"Kann man so sagen." Ich verzog das Gesicht zu einer gequälten Grimasse, dann ließ ich mich auf meinen Stuhl fallen und wies einladend auf einen anderen, bevor ich ausholte:
"Dieser Kerl treibt schon seit längerem sein Unwesen in Alexandria, hetzt die Leute gegen uns auf, schmiert Hassparolen an die Wände, predigt den Aufruhr. Sie nennen in den 'Dudus', aber dieser komische Name sollte dich nicht darüber hinwegtäuschen wie gefährlich er ist. Er ist wie ein Phantom, nicht zu fassen, vielleicht ist er auch nur eine 'Maske', hinter der sich verschiedene Verschwörer verbergen. Das Zentrum seiner Aktivitäten scheint Rhakotis zu sein – ein ganz mieses Pflaster -... aber naja, die Alexandriner sind wohl von Natur aus ziemlich reizbar und neigen zum Zusammenrotten und zur Gewalt, nicht nur in Rhakotis. Schon unter dem vorigen Kommandanten hat die Legion vergeblich nach ihm gesucht, auch mit Aushängen in der Stadt, auf denen eine Belohnung versprochen wurde. Auf Octavius' Befehl hab ich die Dinger abnehmen lassen und das Gerücht gestreut, der Mann wäre tot in der Gosse aufgefunden worden. Aber ihn zu finden... ich denke, dafür müsste man erstmal die richtigen Kontaktleute gewinnen, und da tappen wir halt im Dunkeln. Die Leute hier sind einfach anders als in Rom, und die Situation ist halt ziemlich angespannt, kocht schnell mal über."
Um ehrlich zu sein war es mir gar nicht unrecht, diese kaum-Erfolg-verheißende Sache weitergeben zu können. Ich lächelte Sparsus strahlend ins Gesicht. "Aber du bist ja Fachmann!"
Beiträge von Faustus Decimus Serapio
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Vor der sengenden Hitze flüchtend, hatte ich mich unter das Vordach einer Taberna begeben. Zum Markt konnte ich auch noch später. Sattgrünes Weinlaub rankte sich um die Streben einer verschnörkelten Pergola und beschirmte die Gäste vor der Sonnenglut. Ich ließ mich an eines der zierlichen Tischchen sinken und streckte die Beine lang von mir, bestellte einen Wein und ließ meinen Blick schweifen, über die Gäste, die Vorübergehenden... dann auf die Malerei auf dem Tavernenschild, sie stellte einen Phönix dar, der sich pfeilgerade in eine große goldene Sonnenscheibe stürzte. Ach... Ob Aton noch an mich dachte? Ob er meinen Brief überhaupt bekommen hatte? Womöglich hatte er die geheime Botschaft gar nicht entdeckt, das wäre katastrophal...
Ich stützte den Kopf in die Hand und sah auf zu dem sonnendurchdrungenen Laubdach, einem Mosaik leuchtender Schattierungen von Grün und Gold, dahinter lichtblau der Himmel. Meine Gedanken flogen weit fort, nach Rom, zu jener unvergesslichen Meditrinaliennacht, ich seufzte verträumt und sehnte mich ganz furchtbar. Als das Schankmädchen meinen Wein brachte, hatte ich einen Entschluss gefasst.
"Könnte ich wohl etwas zu schreiben bekommen?"
Sie brachte mir Papyrus, Tinte und ein Schreibrohr, und ich begann sogleich einen schmachtenden Brief zu verfassen.
Geliebter Aton!Bist Du mir böse ob meiner Abreise? Bitte, sei es nicht, ich kann die Vorstellung nicht ertragen. Sehnlich habe ich es mir gewünscht, Dich noch einmal zu sehen, es Dir wenigstens selbst zu sagen, dass ich fort muss, an dem Abend als ich die Abschiedszeilen an Dich verfasste. Ich habe die hellen Fenster Deiner Villa gesehen, und mir ausgemalt, wie Du dort, umgeben von erlesenen Dingen und geistvollen Schriften, im Kreise mir fremder Menschen den Abend verbringst, und die Sehnsucht ist seit jenem Abend immer noch größer geworden. Ich möchte Schwingen haben wie der Phoenix, ich möchte über das Mare nostrum einfach hinweg fliegen, wie über alles andere das uns trennt, ich möchte verschmelzen mit Deiner ewigen Glut!
Ich kühlte meine Leidenschaft mit einem tiefen Zug aus meinem Glas und las die Zeilen, die ich gerade geschrieben hatte, nochmal durch. Ja, genauso war es... Ich stellte mir vor, wie Manius den Brief bekam, wie die Worte die entsetzliche Entfernung zwischen uns überbrücken würden, und ich strich mit den Fingerspitzen zärtlich über das Papyrus, das er in den Händen halten würde... und setzte an, um ihm von den Wundern meines Aufenthaltes hier zu schreiben, und dass ich bald in die Wüste ausziehen würde, zum Gefecht mit den monströsen Wüstenräubern (wie ein Heroe aus alter Zeit, das musste ihm doch bestimmt gefallen)... -
Allerdings... ich drehte das Schreibrohr unschlüssig zwischen den Fingern... wie konnte ich überhaupt so sicher sein, dass solch ein Brief ihm willkommen war? Dass meine Herzensergüsse nicht eher wie ein störender Eindringling in die brave häusliche Umgebung des Senators Flavius hineinflattern würden. Wenn ich an meinen Besuch dachte, in dieser gediegenen, abweisenden Atmosphäre... da verließ mich der Mut. Und selbst wenn ich meinen Namen nicht draufschrieb, auch dann konnte es ihn, und auch mich, wenn wir Pech hatten, doch kompromitieren.
