Beiträge von Faustus Decimus Serapio

    Vollkommen gebannt verfolgte ich das Geschehen. Das war unglaublich, das war grossartig! Wenn man sich sonst so die Politik ansah, kam man ja schnell zu dem Schluss, dass Verdienst und Fähigkeiten unwichtig waren, gegenüber den richtigen Verbindungen, und der Fähigkeit sich einzuschmeicheln... - aber der heutige Tag zeigte, dass es doch Fälle gab, in denen der Posten an den Fähigsten ging.
    Ich lächelte begeistert, schwärmerisch, zutiefst überzeugt davon, dass der Kaiser absolut keinen besseren hätte finden können als Artorius Avitus, den (früher) ersten Speer der verdammt besten Legion des Imperiums, und in meinen Augen die Verkörperung des perfekten Soldaten, und des Anführers, der unmenschlich hart aber zugleich immerzu gerecht war - genau die Stütze, die dieser Kaiser, dessen Autorität bei weiten nicht an die seines vergöttlichten Vorgängers heranreichte, brauchte. Ich musste mich echt beherrschen, um nicht gleich meinem Nebenmann voller Stolz zu erzählen, dass ich schon unter Artorius Avitus gedient hatte! Ich hätte auch Fähnchen geschwenkt und gejubelt, wenn es nicht unpassend gewesen wäre, bei dieser steifen Zeremonie, und überhaupt hatte ich gar kein Fähnchen und war würdevoller Teil der Eskorte des Stadtpräfekten.
    A propos, ich war schon neugierig, was der PU, und die ganzen anderen Politiker wohl von dieser Ernennung halten würden. Da wir uns in seiner Nähe postiert hatten, konnte ich den Blick unauffällig über die Gesichter einiger Würdenträger schweifen lassen, das tat ich, und versuchte ein wenig in ihren Mienen zu lesen.

    ~"Es gibt einen Brunnen, gleich dort an der Via Principalis"~, ich zeigte in die Richtung, und war zufrieden dass der Parther anscheinend mitdachte. ~"Ich will dass du dich auch um das Huhn kümmerst. Also, ihm immer Körner gibst, Wasser und frisches Stroh."~
    Ich sah ihm ins Gesicht und erfreute mich an der Vorstellung wie sehr ihn das ärgern musste, solche Instruktionen zu befolgen. In aller Ruhe nahm ich dann eine Schriftrolle aus der Truhe und legte sie ins Regal.
    ~"Noch etwas, du kannst dich hier in diesem Bereich um die Baracken frei bewegen, in anderen Bereichen der Castra hast du nicht verloren, es sei denn ein Auftrag von mir führt dich dorthin. Du wirst auch für mich in der Stadt unterwegs sein, aber kein Herumtreiben mehr! Und sollte hier irgendetwas vermisst werden..."~ - ich legte die Hand auf die Tasche, in der ich immer noch die Waffen trug, die ich ihm abgenommen hatte - "~...von mir, oder von einem meiner Soldaten, dann bist du dran, Tsiáhar."~
    Das sagte ich ganz nüchtern, und meinte es ernst.
    ~"Also an die Arbeit!"~


    Ich räumte weiter die Kiste aus, ordnete meine Schriftrollen im Regal ein. Am Grunde der Kiste fanden sich zwei Theatermasken, die eine stellte den schlafenden Endymion dar, die andere Selene. Nostalgisch hob ich sie heraus, wischte sie sanft mit einem feuchten Tuch ab. Dann nahm ich Hammer und Nägel, und hängte die beiden Masken an zwei gegenüberliegenden Wänden auf, so dass sie sich hätten ansehen können, wenn Endymion die Augen geöffnet hätte.
    ~"Woher kommst du eigentlich, Tsiáhar, aus Edessa?"~, erkundigte ich mich nach einer Weile, während ich gerade meine Tuniken in die Kleidertruhe räumte. Ich hatte Lust mich zu unterhalten, zudem wusste ich so gut wie gar nichts über meinen Sklaven.
    ~"Und was hast du früher gemacht, ich meine ausser Soldat zu sein. Hattest du einen zivilen Beruf? Familie?"~

    Zitat

    Original von Flavia Celerina


    Bona Dea, sie sagte nicht nur 'Salve', sie sprach mich sogar an. Etwas eingeschüchtert von der gewaltigen Präsenz dieser Dame, nickte ich. "Ja genau".
    Silios Lektionen kamen mir wieder in den Sinn... also gab ich mir Mühe, und lächelte ein schneidiges Soldatenlächeln, und blickte ihr direkt in die Augen, als ich mich vorstellte: "Decimus Serapio, zu Deinen Diensten gnädige Frau. Wenn Du erlaubst - ich kenne nur Dein Nomen gentile, würdest Du mir wohl auch Dein Cognomen verraten?"
    Die Gebote schossen in die Höhe, kurz überlegte ich noch, aber bei Dreitausend war für mich dann Schluss. Ein wenig enttäuscht aber nicht wirklich überrascht zuckte ich die Schultern, und verfolgte den Lauf der Versteigerung weiter, aber nur noch als interessierter Beobachter.

