    "Naja... solche Leute probieren es bei jedem. Und sie hatten damit ja auch Erfolg.", murmelte sie und trank noch einmal einen Schluck.


    Sodann hörte Narcissa sich von allen möglichen Seiten angesprochen und leif dabei rot an. Verwirrt sah sie vom einen zum anderen und sah dabei wohl immer schockierter aus, ehe sie "Er ist mein Cousin... und nicht mein Liebhaber.", murmelte um das alles aufzuklären.

    Narcissa grinste leicht, als Montanus noch mal sagte, dass sie ja dann genug Zeit hätten. Sie war dennoch ungeduldig. Besonders auf ein Wiedersehen mit ihrem Bruder freute sie sich sehr. Und während man ihr den Becher Wein in die Hand drückte, merkte sie auch gar nicht, wie sich die Spielleute näherten, denen sie vorher schon zugesehen hatte.


    Erst auf Montanus' Kommentar hin, registrierte sie dann auch, dass das gesungene Lied ihr und ihrem Cousin gegolten hatte, der sein Gesicht in ihrem Nacken vergrub, ein komisches Gefühl. Als sie sah, wie ihr Brüderchen in die Tasche griff und eine Münze springen ließ, schloss sie sich an, unbewusst mit dem selben Gedanken, dass die Leute gleich wieder gingen. Dabei sah sie auch wieder genauso peinlich berührt aus wie bei der Safrangeschichte in Rom.


    Ging sie mit ihrem Cousin denn wirklich so vertraut um, dass man denken könnte, sie wären ein Liebespaar? Sie war sich darüber noch nicht ganz im Klaren und beschloss, das künftig vielleicht mal etwas zu Ändern um nicht wieder in so eine Situation zu kommen.

    "Jaja, ich bin eben ungeduldig... ", meinte sie und ließ sich grinsend an ihn ziehen, sodass sie dicht an seine Seite geschmiegt neben ihm her ging zu dem Stand, zu dem er sie führte.


    "Ich bin nur so gespannt darauf, ein paar Menschen zu sehen, die man sonst nie sieht. Und meinen Bruder vermisse ich auch sehr. Ich habe ihn ewig nicht gesehen. Ich habe auch schon die ganze Zeit nach ihm Ausschau gehalten, aber entweder habe ich ihn nicht erkannt, oder er ist nicht hier...", meinte sie enttäuscht.


    "Ja, also eine Woche würde ich auch gerne mindestens bleiben...", meinte sie und lächelte leicht zu diesem Thema... auf Fundulus hatte sie im Moment eh keine Lust... zumal der ja meist eh nicht da war.

    Wenigstens hatte Montanus nicht gewonnen. Das war das Wichtigste, dachte Narcissa schließlich und nahm den Blick dann wieder von dem Duumvir.


    "Gute Idee... ich finde wir sollten uns auch mal nach den Verwandten umsehen. Du hast schließlich noch mehr direkte Verwandte als ich. Und zwar hier mehr als in Rom.", sagte sie und war fest entschlossen, jemanden zu finden.

    Narcissa sah enttäuscht zu, wie der Mann, auf den sie gewettet hatte davonmarschierte. Na wenigstens hatte jetzt keiner gewonnen. Denn die Schande verloren zu haben, wäre wirklich grauenhaft gewesen.


    Dann hörte sie, an wen das Tierchen ging. Den Duumvir von Mogontiacum und sie riskierte noch einmal einen Blick in dessen Richtung. Hätte sie das gewusst, dann hätte sie vielleicht gleich auf ihn gewettet. Ein Mann in dieser Position konnte es sich mit Sicherheit leisten so zu bieten.


    Und andererseits war sie froh nicht herüber gegangen zu sein um ihm die Meinung zu geigen. Das wäre sicher ein schrecklich peinlicher Auftritt geworden.

    "Dass du nicht gewinnen wirst, hätte dir ja von Anfang an klar sein müssen!", meinte Narcissa mit einem breiten Grinsen. Sie war hoch erfreut darüber, dass Montanus' Kandidat endlich ausgeschieden war und eingesehen hatte, dass das, was er tat schlecht fürs Geschäft war. Aber der Kerl, auf den keiner von ihnen gewettet hatte, der ließ immernoch nicht locker.


    Was sollte sie nun tun? Einfach zu einem wildfremden Mann gehen und ihn davon zu überzeugen, mit dem Steigern aufzuhören, das konnte sie nicht. So viel wert war ihr diese Wette nun auch nicht. Andererseits spielte sie die Szene in Gedanken schon einmal durch.


    In dem Moment winkte der Mann jedoch ab und Narcissa sah ihm enttäuscht und etwas ärgerlich nach. Na, das hatte sich ja dann auch erledigt.

    Narcissa war nun noch mehr gespannt. Jetzt ging es ja nicht mehr nur um das Pferd an sich, sondern um ihre Wette. Und sie wollte unbedingt gewinnen. Und wenn sie rübergehen musste um diesem Loki mal die Meinung zu geigen, dass man die eigenen Tiere nicht selbst ersteigern und das Geschäft kaputt machen sollte.


    Sowas konnte sie gar nicht leiden, wenn jemand anderes ernsthaftes Interesse anmeldete. Unmöglich! Verbissen sah sie zwischen den beiden Parteien hin und her.

    "Ooooh...", machte Narcissa und sah verbissen zu dem Mann rüber, der anscheinend nicht mehr bieten wollte, nachdem er die 500-er Grenze erreicht hatte.


    Einen Moment lang überlegte sie, ob sie nicht auf ihn zugehen sollte um ihm die 10 Sesterzen zu geben, damit er weiterbieten und gewinnen konnte. Dann fand sie die Idee doch nicht so gut und überlegte, ob sie ihm einen Ansporn zurufen sollte. Das fand sie aber auch nicht so schicklich. Und so ließ sie Montanus erst einmal auf eine Antwort warten.


    "NA LOS!", rief sie dann doch noch in die Richtung des Legionärs, der sie in der Menschenmasse doch bestimmt auch nicht erkennen würde.


    In dem Moment rief er auch prompt 550 und Narcissa schlug mit einem Strahlen auf dem Gesicht in die Wette ein!