"Ach..."Nein, besser nicht. Es war einfach zu riskant. Mit leidiger Miene verkorkte ich das Tintenfass, leerte meinen Wein, zahlte und verließ die Taberna. Im Gehen zerknüllte ich das Papyrus bitter zwischen den Fingern, und als ich auf dem Weg zum Markt über eine Brücke kam, die einen kleinen Kanal überspannte, warf ich den angefangenen Brief im hohen Bogen über das Geländer ins Wasser. Ein heller Fleck im trüben Wasser, langsam trieb es von dannen und saugte sich dabei voll, die Tinte verlief und meine Worte lösten sich auf.
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"Salve. Brief und Päckchen nach Rom bitte." verlangte Pontia, die harsche Haushälterin Serapios, und legte beides auf dem Tisch ab, suchte dann das Porto aus ihrem Geldbeutel. Das Päckchen, eine flache hölzerne Kiste, war nicht schwer, obendrauf war die selbe Adresse gepinselt, die auch auf dem Brief stand.
An
Decima Seiana
Casa Decima Mercator
RomaLiebe Seiana,
ich habe Deine beiden Briefe bekommen, und zu der Sache, zu der ich besser nichts sagen soll, fehlen mir sowieso die Worte. Fühl Dich von mir fest in den Arm genommen, Schwesterchen, und lass Dich nicht unterkriegen, dieser Trottel ist doch keine Träne wert, und es gibt noch so viele andere und ungleich bessere Männer auf der Welt. Zwar bin ich hier in Ägypten nicht gerade am gesellschaftlichen Nabel des Imperiums, aber mir fallen ganz spontan gleich zwei ein, die interessante Kandidaten sein könnten, beides richtige Männer, nicht so Waschlappen:
Zum einen der Praefectus Aegypti, Appius Terentius Cyprianus, ich weiß nicht ob Du ihn schon mal getroffen hast, aber Du weißt ja sicher aus der Acta über ihn bescheid. Ich habe ihn damals in Circesium als besonnenen Kommandanten erlebt und jetzt als tatkräftigen Statthalter, ziemlich geradeheraus aber auf sympathische Weise. Und er ist schon seit einer Weile geschieden.
Noch besser würde, glaub ich, mein Legionskommandant zu Dir passen: Tiberius Octavius Dragonum, er ist sehr freundlich, hat Humor und sieht noch dazu echt gut aus. Auch wenn er nicht mehr ganz jung ist, aber dafür ist er eben ein gestandener Mann. Ich hab mich mal umgehört, er ist vermögend und soll auch über größere Ländereien verfügen, und anscheinend war er noch nie verheiratet. Aber als ich ihm Celeste vorgestellt habe, schien sie ihn durchaus zu interessieren. Ich kann mir gut vorstellen, dass es also nur daran liegt, dass das Militär bei ihm bisher halt immer im Vordergrund stand. Also, wenn Du einverstanden bist, und ebenso Livianus und Lucilla, dann kann ich ja mal das Terrain sondieren. Die Octavier sind doch eine Gens mit viel Tradition, ausserdem ist er ein treuer Klient von Livianus, und wir könnten ihn so noch enger an unsere Gens binden. Also sag, was meinst Du dazu?
Versteh mich nicht falsch, ich will Dich mit dem Thema nicht nerven, ich weiß ja nur zu gut wie sehr das Thema nerven kann, aber als Dein Bruder sehe ich es doch als meine Pflicht, Dir da zu helfen wenn ich kann. Oder hast Du selbst schon wen im Visier?Ich selbst habe in der Hinsicht gerade eine Atempause, ich glaube unsere wohlmeinenden Tanten haben ihre Pläne bis zu meiner Rückkehr aufgeschoben. Ich weiß auch nicht ob das mit Celeste sie wirklich besänftigt hat, aber ich finde jedenfalls, dass sie eine Peregrina ist, ist doch nicht soo die Katastrophe, wo wir, wie auch die Duccier, doch auch noch nicht soo wahnsinnig lange das Bürgerrecht haben. (Aber Lucilla sieht das wahrscheinlich ganz anders.)
Herzlichen Glückwunsch ausserdem, Praeceptrix! Du sollst wissen, dass ich sehr stolz auf meine kluge Schwester bin. Hast Du schon Pläne was Du unterrichten wirst?