    Der Grieche hatte offensichtlich nicht nur auf mich einen guten Eindruck gemacht. Ich rieb mir das, sehr glattrasierte, Kinn und betrachtete ihn weiter, nachdem er meine Frage beantwortet hatte - wie er sich auf dem Podest bewegte, den Gehorsam den er gegenüber dem Sklavenhändler an den Tag legte... und auch seinem Äusseren galt natürlich mein Interesse, denn das Thema Ablenkung beschäftigte mich durchaus noch. Ja doch, er war weder ein Muskelprotz noch ein Schönling aber schlankwüchsig ohne schmächtig zu sein.
    Ich dachte gerade darüber nach, ob man wohl auf eine unverfängliche Weise verlangen könnte, ihn hüllenlos zu sehen. Da begannen die Preise rasch zu steigen, und ich wandte mich zu den beiden Bietern um. Der eine, der in Begleitung eines jungen Mädchens war, schien ganz versessen auf den Sklaven zu sein, die andere war mir vom Sehen bekannt, von der Hochzeit meines ehemaligen Centurios, eine flavische Dame, deren hochelegante Gewänder im parthisch angehauchten Stil mir da ins Auge gesprungen waren.
    Hm...
    "Zweitausendzweihundert!", rief ich dem Sklavenhändler zu, der den Sklaven wirklich mit viel Elan anpries, und ein richtiges Spectaculum aus der Versteigerung machte. Ein Haufen Leute war stehengeblieben, und drängte sich um die Bühne, nicht um zu bieten sondern bloss um zu gucken.
    Als der Blick der flavischen Dame in meine Richtung ging, nickte ich ihr höflich zu und grüsste: "Salve werte Flavia."

    "Danke sehr." Ich nahm die Prüfungsunterlagen entgegen, und spähte sofort auf die Fragen. Aha, ah so, darum ging es also. Wie gut, dass man die Unterlagen mitnehmen durfte, da würde ich später mal einen Rundgang durch die Castra Praetoria machen, um ein paar Dinge genauer anzusehen.
    "Vale!" verabschiedete ich mich von dem Schreiber und machte mich auf den Rückweg.

    Zitat

    Original von Tiberius Octavius Dragonum und Kaeso Caecilius Macro


    Die versprengten Reste der Truppe...unsere Jungs da rausholen... die Verwundeten retten...
    "Zu Befehl Tribun!"
    Obgleich ich immer noch keinen klaren Gedanken fassen konnte, und nur Rauch und Feuer sah, folgte ich ihm, und hetzte hinter den beiden anderen die Stufen hinauf, warf mich hastig zur Seite als ein Stück Treppenabsatz wankte und wegbrach, lief einen rauchgefüllten Gang entlang und hörte meinen pfeifenden Atem, Husten und Keuchen, und immer noch dieses Dröhnen, sah ganz kurz, mit tränenden Augen, verschwommen eine Gestalt, bevor diese in den nächsten Gang eintauchte; und ich fragte mich ganz verwirrt, warum die, die wir retten wollten, anscheinend vor uns flohen - vielleicht hielten sie uns ja für den Feind.
    Wieder schien der Boden unter mir zu wanken, mir war schwindelig und kotzübel. Endlich kam uns ein Hauch von frischer Luft entgegen, dann erreichten wir einen Balkon im hinteren Teil der Villa, wo das Feuer für den Moment noch nicht so weit vorgedrungen war. Ich sah Macros Entsetzen, aber gerade war ich nur noch dazu fähig, mich an dem Geländer festzuhalten, mir das rußige Focale vom Gesicht zu schieben, und in tiefen, tiefen Zügen gierig die nur wenig rauchige Luft einzusaugen. Erst als ich mich etwas klarer fühlte, und nicht mehr meinte, jeden Moment umzukippen, warf ich einen Blick nach unten in den Hof.

