ZitatAlles anzeigenOriginal von Thimótheos Bantotakis
Die Stadtwache traf kurz nach Ende des Getümmels ein. Es war eine Patrouille von zwanzig sonnengebräunten Männern mit hellenischem Rüstzeug, das gerade einmal aus ledernen Wämsen und Knüppeln sowie hölzernen Speeren bestand. Der kleine Trupp kam geradewegs vom Tor der Basileia und hatte nur eine kurze Verschnaufpause gehabt. Der Patrouille voran schritt jedoch nicht etwa der Strategos höchstselbst, sondern einer seiner höheren Offiziere, der ägyptische Muskelprotz Ptahshepses.
Der Offizier der Stadtwache hatte nicht den intelligentesten Gesichtsausdruck, dennoch war er weitaus gerissener, als man vermuten würde. Er hatte strikte befehle seines Vorgesetzten erhalten und würde diese nun genauestens umsetzen. Das erste was er tat, war sich den ranghöchsten rhomäischen Offizier aus der Menge herauszupicken und diesen aufzusuchen. Er baute sich seitlich von Plinius Lartius auf und salutierte so zackig wie möglich. Die Leichen, die nicht weit von ihnen auf den Kai lagen erfüllten Ptahshepses mit Abscheu und Verachtung, doch kannte er nicht den genauen Hergang des Geschehens und wollte sich noch kein Urteil erlauben. Es gab eine Pause im Gespräch zwischen dem Tribun und dem Offizier, mit dem er offenbar redete, die der Ägypter nutzte um selbst das Wort zu ergreifen.
"Ptahshepses, Offizierr derr Stadtwache Alexandrrias meldet sich zurr Unterrstützung. Derr Strrategos entsendet mich mit Dank fürr dein schnelles Eingrreifen und bittet darrum, sowohl die Leichen zu berrgen, als auch Verrwundete zu verrarrzten. Weiterre Verrstärrkung ist zu diesem Zweck berreits auf dem Weg hierrherr, so dass die Legion sich bald wichtigerren Dingen zuwenden kann." Kurrz sah er sich um und schlug dann einen etwas weniger zackigen Ton an. "...aberr wie ich sehe, sind eurre Medici und Capsarii berreits am Werrk, vielen Dank noch einmal. Derr Strrategos errbittet außerrdem die Überrgabe jeglicherr in höchstem Maße verrdächtigen oder womöglich bewiesenerrmaßen schuldigen Perrsonen an die Stadtwache, um sie zeitweilig im Carrcerr derr Stadtwache inhaftierren zu können, wo sie einem späterren Urrteil der rhomäischen Gerrichtsbarrkeit unterrliegen werrden."
Ob seine Aussagen so stimmten war eine Sache, ob sie Wirkung zeigten die andere. Hoffentlich hatten die Worte des ägyptischen Offiziers genau die Wirkung erzielt, die der Strategos sich erhoffte.
Ptahshepses' Blick fiel auf einen Mann, der noch von einigen Legionären umzingelt wurde. Er hatte seltsame fremdländische Kleider am Leib, trug seine Haare lang und einen geflegten Bart. Seine Erscheinung wäre dem ägyptischen Offizier sicherlich edel vorgekommen, wäre dieser Mann nicht von oben bis unten über und über mit Blut beschmiert gewesen. Ptahshepses schüttelte sich vor Grauen. Diesem Kerl mussten Dämonen innewohnen.
Der Tribun hatte dem Offizier der Stadtwache nur freundlich zugenickt und nichts erwiedert. Denn ganz zuständig war er nicht und wollte die Entscheidung dem Praefectus Castrorum überlassen. Dann wandte er sich anderen Dingen zu.
Einige Minuten später kam Vibulanus an der Spitze von vier Centurien zu diesem Teil des Hafens. Die anderen sechs Cohorten hatten schon um die Hafenverwaltung, die Kornspeicher und andere wichtige Gebäude Stellung bezogen und größere Mengen von Neugierigen verscheucht. Direkt hinter Vibulanus befang sich auch noch eine kleine Traube von Alexandrinern. Es waren zwei Ärzte die mit ihren Helfern zum Hafen geeilt waren und sie waren die einzigen die Legionäre hatten noch passieren lassen. Als er angekommen waren sicherten die Legionäre nun auch den restlichen Hafen, während die Capsarii der Einheiten nun auch weitere Verwundete verarzteten. Zwar behandelten sie auch die Einheimischen, wobei sie den Legionären Vorrang einräumten.
>Ich bin Praefectus Castrorum Quintus Fabius Vibulanus von der XXII. Legion. Man hat mich auf dem Weg hierher von den Forderungen des Strategos unterrichtet. Die fünf wichtigsten Redelsführer werden wir in Gewahrsam nehmen. Die Anderen könnt ihr haben und aus dem Rest aussuchen wen ihr wollt.<
Dann bemerkte er den blutverschmierten Marcus Achilleos mit dem Schwert. Er erkannte ihn nach einem kurzen Moment und kam auch gleich zu einem Entschluss.
>Ihn übernehmen wir auch. Centurio, er wird entwaffnet und gebt ihm ein Handtuch und eine frische Tunika. Ich will keine Gerüchte über einen Hafenschlächter im Umlauf haben. Falls er sich weigert mit uns zu kommen legt ihn in Ketten.<
Dann wandte sich Vibulanus wieder dem Offizier der Stadtwache zu. Der Centurio ging währenddessen zu Marcus Achilleos, um ihn über seine Verhaftung aufzuklären.
>Eins noch. Das wird Angelegenheit der Legionen bleiben. Was genau auch immer hier abgelaufen ist, römische Einheiten waren involviert, weshalb wir uns darum kümmern werden. Richte das dem Strategos aus. Wobei wir auch gerne mit ihm ... zusammenarbeiten.<
sagte Vibulanus und das letzte Wort blieb ihm fast im Halse stecken, doch er hatte seine Befehle und musste sich daran halten.