Mittlerweile bin ich übrigens auch dazu gekommen, mir Alexandria mal etwas genauer anzusehen. Es ist toll! Ich war auch im Museion – atemberaubend!! - wo mir ein ganz interessanter Bibliothekar bei der Recherche geholfen hat. Ansonsten habe ich leider noch keine richtigen Griechen kennengelernt, aber wo die Lage in der Stadt mal wieder so angespannt ist, finde ich es nicht so leicht, da unbefangen Kontakte zu knüpfen. Neulich war ich mit einer Patrouille unterwegs, da wurden wir völlig unprovoziert von ein paar Aufständischen angegriffen. Natürlich haben sie sich an uns die Zähne ausgebissen, aber ich hab mich doch ein bisschen erschreckt, und so richtig willkommen fühle ich mich in Alexandria seitdem nicht mehr.Sag mal... wieso wurde Livianus nicht gewählt? Ich verstehe das nicht, der Senat wählt doch ständig völlig anstandslos die letzten Schnarchnasen, und dann verweigert er einem Kriegshelden und Staatsmann wie Livianus seine Zustimmung?! Weißt Du, was da die Hintergründe waren? Ich meine, Legat bei der II. ist natürlich auch eine glanzvolle Position, aber ich habe das Gefühl, als ob uns zur Zeit eine auffällige Menge Gegenwind entgegenschlägt. Auch dieser empörende Acta-Artikel! Du musst unbedingt herausfinden, wer diese Schmähschrift verfasst hat. Ich bin da ganz anderer Meinung als Du, klar, über mich waren ein paar gönnerhafte Zeilen dabei, aber der Rest war doch absolut ungeheuerlich! Als ob es was schlechtes wäre, Brot an die armen Leute zu verteilen! Dass die Acta so einen gehässigen Schrieb bringt! Aber seit Lucillas Weggang ist die Zeitung ja eh im Großen und Ganzen, mal abgesehen von Deinen Artikeln natürlich, zu einem Käseblatt verkommen. Wenn da wirklich eine Kampagne gegen unsere Gens läuft, dürfen wir nicht abwarten, wir müssen rausfinden wer dahintersteckt und entschlossen zurückschlagen!
Ich hoffe sehr, dass Du die neue Auctrix wirst, natürlich nicht nur deswegen, ich bin absolut sicher, dass Du die allerbeste Besetzung für diese Aufgabe bist, und dass Du die Acta wieder zu alter Größe führen kannst, und Lucilla ist sicher auch ganz begeistert davon.Ausserdem muss ich mich noch entschuldigen, dass ich so lange nichts von mir habe hören lassen. Zum einen war ich, wie gesagt, ein wenig sprachlos, zum anderen habe ich sehr viel zu tun. Wir bereiten uns nämlich darauf vor, mit der Legion in den Süden der Provinz zu ziehen, um dort einer Bande von Wüstenräubern das Handwerk zu legen. Angeblich sind es monströse kopflose Wesen, vielleicht identisch mit den Blemmyern bei Plinius maior und Herodot (habe das im Museion nachgelesen), die dort munter die Karawanen ausplündern. Aber mach Dir keine Sorgen, mit solchen primitiven Barbaren machen wir kurzen Prozess, ausserdem halte ich mich als Tribun sowieso weit hinter der Schlachtreihe auf, und nicht zuletzt hat mich Fortuna ins Herz geschlossen.
Es grüßt Dich von Herzen
Dein FaustusPS. Ich schicke Dir einen Ballen lavendelfarbener Seide vom Fremdenmarkt mit. Hoffe sie trifft Deinen Geschmack. Hier sind diese Farben gerade schwer in Mode, und ich finde, sie passen perfekt zu unserem iberischen Teint, ich habe mir auch ein Gewand daraus schneidern lassen.
Sim-Off: bezahlt, danke
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Bei diesen wissensdurstigen Fragen bedauerte ich es, dass ich Bridhe damals nicht genauer ausgefragt hatte.
"Hmm... das weiß ich leider nicht. Die Frau erzählte mir, die Wiesen in ihrer Heimat seien unglaublich grün, und die Winter mild, es würde kaum jemals Schnee fallen. Ich fand das schwer zu glauben, für ein Eiland hoch im Norden. Sie bestritt auch, dass die Hibernier ihre Ahnen aufessen. Jedenfalls kann es dort so schlimm nicht sein, denn die Frau war ganz krank vor Sehnsucht nach diesem Land aus dem sie stammte, so verzweifelt sogar, dass sie versuchte, sich im Tiber zu ertränken."
Ich folgte dem Bibliothekar und sann darüber nach, welches Sprichwort er denn jetzt wohl meinte (nachfragen wollte ich nicht) und wie in aller Welt es möglich war, bei dieser unübersehbaren Menge von Büchern Ordnung zu halten und ein bestimmtes zu finden. Mein Führer kannte sich jedenfalls bestens aus, und nach dem Verhalten der anderen Angestellten der Bibliothek zu schließen war er wohl trotz des jungen Alters ein ziemlich hochrangiger Bibliothekar."Ich danke dir."
Das Lächeln erwidernd nahm ich das umfangreiche Werk entgegen.