    Regale führten tief in den Raum hinein, zwischen ihnen erschien nun ein blasser, unscheinbarer Immunis, der kurz den Probatus musterte, und ihn eher gelangweilt zurechtwies:
    "Kannst du nicht grüssen?"
    Dann warf er einen Blick auf die Tafel, und zog aus dem nächsten Regal zwei Tuniken hervor, eine aus fester dunkelroter Wolle, eine aus ausgewaschenem Leinenstoff. Die legte er vor Paulinus auf den Tisch, dazu kamen nach und nach ein schmuckes Focale, die Tibialiae, ein Subarmalium mit ledernen Pteryges und vielen Gebrauchsspuren, ausserdem ein paar Caligae und ein Cingulum militare.
    "Zieh das mal an", meinte er, "ob's passt.", legte noch eine warme wollene Paenula auf den Haufen und begab sich wieder tiefer in das Zwielicht zwischen den Regalen. Das Scheppern von Metall war zu hören, dann kehrte der Soldat mit einer blanken Lorica segmentata zurück, in der er Helm, Gladius, Pugio und Waffengürtel trug. Ein schweres Scutum in einer Lederhülle kam dazu, eine Hasta, Kochgeschirr und zuletzt noch etwas Kleinkram. Der Soldat legte alles ab, lehnte sich gegen den Tisch und beobachtete müssig den Probatus, wie der sich bei der Anprobe der Ausrüstung wohl anstellen würde.

    Ich runzelte die Stirn bei Decius' Erklärungen wie er an das Schmuckstück gekommen war. Soso. Seine Anspielung überhörte ich entschlossen, aber als auf einmal der Name Hannibal fiel, durchfuhr es mich, wie ein Schlag. Ich presste die Kiefer zusammen, meine Lippen wurden schmal, und meine Hand verkrampfte sich fest um den Anhänger. Lass Dir nichts anmerken, sagte ich mir, bleib kühl, verdammt!, aber diese fiesen, hämischen Worte widerhallten in mir, wie ein Echo: Hannibal, oder seine Freundin. Hannibal. Oder seine Freundin... Hannibal....
    Wut und Eifersucht loderten hellauf, in mir, während ich da am Fenster stand, die Finger so fest um den Anhänger gepresst als wolle ich ihn zerquetschen, stellvertretend für... gewisse Leute.
    Mühsam behielt ich meine Beherrschung, nach aussen hin, atmete tief, entspannte meine Schultern, entkrampfte meine Hand, setzte wieder eine neutrale Miene auf. Aber um ehrlich zu sein - die Mordsache war mir in dem Moment im Vergleich dazu ziemlich egal, und während Redivivus die Befragung fortführte, dachte ich intensiv darüber nach, ob ich nicht die Gelegenheit nutzen sollte, mich an Hannibal zu rächen! Schliesslich hatte Decius ausgesagt, Hannibal hätte ihm den Schmuck verschafft, und wenn der gestohlen war, könnte ich dafür sorgen, dass Hannibal verhaftet würde, als Hehler oder Dieb, und wenigstens eine Zeitlang im Kerker sitzen müsste! In Gesellschaft der Ratten und der stets zu Spässen aufgelegten Gefängniswärter!
    Das würde ihm recht geschehen!, dachte ich gehässig, und wusste doch gleichzeitig schon, dass ich es nicht tun würde - und nicht nur weil ich es unserem ehemaligen Centurio schuldig war, Ärger von seinem Haushalt fern zu halten.


    "Mal sehen was wir noch so finden", murmelte ich, legte den Anhänger aufs Fensterbrett und beugte mich zu der nächsten Truhe. Gerade wollte ich sie öffnen, als mich ein Geräusch ablenkte. Ein Pochen... vom Nachbarn womöglich, die Wände waren dünn in diesen Häusern, aber eigentlich klang es eher so, als käme es da aus dem Wandschrank. Jetzt hatte ich aber genug von Decius' Finten. Schnellen Schrittes ging ich auf den Schrank zu, zog meinen Pugio, und riss mit einem Ruck die Türe auf.

