“Wie war dein Tag?“ hatte ich ihn gefragt, als er erschienen war, und ich ihn überschwänglich begrüßt und sogleich auf meine herrliche Dachterasse im ägyptischen Stil entführt hatte, wo alles für unser diskretes Stelldichein vorbereitet war, der Wein dekantiert, die Speisen (wie immer aus dem Deversorium Delectationum geholt) köstlich, Icarion unaufdringlich für alle Wünsche bereitstehend, die Seidenkissen dazu einladend, darin zu versinken. Er hatte mir ein wenig von den ermüdend inhaltsleeren Debatten und Intrigen im Senat erzählt, und ich ihm von der letzten Christianerrazzia, Speculatores-Sorgen (nichts geheimes) und dass ich mich manchmal fragte, ob dieses aquilianische Zeitalter des Friedens wirklich so gut war, oder ob es uns nicht allesamt zu sehr verweichlichte...
Aber wie immer kamen wir rasch überein, dem schnöden Alltagsgeschehen in unseren kostbaren gemeinsamen Stunden nicht zu viel Raum zu geben. Wir speisten (unter anderem ein Gericht von Kranichleber, ganz interessant mit süßsauren Marillen gespickt), plauderten über das Stück, das wir neulich im Marcellustheater zusammen gesehen hatten ('Dido und Aeneas' war ein modernes Werk, und ich hatte die einfallsreiche Inszenierung sehr genossen, aber Manius hatte sie leider nur 'medioker' gefunden).
Nach seiner Familie fragte ich nicht, und er auch nicht nach dem Stand meiner Brautschau.
Ein lauer Abendwind fächelte durch die Blätter der Palmen, die in bunten Kübeln die Ränder der Terrasse säumten, ließ die Oscillae leise klimpern. Über der Stadt hing der letzte Rest eines purpurroten Sonnenunterganges, als wir uns in die Arme sanken und vertraut in Leidenschaft verschmolzen. Nur ein wenig lagen wir dann noch beieinander, schläfrig Haut und Haut, und sponnen flüsternd den Traum weiter, wie es wohl wäre, wenn wir in einem gewissen Moment unserer schillernden Vergangenheit tollkühn zusammen nach Achaia durchgebrannt wären.
Dann musste er leider schon wieder los, weil er morgen früh eine kultische Sitzung hatte, und ich eine Stabsbesprechung. Von der Balustrade aus sah ich hinab auf die Straße und blickte seiner geschlossenen Sänfte hinterher, wie sie den Hang des Ianiculums hinab entschwand.
Auf der zerwühlten Kline, an der ich noch seinen feinen Duft nach Narde und Manius erschnuppern konnte, trank ich melancholisch einen letzten Schluck Wein und suchte nach Worten. Denn ich wollte ihm gerne ein Gedicht schreiben, um es ihm in der Woche des Wartens bis zu unserem nächsten Treffen heimlich zuzuspielen. Aber alles was mir einfiel, waren immer nur fremde Worte, aus dem großen Atonshymnus, von der Sonne des Tages, gewaltig an Hoheit.
https://www.imperium-romanum.i…?postid=920147#post920147
https://www.imperium-romanum.i…?postid=920147#post920147
simoff: Der Gastauftritt der MFG ist mit diesem abgesprochen