"Es muss eine diffizile Aufgabe sein, in diesem Meer von Schriften den Überblick zu behalten. Dann werde ich mal einen Blick darauf werfen..." - ich machte schon eine Bewegung in Richtung der Halle wo ich zuvor schon gelesen hatte, hielt aber dann inne – "...oder, eine Frage noch, kannst du mir vielleicht sagen, ob es möglich ist, auch als, ähm, interessierter Aussenstehender, einmal eine der Lehrveranstaltungen hier zu besuchen"? Meine Frage klang ein wenig schüchtern, aber ich war eben auch eingeschüchtert von dieser geballten Gelehrsamkeit. Ich warf einen Blick um mich, vergewisserte mich, dass nicht zufällig einer meiner soldatischen Scribae in Hörweite stand, und dämpfte unwillkürlich auch ein wenig die Stimme. "Etwas im Bereich der Poesie würde mich ganz besonders interessieren." -
In meine imposante neue Rüstung gekleidet, prachtvoll behelmt, auf der Brust meine Phalera, an den Armen meine Armillae, ging ich an der Seite meines Kommandanten, neben Sparsus, und mit gemischten Gefühlen sah ich die zweite Kohorte - meine Kohorte! - tadellos zum Apell aufgereiht, vor uns auftauchen. Was ich dachte? Ich war so überrascht über diese plötzliche Frage, und noch waren wir ja ausser Hörreichweite der Soldaten, so dass ich ganz ehrlich antwortete:
"Ich denke gerade... eine Kohorte ist doch deutlich größer als eine Centurie."
Sechsmal größer, um genau zu sein. Für so viele Soldaten war ich noch nie verantwortlich gewesen – wie würde es sein, wenn ich sie in die Gefahr schicken musste, selbst aber hinter der Kampfreihe blieb, wie würde es sein, wenn einer unter meinem Kommando fiel...? Andererseits war es berauschend, die Vorstellung eine solch schlagkräftige, mächtige Truppe ins Feld zu führen, und ich hatte durchaus Lust darauf, mit diesen Männern die frechen Barbaren das Fürchten zu lehren! Und wenn Sparsus eine der Centurien bekam, das wäre mir sicher eine große Unterstützung. Es war der alte Effekt, den ich jetzt wieder deutlich spürte: wenn Sparsus neben mir stand, dann fühlte ich mich viel kühner als sonst. -
Von draussen drang gedämpft Stimmengewirr. Irgendeine Meinungsverschiedenheit schien es da zu geben, aber das interessierte mich gerade überhaupt nicht. Ich blieb wo ich war, versunken in mein Grübeln, die Erinnerungen, die Sorge um den Verletzten...
Dann Schritte – es war der Praefectus persönlich, und sogleich schoß es mir durch den Kopf, dass ich ihm doch selbst hätte Bericht erstatten sollen, anstatt hier trübe herumzusitzen. Wie sieht denn das aus? Reiß dich zusammen, Faustus! Aber so einfach war das nicht. Die ganze Sache hatte mich doch sehr mitgenommen.
"Salve Praefectus." Ich straffte meine Schultern ein wenig und salutierte, wenn auch alles andere als zackig. "Ja." Es klang aber nicht sehr überzeugend."Ja, es ist alles in Ordnung. Meine Patrouille wurde angegriffen, in einer Gasse unweit des Fremdenmarktes. Völlig unvermittelt und ohne Provokation. Sechs Männer, nur leichtbewaffnet, sie schienen auf uns zu warten. Brüllten irgendwas von 'ihr verdammten Römer' und stürzten sich auf uns, komplett lebensmüde... Durch den überraschenden Angriff und, ähm, die Enge war's nicht mehr möglich, einen ordentlichen Schildwall zu bilden. Es gab Einzelkämpfe."
Das sollte natürlich nicht passieren, schließlich war die geordnete Formation unsere größte Stärke, darum berichtete ich das angemessen zerknirscht. Aber es war einfach viel zu schnell gegangen.
"Dabei..." Ich konnte gar nicht genau sagen wie es passiert war, die Ereignisse waren in meinem Kopf wie "aufgesplittert" in einzelne Bilder... "Der Junge dort, er hat mir beigestanden, als der Anführer der Aufrührer mich heimtückisch hinterrücks angegriffen hat. Hat sich dazwischengeworfen, ich weiß, Praefectus, es ist schwer zu glauben, aber es ist so geschehen. Fortuna muss ihn mir geschickt haben!"
Aufgewühlt wickelte ich mir das fleckige Focale um die Finger herum, während ich dies berichtete. Was ich für ein Schwein gehabt hatte! Mein Vater war auch bei einem Hinterhalt gestorben, einem einfachen Überfall, in Mauretanien, das damals eigentlich auch schon befriedet gewesen war. Ich schluckte, blickte voll Dankbarkeit auf den Jungen und sagte mit belegter Stimme:
"Ich hoffe er überlebt."Ein tiefer Atemzug, dann schloss ich meinen Bericht ab. "Nachdem ich den Anführer getötet habe, sind die Überlebenden geflohen. Auf unserer Seite nur leichte Verletzungen. Ich habe einen Libitinarius dorthin bestellen lassen, damit die Leichen nicht länger auf der Straße herumliegen. Dann sind wir hierher zurückgekehrt."
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Ich war ja schon vorgewarnt, trotzdem war ich ganz überwältigt, als er dann leibhaftig in meinem Officium stand: Marcus Iulius Sparsus, mein alter Kumpel, mit dem gemeinsam ich jede Menge er- und überlebt hatte, von Panzerreitern bis zu Läusen, einfach der beste Freund den man sich nur wünschen kann.