    Ich hatte meine Mittagspause damit verbracht, über den Sklavenmarkt zu schlendern und mich ein bisschen umzusehen. Aber so wirklich ansprechend war das Angebot nicht. Einen Moment lang schwankte ich, bei einem braunäugigen Syrer, ob ich ihn mir nicht kaufen sollte, zur Ablenkung, aber gegenüber dem Bild, das immer noch, immer wieder vor mir aufstieg, schien mir dieser Syrer sehr unzulänglich. Dann lieber gar nicht, beschloss ich missmutig und ging weiter.
    Erst das überschwängliche Anpreisen eines Händlers erregte wieder meine Aufmerksamkeit, und ich trat näher an das Podest, wo der Sklave sich präsentierte. Ich betrachtete den Griechen, der tatsächlich sehr ruhig erschien, aber nicht stumpfsinnig, denn während die Menschen vor dem Podest ihn musterten betrachtete er sie - uns - auch sehr eingehend. Das gefiel mir, und ich beschloss, dass ich gut jemanden gebrauchen konnte, dem ich einen Teil der Verwaltung der Centurie, und die ganze Schreibarbeit, überlassen könnte. Dazu könnte man mit einem gebildeten Griechen bestimmt interessante Diskussionen führen - und er sah auch nicht schlecht aus. Obgleich ich schätzte, dass die angesprochenen Patrizier und Senatoren bei so einem (angeblichen) Muster an Benehmen und Bildung bestimmt gleich mit astronomischen Summen um sich werfen würden, hob ich die Hand und gab einfach mal das Einstiegsgebot ab.
    "Sechshundert!"
    Dann wandte ich mich direkt an den Sklaven, und rief ihm meine Fragen zu, denn ich wollte ihn sprechen hören, der aalglatte Händler konnte einem ja das Blaue vom Himmel erzählen.
    "Xenias, was für einem Herrn hast du bisher gedient, und warum bist du nicht mehr in seinem Besitz?"

    Konnte aber auch sein, dass es ein anderer Mann war. Ich überlegte noch einen Moment, beschloss aber dann, dass es mir eigentlich egal sein konnte.
    "Ja."
    Ich nickte. Soweit hatte ich mich schon informiert, und ich hoffte, dass mir die viele praktische Erfahrung vom Feldzug, wo wir ja Unmengen von Marschlagern gebaut hatten, nützlich sein würde.

    Von der Anmeldung aus eine Treppe hoch, dann der rechte Korridor, alles klar. Die grosse Frage war jetzt aber, zählten bei "vierte Türe links" auch die Durchgänge dazu, die tiefer in Gebäude hineinführten? Sonst waren da nämlich keine vier, es sei denn ich ging weiter den Flur entlang, und bog um die Ecke, aber dann war es nicht mehr wirklich links, mehr geradeaus, und als ich die kleine Türe ausprobierte, die von der Zählung am ehesten passte, fand ich eine Besenkammer vor. Entnervt kehrte ich um, begann noch mal von vorne - und erblickte in einer der Abzweigungen dann mehr zufällig tatsächlich eine Türe, an der Name und Titel, die ich suchte markiert waren. Mit dem dumpfen Verdacht, dass der Kerl mit der Perücke gerne Leute in die Irre schickte, aber immer noch voll Tatendrang, klopfte ich an der Türe.

    Holla, flirtete der etwa mir mir? Ich war mir nicht sicher... nicht dass ich etwas dagegen gehabt hätte, im Gegenteil, aber dann war der Moment auch schon wieder vorbei... Vielleicht hatte er ja doch nur vom Wein gesprochen?
    Ich lauschte Tuktuks Erzählung von seiner Heimat, und versuchte mir das vorzustellen. Die Worte, die da einflossen, klangen ausserordentlich exotisch; ich hatte mal gehört dass Hanno der Seefahrer angeblich einen Fluss 'Bambotus' entdeckt hatte, aber ich hatte keine Vorstellung wo, und ein Fluss noch weiter jenseits lag für mich vollends im Reich der Mythen.
    "Bona Dea, so weit weg", staunte ich, "gibt es viele Ungeheuer dort? Löwen, Chimären... oder den Basilisken, oder das Katoblepas?"
    Man wusste ja, dass sich, weit entfernt von der Zivilisation, an den schattigen Rändern der Welt, so manches Getier herumtrieb, das es hier längst nicht mehr gab. Wie die Löwen, die früher in Thessalien gehaust hatten, und die heute ausgerottet waren.
    Zuerst hatte ich ja gedacht, Tuktuk wäre eher ein Freund von Tucca, da der ihn vorgestellt hatte, und so zwanglos mit ihm sprach, aber jetzt offenbarte er sich doch eindeutig als Sklave. Ich fand das nett, diesen freundschaftlichen Umgang, ja, ich wünschte ich könnte auch so locker mit meinem Sklaven sein - aber der würde das natürlich nicht verstehen, der würde das nur für Schwäche halten.
    "Unbedingt!", meinte ich auf Tuccas Vorschlag zu dritt zu musizieren, und musterte ihn unverhohlen, um dann übermütig hinzuzufügen: "Ich bin sicher, eine Trommel macht so ein Duett noch viel interessanter, und feuriger, das könnte wirklich eine aufregende Kombination sein!"


    Mein Becher war schon wieder leer, und als ich mir nachschenkte, gab der Krug nicht mehr viel her. Doch just kam die Rettung, in Form des Segoviers, der in einem bauchigen Krug vor uns auf den Tisch gestellt wurde. Auch ein weiterer Becher war dabei. Tuktuk hatte zwar sehr bestimmt abgelehnt, aber ich fand immer noch, dass er da eine Menge verpasste, und angetrunken wie ich mittlerweile war, versuchte ich es unverdrossen, man könnte auch sagen penetrant, weiter, ihn zu seinem Glück zu animieren.
    "Sieh mal, Tuktuk", begann ich verschmitzt, nahm den Krug und schwenkte ihn huldigend hin und her, "dies ist die Essenz der saftigen Trauben aus dem wundervollen Segovia, Du findest darin eine Erinnerung an den fruchtbaren Boden, der sie hervorgebracht hat, und an die hohe Kunst des Winzers, und Du schmeckst darin die Kraft der Sonne, und die ganze Leichtigkeit des Sommers! Wein ist Kultur! Lebenselixier! Er belebt den Körper, erfrischt das Blut und erhellt das Gemüt! - Komm, nur ein einziger kleiner Schluck, um wenigstens mit uns anzustossen!" In einem schmalen Strahl goss ich diesen einen (grossen) Schluck in den Becher, und schwärmte: "Hör nur wie temperamentvoll er gluckert, sieh nur wie flammend er funkelt, dieser Wein will getrunken werden - von Dir!"
    Ich schob den Becher vor den Widerstrebenden, beugte mich vor und sah ihm in scherzhaftem Ernst in die Augen.
    "Askese", verkündete ich ihm, "und Verzicht, sind eine ehrenwerte Sache, keine Frage - aber...", und hier hob ich pompös die Hand wie ein Rostraredner, um meinen Punkt zu unterstreichen, "aber wirklich wertvoll sind sie erst dann, wenn Du genau weisst was Dir entgeht! Du musst die Dinge erst ganz auskosten, ihren Wert kennen, und die Freude die sie spenden - um dann wirklich bewusst auf sie verzichten zu können. So ist das, und nicht anders. Ergo musst Du einfach von diesem Wein probieren!"

    Zitat

    Original von Tiberius Octavius Dragonum
    ...er folgte dem Centurio bis in ein schmales Treppenhaus und drückte den Mann dort an die Wand und sah im mit zornes starrem Blick in seine Augen ...


    "Verdammte Scheiße Centurio, reißen sie sich zusammen! Wenn der Feind da draussen ist gilt Schlachtdisziplin! Ich bin hier der ranghöste Offizier und sie werden in Zukunft warten bis ich den Befehl gebe verstanden?"
    ...


    Erschrocken starrte ich in das zornige, russgeschwärzte Gesicht des Tribuns, der mich auf einmal fest im Griff hatte. Verdammt, wie hatte ich den vergessen können? Es war aber nicht Terentius Cyprianus, den ich hier eigentlich eher erwartet hätte... Der Mann trug auch nicht unsere Uniform, gehörte der überhaupt zu uns? Mein Misstrauen regte sich. Auch die Späher hatten uns doch verraten! - Irgendwas stimmte hier nicht... mein Schädel dröhnte, meine Gedanken rasten wild im Kreis, wie ein Wirbelsturm, fassten hier einen Fetzen der Wirklichkeit, und rissen ihn mit sich, nur damit er gleich wieder entglitt, während das Inferno um uns toste, und Bilder daraus hervorbrachen, in einem unsagbar starken Strom, der über mich hinwegbrauste, an mir zerrte, an jeder Faser von mir, und mich ganz mit sich fortreissen wollte, so wie der schnellströmende Fluss die Körper der Toten mit sich schwemmte. Einen sah ich genau... seine ausgebleichte Tunika, die sich aufbauschte, die weisse Gischt um ihn und das tiefe Rot der klaffenden Kehle, noch einmal hoben die Wellen ihn hoch, schüttelten ihn wie eine Puppe, dann zog ihn die Rüstung unaufhaltsam in die Tiefe, die Wogen schlugen über ihm zusammen und er war für immer verschwunden.
    Vollkommen verwirrt, und hilflos, hastete mein Blick umher, versuchte die Rauchschwaden zu durchdringen, hinter denen ich den Feind erahnte, heftete sich einen Moment auf den Augen Macros, aber der sah mich so gequält und mitfühlend an, dass es sich zur Gewissheit verdichtete - irgendetwas war völlig verkehrt hier... irgendwas mit mir. Dennoch liessen die Befehle des Tribuns mich ganz von alleine reagieren, so sehr war mir der Drill in Fleisch und Blut eingegangen. Mich zusammenreissen.
    "Jawohl Tribun!" keuchte ich, zerknirscht über meine Disziplinlosigkeit, und straffte mich, soweit mir das, so an die Wand gedrückt, möglich war. "Verstanden Tribun!"
    In dem heillosen Chaos war das gerade das einzige, was eine Art festen Halt bot - der Tribun hatte das Kommando, er befahl, und ich musste nicht entscheiden was zu tun war, in dem ganzen entsetzlichen Wirrwarr...