"Salve Centurio Iulius." grinste ich zurück, legte die Liste des auszubessernden Schanzwerkzeugs, mit der ich mich gerade auseinandergesetzt hatte, gemächlich beiseite, und erwiderte förmlich den Gruß. Dann wuchs mein Grinsen immer mehr in die Breite, ich sprang auf und trat auf ihn zu, um ihn, ob er wollte oder nicht, herzlich zu umarmen. Sah ja keiner.
"Mensch Marcus du alter Caliga, ich dachte schon dich hat in Germanien ein Bär gefressen! Klasse dass du hier bist!" Ich klopfte ihm freudig auf den breiten Schultern herum, dann trat ich etwas zurück, um den Kopf nicht so sehr verrenken zu müssen, wenn ich ihm ins Gesicht sah. "Wie war die Reise? Überhaupt, wie ist es dir ergangen, es ist so ewig her! Magst du was trinken? Flink holte ich zwei Becher hervor und füllte sie aus einem Krug mit verdünntem Wein, drückte Sparsus den einen in die Hand, während ich munter weiterplauderte.
"Ich fass es nicht dass du hier bist, das ist echt furios, das wird wie damals, stell dir vor, wir rücken nämlich bald aus, ab in die Wüste, Karawanenräuber jagen." -
Es ist ein großer Tisch für uns reserviert, allerdings doch im vorderen Bereich des Cafés.
Folge dem Legionär mit dem grünen Schild....
Bis morgen!
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Alles Gute!
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Für die kommende Woche werde ich absent sein, ob gar vorzüglichen Besuches.
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So plötzlich wie es über uns gekommen war, wie ein Unwetter, ein brüllendes Gewitter, dieser Ausbruch brutalster Gewalt - so schnell war es auch wieder vorüber. Die Überlebenden nahmen die Beine in die Hand.
"Hiergeblieben! Nicht nachsetzen." befahl ich, als ein Miles im Eifer des Gefechtes Anstalten machte, die Fliehenden zu verfolgen. Womöglich war es eine Falle, in die sie uns da zu locken versuchten, in diesen verwinkelten fremden Gassen... Ich stach noch einmal zu, tief in die Brust meines sterbenden Gegners, um sicher zu sein, dass er auch tot war, bevor ich ihm den Rücken zuwandte – dann ging ich, fluchend, in größter Eile, neben dem schwerverletzten Jungen auf die Knie. Mit fliegenden Händen riss ich mir mein Focale vom Hals und presste es zusammengeknüllt auf die Wunde an seiner Seite, aus der stetig das Blut quoll. Rot, warm und klebrig floss es über meine Finger und tränkte den feinen weißen Stoff des Tuches, erfüllte die Ritzen des Pflasters unter dem Bewusstlosen.
"Capsarius!!" Der Mann war eben dabei, Granius' Arm zu bandagieren, doch bei meinem Ruf kam er sofort herbeigeeilt.
"Tribun, wo bist du verletzt?"
"Nicht ich, der Junge. Kümmer dich um ihn, Miles!"
Er sah mich an wie ein Pferd, verstand offenbar nicht warum er sich zuerst um den Zivilisten kümmern sollte. Zum Glück hatten meine Männer nur kleinere Blessuren abbekommen, nichts ernstes, so konnte ich diese Entscheidung mit gutem Gewissen treffen.
"Age!"
Endlich kam Bewegung in ihn. Er besah sich die Wunde, schnitt das Gewand des Jungen auf und hieß mich hier drücken, dort halten, während er einen straffen Druckverband anlegte. Danach blutete die Wunde nicht mehr, aber der Junge blieb bewusstlos und sah mehr tot als lebendig aus.Als ich mich wieder erhob, waren meine Beine ganz weich. Die seltsame Ruhe des Kampfes, sie hatte mich eindeutig verlassen. Widerwärtig war der Blutgeruch in der Hitze, dazu der Gestank aus aufgeschlitztem Gedärm. Ich schluckte, atmete langsam ein, langsam aus, um die Kontrolle über meinen Magen zu behalten. Auf die Toten blickend, war mir bewusst: ich hätte hier sterben können, an dieser schäbigen Strassenecke, wenn ich nicht Glück gehabt hätte, wenn der Junge nicht eingegriffen hätte..... So war ich unversehrt, bis auf einen lächerlichen blauen Fleck, und eine Beule an meinem Helmkamm.
Ausserdem war es lange her, dass ich zuletzt jemanden getötet hatte. Ich war überhaupt nicht mehr "daran gewöhnt", und auch wenn diese Leute uns angegriffen und somit ihr Leben selbst verwirkt hatten – es war ein echt mieses Gefühl.
Ich ließ die Toten durchsuchen, aber es ergab keinen Hinweis warum sie uns aufgelauert hatten. Meine Waffen sammelte ich wieder auf und rieb sie sorgfältig sauber bevor ich sie zurück in die Scheiden steckte.
"Milites," sprach ich dann, mit blassem Gesicht aber markigem Tonfall, "Gut gemacht. Diese Irren wollten unser Blut, statt dessen haben sie ihres gelassen. Es geht doch nichts über ein erfrischendes kleines Scharmützel, was? Trotzdem gehen wir jetzt erst mal wieder nach Nikopolis. Ihr beide tragt den Jungen auf dem Scutum. Abmarsch."Zügig brachen wir auf. Ich fürchtete, dass die Aufrührer mit Verstärkung zurückkämen. Die Leichen blieben zurück, aber unterwegs ließ ich einem Libitinarius bescheid geben, dass er sie abholte und verscharrte. Denn ich wollte nicht, dass sie weiter da rumlagen und die Gemüter der Städter sich daran erhitzten.