    Zitat

    Original von Tiberius Octavius Dragonum und Kaeso Caecilius Macro


    Verdammte Scheiße, das traf die ganze Lage ziemlich genau. Mein Sagum war kaum mehr feucht, es schwelte am Saum, und ich war dankbar für die Decke, die der Vigil mir entgegenhielt. Den Mann schickte uns Fortuna. Schnell schlang ich den nassen Stoff um mich, und nickte entschlossen zu seinen Worten. Im Eiltempo kämpften wir uns den Gang entlang, durch weitere Räume und Durchgänge, die ich in all dem Rauch und Qualm kaum mehr unterscheiden konnte... Der Schweiss lief mir in Bächen herunter, tränkte mein Subarmalium, jeder Herzschlag klang mir als ein Rauschen in den Ohren, und das Atmen schmerzte entsetzlich. Bei jedem Atemzug meinte ich geschmolzenes Blei in meine Lungen zu saugen! Mein Blickfeld trübte sich, ich blinzelte, fixierte angestrengt den Boden vor mir, doch der verwarf sich mit einem Mal vor meinen Füssen, bäumte sich auf und auch die Wände waberten...bebte die Erde?... nein, ich war es, der taumelte. Mein Scutum krachte auf den Boden, ich selbst konnte mich gerade noch an einem Türrahmen aufrecht halten.


    Alles drehte sich um mich, aber was mir noch viel mehr Sorgen machte, das waren die Schemen, die ich im Rauch sah - flatternde Mähnen, wirbelnde Hufe, das Aufblitzen der Lanzen... eine ganze Schar von Reitern, die natürlich nur darauf warteten, dass wir rauskamen, und ihnen in die Lanzen liefen... Der Hufschlag dröhnte mir in den Ohren. Verdammt. Aber noch hatten sie uns nicht erwischt. Die sollten nur kommen. Ich presste die Kiefer aufeinander, kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und zog mein Schwert.
    "Macro...", keuchte ich, richtete mich wieder auf, und blieb neben dem Türrahmen stehen, gut in Deckung vor dem Feind, "das ist... ein verdammter Hinterhalt..."
    Mit der flachen Hand machte ich meinem Kameraden eine energische Geste, die besagte, dass er sich auf der anderen Seite der Türe postieren sollte. Im Häuserkampf hatten wir ja Erfahrung.
    "Aber, bei Mars, wir haben keine Wahl... Gladios stringite! - Vorrücken!"


    Und mit diesen kühnen Worten schob ich mich schnell durch die Türe, sehr heldenmütig, Gladius voran, mit raschen Blicken den Raum nach Feinden prüfend. Es war ein schmaler Treppenschacht, Stufen führten nach oben und zwei Gänge irgendwo in den Rauch... die Parther hatten sich wieder verzogen, jedenfalls sah ich keine, was bekanntlicherweise nicht hiess, dass keine da waren... Aber wir mussten die Kameraden finden, bevor der Feind sie auch vernichtete, wie all die anderen, bevor das Feuer ihnen das Fleisch von den Knochen schmolz und ihre Asche hinauf in den Himmel des Ostens riss, wo der Wind sie über dem fremden Land zerstreuen würde.
    "Commilitones!!" brüllte ich mit ganz heiserer, kratziger Stimme in den Treppenschacht, wo sie verzerrt widerhallte,"seid ihr hier irgendwo?!!!"
    Oh, mein Kopf... benebelt griff ich mir an die Stirn, die schmerzte als ob mir gleich der Schädel zerspringen wollte, und stöhnte. Das Dröhnen der Hufe schwoll immer wieder an und ebbte ab... meine Hand umkrallte das Schwert. Nur das Schwert nicht verlieren. Kampflos würden die mich nicht bekommen.