Leblos erschien auch der Junge, den meine Männer in der Wölbung des Schildes wie auf einer Bahre trugen. Wenn er nur überlebte, ich wollte ihm seine Tat vielfach vergelten! Wenn er nicht überlebte..... nein, daran wollte ich nicht denken.
Der Hass, der aus diesem Angriff sprach, gab mir schwer zu denken. Ich hatte es ja eigentlich gewusst, dass das harmonische Zusammenleben von uns und den Alexandrinern eher ein schöner Schein war, aber nun hatte ich ganz deutlich vor Augen geführt bekommen, wie rasant es damit vorbei sein konnte.
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Ich mag keine Valetudinarien. Allein der Geruch, und dann die Medici, die mit wichtigen Mienen unverständlich daherreden, und überhaupt die ganze trübsinnige, sieche Atmosphäre, ich finde das unerträglich. Trotzdem sass ich jetzt schon stundenlang hier herum, auf einem Stuhl neben dem Bett des verletzten Jungen. Ich hatte den Kopf auf die Hände gestützt und starrte vor mich hin. Die Männer meiner Patrouille, die bei dem Angriff was abbekommen hatten, waren längst versorgt und wieder gegangen. Ich sollte mich eigentlich auch wieder meinen Pflichten widmen, aber ich sorgte mich um den Jungen. Wenn er sich nicht dazwischengeworfen hätte.... wer weiß ob ich dann noch hier sitzen und grübeln könnte.
Oder... hatte ich das ganze irgendwie mißinterpretiert? Es erschien mir so unglaublich, dass dieser unbekannte, unrömische, ungerüstete und unbewaffnete Junge mir hatte helfen wollen. Aber durch Zufall war er wohl kaum zwischen mich und des Aufständischen Gladius geraten.Einer der Medici hatte ihn versorgt, die Wunde genäht und gesalbt und irgendwelche Kräuter in einer Schale neben ihm verbrannt. Aber das Bewusstsein hatte er nicht wieder erlangt. Neben mir lag mein Focale, das Blut darauf war zu braunen Flecken verkrustet. Ich ergriff es geistesabwesend, grub die Finger tief hinein.
"Apollo Medicus.... heilbringender Apollo Medicus! Hilf diesem Jungen. Steh ihm bei. Mach dass er diese schlimme Wunde überlebt, und ich gelobe, ich werde Dir einen prächtigen weißen Ochsen zum Opfer bringen, ein gutgewachsenes und schön geschmücktes Tier zu Deinem Wohlgefallen. Bitte erhöre mich, Apollo Medicus, gib und ich werde geben, hilf ihm, lass ihn nicht sterben..."
Ich glaubte nicht, dass Apollo mich hörte oder sich für den Fall interessierte, ich war bloß verzweifelt. Es durfte nicht sein, dass schon wieder jemand an meiner statt starb. Wie in Parthien, all die Kameraden, die guten erfahrenen Kämpfer, verdiente Soldaten die starben, während ausgerechnet ich mit dem Leben davonkam. Camerinus, Verrax, Rusticus... und Lucullus. Ihre Gesichter verschmolzen mit den wachsbleichen Zügen des alexandrinischen Jungen, während ich da sass und starrte, wartete und bangte. -
Nachdenklich legte ich den Kopf schief, als Octavius von der Möglichkeit einer gezielten Provokation sprach. Ich war ebenfalls der Meinung dass Aufklärung, also berittene Späher, da ganz wichtig waren, und äusserte das durch ein Nicken. Ansonsten hielt ich den Mund, und träumte ein wenig von Ruhm und Ehre, die in der Wüste winkten, und dann fiel mir ein, dass ich unbedingt vor Abmarsch noch das Schanzwerkzeug inspizieren musste. Auf den fragenden Blick meines Kommandanten schüttelte ich ansatzweise den Kopf, dann salutierte ich noch einmal schön korrekt vor dem Statthalter und trat gemeinsam mit den anderen ab.
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Ich muss mich bis Sonntag abmelden.
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Was für eine elendige Hitze! Sie machte alle Welt träge, und reizbar zugleich. Zum Glück befand ich mich an einem Ort, wo es sich auch an so einem Tag ganz gut aushalten ließ. Zusammen mit einem meiner Mit-Tribunen verbrachte ich die Zeit der Siesta in der Taberna Actium, einem schicken Offizierstreffpunkt an der Hafenpromenade, mit Blick auf den Pharos. Wir hatten die Rüstungen gelockert und tranken Caecuber, der mit kostbarem Eis aus dem Keller des Wirtes gekühlt war, räkelten uns auf den bequemen Sesseln und wechselten hin und wieder mal ein paar Worte. Eine Pergola spendete uns Schatten, und ein blütenweiß gekleideter Diener hielt ständig einen großen Fächer in Bewegung, der die die Luft angenehm zirkulieren ließ.
"Woran erkennt man, wie lang ein römischer Offizier schon in Ägypten ist?"
"Keine Ahnung."
Camurius Collatinus war der Name meines Kollegen, er war ein netter Kerl. Auch wenn er mehr Ahnung von Verwaltungskram hatte als vom Militär, und eigentlich nur darauf spekulierte, danach einen gutbezahlten Posten am Kaiserhof anzutreten – wie er mir neulich, nach viel Caecuber, verraten hatte. Naja, so war er wenigstens keine Konkurrenz für mich.
"Also, im ersten Jahr, wenn er da in der Kneipe einen Wein bestellt, und eine Fliege drin findet, was macht er da?"
Ich blickte in mein Glas. "Er lässt es zurückgehen?"
"Genau! Im zweiten Jahr, wenn er da in der Kneipe seinen Wein bestellt, und es ist eine Fliege drin? - Er fischt sie raus, und trinkt den Wein." Collatinus fing an zu grinsen. "Und im dritten Jahr, wenn er da in der Kneipe einen Wein bestellt, und findet eine ersoffene Fliege drin? Er kippt den Wein samt Fliege!! Hahaha...!!!"
Der Witz war lahm, aber aus Trägheit lachte ich mit. Collatinus musste es ja wissen, er war schon eine ganze Weile hier.Dann bestellte ich noch einen Krug für uns, wir kamen aber nicht mehr dazu ihn zu leeren, denn ein Soldat platzte herein, mit vom Rennen geröteten Gesicht. Er nahm Haltung an, salutierte und meldete ganz atemlos:
"In Rhakotis rottet sich ein Mob zusammen! Der 'Dudus' ist nicht tot! Er hat sich dort auf dem Markt gezeigt und zum Aufstand aufgerufen!"
Oh. Warum zum Hades hatte mein Kommandant ausgerechnet mich für so was zuständig erklärt? Und ein bisschen peinlich war es auch, dass das Phantom, das wir für tot erklärt hatten, sich nun wieder öffenlich gezeigt hatte.
"Den schnappen wir uns!" Ich sprang auf und zog die Schnallen meiner Rüstung fest an, stülpte mir den Helm auf den Kopf.
"Ich rate zur Vorsicht" ließ sich Collatinus vernehmen, "mit dem rhakotischen Mob ist nicht zu spassen. Aber so schnell das hochkocht, so schnell legt es sich auch wieder. Am besten wir warten einfach ab bis sie sich ausgetobt haben...."
"Und überlassen die Strassen den Aufständischen? Niemals!" Seit dem völlig unprovozierten Angriff bei der Patrouille, war ich ein wenig voreingenommen. "Der Statthalter hat die Order gegeben hart durchzugreifen!" -
Dieser Raum war eine Folterkammer. Auf zwei langen Tischen lag ein ganzes Arsenal grausiger Instrumente aufgereiht: Haken, Messer jeder Art, Skalpelle, Bohrer, Nägel, Brandeisen und Gegenstände, bei denen ich mir gar nicht vorstellen wollte, wozu sie dienten. Es gab eine Bank und einen Stuhl mit Riemen und Eisenschellen zum fixieren der Opfer – will sagen Verbrecher – deren Holz vom eingezogenen Blut dunkel schattiert war. Allein der Anblick ließ eine leichte Übelkeit in mir aufsteigen, mir wurde mal wieder bewusst, dass ich eigentlich viel zu weich für meine Arbeit war.
Der Raum lag ebenerdig. Ich öffnete das Fenster, lehnte mich hinaus und nahm einen tiefen Atemzug frischer, heisser, salziger Luft. Der 'Perser' war zur Zeit unsere einzige Fährte in dieser bedeutsamen Ermittlung, und ich durfte dieses Verhör auf keinen Fall vermasseln.Dann bereitete ich den Raum vor – ich rückte den Tisch, hinter dem ich sitzen würde, so vor das Fenster, dass das Sonnenlicht von hinten auf mich fallen und meine Mimik verschleiern, dem Verhörten aber ins Gesicht scheinen würde. Die Foltergeräte schob ich ins Abseits, allerdings so, dass der Blick beim Eintreten auf sie treffen musste.
Die Berichte zu dem Fall stapelte ich griffbereit auf dem Tisch, daneben das Schreibzeug, daneben stellte ich einen Krug guten Massiker, einen mit Wasser, und einen Becher für mich. Ausserdem kam noch eine Schale frisches Obst dazu. Ich betrachtete das Arrangement, setzte mich probehalber mal auf den Stuhl vor dem Schreibtisch, den für den Delinquenten, um zu sehen wie das alles von hier aus wirkte.
Darauf band ich mein Focale fester und schickte nach meinen Helfern. Es waren ein Scriba, den ich am Rande des Raumes platzierte, ein Dolmetscher, für den Fall dass es Sprachschwierigkeiten gab, und der Carcer-Wärter, der für gewöhnlich das Foltern übernahm. Er postierte sich bei seinen Instrumenten und rollte bedrohlich mit den Augen. Ausserdem zwei stiernackige Milites für, naja, das Grobe eben.
"Bringt mir den Perser," befahl ich, "gefesselt, und setzt ihn da hin."