    Als die Reihe an mir war, trat ich ein, grüsste "Salve", und trat auf den Scriba zu, den ich mir dabei genauer betrachtete. War das nicht der Sturkopf, mit dem ich beim letzten Mal, also bei meinem ersten Besuch, so lange hin und her diskutiert hatte? Ha! Diesmal würde er mir nichts anhaben können. Meinen Helm mit der Crista transversa trug ich gut sichtbar unter dem Arm.
    "Ich bin Centurio Faustus Decimus Serapio, vierte Centurie, erste Cohorte der Cohortes Urbanae, und ich würde gerne das Examen Secundum ablegen."

    "Noch nicht. Oh, danke!"
    Lächelnd nahm ich das Fläschchen entgegen, und bediente mich - eher sparsam, denn es schien mir ein kostbares Öl zu sein, nach Gefäss und Geruch zu schliessen. Hm, der Duft war herrlich! Ich bewegte die Handfläche mit dem Öl vor meiner Nase hin und her und schnupperte, dann reichte ich das Fläschchen zurück und begann das Öl auf meinem Oberkörper zu verteilen, und es mit kreisenden Bewegungen einzureiben - von den Schultern aus wanderten meine Hände über den geschorenen Nacken, die Arme, den Brustkorb, den Rücken soweit ich da hinkam, und verstrichen den fein glänzenden Film dann geniesserisch über Bauch und Flanken. Dabei rührte ich aber nicht an das fest um die Hüften geknotete Tuch, auch nicht als ich mich hinunter beugte und mit dem Rest, der noch an meinen Händen haftete, die Beine einrieb.
    Je länger ich den edlen Spender betrachtete, desto sicherer war ich mir, ihn schon mal gesehen zu haben. Und ich betrachtete ihn durchaus mit wachen Sinnen, denn hier war ich nicht in der Castra, wo ich mir das - mit zugegebenermassen mehr oder weniger Erfolg - streng verbot. Hier musste ich meinen Blick nicht kasteien, und durfte ich mich an meiner Umgebung erfreuen, solange ich nicht starrte. Ich starrte nicht, doch ich erfreute mich, an dem Anblick meines Gegenübers, der ein gutaussehender dunkler Typ war, von harmonisch ausgewogenem Körperbau und auch im Badetuch eine sehr gepflegte Erscheinung. Besonders gefielen mir seine Hände, die sich ausgesprochen elegant bewegten.
    Es lag sicherlich am gleichmachenden Effekt der Thermen, dass ich mir zuerst unschlüssig war woher ich ihn kannte, beziehungsweise ihn schon mal gesehen hatte - dann fiel es mir wieder ein. So ohne Ornat und den ganzen Prunk aussenrum, wirkte er ganz anders.
    "Ach! Hast Du nicht das Opfer zelebriert, bei der Confarreatio von Centurio Flavius Aristides? Ich war dort zu Gast... es war wirklich ein phantastisches Fest."
    Ich wurde ganz ehrfürchtig, und fragte mich, ob es nicht etwas unangebracht war, einen so hochstehenden Priester einfach in den Sand zu werfen? Aber vielleicht würde er ja auch mich einfach in den Sand werfen, ich war zwar körperlich auf der Höhe, aber im Ringen nicht so sonderlich geübt.
    "Wenn ich mich vorstellen darf - Decimus Serapio ist mein Name."

    Zitat

    Original von Kaeso Caecilius Macro und Tiberius Octavius Dragonum


    Bei allen Göttern! Das Knacken im Gebälk liess mir - trotz der Hitze - das Blut in den Adern gefrieren. Mit starren, schreckgeweiteten Augen blickte ich um mich, versuchte trotz Rauch und Qualm etwas zu erkennen. Ein Wandbehang neben mir fing Feuer und loderte mit einem Mal hell auf, Funken stoben durch den Raum einige fielen sengend auf meinen Handrücken. Ich schüttelte sie ab, und spürte dabei kaum den Schmerz. Macro war an meiner Seite, er schien wie aufgeputscht, zeigte keine Furcht, das gab auch mir Mut zurück. Wo lang... gute Frage. Ich wollte gerade auf den nächsten, noch zugänglichen Gang zeigen, als ich hinter uns beiden, verschwommen durch die flirrende Luft, verschleiert durch schwarzen Qualm, eine weitere Gestalt sah - oder waren es zwei...? Wenn ich auch nicht viel von ihnen ausmachen konnte, so sah ich doch, dass der vordere Vigilen-Uniform trug. Für alle Fälle schrie ich, gegen das Brausen des Feuers, so laut ich konnte zu ihm hinüber: "Es sind noch zwei Leute hier drinnen!"
    Der Rauch biss mir in die Kehle, liess mich heftig husten, Tränen trübten meinen Blick.