Die beiden zogen ab. Ich schloss das Fenster, setzte mich, und goss mir einen Becher Wein-Wasser ein, blätterte dann in den Berichten, während ich auf das Erscheinen des mysterösen Gefangenen wartete.~ ~ ~
In der Zelle des Bagaeos :
Der Ruf des Gefangenen verhallte unbeachtet. Doch kurz darauf erschienen gleich zwei Soldaten in der Zelle.
"Mitkommen." Mehr sagten sie nicht. Sie banden dem Gefangenen die Hände mit einem harten Hanfstrick auf dem Rücken zusammen und führten ihn zum Verhör. -
Sie tut nichts...
"Das sagen sie alle" murmelte ich leise. Aber eigentlich beneidete ich Celeste dafür, dass sie einfach so mit ihrer Gefährtin zusammenleben konnte. Mir wurde kurz ganz melancholisch zumute, als ich daran dachte, wie entsetzlich weit weg mein Aton doch war, und wie instabil unsere Liaison (wenn man es überhaupt als eine bezeichnen konnte), und sowieso war die Vorstellung, mit ihm zusammen in einer Insula hoch oben unter dem Dach zu wohnen (überhaupt mit ihm zusammenzuwohnen) einfach nur absurd. (Aber so romantisch...)
"Ich hab aber" raunte ich Celeste mit einem leichten Grinsen zu, "den Eindruck dass es dich jedenfalls nicht nur nervt!"Die Biga wurde gebührend bewundert, dann waren wir startklar.
"Dein Wunsch ist mir Befehl" behauptete ich, und wandte mich an Isatis: "Weißt du wie wir zum Tempel der Demeter und Persephone kommen?"
"Aber sicher, Herr. Er liegt etwas ausserhalb."
Eigentlich hätte ich ihn ja gern zurückgelassen, um nicht mehr "unter Beobachtung" zu sein, und endlich mit dem Herumturteln aufhören zu können, aber ich brauchte seine Hilfe für das Gespann. Und einen Ortskundigen dabeizuhaben war auch nicht verkehrt. Musste er uns halt hinterherlaufen.
"Hier kannst du dich festhalten, Liebes." säuselte ich zu Celeste, dann lies ich die Zügel ganz leicht auf die Rücken der Pferde schnalzen und fuhr im Schritt an. Wir rollten durch die Strassen, fuhren stolz das Meson Pedion entlang, und verließen die Stadt durch die Porta Solis, auf dem Weg zur ersten Etape unseres ausgiebigen Besichtigungsprogrammes. -
Was mir weniger zusagte an dieser interessanten Begegnung, das war dieses überlegene Lächeln auf den Lippen meines Gegenüber, auch der Ratschlag mir die Blemmyer selbst anzusehen, erschien mir eher wohlfeil, aber abgesehen davon war es einfach eine Freude ihm zuzuhören. Diese schöne, klare Sprache, die eleganten Formulierungen, ich konnte mich gar nicht dran satthören.
"Das sind wertvolle Hinweise, ich danke dir." Entmutigt war ich ins Lateinische zurückgefallen. Wenn einer vom anderen abgeschrieben hatte und Herodot unzuverlässig war, dann konnte es ebensogut alles nur ein Märchen sein. Die Berichte aus dem Süden sprachen allerdings eine andere Sprache. Was Strabon anging, so hatte mein Lehrer früher in Tarraco große Stücke auf ihn gehalten, aber seit ich Bridhe getroffen hatte, war ich diesem Autor gegenüber etwas skeptisch. Ausserdem weckte der Bibliothekar in mir die vage Lust, ihm zu widersprechen.
"Hm... ich habe mich einmal mit einer Frau aus Hibernia über ihre Heimat unterhalten, und sie sagte mir, dieses Land sei ganz anders als bei Strabon beschrieben. - Mir scheint es, der Makel liegt eher auf dem Gesehenen, das mit den Wundern des Imaginierten nicht mithalten kann, so dass es uns zwangsläufig ernüchtert und enttäuscht."
Trotzdem erhob ich mich, um gleich mal einen Blick in das Werk zu werfen.
"Wo steht dieses Buch denn?"
Seine Vermutung warum ich das eigentlich wissen wollte, traf natürlich ins Schwarze. Toll, damit hatte ich mal wieder ein Klischee erfüllt. Was macht ein Römer in einer Bibliothek? Er bereitet sich auf den nächsten Feldzug vor.
"Nein. Aber vielleicht der ein oder anderen Karawane, weit im Süden." antwortete ich relativ wahrheitsgemäss. Wenn ich wirklich Blemmyer zu Gesicht bekäme, und heil zurückkäme, dann könnte ich ja einen Bericht über sie schreiben. -
Ich nickte, so tragisch fand ich diese Aussicht auch nicht. Mit dem Schiff wäre bloß praktischer. Aber ich fand es auf jeden Fall erfreulich, dass wir, also die verschiedenen Einheiten, zusammenarbeiten würden.
"Verstehe. Ich danke dir für die Auskunft. Gib mir dann doch bitte Bescheid, wenn ihr genaueres wisst, ich werde es ebenso machen."
Darauf verabschiedete ich mich von dem Tribun, und kehrte nach Nikopolis zurück, und natürlich erstattete ich meinem Kommandanten alsbald Bericht über das was ich in Erfahrung gebracht hatte.