    Zitat

    Original von PLUTO
    ....um dann dort einen Stützbalken zu versengen. Wie ein Triumph erklang es, als krachend ein Teil Daches einstürzte. Staub, Asche und schwarzer Qualm wurden hochgewirbelt.


    Dann war da ein ohrenbetäubendes Krachen! Mörtelbrocken, Holzsplitter, und Glutstücke flogen uns um die Ohren, als ein grosses Stück Decke an anderen Ende des Raumes einfach wegbrach, und herunter polterte. Der Boden bebte unter unseren Füssen, für einen Moment wurde es vollkommen schwarz um uns, als die ganze Luft von Russ und Staub erfüllt war. Ich kniff die Augen zusammen und hielt die Luft an, fragte mich einen Augenblick lang tatsächlich ob ich noch am Leben war oder ob es mich jetzt erwischt hatte... Langsam sanken die Aschewolken wieder tiefer, und offenbahrten zum einen, dass wir tatsächlich noch lebten, zum anderen das unglaubliche Ausmass der Zerstörung - ein Berg brennender Trümmer erhob sich an der Stelle wo die Decke heruntergekommen war, darüber klaffte freier Himmel, in den sich die Flammen immer höher hinauf türmten.
    Fortuna sei gepriesen! Wir hätten ja auch da drüben stehen können. Die Entscheidung welchen Weg wir weiter nehmen sollten, fiel jetzt nicht mehr schwer, denn nur einer schien überhaupt noch passierbar zu sein, ein Bogengang mit prachtvollen Mosaiken, der anscheinend ein Stück vom Zentrum des Brandes fort führte. Ich zeigte mit ausgestreckter Hand darauf, sah nochmal zu den anderen, bewegte mich dann rasch darauf zu.

    Mein zweiter Gedanke: Da ist jemand getürmt!
    Ich verrenkte mir den Hals und spähte rüber zu dem Durchgang, wo ich Macro und Rupus, unsere 'Reservetruppen', postiert hatte. Da stand keiner mehr, also vermutete ich, dass sie der Sache auf den Grund gegangen waren. Hoffentlich ging das gut, hier auf dem heissen Subura-Pflaster.
    Aber eins nach dem anderen. Natürlich horchte ich währenddessen auf die Befragung. Nachdem der Dicke endlich mal aufgehört hatte zu feixen. Ich war erleichtert, dass Redivivus ganz gelassen blieb, aber verdammt, der blöde Name war gefallen. Vielleicht sollte ich den Miles bestechen, damit er die Sache hier für sich behielt... das war ja sehr einfach in meiner Position. Ja, das musste ich unbedingt machen.
    Ich merkte auf, als Decius vom Rattenbeissen sprach. Gespannt erwartete ich seine Antwort auf die entscheidenden Fragen. Um ihn derweil ein bisschen nervös zu machen, ihn vielleicht etwas aus dem Konzept zu bringen, oder etwas zu finden womit man ihn drankriegen konnte, begann ich mich intensiver umzuschauen.
    "Hm...", machte ich, und hob den Deckel eines Korbes - sah nach Nähzeug aus - spähte in die Ecken, strich die Vorhänge beiseite, und hob mit der Caliga-Spitze die Ecke des Flickenteppichs auf dem Boden ein Stück an. Da... da blitzte doch etwas auf dem Fussboden! Ich beugte mich runter, kniete mich dann hin und kroch halb unter den Tisch. Ach was, da lag ja ein Schmuckstück, ein Anhänger der golden glänzte. Ich hob ihn auf, und kam wieder unter dem Tisch hervor.
    "Hmm..." machte ich wieder, trat zum Fenster, und betrachtete mir das Ding genauer, drehte es hin und her, bemerkte auch, dass es sich aufklappen liess, und tat dies. "So ein Zufall", meinte ich dann in nachdenklichem Tonfall, so als würde ich nur mit mir selbst sprechen "das Ding sieht ja haargenau so aus, wie man uns das Medaillon von dieser Patrizierin beschrieben hat, das man kürzlich bei uns als gestohlen gemeldet hat... Ja wirklich, passt genau... also das ist ja seltsam!"
    Das war nur Theater, aber ich wollte Decius in die Enge treiben - gewiss war er nicht auf saubere Weise an so eine Kostbarkeit gekommen.

    Zitat

    Original von Quintus Germanicus Sedulus und Faustus Octavius Macer


    Immer diese griesgrämigen Mienen. Der Miles liess sich davon nicht stören und tat seine Arbeit.
    "Sauber. - Auch sauber."
    Die Torwachen liessen die beiden passieren, und ein Soldat geleitete sie zur Principa und dem Officium des Praefectus Urbi.





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